Pronstorf/07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen

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|Das Herrenhaus wurde von 1726 bis 1728 im [[wikidata:Q37853 |barocken Stil]] erbaut <span style="color:#ff0000;">(Abb. 10)</span>. Der Vorgängerbau aus dem 17. Jahrhundert lag unweit östlich des heutigen Herrenhauses. Das „neue“ Herrenhaus in Pronstorf wurde aus rotem Backstein errichtet, jedoch blieb der Baumeister des Herrenhauses bisher unbekannt. In der bekannten Literatur wurden jedoch immer wieder Namen genannt: [[wikidata:Q2174463 |Rudolph Matthias Dalin]] (1680–1743) wurde aufgrund diverser Bauten und stilistischer Parallelen von Herrenhäusern und seines Bezugs als Baumeister für das Adelsgeschlecht Rantzau vermutet. [[wikidata:Q1692174 |Johannes Nikolaus Kuhn]] (1670–1743) wurde erwähnt<ref name="ftn60">https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Nicolaus_Kuhn
==== Sekundärliteratur ====
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
</ref>, da von ihm errichtete Herrenhäuser wie das in Steinhorst große Ähnlichkeiten zu Pronstorf aufweisen.<ref name="ftn61">Vgl. Neuschäffer, 1987, S. 30.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
</ref> Er errichtete beispielsweise das baulich verwandte Herrenhaus in Steinhorst. Auch das Herrenhaus Plüschow weist Ähnlichkeiten besonders Stuck innen zu Pronstorf auf. Weiteres ist über Kuhn nicht bekannt, außer dass er viele Kirchen und Gebäude in Hamburg erbaute. Eine Skizze aus dem Herrenhausarchiv von 1730 zeigt, dass ein viel repräsentativerer Bau mit drei Flügeln geplant war (Abb. 11). '''(Abbildung der Skizze aus dem Gutsarchiv 11)'''


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
Über eine Allee, die merkwürdigerweise nicht in direkter Linie vom Torhaus<ref name="ftn62">Das neue Torhaus wurde 1914 genau anstelle des Vorgängerbaus von 1737/38 gebaut. Die schräge Allee und der Weg zum Herrenhaus sind also auch schon im 18. Jahrhundert so angelegt worden.


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
</ref> <span style="color:#ff0000;">(Abb. 12)</span> führte, gelangte man zum freistehenden Herrenhaus. Das Kavaliershaus links wurde 1789 gebaut; das kleine Teehaus <span style="color:#ff0000;">(Abb. 13, 14)</span> rechts davon stammt erst aus dem 19. Jahrhundert. Eine runde Beetanlage wurde in das Ensemble auf dem Vorplatz des Hauptportals eingefügt, damit die Kutschen eine Möglichkeit zum Wenden hatten <span style="color:#ff0000;">(Abb. 15)</span>. Umgeben von vielen Bäumen eröffnete sich von der Wassergrabenseite auf der Rückseite des Hauses der Blick zum nahegelegenen Warder See <span style="color:#ff0000;">(Abb. 16)</span>, der mit dem Hausgraben direkt verbunden war. Über eine Parkanlage ist nichts bekannt. Die nahe Uferlinie des Wardersees begrenzte auch die Grünfläche hinter dem Haus, was eine große Parkanlage überflüssig machte, was deutlich auf den historischen Gemälde erkennbar ist


Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
Zwischen 1714 und 1914 wurden immer wieder alte Gebäude durch neue ersetzt. Viele Brände auf dem Areal des Gutes und des Dorfes, ausgelöst durch Brandschatzung, Blitzeinschläge und die Elektrifizierung, machten wiederholt Neubauten nötig, so auch im Herrenhaus. Die neuen Gebäude des Gutes wurden immer wieder auf den Grundrissen der alten Häuser gebaut, um die ursprüngliche Gesamteinheit von Gutshof und Dorf nicht zu zerstören.


Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
Der Außenbau der der Hoffassade des Herrenhauses <span style="color:#ff0000;">(Abb. 17)</span> schloss durch das vorspringende Kellergeschoss mit einem Gesims ab. Zwei Backsteingeschosse befanden sich darüber und der Mittelrisalit gliederte zusammen mit den zwei Seitenrisaliten die Fassade. Sandsteinbasen und hölzerne Kapitelle rahmten die Fenster beider Geschossebenen. Über einem hohen Gesims aus Holz lagerte das mächtige [[wikidata:Q1891085|Mansarddach]].


Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
Ein dreiecksübergiebelter[[wikidata:Q747567 |Mittelrisalit]] bildete zusammen mit dem Hauptportal die Mitte des Hauses <span style="color:#ff0000;">(Abb. 18)</span>. Die Gartenfassade wurde, nur ohne Portal, ebenso reich gegliedert. Breite Fronten zur Gartenseite und zum Hof dienten zur Auflockerung und unterstützten die [http://vocab.getty.edu/page/aat/300104723%20 Fassadengliederung] aus dreiachsigen und zweiachsigen Risaliten sowie übergiebelten Mittelrisaliten <span style="color:#ff0000;">(Abb. 19)</span>. Auf dem Dach trugen noch drei Schornsteine zur Symmetrie des Gesamteindrucks bei. Die über den Seitenrisaliten vorgezogenen niedrigen Dachstühle springen gleich stark hervor, sodass an den in die Tiefe führenden Mauerstücken ein weiterer Pilaster Platz fand. Der Mittelrisalit schloss mit einem nur von einem dünnen Grat begrenzten [[wikidata:Q190996  |Giebeldreieck]] ab, das ein auf der Skizze im Gutsarchiv eingetragenes Ochsenauge zeigte (Abb. 20, 21).<ref name="ftn63">Vgl. Hirschfeld, 1980, S. 151-152.


==== Archivalien ====
</ref><span style="color:#ff0000;"> (Abbildung der Skizze aus dem Gutsarchiv 20,21)</span>
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]


Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
Das Hauptportal wurde 1780 vom Eutiner [[wikidata:Q38572067 |Hofbaumeister Peter Richter]] (1750–1805) im Zuge des Umbaus nach einem Brand neu errichtet. Es befindet sich in der Mittelachse zum Hof. Anlässlich des Neubaus wurden zweiundzwanzig gerade und vier abgerundete Treppenstufen eingebaut. Auf Höhe des ersten Obergeschosses wurde ein kleiner Balkon hinzugefügt. Der Steinmetz Andreas Meyerbrinck (s.a.) meißelte die Konsolen unter dem Balkon und die Fruchtgehänge (Abb. 22).<ref name="ftn64">Vgl. Hirschfeld, 1935, S. 116.


Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
</ref><span style="color:#ff0000;"> (Abbildung 22)</span> Das Portal wurde nun durch eine beidseitige Treppe erreichbar. Am 7. Januar 1780 schickte Richter aus Eutin ein „Verzeichnis deren Feldsteine, welche zu einer neuen Treppe nach beyfolgendem Riß erforderlich seyn.“<ref name="ftn65">Vgl. Baurisse im Pronstorfer Gutsarchiv, S. 46.


Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
</ref>
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
Die [[wikidata:Q175112 |Pilaster]] der Gartenfassade wurden aus Zielgelsteinbasen gebaut. Eine kleine Terrasse mit einer Freitreppe setzte man an die Türen des Gartensaals an (Abb. 23).


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
====== '''Nebengebäude aus dem 18. Jahrhundert''' ======
Das [[wikidata:Q62050886 |Kavaliershaus]]<span style="color:#0563c1;"> </span>wurde 1789 als ein eingeschossiger, zweiflügeliger Backsteinbau mit flachem Satteldach sowie einem anderthalbgeschossigen, übergiebelten Mittelrisaliten erbaut (Abb. 24). Die<span style="color:#0070c0;"> </span>[[wikidata:Q396851 |Kantenrustika]]<span style="color:#0070c0;"> </span>wurden weiß abgesetzt. Ein rückseitiger Archivanbau von 1780 stammte ebenfalls von Peter Richter (1750 –1805).


