Gunderslevholm/11. Kirche und Dorfstrukturen: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Sekundärliteratur ====
==== Dorfstruktur ====
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]
Weit bevor Carl Adolph von Plessen ''Gunderslevholm Gods'' in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichten ließ, gab es ein Dorf mit dem Namen Gunderslevmagle, welches sich aus mehreren Bauernhöfen zusammensetzte. In den Quellen finden sich diverse Namensnennungen wie ''Gunnersløf'' (1322), ''Gunnærsløf'' (1333), ''Gunnersløf Maklæt'' (1344). Ab Mitte des 14. Jahrhunderts tritt erstmals der Wortstamm ''Gunderslef'' in Erscheinung, wie die Schreibweisen ''Gunderslefholm'' (1345), ''Gunnerslef'' (1370), ''Gwnnslefilæ'' (1383), ''Gundersløffmagle'' (1403) und ''Gunnersløfflille'', ''Gundersøfflitle'' (1465), ''Gundersløfflilæ'' (1468) ''Gwnnerlefflillde'' (1509) beweisen.<ref>Vgl. Nielsen 2005, S. 19.</ref> Der Autor des Aufsatzes „Nedlagte landsbyer i Gunderslev sogn“, Hans Jørgen Heegaard, fertigte eine Zeichnung (Abb. 62) an, die die Lage und Größe des Dorfes Gunderslevmagle umreißt. Auf der Zeichnung sind rund um die Kirche und im Bereich der heutigen Gutsanlage, mehrere Bauernstellen erkennbar. Nach Heegaard befand sich das ursprüngliche Gunderslevholm im Uferbereich der Suså, in dem sich auch der Standort der Burg nachweisen lässt.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 17.</ref> Das Dorf Gunderslevmagle ist heute nicht mehr existent. Die Auflösung von ganzen Ortschaften könnte zum einen mit äußeren Umständen, wie etwa klimatische Veränderungen, Epidemien, den zahlreichen Kriegen oder einfachen demografischen Entwicklungen erklärt werden. Im Falle von Gunderslevmagle lässt sich die Aufhebung des Dorfes wohl am besten mit dem Wunsch der ökonomischen Rationalisierung eines Grundbesitzers begründen. Die Basis für dieses Vorgehen ist derweil in der Entwicklung der dänischen Wirtschaftsgeschichte selbst zu finden: Da dem Land nicht nur die klassischen Rohstoffe wie Kohle und Eisenerz, sondern auch natürliche Ressourcen wie Holz fehlen, war die Land- und Viehwirtschaft stets ein elementarer Wirtschaftsfaktor für Dänemark.<ref>Vgl. https://www.erih.de/wie-alles-begann/industriegeschichte-europaeischer-laender/daenemark, (08.07.2024).</ref> Bezugnehmend auf die Gutswirtschaft lassen sich die wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen besonders verständlich erklären. Die dänische Wirtschaftsgeschichte ist eng mit der Entwicklung der Gutswirtschaft verknüpft. Da die Begriffe Gut und Herrenhaus im Dänischen allerdings auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden bedarf es einer kurzen Erklärung dieser. Per se reichen ihre Wurzeln bis in das Mittelalter zurück. Noch im 14. Jahrhundert beschreibt der Begriff ''gårde'' einen Hof (Bauernhof), der durch eine Familie und eventuelle Angestellte bewirtschaftet wurde. Juristisch betrachtet stehen über diesen Höfen die sogenannten ''hovedgårde'', die auch als Haupthöfe bezeichnet werden können, welche durch ihren Grundbesitzer (also einen Adeligen oder die Kirche) selbst verwaltet und bewirtschaftet wurden. In diesem Zusammenhang wird häufig auch von Sitzhöfen, den ''sædegårde'', gesprochen, welche als herrschaftliche Residenz und als Verwaltungszentrum fungierten. Schließlich gab es noch den Gutshof, den sogenannten ''herregård''. Der Wortstamm selbst weist dabei bereits auf die Bedeutung des Hofes hin, welcher als Sitz des Herren definiert werden kann und somit die Existenz eines möglichen Herrenhauses ''herremandens'' impliziert. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass ein Grundbesitzer nicht nur einen, sondern mehrere Haupthöfe besitzen konnte.<ref>Vgl. https://www.danskeherregaarde.dk/historie/herregaard-og-gods, (07.05.2024).</ref> Die dänische Gesetzgebung des 16. Jahrhunderts hatte unterdessen eine ganz klare Definition eines Gutes. Demnach erhielten alle Höfe (Rittergüter), die durch den Adel selbst bewirtschaftet und bewohnt oder durch einen Administrator verwaltet wurden, besondere Privilegien. Diese umfassten etwa das Entfallen der Grundsteuer und ab 1524, mit der Implementierung der Handfestung [https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(D%C3%A4nemark_und_Norwegen Frederiks I.] (1471–1533), den Wegfall der kirchlichen Zehntpflicht. Dieser Status verhielt sich jedoch äußerst variabel. So konnte aus einem ''herregård'' ein ''bondegård'' werden, wenn ein Herr aus seinem Haus auszog und es an einen Bauern verpachtete. Genauso verhielt es sich auch umgekehrt. Grund und Boden von Bauern bewirtschaftet, sodass sich das grundherrschaftliche System des ''fæstegård'' etablierte. Die sogenannten ''fæstegård'' waren zumeist im Land weit verstreut. Gunderslevholm bildet in diesem Fall ein exemplarisches Beispiel. Auf einer von Erichsen und Pedersen veröffentlichten Darstellung (Abb. 63), welche die Gunderslevholmer Ländereien im 15. Jahrhundert zeigt, ist dies deutlich zu erkennen. Auf der Karte sind der eigentliche ''hovedgård'', die dazugehörigen ''fæstegårde'' und die Bezirksgrenzen Sjællands von „[…] Skelskør to Stevns.“<ref>Erichsen/ Pedersen 2004, S. 176.</ref> verzeichnet. Weiter heißt es in der Beschreibung „Gunderslevholm Manor was a typical large estate from the late Middle Ages. 31 farms in the home parish formed the core oft the estate, but most oft the estate’s properties were more dispersed … Beyond the map Gunderslevholm owned a large number of tenant farms around Holbæk, making the total number of farms 225.“<ref>Erichsen/ Pedersen 2004, S. 176.</ref> Die auf Lebenszeit gepachteten Flächen, die sogenannten ''fæstegods'', durften dabei von den Bauern bewohnt und selbst bewirtschaftet werden. Als Gegenleistung erhielt der Gutsbesitzer eine feste Zahlung, die ''landgilde'', sowie die persönliche Arbeitskraft seiner Pächter, die in den meisten Fällen durch die ''hoveri'' an den Großgrundbesitzer gebunden waren. Bis in das 17. Jahrhundert hinein war das dänische Kulturland zum überwiegenden Teil im Besitz der Krone, der Kirche und des Adels. Bei etwa 52 % der Flächen handelte es sich um Kronland, weitere 44 % waren in der Hand des Adels. Lediglich 4 % gehörten den freien Bauern.<ref>Heegard 2002, S. 9.