Gunderslevholm/08. Innenräume im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Herrenhäuser
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „{| |leave blank, so we can add automated content later |rahmenlos |- | ==== Sekundärliteratur ==== In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[1] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des K…“)
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(11 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{DISPLAYTITLE:{{SUBPAGENAME}}}}
{{#subpages:{{BASEPAGENAME}}|pathstyle=subpagename}}
<div class="content">
{|
{|
|leave blank, so we can add automated content later
|[[Datei:Exampleimg1.jpeg|rahmenlos]]
|-
|-
|
|
==== Sekundärliteratur ====
Die barocke Struktur des Gunderslevholmer Herrenhauses blieb in seiner Raumdisposition bis heute erhalten.
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
Eine Tuschezeichnung (Abb. 36), mit&nbsp;dem Titel planer, opmåling før ombygning, dessen Entstehungsjahr unbekannt ist, zeigt das erste und zweite Obergeschoss vor den Umbauarbeiten des dänischen Architekten Bernhard Seidelin (1820–1863) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass Gunderslevholm zu den ersten Herrenhäusern in Dänemarks gehört, bei dem die Beletage im unteren, statt im oberen Stockwerk untergebracht war. Damit läutete Gunderslevholm den Typus der zivilen Maison de Plaisance ein, der sich bereits ab 1600 in der Île-de-France formierte und schon bald auch den Herrenhausbau in Dänemark dominieren sollte. Besonders deutlich wird dies im vorliegenden Grundriss des Untergeschosses. Um das Vestibül (Vestibule) und den Gartensaal (Havestue), die im Zentrum des Gebäudes stehen, gruppieren sich jene Räume, die dem Slots- og Kulturstyrelsens register zufolge im traditionellen Sinne betrachtet als Schauplatz des täglichen Familienlebens fungierten.<ref name="ftn166">Vgl. https://trap.lex.dk/Gunderslevholm, (15.08.2024).</ref> Durch eine Enfilade miteinander verbunden, befindet sich den Aufzeichnungen Claus Neergaards zufolge,&nbsp;rechtsseitig des Gartensaals die rote Stube (Røde Stue) und zu linken Hand das Speisezimmer (Spisestue). Dem Speisezimmer schließt sich nördlich ein Kabinett an. Von dort aus führte der Weg in die Küche (Kokken) und die Stube (Dagligstuen), ehe über das Vestibül im Norden ein weiteres kleines Durchgangszimmer (Konta ?) erreicht wird. Von hier aus führt eine Treppe in den Keller des Hauses.


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
Rechtsseitig des Vestibüls führt eine repräsentative Podesttreppe, welche mit aus Eichenholz geschaffenen Stufen versehen ist, in das zweite Obergeschoss. Die Raumaufteilung unterscheidet sich hier deutlich von der darunterliegenden Etage. Hier findet sich auf ganzer Länge des Gebäudes ein vom Vestibül ausgehender zentraler Flur mit einer beidseitigen Raumanordnung, wobei die nach Osten ausgerichtete Raumabfolge durch eine sogenannte Gartenenfilade miteinander verbunden ist. Über die Nutzung der Zimmer ist kaum etwas bekannt, es kann aber davon ausgegangen werden, dass es sich vorrangig um private Räumlichkeiten handelte.


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Das Dachgeschoss ist ungenutzt und zeichnet sich durch eine offenliegende Balkenkonstruktion aus (Abb. 37).


Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
Die Innenraumgestaltung Gunderslevholms weist eine Vielzahl an original erhaltenen barocken sowie klassizistischen Elementen auf, zu denen Dielen- und Fliesenböden, Vertäfelungen, Türblätter, -griffe und -schlösser, Eisen- und Kachelöfen, Stuck, aber auch Tapisserien und Gemälde gehören.


Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
Besonders eindrucksvoll sind das Vestibül und der Gartensaal im ersten Obergeschoss. Die holzvertäfelten Wände des Vestibüls (Abb. 38) sind mit diversem Dekor wie Muschel-, Blatt- und Rankwerk besetzt und in grau-blauen und cremefarbenen Tönen gehalten. Der repräsentative Treppenaufgang greift das Farbschema gekonnt auf, wodurch ein harmonischen Kontrast zu den naturbelassenen und aus Eichenholz gefertigten Treppenstufenentsteht. Teil des Gesamtkonzepts sind ebenso lebensgroße Atlanten. Ihr imposantes Erscheinungsbild verleiht dem Raum eine ehrfürchtige Atmosphäre. Die von filigranem Weinlaub umhüllten Figuren dienten einst als Fackelhalter. Mit ihren detaillierten Verzierungen ist die Treppenanlage von Gunderslevholm eine der explizitesten Beispiele für dänische Innenarchitektur jener Zeit und in ihrer Form einzigartig.


Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
Das Vestibül wurde im 19. Jahrhundert erweitert und erhielt neben einem aufwendig gestalteten Parkettboden (Abb. 39), dessen Entwurf aus der Hand Seidelins stammt, auch eine Kassettendecke, die mit Stuck und Reliefs des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770–1844) geschmückt wurden.


==== Archivalien ====
Direkt dahinter schließt sich nach Osten der große Gartensaal (Abb. 40) an, der sich durch sein freundliches Raumklima auszeichnet. In diesem Raum hat sich der originale Dielenboden des 18. Jahrhunderts erhalten. Die Wände sind mit umlaufenden, halbhohen Holzvertäfelungen versehen, die einen hellen Anstrich aufweisen. Ursprünglich zierte die Wände eine Silberledertapete mit einem bläulichen floralen Muster, die jedoch im Jahre 1787 durch eine handbemalten chinesischen Papiertapete ersetzt wurde und vermutlich aus dem chinesischen Canton, der heutigen Stadt Guangzhou, stammt.<ref name="ftn167"><span style="color:#000000;">Nach Rücksprache mit der Kollegin Julia Jauch ist es möglich, dass die Tapete in den Werkstätten Anthonij oder Seequa produziert worden sein könnte, Vgl. Wappenschmidt 1989, S. 73</span><span style="color:#000000;"> ̶ 78.</span></ref>
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]


Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
Im ausgehenden 17. und im Verlauf des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Europa eine China-Begeisterung, die auch als Chinoiserie bekannt ist. Zusammen mit den chinesischen Exportwaren wie Seide, Porzellan und Genussmittel, insbesondere Tee und Kaffee, erreichten den europäischen Markt auch neuartige Impulse, die sich schon bald im Formenrepertoire zahlreicher Barockanlagen widerspiegelten.<ref name="ftn168">Vgl. Menne 2018, S. 137.</ref>


Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
Wie genau die chinesische Papiertapete ihren Weg nach Gunderslevholm gefunden, kann nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden. Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass es sich vermutlich nicht nur um einen Modegeschmack handelte, sondern vielmehr in Verbindung mit der Familie von Plessen gesetzt werden muss. Carl Adolph von Plessen, der Gunderslevholm im Jahr 1729 errichten ließ, spielte im Überseehandel Christians IV. eine bedeutende Rolle. Er war von 1735 bis 1749 Direktor der [https://danmarkshistorien.dk/vis/materiale/vestindisk-guineisk-kompagni Westindien-Guinea-Kompanie] (Westindisch-Guineas Kompagni) und zählte zu einem der Großaktionäre der 1730 gegründeten [https://danmarkshistorien.dk/vis/materiale/asiatisk-kompagni Dänisch-Asiatischen Kompagnie] (Dansk Asiatisk Kompagni). Als Christian VI. im Jahr 1731 die erste Expeditionsreise nach Kanton auf der Cron Printz Christian (Abb. 41) entsandte, wusste er nicht, dass der dänischen Krone mit Rückkehr der Fregatte eine 40 Jahre währende Monopolstellung des gesamten dänischen Handels östlich des Kaps der Guten Hoffnung bevorstand. Es ist denkbar, dass Plessen aufgrund seiner Position in der Regierung Christians und seiner Rolle in der Wirtschaftspolitik des Landes, Kontakte pflegte, die ihm den Zugang zu Kolonial- und Luxuswaren ermöglichten.


Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
Die Entstehung der Papiertapete von Gunderslevholm kann in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts verortet werden. Diese Annahme deckt sich mit den Angaben der dänischen Kunsthistorikerin Tove Clemmensen und des Historikers Mogens B. Mackeprang. In ihrem Werk Kina og Denmark 1600–1950: Kinafart og Kinamode<ref name="ftn169">Clemmensen/ Mackeprang 1980.</ref> wird beschrieben, dass die ersten handbemalten chinesischen Papiertapeten im Jahre 1778 nach Dänemark kamen und von der Dänischen Ostindien-Kompanie sowie Dänischen-Asiatischen Kompanie importiert wurden. Weitere Hinweise auf den Entstehungszeitraum gibt uns die Tapete selbst. Die Papiertapete von Gunderslevholm hat einen kräftig gelb leuchtenden Hintergrund, auf dem blühende Zweige, diverse Vasen sowie exotische Vögel und Schmetterlinge abgebildet sind (Abb. 42, 25). Die Farbauswahl spricht dafür, dass es sich um ein Modell aus dem späten 18. Jahrhundert handeln muss, da sich kräftige Hintergrundfarben wie&nbsp;Saphierblau, Smaragdgrün oder auch leuchtendes Gelb erst ab den 1770er Jahren etablierten und die zuvor üblichen pastelligen Grundfarben ablösten.<ref name="ftn170">Vgl. Bruijn, 2017, S. 141.</ref> Auch das Vasenmotiv deutet auf ein etwas jüngeres Entstehungsdatum hin.<ref name="ftn171">Vgl. Knudsen 2020, S. 189 auf http://www.orientalskkeramikk.com/uploads/6/0/1/3/60134199/anne_merete_knudsen_det_kinesiske_tapetet_p%C3%85_gulskogen_lystg%C3%85rd.pdf, (15.08.2024).</ref> Es kann demnach angenommen werden, dass die Tapete zwischen 1770 und 1786 entstanden sein muss.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
Sowohl die Bedeutung von Plessens Rolle am Hof als auch seine Beteiligung in der Wirtschafts-, Handels- und Kolonialpolitik der dänischen Regierung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Gestaltung des Gartensaals. Oberhalb der Türstürze finden sich vier Gemälde, sogenannte Supraporten, die sich dem 18. Jahrhundert zuordnen lassen. Auf den ersten Blick&nbsp;scheint der Bildinhalt Szenen der römischen Mythologie darzustellen, welche neben idealisierten Landschaftsbildern oder Vanitas-Motiven ein beliebtes Sujet der barocken Malerei bildeten. Die Szenen zeigen das „Opfer für Minerva“, eine Salacia Darstellung, Diana, nach der Jagd ruhend, sowie Mars und Venus (Abb. 43). Ein zweiter Blick offenbart, dass die Gemälde im Saal die vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde) symbolisieren. Besonders interessant ist, dass sich der unbekannte Künstler in seinen Werken direkt auf die Familie, insbesondere aber auf Carl Adolph von Plessen, zu beziehen scheint. In der Darstellung Salacias beispielsweise sind auf dem Meer Schiffe, die unter dänischer Flagge segeln, und eine junge BIPoC (Black, Indigenous Person of Colour) abgebildet. Des Weiteren findet sich in der Darstellung von Mars und Venus ein Papagei (Abb. 44) wieder. Diese vom Künstler geschickt integrierten Attribute spiegeln Plessens Rolle im dänischen Überseehandel des 18. Jahrhunderts.
 