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
Der Kutschenstall entstand noch in der Zeit des Herrenhausbaus. Er wurde jedoch nach einem Brand neu aufgebaut. Ein [[wikidata:Q504106 |Langhaus]] mit großer Toreinfahrt an der Frontseite errichtete man in den Jahren 1737–1738 <span style="color:#ff0000;">(Abb. 25).</span> Es zeigte zur Dorfstraße hin, die nördlich rechts folgend zur Kirche verlief. Im Jahr 1654 ließ Caspar von Buchwaldt (1591–1669) eine Scheuneauf der linken Hofseite erbauen, die jedoch 1953 abbrannte.<ref name="ftn66">Vgl. Neuschäffer, 1987, S. 29.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
====== '''Nebengebäude nach dem 18. Jahrhundert bis heute''' ======
Alte Hofgebäude existieren heute nicht mehr, jedoch sind die Standorte noch bekannt. Aufgrund vieler Brände wurden die Wirtschaftsgebäude immer wieder neu errichtet. Zwei Gebäude dominieren noch heute den Hofplatz: Zum einen das massive, lang gestreckte Torhaus und zum anderen die angrenzende Scheune mit hohem Mansarddach im Heimatstil.<ref name="ftn67">Der Heimatstil ist ein Architekturstil, der auf ländliche und auch regionale Architekturformen zurückgreift. Er entwickelte sich ab den 1870er Jahren.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
Der Neubau des [[wikidata:Q277760|Torhauses]]<span style="color:#0070c0;"> </span>von 1914 <span style="color:#ff0000;">(Abb. 26)</span> stammt vom {{anchor|Hlk149808440}} [[wikidata:Q43646968 |Architekten Ernst Prinz]] (1878 –1974) aus Kiel. Es ist ein Backsteinbau mit Mansarddach, der die integrierte Scheune von 1737 und einen Pferdestall umfasst. Das Torhaus ist durch Kantenrustika, zwei Tordurchfahrtsrisalite und flache Pilaster gegliedert. Reste des abgebrannten Vorgängerbaus von 1737/ 38 sollen ebenfalls in dem Bau wiederverwendet worden sein. Rechts befindet sich der Scheunenbau<span style="color:#ff0000;"> (Abb. 27)</span>, links der „neue“ Pferdestall <span style="color:#ff0000;">(Abb. 28).</span>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
Der Kuhstall <span style="color:#ff0000;">(Abb. 29) </span>wurde ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts neu errichtet. Nach zwei Bränden in den Jahren 1886 und 1894 wurde er, wie der Kutschenstall, als Langhaus mit zwei Seitenflügeln gebaut. Weiße Lisenen gliederten die Giebel und Flügel des Gebäudes. Der „neue“ Kuhstall befindet sich nun auf der linken Seite des Hofareals.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete man das kleine [[wikidata:Q4990623 |Teehaus]] <span style="color:#ff0000;">(Abb. 30)</span>, ein tempelförmiger Bau mit [[wikidata:Q12277|segmentbogigem]] [[wikidata:Q917098|Tonnengewölbe]]. Das Teehaus befindet sich noch heute links vom Herrenhaus zur Hofseite hin.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
Das Kutscherhaus <span style="color:#ff0000;">(Abb. 31)</span> auf dem Hofgelände wurde als eingeschossiger Backsteinbau mit [[wikidata:Q149617 |Satteldach]] und [[wikidata:Q579790 |Frontispiz]] erst 1910 erbaut und im Jahr 2007 restauriert.<ref name="ftn68">https://de.wikipedia.org/wiki/Gut_Pronstorf (30.10.2023)


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
</ref>
 
----<references />
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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Version vom 15. Oktober 2024, 17:52 Uhr

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Das Herrenhaus wurde von 1726 bis 1728 im barocken Stil erbaut (Abb. 10). Der Vorgängerbau aus dem 17. Jahrhundert lag unweit östlich des heutigen Herrenhauses. Das „neue“ Herrenhaus in Pronstorf wurde aus rotem Backstein errichtet, jedoch blieb der Baumeister des Herrenhauses bisher unbekannt. In der bekannten Literatur wurden jedoch immer wieder Namen genannt: Rudolph Matthias Dalin (1680–1743) wurde aufgrund diverser Bauten und stilistischer Parallelen von Herrenhäusern und seines Bezugs als Baumeister für das Adelsgeschlecht Rantzau vermutet. Johannes Nikolaus Kuhn (1670–1743) wurde erwähnt[1], da von ihm errichtete Herrenhäuser wie das in Steinhorst große Ähnlichkeiten zu Pronstorf aufweisen.[2] Er errichtete beispielsweise das baulich verwandte Herrenhaus in Steinhorst. Auch das Herrenhaus Plüschow weist Ähnlichkeiten besonders Stuck innen zu Pronstorf auf. Weiteres ist über Kuhn nicht bekannt, außer dass er viele Kirchen und Gebäude in Hamburg erbaute. Eine Skizze aus dem Herrenhausarchiv von 1730 zeigt, dass ein viel repräsentativerer Bau mit drei Flügeln geplant war (Abb. 11). (Abbildung der Skizze aus dem Gutsarchiv 11)