</ref> Die dem Adel gewährten Legitimationen änderten sich erstmals mit der Einführung der absoluten Monarchie im Jahr 1660. Im Zuge der politischen Umstrukturierung wurde das Alleinrecht des Adels an Höfen und Ländereien abgeschafft. Mit dem von [https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_V._(D%C3%A4nemark_und_Norwegen Christian V.] (1670–1699) erlassenen Dekret vom 28. Januar 1682 wurde die Legung neuer Gutshöfe verboten und nur noch jene Landgüter, die eine Fläche von 200 Morgen Hartkorn in einem Umkreis von zwei Meilen vorweisen konnten, wurden von der Steuer befreit. Die Grundbesitzer waren zudem verpflichtet, dafür zu sorgen, alle verlassenen Höfe möglichst wieder zu besetzen. Einem nach Heegaard zitierten Grundbucheintrag aus dem Jahr 1682 zufolge, umfasste die Gemeinde Gunderslev zu diesem Zeitpunkt 50 Höfe, 28 Häuser mit Land und drei Häuser ohne Land. Zur Fläche zählten weiterhin ca. 1207 Morgen Kultur- sowie eine unbestimmte Fläche an Weideland.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 13.</ref> Trotz der genannten Umstrukturierungsprozesse kam es seitens des Adels und der vermögenden Bürgerschaft zu unkontrollierten Landkäufen, denen zum Teil ganze Ortschaften zum Opfer fielen. Laut Heegaard wurden in den Jahren zwischen 1525 und 1774 etwa 125 Dörfer mit einer Größe zwischen drei und sieben Höfen aufgelöst.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 9.</ref> Die Hälfte der Auflösungen erfolgte auf Sjælland, etwa ein Drittel in Jütland und weniger als ein Zehntel auf Fünen. Die durchschnittliche Größe der auf Sjælland aufgegebenen Ortschaften lag bei 6,9 Höfen. Von 1660 bis 1730 wurden allein auf Sjælland an die 70 Höfe strukturell verändert.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 9.</ref> Um den weiteren Verlust an Bauernstellen und Dörfern entgegenzuwirken, erließ [https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_IV._(D%C3%A4nemark_und_Norwegen Frederik IV.] (1699–1730) mehrere Dekrete. In einem Erlass vom 16. März 1725 heißt es: „[] dass der König mit großem Missfallen erfahren hat, wie einige Eigentümer ohne königliche Erlaubnis unternommen haben, bäuerliche Höfe zu zerstören und das Land zum Anbau ihres Sitzes zu nutzen. Dies sei sehr schädlich für das Land, da es nicht ausreichend mit Einwohnern besiedelt sei, sodass die für die Landmiliz benötigten Arbeitskräfte nicht herangezogen werden könnten.“<ref>Heegaard 2002, S. 11.</ref> Im selben Jahr erwarb [https://da.wikipedia.org/wiki/Carl_Adolph_von_Plessen Carl Adolph von Plessen] das Gut in Gunderslevholm. Plessen selbst galt als überzeugter Befürworter der Großlandwirtschaft. Zu Gunderslevholm gehörten zu diesem Zeitpunkt etwa 52 Morgen Land und ca. 27 Morgen Wald. Hinzu kamen die Flächen von dem 1649 geschlossenen Dorf Gunderslevmagle, welche insgesamt 51,3 Morgen betrugen.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 13.</ref> Bereits sechs Jahre nach Übernahme des Gutes, im Jahr 1731, erhielt Plessen einen Zuspruch seitens der Krone, der ihm die Aufgabe weiterer Bauerstellen gewährte und zu einem exponentiellen Wachstum seines Grundbesitzes führte. Die Bewilligung räumte Plessen das Recht ein, diverse Höfe in den Städten Forslev, Kastrup, Tokkerup und Rejnstrup zu schließen und in seinen Besitz einzugliedern. Das Resultat war eine Vervielfachung des Gunderslevholmer Hartkorns um 80 %. Plessen Landbesitz umfasst nunmehr etwa 187 Morgen Hartkorn sowie etliche Wald- und Grünflächen.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 13.</ref> Die Vergrößerung der Plessenschen Besitztümer zeigte sich auch in der Bevölkerungsstruktur des Gunderslevholmer Kirchspiels: Während im Jahr 1700 noch 78 Ehepaare in der Gemeinde gezählt wurden, stieg die Zahl im Jahr 1771 auf 86 Paare an, was einem Wachstum von 10,25 % entspricht. Im Jahr 1700 zählte Gunderslevholm insgesamt 41 Bauern und 35 Haushalte. Siebzig Jahre später gab es nur noch 28 Landwirte und 46 Haushalte in der Gemeinde Gunderslev. Infolge der Hofschließungen verringerte sich die Zahl der Bauern somit um 31,7 %, während die Zahl der Haushalte um 31,4 % anstieg.<ref>Vgl. Heegaard 2002, S. 13.</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
==== Kirche ====
 
In unmittelbarer Nähe zum Herrenhaus befindet sich die [https://denstoredanske.lex.dk/Gunderslev_Kirke Gunderslev Kirche] (Abb. 64). Das Gebäude war ursprünglich Teil des Dorfes Gunderslevmagle, welches mit der Errichtung des örtlichen Gutes aufgelöst wurde. Die Kirche selbst wird erstmals um 1370 im bischöflichen Grundbuch Roskildebispens Jordebog urkundlich erwähnt und im Jahr 1483 Teil des benediktinischen [[wikipedia:Skovkloster_Abbey|Klosters St. Peder (Skovkloster)]] in [https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A6stved Næstved]. [https://finnholbek.dk/getperson.php?personID=I5014&tree=2 Christoffer Gøje] erhielt am 18. April 1580 nachweislich das Patronatsrecht, welches bis 1980 Bestand hatte und die sakrale Ausstattung maßgeblich beeinflusste.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024).</ref> Die Wurzeln des Gebäudes reichen weit bis in das 13. Jahrhundert zurück. Ursprünglich handelte es sich um einen romanischen Bau. Die Kirche bestand damals lediglich aus einem Langhaus mit Chor und einer abschließenden Apsis, wobei die Länge des Gebäudes vermutlich gerade einmal 16 m betrug.<ref>Vgl. Jørgensen 2005, S. 29.</ref> Damals schloss die Kirche im Inneren noch nach oben mit einer einfachen Balkendecke ab. Die romanische Gebäudestruktur ist heute nur noch teilweise erkennbar. Erhalten haben sich etwa die Mauern des Kirchenschiffes, des Chors und der Triumphwand, die aus Feld- und Quadersteinen errichtet sind. Die ehemaligen Fenster- und Türlaibungen sind entweder gar nicht oder nur fragmentarisch erhalten geblieben. Zwischen 1450 und 1525 wird der romanische Kern der Kirche um fünf weitere Anbauten ergänzt. Das Gebäude wurde dabei um zwei Querschiffe, einen Turm sowie eine Sakristei und eine Vorhalle erweitert und der Chor nach Osten hin um ein weiteres Joch verlängert. Die Mauerwerke bestehen größtenteils aus Ziegeln, den sogenannten ''Munkesten'' sowie Feld- und Quadersteinen. Die bis dahin bestehende Balkendecke wich im Zuge der Baumaßnahmen zeitgemäßen Gewölbekonstruktionen.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024).