Hiiu-Suuremõisa/04. Besitzverhältnisse 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen
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Nachdem [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17373 Axel Julius De la Gardie] die Dagöer Güter durch die Reduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356 Karl XI.] 1691 verloren hatte, wurden die Ländereien an verschiedene baltische adlige Familien verpachtet. | [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17379 Jakob De la Gardie] kaufte das Gut zusammen mit einer Anzahl weiterer Ländereien auf der estnischen Insel Dagö|Hiiumaa im Jahr 1624 vom Schwedischen König [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q52938&oldid=2260010757 Gustav II. Adolph]. Eine erste Erwähnung des Namens ''Großenhof'' ist laut Carl Meißner 1633 nachweisbar. <ref name="ftn235">Vgl. Meißner (Hg.) 1913, S. 18, 19</ref> Nachdem dessen Sohn [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17373 Axel Julius De la Gardie] die Dagöer Güter durch die Reduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356 Karl XI.] 1691 verloren hatte, wurden die Ländereien an verschiedene baltische adlige Familien verpachtet.<ref name="ftn231">Vgl. Vello Kaskor in: Maiste 2023, S. 213 (Fußnote 366). Estnische Übersetzungen ins Deutsche mittels ChatGpt.</ref> | ||
Der jüngste Sohn der Gräfin, [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q12365015&oldid=2130399606 Jakob Pontus Stenbock], erbte das Gut Großenhof, das nach deren Tod auf einen Wert von 40.000 Rubel geschätzt wurde.<ref name="ftn233">RA EAA.1423.1.265, Bl. 1.</ref> Jakob Pontus verpfändete Großenhof|Suuremõisa 1796 an [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q2040258&oldid=2217160372 Otto Reinhold Ludwig von Ungern-Sternberg]. Das Gut ging in den Besitz der Familie Ungern-Sternberg über und blieb es bis ins 20. Jahrhundert.<ref name="ftn234">Vgl. Meißner (Hg.) 1913, S. 19.</ref> | |||
Eine erste Erwähnung | Eine erste Erwähnung des Namens ''Großenhof'' ist laut Carl Meißner 1633 nachweisbar. | ||
Ob der spätere barocke Bau, der zwischen 1755 und 1772 entstanden sein soll,<ref name="ftn236">Vgl. Meißner (Hg.), S. 19; ergänzend vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52.</ref> an der gleichen Stelle des alten Hauses errichtet wurde, | Ob der spätere barocke Bau, der zwischen 1755 und 1772 entstanden sein soll,<ref name="ftn236">Vgl. Meißner (Hg.), S. 19; ergänzend vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52.</ref> an der gleichen Stelle des alten Hauses errichtet wurde, ist bisher nicht belegt. Größere Umbauten sowohl im Inneren des Hauses als auch Außen wurden erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Ewald von Ungern-Sternberg (1824-1899) angeordnet.<ref name="ftn237">Vgl. <span style="color:#000000;">ERA.5025.2.13679, A-11556, Tallinn/ Tartu 2011, S. 5 (7). </span></ref> | ||
== | ==Kurzbiografie der Bauherrin Ebba Margareta Stenbock, geb. De la Gardie== | ||
