Gut Prebberede/HHZO Prebberede/01. Einführung: Unterschied zwischen den Versionen

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|<span style="color:#000000;">Das </span><span style="color:#000000;">Herrenhaus Prebberede (Abb.: 1-3)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">wurde nach gängiger Datierung zwischen 1772 und 1778 errichtet.</span><ref name="ftn13">Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023. Das im September 2023 durch Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin) erstellte dendrochronologische Gutachten zeigt auf, dass das Bauholz (Kiefer) des Herrenhauses Prebberede im Winter 1768/1769 geschlagen und so der Bau nach 1769 errichtet wurde. Eine bei der Entnahme der dendrochronologischen Proben ebenfalls gefundene Ritzung im Putz eines der Schornsteine des Herrenhauses lautet: „ANNO 1773“. Dies bedeutet, dass der Rohbau des Hauses schon 1773 unter Dach gewesen sein muss. Ein früherer Baubeginn als 1772 ist also anzunehmen, auch wenn das Holz auf Vorrat geschlagen wurde. Der Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger Alexander Schacht bei der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Rostock geht von einem Baubeginn frühestens 1769 aus, wahrscheinlich um 1770. Die Ausstattung Prebberedes mit aufwendigen Stuckierungen könnte dann bis 1778 erfolgt sein. Vgl.: Gespräch am 29.05.2024.</ref> <span style="color:#000000;">Es ist das neu gebaute Haus des</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Carl</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn3392">Die Schreibweise des Vornamens Carl wird in den historischen Quellen benannt; die Schreibweise Karl in Sekundärquellen.</ref></span><span style="color:#000000;"> Friedrich</span><span style="color:#0070c0;"> </span>[[commons:File:Carl_Friedrich_Graf_von_Bassewitz_2.JPG|Graf von Bassewitz]]<span style="color:#000000;"> (1720-1783)</span><span style="color:#000000;">, der </span>1771 Mecklenburg-Schwerinscher Erster Minister und Präsident des Geheimen Rates (Inhaber des höchsten staatlichen Amtes) geworden war. Durch den <span style="color:#000000;">Festsaal</span> <span style="color:#000000;">(Abb.: 4-6)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span>mit erhaltenem und restauriertem Rokokostuck an Wänden und Decke stellt Prebberede unter den Herrenhäusern des 18. Jahrhunderts in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) eine herausragende Ausnahme dar (Abb.: 7).<ref name="ftn3402"><span style="color:#000000;">Eine herzliche Danksagung geht an die heutige Besitzerfamilie im Herrenhaus Prebberede und an Alexander Schacht. </span></ref>
Die Möglichkeit, von Hamburg nach Plüschow ‚aufs Land‘ und in die ‚Sommerfrische‘ zu gehen, reizte den Hamburger Handelsherrn und Bankier Philipp Heinrich (II.) von Stenglin</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn1"><span style="color:#000000;">Philipp Heinrich (II.) von Stenglin</span>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Philipp+Heinrich+%28II%29+Stenglin+&title=Special:MediaSearch&go=Go&type=image, (15.11.2023). Die Familie Stenglin ist ein ursprünglich aus Süddeutschland stammendes Patriziergeschlecht. Im 16. Jahrhundert in den Reichsadel erhoben, kommt sie nach Norddeutschland und wird von hier aus zu einem mecklenburgischen und dänischen Adelsgeschlecht. Siehe: Liste deutscher Adelsgeschlechter/S, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Adelsgeschlechter/S, (17.10.2023).</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(1718-1793)<span style="color:#000000;">. Im weiteren Umkreis seiner Heimatstadt ließ er für seine Familie und sich Herrenhaus (Abb.: 1)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">und Gutsanlage Plüschow – nach wirtschaftlich rationalen Gesichtspunkten entworfen – neu bauen. Er kaufte dafür 1761 eine Herrschaft, die über Jahrhunderte im Besitz der mecklenburgischen Familie von Bülow war. Jedoch wandte er sich vom historischen Standort einer älteren Gutsanlage und einer noch älteren Burg ab, um auf einer Landzunge das neue Herrenhaus baulich mit Blick über einen See auszurichten. Dass diese unmittelbare Nähe zum Wasser auch landschaftlich reizvoll ist, war gerade im ausgehenden 18. Jahrhundert kein Geheimnis. Englische Gartenneuschöpfungen waren bekannt. Die landschaftliche Lage Plüschows am Mühlensee verweist zudem auf die geografisch-typologische Verwandtschaft Mecklenburgs mit Holstein</span><span style="color:#00b050;"> </span><span style="color:#000000;">(Abb.: 2). </span>'''


