Pronstorf/09. Garten und Park im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Seite wurde neu angelegt: „{| |leave blank, so we can add automated content later |rahmenlos |- | <span style="color:#000000;">Die deutsche Architektur- und Bauhistorikerin Sabine Bock, ausgewiesene Forscherin zur Herrenhauslandschaft in Deutschland, den baltischen Staaten und Skandinavien, legt 2013 eine umfassende Monografie zu Geschichte und Architektur des mecklenburgischen Gutes Plüschow vor. Dabei schlägt sie einen Bogen von der jungsteinzeitliche…“)
 
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<span style="color:#000000;">Die deutsche Architektur- und Bauhistorikerin Sabine Bock, ausgewiesene Forscherin zur Herrenhauslandschaft in Deutschland, den baltischen Staaten und Skandinavien, legt 2013 eine umfassende Monografie zu Geschichte und Architektur des mecklenburgischen Gutes Plüschow vor. Dabei schlägt sie einen Bogen von der jungsteinzeitlichen Besiedelung der Region bis in die heutige Zeit des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow. Es ist vor allem ihrer ausführlichen Recherche im Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) sowie ihrem intensiven Austausch mit den Künstlern und Leitern des heutigen Künstlerhauses, Miro Zahra und Udo Rathke, zu verdanken, dass sie alle bislang verfügbaren Informationen zur Geschichte Plüschows zusammentragen konnte. In ihrem umfangreichen Buch gibt sie transkribierte Quellentexte aus unterschiedlichster Zeit wieder und ermöglicht so das Nachvollziehen einer nahezu nahtlosen Besitzer-, Wirtschafts- und Baugeschichte. Viele Informationen, die sie mit Miro Zahra und Udo Rathke zur Restaurierungsgeschichte Plüschows seit 1991 austauscht und in ihren Text einarbeitet, finden sich dokumentiert in den </span><span style="color:#000000;">Akten des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Schwerin</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn229">Beispielhaft: {{anchor|Hlk170722259 Kopie 1}} <span style="color:#000000;">Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: allg., Ältestes Dokument: 11.10.2017, Mappennummer: 01; </span>{{anchor|Hlk170722481 Kopie 1}} <span style="color:#000000;">Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Objektnummer: 1063, Fl: 1, Flst: 201, Art des Baudenkmals: Schloß, Am Park 6, Ältestes Dokument: 6. 2000, Mappennummer: 03;</span><span style="color:#000000;"> Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Schloß, Ältestes Dokument: 29.4.1999, Mappe geschlossen am: 26.11.1999, Mappennummer: 02; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Schloß, Ältestes Dokument: 17.3.1930, Mappe geschlossen am: 7.12.1998, Mappennummer: 01; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Am Park 7,9,11 Wohnhaus (Inspektorenhaus), Ältestes Dokument: 24.6.2008, Mappennummer: 01.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> wieder. Aufgrund des glücklichen Umstandes, dass umfangreiches glaubwürdiges historisches Kartenmaterial ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, wie z.B. der </span><span style="color:#00b050;">„Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><ref name="ftn230"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span><span style="color:#000000;"> </span></ref> und <span style="color:#000000;">das</span><span style="color:#00b050;"> </span>{{anchor|Hlk170723138}} <span style="color:#00b050;">„Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“</span><ref name="ftn231"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].</span></ref><span style="color:#000000;">, historische Bauzeichnungen zu Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie frühe Fotografien (Gutshof, Herrenhaus, wenige seiner Innenräume) erhalten blieben, kann die Bau- und Ausstattungsgeschichte Plüschows nachvollzogen werden. Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn232"><span style="color:#000000;">wie</span><span style="color:#000000;">: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band IV Mecklenburg</span><span style="color:#000000;">, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz, Verzeichnis (…), Leipzig </span><span style="color:#000000;">1928</span><span style="color:#000000;">.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> informieren über die Bewirtschaftung des Gutes ab dem 19. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre. </span>