Bauherrin des heute noch erhaltenen Herrenhauses war Gräfin Ebba Margareta De la Gardie [Abb.]. Sie<span style="color:#2f5496;"> </span>wurde am 24. November 1704 in Reval|<span style="color:#808080;">Tallinn</span> als einziges Kind des Grafen<span style="color:#2f5496;"> </span>[https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q5618759&oldid=1852737114 Adam Carl De la Gardie]<span style="color:#2f5496;"> </span>und <span style="color:#000000;">Anna Juliana Horn af Kanckas </span>(1667-1753) geboren.<span style="color:#000000;"><ref name="ftn215">Postkarte mit dem Portrait der Gräfin, in der Datenbank falsches Todesjahr vermerkt: https://www.muis.ee/museaalView/667176 [2024-03-05]; vgl. Genealogie: https://t1p.de/gn41e [2024-09-12].</ref></span> Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie in der schwedischen Provinz Estland, wo ihr Vater zu Beginn von 1700 bis 1710 als Kommandant in Reval stationiert war. Nach der verlorenen [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q152486&oldid=2243624594 Schlacht bei Poltawa], kehrte die Familie ins Königreich Schweden zurück.<ref name="ftn216">Vgl. Anrep 1858, Bd.1, S. 562.</ref> Am 8. November 1722 heirate Ebba Margareta ihren Cousin zweiten Grades [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q75445648&oldid=2222855481 Fredrik Magnus Stenbock] [Abb.] in der ''St. Jakobskirche'' in Stockholm.<ref name="ftn218">Stockholms stadsarkiv (depå: Liljeholmskajen), SE/SSA/00008/C I a/12, Fol. 474. HYPERLINK: https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0054698_00249.</ref> | Bauherrin des heute noch erhaltenen Herrenhauses war Gräfin Ebba Margareta De la Gardie (1704-1775) '''[Abb.]'''. Sie<span style="color:#2f5496;"> </span>wurde am 24. November 1704 in Reval|<span style="color:#808080;">Tallinn</span> als einziges Kind des Grafen<span style="color:#2f5496;"> </span>[https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q5618759&oldid=1852737114 Adam Carl De la Gardie]<span style="color:#2f5496;"> </span>und <span style="color:#000000;">Anna Juliana Horn af Kanckas </span>(1667-1753) geboren.<span style="color:#000000;"><ref name="ftn215">Postkarte mit dem Portrait der Gräfin, in der Datenbank falsches Todesjahr vermerkt: https://www.muis.ee/museaalView/667176 [2024-03-05]; vgl. Genealogie: https://t1p.de/gn41e [2024-09-12].</ref></span> Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie in der schwedischen Provinz Estland, wo ihr Vater zu Beginn von 1700 bis 1710 als Kommandant in Reval, dem heutigen Tallinn, stationiert war. Nach der verlorenen [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q152486&oldid=2243624594 Schlacht bei Poltawa], kehrte die Familie ins Königreich Schweden zurück.<ref name="ftn216">Vgl. Anrep 1858, Bd.1, S. 562.</ref> Am 8. November 1722 heirate Ebba Margareta ihren Cousin zweiten Grades [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q75445648&oldid=2222855481 Fredrik Magnus Stenbock] '''[Abb.]''' in der ''St. Jakobskirche'' in Stockholm.<ref name="ftn218">Stockholms stadsarkiv (depå: Liljeholmskajen), SE/SSA/00008/C I a/12, Fol. 474. HYPERLINK: https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0054698_00249.</ref> | ||
Die Gräfin Ebba Margareta legte in ihrem 70 Jahre dauernden Leben weite Distanzen zurück. Ihr Weg führte sie zunächst als Kind aus den schwedischen Provinz Estland nach Schweden. Rund 27 Jahre lebte sie dort. In Schweden brachte sie fast alle ihre Kinder zur Welt. Mit den Kindern und ihrem Mann wechselte sie mehrmals den Wohnort: Die Familie lebte in Stockholm, im südlichen Skåne und im südwestlich gelegenen Halland. Um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln, reiste Ebba Margareta 1753 nach Südwestfinnland.<ref name="ftn219">Vgl. Suomalaisen Kirjallisuuden Seura: Suomi: kirjoituksia isänmaallisista aineista 1860, Helsinki 1862, S. 246-247. Digitalisat: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb11045282 [2024-04-15].