Plüschow hat im 18. Jahrhundert mit Philipp Heinrich (II.) von Stenglin einen bürgerlichen, später geadelten Besitzer, der es sich leisten kann und will, einem Adligen gleich Besitz und Versorgungsproduktion auf dem Land aufzubauen und diese als Erboption (Fideikommiss) zu sichern. Der Lebens- und Wohnstandard seines bürgerlich-hanseatischen Umfeldes in Hamburg muss von Stenglin vertraut sein. Möglicherweise wählt er aus diesem Kreis einen Architekten für Plüschow. Durch historische Quellen kann jedoch nicht mehr nachgewiesen werden. Hamburg, aber auch das nahe Lübeck bildeten innerhalb eines weiten landschaftlichen Kreises urbane Schwerpunkte, die ausstrahlten.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn219"><span style="color:#000000;">Vgl.: Fischer 1993, S. 46.</span></ref></span>'''
Das [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]e Gut Prebberede und der umfangreiche Landbesitz der gräflichen Familie von Bassewitz lagen in einem Gebiet Mecklenburgs, das sich durch außergewöhnliche landwirtschaftliche Innovationen, etabliert Ende des 18. und während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts, auszeichnete. So war Carl Friedrich Graf von Bassewitz <span style="color:#000000;">–</span> Sohn des weltgewandten <span style="color:#000000;">Henning Friedrich </span>Graf <span style="color:#000000;">von Bassewitz (1680-1749) – </span>1755 als Justizrat an der Erarbeitung des mecklenburgischen Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs beteiligt gewesen, in dessen Folge es zu (durch Protokolle) dokumentierter Vermessung und wirtschaftlicher Bewertung (Bonitierung) vieler Besitzungen des Landes (vornehmlich des Adels) und zur Erstellung der Karten der mecklenburgischen Direktorialvermessung (1763-1780) kam. Der Betriebswirt Johann Heinrich von Thünen (1783-1850), Verfasser der richtungsweisenden Schrift „<span style="background-color:#ffffff;color:#202122;">Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie, oder Untersuchungen über den Einfluß, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben“ (1826)</span> stand als Nachbar der Grafen Bassewitz auf seinem Gut Tellow in lebhaftem Austausch mit dem mecklenburgischen Agrarpionier und Agrarschriftsteller Johann Carl Pogge (1763-1831) sowie mit Lorenz Karsten (1751-1829). Letzterer hatte die Professur für Ökonomie an der Universität Rostock inne und war gleichzeitig Sekretär der „Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft“. Mitinitiator und erster Direktor dieser Gesellschaft war 1798 Hans Graf von Schlitz (1763-1831), Herr auf Burg Schlitz, gewesen. Dessen Tochter heiratete wiederum den <span style="color:#000000;">Grafen Heinrich von Bassewitz (1799-1861). So können familiäre Verbindungen und unmittelbare Nachbarschaft eine Gruppe moderner, gebildeter und weltgewandter Gutsbesitzer aufzeigen, zu der auch </span>Carl Friedrich Graf von Bassewitz als bereits älterer Herr gezählt haben könnte. Sein Sohn, <span style="color:#000000;">Bernhard Friedrich Graf von Bassewitz (1756-1816)</span><span style="color:#000000;"> ist dies auf jeden Fall. </span>


====Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund====
<span style="color:#000000;">'''Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund'''</span>


Das heutige „[https://www.plueschow.de/ Künstlerhaus Schloss Plüschow]<span style="color:#000000;"></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn220"><span style="color:#000000;">Kontakt: </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Förderkreis Schloss Plüschow e.V.</span><span style="color:#000000;">, </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Plüschow, Am Schlosspark 8, 23936 Upahl,</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Tel. 03841-6174-0, Fax 03841-617417</span><span style="color:#000000;">, </span>[mailto:mail@plueschow.de mail@plueschow.de]<span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">. Mein ganz herzlicher persönlicher Dank gilt Miro Zahra und Udo Rathke.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> liegt in der Ortschaft Plüschow, einem Teil der Gemeinde Upahl. Upahl befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt Grevesmühlen im Landkreis </span><span style="color:#000000;">Nordwestmecklenburg des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Auch die Hansestädte Wismar und Lübeck sind über kurze Wege zu erreichen. Die Ostseeküste Nordwestmecklenburgs liegt teilweise an der Lübecker Bucht, teilweise an der Wismarbucht und damit an der südwestlichsten Ausdehnung der Ostsee.</span>
<span style="color:#000000;">Prebberede</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span>ist über Neu Heinde mit der Bundesstraße 108 von Teterow (Stadt) nach Laage (Stadt) verbunden. Diese Straße führt weiter in die Hanse- und Universitätsstadt Rostock im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern an der südlichen Ostseeküste. Prebberede liegt heute im Landkreis Rostock. Als „Pretberede“ ist es bereits im Matthäus-Seutter-Atlas „''Ducatus Mecklenburgici'' ''1733''“<ref name="ftn3412">Mohr/Stentzel 2001, s.p.</ref> als im „''Dominium Rostochiense''“ liegend eingetragen. In der französischen Karte des Herzogtums Mecklenburg „''Duché de Mecklenbourg 1758''“<ref name="ftn3422">Mohr/Stentzel 2001, s.p.</ref> sind die einzelnen Landesteile, die nach der Dritten (und letzten) Hauptlandesteilung Mecklenburgs von 1701 entstanden, farblich voneinander abgesetzt dargestellt: das Herzogtum Mecklenburg, die Grafschaft Schwerin, das Bistum Schwerin, die Herrschaft Rostock (hier auf Französisch: ''Seigneurie de Rostock'') und der Wendische Kreis. Die Herrschaft Rostock war nach der Ersten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung 1229 als eine von vier Herrschaften entstanden, die nach den vier Hauptburgen im Land benannt wurden: Mecklenburg (Stammburg bei Wismar), Rostock, Werle (bei Schwaan) und Parchim-Riechenberg.<ref name="ftn3432">Vgl.: Mohr/Stentzel 2001, s.p.; <span style="color:#000000;">Karge/Münch u.a., 2011, Karte S. 29.</span></ref> Rostock mit lübischem Stadtrecht wurde zum Zentrum der Herrschaft Rostock und war seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Mitglied der Hanse. Die Geschichte Rostocks ist von einem wechselvollen Gegen- und Miteinander mit den mecklenburgischen Herzögen geprägt.<ref name="ftn3442">Vgl.: Geschichte Rostocks, https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Rostocks, (08.01.2024).</ref>
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|}<div style="color:#000000;"></div><span style="color:#000000;">'''Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals'''</span>


Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist Plüschow Teil des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, wobei die Hansestadt Wismar ab 1648 schwedisch wird. Hamburg und Lübeck sind freie Reichsstädte. Das im Westfälischen Frieden gebildete Fürstentum Ratzeburg tritt zum Herrschaftsbereich der Herzöge zu Mecklenburg hinzu. Die Zugehörigkeit Plüschows zum Herzogtum (ab 1701) bzw. Großherzogtum (ab 1815) Mecklenburg-Schwerin besteht bis zum Ende der Monarchie im Deutschen Kaiserreich 1918 (Ende des Ersten Weltkrieges).
<span style="color:#000000;">Das ehemalige Herrenhaus mit axial darauf ausgerichteter Gutsanlage (Abb.: 8-9), repräsentativen Stallgebäuden und Reithalle war ein Baukomplex, der während des späten 18. und des 19. Jahrhunderts – eventuell unter Nutzung älterer Gebäude oder derer Standorte – geschaffen wurde. Nach großflächiger Zerstörung bzw. Abtragung vieler Wirtschaftsbauten nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 sowie der durchgeführten Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">Deutschlands (1945-1949) wurde das ehemalige Gutsareal bzw. Siedlungsland (seit 1935 durch die </span><span style="color:#000000;">Niederdeutsche Siedlungsgesellschaft m.b.H.</span><span style="color:#000000;">)</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn3452">Vgl.: Parlow 2024, S. 367.</ref></span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">während des gesamten Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949-1989 als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) genutzt. Nach der Friedlichen Revolution 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 kamen das ehemalige Herrenhaus, die Stallgebäude, die 1862 erbaute Familienkapelle (Abb.: 10-13) der gräflichen Familie von Bassewitz und der historische Park (Abb.: 14-22)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">wieder in privaten Besitz. Alle Gebäude sowie der Park stehen unter Denkmalschutz.</span><ref name="ftn3462">Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Dr. Ewa de Veer, 2023; Adamiak 1975, S. 278, Abb. 111; Alexander Schacht, Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rostock 2024.</ref>


====Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals====


Das Projekt „Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow“ wird durch die Gründung des Trägers „Förderkreis Schloss Plüschow e.V.“ 1990 initiiert.<span style="color:#000000;"><ref name="ftn221">Siehe: Plüschow, https://www.plueschow.de/<span style="color:#0000ff;">,</span><span style="color:#0000ff;"> </span><span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">(21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Zum ehemaligen Herrenhaus zählen nur wenige Flurstücke. Die Grundstücksfläche des historischen Gutes ist 2023 in 19 Flurstücke unterteilt. Das Künstlerhaus definiert sich als Institution für moderne Künstlerförderung und will mit dieser Nutzung das Herrenhaus als Baudenkmal erhalten. Es gibt keine zugeordneten landwirtschaftlichen Nutzflächen.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn222"><span style="color:#000000;">Vgl.: Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Grevesmühlen, Datum: 21.10.2021, Name: AG88, Maßstab: 1:25.000, Blatt-Nr.: 1/1.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>


====Heutige Umgebung====
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Künstlerhaus und Ortschaft Plüschow liegen als eine wenige Häuser umfassende Siedlung an einem im 19. Jahrhundert meliorierten See (Abb: 3-5). Die Siedlung grenzt an ein waldreiches Endmoränengebiet. Über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Lübeck-Bad Kleinen und eine nahe gelegene Zufahrt auf die Bundesautobahn A 20 ist sie überregional vernetzt. Das im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler gegründete Dorf Friedrichshagen liegt südlich von Plüschow, nur wenige Kilometer entfernt, jenseits der Bundeautobahn A 20. Im Dorf befinden sich die mittelalterliche, einschiffige [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_8c34bd82 backstein]<span style="color:#000000;">gotische Kirche (Abb.: 6-7)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">und der </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">e ehemalige Pfarrhof (Abb.: 8-10) mit Pfarrhaus und Stall. An der Orgelempore der Kirche hängen die Wappentafeln des Joachim Otto von Bülow und der Familie von Stenglin, beide Besitzerfamilien Plüschows. Friedrichshagen ist ein wenige Höfe umfassendes Dorf, in dem auffallend viele Hallenhäuser aus Fachwerk, mit Backstein ausgefacht, erhalten sind (Abb.: 11-13). Neben diesen Hallenhäusern besteht ein Bauernhof, der (ebenso wie Kirche und Pfarrhof) unter Denkmalschutz steht.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn223">Vgl.: Liste der Baudenkmale in Upahl, [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl#Friedrichshagen]<span style="color:#0000ff;">,</span><span style="color:#0000ff;"> </span><span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">(21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Die Region Nordwestmecklenburgs und ihre Bauernhäuser finden bei Karl Baumgarten und Angelika Heim in „Landschaft und Bauernhaus in Mecklenburg“ 1991 textliche Erwähnung und fotografische Wiedergabe.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn224"><span style="color:#000000;">Vgl.: Baumgarten/Heim 1991, S. 24-29, Fotos: z.B. S. 84.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>
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Version vom 16. Dezember 2024, 14:07 Uhr