Über eine Allee, die merkwürdigerweise nicht in direkter Linie vom Torhaus[3] (Abb. 12) führte, gelangte man zum freistehenden Herrenhaus. Das Kavaliershaus links wurde 1789 gebaut; das kleine Teehaus (Abb. 13, 14) rechts davon stammt erst aus dem 19. Jahrhundert. Eine runde Beetanlage wurde in das Ensemble auf dem Vorplatz des Hauptportals eingefügt, damit die Kutschen eine Möglichkeit zum Wenden hatten (Abb. 15). Umgeben von vielen Bäumen eröffnete sich von der Wassergrabenseite auf der Rückseite des Hauses der Blick zum nahegelegenen Warder See (Abb. 16), der mit dem Hausgraben direkt verbunden war. Über eine Parkanlage ist nichts bekannt. Die nahe Uferlinie des Wardersees begrenzte auch die Grünfläche hinter dem Haus, was eine große Parkanlage überflüssig machte, was deutlich auf den historischen Gemälde erkennbar ist

Zwischen 1714 und 1914 wurden immer wieder alte Gebäude durch neue ersetzt. Viele Brände auf dem Areal des Gutes und des Dorfes, ausgelöst durch Brandschatzung, Blitzeinschläge und die Elektrifizierung, machten wiederholt Neubauten nötig, so auch im Herrenhaus. Die neuen Gebäude des Gutes wurden immer wieder auf den Grundrissen der alten Häuser gebaut, um die ursprüngliche Gesamteinheit von Gutshof und Dorf nicht zu zerstören.

Der Außenbau der der Hoffassade des Herrenhauses (Abb. 17) schloss durch das vorspringende Kellergeschoss mit einem Gesims ab. Zwei Backsteingeschosse befanden sich darüber und der Mittelrisalit gliederte zusammen mit den zwei Seitenrisaliten die Fassade. Sandsteinbasen und hölzerne Kapitelle rahmten die Fenster beider Geschossebenen. Über einem hohen Gesims aus Holz lagerte das mächtige Mansarddach.

Ein dreiecksübergiebelterMittelrisalit bildete zusammen mit dem Hauptportal die Mitte des Hauses (Abb. 18). Die Gartenfassade wurde, nur ohne Portal, ebenso reich gegliedert. Breite Fronten zur Gartenseite und zum Hof dienten zur Auflockerung und unterstützten die Fassadengliederung aus dreiachsigen und zweiachsigen Risaliten sowie übergiebelten Mittelrisaliten (Abb. 19). Auf dem Dach trugen noch drei Schornsteine zur Symmetrie des Gesamteindrucks bei. Die über den Seitenrisaliten vorgezogenen niedrigen Dachstühle springen gleich stark hervor, sodass an den in die Tiefe führenden Mauerstücken ein weiterer Pilaster Platz fand. Der Mittelrisalit schloss mit einem nur von einem dünnen Grat begrenzten Giebeldreieck ab, das ein auf der Skizze im Gutsarchiv eingetragenes Ochsenauge zeigte (Abb. 20, 21).[4] (Abbildung der Skizze aus dem Gutsarchiv 20,21)

Das Hauptportal wurde 1780 vom Eutiner Hofbaumeister Peter Richter (1750–1805) im Zuge des Umbaus nach einem Brand neu errichtet. Es befindet sich in der Mittelachse zum Hof. Anlässlich des Neubaus wurden zweiundzwanzig gerade und vier abgerundete Treppenstufen eingebaut. Auf Höhe des ersten Obergeschosses wurde ein kleiner Balkon hinzugefügt. Der Steinmetz Andreas Meyerbrinck (s.a.) meißelte die Konsolen unter dem Balkon und die Fruchtgehänge (Abb. 22).[5] (Abbildung 22) Das Portal wurde nun durch eine beidseitige Treppe erreichbar. Am 7. Januar 1780 schickte Richter aus Eutin ein „Verzeichnis deren Feldsteine, welche zu einer neuen Treppe nach beyfolgendem Riß erforderlich seyn.“[6]

Die Pilaster der Gartenfassade wurden aus Zielgelsteinbasen gebaut. Eine kleine Terrasse mit einer Freitreppe setzte man an die Türen des Gartensaals an (Abb. 23).

