Emkendorf/01. Einleitung
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SekundärliteraturIn der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs Suecia Antiqua et Hodierna [...],[1] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[2] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)[3] oder Erik Tunelds Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden).[4] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping ([Die Regionen] Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping) geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[5] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[6] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem Ur rococons lif , typer och seder (Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)[7] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[8] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)[9] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola).[10] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der Svenska slott och herresäten im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[11] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[12] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[13] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)[14] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[15] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[16] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar. Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser) mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[17] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)[18] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[19] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins Stola säteri (Das Herrenhaus Stola) in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[20] Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[21] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[22] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[23] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[24] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank Svenska Herrgarda (Schwedische Herrenhäuser),[25] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[26] Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[27] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[28] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[29] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[30] Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[31] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[32] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[33] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[34] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[35] Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[36] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt. ArchivalienDie historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[37] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[38] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[39] Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[40] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[41] Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[42] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[43] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[44] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[45] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[46] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[47] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[48] Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[49] Antikvarisk-topografiska arkivet[50] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[51] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[52] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola. [1] Vgl. https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah (01.11.2023); https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154 (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende. [2] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden. [3] Vgl. Mellin 1813. [4] Vgl. Tuneld 1833. [5] Vgl. Ljungström 1871, S. 74. [6] Vgl. Hildebrand 1949a, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801 (26.01.2023). [7] Vgl. Erdmann 1901. [8] Vgl. Sjöberg 1911–1915. [9] Vgl. Hildebrand 1949a, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801 (26.01.2023). [10] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016. [11] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910. [12] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts. [13] Vgl. Mannerfelt 1923. [14] Vgl. Erixon/Wallin 1932. [15] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas. [16] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c. [17] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892. [18] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968. [19] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435. [20] Vgl. Westrin 1986. [21] Vgl. Selling 1937 (1991). [22] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015. [23] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015. [24] Vgl. etwa Ulväng 2017. [25] Vgl. https://www.svenskaherrgardar.se/ (10.11.2022). [26] Vgl. https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693 (10.11.2022). [27] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308. [28] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023. [29] Vgl. Karling 1981, sowie https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483 (23.02.2023). [30] Vgl. Berglund 2014, https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 (27.03.2023). [31] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002. [32] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola. [33] Auch Nilsson. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266 (22.02.2024); https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922 (22.02.2024). [34] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758 (22.02.2024); https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756 (22.02.2024). [35] Vgl. Gullbrandsson 2010. [36] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016. [37] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016. [38] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48. [39] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47. [40] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c. [41] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180. [42] Vgl. Ekebladska samlingar, darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post (02.03.2023); https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047 (26.03.2024). [43] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a. [44] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931. [45] Vgl. Westrin 1986, S. 59. [46] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c. [47] Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q845497 (25.03.2024); https://www.lantmateriet.se (25.03.2024). [48] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728. [49] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63. [50] Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471 (22.02.2024); https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/ (22.02.2024). [51] Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728 (22.02.2024); https://arkdes.se (22.02.2024). [52] Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q489175 (22.02.2024); https://vastergotlandsmuseum.se (22.02.2024). |
