Hiiu-Suuremõisa/05. Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Herrenhäuser
Wechseln zu: Navigation, Suche
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 3: Zeile 3:
|[[Datei:Exampleimg1.jpeg|rahmenlos]]
|[[Datei:Exampleimg1.jpeg|rahmenlos]]
|-
|-
|Der Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Jahr der Restitution 1755 Gräfin Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17373 Axel Julius De la Gardie] in Folge der Güterreduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356%20 Karls XI.] 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin [[wikidata:Q130752|Elisabeth I.]]<span style="color:#2f5496;"> </span>fünf Ländereien an ihre treue Untertanin.
|
Der Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Jahr der Restitution 1755 Gräfin Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17373 Axel Julius De la Gardie] in Folge der Güterreduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356%20 Karls XI.] 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin [[wikidata:Q130752|Elisabeth I.]]<span style="color:#2f5496;"> </span>fünf Ländereien an ihre treue Untertanin.
In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof|<span style="color:#808080;">Pöhalep|Suuremõisa</span>, Hienhof|<span style="color:#808080;">Hiiessaare</span>, Hohenholm|<span style="color:#808080;">Kõrgessaare </span>und Putkas|<span style="color:#808080;">Putkaste</span> sowie die Feuerbaacke zu Koppo|<span style="color:#808080;">Leuchtturm Kõpu</span> übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.<ref name="ftn238">Vgl. AM.104.1.71.</ref>
In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof|<span style="color:#808080;">Pöhalep|Suuremõisa</span>, Hienhof|<span style="color:#808080;">Hiiessaare</span>, Hohenholm|<span style="color:#808080;">Kõrgessaare </span>und Putkas|<span style="color:#808080;">Putkaste</span> sowie die Feuerbaacke zu Koppo|<span style="color:#808080;">Leuchtturm Kõpu</span> übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.<ref name="ftn238">Vgl. AM.104.1.71.</ref>
Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.
Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.

Version vom 9. Oktober 2024, 11:15 Uhr

leave blank, so we can add automated content later Exampleimg1.jpeg

Der Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Jahr der Restitution 1755 Gräfin Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater Axel Julius De la Gardie in Folge der Güterreduktion Karls XI. 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin Elisabeth I. fünf Ländereien an ihre treue Untertanin. In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof|Pöhalep|Suuremõisa, Hienhof|Hiiessaare, Hohenholm|Kõrgessaare und Putkas|Putkaste sowie die Feuerbaacke zu Koppo|Leuchtturm Kõpu übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.[1] Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.

Für das Anwesen Großenhof soll die Beschreibung kurz zusammengefasst und an prägnanten Stellen mit einem im Reduktionsjahr 1691 angefertigten schwedischen Inventar in Beziehung gesetzt werden.[2]

Das Gut Großenhof umfasste 1755 mehr als 20 Gebäude. Es gab unter anderem ein gut erhaltendes zweistöckiges Wohnhaus (vermutlich aus Stein) von circa 35m Länge und 12,6m Breite (19 ½ x 7 Faden)[3], das auf einem hohen Steinfundament stand und im Keller in zwei Räumen überwölbt war.[4] In der schwedischen Bestandsaufnahme aus dem Reduktionsjahr 1691 wurde noch ein altes einstöckiges Gebäude mit zwei Schornsteinen und einem Bretterdach aufgeführt (28,8 x 9m).[5] Auf einer Karte von circa 1708 [Abb. / Verlinkung Karte 1708] ist das Gebäude mit der Bezeichnung „Hof Pöhalep“ abgebildet. Dem zufolge ist das zweistöckige Haus nach 1708 entstanden.[6] Im Jahr 1755 bestand das Dach noch immer aus Brettern, war aber inzwischen mit drei Schornsteinen versehen. Das untere Geschoss enthielt eine Eingangs- bzw. Vorhalle (Vorhaus), einen großen Saal und sieben Zimmer sowie eine (schwedische) Küche, während es im oberen Geschoss nur zwei Kammern gab. Dem Wohnhaus gegenüber stand eine baufällige Herberge (Herrberge) mit Torfdach von ca. 16m Länge und 8m Breite (9 x 4 ½ Faden). Es enthielt eine Badestube (Badstube) nebst drei Kammern und einem Vorhaus. Unmittelbar bei der Herberge hatten die vormaligen Pächter ein neues kleines Käsehaus aus Brettern bauen lassen (KäsHaus von Brettern). Des Weiteren gab es eine Amtsmannherberge, verschiedene Scheunen und Speicher (Kleten), einen Pferdestall, eine Wagenscheune (Wagen-Schaur), ein Gefängnis und einen großen Garten. Letzter befand sich „hinter dem Wohnhause“. Die Gräfin Ebba Margareta konnte auf einen Garten zurückgreifen, in dem „verschiedene alte Äpfel, und Kirschen Bäume, wie auch Johanns Beeren Sträucher“ gediehen. Der Garten enthielt dazu eine Reihe großer wilder Bäume und drei Teiche. Er war von einem hölzernen Zaun umgeben (guten Stacketen Planck). Unmittelbar bei dem Garten hatte man außerdem eine umzäunte Sonnenuhr platziert.[7] Im Jahr 1691 wurde der Obstgarten ebenfalls beschrieben. Was seine Ausmaße und Gestaltung anbelangte, waren die Angaben präziser: Der Garten war bereits von Planken umgeben und in zwei Teile geteilt. Für 147 Apfel-, 55 Kirsch- und 6 Pflaumenbäume standen circa 209 x 137 Meter (116 x 76 Klafter) zur Verfügung. Für die Beerensträucher, deren Beete in acht Quadrate eingeteilt und mit Längs- sowie Quergängen versehen waren, wurden circa 270 x 103 Meter (150 x 57 Klafter) angegeben. Den Garten betrat man durch ein Doppeltor oder eine Gartentür vom Haus aus.[8]

