Hiiu-Suuremõisa/01. Forschungsstand
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Beiträge zur Gutsgeschichte jüngeren Datums konzentrierten sich insbesondere auf die Wirtschaftsaktivitäten der Familie De la Gardie im 17. Jahrhundert.[1] Zur Wirtschaftsgeschichte im Zusammenhang mit den zahlreichen Gütern des landsässigen Adels unter schwedischer Herrschaft forschte bereits der estnische Historiker Arnold Soom umfangreich und quellenbasiert.[2]
Wenige, in der neueren Literatur immer wieder zitierte Zeugnisse aus dem Leben der 1704 in Reval|Tallinn geborenen Gräfin, finden sich in ab dem späten 18. Jahrhundert veröffentlichten Publikationen zur Geschichte Livl- und Estlands. Der deutschbaltische Pastor und Regionalhistoriker August Wilhelm Hupel widmete sich der Erforschung und Dokumentation Liv- und Estlands in drei umfangreichen Bänden.[12] Im 19. Jahrhundert beschrieb und dokumentierte der Kulturhistoriker und Lehrer Carl Friedrich Wilhelm Rußwurm in einer dreibändigen kulturhistorischen Publikation das Leben der Schweden in Estlands Küstenregionen.[13]
Im kunsthistorischem Bereich leisten unter anderem die Untersuchungen zur Architektur und Innenausstattung schwedischer Adelshäuser im 18. Jahrhundert von Gösta Selling weiterführende Beiträge.[19] Darüber hinaus liefert die Reihe Slott och Herresäten I Sverige fundierte Überblicke zu den schwedischen Besitzungen der Familie De la Gardie.[20]
Estnische ArchiveFür wissenschaftliche Ausarbeitungen zur Bauherrin Gräfin Ebba Margareta und das Herrenhaus Großenhof|Suuremõisa bieten vor allem historische schriftliche Quellen aus schwedischen und estnischen Archiven lohnenswerte Ausgangspunkte.[22] Suuremõisa sowie weitere Dagöer Güter der Familie De la Gardie waren nach einer großangelegten Reduktion/Enteignung Karls XI. 1691 schwedisches und ab spätestens 1721 russisches Krongut. Anlässlich der Rückgabe der Güter an die Nachfahrin Ebba Margareta Gräfin De la Gardie durch die russische Kaiserin Elisabeth I., wurde 1755 ein Inventar angefertigt, das den damals gegenwärtigen Zustand der an die Gräfin restituierten Höfe genau beschrieb.[23]
Weitere Quellen betreffen hauptsächlich juristische Auseinandersetzungen der Gräfin mit ihren Nachbarn auf Dagö, allen voran mit dem Leutnant Heinrich Caspar von Stackelberg (1702–1778). Einen Streit mit dem Leutnant auf einem Kirchenkonvent brachte Ebba Margareta zur Anklage. Gegenstand der Auseinandersetzung waren die Patronatsrechte[26] in dem Ort Keinis|Käina auf Dagö, welche die Gräfin für sich erringen konnte. Zugleich handelte es um einen Streit um Territorialgrenzen[27], der im Jahr 1759 begann und erst im März 1765 juristisch entschieden wurde.[28] Eine weitere Auseinandersetzung in den 1750er Jahren betraf auf dem Festland liegende Güter.[29] Wichtig für die Forschung zu den architektonischen Gegebenheiten des Herrenhauses sind neben historischen Zeichnungen, vor allem Dokumente aus dem späten 19. und 20. Jahrhundert. Dazu zählen frühe Fotografien[30] sowie eine Auswahl der zahlreich in estnischer Sprache vorhandenen Berichte des Estnischen Denkmalamtes.