Nuhjala/02. Forschungsstand: Unterschied zwischen den Versionen

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==Archivalien==
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Dass Nuhjala wenig erforscht ist, mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass sich nicht viele Dokumente zur Anlage in öffentlichen Archiven erhalten haben.<ref>Im Nationalarchiv werden nur wenige Archivalien für Nuhjalan kartano angezeigt: https://astia.narc.fi/uusiastia/aineistot.html?haku=%7B%22searchTarget%22:%22aineisto%22,%22searchString%22:%22Nuhjalan%20kartano%22,%22notString%22:%22%22,%22startDate%22:%22%22,%22endDate%22:%22%22,%22aineistoTaso%22:%22%22,%22aineistoType%22:%22%22,%22toimijaType%22:%22%22,%22place%22:%22%22,%22maxResults%22:10,%22maxFacets%22:100,%22sivu%22:1,%22facetSearch%22:1,%22location%22:%22%22,%22searchPos%22:0%7D (13.07.2023).</ref> Das Gutsarchiv war im Herrenhaus bis etwa 2008 durch die Forschungen von Riitta Koskinen nachgewiesen und ist inzwischen offenbar verschollen.<ref>Die aktuellen Bewohner verfügen nur über einige Photokopien von Archivalien und Karten, die während der Messkampagne im Mai 2023 vorgelegt wurden. Das Archiv wird auch in älterer Literatur erwähnt, z.B. in Säterier och storgårdar i Finland 1939+42, Bd. 2, S. 98.</ref>Noch 1924 berichtet Indrenius, der damalige Besitzer von Nuhjala, in seinem Beitrag von dem ‚recht reichhaltigen‘ Gutsarchiv, dass sogar Pergamentbriefe aus dem 16. Jahrhundert mit angebrachten Wachssiegeln bewahre<ref>Dabei könnte es sich beispielsweise um den Privilegienbrief König Johans III. handeln, der Påvel Andersson (Munck) die Steuerfreiheit auf Nuhjala gewährt, vgl. Indrenius 1929, S. 146.</ref> und aus dem – wie er schreibt – ‚die meisten der erwähnten Informationen über das Schicksal des Hofes und seiner Besitzer in vergangenen Zeiten‘ in seinem Text über Nuhjala stammten.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157.</ref> Indrenius bewertet die umfangreiche Sammlung privater Korrespondenz aus der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gutsarchiv zwar als ‚nicht von großem öffentlichem Interesse‘, untermauert jedoch ihre historische Aussagekraft, denn die Briefe böten ‚einen guten Einblick in die Sitten und Auffassungen der damaligen Zeit.‘<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157.</ref> Vor allem ein im Archiv durch Koskinen nachgewiesenes umfangreiches Protokoll aus dem Jahr 1770,<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.</ref> in dem die Gutsanlage vor dem Verkauf an [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759#TAB_3 Samuel Magnus Ehrenmalm]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5628203.</ref> (1731–1814) (vgl. [https://wb.manorhouses.tibwiki.io/wiki/Nuhjala/06._Besitzer_und_wichtigste_Bauphasen_im_18._Jh. 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert]) geschätzt und vermessen wurde, wäre für die Erforschung der Gutsanlage im 18. Jahrhundert von großem Interesse.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 152.</ref>