</ref> Ende der 1730er Jahre zog sie mit ihrer Familie zurück nach Estland. Zunächst lebte sie in Kolga und Reval|<span style="color:#808080;">Tallinn</span> und ab 1755, inzwischen zehn Jahre verwitwet, vermutlich überwiegend auf die Insel Dagö|<span style="color:#808080;">Hiiumaa</span>.<ref name="ftn220">Vgl. Stenbock 1937, 29-30.</ref> | Die Gräfin Ebba Margareta legte in ihrem 70 Jahre dauernden Leben weite Distanzen zurück. Ihr Weg führte sie zunächst als Kind aus den schwedischen Provinz Estland nach Schweden. Rund 27 Jahre lebte sie dort. In Schweden brachte sie fast alle ihre Kinder zur Welt. Mit den Kindern und ihrem Mann wechselte sie mehrmals den Wohnort: Die Familie lebte in Stockholm, im südlichen Skåne und im südwestlich gelegenen Halland. Um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln, reiste Ebba Margareta 1753 nach Südwestfinnland.<ref name="ftn219">Vgl. Suomalaisen Kirjallisuuden Seura: Suomi: kirjoituksia isänmaallisista aineista 1860, Helsinki 1862, S. 246-247. Digitalisat: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb11045282 [2024-04-15].</ref> Ende der 1730er Jahre zog sie mit ihrer Familie zurück nach Estland. Zunächst lebte sie in Kolga und Reval|<span style="color:#808080;">Tallinn</span> und ab 1755, inzwischen zehn Jahre verwitwet, vermutlich überwiegend auf die Insel Dagö|<span style="color:#808080;">Hiiumaa</span>.<ref name="ftn220">Vgl. Stenbock 1937, 29-30.</ref> | ||
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Ebba Margareta und Fredrik Magnus hatten dreizehn Kinder, von denen drei im Kindesalter starben. Der Großteil ihrer Kinder konnte in Schweden und Estland beruflich erfolgreich werden: die Söhne als russische Militärs und einige der Töchter als einflussreiche Hofdamen im schwedischen Königshaus.<ref name="ftn221">Vgl. Stenbock 1937, 29-30.</ref> | Ebba Margareta und Fredrik Magnus hatten dreizehn Kinder, von denen drei im Kindesalter starben. Der Großteil ihrer Kinder konnte in Schweden und Estland beruflich erfolgreich werden: die Söhne als russische Militärs und einige der Töchter als einflussreiche Hofdamen im schwedischen Königshaus.<ref name="ftn221">Vgl. Stenbock 1937, 29-30.</ref> | ||
Nach der Restitution einer Zahl Güter auf Dagö durch die russische Kaiserin [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q130752&oldid=2256265213 Elisabeth I]., kehrte Ebba Margareta mit einigen ihrer Kinder 1755 auf die Insel zurück. Dort ließ sie zwischen 1755 und 1772 das heute noch erhaltene Herrenhaus Großenhof|<span style="color:#808080;">Suuremõisa </span>bauen.<ref name="ftn222">Vgl. Meißner (Hg.), S. 19; ergänzend vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52.</ref> Der Bau | Nach der Restitution einer Zahl Güter auf Dagö durch die russische Kaiserin [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q130752&oldid=2256265213 Elisabeth I]., kehrte Ebba Margareta mit einigen ihrer Kinder 1755 auf die Insel zurück. Dort ließ sie zwischen 1755 und 1772 das heute noch erhaltene Herrenhaus Großenhof|<span style="color:#808080;">Suuremõisa </span>bauen.<ref name="ftn222">Vgl. Meißner (Hg.), S. 19; ergänzend vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52.</ref> Der Bau nahm beinahe die gesamte letzte Lebensphase der Gräfin ein. Drei Jahre nach Vollendung der Dreiflügelanlage verstarb sie am 10. September 1775 nach einer drei Monate andauernden Krankheit im Alter von 70 Jahren.<ref name="ftn223">Vgl. RA EAA.31771.1.14 (Kirchenbuch 1744-1776), S. 351.</ref> | ||