</ref> Umgeben von einer kleinen Mauer und einem Friedhof zeigt sich die Kirche von Gunderslev heute in Gestalt einer weiß getünchten Kreuzkirche auf kreuzförmigem Grundriss, die nach oben mit rote gedeckten Satteldächern abschließt. Ihr äußeres Erscheinungsbild wird durch eine zurückhaltende Fassadengestaltung bestimmt. Wie bereits erwähnt ist die Kirchengeschichte durch eine Vielzahl von Veränderungen geprägt, die deutlich in der Architektursprache der Außen- und Innenraumgestaltung zu erkennen sind. So sind beispielsweise im Sockelbereich immer wieder die Feld- und Quadersteine zu erkennen. Die Fassade ist unterhalb der leicht vorkragenden Traufzonen der Satteldächer partiell mit Treppen- und Rundbogenfriesen versehen. Besonders prägnant sind die mit diversem Blendwerk gezierten Treppengiebel – etwa am Turm oder den Giebeln der Querhäuser. In den Fassadenfeldern ruhenden Fensterblenden zeigen sich unter anderem spitz- und rundbogig als paarweise angeordnete Lanzetten oder Okuli. Der Zugang erfolgt von Westen über eine ''maskingotiske'' (neogotische) Eingangstür. Zwei Stufen führen in das Kircheninnere. Die schlichte Turmhalle schließt nach oben mit einem Kreuzgewölbe ab und ist beidseitig mit Nischen versehen, in denen sich drei Alabasterfiguren<ref>Im 16. Jahrhundert wurde die dänische Kunstgeschichte stark von niederländischen Künstlern beeinflusst.</ref>befinden. Die Figurengruppe war einst Teil eines künstlerisch ausgearbeiteten Epitaphs, welches um 1590 entstanden ist und nach einem Sturz im 18. Jahrhundert nur noch fragmentarisch existiert.<ref>Vgl. Heegard 2002, S. 82 ̶ 83; Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1022 ̶ 1023.</ref> Heegaard und Jørgensen weisen in ihrem Textbeitrag zur Gunderslevkirke darauf hin, dass die Entstehung des Epitaphs aufgrund seiner künstlerischen Ausfertigung im engen Zusammenhang mit den sogenannten Alabastermeistern stehen muss. Ähnlich charakteristische Arbeiten sind zu dieser Zeit auch aus anderen Teilen Dänemarks bekannt. Im Zusammenhang mit dem Gøye Epitaph werden hier die Namen zweier niederländischer Meister, Jacob van der Borch und [https://de.wikipedia.org/wiki/Johan_Gregor_van_der_Schardt Johan Gregor van der Schardt] genannt.<ref>Vgl. Heegard 2002, S. 86 f.</ref> Von der Turmhalle aus führen zwei weitere Stufen in das zum Chor hinabfallende Kirchenschiff. Die Ausgestaltung des sakralen Innenraums wird dabei maßgeblich durch die Umbauarbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts sowie die Patronatsherrschaft bestimmt. Das Langhaus wird durch vier Spitzbogenfenster erhellt. Der Weg bis zur Vierung wird auf beiden Seiten durch ein hölzernes Kirchgestühl flankiert, das etwa auf 1584 datiert wird. Die Wangen der Bänke sind mit kannelierten toskanischen Pilastern verziert und mit einem Dreiecksgiebel versehen. Der Giebelschmuck umfasst gezackte Leisten sowie eine leicht profilierte Halbrosen, die das Giebelfeld vollständig ausfüllen. Die einzelnen Wangen werden durch einfache Türen voneinander getrennt. Lediglich die Türen der ersten beiden Reihen sind ornamental gefasst. Sie stammen wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert (Abb. 65).<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1022.</ref> Rechtsseitig der Vierung schließt sich das südliche Querschiff, die sogenannte ''Holløse-kirken''<ref>Jørgensen 2005, S. 30.</ref> an, welches optisch durch einen spitzbogigen Durchgang vom Langhaus getrennt wird. Im Gegensatz zum Rest des Gebäudes, welches mit Kreuzgewölben versehen ist, findet sich hier ein zeitgenössisches Sternengewölbe. Diese besondere Gestaltungsweise hängt mit der Bedeutung des Raumes zusammen, der etwa 200 Jahre als Grabkapelle der Herrschaft Gunderslevholms diente, ehe die Gebeine in den 1850er Jahren in die darunterliegende Krypta überführt wurden. Das südliche Querschiff wurde 1945 renoviert. Seither ist die letzte Ruhestätte des Gutsbesitzers Peter Johansen Neergaard und seiner Frau.<ref>Vgl. Jørgensen 2005, S.31.</ref> Zur Ausstattung gehören ein hölzernes Epitaph des Gemeindepfarrers Mikkel Petersen und seiner Frau Katharina Nielsdatter Hjorth<ref>Das Gemälde (Öl auf Leinwand, 132 × 132 cm) zeigt das kniende Paar; er mit einem Buch, auf dessen Einband HMPS steht (Herr Mikkel Petersen). Om Hintergrund ist die Auferstehung Christi zu sehen.</ref>sowie zwei Grabplatten<ref>Vgl. Nationalmuseet, Antikvarisk-topografisk arkiv, Notesbøger: H.XII.44,49. H.P.XII.104 f, C.A. Jensen: Yderligere beskrivelser af gravminder, S. 2-4.</ref>aus rötlichem Kalkstein. Das nördliche Querschiff ist unterdessen vom Kirchenraum aus nicht zugänglich. In der vermauerten, spitz zulaufenden Bogenstellung steht heute die Orgel.<ref>Vgl. Jørgensen 2005, S.34.</ref> Ursprünglich befand sich hier der Sitz des Gunderslevholmer Adels. In den Berichten des Pfarrers aus dem Jahr 1755 ist von einer Treppe zum Herrenstuhl zu lesen. Die Patronatsloge war etwa 1,50 m über dem Boden angebracht und so positioniert, dass diese über einen separaten Eingang in der Nordkapelle zugänglich war.<ref>Vgl. Heegard 2002, S. 78.</ref> Leider wurde diese noch vor 1862 entfernt und die Bogenstellung geschlossen. Der dahinterliegende Raum wird von einer achtteiligen Kreuzgewölbedecke überdacht und als Kapelle genutzt. Ursprünglich beherbergte das nördliche Querschiff wohl das Epitaph von Christoffer Gøye und Birgitte Bølle. In den Boden der Kapelle eingelassen, befanden sich des Weiteren die Grabplatten von Christoffer Gøye und Birgitte Bølle (Abb. 66, 9) sowie des Landvogtes von Tryggevælde, Engelche de Bülow.<ref>Vgl. Jørgensen 2005, S. 31.</ref> Im Jahr 1982 fand man unterhalb der Kapelle zwei erhaltene tonnengewölbte Grabkammern, deren Wände mit mittelalterlichen Fresken versehen sind.<ref>Vgl. Heegard 2002, S. 79 f.</ref> In der rechten Ecke der Vierung befindet sich eine geschnitzte, mit Knorpelwerk versehene barocke Kanzel (Abb. 67), die anhand einer Inschrift auf das Jahr 1635 datiert werden kann. Sie stammt wahrscheinlich aus der Werkstatt von [[wikipedia:Abel_Schrøder|Abel Schrøder]].<ref>Vgl. Jørgensen, 2005, S. 33.