12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
Die Viehzucht spielte in Gunderslevholm auch in den folgenden Jahrhunderten eine wirtschaftlich tragende Rolle. Auf einer historischen Fotografie aus dem 19. Jahrhundert ist der Kammerrat Jenz Banzen Hee Andersen zusammen mit dem Preisbullen „Bakewell“ zu sehen (Abb. 75). Er war nicht nur ein Verwalter Carl de Neergaards (Abb. 76), sondern auch späterer Pächter des Hofes. Der Niederschrift Rolf Viggo de Neergaards zufolge wurde Andersen „[…] durch seine großen Bemühungen um die Verbesserungen der Rinderzucht in Dänemark bekannt.“[1] Seine Arbeit umfasste unter anderem die Einführung von Angler-Rindern aus Schleswig-Holstein.[2] Unter Johan Thomas Oluf de Neergaard (Abb. 77) wurde die Scheune zu einem Pferdestall umgebaut.[3] . Einen großen Einfluss hinsichtlich der Betreuung und Ausbildung der Pferde und des Kutschenarrangements übte der Kutschmeister Kristian Hansen (Abb. 78) aus, der insgesamt 64 Jahre am Hof zu Gunderslevholm tätig gewesen ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte der Viehbestand des Gunderslevholmer Zuchtbetriebes 230 Rinder, 120 Jungrinder und Kälber, sowie 10 Bullen, welche in den Quellen als „rote dänische Rasse“[4] bezeichnet werden. Zum Bestand gehörten weiterhin 44 Pferde (Abb. 79) und ein Fohlen, 8 Schafe und ca. 400 Schweine.[5] Zur damaligen Habe zählen auch die Tiere im Tiergarten von Haverisskov, der im Jahr 1866 angelegt wurde.[6] Das Herrenhaus erfuhr im 19. Jahrhundert einige bauliche Anpassungen und Veränderungen.Unter Bernhard Seidelin wurden Böden und Decken verändert oder auch Treppenführungen (Abb. 80) angelegt, wie seine Grundrisszeichnungen (Abb. 81) beweisen. Des Weiteren wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts einige Räume mit goldenen Ledertapeten (Abb. 82) versehen und die Decke des Speisezimmers von dem dänischen Dekorationsmaler Georg Christian Hilker (1810–1848) verziert. Auch die rote Stube (Røde Stue) am südlichen Ende des Hauses ist das Resultat von Umbauarbeiten der 1860er Jahre. Die französischen Einflüsse in Gunderslevholm sind heute kaum mehr ersichtlich (Abb. 83). Der ehemalige Lustgarten hinter dem Haus ist zugunsten einer begrünten Freifläche gewichen, die noch heute durch die beiden Lindenalleen begrenzt wird. Interessanterweise wurden die formalen Strukturen, laut dem vorliegenden Kartenmaterial, auch während der Verbreitung des englischen Landschaftsgartens zunächst beibehalten. Eine Umgestaltung hat nachweislich erst zum Ende des 19. Jahrhunderts stattgefunden. Auf dem undatierten Ölgemälde des Künstlers Jens Peter Møller mit dem Titel „View of Gunnerslevholm manor and church“ (Abb. 84) ist der formale Garten nicht mehr dargestellt. Südlich des Hauses, im Bereich des Ziergartens, sind stattdessen architektonische Elemente zu erkennen, die an einen englischen Landschaftsgarten erinnern. Bei den weiß getünchten und in Holzbauweise ausgeführten Objekten handelt es sich um zwei über das Wasser führende Brücken (Abb. 85) sowie einen kleinen überdachten Pavillon (Abb. 86), die sich noch heute am Ufer der Suså finden lassen. Die bis heute erkennbare signifikante Veränderung des Gartenbereiches ist in einem Messtischblatt (Abb. 87) aus dem Jahr 1891 besonders ersichtlich. Die geometrischen Strukturen des formalen Gartens und des angrenzenden Nutzgartens sind vollkommen verschwunden. Stattdessen ist im Bereich des Bleichgartens eine unregelmäßige Bepflanzung des Gebietes erkennbar. Die Umstrukturierung in eine Parkanlage wird auch literarisch thematisiert. Unter Ferdinand Neergaard (Abb. 88) wurde der Bleichgarten nördlich des Hauses verändert. Der Jurist ließ dort 1920 ein Pinetum[7]anlegen, welches vorrangig mit asiatischen Nadelbäumen wie etwa Schrenks-Fichte (Picea schrenkiana) und Mähnenfichte (Picea breweriana) besetzt wurde.[8] Laut einer Begehung der Dänischen Dendrologischen Gesellschaft am 25. Oktober 1959 zählten zum vorgefundenen Baumbestand in Gunderslevholm eine Bruch-Weide (Salix fragilis), eine Rote Rosskastanie (Aesculus carnea), eine Ährige Felsenbirne (Amelanchier spicata), ein Amerikanischer Amberbaum (Liquidambar styraciflua), ein Kaukasischer Kreuzdorn (Rhamnus imeretinus), ein Riesen-Lebensbaum (Thuja plicata), die gemeine Fichte (Picea abies) und eine Kaukasus Fichte (Picea orientalis), sowie eine Sawara-Scheinzypresse (Chamaecyparis pisifera). Weiterhin fand man auf dem Gelände eine Geschlitztblättrige Buche (Fagus sylvatica laciniata), eine große Alaska-Zeder (Chamaecyparis nootkatensis), die echte Sumpfzypresse (Taxodium distichum) und eine Silber-Weide (Salix alba).[9] Die genannte Bepflanzung ist im Park auch noch heute ersichtlich. |
|
- ↑ Neergaard 2005, S. 46.[Übersetzung Verfasserin]
- ↑ Vgl. Neergaard 2005, S. 46.
- ↑ Vgl. Neergaard 2005, S. 46.
- ↑ La Cour 1907, S. 1038–1040. [Übersetzung Verfasserin]
- ↑ Vgl. La Cour 1907, S. 1038–1040.
- ↑ Vgl. Neergaard 2005, S. 47.
- ↑ Vgl. Neergaard 2005, S.47. [Übersetzung Verfassserin]
- ↑ Vgl. https://www.dendron.dk/aarsskrift/docs/1961.pdf, (07.05.2024), S. 21–22.
- ↑ https://www.dendron.dk/aarsskrift/docs/1961.pdf, (07.05.2024), S. 21–22.