[31] Die Berichte der Denkmalbehörde Muinsuskaitseamet entstanden seit den 1950er Jahren zahlreich und dokumentieren anschaulich das Engagement um den Erhalt des Gutsensembles Hiiu-Suuremõisa. Mit ihrer Hilfe kann das Fehlen historischer Quellen zum Bau und zur Planung des Hauses, zumindest zum Teil, ausgeglichen werden. Schwedische ArchiveIn den schwedischen Archiven finden sich zum Besitz auf Dagö nur vereinzelt Unterlagen aus der Zeit Ebba Margaretas. Im Riksarkivet Vadstena (Herrborums gårdsarkiv) lagern Erbschaftsregelungen und Regelungen von Schuldtilgungen in den Beständen der Familie Stenbock. Alle Dokumente sind in deutscher Sprache verfasst.[32] Interessant ist eine juristische Vereinbarung zur Rückzahlung von Schulden, die Ebba Margareta mit ihrem Sohn Carl Magnus Stenbock (1725–1798) im Jahr 1757 traf. Nicht weniger interessant ist ein nachfolgendes Dokument im Konvolut, dass eine Erbschaftsregelung vorlegt (1770).[33] Im De la Gardie Archiv an der Universitätsbibliothek Lund befindet sich in den umfangreichen Beständen des Familienarchives ein Brief Ebba Margaretas an ihre einflussreiche und vermögende Tante Hedvig Catharina Lillie aus dem Jahr 1743. Er belegt unmissverständlichen das Engagement der Gräfin für die Rückerlangung der Dagöer Güter[34], welche die Familie 1691 in Folge der Güterreduktion des schwedischen Königs Karl XI. verloren hatte. Weiteren Aufschluss über das Bemühen um die Güter vermitteln Dokumente aus dem Bestand Hapsalsamlingen des De la Gardie-Archivs.[35] Darüber hinaus werden im Familienarchiv Briefe des Ehemannes der Gräfin, Fredrik Magnus Stenbock[36], an dessen Schwager Christian von Barnekow (1694-1762)[37] aufbewahrt. Sie geben Auskunft über die angespannte Finanzlage der Familie während der 1730er und 40er Jahre.[38] Im Riksarkivet Stockholm (Svea Hovrätt) finden sich Hinweise, dass Ebba Margareta als einzige Erbin ihrer Eltern vom Nachlass ihrer 1753 verstorbenen Mutter Anna Juliana Horn af Kanckas (1667-1753) ausgeschlossen war.[39] Die Gräfin De la Gardie veranlasste daraufhin eine juristischen Auseinandersetzung mit den begünstigten eigenen Töchtern um das Erbe Anna Julianas.[40] Des Weiteren verwahrt das Riksarkivet Stockholm (ERICSBERG AUTOGRAFSAMLINGEN) wenige Briefe der Gräfin an ihre Verwandtschaft aus der Familie ihres Mannes, der Familie Stenbock.[41] [1] Vgl. zur Wirtschaftsgeschichte der Dagöer Güter während der schwedischen Herrschaft: Seppel: Rootsi aeg 1563-1710, S. 279-304. Zur russischen Herrschaftszeit vgl. Russak, Helve: Vene keisririigi aeg 1710-1917, S. 305-330. Zu Gutsherren und Gütergeschichte vgl. Kaskor: Mõisad ja mõisnikud, S. 331-374. Alle Beiträge erschienen in: Põllo, Telvik, Mäeots (Hgg.) 2015. Vgl. außerdem: Seppel 2017. [2] Vgl. Soom 1954. [3] Vgl. Maiste 1996; Maiste 2021; Maiste 2022, 2023, Bde. I, II. [4] Vgl. z.B. Hein 2003, S. 44; Hein 2017, S. 85-86. Vgl. Überlegungen zu architektonischen Vorbildern außerdem: Sakk 2004, S. 338. [5] Digitalisat: https://www.digar.ee/arhiiv/nlib-digar:259420 . [6] Vgl. Meißner (Hg.) 1913, S. 18-19. [7] Vgl. Pirang 1926, Bd. 1, S. 52. [8] Vgl. Stenbock 1937. [9] Freundliche Auskunft von Henning von Wistinghausen. [10] Vgl. Ulväng 2008. [11] Vgl. Norrhem 2007. [12] Hupel: Topographische Nachrichten von Lief- und Ehstland, 3 Bde. (1774-1782). Bd.1: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10782589; Bd.2: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb11095466 . Bd.3: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10782591[2024-05]. [13] Vgl. Rußwurm: Eibofolke oder die Schweden an den Küsten Ehstlands, 3 Bde. (1855). Bd.1: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10452456; Bd.2: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10452455; Bd. 3: https://mdz-nbn-resolving.de/details:bsb10452457 [2024-05]. [14] Põllo, Telvik, Mäeots (Hgg.) 2015. [15] Freundliche Auskünfte von Helgi Põllo [6.10.2023] und Vello Kaskor [12.10.2023]. [16] Hülg 2017 (repint), S. 25. [17] Hellströöm 2016; Hellströöm 2023. [18] Vgl. Tuchtenhagen 2008. Vgl. Außerdem: Tuchtenhagen 2014. [19] Vgl. Selling 1991 (Ersterscheinung 1937). [20] Vgl. Kjellberg 1971, Bde. 1 und 2; Vgl. außerdem: Roosval 1934, Bd.II. [21] Vgl. Svenka biografiskt lexikon: SBL, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Start.aspx?lang=se; Svenskt kvinnobiografiskt lexikon: SKBL, https://www.skbl.se/en. [22] Archive Estland: Rahvusarhiiv|Estnisches Nationalarchiv Tartu|Estonian National Archive (RA), Tallinna Linnaarhiiv|Stadtarchiv Tallinn|City Archive Tallinn (TLA), Ajaloomuuseum Tallinn|Historisches Museum Tallinn|History Museum (AM), Muinsuskaitseameti arhiiv|Archiv der Denkmalbehörde|Archive National Heritage Board (ERA). Archive Schweden: Riksarkivet Stockholm (Svea Hofrätt, Ericsberg Autografsamlingen, Nedre justitierevisionen); Riksarkivet Vadstena (Herrborums gårds arkiv); LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK|Universitätsbibliothek Lund|Library Lund University, De la Gardieska arkivet (Hapsalsamlingen, Släktarkiven): https://www.ub.lu.se/hitta/digitala-samlingar/de-la-gardieska-arkivet [2024-06-24]. [23] Vgl. AM.104.1.71. [24] Vgl. RA EAA.1423.1.279. [25] Vgl. RA EAA.1423.1.265. [26] Vgl. RA EAA.858.2.1616. [27] Vgl. RA EAA.863.1.461. [28] Vgl. AM.20.1.12. [29] Vgl. RA EAA.858.2.3198. [30] Bildarchiv Foto Marburg, Krusenstjern-Archiv, Fotografien aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert von Großenhof auf Dagö aus dem Besitz des Verbandes Baltische Ritterschaften e.V. [31] Auswahl: Vgl. ERA.5025.2.13679, A-11556; ERA.5025.2.5654, A-4626. [32] Vgl. Riksarkivet Vadstena, Herrborums gårds arkiv, F II g 15. [33] Vgl. Riksarkivet Vadstena, Herrborums gårds arkiv, F II g 15. [34]Vgl. LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK, De la Gardieska Samlingen, Släktarkiven, Volym 182:1. [35] Vgl. LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK, De la Gardieska arkivet, Hapsalsamlingen, Volym 10. [36] Vgl. auch Tab 17: https://www.adelsvapen.com/genealogi/Stenbock_nr_12 [2024-02-15]. [37] Vgl. Stenbock 1937, S. 28. [38] Vgl. LUNDS UNIV:S BIBLIOTHEK, De la Gardieska Samlingen, Släktarkiven, Volym 4:3. [39] Riksarkivet Stockholm, Svea Hovrät Referenskod SE/RA/420422/01/E IX b/45. [40] Vgl. Riksarkivet Stockholm, Nedre justitierevisionen, SE/RA/9109. [41] Vgl. Riksarkivet Stockholm, ERICSBERG AUTOGRAFSAMLINGEN, VOL. 53. Digitalisat: https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/A0043942_00194. Vielen Dank an Leif Persson für seine Unterstützung bei der Quellensuche. |
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Einzelnachweise
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