|[[Datei:Abb. 36- Grundrissdarstellung von Gunderslevholm (vor dem Umbau).jpg|alternativtext=Johs. Henrik Bernhard Seidelin, a: planer, opmåling før ombygning, aus:  Gunderslevholm (4160), ombygning, interiører, KB Kunstbiblioteket, Søborg, Foto: Maria Mischke|mini|Abb. 36: Grundrissdarstellung von Gunderslevholm (vor dem Umbau)]][[Datei:Abb. 37- Querschnitt von Gunderslevholm.jpg|alternativtext=Johs. Henrik Bernhard Seidelin, f: snit, aus: Gunderslevholm (4160), ombygning, interiører, KB Kunstbiblioteket, Søborg, Foto: Maria Mischke |mini|Abb. 37: Querschnitt von Gunderslevholm]][[Datei:Abb. 38- Vestibül.jpg|alternativtext=Hallen på Gunderslevholm, aus: Det danske herregårdsinteriør – en introduktion, © Niels Peter Stilling|mini|Abb. 38: Vestibül]][[Datei:Abb. 39- Parkettboden im Vestibül.jpg|alternativtext=Johs. Henrik Bernhard Seidelin, m: plan, gulv, hallen, aus: Gunderslevholm (4160), ombygning, interiører, KB Kunstbiblioteket, Søborg, Foto: Maria Mischke |mini|Abb. 39: Parkettboden im Vestibül]][[Datei:Abb. 40- Gartensaal.png|alternativtext=Havestuen, aus: Roussell 1944 S. 691, © TH. Andresen|mini|Abb. 40: Gartensaal]][[Datei:Abb. 41- Kronprins Christian.jpg|alternativtext= Journal holden paa Skibet Cron-Printz Christian fra Kiøbenhafn til Canton i China og til Kiøbenhafn Igien fra Ao 1730 til 1732, Rigsarkivet, ©Benjamin Asmussen|mini|Abb. 41: Kronprinz Christian (Handelsschiff)]][[Datei:Abb. 42- Handbemalte chinesische Papiertapete im Gartensaal.png|alternativtext=Detail af Væggen i Havestuen med det haandmalede kinesiske Tapet og Portrættet af Carl Adolf Plessen d. Y., aus: Roussell 1944, S. 692, © Th. Andresen|mini|Abb. 42: Handbemalte chinesische Papiertapete im Gartensaal]][[Datei:Abb. 43- Supraporte im Gartensaal mit einer Mars und Venus Darstellung.jpg|alternativtext=Dørparti fra Gunderslevholm, Nationalmuseets samlinger, Nationalmuseet, Kopenhagen, ©Arnold Mikkelsen|mini|Abb. 43: Supraporte im Gartensaal mit einer Mars und Venus Darstellung]][[Datei:Abb. 44- Detailansicht der Supraporte.jpg|alternativtext=Ausschnitt, Dørparti fra Gunderslevholm, Nationalmuseets samlinger, Nationalmuseet, Kopenhagen, ©Arnold Mikkelsen|mini|Abb. 44: Detailansicht der Supraporte]]
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
|[[Datei:Exampleimg3.jpeg|rahmenlos|175x175px]][[Datei:Exampleimg4.jpeg|rahmenlos|175x175px]]
|-
|
 
===== xx =====
use space for extra, visualizations, or 3D scan iframes.
|[[Datei:Exampleimg2.jpeg|rahmenlos|175x175px]][[Datei:Exampleimg5.jpeg|rahmenlos|175x175px]]
|-
| colspan="2" |
===== Einzelnachweise =====
 
# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
|}
|}
<references />
</div>

Aktuelle Version vom 24. Oktober 2024, 09:46 Uhr

Die barocke Struktur des Gunderslevholmer Herrenhauses blieb in seiner Raumdisposition bis heute erhalten.

