Nuhjala/01. Einführung: Unterschied zwischen den Versionen

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|Bei Nuhjala handelt es sich um eine [https://photos.google.com/share/AF1QipMSYmTcUbhB4Ur6S-c1xhpm4ivCH2l4rETCBFFoGlDVF43lGzGISk8zI8T9iGG50A?key=SjFlNGtxcHhWVEpfa2VNSUNvOU5hSjNHVEVKSUtB Gutsanlage] mit kleinerem Herrenhaus im südwestlichen Finnland (Abb. 1, 2) [Link zu 04.]. Historisch war dieses Gebiet bereits seit der Mitte des 12. Jahrhunderts ein Teil Schwedens,<ref>Vgl. Gardberg 1989, S. 54, http://www.icomos.de/admin/ckeditor/plugins/alphamanager/uploads/pdf/HefteII.pdf (21.02.2022).</ref> sodass die schwedische Sprache in den südwestlichen Regionen des heutigen Finnlands einen prägenden Einfluss hatte (Abb. 3).<ref>Schwedisch ist die zweite Amtssprache in Finnland und noch heute gibt es eine schwedischsprachige Minderheit, die etwa 5,5% der Bevölkerung ausmacht. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Finnlandschweden (25.04.2023).</ref> Das Gebiet um Nuhjala war aufgrund der einheimischen Bevölkerung jedoch durchgängig einsprachig finnisch geprägt, obwohl der ehemalige schwedische Hauptverwaltungs- und Bischofssitz im heutigen Finnland, die Stadt [https://www.turku.fi/en Turku]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q38511; http://vocab.getty.edu/page/tgn/7009962 (27.10.2023); https://fi.wikipedia.org/wiki/Turku (27.10.2023).</ref> (schwedisch [https://www.turku.fi/sv Åbo]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q38511; http://vocab.getty.edu/page/tgn/7009962 (27.10.2023); https://sv.wikipedia.org/wiki/Åbo (27.10.2023).</ref>), nur etwa 65 km vom Gut entfernt liegt. Anders als viele Herrenhäuser im ehemals schwedischen Teil des heutigen Finnlands besitzt Nuhjala daher keinen schwedischen später ins Finnische übersetzten Namen.<ref>Vgl. etwa das Herrenhaus Lemsjöholm (schwedisch) bzw. Lempisaaren Kartano (finnisch) aus der gleichen Zeit (1767).</ref> Das heutige Herrenhaus der Gutsanlage (Abb. 4) hat der Stadtbaumeister von Åbo (heute Turku) [https://blf.fi/artikel.php?id=2528 Christian Friedrich Schröder]<ref>Zu Schröder vgl. u.a. Koskinen 2012; Gardberg 1963, Biografiskt lexikon för Finland 2008 mit weiterführender Literatur zu Schröder https://blf.fi/artikel.php?id=2528; http://vocab.getty.edu/page/ulan/500273470 (27.10.2023), https://www.wikidata.org/wiki/Q11855283.</ref> (1722–1789) [Link zu 07.02.] im Jahr 1764 im Auftrag von [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Lybecker_nr_119#TAB_7 Claes Lybecker]<ref>Auch Clas. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q111820818; https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9947 (21.03.2023).</ref> (1721–1779) [Link zu 06.05.] vollendet. Nuhjala war zuvor bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts von der [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Rehbinder_nr_77 Familie Rehbinder]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q3423726.</ref> [Link zu 06.02.] bewohnt, die Nuhjala 1662 bis 1750 besaß. In der Folge verzeichnete das Gut zahlreiche Wechsel bei den Eigentümer und Eigentümerinnen, die allerdings bis auf den letzten Verkauf im Jahr 1796 immer innerhalb verschwägerter Familien – den verschiedenen [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Yxkull_nr_203#TAB_2 Geschwistern Yxkull]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q47003694.</ref> [Link zu 06.03.] und Claes Lybecker [Link zu 06.05.] (besaßen Nuhjala 1750–1770) sowie der [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759 Familie Ehrenmalm]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q85956876.</ref> [Link zu 06.06.] (besaß Nuhjala 1770–1796) – erfolgten. Nuhjala gilt in der Forschung als eines der am besten erhaltenen Anwesen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das in vielen Teilen bis heute unverändert besteht [Link zu 07.]. Das Herrenhaus wird als Musterbeispiel für einen Bau aus der schwedischen ‚Zeit der Freiheit‘ (schwedisch [https://sv.wikipedia.org/wiki/Frihetstiden Frihetstiden]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q76321442.</ref>) angesehen.<ref>So u.a. Koskinen 2012, S. 133. Als ‚Zeit der Freiheit‘ wird in Schweden der Abschnitt des 18. Jahrhunderts bezeichnet, in dem nach dem Tod Karls XII. 1718 die absolute königliche Macht zu Gunsten des Ständeparlaments (schwedisch ''Riksdag'') zurückgedrängt war, bevor Gustaf III. 1772 in einem Staatstreich die absolute königliche Macht wiederherstellte.</ref><references />
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== Wirtschaftlicher Kontext ==
Als das Gut Nuhjala im späten 18. Jahrhundert veräußert werden sollte, wurde 1770 eine Schätzung erarbeitet.<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 134.</ref> Der damalige Besitzer Claes Lybecker (1721–1779) hatte nicht nur das neue Herrenhaus erbaut, sondern auch die Landwirtschaft auf dem Gut gefördert. Wie im Bericht beschrieben, konnten durch den Dung der eigenen Rinderherde auf dem Besitz zwei Getreideernten (Roggen, Weizen, Gerste, Hafer) eingefahren und Erbsen geerntet werden.<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 134.</ref> Nuhjala war demzufolge im 18. Jahrhundert ein klassischer Agrarbetrieb, der sich über Land- und Viehwirtschaft finanzierte. Aufgrund des noch heute großen Anteils von Waldflächen auf dem Gut ist Holzhandel als weitere Einnahmequelle nicht ausgeschlossen.
 