Dass Nuhjala wenig erforscht ist, mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass sich nicht viele Dokumente zur Anlage in öffentlichen Archiven erhalten haben.<ref>Im Nationalarchiv werden nur wenige Archivalien für Nuhjalan kartano angezeigt: https://astia.narc.fi/uusiastia/aineistot.html?haku=%7B%22searchTarget%22:%22aineisto%22,%22searchString%22:%22Nuhjalan%20kartano%22,%22notString%22:%22%22,%22startDate%22:%22%22,%22endDate%22:%22%22,%22aineistoTaso%22:%22%22,%22aineistoType%22:%22%22,%22toimijaType%22:%22%22,%22place%22:%22%22,%22maxResults%22:10,%22maxFacets%22:100,%22sivu%22:1,%22facetSearch%22:1,%22location%22:%22%22,%22searchPos%22:0%7D (13.07.2023).</ref> Das Gutsarchiv war im Herrenhaus bis etwa 2008 durch die Forschungen von Riitta Koskinen nachgewiesen und ist inzwischen offenbar verschollen.<ref>Die aktuellen Bewohner verfügen nur über einige Photokopien von Archivalien und Karten, die während der Messkampagne im Mai 2023 vorgelegt wurden. Das Archiv wird auch in älterer Literatur erwähnt, z.B. in Säterier och storgårdar i Finland 1939+42, Bd. 2, S. 98.</ref>Noch 1924 berichtet Indrenius, der damalige Besitzer von Nuhjala, in seinem Beitrag von dem ‚recht reichhaltigen‘ Gutsarchiv, dass sogar Pergamentbriefe aus dem 16. Jahrhundert mit angebrachten Wachssiegeln bewahre<ref>Dabei könnte es sich beispielsweise um den Privilegienbrief König Johans III. handeln, der Påvel Andersson (Munck) die Steuerfreiheit auf Nuhjala gewährt, vgl. Indrenius 1929, S. 146.</ref> und aus dem – wie er schreibt – ‚die meisten der erwähnten Informationen über das Schicksal des Hofes und seiner Besitzer in vergangenen Zeiten‘ in seinem Text über Nuhjala stammten.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157.</ref> Indrenius bewertet die umfangreiche Sammlung privater Korrespondenz aus der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gutsarchiv zwar als ‚nicht von großem öffentlichem Interesse‘, untermauert jedoch ihre historische Aussagekraft, denn die Briefe böten ‚einen guten Einblick in die Sitten und Auffassungen der damaligen Zeit.‘<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157.</ref> Vor allem ein im Archiv durch Koskinen nachgewiesenes umfangreiches Protokoll aus dem Jahr 1770,<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.</ref> in dem die Gutsanlage vor dem Verkauf an [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759#TAB_3 Samuel Magnus Ehrenmalm]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5628203.</ref> (1731–1814) (vgl. [https://wb.manorhouses.tibwiki.io/wiki/Nuhjala/06._Besitzer_und_wichtigste_Bauphasen_im_18._Jh. 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert]) geschätzt und vermessen wurde, wäre für die Erforschung der Gutsanlage im 18. Jahrhundert von großem Interesse.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 152.</ref>
 