Die Forschungsauffassung, die Bauherrin von Großenhof habe über große Reichtümer verfügt<ref name="ftn224"><span style="background-color:#ffffff;">Vgl. z.B. Hein 2017, S. 85. Anmerkung der Verfasserin: Zum Leben und der Rolle der Gräfin als Bauherrin und Patronin verfasse ich z.Zt. eine Doktorarbeit. Aus diesem Grund bitte ich um Verständnis, dass ausführlichere Auswertungen erst im Rahmen der Dissertation veröffentlicht werden.</span></ref>, bestätigt sich derzeit nicht. Vielmehr zeichnet sich ab, dass Ebba Margareta ihre Bauprojekte auf Dagö|<span style="color:#808080;">Hiiumaa </span>mit großer organisatorischer, aber auch finanzieller Anstrengung umsetzen konnte. Die Gräfin und ihr Mann wuchsen mit den Auswirkungen der Reduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356 Karls XI.] auf. Obwohl Ebba Margareta De la Gardie zu einer der angesehensten und über einige Zeit wohlsituiertesten schwedischen Familien gehörte, deuten verschiedenen Quellen an, dass ihr Leben in finanziellen und familiären Belangen nicht problemlos verlief. Ohne je völlig mittellos gewesen zu sein, war der große Reichtum ihrer Vorfahren für sie in der einstigen Fülle nicht mehr greifbar.<ref name="ftn225"><span style="background-color:#ffffff;">Auswahl von Quellen, die fi</span>nanzielle Engpässe andeuten: zur Verschuldung der Familie vgl. Stenbock 1937, S. 29; Korrespondenz Fredrik Magnus Stenbock mit Christian von Barnekow zu Schulden: LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK, De la Gardieska Samlingen, Släktarkiven, Volym 4:3; Rechtsschreiben der Gräfin Ebba Margareta für ihren Sohn anlässlich der Schuldenaufnahme und Verpflichtung der Rückzahlung von 20.000 Rubel durch die Gräfin (1756): Riksarkivet Vadstena, Herrborums gårds arkiv , F II g 15. Verluste der Vorfahren durch die Reduktion Karls XI. können im ''Svensk biografiskt lexikon'' nachglesen werden, z.B. Axel Julius De la Gardie. Über Ebba Margaretas Vater, Adam Carl De la Gardie | ===Zur Finanzlage der Gräfin=== | ||
Die Forschungsauffassung, die Bauherrin von Großenhof habe über große Reichtümer verfügt<ref name="ftn224"><span style="background-color:#ffffff;">Vgl. z.B. Hein 2017, S. 85. Anmerkung der Verfasserin: Zum Leben und der Rolle der Gräfin als Bauherrin und Patronin verfasse ich z.Zt. eine Doktorarbeit. Aus diesem Grund bitte ich um Verständnis, dass ausführlichere Auswertungen erst im Rahmen der Dissertation veröffentlicht werden.</span></ref>, bestätigt sich derzeit nicht. Vielmehr zeichnet sich ab, dass Ebba Margareta ihre Bauprojekte auf Dagö|<span style="color:#808080;">Hiiumaa </span>mit großer organisatorischer, aber auch finanzieller Anstrengung umsetzen konnte. Die Gräfin und ihr Mann wuchsen mit den Auswirkungen der Reduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356 Karls XI.] auf. Obwohl Ebba Margareta De la Gardie zu einer der angesehensten und über einige Zeit wohlsituiertesten schwedischen Familien gehörte, deuten verschiedenen Quellen an, dass ihr Leben in finanziellen und familiären Belangen nicht problemlos verlief. Ohne je völlig mittellos gewesen zu sein, war der große Reichtum ihrer Vorfahren für sie in der einstigen Fülle nicht mehr greifbar.<ref name="ftn225"><span style="background-color:#ffffff;">Auswahl von Quellen, die fi</span>nanzielle Engpässe andeuten: zur Verschuldung der Familie vgl. Stenbock 1937, S. 29; Korrespondenz Fredrik Magnus Stenbock mit Christian von Barnekow zu Schulden: LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK, De la Gardieska Samlingen, Släktarkiven, Volym 4:3; Rechtsschreiben der Gräfin Ebba Margareta für ihren Sohn anlässlich der Schuldenaufnahme und Verpflichtung der Rückzahlung von 20.000 Rubel durch die Gräfin (1756): Riksarkivet Vadstena, Herrborums gårds arkiv , F II g 15. Verluste der Vorfahren durch die Reduktion Karls XI. können im ''Svensk biografiskt lexikon'' nachglesen werden, z.B. Axel Julius De la Gardie. Über Ebba Margaretas Vater, Adam Carl De la Gardie: siehe Artikel Magnus Julius De la Gardie.</ref> | |||
