Hiiu-Suuremõisa/05. Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen

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|Der Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Jahr der Restitution 1755 Gräfin Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/17373 Axel Julius De la Gardie] in Folge der Güterreduktion [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12356%20 Karls XI.] 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin [[wikidata:Q130752|Elisabeth I.]]<span style="color:#2f5496;"> </span>fünf Ländereien an ihre treue Untertanin.
==== Sekundärliteratur ====
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof|<span style="color:#808080;">Pöhalep|Suuremõisa</span>, Hienhof|<span style="color:#808080;">Hiiessaare</span>, Hohenholm|<span style="color:#808080;">Kõrgessaare </span>und Putkas|<span style="color:#808080;">Putkaste</span> sowie die Feuerbaacke zu Koppo|<span style="color:#808080;">Leuchtturm Kõpu</span> übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.<ref name="ftn238">Vgl. AM.104.1.71.</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
''Für das Anwesen Großenhof soll die Beschreibung kurz zusammengefasst und an prägnanten Stellen mit einem im Reduktionsjahr 1691 angefertigten schwedischen Inventar<span style="color:#ff0000;"> </span>in Beziehung gesetzt werden.<ref name="ftn239">''Zitiert nach Maiste 2023, S. 211-213. (Anmerkung: Schwedisches Inventar ins Estnische übersetzt von Enn Küng, vom Estnischen ins Deutsche übertragen mittels ChatGpt). Für die Transkription des Dokumentes von 1755 danke ich herzlich Susanne Drutsch.''</ref> ''


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Das Gut Großenhof umfasste 1755 mehr als 20 Gebäude. Es gab unter anderem ein gut erhaltendes zweistöckiges Wohnhaus (vermutlich aus Stein) von circa 35m Länge und 12,6m Breite (19 ½ x 7 Faden)<ref name="ftn240">1 Faden bzw. Klafter = ca. 1,8 m.</ref>, das auf einem hohen Steinfundament stand und im Keller in zwei Räumen überwölbt war.<ref name="ftn241">Vgl. AM.104.1.71.</ref> In der schwedischen Bestandsaufnahme aus dem Reduktionsjahr 1691 wurde noch ein altes einstöckiges Gebäude mit zwei Schornsteinen und einem Bretterdach aufgeführt (28,8 x 9m).<ref name="ftn242">Vgl. Maiste 2023, S. 211.</ref> Auf einer Karte von circa 1708 [Abb. / Verlinkung Karte 1708] ist das Gebäude mit der Bezeichnung „Hof Pöhalep“ abgebildet. Dem zufolge ist das zweistöckige Haus nach 1708 entstanden.<ref name="ftn243">EAA.1.2.C-IV-264, Hoff Pöhalep … med desz 3-ne Akerlotter, 1708 (?).</ref> Im Jahr 1755 bestand das Dach noch immer aus Brettern, war aber inzwischen mit drei Schornsteinen versehen. Das untere Geschoss enthielt eine Eingangs- bzw. Vorhalle (''Vorhaus''), einen großen Saal und sieben Zimmer sowie eine (schwedische) Küche, während es im oberen Geschoss nur zwei Kammern gab.


Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
Dem Wohnhaus gegenüber stand eine baufällige Herberge (''Herrberge'') mit Torfdach von ca. 16m Länge und 8m Breite (9 x 4 ½ Faden). Es enthielt eine Badestube (''Badstube'') nebst drei Kammern und einem Vorhaus. Unmittelbar bei der Herberge hatten die vormaligen Pächter ein neues kleines Käsehaus aus Brettern bauen lassen (''KäsHaus von Brettern''). Des Weiteren gab es eine Amtsmannherberge, verschiedene Scheunen und Speicher (''Kleten''), einen Pferdestall, eine Wagenscheune (''Wagen-Schaur''), ein Gefängnis und einen großen Garten. Letzter befand sich „hinter dem Wohnhause“. Die Gräfin Ebba Margareta konnte auf einen Garten zurückgreifen, in dem „verschiedene alte Äpfel, und Kirschen Bäume, wie auch Johanns Beeren Sträucher“ gediehen. Der Garten enthielt dazu eine Reihe großer wilder Bäume und drei Teiche. Er war von einem hölzernen Zaun umgeben (''guten Stacketen Planck''). Unmittelbar bei dem Garten hatte man außerdem eine umzäunte Sonnenuhr platziert.<ref name="ftn244">AM.104.1.71.</ref>


Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
Im Jahr 1691 wurde der Obstgarten ebenfalls beschrieben. Was seine Ausmaße und Gestaltung anbelangte, waren die Angaben präziser: Der Garten war bereits von Planken umgeben und in zwei Teile geteilt. Für 147 Apfel-, 55 Kirsch- und 6 Pflaumenbäume standen circa 209 x 137 Meter (116 x 76 Klafter) zur Verfügung. Für die Beerensträucher, deren Beete in acht Quadrate eingeteilt und mit Längs- sowie Quergängen versehen waren, wurden circa 270 x 103 Meter (150 x 57 Klafter) angegeben. Den Garten betrat man durch ein Doppeltor oder eine Gartentür vom Haus aus.<ref name="ftn245">Vgl. Maiste 2023, S. 212-213.</ref>


Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
Die Bestandsaufnahme von 1755 führte weitere Gebäude auf, die für die neue Besitzerin interessante wirtschaftliche Optionen bereithielten. Er gab eine Brau- und eine Brandweinküche, eine quadratischen Stallanlage (Viehgarten) für Rinder und Schweine. Zum Gut Großenhof, berichtete der deutschbaltische Publizist und Pastor [https://www.deutsche-biographie.de/pnd117546674.html#adbcontent August Wilhelm Hupel]<span style="color:#2f5496;"> </span>im Jahr 1782, gehörten auch eine Reihe kleiner Inseln, die hauptsächlich als Heuschläge und Viehweiden ([https://www.ra.ee/kaardid/index.php/et/map/view?id=27339 Raiwast, Wareslaid, Heinalaid, Herralaid, Radakalaid, Takkar, Harris und Wohhi]), aber auch als Wohnort für Fischer (Sarnako) genutzt wurden.<ref name="ftn246">Vgl. Hupel 1782, Bd. 3, S. 573-574.</ref>


==== Archivalien ====
Der Hof besaß eine Schmiede samt vollständiger Ausstattung, es gab Werkzeug zur Herstellung von Schiffen und auch ein fahrtüchtiges kleines Transportschiff mit „Siegel und Thau“. Hinzu kamen eine Reihe Lager- und Dörrstätten (Riegen) und eine baufällige Windmühle. Zum Gut gehörten Äcker, ein Krug bei der „Pöhalepschen Kirche“, eine Fischerei und Waldflächen. Circa 1 ½ Meilen vom Hof entfernt, befand sich ein zum Gut gehörender Kalkofen mit fünf Mündungen, in dem bis zu 300 Lasten Kalk<ref name="ftn247">1 Last = 2 Tonnen, ergo 300 Last = 600 Tonnen.</ref> (ca. 600t) auf einmal gebrannt werden konnte.<ref name="ftn248">Vgl. AM.104.1.71.</ref>
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]


Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
Die Kalkproduktion, bereits Haupteinnahmequelle für die Vorfahren der Gräfin,<ref name="ftn249"><span style="color:#000000;">Vgl. Seppel 2017, S. 226. Vgl. außerdem Seppel in: </span><span style="color:#000000;">Põllo, Telvik,&nbsp;Mäeots (Hgg.) 2015,</span><span style="color:#000000;"> S. 288.</span></ref> sollte für sie ein wichtiges Handelsgut werden. August Wilhelm Hupel berichtete 1774: „Zu Dagen hat Frau Gräfin von Steinbock bisher ein eigenes Schiff gehalten, welches Korn aus Hapsal, und Kalk von Dagen nach Lübeck führt, und Salz auch Stückgüter von dort bringt.“<ref name="ftn250">Hupel 1774, Bd.1, S. 427.</ref> Die Hansestadt Lübeck schien demnach einer der wichtigen Standorte für die Geschäfte der Gräfin gewesen zu sein.


Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
Die Gräfin betrieb Kalkhandel, unter anderem im deutschen Norden, mit einem eigenem Schiff, für dessen Instandsetzung alle Mittel auf dem Gut bereitstanden. Das Gut selbst war auf landwirtschaftliche Tätigkeiten ausgerichtet, ob ausschließlich für den Eigenbedarf oder auch für den Handel, ist derzeit unklar. Das Meer und der nahe liegende Fluss westliches des heutigen Herrenhauses lieferte Fisch und die umliegenden kleinen Schäreninseln Weideland.


Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
Die Bestandsaufnahme von 1755 verdeutlicht, dass Ebba Margareta ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Anwesen übernahm.<span style="color:#2f5496;"> </span>Es brauchte jedoch ein neues Wohnhaus, das mit repräsentativer Ausstrahlung dem gesellschaftlichen Stand der Gräfin sowie dem Zeitgeist gleichermaßen gerecht wurde.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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Version vom 9. Oktober 2024, 11:11 Uhr

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Der Zustand des Gutes Großenhof nach einem Inventar im Jahr der Restitution 1755 Gräfin Ebba Margareta De la Gardie konnte eine Reihe Dagöer Güter nach zwölf jährigem Kampf zurückerlangen. Sie waren ihrem Großvater Axel Julius De la Gardie in Folge der Güterreduktion Karls XI. 1691 entzogen worden. Im April 1755 restituierte die russische Kaiserin Elisabeth I. fünf Ländereien an ihre treue Untertanin.

In welchem Zustand die Gräfin die Güter Großenhof|Pöhalep|Suuremõisa, Hienhof|Hiiessaare, Hohenholm|Kõrgessaare und Putkas|Putkaste sowie die Feuerbaacke zu Koppo|Leuchtturm Kõpu übernahm, wurde in Inventaren zu den Gütern 1755 festgehalten.[1]

Das Dokument gibt Aufschluss über den Zustand der Gebäude, der Gärten sowie die vorhandenen Lebensmittel, Gerätschaften und die zu den Gütern gehörende Bauernschaft. Des Weiteren wurden die Verpflichtungen der Gräfin festgehalten, die auf den Höfen erwirtschafteten Vorräte ihrer ehemaligen Pächter zu bezahlen. Die zugehörigen Bauern und Handwerker wurden namentlich vom Kind bis zur Greisin, das von ihnen bewirtschaftete Land, die auf dem Hof lebenden Tiere sowie deren Zustand aufgeführt. Auch der Wechsel einzelner Personen auf andere Höfe und die von den vor Ort Lebenden zu leistenden Abgaben wurden genau notiert.

Für das Anwesen Großenhof soll die Beschreibung kurz zusammengefasst und an prägnanten Stellen mit einem im Reduktionsjahr 1691 angefertigten schwedischen Inventar in Beziehung gesetzt werden.[2]

Das Gut Großenhof umfasste 1755 mehr als 20 Gebäude. Es gab unter anderem ein gut erhaltendes zweistöckiges Wohnhaus (vermutlich aus Stein) von circa 35m Länge und 12,6m Breite (19 ½ x 7 Faden)[3], das auf einem hohen Steinfundament stand und im Keller in zwei Räumen überwölbt war.[4] In der schwedischen Bestandsaufnahme aus dem Reduktionsjahr 1691 wurde noch ein altes einstöckiges Gebäude mit zwei Schornsteinen und einem Bretterdach aufgeführt (28,8 x 9m).[5] Auf einer Karte von circa 1708 [Abb. / Verlinkung Karte 1708] ist das Gebäude mit der Bezeichnung „Hof Pöhalep“ abgebildet. Dem zufolge ist das zweistöckige Haus nach 1708 entstanden.[6] Im Jahr 1755 bestand das Dach noch immer aus Brettern, war aber inzwischen mit drei Schornsteinen versehen. Das untere Geschoss enthielt eine Eingangs- bzw. Vorhalle (Vorhaus), einen großen Saal und sieben Zimmer sowie eine (schwedische) Küche, während es im oberen Geschoss nur zwei Kammern gab.

Dem Wohnhaus gegenüber stand eine baufällige Herberge (Herrberge) mit Torfdach von ca. 16m Länge und 8m Breite (9 x 4 ½ Faden). Es enthielt eine Badestube (Badstube) nebst drei Kammern und einem Vorhaus. Unmittelbar bei der Herberge hatten die vormaligen Pächter ein neues kleines Käsehaus aus Brettern bauen lassen (KäsHaus von Brettern). Des Weiteren gab es eine Amtsmannherberge, verschiedene Scheunen und Speicher (Kleten), einen Pferdestall, eine Wagenscheune (Wagen-Schaur), ein Gefängnis und einen großen Garten. Letzter befand sich „hinter dem Wohnhause“. Die Gräfin Ebba Margareta konnte auf einen Garten zurückgreifen, in dem „verschiedene alte Äpfel, und Kirschen Bäume, wie auch Johanns Beeren Sträucher“ gediehen. Der Garten enthielt dazu eine Reihe großer wilder Bäume und drei Teiche. Er war von einem hölzernen Zaun umgeben (guten Stacketen Planck). Unmittelbar bei dem Garten hatte man außerdem eine umzäunte Sonnenuhr platziert.[7]

