Gunderslevholm/10. Wirtschaftsgebäude

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Die Gutsanlage von Gunderslevholm besteht aus einer Anzahl mehrerer Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Zu der frühesten überlieferten Darstellung der Gutsanlage zählt die im Jahre 1781 gezeichnete Katasterkarte des dänischen Landmalers Carsten Ehlers , welche durch Johan Jørgen Kühl 1805 kopiert wurde. Auf der Karte (Abb. 50, 46) sind insgesamt sechs dem Gut zugehörige Bauten verzeichnet. Im Süden ist das Gutsverwalterhaus (Abb. 51) zu erkennen, dem im Westen vermutlich ein separates Wirtschaftshaus zugeordnet war. Nach Norden schloss sich eine große Dreiflügelanlage an, bei der es sich um die hiesige Zuchtanlage (Abb. 52) handelte. Kühls Arbeit zufolge bildeten das Herrenhaus und die sich im Westen erstreckende Zuchtanlage einen in sich geschlossenen Bereich. Die in der Karte befindlichen Strichlinien, die an den Kopfseiten der Gebäudeflügel des Wirtschaftsbaus ansetzten, weisen auf eine Abgrenzung des Bereiches hin. Die optisch räumliche Trennung, in Form einer Palisade, ist auch in der durch den dänisch-amerikanischen Landschaftsmaler Joachim Ferdinand Richardt angefertigten und im Prospecter af danske Herregaarde veröffentlichten Lithografie (Abb. 53) nachzuweisen. Der sich nach Norden an die Zuchtanlage angrenzende Wirtschaftshof wies eine Ummauerung auf. Oberhalb des Bleichgartens befand sich zunächst ein weiteres in Längsausrichtung skizziertes Gebäude, dem ein Nutzgarten vorgelagert war. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um das sogenannte Pächterhaus (Abb. 54) handelte. Westlich des Pächterhauses schloss sich ein kleiner als Dreiflügelanlage ausgeführter Wirtschaftsbau an, der nach Westen durch ein isoliert stehendes kleines Gebäude komplementiert wurde. An der nördlichen Mauer befand sich die Smiede (Schmiede) (Abb. 55), vor der eine Art Teich zu liegen schien.

Auf einer vorliegenden Katasterkarte und einem Messtischblatt des 19. Jahrhunderts hat sich die Gutsanlage nicht verändert. Das einheitliche Erscheinungsbild der vorgefundenen Gebäude lässt vermuten, dass es sich auch noch heute um den historischen Baubestand des 18. Jahrhunderts handelt. Lediglich die Schmiede im nördlichen Bereich der Anlage scheint älteren Ursprungs zu sein. Laut den Aussagen des derzeitigen Besitzers Claus de Neergaard stammt diese aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der sich über einen rechteckigen Grundriss erhebende Solitärbau schließt mit einem ziegelgedeckten Zeltdach ab. Im Zentrum des Daches erstreckt sich ein massiver Schornstein. Die weiß getünchte Fassade der Schmiede zeichnet sich unterdessen durch eine dunkelgefasste Rustizierung aus, die auch als rahmendes Gestaltungselement im Bereich der Tür fungiert. Die einfache Holztür wird beidseitig von Rautenfenstern flankiert.

Zur ursprünglichen Gestaltung der Gunderslevholmer Zuchtanlage ist nur wenig bekannt. Wichtige Quellen bilden vor allem historische Karten- und Bildwerke.

Das sich im Westen des Hofes befindliche Zuchtgebäude wurde zusammen mit dem Herrenhaus im Jahr 1729 realisiert und über einem u-förmigen Grundriss errichtet. Die Zuchtanlage wurde ursprünglich durch einen Zaun vom Herrenhaus getrennt. In der vorliegenden Karte Kühls mit dem Titel Kort over Gunderslevholms Hovmarker ist dies mit einer gestrichelten Linie zwischen den Gebäudeflügeln gekennzeichnet. Auch in Richardts Lithografie ist die bereits oben genannte Palisade ersichtlich. Darüber hinaus ist bekannt, dass zu späterer Zeit eine angelegte Baumreihe aus Linden (Abb. 58) den Blick vom Herrenhaus auf den gepflasterten Innenhof der Zuchtanlage, samt Mistkuhlen, versperrte.[1] Heute erinnern nur noch zwei verbliebene Bäume (Abb. 59) an die ehemalige Grenze.

Bis auf die genannten Darstellungen sind keine weiteren Bildnisse der Gunderslevholmer Zuchtanlage überliefert. Es ist anzunehmen, dass sich die äußere Erscheinung nur marginal verändert hat. Der auf einem Feldsteinsockel aus behauenen Granitquadern ruhende eingeschossige Fachwerkbau schließt nach oben mit einem Walmdach ab. Die überlieferte Reetdeckung des Daches wurde durch rote Ziegel ersetzt. Die Dächer der beiden angrenzenden Flügel durchbrechen die Dachfläche des Corps de Logis dabei unterhalb des längs gerichteten Firstes. Das Gebäude wird durch sein weiß getünchtes Gefache bestimmt, welches im auffälligen Kontrast zu den dunkel gefassten Eichenbohlen steht. Die Fassaden werden unterhalb der Traufe vorrangig durch ältere und einfache Rautenfenster durchbrochen; an anderen Stellen, wie den Kopfseiten der Flügel, befinden sich vorrangig zweiflügelige Sprossenfenster. Über die zahlreich in der Fassade integrierten hölzernen Scheunentore gelangt man in das Innere des Nutzbaus. Das Gebäudeinnere ist heute überformt. Unter Einbehaltung der ursprünglichen Grundrissdisposition zeichnet sich die Zuchtanlage im Inneren durch eine offenliegende Balkenkonstruktion (Abb. 60) aus. Die großflächige Raumkonstruktion dient vorrangig als Materiallager. Im Bereich des Nordflügels wurden während der Umbauarbeiten der letzten Jahre Räumlichkeiten, wie der Møllerisalen (Mühlensaal) (Abb. 61) realisiert, der Platz für diverse Festivitäten bietet.

Ausschnitt Johan Jørgen Kühl, Kort over Gunderslevholms Hovmarka , Katasterkarte, kopiert 1805 nach Carsten Ehlers, Historiske Kort. Styrelsen for Dataforsyning og Infrastruktur
Abb. 50: Kartografische Darstellung Gunderslevholms aus dem Jahr 1805 (Ausschnitt)
Joachim Ferdinand Richardt, Gunderslevholm i Sælland, opført 1729, aus: Richardt/ Becker/ Secher 1857
Abb. 53: Lithografie von Joachim Ferdinand Richardt
Gunderslevholm på Sjælland set fra sydøst en novemberdag 1956, ©Niels Elswing, aus: Højrup 1981
Abb. 58: Blick von der Zuchtanlage zum Herrenhaus
Gunderslevholm, Wirtschaftshof, 17.09.2023, ©Maria Mischke
Abb. 59: Heutiger Blick auf den Wirtschaftshof
Gunderslevholm, ©Bjørn Pierri Enevoldsen
Abb. 60: Offene Balkenkonstruktion der Zuchtanlage
Gunderslevholm Gods, ©Arrangementguiden
Abb. 61: Mühlensaal
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Einzelnachweise
  1. Vgl. Højrup 1981, S. 74 ̶ 75.