Nach den Güterenteignungen Karls XI. hatte es nur ein Verwandter der Gräfin Ebba Margareta mit seiner Familie erneut politisch und finanziell an die Spitze der schwedischen Gesellschaft geschafft | Nach den Güterenteignungen Karls XI. hatte es nur ein Verwandter der Gräfin Ebba Margareta mit seiner Familie erneut politisch und finanziell an die Spitze der schwedischen Gesellschaft geschafft: Ihr Onkel [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382 Magnus Julius De la Gardie] heiratete mit Anfang Vierzig die vierzehnjährige [https://www.skbl.se/sv/artikel/HedvigCatharinaLillie Hedvig Catharina Lillie] eine der reichsten Partien Schwedens. Sie war die Enkeltochter eines der Hauptakteure und Profiteure der Reduktionszeit, [https://www.wikidata.org/w/index.php?title=Q5427694&oldid=2249503471 Fabian Wrede]. Da sie und ihre Mutter die einzigen Erbinnen des einstigen Präsidenten des Reduktionskollegiums blieben, brachte Hedvig Catharina achtzehn Güter in die Ehe ein. Die Anwesen, zu denen auch ehemalige Güter der De la Gardie gehörten, lagen verstreut in verschiedenen schwedischen Landschaften, in finnischen Provinzen, in Pommern und in Stockholm. Finanziell bestens ausgestattet, beeinflusste Magnus Julius nach einer Zeit als Militär, als Riksråd (Reichrat), Hofmarschall und Parteigänger der frankreichfreundlichen Adelsfraktion (Partei der Hüte) die schwedische Politik. Mit seinem Bruder Adam Carl, dem Vater Ebba Margaretas, stritt Magnus Julius unter anderem um den Herrensitz Tullgarn. Magnus Julius konnte sich schlussendlich gegen den eigentlichen Erben – Adam Carl – erfolgreich durchsetzen.<ref name="ftn226">Vgl. Böregård, Annika: Släktarkiven De la Gardie, Universitätsbibliothek Lund 2008. Digitalisat: http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:alvin:portal:record-70137, Volym 154:2 + Volym 181:1; Söderberg, Tom: Magnus Julius De la Gardie, <span style="color:#0563c1;">h</span>[https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382 ttps://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382], Svenskt biografiskt lexikon'' ''[2024-03-28].</ref> Ebba Margaretas Onkel starb 1741 als ein sehr reicher Mann, dessen Wohlstand bis zuletzt auf den Werten der beweglichen und unbeweglichen Güter seiner Frau Hedvig Catharina Lillie basierte.<ref name="ftn227">Vgl. Söderberg, Tom: Magnus Julius De la Gardie, https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382, Svenskt biografiskt lexikon'' ''[2024-03-28].</ref> | ||
Von einem Leben im Mittelpunkt der Gesellschaft, ausgestattet mit Land und nicht versiegender Geldquelle waren Ebba Margareta De la Gardie und ihr Ehemann Fredrik Magnus Stenbock weit entfernt. Anhand der | Von einem Leben im Mittelpunkt der Gesellschaft, ausgestattet mit Land und nicht versiegender Geldquelle waren Ebba Margareta De la Gardie und ihr Ehemann Fredrik Magnus Stenbock weit entfernt. Anhand der noch nicht abschließend erforschten Archivalien zeigt sich, dass die Gräfin – zumindest zeitweilig – finanziell begrenzte Möglichkeiten zu haben schien. Das Herrenhaus Großenhof sollte auch darum kostengünstig alle Ressourcen der Insel in sich aufnehmen. | ||
