04. Überblick zur Anlage

Aus Herrenhäuser
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Fossesholm (Abb. 15–19) liegt in Vestfossen in der heutigen Gemeinde Øvre Eiker (Provinz Buskerud, Viken) am Fluss Vestfosselva (Abb. 20), der größte Nebenfluss des Drammenselva. Der Vestfossener Wasserfall war die wichtigste Voraussetzung für den Aufbau des Sägewerks, das jahrhundertelang die hauptsächliche wirtschaftliche Grundlage für Fossesholm bildete. Der zugehörige Besitz umfasste rund 200 000 mål (etwa 197 km2) und erstreckte sich von Hof in Vestfold über große Waldgebiete beiderseits des Eikernsees, über Eiker in Buskerud bis zum Drammensfjord.[1] Um den Eikersee lagen zahlreiche kleine Höfe, die sogenannten Ødegårdene, die Fossesholm unterstanden. Der große Landbesitz war in erster Linie für die Holzressourcen sowie für die Landwirtschaft bedeutsam.

Die heute in Fossesholm erhaltene Anlage des Haupthofs (Abb. 21) ist im Wesentlichen das Ergebnis baulicher Aktivitäten des 18. Jahrhunderts, wobei Gebäude an derselben Stelle bereits seit dem 16. Jahrhundert dokumentiert sind. Das Hauptgebäude, ein auf einem Steinsockel errichteter Holzbau, mit zwei Flügelbauten und weiteren freistehenden Wirtschaftsbauten situiert sich auf einem leicht unebenen und abfallenden Terrain oberhalb des Vestfosselva. Die durchgehende Fassade des Hauptgebäudes liegt deutlich erhöht zum Fluss und der davor laufenden Straße. Das Eingangsportal befindet sich seitlich zwischen Haupt- und Flügelgebäude, somit in Fossesholm keine repräsentative Zufahrt mit entsprechenden Blickachsen geschaffen wurde. Haupt- und Nebengebäude fassen allseitig einen Innenhof ein, wobei die heutige Anordnung in etwa jener des 18. Jahrhunderts entspricht, wenn auch einige der kleineren Holzbauten neueren Datums sind. Die Anlage teilte sich in die Wohn- und Repräsentationsbauten auf der einen und die Wirtschaftsgebäude auf der anderen Seite; ursprünglich war vermutlich auch der Hof durch einen Zaun o.ä. unterteilt und die beiden Bereiche also deutlich voneinander abgegrenzt. An zentraler Stelle des Hofes steht am Schnittpunkt zwischen Herrenhaus und Wirtschaftsareal das pavillonähnliche Posthuset mit Turm, das der Wasserversorgung diente und zugleich einen Gartenpavillon assoziiert (Abb. 22).

Wohl auch weil zum Fluss hin auf dem abfallenden Areal keine weitere nutzbare Fläche bestand, wurde der Garten westlich der Gebäude angelegt. Der Garten konnte vom Haupthaus nicht auf direktem Weg betreten werden, sondern war durch einen torähnlichen Durchgang im Seitengebäude zugänglich. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert wurde er deutlich erweitert und umfasste nun in etwa dieselbe Größe wie die bebaute Hofanlage. Der Garten ist heute größtenteils nicht erhalten; ein einst existierender Gartenpavillon mit umgebendem Teich wurde 2016–2017 rekonstruiert (Abb. 23, 24).

Mit dem Sägewerk, dem Landbesitz und den Ødegårdene stellte Fossesholm ein beachtliches Ensemble dar. Dennoch sind Größe und repräsentativer Anspruch der baulichen Anlage überschaubar: Die Architektur des Herrenhauses spiegelt eine heterogene Entwicklungsgeschichte mit zahlreichen Besitzer- und Pächterwechseln wider, zudem auch die Holzbauweise stetig notwendige Erneuerungen und Neubauten einzelner Häuser mit sich brachte. Die Funktionalität der intensiv genutzten Gebäude stand zweifelsohne lange im Vordergrund. Bei Fossesholm handelt es sich um eine baulich über lange Zeit gewachsene und zahlreichen Veränderungen unterworfenen Anlage, deren Vereinheitlichung und repräsentativere Ausrichtung erst durch Jørgen von Cappelen (Abb. 25) ab den 1760er Jahren mit Nachdruck verfolgt wurde.

Abb. 15. Fossesholm, Ansicht zur Straßenseite ©Thomas Wilke
Abb. 16. Fossesholm, Hof ©Marion Müller
Abb. 17. Fossesholm, Hauptgebäude zur Hofseite ©Thomas Wilke
18. Fossesholm, aufgemalte Säule am Hauptgebäude ©Marion Müller
Abb. 19. Fossesholm, Nebengebäude ©Marion Müller
Abb. 20. Blick von Fossesholm auf den Vestfosselva
22. Fossesholm, Posthuset ©Thomas Wilke
Abb. 23. Fossesholm, Blick auf das ehemalige Gartenareal ©Marion Müller
24. Fossesholm, rekonstruierter Gartenpavillon ©Marion Müller
Abb. 25. Erich Gustav Tunmarck, Jørgen von Cappelen (1715—1785), um 1763, Borgestad gård ©Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ab/J%C3%B8rgen_von_Cappelen_%281715%E2%80%941785%29.jpg