[[Datei:11 ABB Anna Lisa Stigell Nuhjala Skizze der Gutsanlage 1924.webp|mini|Abb. 11 Anna-Lisa Stigell, Nuhjala, Skizze der Gutsanlage 1924]]
Koskinen hat für ihre Untersuchung von Nuhjala wenige andere Quellen ausgemacht:<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.</ref> So verweist sie etwa auf Dokumente über das Gut aus den Jahren 1776–1781 in Vehmaa.<ref>Vgl. https://astia.narc.fi/uusiastia/kortti_aineisto.html?id=779783789 (13.07.2023). Dabei handelt es sich wohl um die in Kopie vorliegenden Unterlagen in Nuhjala über Landarrondierungen in den Jahren 1759 und 1770.</ref> Zusätzlich hat sie die Bestände des Museums in Turku zum Herrenhaus Nuhjala ausgewertet.<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.</ref> Dabei handelt es sich – nach Aussage der heutigen Konservatorin<ref>E-Mail vom 20.06.2023. Die Bestände sind wegen des anstehenden Umzugs des Museums nicht vor 2025 zugänglich.</ref> – nicht um Dokumente, sondern um historische Photographien<ref>Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Photographien Signe Branders. Die Bestände sind wegen des anstehenden Umzugs des Museums nicht vor 2025 zugänglich.</ref> und einige Zeichnungen von [https://fi.wikipedia.org/wiki/Anna-Lisa_Stigell Anna-Lisa Stigell]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q56301839; https://www.finna.fi/Search/Results?sort=relevance&amp;bool0%5B%5D=AND&amp;lookfor0%5B%5D=Stigell%2C+Anna+Lisa&amp;type0%5B%5D=AllFields&amp;lookfor0%5B%5D=Nuhjala&amp;type0%5B%5D=AllFields&amp;join=AND&amp;limit=20 (21.06.2023).</ref> aus den 1920er Jahren und von [https://fi.wikipedia.org/wiki/Irja_Sahlberg Irja Sahlberg]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q24816806, https://www.finna.fi/Search/Results?lookfor=Irja+Sahlberg&amp;type=AllFields (21.06.2023).</ref> aus dem Jahr 1943. Nuhjala ist aufgrund dieser Quellenlage eines der heute vergleichsweise schlecht dokumentierten und damit weniger erforschten Herrenhäuser in Finnland.
Koskinen hat für ihre Untersuchung von Nuhjala wenige andere Quellen ausgemacht:<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.</ref> So verweist sie etwa auf Dokumente über das Gut aus den Jahren 1776–1781 in Vehmaa.<ref>Vgl. https://astia.narc.fi/uusiastia/kortti_aineisto.html?id=779783789 (13.07.2023). Dabei handelt es sich wohl um die in Kopie vorliegenden Unterlagen in Nuhjala über Landarrondierungen in den Jahren 1759 und 1770.</ref> Zusätzlich hat sie die Bestände des Museums in Turku zum Herrenhaus Nuhjala ausgewertet.<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.</ref> Dabei handelt es sich – nach Aussage der heutigen Konservatorin<ref>E-Mail vom 20.06.2023. Die Bestände sind wegen des anstehenden Umzugs des Museums nicht vor 2025 zugänglich.</ref> – nicht um Dokumente, sondern um historische Photographien<ref>Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Photographien Signe Branders. Die Bestände sind wegen des anstehenden Umzugs des Museums nicht vor 2025 zugänglich.</ref> und einige Zeichnungen von [https://fi.wikipedia.org/wiki/Anna-Lisa_Stigell Anna-Lisa Stigell]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q56301839; https://www.finna.fi/Search/Results?sort=relevance&amp;bool0%5B%5D=AND&amp;lookfor0%5B%5D=Stigell%2C+Anna+Lisa&amp;type0%5B%5D=AllFields&amp;lookfor0%5B%5D=Nuhjala&amp;type0%5B%5D=AllFields&amp;join=AND&amp;limit=20 (21.06.2023).</ref> aus den 1920er Jahren und von [https://fi.wikipedia.org/wiki/Irja_Sahlberg Irja Sahlberg]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q24816806, https://www.finna.fi/Search/Results?lookfor=Irja+Sahlberg&amp;type=AllFields (21.06.2023).</ref> aus dem Jahr 1943. Nuhjala ist aufgrund dieser Quellenlage eines der heute vergleichsweise schlecht dokumentierten und damit weniger erforschten Herrenhäuser in Finnland.