Im Laufe der Jahrhunderte waren benachbarte Flächen und Höfe – etwa Taipale, Huovari – mit dem Gut Nuhjala zu einer Fläche von um die 600 ha vereint worden,<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 151.</ref> doch im Zuge der Umwälzungen im frühen 20. Jahrhundert verlor Nuhjala einen erheblichen Teil seiner alten Gutsfläche. Im Jahr 1918 wurden etwa 200 ha als unabhängige Höfe abgetrennt.<ref>Vgl. Bericht 2002, S. 3.</ref> In den ''Suomen maatilat'' (schwedisch ''Finlands lantegendomar'', Finnische Bauernhöfe) aus dem Jahr 1932 ist die Betriebsgröße von Nuhjala mit 221 ha Fläche angegeben.<ref>Vgl. http://sukutilat.sarka.fi (06.04.2023).</ref> Diese verteilten sich auf 1 ha Gärten, 70 ha Ackerland, 20 ha kultiviertes Weideland und 130 ha Wald.<ref>Vgl. Bericht 2002, S. 3, gibt für 1939 215 ha an.</ref> Innerhalb von einem Jahrzehnt hatte sich die Fläche des Hofs bis 1942 nochmals um 7 ha verringert und betrug nur noch 214 ha: Davon waren 72 ha Felder und 5 ha Gärten mit 300 Obstbäumen.<ref>Vgl. Säterier och storgårdar i Finland 1939+1942, S. 96.</ref> Das Ackerland hatte sich in dem Jahrzehnt nur leicht vergrößert, der Obstanbau war dagegen erheblich gewachsen. Nach mündlicher Auskunft der heutigen Besitzerfamilie beträgt der verbleibende Grund und Boden im Moment noch etwa 141 ha, da die Vorbesitzer:innen aus finanziellen Gründen ab 1978 vor allem an der Küstenlinie Land verkauft hätten.<ref>Vgl. Gespräch mit Kai Vuori am 06.05.2023.</ref>
 
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Version vom 27. November 2024, 14:14 Uhr

Wirtschaftlicher Kontext

Als das Gut Nuhjala im späten 18. Jahrhundert veräußert werden sollte, wurde 1770 eine Schätzung erarbeitet.[1] Der damalige Besitzer Claes Lybecker (1721–1779) hatte nicht nur das neue Herrenhaus erbaut, sondern auch die Landwirtschaft auf dem Gut gefördert. Wie im Bericht beschrieben, konnten durch den Dung der eigenen Rinderherde auf dem Besitz zwei Getreideernten (Roggen, Weizen, Gerste, Hafer) eingefahren und Erbsen geerntet werden.[2] Nuhjala war demzufolge im 18. Jahrhundert ein klassischer Agrarbetrieb, der sich über Land- und Viehwirtschaft finanzierte. Aufgrund des noch heute großen Anteils von Waldflächen auf dem Gut ist Holzhandel als weitere Einnahmequelle nicht ausgeschlossen.

Im Laufe der Jahrhunderte waren benachbarte Flächen und Höfe – etwa Taipale, Huovari – mit dem Gut Nuhjala zu einer Fläche von um die 600 ha vereint worden,[3] doch im Zuge der Umwälzungen im frühen 20. Jahrhundert verlor Nuhjala einen erheblichen Teil seiner alten Gutsfläche. Im Jahr 1918 wurden etwa 200 ha als unabhängige Höfe abgetrennt.[4] In den Suomen maatilat (schwedisch Finlands lantegendomar, Finnische Bauernhöfe) aus dem Jahr 1932 ist die Betriebsgröße von Nuhjala mit 221 ha Fläche angegeben.[5] Diese verteilten sich auf 1 ha Gärten, 70 ha Ackerland, 20 ha kultiviertes Weideland und 130 ha Wald.[6] Innerhalb von einem Jahrzehnt hatte sich die Fläche des Hofs bis 1942 nochmals um 7 ha verringert und betrug nur noch 214 ha: Davon waren 72 ha Felder und 5 ha Gärten mit 300 Obstbäumen.[7] Das Ackerland hatte sich in dem Jahrzehnt nur leicht vergrößert, der Obstanbau war dagegen erheblich gewachsen. Nach mündlicher Auskunft der heutigen Besitzerfamilie beträgt der verbleibende Grund und Boden im Moment noch etwa 141 ha, da die Vorbesitzer:innen aus finanziellen Gründen ab 1978 vor allem an der Küstenlinie Land verkauft hätten.[8]

  1. Vgl. Koskinen 2012, S. 134.
  2. Vgl. Koskinen 2012, S. 134.
  3. Vgl. Indrenius 1929, S. 151.
  4. Vgl. Bericht 2002, S. 3.
  5. Vgl. http://sukutilat.sarka.fi (06.04.2023).
  6. Vgl. Bericht 2002, S. 3, gibt für 1939 215 ha an.
  7. Vgl. Säterier och storgårdar i Finland 1939+1942, S. 96.
  8. Vgl. Gespräch mit Kai Vuori am 06.05.2023.