<span style="color:#000000;">Mit der Absicht, eine Lücke in der landeskundlichen Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu schließen, verfasste der Kunsthistoriker Walter Josephi den vierseitigen Beitrag „Ein vergessenes mecklenburgisches Landschloß. (Plüschow).“, den er 1916 in der Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg publizierte. Er beschreibt darin die Lage von Herrenhaus und Gut in der mecklenburgischen Landschaft, die Fassade des Herrenhauses sowie die architektonische Gliederung des Hausinneren und die Ausstattung mit Stuck, Öfen und Tapeten. Letztere stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Bereits zur Zeit von Josephis Beitrag 1916 ist über die Ausstattung Plüschows mit Möbeln, Gemälden oder weiterem Inventar vom Ende des 18. oder Beginn des 19. Jahrhunderts nichts mehr bekannt. Über einen Architekten des </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">en Herrenhauses oder gar des Gutsensembles, Stuckateure oder über die Manufakturen der verschiedenen Tapeten konnten bereits damals nur Mutmaßungen angestellt werden. </span>Jürgen Brandt veröffentlichte 1925 bei Wasmuth in Berlin das bis heute grundlegende Buch „Alt-Mecklenburgische Schlösser und Herrensitze. Mit 218 Abbildungen.“ Seine kunst- und architekturhistorische Arbeit hatte er 1913/1914 begonnen, um, wie Josephi, eine auch ihm aufgefallene offensichtliche Forschungs- und Interessenslücke zu schließen.<ref name="ftn233">„Vorarbeiten, auf die sich die Arbeit stützen könnte, sind, abgesehen von den in den letzten Jahren erschienenen Einzeldarstellungen von Ludwigslust, Güstrow und Doberan (…), nicht vorhanden. Das tiefgründige Inventarisationswerk für Mecklenburg-Schwerin von Schlie enthält nur Angaben für die Renaissancebauten und zeigt mit wenigen Ausnahmen für die Zeit des Barocks, Rokokos, Zopfes und Empires kein Verständnis. Von dem gleichen Werk zu Mecklenburg-Strelitz ist erst der erste Band erschienen. Die Besitzer der Herrensitze vermögen über ihren Besitz so gut wie keine urkundlichen Angaben zu machen.“ (Brandt 1925, Vorwort).
# <div style="margin-left:1.63cm;">'''Gartenanlagen: Garten und Park im 18. Jahrhundert'''</div>


</ref> Bereits zum Zeitpunkt seiner (bzw. beider Autoren) Forschung ist die Arbeit in den damaligen Landesarchiven Schwerin und Neustrelitz, in den landständischen Archiven in Rostock, aber besonders in den einzelnen Gutsarchiven sehr schwierig. Letztere zeigen sich sehr oft als ungeordnet. Die „Domäne Plüschow“ wird von <span style="color:#00b050;">Brandt</span> schließlich mit wenigen Worten skizziert und mit der fotografischen <span style="color:#00b050;">Abbildung des Treppenhauses </span><span style="color:#a6a6a6;">(1 hist. Foto) </span>präsentiert.<ref name="ftn234">Vgl.: Brandt 1925, Vorwort, S. 30, Foto S. 94.


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Die Lithografie von [https://www.wikidata.org/wiki/Q1438350%20 Friedrich Adolph Hornemann] (1813–1890) aus dem Jahr 1850 zeigte das parkartige Ambiente des Gutes, deutlich begrenzt auf das unmittelbare Umfeld der Gebäude.<ref name="ftn181"><div style="margin-left:0.6cm;">Vgl. Hornemann 1850.</div></ref> <span style="color:#ff0000;">(Lithografie Abbildung 84)</span>. Heute erstreckt sich eine weitläufige Parklandschaft mit Baumgruppen und dichtem Baumbestand vom Herrenhaus südlich und westlich bis zum See. „Das Haus reicht weit in den damaligen Garten“, beklagt Detlev von Buchwaldt in einem Brief an seinen Onkel Detlev von Reventlow.<ref name="ftn182"><div style="margin-left:0.6cm;">Vgl. Rantzau1902, S. 84.</div></ref> <span style="color:#ff0000;">(Abbildungen Gemälde 85, 86, 87) </span>Ein altes Gemälde zeigt die ursprüngliche Lage des Gartens, der direkt an den [https://www.wikidata.org/wiki/Q2549093%20 Warder See] mündete. Im Jahr 1728 wurde für den Hausbau bereits ein Teil des vormals breiteren südlichen Hausgrabens zugeschüttet.


