Nuhjala/10. Wirtschaftsanlage: Unterschied zwischen den Versionen
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== Überblick == | == Überblick == | ||
Der Gutsbetrieb in Nuhjala ist über Jahrhunderte gewachsen und entsprechend wurden je nach Notwendigkeit neue Wirtschafts- und Nebengebäude errichtet und wieder abgerissen, ohne dass die Anlage dabei einem regelmäßigen Plan folgte.<ref>In den Anmerkungen wird für bestehende Gebäude die Nummer aus Bericht 2002 übernommen.</ref> Diese gewachsene Form ist bereits auf der Karte von 1798 ersichtlich (Abb. 8), die als einzig bekannte Zeichnung den Gebäudebestand von Nuhjala im späten 18. Jahrhundert darstellt.<ref>Vgl. ansonsten Lagepläne bei Indrenius 1929, S. 152; Koskinen 2012, S. 137; Bericht 2002.</ref> | |||
Viele Nebengebäude in Nuhjala sind in traditioneller Holzbauweise aus Vollholzstämmen errichtet, wie sie in Finnland (und ganz Skandinavien) seit dem Mittelalter vorherrschte, sodass – in weitgehender Ermangelung von Schriftquellen – das Alter einzelner älterer Wirtschaftsgebäude in Nuhjala näherungsweise nur über dendrochronologische Untersuchungen bestimmt werden könnte.<ref>Im Forschungsprojekt konnten solche Untersuchungen nur im Ausnahmefall durchgeführt werden, daher werden, sofern keine Argumente dagegensprechen, die Datierungen der Denkmalpflege (Bericht 2002) übernommen.</ref> | |||
== Nebengebäude am Haupthof == | |||
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Datei: | Datei:79 ABB Nuhjala Herrenhaus Herrenhof Panorama 2023.webp|<small>Abb. 79 Nuhjala, Herrenhaus, Herrenhof, Panorama 2023<small> | ||
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Im Zentrum der Gutsanlage befindet sich – auf der Karte mit A bezeichnet – der eingezäunte Haupt- oder Herrenhof, den man durch ein Tor betritt (Abb. 78). Der Hof ist im Westen von dem am Hang erbauten Herrenhaus (in der Karte gelb) und drei im Quarré angeordneten Nebengebäuden gesäumt (Abb. 79, 80). | |||
Der im Norden seitlich neben dem Herrenhaus angeordnete einfache Holzbau stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts, denn er wird bereits in einem Steuerbericht aus dem Jahr 1703 als Scheune erwähnt.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 11, S. 19.</ref> Damit handelt es sich bei dem Bau (Abb. 81) um eines der vermutlich ältesten und ungefähr datierbaren noch erhaltenen Gebäude der Gutsanlage.<ref>Lediglich ein Getreidespeicher (Gebäude 13) könnte älter sein.</ref> | |||
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Datei:81 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 11 Ansicht 2023.webp|<small>Abb. 81 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 11 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht 2023<small> | |||
Datei:82 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 11 Grundriss.webp|<small>Abb. 82 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 11 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Grundriss<small> | |||
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Der eingeschossige, langgestreckte Bau besitzt mehrere Eingänge, aber wenig Fenster (Abb. 82) und hat ein Satteldach mit flacher Neigung. Der Dachraum ist über eine Treppe zugänglich. Die Bauweise auf einzelnen Fundamentsteinen als Blockhaus aus Vollhölzern (Abb. 83) und die nur teilweise Verschalung aus ungehobelten, ohne mechanische Säge bearbeiteten Brettern (Abb. 84) auf den Wetterseiten unterstützen die frühe Datierung.<ref>Man erkennt in der unteren Verschalung, wo ältere gegen maschinell gesägte Bretter ausgetauscht wurden.</ref> | |||
Die auf der Karte von 1798 (Abb. 8) eingetragenen beiden Nebengebäude im Osten und Westen des Herrenhofs sind wohl um die Wende zum 19. Jahrhunderts durch noch heute bestehende Neubauten ersetzt worden (Abb. 79, 80),<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 2 und 3, S. 7–10.</ref> da sich die Gebäude eindeutig in der Grundrissform von der Karte unterscheiden.<ref>Insbesondere dem Herrenhaus gegenüber war der Bau kompakter als der heutige langgestreckte Riegel.</ref> | |||