</ref> Der figürlich gestaltete Kanzelfuß zeigt sich als Mosesfigur (Abb. 68). In seinen Händen trägt er die Gesetzestafel. Sowohl die Tafel als auch der Kanzelkorb sind mit Bibelversen in goldenen Lettern verziert. Der Korb ist reich an detaillierten Ornamentschmuck und figurinen Schnitzarbeiten. Auf kleinen Postamenten stehen sechs Figuren, die Christus mit der Weltkugel, die vier Evangelisten und Paulus darstellen. Die dahinterliegenden ornamental gefassten großen Tafeln sind mit figürlichen Reliefs geschmückt und stellen Szenen aus dem Leben Christi dar. Der siebeneckige hölzerne Schalldeckel (Abb. 69) wird von einer umlaufenden leichten Bordüre begleitet. Das Innere des Deckels ist mit einem Sternenhimmel versehen. Auf ihm liegt ein siebenseitiges filigran geschnitztes Feld, das mit der Figur einer fliegenden Taube besetzt ist. Das hervorkragende Gebälk des Schalldeckels wird durch eine abwechselnde Formation von Engelsfiguren und den Wappen der [https://da.wikipedia.org/wiki/Urne_(adelssl%C3%A6gt) Familien Urne], [https://da.wikipedia.org/wiki/Grubbe Grubbe], [https://da.wikipedia.org/wiki/Gyldenstierne Gyldenstjerne] und [https://biografiskleksikon.lex.dk/Rud Rud] bekrönt.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1021 ̶ 1022.</ref> In Richtung Osten schließt sich nun der zweijochige Chorraum (Abb. 70, 73) an. Deutlich zu erkennen ist in diesem Bereich die architektonische Schnittstelle zwischen dem ehemaligen Chor und dem im 16. Jahrhundert angefügten Anbau. Der gesamte Altarraum wird hier von zwei ungeraden Kreuzgewölben überspannt. Noch vor der Schranke befindet sich ein hölzern gefasstes barockes Taufbecken (Abb. 71) aus der Werkstatt Schrøders. Ähnlich wie die Kanzel wird auch diese Arbeit durch die reiche Knorpelwerkverzierung bestimmt. Über einem mit Puttenköpfen und ornamentalem Dekor versehenen balusterförmigen Schaft ruht ein oktogonal angelegtes Becken, dessen Seiten mit diversem Schnitzwerk, unter anderen Engel mit Passionswerkzeugen, verziert sind. Zu dem Becken gehören zwei Zinnschalen, die nach den Gravierungen um 1666 entstanden sein müssen. Die größere der beiden Schalen hat einen Durchmesser von 76 cm und ist mit christlichen Figuren besetzt.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1018 ̶ 1020.</ref> Über dem Becken hängt der dazugehörige oktogonale glockenförmige Deckel, der das Taufwasser in früheren Zeiten vor Verunreinigungen schützen sollte. Dieser ist auf der Unterseite mit einer Dreifachrosette versehen. Die durchbrochene Krone ist Knorpelwerk, Engelsköpfen und einer sitzenden Taube versehen. Links neben dem Becken, in einer halbrunden Nische, steht eine aus Alabaster gefertigte Caritas Skulptur (Abb. 72), die etwa um 1600 entstanden ist. Hinter dem Taufbecken trennt die eingelassene hölzerne Schranke (Abb. 73, 70) das Presbyterium vom „weltlichen Teil“ der Kirche. Auch sie stammt vermutlich aus der Werkstatt des aus Næstved stammenden Künstlers Schrøder und ist auf das 17. Jahrhundert zu datieren.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1023.</ref> Die Anlage selbst besteht aus zwei wandfesten Teilen und einer Flügeltür. Vor dem Türrahmen stehen zwei kräftige korinthische Säulen, die auf mit Knorpelmasken verzierten Postamenten ruhen. Der untere Bereich des Säulenschaftes ist mit dekorativem Ornamentwerk sowie eine männlichen (linksseitig) und einer weiblichen Figur (rechtsseitig) geschmückt. Die sich beidseitig anschließenden Brüstungsplatten sind reliefiert und mit weiblichen Schnitzfiguren besetzt. Den in den Sockeln zu findenden Inschriften ist zu entnehmen, dass es sich dabei um die Darstellung der christlichen Tugenden Sanftmut (liberalitas), Demut (humilitas), Güte (benignitas), Keuschheit (castitas), Bescheidenheit (sobrietas) und Fleiß (sedulitas) handelt. Wie dem Eintrag zur Gunderslev Kirke zu entnehmen ist, waren die Freiflächen oberhalb der Brüstung vermutlich mit zwölf gedrehten Säulen ausgefüllt.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1020.</ref> Das sich über den Seitenteilen erhebende Gebälk setzte sich ursprünglich über die Säulen hinaus fort und rahmte somit auch die Flügeltür ein. Es wird durch Skulpturen der Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel sowie die Wappenschilde der Familien Urne und Gyldenstjerne bekrönt. Ein im Jahr 1895 befestigtes Kruzifix wurde an die Nordwand des Altarraums versetzt.<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1021.</ref> Das aus Eichenholz gefertigte alte Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert findet sich heute im südlichen Querschiff. Hinter der Chorschranke erstreckt sich ein Presbyterium mit geradem Chorschluss, welches nördlich um eine Sakristei ergänzt wurde. Im Boden des fensterlosen Altarraums sind die Grabplatten von Anders Ebbesen und Mette Gøyes eingelassen. Den Kulminationspunkt des Raumes bildet der Altar (Abb. 74).<ref>Das Altarsilber umfasst mehrere Gegenstände die zum Teil bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Außerdem zwei Altarvorhänge und zwei Messgewänder aus dem 17. Jahrhundert.</ref> Dieser besteht aus einem gemauerten und weiß getünchten Altartisch und einem plastisch gearbeiteten hölzernen Retabel im Knorpelstil und stammt wie der Großteil des Interieurs aus der Werkstatt Schrøders. Der Altaraufsatz kann in drei Zonen unterteilt werden. Die unterste Zone wird durch ein kleines Ölgemälde bestimmt, welches die Szene des letzten Abendmahls Christi zeigt. Das Gemälde wird beidseitig von Schnitzarbeiten flankiert. Auf dem sich darüber erhebenden Sockel sitzen zwei Putten, die als Trägerfiguren fungieren und die Wappen der Familien Urne und Gyldenstjerne präsentieren. Zentrales Thema des Mittelteils bildet ein weiteres, größeres Altarbild. Das Werk, ganz in manieristischer Manier<ref>Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1016.</ref>, stellt die Kreuzabnahme dar. Die oval angelegte Szene erhebt sich über einen schwarzen Hintergrund und wird von einem t-förmigen, leicht profilierten Rahmen und korinthischen Säulen auf hohen Postamenten geziert. Im Hintergrund sind neben kannelierten Pilastern, figurale und ornamentale Ausschmückungen erkennbar, die sich in diesem Teil des Retabels konvex nach außen wölben. Der über dem Gemälde liegende Fries ist mit goldenen Inschriften versehen. Mittig über dem Ölgemälde prangt in goldenen Lettern ein alttestamentarischer Bibelvers aus Jesaja 53,5: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünden willen zerschlagen.“ Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Begleitet wird der Vers von den Worten anno 1640, die uns einen Hinweis zur Entstehungszeit des Aufsatzes geben. Das Gebälk schließt mit einem filigran durchbrochenen Gesims ab. Darüber erhebt sich die letzte, dritte Zone des Retabels. Der Mittelteil zeigt Christus mit dem Siegesbanner. Die Szenerie wird durch den angebrachten Ornamentschmuck und Plastiken der vier Evangelisten komplementiert. Der sich anschließende Giebelbogen, dessen Feld vollständig von einem Cherubskopf ausgefüllt ist, wird von einer Figurengruppe gekrönt, die sich aus einem Totenkopf zwischen zwei halb liegenden Putti zusammensetzt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
 
Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
 
Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
 
Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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Version vom 15. September 2024, 13:57 Uhr

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Dorfstruktur

Weit bevor Carl Adolph von Plessen Gunderslevholm Gods in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichten ließ, gab es ein Dorf mit dem Namen Gunderslevmagle, welches sich aus mehreren Bauernhöfen zusammensetzte. In den Quellen finden sich diverse Namensnennungen wie Gunnersløf (1322), Gunnærsløf (1333), Gunnersløf Maklæt (1344). Ab Mitte des 14. Jahrhunderts tritt erstmals der Wortstamm Gunderslef in Erscheinung, wie die Schreibweisen Gunderslefholm (1345), Gunnerslef (1370), Gwnnslefilæ (1383), Gundersløffmagle (1403) und Gunnersløfflille, Gundersøfflitle (1465), Gundersløfflilæ (1468) Gwnnerlefflillde (1509) beweisen.[1] Der Autor des Aufsatzes „Nedlagte landsbyer i Gunderslev sogn“, Hans Jørgen Heegaard, fertigte eine Zeichnung (Abb. 62) an, die die Lage und Größe des Dorfes Gunderslevmagle umreißt. Auf der Zeichnung sind rund um die Kirche und im Bereich der heutigen Gutsanlage, mehrere Bauernstellen erkennbar. Nach Heegaard befand sich das ursprüngliche Gunderslevholm im Uferbereich der Suså, in dem sich auch der Standort der Burg nachweisen lässt.[2] Das Dorf Gunderslevmagle ist heute nicht mehr existent. Die Auflösung von ganzen Ortschaften könnte zum einen mit äußeren Umständen, wie etwa klimatische Veränderungen, Epidemien, den zahlreichen Kriegen oder einfachen demografischen Entwicklungen erklärt werden. Im Falle von Gunderslevmagle lässt sich die Aufhebung des Dorfes wohl am besten mit dem Wunsch der ökonomischen Rationalisierung eines Grundbesitzers begründen. Die Basis für dieses Vorgehen ist derweil in der Entwicklung der dänischen Wirtschaftsgeschichte selbst zu finden: Da dem Land nicht nur die klassischen Rohstoffe wie Kohle und Eisenerz, sondern auch natürliche Ressourcen wie Holz fehlen, war die Land- und Viehwirtschaft stets ein elementarer Wirtschaftsfaktor für Dänemark.[3] Bezugnehmend auf die Gutswirtschaft lassen sich die wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen besonders verständlich erklären. Die dänische Wirtschaftsgeschichte ist eng mit der Entwicklung der Gutswirtschaft verknüpft. Da die Begriffe Gut und Herrenhaus im Dänischen allerdings auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden bedarf es einer kurzen Erklärung dieser. Per se reichen ihre Wurzeln bis in das Mittelalter zurück. Noch im 14. Jahrhundert beschreibt der Begriff gårde einen Hof (Bauernhof), der durch eine Familie und eventuelle Angestellte bewirtschaftet wurde. Juristisch betrachtet stehen über diesen Höfen die sogenannten hovedgårde, die auch als Haupthöfe bezeichnet werden können, welche durch ihren Grundbesitzer (also einen Adeligen oder die Kirche) selbst verwaltet und bewirtschaftet wurden. In diesem Zusammenhang wird häufig auch von Sitzhöfen, den sædegårde, gesprochen, welche als herrschaftliche Residenz und als Verwaltungszentrum fungierten. Schließlich gab es noch den Gutshof, den sogenannten herregård. Der Wortstamm selbst weist dabei bereits auf die Bedeutung des Hofes hin, welcher als Sitz des Herren definiert werden kann und somit die Existenz eines möglichen Herrenhauses herremandens impliziert. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass ein Grundbesitzer nicht nur einen, sondern mehrere Haupthöfe besitzen konnte.[4] Die dänische Gesetzgebung des 16. Jahrhunderts hatte unterdessen eine ganz klare Definition eines Gutes. Demnach erhielten alle Höfe (Rittergüter), die durch den Adel selbst bewirtschaftet und bewohnt oder durch einen Administrator verwaltet wurden, besondere Privilegien. Diese umfassten etwa das Entfallen der Grundsteuer und ab 1524, mit der Implementierung der Handfestung Frederiks I. (1471–1533), den Wegfall der kirchlichen Zehntpflicht. Dieser Status verhielt sich jedoch äußerst variabel. So konnte aus einem herregård ein bondegård werden, wenn ein Herr aus seinem Haus auszog und es an einen Bauern verpachtete. Genauso verhielt es sich auch umgekehrt. Grund und Boden von Bauern bewirtschaftet, sodass sich das grundherrschaftliche System des fæstegård etablierte. Die sogenannten fæstegård waren zumeist im Land weit verstreut. Gunderslevholm bildet in diesem Fall ein exemplarisches Beispiel. Auf einer von Erichsen und Pedersen veröffentlichten Darstellung (Abb. 63), welche die Gunderslevholmer Ländereien im 15. Jahrhundert zeigt, ist dies deutlich zu erkennen. Auf der Karte sind der eigentliche hovedgård, die dazugehörigen fæstegårde und die Bezirksgrenzen Sjællands von „[…] Skelskør to Stevns.“[5] verzeichnet. Weiter heißt es in der Beschreibung „Gunderslevholm Manor was a typical large estate from the late Middle Ages. 31 farms in the home parish formed the core oft the estate, but most oft the estate’s properties were more dispersed … Beyond the map Gunderslevholm owned a large number of tenant farms around Holbæk, making the total number of farms 225.“[6] Die auf Lebenszeit gepachteten Flächen, die sogenannten fæstegods, durften dabei von den Bauern bewohnt und selbst bewirtschaftet werden. Als Gegenleistung erhielt der Gutsbesitzer eine feste Zahlung, die landgilde, sowie die persönliche Arbeitskraft seiner Pächter, die in den meisten Fällen durch die hoveri an den Großgrundbesitzer gebunden waren. Bis in das 17. Jahrhundert hinein war das dänische Kulturland zum überwiegenden Teil im Besitz der Krone, der Kirche und des Adels. Bei etwa 52 % der Flächen handelte es sich um Kronland, weitere 44 % waren in der Hand des Adels. Lediglich 4 % gehörten den freien Bauern.