Gut Prebberede/HHZO Prebberede/01. Einführung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Januar 2025, 12:08 Uhr

Das Herrenhaus Prebberede (Abb.: 1-3) wurde nach gängiger Datierung zwischen 1772 und 1778 errichtet.[1] Es ist das neu gebaute Haus des Carl[2] Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783), der 1771 Mecklenburg-Schwerinscher Erster Minister und Präsident des Geheimen Rates (Inhaber des höchsten staatlichen Amtes) geworden war. Durch den Festsaal (Abb.: 4-6) mit erhaltenem und restauriertem Rokokostuck an Wänden und Decke stellt Prebberede unter den Herrenhäusern des 18. Jahrhunderts in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) eine herausragende Ausnahme dar (Abb.: 7). [3]

Das barocke Gut Prebberede und der umfangreiche Landbesitz der gräflichen Familie von Bassewitz lagen in einem Gebiet Mecklenburgs, das sich durch außergewöhnliche landwirtschaftliche Innovationen, etabliert Ende des 18. und während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts, auszeichnete. So war Carl Friedrich Graf von Bassewitz Sohn des weltgewandten Henning Friedrich Graf von Bassewitz (1680-1749) – 1755 als Justizrat an der Erarbeitung des mecklenburgischen Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs beteiligt gewesen, in dessen Folge es zu (durch Protokolle) dokumentierter Vermessung und wirtschaftlicher Bewertung (Bonitierung) vieler Besitzungen des Landes (vornehmlich des Adels) und zur Erstellung der Karten der mecklenburgischen Direktorialvermessung (1763-1780) kam. Der Betriebswirt Johann Heinrich von Thünen (1783-1850), Verfasser der richtungsweisenden Schrift „Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie, oder Untersuchungen über den Einfluß, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben“ (1826) stand als Nachbar der Grafen Bassewitz auf seinem Gut Tellow in lebhaftem Austausch mit dem mecklenburgischen Agrarpionier und Agrarschriftsteller Johann Carl Pogge (1763-1831) sowie mit Lorenz Karsten (1751-1829). Letzterer hatte die Professur für Ökonomie an der Universität Rostock inne und war gleichzeitig Sekretär der „Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft“. Mitinitiator und erster Direktor dieser Gesellschaft war 1798 Hans Graf von Schlitz (1763-1831), Herr auf Burg Schlitz, gewesen. Dessen Tochter heiratete wiederum den Grafen Heinrich von Bassewitz (1799-1861). So können familiäre Verbindungen und unmittelbare Nachbarschaft eine Gruppe moderner, gebildeter und weltgewandter Gutsbesitzer aufzeigen, zu der auch Carl Friedrich Graf von Bassewitz als bereits älterer Herr gezählt haben könnte. Sein Sohn, Bernhard Friedrich Graf von Bassewitz (1756-1816) ist dies auf jeden Fall.

Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund

Prebberede ist über Neu Heinde mit der Bundesstraße 108 von Teterow (Stadt) nach Laage (Stadt) verbunden. Diese Straße führt weiter in die Hanse- und Universitätsstadt Rostock im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern an der südlichen Ostseeküste. Prebberede liegt heute im Landkreis Rostock. Als „Pretberede“ ist es bereits im Matthäus-Seutter-Atlas „Ducatus Mecklenburgici 1733[4] als im „Dominium Rostochiense“ liegend eingetragen. In der französischen Karte des Herzogtums Mecklenburg „Duché de Mecklenbourg 1758[5] sind die einzelnen Landesteile, die nach der Dritten (und letzten) Hauptlandesteilung Mecklenburgs von 1701 entstanden, farblich voneinander abgesetzt dargestellt: das Herzogtum Mecklenburg, die Grafschaft Schwerin, das Bistum Schwerin, die Herrschaft Rostock (hier auf Französisch: Seigneurie de Rostock) und der Wendische Kreis. Die Herrschaft Rostock war nach der Ersten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung 1229 als eine von vier Herrschaften entstanden, die nach den vier Hauptburgen im Land benannt wurden: Mecklenburg (Stammburg bei Wismar), Rostock, Werle (bei Schwaan) und Parchim-Riechenberg.[6] Rostock mit lübischem Stadtrecht wurde zum Zentrum der Herrschaft Rostock und war seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Mitglied der Hanse. Die Geschichte Rostocks ist von einem wechselvollen Gegen- und Miteinander mit den mecklenburgischen Herzögen geprägt.[7]

Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals

Das ehemalige Herrenhaus mit axial darauf ausgerichteter Gutsanlage (Abb.: 8-9), repräsentativen Stallgebäuden und Reithalle war ein Baukomplex, der während des späten 18. und des 19. Jahrhunderts – eventuell unter Nutzung älterer Gebäude oder derer Standorte – geschaffen wurde. Nach großflächiger Zerstörung bzw. Abtragung vieler Wirtschaftsbauten nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 sowie der durchgeführten Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Deutschlands (1945-1949) wurde das ehemalige Gutsareal bzw. Siedlungsland (seit 1935 durch die Niederdeutsche Siedlungsgesellschaft m.b.H.)[8] während des gesamten Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949-1989 als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) genutzt. Nach der Friedlichen Revolution 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 kamen das ehemalige Herrenhaus, die Stallgebäude, die 1862 erbaute Familienkapelle (Abb.: 10-13) der gräflichen Familie von Bassewitz und der historische Park (Abb.: 14-22) wieder in privaten Besitz. Alle Gebäude sowie der Park stehen unter Denkmalschutz.[9]


  1. Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023. Das im September 2023 durch Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin) erstellte dendrochronologische Gutachten zeigt auf, dass das Bauholz (Kiefer) des Herrenhauses Prebberede im Winter 1768/1769 geschlagen und so der Bau nach 1769 errichtet wurde. Eine bei der Entnahme der dendrochronologischen Proben ebenfalls gefundene Ritzung im Putz eines der Schornsteine des Herrenhauses lautet: „ANNO 1773“. Dies bedeutet, dass der Rohbau des Hauses schon 1773 unter Dach gewesen sein muss. Ein früherer Baubeginn als 1772 ist also anzunehmen, auch wenn das Holz auf Vorrat geschlagen wurde. Der Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger Alexander Schacht bei der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Rostock geht von einem Baubeginn frühestens 1769 aus, wahrscheinlich um 1770. Die Ausstattung Prebberedes mit aufwendigen Stuckierungen könnte dann bis 1778 erfolgt sein. Vgl.: Gespräch am 29.05.2024.
  2. Die Schreibweise des Vornamens Carl wird in den historischen Quellen benannt; die Schreibweise Karl in Sekundärquellen.
  3. Eine herzliche Danksagung geht an die heutige Besitzerfamilie im Herrenhaus Prebberede und an Alexander Schacht.
  4. Mohr/Stentzel 2001, s.p.
  5. Mohr/Stentzel 2001, s.p.
  6. Vgl.: Mohr/Stentzel 2001, s.p.; Karge/Münch u.a., 2011, Karte S. 29.
  7. Vgl.: Geschichte Rostocks, https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Rostocks (08.01.2024).
  8. Vgl.: Parlow 2024, S. 367.
  9. Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Dr. Ewa de Veer, 2023; Adamiak 1975, S. 278, Abb. 111; Alexander Schacht, Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rostock 2024.