Nebengebäude aus dem 18. Jahrhundert

Das Kavaliershaus wurde 1789 als ein eingeschossiger, zweiflügeliger Backsteinbau mit flachem Satteldach sowie einem anderthalbgeschossigen, übergiebelten Mittelrisaliten erbaut (Abb. 24). Die Kantenrustika wurden weiß abgesetzt. Ein rückseitiger Archivanbau von 1780 stammte ebenfalls von Peter Richter (1750 –1805).

Der Kutschenstall entstand noch in der Zeit des Herrenhausbaus. Er wurde jedoch nach einem Brand neu aufgebaut. Ein Langhaus mit großer Toreinfahrt an der Frontseite errichtete man in den Jahren 1737–1738 (Abb. 25). Es zeigte zur Dorfstraße hin, die nördlich rechts folgend zur Kirche verlief. Im Jahr 1654 ließ Caspar von Buchwaldt (1591–1669) eine Scheuneauf der linken Hofseite erbauen, die jedoch 1953 abbrannte.[7]

Nebengebäude nach dem 18. Jahrhundert bis heute

Alte Hofgebäude existieren heute nicht mehr, jedoch sind die Standorte noch bekannt. Aufgrund vieler Brände wurden die Wirtschaftsgebäude immer wieder neu errichtet. Zwei Gebäude dominieren noch heute den Hofplatz: Zum einen das massive, lang gestreckte Torhaus und zum anderen die angrenzende Scheune mit hohem Mansarddach im Heimatstil.[8]

Der Neubau des Torhauses von 1914 (Abb. 26) stammt vom Vorlage:Anchor Architekten Ernst Prinz (1878 –1974) aus Kiel. Es ist ein Backsteinbau mit Mansarddach, der die integrierte Scheune von 1737 und einen Pferdestall umfasst. Das Torhaus ist durch Kantenrustika, zwei Tordurchfahrtsrisalite und flache Pilaster gegliedert. Reste des abgebrannten Vorgängerbaus von 1737/ 38 sollen ebenfalls in dem Bau wiederverwendet worden sein. Rechts befindet sich der Scheunenbau (Abb. 27), links der „neue“ Pferdestall (Abb. 28).

Der Kuhstall (Abb. 29) wurde ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts neu errichtet. Nach zwei Bränden in den Jahren 1886 und 1894 wurde er, wie der Kutschenstall, als Langhaus mit zwei Seitenflügeln gebaut. Weiße Lisenen gliederten die Giebel und Flügel des Gebäudes. Der „neue“ Kuhstall befindet sich nun auf der linken Seite des Hofareals.

Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete man das kleine Teehaus (Abb. 30), ein tempelförmiger Bau mit segmentbogigem Tonnengewölbe. Das Teehaus befindet sich noch heute links vom Herrenhaus zur Hofseite hin.

Das Kutscherhaus (Abb. 31) auf dem Hofgelände wurde als eingeschossiger Backsteinbau mit Satteldach und Frontispiz erst 1910 erbaut und im Jahr 2007 restauriert.[9]


  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Nicolaus_Kuhn
  2. Vgl. Neuschäffer, 1987, S. 30.
  3. Das neue Torhaus wurde 1914 genau anstelle des Vorgängerbaus von 1737/38 gebaut. Die schräge Allee und der Weg zum Herrenhaus sind also auch schon im 18. Jahrhundert so angelegt worden.
  4. Vgl. Hirschfeld, 1980, S. 151-152.
  5. Vgl. Hirschfeld, 1935, S. 116.
  6. Vgl. Baurisse im Pronstorfer Gutsarchiv, S. 46.
  7. Vgl. Neuschäffer, 1987, S. 29.
  8. Der Heimatstil ist ein Architekturstil, der auf ländliche und auch regionale Architekturformen zurückgreift. Er entwickelte sich ab den 1870er Jahren.
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Gut_Pronstorf (30.10.2023)
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Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)