|[[Datei:Portrait Gräfin Ebba Margarete Stenbock, ca. 1730.jpg|mini|Abb. 3 Unbekannter Maler (Olof Arenius?), Porträt Ebba Margareta Stenbock, geb. De la Gardie, ca. 1730]][[Datei:Abb.2 Porträttsaml Stenbock F M.jpg|mini|Abb. 4 Lorens Pasch (?) oder George Desmarées (?), Portrait Fredrik Magnus Stenbock ]] | |||
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Aktuelle Version vom 13. März 2025, 16:05 Uhr
Jakob De la Gardie kaufte das Gut zusammen mit einer Anzahl weiterer Ländereien auf der estnischen Insel Dagö|Hiiumaa im Jahr 1624 vom Schwedischen König Gustav II. Adolph. Eine erste Erwähnung des Namens Großenhof ist laut Carl Meißner 1633 nachweisbar. [1] Nachdem dessen Sohn Axel Julius De la Gardie die Dagöer Güter durch die Reduktion Karl XI. 1691 verloren hatte, wurden die Ländereien an verschiedene baltische adlige Familien verpachtet.[2] Der jüngste Sohn der Gräfin, Jakob Pontus Stenbock, erbte das Gut Großenhof, das nach deren Tod auf einen Wert von 40.000 Rubel geschätzt wurde.[3] Jakob Pontus verpfändete Großenhof|Suuremõisa 1796 an Otto Reinhold Ludwig von Ungern-Sternberg. Das Gut ging in den Besitz der Familie Ungern-Sternberg über und blieb es bis ins 20. Jahrhundert.[4] Eine erste Erwähnung des Namens Großenhof ist laut Carl Meißner 1633 nachweisbar. Ob der spätere barocke Bau, der zwischen 1755 und 1772 entstanden sein soll,[5] an der gleichen Stelle des alten Hauses errichtet wurde, ist bisher nicht belegt. Größere Umbauten sowohl im Inneren des Hauses als auch Außen wurden erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Ewald von Ungern-Sternberg (1824-1899) angeordnet.[6]
Kurzbiografie der Bauherrin Ebba Margareta Stenbock, geb. De la GardieBauherrin des heute noch erhaltenen Herrenhauses war Gräfin Ebba Margareta De la Gardie (1704-1775) [Abb.]. Sie wurde am 24. November 1704 in Reval|Tallinn als einziges Kind des Grafen Adam Carl De la Gardie und Anna Juliana Horn af Kanckas (1667-1753) geboren.[7] Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie in der schwedischen Provinz Estland, wo ihr Vater zu Beginn von 1700 bis 1710 als Kommandant in Reval, dem heutigen Tallinn, stationiert war. Nach der verlorenen Schlacht bei Poltawa, kehrte die Familie ins Königreich Schweden zurück.[8] Am 8. November 1722 heirate Ebba Margareta ihren Cousin zweiten Grades Fredrik Magnus Stenbock [Abb.] in der St. Jakobskirche in Stockholm.[9] Die Gräfin Ebba Margareta legte in ihrem 70 Jahre dauernden Leben weite Distanzen zurück. Ihr Weg führte sie zunächst als Kind aus den schwedischen Provinz Estland nach Schweden. Rund 27 Jahre lebte sie dort. In Schweden brachte sie fast alle ihre Kinder zur Welt. Mit den Kindern und ihrem Mann wechselte sie mehrmals den Wohnort: Die Familie lebte in Stockholm, im südlichen Skåne und im südwestlich gelegenen Halland. Um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln, reiste Ebba Margareta 1753 nach Südwestfinnland.[10] Ende der 1730er Jahre zog sie mit ihrer Familie zurück nach Estland. Zunächst lebte sie in Kolga und Reval|Tallinn und ab 1755, inzwischen zehn Jahre verwitwet, vermutlich überwiegend auf die Insel Dagö|Hiiumaa.[11] Ebba Margareta und Fredrik Magnus hatten dreizehn Kinder, von denen drei im Kindesalter starben. Der Großteil ihrer Kinder konnte in Schweden und Estland beruflich erfolgreich werden: die Söhne als russische Militärs und einige der Töchter als einflussreiche Hofdamen im schwedischen Königshaus.