[7] Die dem Adel gewährten Legitimationen änderten sich erstmals mit der Einführung der absoluten Monarchie im Jahr 1660. Im Zuge der politischen Umstrukturierung wurde das Alleinrecht des Adels an Höfen und Ländereien abgeschafft. Mit dem von Christian V. (1670–1699) erlassenen Dekret vom 28. Januar 1682 wurde die Legung neuer Gutshöfe verboten und nur noch jene Landgüter, die eine Fläche von 200 Morgen Hartkorn in einem Umkreis von zwei Meilen vorweisen konnten, wurden von der Steuer befreit. Die Grundbesitzer waren zudem verpflichtet, dafür zu sorgen, alle verlassenen Höfe möglichst wieder zu besetzen. Einem nach Heegaard zitierten Grundbucheintrag aus dem Jahr 1682 zufolge, umfasste die Gemeinde Gunderslev zu diesem Zeitpunkt 50 Höfe, 28 Häuser mit Land und drei Häuser ohne Land. Zur Fläche zählten weiterhin ca. 1207 Morgen Kultur- sowie eine unbestimmte Fläche an Weideland.[8] Trotz der genannten Umstrukturierungsprozesse kam es seitens des Adels und der vermögenden Bürgerschaft zu unkontrollierten Landkäufen, denen zum Teil ganze Ortschaften zum Opfer fielen. Laut Heegaard wurden in den Jahren zwischen 1525 und 1774 etwa 125 Dörfer mit einer Größe zwischen drei und sieben Höfen aufgelöst.[9] Die Hälfte der Auflösungen erfolgte auf Sjælland, etwa ein Drittel in Jütland und weniger als ein Zehntel auf Fünen. Die durchschnittliche Größe der auf Sjælland aufgegebenen Ortschaften lag bei 6,9 Höfen. Von 1660 bis 1730 wurden allein auf Sjælland an die 70 Höfe strukturell verändert.[10] Um den weiteren Verlust an Bauernstellen und Dörfern entgegenzuwirken, erließ Frederik IV. (1699–1730) mehrere Dekrete. In einem Erlass vom 16. März 1725 heißt es: „[…] dass der König mit großem Missfallen erfahren hat, wie einige Eigentümer ohne königliche Erlaubnis unternommen haben, bäuerliche Höfe zu zerstören und das Land zum Anbau ihres Sitzes zu nutzen. Dies sei sehr schädlich für das Land, da es nicht ausreichend mit Einwohnern besiedelt sei, sodass die für die Landmiliz benötigten Arbeitskräfte nicht herangezogen werden könnten.“[11] Im selben Jahr erwarb Carl Adolph von Plessen das Gut in Gunderslevholm. Plessen selbst galt als überzeugter Befürworter der Großlandwirtschaft. Zu Gunderslevholm gehörten zu diesem Zeitpunkt etwa 52 Morgen Land und ca. 27 Morgen Wald. Hinzu kamen die Flächen von dem 1649 geschlossenen Dorf Gunderslevmagle, welche insgesamt 51,3 Morgen betrugen.[12] Bereits sechs Jahre nach Übernahme des Gutes, im Jahr 1731, erhielt Plessen einen Zuspruch seitens der Krone, der ihm die Aufgabe weiterer Bauerstellen gewährte und zu einem exponentiellen Wachstum seines Grundbesitzes führte. Die Bewilligung räumte Plessen das Recht ein, diverse Höfe in den Städten Forslev, Kastrup, Tokkerup und Rejnstrup zu schließen und in seinen Besitz einzugliedern. Das Resultat war eine Vervielfachung des Gunderslevholmer Hartkorns um 80 %. Plessen Landbesitz umfasst nunmehr etwa 187 Morgen Hartkorn sowie etliche Wald- und Grünflächen.[13] Die Vergrößerung der Plessenschen Besitztümer zeigte sich auch in der Bevölkerungsstruktur des Gunderslevholmer Kirchspiels: Während im Jahr 1700 noch 78 Ehepaare in der Gemeinde gezählt wurden, stieg die Zahl im Jahr 1771 auf 86 Paare an, was einem Wachstum von 10,25 % entspricht. Im Jahr 1700 zählte Gunderslevholm insgesamt 41 Bauern und 35 Haushalte. Siebzig Jahre später gab es nur noch 28 Landwirte und 46 Haushalte in der Gemeinde Gunderslev. Infolge der Hofschließungen verringerte sich die Zahl der Bauern somit um 31,7 %, während die Zahl der Haushalte um 31,4 % anstieg.[14]

Kirche

In unmittelbarer Nähe zum Herrenhaus befindet sich die Gunderslev Kirche (Abb. 64). Das Gebäude war ursprünglich Teil des Dorfes Gunderslevmagle, welches mit der Errichtung des örtlichen Gutes aufgelöst wurde. Die Kirche selbst wird erstmals um 1370 im bischöflichen Grundbuch Roskildebispens Jordebog urkundlich erwähnt und im Jahr 1483 Teil des benediktinischen Klosters St. Peder (Skovkloster) in Næstved. Christoffer Gøje erhielt am 18. April 1580 nachweislich das Patronatsrecht, welches bis 1980 Bestand hatte und die sakrale Ausstattung maßgeblich beeinflusste.[15] Die Wurzeln des Gebäudes reichen weit bis in das 13. Jahrhundert zurück. Ursprünglich handelte es sich um einen romanischen Bau. Die Kirche bestand damals lediglich aus einem Langhaus mit Chor und einer abschließenden Apsis, wobei die Länge des Gebäudes vermutlich gerade einmal 16 m betrug.[16] Damals schloss die Kirche im Inneren noch nach oben mit einer einfachen Balkendecke ab. Die romanische Gebäudestruktur ist heute nur noch teilweise erkennbar. Erhalten haben sich etwa die Mauern des Kirchenschiffes, des Chors und der Triumphwand, die aus Feld- und Quadersteinen errichtet sind. Die ehemaligen Fenster- und Türlaibungen sind entweder gar nicht oder nur fragmentarisch erhalten geblieben. Zwischen 1450 und 1525 wird der romanische Kern der Kirche um fünf weitere Anbauten ergänzt. Das Gebäude wurde dabei um zwei Querschiffe, einen Turm sowie eine Sakristei und eine Vorhalle erweitert und der Chor nach Osten hin um ein weiteres Joch verlängert. Die Mauerwerke bestehen größtenteils aus Ziegeln, den sogenannten Munkesten sowie Feld- und Quadersteinen. Die bis dahin bestehende Balkendecke wich im Zuge der Baumaßnahmen zeitgemäßen Gewölbekonstruktionen.[17] Umgeben von einer kleinen Mauer und einem Friedhof zeigt sich die Kirche von Gunderslev heute in Gestalt einer weiß getünchten Kreuzkirche auf kreuzförmigem Grundriss, die nach oben mit rote gedeckten Satteldächern abschließt. Ihr äußeres Erscheinungsbild wird durch eine zurückhaltende Fassadengestaltung bestimmt. Wie bereits erwähnt ist die Kirchengeschichte durch eine Vielzahl von Veränderungen geprägt, die deutlich in der Architektursprache der Außen- und Innenraumgestaltung zu erkennen sind. So sind beispielsweise im Sockelbereich immer wieder die Feld- und Quadersteine zu erkennen. Die Fassade ist unterhalb der leicht vorkragenden Traufzonen der Satteldächer partiell mit Treppen- und Rundbogenfriesen versehen. Besonders prägnant sind die mit diversem Blendwerk gezierten Treppengiebel – etwa am Turm oder den Giebeln der Querhäuser. In den Fassadenfeldern ruhenden Fensterblenden zeigen sich unter anderem spitz- und rundbogig als paarweise angeordnete Lanzetten oder Okuli. Der Zugang erfolgt von Westen über eine maskingotiske (neogotische) Eingangstür. Zwei Stufen führen in das Kircheninnere. Die schlichte Turmhalle schließt nach oben mit einem Kreuzgewölbe ab und ist beidseitig mit Nischen versehen, in denen sich drei Alabasterfiguren[18]befinden. Die Figurengruppe war einst Teil eines künstlerisch ausgearbeiteten Epitaphs, welches um 1590 entstanden ist und nach einem Sturz im 18. Jahrhundert nur noch fragmentarisch existiert.