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Einzelnachweise
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An der alten Handelsstraße zwischen Kiel und Rendsburg, mitten in der Region Westensee, liegt in einem Tal das bedeutende adelige Gut Emkendorf (Abb. 1). Einst eine Quadratmeile umfassend, war es das größte Gut der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Über eine Linden- und Kastanienallee (Abb. 2), welche vor 250 Jahren von Detlev von Reventlow (1712–1783), einem der adeligen Bewohner, gegen Ende des 18. Jahrhunderts gepflanzt wurde, gelangte man, mit einem scharfen Winkel abbiegend von der Straße, in die Gutsanlage. Ab 1800 dann über einen aufgeschütteten Damm zum Herrenhaus. Vorher erreichte man das Gutsareal über einen Anfahrtsweg von der Seite aus Nortorf her. Das Dorf Emkendorf wurde als „Imekenthorp“ schon 1190 in alten Urkunden erwähnt und gehörte zu verschiedenen „Mottenanlagen“ (Burganlagen) der Ritter von Westensee. Durch Pest und Viehseuchen wurde das Dorf jedoch noch vor 1615 vernichtet. Es bestand lange Zeit nur das Gut mit seinen Wirtschaftsgebäuden, in denen die Bediensteten wohnten und arbeiteten. Erst in der Neuzeit gruppierten sich wieder Häuser um das Gut und bildeten das „neue Dorf“ Emkendorf. Im 18. Jahrhundert prägten viele Besitzerwechsel die Bau- und Gutsgeschichte des Gutes. Emkendorf war als Gut in den für den Herrenhausbau entscheidenden Jahrzehnten verpachtet oder wurde von einem weit entfernten anderen Gut aus verwaltet. Der Entschluss und Plan für Emkendorf, ein seiner Gutsgröße entsprechendes Herrenhaus zu bauen, wurde zu einer Zeit gefasst, als das Gut nicht langfristig einem Besitzer gehörte, sondern als „Kapitalanlageobjekt“ angesehen wurde. Erst sechs Jahrzehnte nach dem Planungszeitpunkt sollte das Herrenhaus als Dauerwohnsitz dienen. Der Ausbau des Herrenhauses wurde nie richtig fertiggestellt. Infolge von Geldmangel liefen die geplanten äußeren und inneren Umgestaltungen nicht gleich, sondern dauerten viele Jahre. Die Jahrzehnte, in denen nicht weitergebaut wurde, ließen das Haus altern und vieles an der Bausubstanz wurde bereits vor Fertigstellung wieder marode. Die vier Gutsbesitzerfamilien, die im 18. Jahrhundert Emkendorf besaßen, gehörten niederen bis höheren Adelskreisen an und standen überwiegend in dänischen und deutschen Staatsdiensten. Ihre Berufe, Herkunft oder Verbindungen in die Adelskreise von England, Dänemark und Hannover erklärten auch, warum die große Gutsanlage in Emkendorf von ihnen erworben, vererbt oder als Geschenk übereignet werden konnte. Bis heute besteht das Herrenhaus und das Gutsareal, wie es unter der Familie Reventlow ab 1786 umgebaut wurde. Aus der Erbauungszeit um 1730 sind im Innenraum nur die barocke Stuckdecke über der klassizistisch eingezogenen Decke, der „Rote Salon“ mit der originalen Wandbespannung und der „Blaue Salon“ im originalen Grundriss erhalten geblieben. Im Außenraum aus der Erbauungsphase blieb nur das Kuhhaus von 1730 und die Kornscheune von 1745 bestehen. Von den weiteren Gebäuden aus der Zeit ab 1720 konnte die Recherche keine Hinweise liefern. |
Angefangen bei der Herzogin von Kendal, Melusine von der Schulenburg (1667–1743), über die Familie von Reichsgraf Cuno Josua von Bülow (1697–1766) hin zu General Wulf Heinrich von Baudissin auf Kronburg (1671–1748) und Jean Henri Desmecières auf Quarnbek (1687–1778) weiter zu Detlef von Reventlow (1712–1783) und Graf Friedrich von Reventlow (1755–1828), waren diese Adligen die Besitzer von Emkendorf, im 18. Jahrhundert. Bis auf die Familie von Reventlow, lebten sie nicht oder nur zeitweise auf Emkendorf. Das Gut war in dieser Zeit ein reines Wirtschaftsgut und wurde durch Verwalter oder Pächter in Abwesenheit der Besitzer betrieben. Durch Verschuldung, Todesfälle und Erbfälle geriet der Ausbau von Gut Emkendorf immer wieder ins Stocken. Jeder Besitzer hinterließ nur Teilbaustellen, die nicht fertiggestellt wurden. Die ursprüngliche reiche Ausstattung der Innenräume wurde in großen Teilen vernichtet. Einige Möbel nach der klassizistischen Überformung des Herrenhauses wurden in den Depots des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig eingelagert und konnten so gerettet werden. |
Auch in der Literaturgeschichte wurde Emkendorf bekannt: Graf Jean Henri Desmecières https://www.wikidata.org/wiki/Q1685567 wurde als Berater und „echter Deichgraf“ neben dem Bauernmathematiker Hans Momsen (1735–1811) für Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ um die Geschichte des „Deichgrafen Hauke Haien“ herangezogen. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler wichtiger Deichanlagen und nutzte Emkendorf ebenfalls nur als Wirtschaftsgut. Am Ende des 18. Jahrhunderts war schließlich der „Emkendorfer Kreis“ ein besonderer literarischer Salon in einem Herrenhaus auf dem Land in Schleswig-Holstein. Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Theologen besuchten Emkendorf. Durch die Verbindung zur Kieler Universität fand auch ein Austausch zu Professoren und Naturwissenschaftlern statt. So reisten unter anderem Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803), Matthias Claudius (1740–1815), Johann Caspar Lavater (1741–1801), Heinrich Christian Boie (1744–1806), Friedrich Leopold von Stolberg-Stolberg (1750–1819) und General de la Fayette (1757–1834) vor allem zur Ehefrau von Friedrich Karl von Reventlow (1755–1828), Juliane Friedericke von Reventlow (1762–1816), die als Julia auch in der Literatur auftauchte. Sie organisierte Theaterstücke und Lesungen mit französischer und englischer Literatur im „Blauen Salon“ des Herrenhauses, welcher als „Liebhabertheater“ ausgebaut wurde. Mit ihrem Tod 1816 endete auch dieser besondere „Debattier-Kreis“. |