01. Einführung

Aus Herrenhäuser
Wechseln zu: Navigation, Suche

Fossesholm (Abb. 1–4) ist von einer komplexen Besitz- und Baugeschichte geprägt und vermag gerade dadurch das Herrenhaus als Knotenpunkt eines verzweigten Netzes von wirtschaftlichen und familiären Bezügen zu veranschaulichen. Die heterogene Geschichte der Anlage reicht bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück, wobei für die bauliche Entwicklung das 18. Jahrhundert die wichtigste Phase darstellt.

Die wirtschaftliche Grundlage von Fossesholm lag, wie in Norwegen im 18. Jahrhundert oftmals der Fall, hauptsächlich in der Verarbeitung und dem Export von Holz sowie in der Landwirtschaft. Entscheidend für die Region waren die zu Fossesholm gehörenden Stromschnellen und Wasserfälle in Vestfossen, deren hohes wirtschaftliches Potential früh erkannt wurde und zu einem andauernden und konfliktreichen Wettbewerb führte.[1]

Im 18. Jahrhundert war die Anlage in der Hand einer durch den Holzhandel aufgestiegenen Handelselite, die das Herrenhaus und seinen Garten zunehmend zum baulichen Ausdruck ihres errungenen Status werden ließen. Die Besitzer zählten zu jener ökonomisch starken und international orientierten bürgerliche Schicht, welche die Kunst und Kultur Norwegens zwischen 1750 und 1850 nachhaltig prägte.[2] Fossesholm verdeutlicht so auch die Verschiebung von einem einst adeligen Sitz zu einem Gutshaus ohne Privilegien, deren Wiedererlangung unter den bürgerlichen Besitzern indes intensiv verfolgt und nicht zuletzt symbolisch manifestiert wurde.

3. Erich Gustav Tunmarck, Wanddekor (Auschnitt) in der Storstuen im Erdgeschoss von Fossesholm, 1763
4. Fossesholm, Photographie von Halvor Vreim, 1936, Riksantikvaren Norwegen
Abb. 1. Fossesholm, Ansicht zum Fluss ©Wikimedia Commons
Abb. 2. Fossesholm, Hofseite @Marion Müller
  1. Vgl. zu den Akteuren und Auseinandersetzungen um die Wasserfälle bis zum 16. Jahrhundert näher Sørensen 2022a, S. 19–26.
  2. Vgl. Dietze-Schirdewahn 2008, S. 258.