Im Verlauf der Geschichte des 20. Jahrhunderts gehen im geografischen Bereich der südlichen Ostsee und des Baltikums historische Quellen diverser Art massiv verloren. Heute erhaltene Reste ermöglichen nur noch eine zum Großteil bruchstückhafte Annäherung an den Forschungsgegenstand „Herrenhaus“ und „Gutslandschaft“. Überblicke zu Plüschow, das zwischen 1949 und 1989 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) lag, liefern u.a. Josef Adamiak 1975 in „Schlösser und Gärten in Mecklenburg“, Gerd Baier, Horst Ende und Brigitte Oltmanns 1990 in „Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar“, Dieter Pocher im 1997 erstmalig erschienenen „Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“, Neidhardt Krauß und Egon Fischer 2002 im Band „Zwischen Klützer Winkel und Grieser Gegend“ der dreibändigen Reihe „Schlösser, Gutshäuser und Parks in Mecklenburg-Vorpommern“, Volkmar Billeb und Sybille Badstübner-Gröger 2013 in „Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“ sowie Wolf Karge 2016 in der Reihe „Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff, Nr. 19“: „Schlösser und Herrenhäuser in Nordwestmecklenburg“. Die Internetseite des „Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow“ zeigt sowohl eine „Zeittafel“ zur Guts- und Baugeschichte Plüschows als auch „Historische Ansichten“ von Herrenhaus, Garten und Gutshof sowie von den Tapeten und klassizistischen Öfen.<ref name="ftn235">Plüschow, https://www.plueschow.de/<span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">, (2023-11-21).</span></span></ref>
Aufgrund der direkten Lage zum See wurde deshalb auf eine großzügige Parkanlage verzichtet. Auch reichte der See früher bis an das Herrenhaus mit Wassergraben heran. Platz für ein kleines Beetareal im Stil des damaligen Barocks gab es lediglich an der Seite zum Westerrader Weg. Heute ist dieses nicht mehr vorhanden. Auch existieren keine alten Pläne im Gutsarchiv. Lediglich ein altes Gemälde zeigt diesen kleinen barocken Garten.  


<span style="color:#000000;">Weiterführende Literatur zu Plüschow unter Berücksichtigung spezifischer Fragestellungen findet sich bei:</span> Edgar Jacobs: „Mecklenburgische Herrenhöfe“, Dissertation, Berlin 1937, und Torsten Pöschk: „‚Hier ist mein eigener Grund; der mir ist Angestorben ...‘: die Gestaltung barocker Gutshäuser, Höfe und Gärten des Adels in Mecklenburg-Schwerin im Kontext des innerstaatlichen Machtkonflikts im 18. Jh.“, Dissertation Humboldt-Universität, Berlin 2011.


