Prebberede/04. Überblick zur Anlage

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Laut Direktorialvermessungskarte 1763[1] (Abb. 24-25) war das Gut Prebberede als Doppelhof organisiert. Die meisten Gebäude, die diesen umschlossen, sind erneut im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)[2] (Abb. 29) dargestellt. Mit Wahrscheinlichkeit wurde in eine bestehende Gutsanlage[3] ab um 1770 ein neues barockes Herrenhaus hineingebaut. Ein aufwendiger Gartenentwurf, ebenfalls von 1764, baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens (Direktorialvermessungskarte 1763) auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes. Das barocke Herrenhaus Prebberede der Familie von Bassewitz liegt am südlichen Ende des Haupthofes der axial ausgerichteten Gutsanlage. (Abb. 8) Zwei mächtige, mit Stroh gedeckte, aus Fachwerk und Backstein errichtete Scheunen bzw. eventuell Ställe flankieren das Hauptgebäude. Eine der Scheunen trug noch 1938 das Baudatum 1732 und gehörte somit einer frühen Bauphase des Gutshofes Prebberede an.[4] Sie blieb erhalten, als das barocke Herrenhaus um 1770 errichtet wurde. Der weite, offene Hof wurde im 18. Jahrhundert nach Norden von zwei quer zu diesem und parallel zum Herrenhaus stehenden (vermutlich Marstall-) Gebäuden abgeschlossen.[5] Inschriften geben die Jahresangaben zu Errichtung bzw. Umbau dieser Gebäude wieder: rechts vom Herrenhaus: 1768/1902, links vom Herrenhaus: 17[6]5/1900).[6]


Ein im September 2023 durch den Bauforscher und Archäologen Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck erstelltes dendrochronologisches Gutachten ergab, dass das Holz (Kiefer) des Kernbaus des Herrenhauses (Abb. 32) Prebberede im Winter 1768/1769 geschlagen wurde. [7] Das wohl ab um 1770 erbaute Herrenhaus (Abb. 2, 33-34) ist ein zweigeschossiges, elfachsiges, im Erdgeschoss massiv errichtetes, im Obergeschoss außen gemauertes, innen aus Fachwerk konstruiertes barockes Gebäude. Es zeigt einen Putzsockel, eine Putzpilastergliederung in Wandfeldern von je zwei Achsen und ein hohes Mansarddach (Biber) mit steiler unterer Neigung und Standgauben. Ein Geschossgesims hinterläuft die Pilaster. Die Mitte der vorderen (ehemals hofseitigen) und rückseitigen (Garten-) Fassaden sind durch identische dreiachsige, mit Dreiecksgiebeln bekrönte Mittelrisalite betont. Mittig liegen die Portale mit Freitreppen. Im (ehemals hofseitigen) Fassadengiebel wird das Allianzwappen (Abb. 37) Bassewitz/Lützow[8] präsentiert. Die Pilasterkapitelle (Abb. 38) zeigen Köpfe und Kriegsembleme. Die Fenster sitzen in Sandsteinfassungen mit geradem Sturz und Schlussstein.[9] Die in Prebberede während der 1990er Jahre beschäftigten Restauratoren äußerten die Vermutung, dass das Herrenhaus in der Bauzeit und bis in die frühen Jahre des 19. Jahrhunderts backsteinsichtig gewesen sein könnte (und danach für eine gewisse Zeit verputzt).[10] Damit wird es auch auf dieser Ebene vergleichbarer mit den Herrenhäusern Plüschow (Link extern zu: Plüschow Abschnitt 7 Architektur) (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, historisch Mecklenburg-Schwerin) und Pronstorf (Link extern zu: Pronstorf Abschnitt 7 Architektur) (Deutschland, Schleswig-Holstein, historisch Herzogtum Holstein).

Ein eventuell um 1764 gestalteter Barockgarten könnte sowohl nach Süden als auch nach Osten exponiert gelegen haben.[11] Der 1906 durch Adolf Graf von Bassewitz veröffentlichte „(…) Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (Abb. 29), datiert auf jenes Jahr 1764, gibt jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Entwurfsplan wieder.[12]

Die möglicherweise während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Teilen erneuerte Gutsanlage Prebberede ist mit der nach barocken siedlungsplanerischen und wirtschaftlichen Überlegungen als Einheit geplanten Gutsanlage in Plüschow (Verlinkung extern zu: Plüschow Abschnitt 10 Gutsanlage) (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, historisch Mecklenburg-Schwerin) vergleichbar. Beide Gutsanlagen sind als rechteckiger großer Hof mit angrenzenden Wirtschaftsbauten und dem repräsentativen Herrenhaus an einer der Stirnseiten ausgeführt (Abb. 8, 39).