Das Herrenhaus Prebberede (Abb.: 1-3) wurde nach gängiger Datierung zwischen 1772 und 1778 errichtet.[1] Es ist das neu gebaute Haus des Carl[2] Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783), der 1771 Mecklenburg-Schwerinscher Erster Minister und Präsident des Geheimen Rates (Inhaber des höchsten staatlichen Amtes) geworden war. Durch den Festsaal (Abb.: 4-6) mit erhaltenem und restauriertem Rokokostuck an Wänden und Decke stellt Prebberede unter den Herrenhäusern des 18. Jahrhunderts in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) eine herausragende Ausnahme dar (Abb.: 7).[3]

Das barocke Gut Prebberede und der umfangreiche Landbesitz der gräflichen Familie von Bassewitz lagen in einem Gebiet Mecklenburgs, das sich durch außergewöhnliche landwirtschaftliche Innovationen, etabliert Ende des 18. und während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts, auszeichnete. So war Carl Friedrich Graf von Bassewitz Sohn des weltgewandten Henning Friedrich Graf von Bassewitz (1680-1749) – 1755 als Justizrat an der Erarbeitung des mecklenburgischen Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs beteiligt gewesen, in dessen Folge es zu (durch Protokolle) dokumentierter Vermessung und wirtschaftlicher Bewertung (Bonitierung) vieler Besitzungen des Landes (vornehmlich des Adels) und zur Erstellung der Karten der mecklenburgischen Direktorialvermessung (1763-1780) kam. Der Betriebswirt Johann Heinrich von Thünen (1783-1850), Verfasser der richtungsweisenden Schrift „Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie, oder Untersuchungen über den Einfluß, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben“ (1826) stand als Nachbar der Grafen Bassewitz auf seinem Gut Tellow in lebhaftem Austausch mit dem mecklenburgischen Agrarpionier und Agrarschriftsteller Johann Carl Pogge (1763-1831) sowie mit Lorenz Karsten (1751-1829). Letzterer hatte die Professur für Ökonomie an der Universität Rostock inne und war gleichzeitig Sekretär der „Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft“. Mitinitiator und erster Direktor dieser Gesellschaft war 1798 Hans Graf von Schlitz (1763-1831), Herr auf Burg Schlitz, gewesen. Dessen Tochter heiratete wiederum den Grafen Heinrich von Bassewitz (1799-1861). So können familiäre Verbindungen und unmittelbare Nachbarschaft eine Gruppe moderner, gebildeter und weltgewandter Gutsbesitzer aufzeigen, zu der auch Carl Friedrich Graf von Bassewitz als bereits älterer Herr gezählt haben könnte. Sein Sohn, Bernhard Friedrich Graf von Bassewitz (1756-1816) ist dies auf jeden Fall.

Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund

Prebberede ist über Neu Heinde mit der Bundesstraße 108 von Teterow (Stadt) nach Laage (Stadt) verbunden. Diese Straße führt weiter in die Hanse- und Universitätsstadt Rostock im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern an der südlichen Ostseeküste. Prebberede liegt heute im Landkreis Rostock. Als „Pretberede“ ist es bereits im Matthäus-Seutter-Atlas „Ducatus Mecklenburgici 1733[4] als im „Dominium Rostochiense“ liegend eingetragen. In der französischen Karte des Herzogtums Mecklenburg „Duché de Mecklenbourg 1758[5] sind die einzelnen Landesteile, die nach der Dritten (und letzten) Hauptlandesteilung Mecklenburgs von 1701 entstanden, farblich voneinander abgesetzt dargestellt: das Herzogtum Mecklenburg, die Grafschaft Schwerin, das Bistum Schwerin, die Herrschaft Rostock (hier auf Französisch: Seigneurie de Rostock) und der Wendische Kreis. Die Herrschaft Rostock war nach der Ersten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung 1229 als eine von vier Herrschaften entstanden, die nach den vier Hauptburgen im Land benannt wurden: Mecklenburg (Stammburg bei Wismar), Rostock, Werle (bei Schwaan) und Parchim-Riechenberg.[6] Rostock mit lübischem Stadtrecht wurde zum Zentrum der Herrschaft Rostock und war seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Mitglied der Hanse. Die Geschichte Rostocks ist von einem wechselvollen Gegen- und Miteinander mit den mecklenburgischen Herzögen geprägt.[7]

Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals

Das ehemalige Herrenhaus mit axial darauf ausgerichteter Gutsanlage (Abb.: 8-9), repräsentativen Stallgebäuden und Reithalle war ein Baukomplex, der während des späten 18. und des 19. Jahrhunderts – eventuell unter Nutzung älterer Gebäude oder derer Standorte – geschaffen wurde. Nach großflächiger Zerstörung bzw. Abtragung vieler Wirtschaftsbauten nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 sowie der durchgeführten Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Deutschlands (1945-1949) wurde das ehemalige Gutsareal bzw. Siedlungsland (seit 1935 durch die Niederdeutsche Siedlungsgesellschaft m.b.H.)[8] während des gesamten Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949-1989 als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) genutzt. Nach der Friedlichen Revolution 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 kamen das ehemalige Herrenhaus, die Stallgebäude, die 1862 erbaute Familienkapelle (Abb.: 10-13) der gräflichen Familie von Bassewitz und der historische Park (Abb.: 14-22) wieder in privaten Besitz. Alle Gebäude sowie der Park stehen unter Denkmalschutz.[9]


  1. Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023. Das im September 2023 durch Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin) erstellte dendrochronologische Gutachten zeigt auf, dass das Bauholz (Kiefer) des Herrenhauses Prebberede im Winter 1768/1769 geschlagen und so der Bau nach 1769 errichtet wurde. Eine bei der Entnahme der dendrochronologischen Proben ebenfalls gefundene Ritzung im Putz eines der Schornsteine des Herrenhauses lautet: „ANNO 1773“. Dies bedeutet, dass der Rohbau des Hauses schon 1773 unter Dach gewesen sein muss. Ein früherer Baubeginn als 1772 ist also anzunehmen, auch wenn das Holz auf Vorrat geschlagen wurde. Der Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger Alexander Schacht bei der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Rostock geht von einem Baubeginn frühestens 1769 aus, wahrscheinlich um 1770. Die Ausstattung Prebberedes mit aufwendigen Stuckierungen könnte dann bis 1778 erfolgt sein. Vgl.: Gespräch am 29.05.2024.
  2. Die Schreibweise des Vornamens Carl wird in den historischen Quellen benannt; die Schreibweise Karl in Sekundärquellen.
  3. Eine herzliche Danksagung geht an die heutige Besitzerfamilie im Herrenhaus Prebberede und an Alexander Schacht.
  4. Mohr/Stentzel 2001, s.p.
  5. Mohr/Stentzel 2001, s.p.
  6. Vgl.: Mohr/Stentzel 2001, s.p.; Karge/Münch u.a., 2011, Karte S. 29.
  7. Vgl.: Geschichte Rostocks, https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Rostocks, (08.01.2024).
  8. Vgl.: Parlow 2024, S. 367.
  9. Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Dr. Ewa de Veer, 2023; Adamiak 1975, S. 278, Abb. 111; Alexander Schacht, Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rostock 2024.