# <div style="margin-left:1.63cm;">'''Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart'''</div>




Die jetzige Baumvegetation im Frontbereich des Hauses besteht ausschließlich aus Linden (Tilia) und einer Hängebuche (Fagus sylvatica f.pendula), die sich unmittelbar neben dem Ehrenhof befindet. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von [https://www.wikidata.org/wiki/Q1438350%20%20 Friedrich Adolph Hornemann] (1813–1890) ist ebenfalls der Baumbestand gut zu erkennen. Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist eindeutig zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (Populus) umfasste.<ref name="ftn183"><div style="margin-left:0.6cm;"><span style="color:#000000;">Diese Vermutung wurde Graf Hans Caspar Rantzau von Frau Dr. Marita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.</span></div></ref> Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass die gesamten Alleeanlagen der Ortschaft zu dieser Zeit mit schmalkronigen Pappeln angelegt wurden.
Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus aus einer erhöhten Perspektive von der Ostseite gezeigt. <span style="color:#ff0000;">(Abbildung 88) </span>Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Standort, der auch vom [https://www.geosphere.at/de%20 Geosphere Austria] Institut bodenanalytisch untersucht und als Mottenstandort identifiziert wurde. Hieraus ergibt sich, dass die kleine barocke Gartenanlage auf der Ostseite angelegt war, da nur diese Seite die räumlichen Voraussetzungen eines solchen Gartens hatte. Es gibt derzeit noch drei markante Spitzahorne (Acer platanoides) aus der Zeit des Ölgemäldes, mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m, die in etwa 2,5 m Höhe gekappt wurden und somit über ausladende Kronen verfügen. In einem Fall ist die Krone altersbedingt durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (Aesculus) vergleichbarer Dimension, die aus derselben Zeit stammt. Diese Bäume wurden vermutlich zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt.
Erst nachdem sich der [https://www.wikidata.org/wiki/Q2549093%20 Wardersee] zurückgezogen hatte, wurde ein Wassergraben angelegt. Dieser Graben wurde im Jahr 1966 jedoch zugunsten einer großen Rasenfläche zugeschüttet. Der Graben lag auf der Gartenseite und der rechten Seite vom Hof aus betrachtet. Ursprünglich reichte der See damals direkt bis an die Rückseite des Herrenhauses heran <span style="color:#ff0000;">(Gemälde Abbildung 89)</span>. An den Seitenfassaden schlossen sich Nebengebäude an. Erst im Laufe der letzten Jahrhunderte sank der Wasserspiegel. Der [https://www.wikidata.org/wiki/Q88480%20 Wassergraben] sorgte dafür, dass eine Erdschicht rund 3,5 Meter unter dem Gebäude nicht austrocknete. Durch die Zuschüttung des Wassergrabens Mitte des 20. Jahrhunderts trocknete die [https://www.wikidata.org/wiki/Q170449%20 Modderschicht] unter dem Herrenhaus jedoch aus und verlor dadurch an Stabilität. Das Gewicht des Gebäudes drückte immer weiter auf diese trockene Schicht, was zu Senkrissen im gesamten Haus führte. Dies machte eine Renaturierung des Grabens notwendig.
Die Wiederherstellung des Grabens von Gut Pronstorf wurde 2021 durch den Kreis Segeberg, die Wasserbehörde und die Denkmalschutzbehörde genehmigt, mit Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sowie des [https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/ALSH/alsh_node.html Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein]<span style="color:#0070c0;">.</span><ref name="ftn184"><div style="margin-left:0.6cm;">Die Anträge liegen wurden mit allen zuständigen Behörden und dem Besitzer Graf Rantzau erstellt und durchführt.</div></ref> Seit dem Herbst 2022 ist der Wassergraben wiederhergestellt und stellt heute erneut eine Verbindung zum Wardersee her. Die ursprüngliche Bepflanzung wurde einem historischen Gemälde des Hauses nachempfunden; zudem wurden Fische aus dem Wardersee wieder eingesetzt. <span style="color:#ff0000;">(Abbildungen Wassergraben 90, 91, 92, 93, 94)</span>
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Version vom 14. Oktober 2024, 15:09 Uhr

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  1. Gartenanlagen: Garten und Park im 18. Jahrhundert


Die Lithografie von Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890) aus dem Jahr 1850 zeigte das parkartige Ambiente des Gutes, deutlich begrenzt auf das unmittelbare Umfeld der Gebäude.[1] (Lithografie Abbildung 84). Heute erstreckt sich eine weitläufige Parklandschaft mit Baumgruppen und dichtem Baumbestand vom Herrenhaus südlich und westlich bis zum See. „Das Haus reicht weit in den damaligen Garten“, beklagt Detlev von Buchwaldt in einem Brief an seinen Onkel Detlev von Reventlow.[2] (Abbildungen Gemälde 85, 86, 87) Ein altes Gemälde zeigt die ursprüngliche Lage des Gartens, der direkt an den Warder See mündete. Im Jahr 1728 wurde für den Hausbau bereits ein Teil des vormals breiteren südlichen Hausgrabens zugeschüttet.