Version vom 27. November 2024, 18:19 Uhr

Sekundärliteratur

In Finnland begann die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema der Herrenhäuser im späten 19. Jahrhundert mit der posthum veröffentlichten Studie Undersökningar om finska adelns gods och ätter (1860) des Historikers Wilhelm Gabriel Lagus[1] über die Güter und Erbschaften des finnischen Adels.[2] Wie dieser Titel ist die Forschungsliteratur zu Herrenhäusern in Finnland bis weit ins 20. Jahrhundert – geprägt und gefördert durch die schwedischsprachige Åbo-Akademie[3] – oftmals auf Schwedisch verfasst,[4] da sich ein Großteil der historischen Gutsanlagen in ehemals schwedischen bzw. schwedisch sprachigen Gebieten Finnlands befindet.

In den 1920er Jahren setzte in Finnland, angeregt von schwedischen Beispielen, nach und nach eine systematische Inventarisierung des Bestands an Herrenhäusern in einzelnen Sammelheften verschiedener Autoren und Autorinnen ein. In einem der Sammelhefte über Herrenhäuser schrieb der damalige Besitzer August Emanuel Indrenius[5] (Abb. 124) 1924 über Nuhjala.[6] Die Photographien zu den Beiträgen stammten teilweise von der ersten finnischen “kulturhistorischen Photographin“ Signe Brander[7] (1869–1942), die in den 1910er und 1920er Jahren Herrenhäuser in Finnland fotografisch dokumentierte (Abb. 34) und insgesamt etwa 2.000 Außen- und Innenaufnahmen fertigte.[8] Wenig später wurden diese Einzelhefte von dem Professor für Kunstgeschichte und Volkskunde an der Åbo-Akademie, Gabriel Nikander,[9] als dreibändige Reihe Herrgårdar i Finland (1928–30) nach Regionen gegliedert herausgegeben.[10] Der vierzehnseitige Beitrag von Indrenius über Nuhjala befindet sich im zweiten Band über Nyland und das egentliga Finland. Für lange Zeit war dies die umfänglichste Veröffentlichung zu Nuhjala, welche die historische Entwicklung der Gutsanlage aufzeigt, dabei allerdings vor allem das Herrenhaus und die Besitzenden berücksichtigt.[11] Da der Beitrag – wie Indrenius schreibt – auf Dokumenten aus dem heute verschollenen Gutsarchiv in Nuhjala beruht, sind die Informationen mit hoher Wahrscheinlichkeit zuverlässiger als manche neueren Schriften.[12] Etwa ein Jahrzehnt später hat der Historiker Eino Jutikkala[13] gemeinsam mit Nikander das zweibändige Werk Säterier och storgårdar i Finland (1939, 1942) in vergleichbarem Gesamtumfang, jedoch mit mehr berücksichtigten Häusern veröffentlicht.[14] Der Eintrag zu Nuhjala im zweiten Band fällt mit lediglich vier Seiten deswegen deutlich kürzer aus und bietet, abgesehen von einer übersichtlichen, in Teilen aber fehlerhaften Liste der Besitzer und Besitzerinnen, wenig Neues.[15]

Nach dem zweiten Weltkrieg publizierte die Tochter Gabriel Nikanders, die Ethnographin und Historikerin Ragna Ulrica Ahlbäck,[16] die Gods och herresäten i Finland (1946).[17] In dem einbändigen, 250 Seiten umfassenden Werk wird Nuhjala auf vier Seiten abgehandelt,[18] wobei Ahlbäck teils auf ältere Informationen und bekannte Abbildungen aus der Reihe Herrgårdar i Finland ihres Vaters zurückgreift. Nach der Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigte sich der Historiker Eric Anthoni[19] in zahlreichen Publikationen langjährig mit dem Adelsbesitz in Finnland,[20] wobei Nuhjala in einer seiner wichtigsten Untersuchungen Finlands medeltida frälse och 1500-talsadel (1970) lediglich am Rande Berücksichtigung fand.[21]

Später im 20. Jahrhundert veröffentlichte der Historiker Carl Jacob Gardberg[22] mit dem Photographen Kaj Dahl[23] das Überblickswerk Finländska herrgårdar (schwedisch 1989) bzw. Suomen kartanoita (finnisch 1990) mit etwas mehr als 50 finnischen Herrenhäusern, das bis ins 21. Jahrhundert einige Neuauflagen erlebte.[24] Nuhjala war bedeutend genug, um in die Auswahl aufgenommen zu werden, ist jedoch wie alle Häuser in dem rund 200-seitigen Überblickswerk nur mit einem sehr knappen Eintrag verzeichnet.[25] Ohne Nuhjala zu erwähnen verfasste Gardberg auch einen einführenden Artikel über Gutsanlagen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert in Finnland[26] im Tagungsband zum 1989 in Kiel abgehaltenen Symposium Gutsanlagen des 16. bis 19. Jahrhunderts im Ostseeraum – Geschichte und Gegenwart, auf dem früh ein vergleichender und überregional ausgerichteter Forschungsansatz zur Herrenhauskultur des Ostseeraums verfolgt wurde.