[12] Nach der Restitution einer Zahl Güter auf Dagö durch die russische Kaiserin Elisabeth I., kehrte Ebba Margareta mit einigen ihrer Kinder 1755 auf die Insel zurück. Dort ließ sie zwischen 1755 und 1772 das heute noch erhaltene Herrenhaus Großenhof|Suuremõisa bauen.[13] Der Bau nahm beinahe die gesamte letzte Lebensphase der Gräfin ein. Drei Jahre nach Vollendung der Dreiflügelanlage verstarb sie am 10. September 1775 nach einer drei Monate andauernden Krankheit im Alter von 70 Jahren.[14] Zur Finanzlage der GräfinDie Forschungsauffassung, die Bauherrin von Großenhof habe über große Reichtümer verfügt[15], bestätigt sich derzeit nicht. Vielmehr zeichnet sich ab, dass Ebba Margareta ihre Bauprojekte auf Dagö|Hiiumaa mit großer organisatorischer, aber auch finanzieller Anstrengung umsetzen konnte. Die Gräfin und ihr Mann wuchsen mit den Auswirkungen der Reduktion Karls XI. auf. Obwohl Ebba Margareta De la Gardie zu einer der angesehensten und über einige Zeit wohlsituiertesten schwedischen Familien gehörte, deuten verschiedenen Quellen an, dass ihr Leben in finanziellen und familiären Belangen nicht problemlos verlief. Ohne je völlig mittellos gewesen zu sein, war der große Reichtum ihrer Vorfahren für sie in der einstigen Fülle nicht mehr greifbar.[16] Nach den Güterenteignungen Karls XI. hatte es nur ein Verwandter der Gräfin Ebba Margareta mit seiner Familie erneut politisch und finanziell an die Spitze der schwedischen Gesellschaft geschafft: Ihr Onkel Magnus Julius De la Gardie heiratete mit Anfang Vierzig die vierzehnjährige Hedvig Catharina Lillie eine der reichsten Partien Schwedens. Sie war die Enkeltochter eines der Hauptakteure und Profiteure der Reduktionszeit, Fabian Wrede. Da sie und ihre Mutter die einzigen Erbinnen des einstigen Präsidenten des Reduktionskollegiums blieben, brachte Hedvig Catharina achtzehn Güter in die Ehe ein. Die Anwesen, zu denen auch ehemalige Güter der De la Gardie gehörten, lagen verstreut in verschiedenen schwedischen Landschaften, in finnischen Provinzen, in Pommern und in Stockholm. Finanziell bestens ausgestattet, beeinflusste Magnus Julius nach einer Zeit als Militär, als Riksråd (Reichrat), Hofmarschall und Parteigänger der frankreichfreundlichen Adelsfraktion (Partei der Hüte) die schwedische Politik. Mit seinem Bruder Adam Carl, dem Vater Ebba Margaretas, stritt Magnus Julius unter anderem um den Herrensitz Tullgarn. Magnus Julius konnte sich schlussendlich gegen den eigentlichen Erben – Adam Carl – erfolgreich durchsetzen.[17] Ebba Margaretas Onkel starb 1741 als ein sehr reicher Mann, dessen Wohlstand bis zuletzt auf den Werten der beweglichen und unbeweglichen Güter seiner Frau Hedvig Catharina Lillie basierte.[18] Von einem Leben im Mittelpunkt der Gesellschaft, ausgestattet mit Land und nicht versiegender Geldquelle waren Ebba Margareta De la Gardie und ihr Ehemann Fredrik Magnus Stenbock weit entfernt. Anhand der noch nicht abschließend erforschten Archivalien zeigt sich, dass die Gräfin – zumindest zeitweilig – finanziell begrenzte Möglichkeiten zu haben schien. Das Herrenhaus Großenhof sollte auch darum kostengünstig alle Ressourcen der Insel in sich aufnehmen. |
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- ↑ Vgl. Meißner (Hg.) 1913, S. 18, 19
- ↑ Vgl. Vello Kaskor in: Maiste 2023, S. 213 (Fußnote 366). Estnische Übersetzungen ins Deutsche mittels ChatGpt.