[19] Heegaard und Jørgensen weisen in ihrem Textbeitrag zur Gunderslevkirke darauf hin, dass die Entstehung des Epitaphs aufgrund seiner künstlerischen Ausfertigung im engen Zusammenhang mit den sogenannten Alabastermeistern stehen muss. Ähnlich charakteristische Arbeiten sind zu dieser Zeit auch aus anderen Teilen Dänemarks bekannt. Im Zusammenhang mit dem Gøye Epitaph werden hier die Namen zweier niederländischer Meister, Jacob van der Borch und Johan Gregor van der Schardt genannt.[20] Von der Turmhalle aus führen zwei weitere Stufen in das zum Chor hinabfallende Kirchenschiff. Die Ausgestaltung des sakralen Innenraums wird dabei maßgeblich durch die Umbauarbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts sowie die Patronatsherrschaft bestimmt. Das Langhaus wird durch vier Spitzbogenfenster erhellt. Der Weg bis zur Vierung wird auf beiden Seiten durch ein hölzernes Kirchgestühl flankiert, das etwa auf 1584 datiert wird. Die Wangen der Bänke sind mit kannelierten toskanischen Pilastern verziert und mit einem Dreiecksgiebel versehen. Der Giebelschmuck umfasst gezackte Leisten sowie eine leicht profilierte Halbrosen, die das Giebelfeld vollständig ausfüllen. Die einzelnen Wangen werden durch einfache Türen voneinander getrennt. Lediglich die Türen der ersten beiden Reihen sind ornamental gefasst. Sie stammen wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert (Abb. 65).[21] Rechtsseitig der Vierung schließt sich das südliche Querschiff, die sogenannte Holløse-kirken[22] an, welches optisch durch einen spitzbogigen Durchgang vom Langhaus getrennt wird. Im Gegensatz zum Rest des Gebäudes, welches mit Kreuzgewölben versehen ist, findet sich hier ein zeitgenössisches Sternengewölbe. Diese besondere Gestaltungsweise hängt mit der Bedeutung des Raumes zusammen, der etwa 200 Jahre als Grabkapelle der Herrschaft Gunderslevholms diente, ehe die Gebeine in den 1850er Jahren in die darunterliegende Krypta überführt wurden. Das südliche Querschiff wurde 1945 renoviert. Seither ist die letzte Ruhestätte des Gutsbesitzers Peter Johansen Neergaard und seiner Frau.[23] Zur Ausstattung gehören ein hölzernes Epitaph des Gemeindepfarrers Mikkel Petersen und seiner Frau Katharina Nielsdatter Hjorth[24]sowie zwei Grabplatten[25]aus rötlichem Kalkstein. Das nördliche Querschiff ist unterdessen vom Kirchenraum aus nicht zugänglich. In der vermauerten, spitz zulaufenden Bogenstellung steht heute die Orgel.[26] Ursprünglich befand sich hier der Sitz des Gunderslevholmer Adels. In den Berichten des Pfarrers aus dem Jahr 1755 ist von einer Treppe zum Herrenstuhl zu lesen. Die Patronatsloge war etwa 1,50 m über dem Boden angebracht und so positioniert, dass diese über einen separaten Eingang in der Nordkapelle zugänglich war.[27] Leider wurde diese noch vor 1862 entfernt und die Bogenstellung geschlossen. Der dahinterliegende Raum wird von einer achtteiligen Kreuzgewölbedecke überdacht und als Kapelle genutzt. Ursprünglich beherbergte das nördliche Querschiff wohl das Epitaph von Christoffer Gøye und Birgitte Bølle. In den Boden der Kapelle eingelassen, befanden sich des Weiteren die Grabplatten von Christoffer Gøye und Birgitte Bølle (Abb. 66, 9) sowie des Landvogtes von Tryggevælde, Engelche de Bülow.[28] Im Jahr 1982 fand man unterhalb der Kapelle zwei erhaltene tonnengewölbte Grabkammern, deren Wände mit mittelalterlichen Fresken versehen sind.[29] In der rechten Ecke der Vierung befindet sich eine geschnitzte, mit Knorpelwerk versehene barocke Kanzel (Abb. 67), die anhand einer Inschrift auf das Jahr 1635 datiert werden kann. Sie stammt wahrscheinlich aus der Werkstatt von Abel Schrøder.[30] Der figürlich gestaltete Kanzelfuß zeigt sich als Mosesfigur (Abb. 68). In seinen Händen trägt er die Gesetzestafel. Sowohl die Tafel als auch der Kanzelkorb sind mit Bibelversen in goldenen Lettern verziert. Der Korb ist reich an detaillierten Ornamentschmuck und figurinen Schnitzarbeiten. Auf kleinen Postamenten stehen sechs Figuren, die Christus mit der Weltkugel, die vier Evangelisten und Paulus darstellen. Die dahinterliegenden ornamental gefassten großen Tafeln sind mit figürlichen Reliefs geschmückt und stellen Szenen aus dem Leben Christi dar. Der siebeneckige hölzerne Schalldeckel (Abb. 69) wird von einer umlaufenden leichten Bordüre begleitet. Das Innere des Deckels ist mit einem Sternenhimmel versehen. Auf ihm liegt ein siebenseitiges filigran geschnitztes Feld, das mit der Figur einer fliegenden Taube besetzt ist. Das hervorkragende Gebälk des Schalldeckels wird durch eine abwechselnde Formation von Engelsfiguren und den Wappen der Familien Urne, Grubbe, Gyldenstjerne und Rud bekrönt.[31] In Richtung Osten schließt sich nun der zweijochige Chorraum (Abb. 70, 73) an. Deutlich zu erkennen ist in diesem Bereich die architektonische Schnittstelle zwischen dem ehemaligen Chor und dem im 16. Jahrhundert angefügten Anbau. Der gesamte Altarraum wird hier von zwei ungeraden Kreuzgewölben überspannt. Noch vor der Schranke befindet sich ein hölzern gefasstes barockes Taufbecken (Abb. 71) aus der Werkstatt Schrøders. Ähnlich wie die Kanzel wird auch diese Arbeit durch die reiche Knorpelwerkverzierung bestimmt. Über einem mit Puttenköpfen und ornamentalem Dekor versehenen balusterförmigen Schaft ruht ein oktogonal angelegtes Becken, dessen Seiten mit diversem Schnitzwerk, unter anderen Engel mit Passionswerkzeugen, verziert sind. Zu dem Becken gehören zwei Zinnschalen, die nach den Gravierungen um 1666 entstanden sein müssen. Die größere der beiden Schalen hat einen Durchmesser von 76 cm und ist mit christlichen Figuren besetzt.[32] Über dem Becken hängt der dazugehörige oktogonale glockenförmige Deckel, der das Taufwasser in früheren Zeiten vor Verunreinigungen schützen sollte. Dieser ist auf der Unterseite mit einer Dreifachrosette versehen. Die durchbrochene Krone ist Knorpelwerk, Engelsköpfen und einer sitzenden Taube versehen. Links neben dem Becken, in einer halbrunden Nische, steht eine aus Alabaster gefertigte Caritas Skulptur (Abb. 72), die etwa um 1600 entstanden ist. Hinter dem Taufbecken trennt die eingelassene hölzerne Schranke (Abb. 73, 70) das Presbyterium vom „weltlichen Teil“ der Kirche. Auch sie stammt vermutlich aus der Werkstatt des aus Næstved stammenden Künstlers Schrøder und ist auf das 17. Jahrhundert zu datieren.