Die aktuelle Forschung zu finnischen Herrenhäusern konzentriert sich weitgehend auf Einzeluntersuchungen. Es werden nur wenige landesweit vergleichende Projekte durchgeführt: So untersuchte die Universität Helsinki beispielsweise in den 1990er Jahren mittelalterliche Herrenhäuser in ganz Finnland.[27] Die Einzeluntersuchungen bearbeiten Herrenhäuser wahlweise monographisch, analysieren verschiedene Epochen oder widmen sich unterschiedlichen Themenfeldern (Bibliotheken, Sammlungen, Gärten usw.).[28] Auch die Wissenschaftsgeschichte der Herrenhausforschung selbst wird aufgearbeitet.[29]

Abb. 8 Nuhjala, Karte von 1798

Bislang fehlt allerdings eine monographische Bearbeitung Nuhjalas. Riitta Koskinen widmet Nuhjala (Abb. 8) in ihrem Band über die Herrenhäuser des Architekten Schröder ein Kapitel, jedoch ohne vertieft auf die Entwicklung der Gutsanlage oder die Architektur des Herrenhauses einzugehen.[30] Damit steht eine umfängliche kunst- und architekturhistorische Analyse Nuhjalas, aber auch aller Herrenhäuser des 18. Jahrhunderts im schwedischen Teil des heutigen Finnlands, insbesondere im Vergleich mit der Entwicklung in anderen Teilen Schwedens, noch aus.

Abb. 13 Nuhjala, Gebäudebestand, Dokumentation Denkmalschutz 2002

Die finnische Denkmalpflege hat die in Nuhjala vorhandenen Gebäude verschiedentlich dokumentiert.[31] In der bislang offenbar umfänglichsten Inventarisierung aus dem Jahr 2002 sind beispielsweise Daten über Entstehungszeit, Bauweise und Zustand festgehalten (Abb. 13).[32] Diese Inventarisierung bildet eine wichtige Arbeitsgrundlage für künftige Forschungen. Seit 2023 ist Nuhjala im ehemals schwedischen Teil Finnlands auch in der schwedischen Herrenhausdatenbank des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng[33] verzeichnet.

Archivalien

Dass Nuhjala wenig erforscht ist, mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass sich nicht viele Dokumente zur Anlage in öffentlichen Archiven erhalten haben.[34] Das Gutsarchiv war im Herrenhaus bis etwa 2008 durch die Forschungen von Riitta Koskinen nachgewiesen und ist inzwischen offenbar verschollen.[35]Noch 1924 berichtet Indrenius, der damalige Besitzer von Nuhjala, in seinem Beitrag von dem ‚recht reichhaltigen‘ Gutsarchiv, dass sogar Pergamentbriefe aus dem 16. Jahrhundert mit angebrachten Wachssiegeln bewahre[36] und aus dem – wie er schreibt – ‚die meisten der erwähnten Informationen über das Schicksal des Hofes und seiner Besitzer in vergangenen Zeiten‘ in seinem Text über Nuhjala stammten.[37] Indrenius bewertet die umfangreiche Sammlung privater Korrespondenz aus der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gutsarchiv zwar als ‚nicht von großem öffentlichem Interesse‘, untermauert jedoch ihre historische Aussagekraft, denn die Briefe böten ‚einen guten Einblick in die Sitten und Auffassungen der damaligen Zeit.‘[38] Vor allem ein im Archiv durch Koskinen nachgewiesenes umfangreiches Protokoll aus dem Jahr 1770,[39] in dem die Gutsanlage vor dem Verkauf an Samuel Magnus Ehrenmalm[40] (1731–1814) (vgl. 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert) geschätzt und vermessen wurde, wäre für die Erforschung der Gutsanlage im 18. Jahrhundert von großem Interesse.[41]