Im Jahr 1691 wurde der Obstgarten ebenfalls beschrieben. Was seine Ausmaße und Gestaltung anbelangte, waren die Angaben präziser: Der Garten war bereits von Planken umgeben und in zwei Teile geteilt. Für 147 Apfel-, 55 Kirsch- und 6 Pflaumenbäume standen circa 209 x 137 Meter (116 x 76 Klafter) zur Verfügung. Für die Beerensträucher, deren Beete in acht Quadrate eingeteilt und mit Längs- sowie Quergängen versehen waren, wurden circa 270 x 103 Meter (150 x 57 Klafter) angegeben. Den Garten betrat man durch ein Doppeltor oder eine Gartentür vom Haus aus.[8]

Die Bestandsaufnahme von 1755 führte weitere Gebäude auf, die für die neue Besitzerin interessante wirtschaftliche Optionen bereithielten. Er gab eine Brau- und eine Brandweinküche, eine quadratischen Stallanlage (Viehgarten) für Rinder und Schweine. Zum Gut Großenhof, berichtete der deutschbaltische Publizist und Pastor August Wilhelm Hupel im Jahr 1782, gehörten auch eine Reihe kleiner Inseln, die hauptsächlich als Heuschläge und Viehweiden (Raiwast, Wareslaid, Heinalaid, Herralaid, Radakalaid, Takkar, Harris und Wohhi), aber auch als Wohnort für Fischer (Sarnako) genutzt wurden.[9]

Der Hof besaß eine Schmiede samt vollständiger Ausstattung, es gab Werkzeug zur Herstellung von Schiffen und auch ein fahrtüchtiges kleines Transportschiff mit „Siegel und Thau“. Hinzu kamen eine Reihe Lager- und Dörrstätten (Riegen) und eine baufällige Windmühle. Zum Gut gehörten Äcker, ein Krug bei der „Pöhalepschen Kirche“, eine Fischerei und Waldflächen. Circa 1 ½ Meilen vom Hof entfernt, befand sich ein zum Gut gehörender Kalkofen mit fünf Mündungen, in dem bis zu 300 Lasten Kalk[10] (ca. 600t) auf einmal gebrannt werden konnte.[11]

Die Kalkproduktion, bereits Haupteinnahmequelle für die Vorfahren der Gräfin,[12] sollte für sie ein wichtiges Handelsgut werden. August Wilhelm Hupel berichtete 1774: „Zu Dagen hat Frau Gräfin von Steinbock bisher ein eigenes Schiff gehalten, welches Korn aus Hapsal, und Kalk von Dagen nach Lübeck führt, und Salz auch Stückgüter von dort bringt.“[13] Die Hansestadt Lübeck schien demnach einer der wichtigen Standorte für die Geschäfte der Gräfin gewesen zu sein.

Die Gräfin betrieb Kalkhandel, unter anderem im deutschen Norden, mit einem eigenem Schiff, für dessen Instandsetzung alle Mittel auf dem Gut bereitstanden. Das Gut selbst war auf landwirtschaftliche Tätigkeiten ausgerichtet, ob ausschließlich für den Eigenbedarf oder auch für den Handel, ist derzeit unklar. Das Meer und der nahe liegende Fluss westliches des heutigen Herrenhauses lieferte Fisch und die umliegenden kleinen Schäreninseln Weideland.

Die Bestandsaufnahme von 1755 verdeutlicht, dass Ebba Margareta ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Anwesen übernahm. Es brauchte jedoch ein neues Wohnhaus, das mit repräsentativer Ausstrahlung dem gesellschaftlichen Stand der Gräfin sowie dem Zeitgeist gleichermaßen gerecht wurde.

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Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)
  1. Vgl. AM.104.1.71.
  2. Zitiert nach Maiste 2023, S. 211-213. (Anmerkung: Schwedisches Inventar ins Estnische übersetzt von Enn Küng, vom Estnischen ins Deutsche übertragen mittels ChatGpt). Für die Transkription des Dokumentes von 1755 danke ich herzlich Susanne Drutsch.
  3. 1 Faden bzw. Klafter = ca. 1,8 m.
  4. Vgl. AM.104.1.71.
  5. Vgl. Maiste 2023, S. 211.
  6. EAA.1.2.C-IV-264, Hoff Pöhalep … med desz 3-ne Akerlotter, 1708 (?).
  7. AM.104.1.71.
  8. Vgl. Maiste 2023, S. 212-213.
  9. Vgl. Hupel 1782, Bd. 3, S. 573-574.
  10. 1 Last = 2 Tonnen, ergo 300 Last = 600 Tonnen.
  11. Vgl. AM.104.1.71.
  12. Vgl. Seppel 2017, S. 226. Vgl. außerdem Seppel in: Põllo, Telvik, Mäeots (Hgg.) 2015, S. 288.
  13. Hupel 1774, Bd.1, S. 427.