Eine Tuschezeichnung (Abb. 36), mit dem Titel planer, opmåling før ombygning, dessen Entstehungsjahr unbekannt ist, zeigt das erste und zweite Obergeschoss vor den Umbauarbeiten des dänischen Architekten Bernhard Seidelin (1820–1863) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass Gunderslevholm zu den ersten Herrenhäusern in Dänemarks gehört, bei dem die Beletage im unteren, statt im oberen Stockwerk untergebracht war. Damit läutete Gunderslevholm den Typus der zivilen Maison de Plaisance ein, der sich bereits ab 1600 in der Île-de-France formierte und schon bald auch den Herrenhausbau in Dänemark dominieren sollte. Besonders deutlich wird dies im vorliegenden Grundriss des Untergeschosses. Um das Vestibül (Vestibule) und den Gartensaal (Havestue), die im Zentrum des Gebäudes stehen, gruppieren sich jene Räume, die dem Slots- og Kulturstyrelsens register zufolge im traditionellen Sinne betrachtet als Schauplatz des täglichen Familienlebens fungierten.[1] Durch eine Enfilade miteinander verbunden, befindet sich den Aufzeichnungen Claus Neergaards zufolge, rechtsseitig des Gartensaals die rote Stube (Røde Stue) und zu linken Hand das Speisezimmer (Spisestue). Dem Speisezimmer schließt sich nördlich ein Kabinett an. Von dort aus führte der Weg in die Küche (Kokken) und die Stube (Dagligstuen), ehe über das Vestibül im Norden ein weiteres kleines Durchgangszimmer (Konta ?) erreicht wird. Von hier aus führt eine Treppe in den Keller des Hauses.

Rechtsseitig des Vestibüls führt eine repräsentative Podesttreppe, welche mit aus Eichenholz geschaffenen Stufen versehen ist, in das zweite Obergeschoss. Die Raumaufteilung unterscheidet sich hier deutlich von der darunterliegenden Etage. Hier findet sich auf ganzer Länge des Gebäudes ein vom Vestibül ausgehender zentraler Flur mit einer beidseitigen Raumanordnung, wobei die nach Osten ausgerichtete Raumabfolge durch eine sogenannte Gartenenfilade miteinander verbunden ist. Über die Nutzung der Zimmer ist kaum etwas bekannt, es kann aber davon ausgegangen werden, dass es sich vorrangig um private Räumlichkeiten handelte.

Das Dachgeschoss ist ungenutzt und zeichnet sich durch eine offenliegende Balkenkonstruktion aus (Abb. 37).

Die Innenraumgestaltung Gunderslevholms weist eine Vielzahl an original erhaltenen barocken sowie klassizistischen Elementen auf, zu denen Dielen- und Fliesenböden, Vertäfelungen, Türblätter, -griffe und -schlösser, Eisen- und Kachelöfen, Stuck, aber auch Tapisserien und Gemälde gehören.

Besonders eindrucksvoll sind das Vestibül und der Gartensaal im ersten Obergeschoss. Die holzvertäfelten Wände des Vestibüls (Abb. 38) sind mit diversem Dekor wie Muschel-, Blatt- und Rankwerk besetzt und in grau-blauen und cremefarbenen Tönen gehalten. Der repräsentative Treppenaufgang greift das Farbschema gekonnt auf, wodurch ein harmonischen Kontrast zu den naturbelassenen und aus Eichenholz gefertigten Treppenstufenentsteht. Teil des Gesamtkonzepts sind ebenso lebensgroße Atlanten. Ihr imposantes Erscheinungsbild verleiht dem Raum eine ehrfürchtige Atmosphäre. Die von filigranem Weinlaub umhüllten Figuren dienten einst als Fackelhalter. Mit ihren detaillierten Verzierungen ist die Treppenanlage von Gunderslevholm eine der explizitesten Beispiele für dänische Innenarchitektur jener Zeit und in ihrer Form einzigartig.

Das Vestibül wurde im 19. Jahrhundert erweitert und erhielt neben einem aufwendig gestalteten Parkettboden (Abb. 39), dessen Entwurf aus der Hand Seidelins stammt, auch eine Kassettendecke, die mit Stuck und Reliefs des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770–1844) geschmückt wurden.