Abb. 11 Anna-Lisa Stigell, Nuhjala, Skizze der Gutsanlage 1924

Koskinen hat für ihre Untersuchung von Nuhjala wenige andere Quellen ausgemacht:[42] So verweist sie etwa auf Dokumente über das Gut aus den Jahren 1776–1781 in Vehmaa.[43] Zusätzlich hat sie die Bestände des Museums in Turku zum Herrenhaus Nuhjala ausgewertet.[44] Dabei handelt es sich – nach Aussage der heutigen Konservatorin[45] – nicht um Dokumente, sondern um historische Photographien[46] und einige Zeichnungen von Anna-Lisa Stigell[47] aus den 1920er Jahren und von Irja Sahlberg[48] aus dem Jahr 1943. Nuhjala ist aufgrund dieser Quellenlage eines der heute vergleichsweise schlecht dokumentierten und damit weniger erforschten Herrenhäuser in Finnland.

  1. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q4412998.
  2. Vgl. Lagus 1860.
  3. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q917874.
  4. In der Herrenhausliteratur etwa zuerst Gardberg/Dahl 1989 (schwedisch) und Gardberg/Dahl 1990 (finnisch).
  5. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q124527838.
  6. Als Teil einer Erbengemeinschaft kauften August Emanuel Indrenius und seine Frau Sara Maria das gesamte Gut Nuhjala im Oktober 1913 und verkauften den Besitz 1926 an Ivar Aminoff.
  7. Brander bezeichnete sich selbst als kulturhistorische Photographin, vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q16166792; https://kansallisbiografia.fi/kansallisbiografia/henkilo/3311 (08.06.2023).
  8. Teilweise veröffentlicht bei Lounatvuori/ Dölle 2008, vgl. auch Material zu Signe Brander auf https://www.finna.fi/ (14.06.2023).
  9. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q6156742.
  10. Vgl. Herrgårdar i Finland 1928–1930.
  11. Vgl. Indrenius 1929, Nuhjala, Bd. 2, IV, S. 145–158. Nur Koskinen 2012, S. 124–143 behandelt Nuhjala umfänglicher, ohne dabei vertieft auf die Gutsanlage und Besitzer einzugehen.
  12. Vgl. Indrenius 1929, Nuhjala, Bd. 2, IV, S. 157. Das Gutsarchiv ist heute verschollen, vgl. Abschnitt Archivalien.
  13. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q3735543.
  14. Vgl. Säterier och storgårdar i Finland 1939+1942.
  15. Vgl. Säterier och storgårdar i Finland 1939+1942, Nuhjala Bd. 2, S. 95–98.
  16. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q24005826.
  17. Vgl. Ahlbäck 1946.
  18. Vgl. Ahlbäck 1946, Nuhjala, S. 62–65.
  19. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5557725.
  20. Von den zahlreichen Publikationen ist Anthoni 1970 über Adelssitze im Mittelalter und im 16. Jahrhundert in Finnland hervorzuheben.
  21. Nuhjala ist lediglich in der Aufzählung der Herrensitze in Vemo zur Zeit Gustavs I. (S. 257) und im Anhang (S. 346) gelistet sowie auf der Karte Nr. 10 verzeichnet.
  22. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q11854998.
  23. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q18238246.
  24. Vgl. Gardberg/Dahl 1989; Gardberg/Dahl 1990.
  25. Vgl. Gardberg/Dahl 1989, S. 70–71.
  26. Vgl. Gardberg 1989, S. 54–59. Obwohl die Bedeutung des Architekten Schröder im 18. Jahrhundert für Finnland gewürdigt wird, ist Nuhjala als einer seiner Entwürfe im Beitrag nicht erwähnt.
  27. Vgl. Niukkanen 1997.