Die Bestandsaufnahme von 1755 führte weitere Gebäude auf, die für die neue Besitzerin interessante wirtschaftliche Optionen bereithielten. Er gab eine Brau- und eine Brandweinküche, eine quadratischen Stallanlage (Viehgarten) für Rinder und Schweine. Zum Gut Großenhof, berichtete der deutschbaltische Publizist und Pastor August Wilhelm Hupel im Jahr 1782, gehörten auch eine Reihe kleiner Inseln, die hauptsächlich als Heuschläge und Viehweiden (Raiwast, Wareslaid, Heinalaid, Herralaid, Radakalaid, Takkar, Harris und Wohhi), aber auch als Wohnort für Fischer (Sarnako) genutzt wurden.[9]

Der Hof besaß eine Schmiede samt vollständiger Ausstattung, es gab Werkzeug zur Herstellung von Schiffen und auch ein fahrtüchtiges kleines Transportschiff mit „Siegel und Thau“. Hinzu kamen eine Reihe Lager- und Dörrstätten (Riegen) und eine baufällige Windmühle. Zum Gut gehörten Äcker, ein Krug bei der „Pöhalepschen Kirche“, eine Fischerei und Waldflächen. Circa 1 ½ Meilen vom Hof entfernt, befand sich ein zum Gut gehörender Kalkofen mit fünf Mündungen, in dem bis zu 300 Lasten Kalk[10] (ca. 600t) auf einmal gebrannt werden konnte.[11] Die Kalkproduktion, bereits Haupteinnahmequelle für die Vorfahren der Gräfin,[12] sollte für sie ein wichtiges Handelsgut werden. August Wilhelm Hupel berichtete 1774: „Zu Dagen hat Frau Gräfin von Steinbock bisher ein eigenes Schiff gehalten, welches Korn aus Hapsal, und Kalk von Dagen nach Lübeck führt, und Salz auch Stückgüter von dort bringt.“[13] Die Hansestadt Lübeck schien demnach einer der wichtigen Standorte für die Geschäfte der Gräfin gewesen zu sein. Die Gräfin betrieb Kalkhandel, unter anderem im deutschen Norden, mit einem eigenen Schiff, für dessen Instandsetzung alle Mittel auf dem Gut bereitstanden. Das Gut selbst war auf landwirtschaftliche Tätigkeiten ausgerichtet, ob ausschließlich für den Eigenbedarf oder auch für den Handel, ist derzeit unklar. Das Meer und der nahe liegende Fluss westliches des heutigen Herrenhauses lieferte Fisch und die umliegenden kleinen Schäreninseln Weideland.

Die Bestandsaufnahme von 1755 verdeutlicht, dass Ebba Margareta ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Anwesen übernahm. Es brauchte jedoch ein neues Wohnhaus, das mit repräsentativer Ausstrahlung dem gesellschaftlichen Stand der Gräfin sowie dem Zeitgeist gleichermaßen gerecht wurde.

Exampleimg3.jpegExampleimg4.jpeg
xx

use space for extra, visualizations, or 3D scan iframes.

Exampleimg2.jpegExampleimg5.jpeg
Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)
  1. Vgl. AM.104.1.71.
  2. Zitiert nach Maiste 2023, S. 211-213. (Anmerkung: Schwedisches Inventar ins Estnische übersetzt von Enn Küng, vom Estnischen ins Deutsche übertragen mittels ChatGpt). Für die Transkription des Dokumentes von 1755 danke ich herzlich Susanne Drutsch.
  3. 1 Faden bzw. Klafter = ca. 1,8 m.
  4. Vgl. AM.104.1.71.
  5. Vgl. Maiste 2023, S. 211.
  6. EAA.1.2.C-IV-264, Hoff Pöhalep … med desz 3-ne Akerlotter, 1708 (?).
  7. AM.104.1.71.
  8. Vgl. Maiste 2023, S. 212-213.
  9. Vgl. Hupel 1782, Bd. 3, S. 573-574.
  10. 1 Last = 2 Tonnen, ergo 300 Last = 600 Tonnen.
  11. Vgl. AM.104.1.71.
  12. Vgl. Seppel 2017, S. 226. Vgl. außerdem Seppel in: Põllo, Telvik, Mäeots (Hgg.) 2015, S. 288.
  13. Hupel 1774, Bd.1, S. 427.