Direkt dahinter schließt sich nach Osten der große Gartensaal (Abb. 40) an, der sich durch sein freundliches Raumklima auszeichnet. In diesem Raum hat sich der originale Dielenboden des 18. Jahrhunderts erhalten. Die Wände sind mit umlaufenden, halbhohen Holzvertäfelungen versehen, die einen hellen Anstrich aufweisen. Ursprünglich zierte die Wände eine Silberledertapete mit einem bläulichen floralen Muster, die jedoch im Jahre 1787 durch eine handbemalten chinesischen Papiertapete ersetzt wurde und vermutlich aus dem chinesischen Canton, der heutigen Stadt Guangzhou, stammt.[2]

Im ausgehenden 17. und im Verlauf des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Europa eine China-Begeisterung, die auch als Chinoiserie bekannt ist. Zusammen mit den chinesischen Exportwaren wie Seide, Porzellan und Genussmittel, insbesondere Tee und Kaffee, erreichten den europäischen Markt auch neuartige Impulse, die sich schon bald im Formenrepertoire zahlreicher Barockanlagen widerspiegelten.[3]

Wie genau die chinesische Papiertapete ihren Weg nach Gunderslevholm gefunden, kann nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden. Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass es sich vermutlich nicht nur um einen Modegeschmack handelte, sondern vielmehr in Verbindung mit der Familie von Plessen gesetzt werden muss. Carl Adolph von Plessen, der Gunderslevholm im Jahr 1729 errichten ließ, spielte im Überseehandel Christians IV. eine bedeutende Rolle. Er war von 1735 bis 1749 Direktor der Westindien-Guinea-Kompanie (Westindisch-Guineas Kompagni) und zählte zu einem der Großaktionäre der 1730 gegründeten Dänisch-Asiatischen Kompagnie (Dansk Asiatisk Kompagni). Als Christian VI. im Jahr 1731 die erste Expeditionsreise nach Kanton auf der Cron Printz Christian (Abb. 41) entsandte, wusste er nicht, dass der dänischen Krone mit Rückkehr der Fregatte eine 40 Jahre währende Monopolstellung des gesamten dänischen Handels östlich des Kaps der Guten Hoffnung bevorstand. Es ist denkbar, dass Plessen aufgrund seiner Position in der Regierung Christians und seiner Rolle in der Wirtschaftspolitik des Landes, Kontakte pflegte, die ihm den Zugang zu Kolonial- und Luxuswaren ermöglichten.

Die Entstehung der Papiertapete von Gunderslevholm kann in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts verortet werden. Diese Annahme deckt sich mit den Angaben der dänischen Kunsthistorikerin Tove Clemmensen und des Historikers Mogens B. Mackeprang. In ihrem Werk Kina og Denmark 1600–1950: Kinafart og Kinamode[4] wird beschrieben, dass die ersten handbemalten chinesischen Papiertapeten im Jahre 1778 nach Dänemark kamen und von der Dänischen Ostindien-Kompanie sowie Dänischen-Asiatischen Kompanie importiert wurden. Weitere Hinweise auf den Entstehungszeitraum gibt uns die Tapete selbst. Die Papiertapete von Gunderslevholm hat einen kräftig gelb leuchtenden Hintergrund, auf dem blühende Zweige, diverse Vasen sowie exotische Vögel und Schmetterlinge abgebildet sind (Abb. 42, 25). Die Farbauswahl spricht dafür, dass es sich um ein Modell aus dem späten 18. Jahrhundert handeln muss, da sich kräftige Hintergrundfarben wie Saphierblau, Smaragdgrün oder auch leuchtendes Gelb erst ab den 1770er Jahren etablierten und die zuvor üblichen pastelligen Grundfarben ablösten.[5] Auch das Vasenmotiv deutet auf ein etwas jüngeres Entstehungsdatum hin.[6] Es kann demnach angenommen werden, dass die Tapete zwischen 1770 und 1786 entstanden sein muss.