- ↑ RA EAA.1423.1.265, Bl. 1.
- ↑ Vgl. Meißner (Hg.) 1913, S. 19.
- ↑ Vgl. Meißner (Hg.), S. 19; ergänzend vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52.
- ↑ Vgl. ERA.5025.2.13679, A-11556, Tallinn/ Tartu 2011, S. 5 (7).
- ↑ Postkarte mit dem Portrait der Gräfin, in der Datenbank falsches Todesjahr vermerkt: https://www.muis.ee/museaalView/667176 [2024-03-05]; vgl. Genealogie: https://t1p.de/gn41e [2024-09-12].
- ↑ Vgl. Anrep 1858, Bd.1, S. 562.
- ↑ Stockholms stadsarkiv (depå: Liljeholmskajen), SE/SSA/00008/C I a/12, Fol. 474. HYPERLINK: https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0054698_00249.
- ↑ Vgl. Suomalaisen Kirjallisuuden Seura: Suomi: kirjoituksia isänmaallisista aineista 1860, Helsinki 1862, S. 246-247. Digitalisat: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb11045282 [2024-04-15].
- ↑ Vgl. Stenbock 1937, 29-30.
- ↑ Vgl. Stenbock 1937, 29-30.
- ↑ Vgl. Meißner (Hg.), S. 19; ergänzend vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52.
- ↑ Vgl. RA EAA.31771.1.14 (Kirchenbuch 1744-1776), S. 351.
- ↑ Vgl. z.B. Hein 2017, S. 85. Anmerkung der Verfasserin: Zum Leben und der Rolle der Gräfin als Bauherrin und Patronin verfasse ich z.Zt. eine Doktorarbeit. Aus diesem Grund bitte ich um Verständnis, dass ausführlichere Auswertungen erst im Rahmen der Dissertation veröffentlicht werden.
- ↑ Auswahl von Quellen, die finanzielle Engpässe andeuten: zur Verschuldung der Familie vgl. Stenbock 1937, S. 29; Korrespondenz Fredrik Magnus Stenbock mit Christian von Barnekow zu Schulden: LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK, De la Gardieska Samlingen, Släktarkiven, Volym 4:3; Rechtsschreiben der Gräfin Ebba Margareta für ihren Sohn anlässlich der Schuldenaufnahme und Verpflichtung der Rückzahlung von 20.000 Rubel durch die Gräfin (1756): Riksarkivet Vadstena, Herrborums gårds arkiv , F II g 15. Verluste der Vorfahren durch die Reduktion Karls XI. können im Svensk biografiskt lexikon nachglesen werden, z.B. Axel Julius De la Gardie. Über Ebba Margaretas Vater, Adam Carl De la Gardie: siehe Artikel Magnus Julius De la Gardie.
- ↑ Vgl. Böregård, Annika: Släktarkiven De la Gardie, Universitätsbibliothek Lund 2008. Digitalisat: http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:alvin:portal:record-70137, Volym 154:2 + Volym 181:1; Söderberg, Tom: Magnus Julius De la Gardie, https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382, Svenskt biografiskt lexikon [2024-03-28].
- ↑ Vgl. Söderberg, Tom: Magnus Julius De la Gardie, https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17382, Svenskt biografiskt lexikon [2024-03-28].