  28. Aktuell erfolgt eine wissenschaftliche Bearbeitung beispielsweise durch Anna-Maria Åström, Bo-Erik Lönnqvist (generelle Themen), Kari Uotila (archäologische Studien), Olle Sirén, Georg Haggrén (Mittelalter), Kasper Kepsu (17. Jhdt.), Maria Vainio-Kurtakko, Johanna Ilmakunnas und Henrika Tandefelt (18. Jhdt.) sowie Alex Snellman (19. Jhdt.), während etwa Ranja Hautamäki und Irma Lounatvuori die Gartenanlagen der Herrenhäuser erforschen.
  29. Vgl. Hautamäki 2015; Rosendahl 2003.
  30. Vgl. Koskinen 2012, S. 124–143, zur Gutsgeschichte und Architektur lediglich S. 133–143. Die Aufmachung mit vielen Abbildungen und ohne Anmerkungen gleicht eher einem populärwissenschaftlichem Werk.
  31. Etwa 1988 https://www.kyppi.fi/palveluikkuna/raportti/read/asp/r_ryraportti_det.aspx?RYRAPORTTI_ID=1564 (07.07.2023) oder 2002 http://www.rky.fi/read/asp/r_kohde_det.aspx?KOHDE_ID=4109 (24.03.2023).
  32. Vgl. Bericht 2002.
  33. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q122945948.
  34. Im Nationalarchiv werden nur wenige Archivalien für Nuhjalan kartano angezeigt: https://astia.narc.fi/uusiastia/aineistot.html?haku=%7B%22searchTarget%22:%22aineisto%22,%22searchString%22:%22Nuhjalan%20kartano%22,%22notString%22:%22%22,%22startDate%22:%22%22,%22endDate%22:%22%22,%22aineistoTaso%22:%22%22,%22aineistoType%22:%22%22,%22toimijaType%22:%22%22,%22place%22:%22%22,%22maxResults%22:10,%22maxFacets%22:100,%22sivu%22:1,%22facetSearch%22:1,%22location%22:%22%22,%22searchPos%22:0%7D (13.07.2023).
  35. Die aktuellen Bewohner verfügen nur über einige Photokopien von Archivalien und Karten, die während der Messkampagne im Mai 2023 vorgelegt wurden. Das Archiv wird auch in älterer Literatur erwähnt, z.B. in Säterier och storgårdar i Finland 1939+42, Bd. 2, S. 98.
  36. Dabei könnte es sich beispielsweise um den Privilegienbrief König Johans III. handeln, der Påvel Andersson (Munck) die Steuerfreiheit auf Nuhjala gewährt, vgl. Indrenius 1929, S. 146.
  37. Vgl. Indrenius 1929, S. 157.
  38. Vgl. Indrenius 1929, S. 157.
  39. Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.
  40. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5628203.
  41. Vgl. Indrenius 1929, S. 152.
  42. Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.
  43. Vgl. https://astia.narc.fi/uusiastia/kortti_aineisto.html?id=779783789 (13.07.2023). Dabei handelt es sich wohl um die in Kopie vorliegenden Unterlagen in Nuhjala über Landarrondierungen in den Jahren 1759 und 1770.
  44. Vgl. Koskinen 2012, S. 143, Quellen.
  45. E-Mail vom 20.06.2023. Die Bestände sind wegen des anstehenden Umzugs des Museums nicht vor 2025 zugänglich.
  46. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Photographien Signe Branders. Die Bestände sind wegen des anstehenden Umzugs des Museums nicht vor 2025 zugänglich.
  47. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q56301839; https://www.finna.fi/Search/Results?sort=relevance&bool0%5B%5D=AND&lookfor0%5B%5D=Stigell%2C+Anna+Lisa&type0%5B%5D=AllFields&lookfor0%5B%5D=Nuhjala&type0%5B%5D=AllFields&join=AND&limit=20 (21.06.2023).
  48. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q24816806, https://www.finna.fi/Search/Results?lookfor=Irja+Sahlberg&type=AllFields (21.06.2023).
Abb. 124 August Emanuel Indrenius
Abb. 34 Signe Brander, Nuhjala, Herrenhaus mit hölzerner Dachdeckung 1911