Aufgrund der direkten Lage zum See wurde deshalb auf eine großzügige Parkanlage verzichtet. Auch reichte der See früher bis an das Herrenhaus mit Wassergraben heran. Platz für ein kleines Beetareal im Stil des damaligen Barocks gab es lediglich an der Seite zum Westerrader Weg. Heute ist dieses nicht mehr vorhanden. Auch existieren keine alten Pläne im Gutsarchiv. Lediglich ein altes Gemälde zeigt diesen kleinen barocken Garten.


  1. Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart


Die jetzige Baumvegetation im Frontbereich des Hauses besteht ausschließlich aus Linden (Tilia) und einer Hängebuche (Fagus sylvatica f.pendula), die sich unmittelbar neben dem Ehrenhof befindet. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890) ist ebenfalls der Baumbestand gut zu erkennen. Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist eindeutig zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (Populus) umfasste.[3] Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass die gesamten Alleeanlagen der Ortschaft zu dieser Zeit mit schmalkronigen Pappeln angelegt wurden.

Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus aus einer erhöhten Perspektive von der Ostseite gezeigt. (Abbildung 88) Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Standort, der auch vom Geosphere Austria Institut bodenanalytisch untersucht und als Mottenstandort identifiziert wurde. Hieraus ergibt sich, dass die kleine barocke Gartenanlage auf der Ostseite angelegt war, da nur diese Seite die räumlichen Voraussetzungen eines solchen Gartens hatte. Es gibt derzeit noch drei markante Spitzahorne (Acer platanoides) aus der Zeit des Ölgemäldes, mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m, die in etwa 2,5 m Höhe gekappt wurden und somit über ausladende Kronen verfügen. In einem Fall ist die Krone altersbedingt durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (Aesculus) vergleichbarer Dimension, die aus derselben Zeit stammt. Diese Bäume wurden vermutlich zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt.

Erst nachdem sich der Wardersee zurückgezogen hatte, wurde ein Wassergraben angelegt. Dieser Graben wurde im Jahr 1966 jedoch zugunsten einer großen Rasenfläche zugeschüttet. Der Graben lag auf der Gartenseite und der rechten Seite vom Hof aus betrachtet. Ursprünglich reichte der See damals direkt bis an die Rückseite des Herrenhauses heran (Gemälde Abbildung 89). An den Seitenfassaden schlossen sich Nebengebäude an. Erst im Laufe der letzten Jahrhunderte sank der Wasserspiegel. Der Wassergraben sorgte dafür, dass eine Erdschicht rund 3,5 Meter unter dem Gebäude nicht austrocknete. Durch die Zuschüttung des Wassergrabens Mitte des 20. Jahrhunderts trocknete die Modderschicht unter dem Herrenhaus jedoch aus und verlor dadurch an Stabilität. Das Gewicht des Gebäudes drückte immer weiter auf diese trockene Schicht, was zu Senkrissen im gesamten Haus führte. Dies machte eine Renaturierung des Grabens notwendig.

Die Wiederherstellung des Grabens von Gut Pronstorf wurde 2021 durch den Kreis Segeberg, die Wasserbehörde und die Denkmalschutzbehörde genehmigt, mit Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sowie des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein.[4] Seit dem Herbst 2022 ist der Wassergraben wiederhergestellt und stellt heute erneut eine Verbindung zum Wardersee her. Die ursprüngliche Bepflanzung wurde einem historischen Gemälde des Hauses nachempfunden; zudem wurden Fische aus dem Wardersee wieder eingesetzt. (Abbildungen Wassergraben 90, 91, 92, 93, 94)




  1. Vgl. Hornemann 1850.
  2. Vgl. Rantzau1902, S. 84.
  3. Diese Vermutung wurde Graf Hans Caspar Rantzau von Frau Dr. Marita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.
  4. Die Anträge liegen wurden mit allen zuständigen Behörden und dem Besitzer Graf Rantzau erstellt und durchführt.



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Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)