Sowohl die Bedeutung von Plessens Rolle am Hof als auch seine Beteiligung in der Wirtschafts-, Handels- und Kolonialpolitik der dänischen Regierung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Gestaltung des Gartensaals. Oberhalb der Türstürze finden sich vier Gemälde, sogenannte Supraporten, die sich dem 18. Jahrhundert zuordnen lassen. Auf den ersten Blick scheint der Bildinhalt Szenen der römischen Mythologie darzustellen, welche neben idealisierten Landschaftsbildern oder Vanitas-Motiven ein beliebtes Sujet der barocken Malerei bildeten. Die Szenen zeigen das „Opfer für Minerva“, eine Salacia Darstellung, Diana, nach der Jagd ruhend, sowie Mars und Venus (Abb. 43). Ein zweiter Blick offenbart, dass die Gemälde im Saal die vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde) symbolisieren. Besonders interessant ist, dass sich der unbekannte Künstler in seinen Werken direkt auf die Familie, insbesondere aber auf Carl Adolph von Plessen, zu beziehen scheint. In der Darstellung Salacias beispielsweise sind auf dem Meer Schiffe, die unter dänischer Flagge segeln, und eine junge BIPoC (Black, Indigenous Person of Colour) abgebildet. Des Weiteren findet sich in der Darstellung von Mars und Venus ein Papagei (Abb. 44) wieder. Diese vom Künstler geschickt integrierten Attribute spiegeln Plessens Rolle im dänischen Überseehandel des 18. Jahrhunderts.

Johs. Henrik Bernhard Seidelin, a: planer, opmåling før ombygning, aus: Gunderslevholm (4160), ombygning, interiører, KB Kunstbiblioteket, Søborg, Foto: Maria Mischke
Abb. 36: Grundrissdarstellung von Gunderslevholm (vor dem Umbau)
Johs. Henrik Bernhard Seidelin, f: snit, aus: Gunderslevholm (4160), ombygning, interiører, KB Kunstbiblioteket, Søborg, Foto: Maria Mischke
Abb. 37: Querschnitt von Gunderslevholm
Hallen på Gunderslevholm, aus: Det danske herregårdsinteriør – en introduktion, © Niels Peter Stilling
Abb. 38: Vestibül
Johs. Henrik Bernhard Seidelin, m: plan, gulv, hallen, aus: Gunderslevholm (4160), ombygning, interiører, KB Kunstbiblioteket, Søborg, Foto: Maria Mischke
Abb. 39: Parkettboden im Vestibül
Havestuen, aus: Roussell 1944 S. 691, © TH. Andresen
Abb. 40: Gartensaal
Journal holden paa Skibet Cron-Printz Christian fra Kiøbenhafn til Canton i China og til Kiøbenhafn Igien fra Ao 1730 til 1732, Rigsarkivet, ©Benjamin Asmussen
Abb. 41: Kronprinz Christian (Handelsschiff)
Detail af Væggen i Havestuen med det haandmalede kinesiske Tapet og Portrættet af Carl Adolf Plessen d. Y., aus: Roussell 1944, S. 692, © Th. Andresen
Abb. 42: Handbemalte chinesische Papiertapete im Gartensaal
Dørparti fra Gunderslevholm, Nationalmuseets samlinger, Nationalmuseet, Kopenhagen, ©Arnold Mikkelsen
Abb. 43: Supraporte im Gartensaal mit einer Mars und Venus Darstellung
Ausschnitt, Dørparti fra Gunderslevholm, Nationalmuseets samlinger, Nationalmuseet, Kopenhagen, ©Arnold Mikkelsen
Abb. 44: Detailansicht der Supraporte
  1. Vgl. https://trap.lex.dk/Gunderslevholm, (15.08.2024).
  2. Nach Rücksprache mit der Kollegin Julia Jauch ist es möglich, dass die Tapete in den Werkstätten Anthonij oder Seequa produziert worden sein könnte, Vgl. Wappenschmidt 1989, S. 73 ̶ 78.
  3. Vgl. Menne 2018, S. 137.
  4. Clemmensen/ Mackeprang 1980.
  5. Vgl. Bruijn, 2017, S. 141.
  6. Vgl. Knudsen 2020, S. 189 auf http://www.orientalskkeramikk.com/uploads/6/0/1/3/60134199/anne_merete_knudsen_det_kinesiske_tapetet_p%C3%85_gulskogen_lystg%C3%85rd.pdf, (15.08.2024).