Eine Gutshoferweiterung Prebberedes nach Norden, ausgeführt vermutlich erst im 19. Jahrhundert, erfolgte im Hinblick auf einen Schwerpunkt in der Pferdezucht. Die „Historisch-Topografische Karte der Preußischen Landesaufnahme, M 1:25.000, Messtischblatt 2040 Laage, Reichsamt für Landesaufnahme, 1884, einzelne Nachträge 1932“[13] (Abb. 40), zeigt neben den heute noch erhaltenen zwei (Mar-) Stall-Gebäuden vier weitere Gebäude sowie eine Reithalle. Im Anschluss an den barocken Gutshof bildeten die Ställe, die zusätzlichen Gebäude sowie die Reithalle einen eigenen Gebäudekomplex und einen zweiten Hofbereich. Auf einer Achse lag nun der Eingang der Reithalle der Front des Herrenhauses gegenüber (Abb. 9).[14]

Durch die von geosphere austria im Bereich des Gestütsplatzes (Nutzung als solcher mindestens während des 19. Jahrhundert) 2023 vorgenommene Bodenradarmessung[15] (siehe Bodenradarmessung) kann ein nördlich des linken historischen Marstallgebäudes liegendes Mauerfragment nachgewiesen werden. Es verläuft rechtwinklig und weist auf eine ehemalige Gebäudekante hin.

Abb. 29 „Der Plan von Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“, in: Bassewitz 1906, S. 328.
Abb. 8 Blick in den Gutshof von Prebberede, Foto Karl Eschenburg vermutlich 1920er Jahre, in privatem Besitz.
Abb. 32 Ritzung „Anno 1773“ an einem der Schornsteine im Dachstuhl von Prebberede, Foto: Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin).
Abb. 2 Herrenhaus Prebberede 2, Foto: Ulrike Gawlik 2022.
Abb. 33 Herrenhaus Prebberede, Gartenfront 1, zur Zeit des Bestehens der DDR, Privatbesitz.
Abb. 34 Herrenhaus Prebberede, Gartenfront 2, zur Zeit des Bestehens der DDR, Privatbesitz.
Abb. 37 Herrenhaus Prebberede, Allianzwappen, Foto: Luisa Maria Lück 2023.
Abb. 38 Herrenhaus Prebberede, Kapitell, Foto: Luisa Maria Lück 2023.
Abb. 39 historisches Foto: Herrenhaus Plüschow, Gutshof mit Schafstall und Scheunen, um 1927, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.
Abb. 40 Historisch-Topografische Karte der Preußischen Landesaufnahme, M 1:25.000, Messtischblatt 2040 Laage, Reichsamt für Landesaufnahme, 1884, einzelne Nachträge 1932.
  1. „Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.
  2. „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764), Bassewitz 1906, S. 328.
  3. Adolf Graf von Bassewitz spricht 1906 von einem „Situationsplan“, S. 325.
  4. Vgl.: Panorama Gutshof Prebberede, Karl Eschenburg vermutlich 1920er Jahre, in privatem Besitz; Gräbke, Hans Arnold: „Studienfahrten des Vereins für Rostocker Altertümer, 24. September 1938, Herbstfahrt: Drei Kulturstätten des mecklenburgischen Barock und Rokoko, die Schlösser Diekhof, Zapkendorf und Prebberede“, Druck: Rostock, Carl Hinstorffs Hofbuchdruckerei, in: Universitätsbibliothek Rostock, Mk – 12075 (20), mit freundlichem Hinweis durch Alexander Schacht, v.s. Prebberede, s.p. Ein Vergleich des Fotos von 1938 mit den abgerissenen Scheunen von Prebberede mit z.B. der bestehenden Gutsanlage von Rixdorf in Schleswig-Holstein sollte angestrebt werden. Hier zeigen sich Ähnlichkeiten.
  5. Vgl.: „Der Plan von Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“, in: Bassewitz 1906, 328.
  6. Vgl.: Gespräch mit Alexander Schacht am 29.05.2024. Eine Änderung der Dachform vom Mansarddach zum Sattelflachdach erfolgte bei der Renovierung um 1900. Ein Gespräch mit dem heutigen Besitzer des Anwesens Prebberede im Juni 2024 erbrachte folgende Überlegung: Die (Mar-)Ställe könnten von Beginn an als Pferdeställe gebaut worden sein und vielleicht der Unterbringung von Zuchtstuten gedient haben. Dies wäre mehr als 20 Jahre vor dem Bau des Zuchtgestüts (Friedrich-Wilhelm-Gestüt) und des Landgestüts (Lindau) – heute Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse – durch den sächsischen Bauinspektor Ephraim Wolfgang Glasewald 1788-1791 von hoher Bedeutung. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburgisches_Haupt-_und_Landgestüt_Neustadt/Dosse#Geschichte (28.06.2024).
  7. Vgl.: Im September 2023 durch Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin) erstelltes dendrochronologisches Gutachten.
  8. Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783) heiratete Maria Elisabeth von Lützow (1722-1794).
  9. Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023.
  10. Mündliche Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Juni 2024.
  11. Vgl.: Krauß/Fischer, 2002, Bd. 2, S. 139.
  12. Bassewitz 1906, S. 325.
  13. Online einsehbar in: https://www.geoportal-mv.de/portal/Geodatenviewer/GAIA-MVlight, v.s.: Prebberede (14.06.2024).
  14. Foto: „Der Gutshof von Prebberede“, in: Bassewitz 1906, S. 325.
  15. Prebberede_rad_interpretation.jpg, geosphere austria 2024.