[33] Die Anlage selbst besteht aus zwei wandfesten Teilen und einer Flügeltür. Vor dem Türrahmen stehen zwei kräftige korinthische Säulen, die auf mit Knorpelmasken verzierten Postamenten ruhen. Der untere Bereich des Säulenschaftes ist mit dekorativem Ornamentwerk sowie eine männlichen (linksseitig) und einer weiblichen Figur (rechtsseitig) geschmückt. Die sich beidseitig anschließenden Brüstungsplatten sind reliefiert und mit weiblichen Schnitzfiguren besetzt. Den in den Sockeln zu findenden Inschriften ist zu entnehmen, dass es sich dabei um die Darstellung der christlichen Tugenden Sanftmut (liberalitas), Demut (humilitas), Güte (benignitas), Keuschheit (castitas), Bescheidenheit (sobrietas) und Fleiß (sedulitas) handelt. Wie dem Eintrag zur Gunderslev Kirke zu entnehmen ist, waren die Freiflächen oberhalb der Brüstung vermutlich mit zwölf gedrehten Säulen ausgefüllt.[34] Das sich über den Seitenteilen erhebende Gebälk setzte sich ursprünglich über die Säulen hinaus fort und rahmte somit auch die Flügeltür ein. Es wird durch Skulpturen der Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel sowie die Wappenschilde der Familien Urne und Gyldenstjerne bekrönt. Ein im Jahr 1895 befestigtes Kruzifix wurde an die Nordwand des Altarraums versetzt.[35] Das aus Eichenholz gefertigte alte Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert findet sich heute im südlichen Querschiff. Hinter der Chorschranke erstreckt sich ein Presbyterium mit geradem Chorschluss, welches nördlich um eine Sakristei ergänzt wurde. Im Boden des fensterlosen Altarraums sind die Grabplatten von Anders Ebbesen und Mette Gøyes eingelassen. Den Kulminationspunkt des Raumes bildet der Altar (Abb. 74).[36] Dieser besteht aus einem gemauerten und weiß getünchten Altartisch und einem plastisch gearbeiteten hölzernen Retabel im Knorpelstil und stammt wie der Großteil des Interieurs aus der Werkstatt Schrøders. Der Altaraufsatz kann in drei Zonen unterteilt werden. Die unterste Zone wird durch ein kleines Ölgemälde bestimmt, welches die Szene des letzten Abendmahls Christi zeigt. Das Gemälde wird beidseitig von Schnitzarbeiten flankiert. Auf dem sich darüber erhebenden Sockel sitzen zwei Putten, die als Trägerfiguren fungieren und die Wappen der Familien Urne und Gyldenstjerne präsentieren. Zentrales Thema des Mittelteils bildet ein weiteres, größeres Altarbild. Das Werk, ganz in manieristischer Manier[37], stellt die Kreuzabnahme dar. Die oval angelegte Szene erhebt sich über einen schwarzen Hintergrund und wird von einem t-förmigen, leicht profilierten Rahmen und korinthischen Säulen auf hohen Postamenten geziert. Im Hintergrund sind neben kannelierten Pilastern, figurale und ornamentale Ausschmückungen erkennbar, die sich in diesem Teil des Retabels konvex nach außen wölben. Der über dem Gemälde liegende Fries ist mit goldenen Inschriften versehen. Mittig über dem Ölgemälde prangt in goldenen Lettern ein alttestamentarischer Bibelvers aus Jesaja 53,5: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünden willen zerschlagen.“ Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Begleitet wird der Vers von den Worten anno 1640, die uns einen Hinweis zur Entstehungszeit des Aufsatzes geben. Das Gebälk schließt mit einem filigran durchbrochenen Gesims ab. Darüber erhebt sich die letzte, dritte Zone des Retabels. Der Mittelteil zeigt Christus mit dem Siegesbanner. Die Szenerie wird durch den angebrachten Ornamentschmuck und Plastiken der vier Evangelisten komplementiert. Der sich anschließende Giebelbogen, dessen Feld vollständig von einem Cherubskopf ausgefüllt ist, wird von einer Figurengruppe gekrönt, die sich aus einem Totenkopf zwischen zwei halb liegenden Putti zusammensetzt.

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Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)
  1. Vgl. Nielsen 2005, S. 19.
  2. Vgl. Heegaard 2002, S. 17.
  3. Vgl. https://www.erih.de/wie-alles-begann/industriegeschichte-europaeischer-laender/daenemark, (08.07.2024).
  4. Vgl. https://www.danskeherregaarde.dk/historie/herregaard-og-gods, (07.05.2024).
  5. Erichsen/ Pedersen 2004, S. 176.
  6. Erichsen/ Pedersen 2004, S. 176.
  7. Heegard 2002, S. 9.
  8. Vgl. Heegaard 2002, S. 13.
  9. Vgl. Heegaard 2002, S. 9.
  10. Vgl. Heegaard 2002, S. 9.
  11. Heegaard 2002, S. 11.
  12. Vgl. Heegaard 2002, S. 13.
  13. Vgl. Heegaard 2002, S. 13.
  14. Vgl. Heegaard 2002, S. 13.
  15. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024).
  16. Vgl. Jørgensen 2005, S. 29.
  17. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024).
  18. Im 16. Jahrhundert wurde die dänische Kunstgeschichte stark von niederländischen Künstlern beeinflusst.
  19. Vgl. Heegard 2002, S. 82 ̶ 83; Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1022 ̶ 1023.
  20. Vgl. Heegard 2002, S. 86 f.
  21. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1022.
  22. Jørgensen 2005, S. 30.
  23. Vgl. Jørgensen 2005, S.31.
  24. Das Gemälde (Öl auf Leinwand, 132 × 132 cm) zeigt das kniende Paar; er mit einem Buch, auf dessen Einband HMPS steht (Herr Mikkel Petersen). Om Hintergrund ist die Auferstehung Christi zu sehen.
  25. Vgl. Nationalmuseet, Antikvarisk-topografisk arkiv, Notesbøger: H.XII.44,49. H.P.XII.104 f, C.A. Jensen: Yderligere beskrivelser af gravminder, S. 2-4.
  26. Vgl. Jørgensen 2005, S.34.
  27. Vgl. Heegard 2002, S. 78.
  28. Vgl. Jørgensen 2005, S. 31.
  29. Vgl. Heegard 2002, S. 79 f.
  30. Vgl. Jørgensen, 2005, S. 33.
  31. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1021 ̶ 1022.
  32. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1018 ̶ 1020.
  33. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1023.
  34. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1020.
  35. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1021.
  36. Das Altarsilber umfasst mehrere Gegenstände die zum Teil bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Außerdem zwei Altarvorhänge und zwei Messgewänder aus dem 17. Jahrhundert.
  37. Vgl. http://danmarkskirker.natmus.dk/uploads/tx_tcchurchsearch/Soroe_1011-1029.pdf, (12.02.2024), S. 1016.