Wie Koskinen erläutert, beherbergte eines der Nebengebäude am Haupthof in der Regel die Küche.<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 133. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Küche im Gebäude gegenüber dem Herrenhaus angeordnet, Bericht 2002, Gebäude 3, S. 9–10.</ref> Im Falle von Nuhjala befindet sie sich in einem dem Herrenhaus gegenüberliegenden eingeschossigen Holzgebäude (Abb. 85–91). | |||
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Datei:86 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Ansicht Süd 2023.webp|<small>Abb. 86 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Süd<small> | |||
Datei:87 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Ansicht Ost 2023.webp|<small>Abb. 87 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Ost<small> | |||
Datei:88 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Ansicht Nord 2023.webp|<small>Abb. 88 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nord<small> | |||
Datei:89 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Ansicht West 2023.webp|<small>Abb. 89 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht West<small> | |||
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Dieser langgestreckte Bau mit flachem Satteldach hat einen geschlossenen Feldsteinsockel, in dem sich von außen betretbare Kellerräume (Abb. 92) befinden. Nach Einschätzung der Denkmalpflege wurde das Gebäude bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet und diente als Küche wie Speiseraum der Arbeitenden aber auch zu Wohnzwecken von Bediensteten.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 3, S. 9.</ref> | |||
Im Süden des Hofs steht ein weiteres Wohngebäude, das laut Bericht der Denkmalpflege schon 1703 als Gästehaus erwähnt wird.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 2, S. 7–8.</ref> Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich beim heutigen Bau (Abb. 93) um einen laut Denkmalpflege etwa zwischen 1790 und 1810 entstandenen Neubau an gleicher Stelle handelt.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 2, S. 7–8.</ref> Das heutige Gebäude mit Satteldach (Abb. 94–97) ist ein eingeschossiger Holzbau mit einem geschlossenen Feldsteinsockel, der von außen den Zugang zu einigen Kellerräumen (Abb. 98) ermöglicht. | |||
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Datei:94 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 Ansicht West.webp|<small>Abb. 94 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht West 2022<small> | |||
Datei:95 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 Ansicht Nord.webp|<small>Abb. 95 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nord 2023<small> | |||
Datei:96 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 Ansicht Ost.webp|<small>Abb. 96 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Ost 2023<small> | |||
Datei:97 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 Ansicht Süd.webp|<small>Abb. 97 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Süd 2023<small> | |||
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[[Datei:98 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 Kellerzugang.webp|mini|Abb. 98 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Kellerzugang 2023]] | |||
Das Gebäude diente zeitweilig auch als Verwalterhaus und wurde seit dem frühen 20. Jahrhundert in der Familie als ‚Villa‘ bezeichnet, da dort mitunter auch Mitglieder der Besitzerfamilien wohnten.<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> In dieser Zeit gab es auf der Hofseite einen pavillonartigen Vorbau mit abgeschrägten Ecken (Abb. 99, 100), der im 20. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> | |||
== Weitere | == Weitere Gebäude der Gutsanlage == | ||
Die genauen Funktionen der verzeichneten Wirtschaftsgebäude gehen aus der Karte von 1798 nicht hervor (Abb. 8). Die Nebengebäude stehen ungeordnet in weiterem Abstand zum Haupthof der Gutsanlage und erfüllten vermutlich alle notwendigen Funktionen eines damaligen Gutsbetriebs: Unterkünfte für Angestellte und eventuell Saisonarbeiter, Ställe für verschiedene Tiere (vermutlich Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Geflügel),<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 134, Indrenius 1929, S. 152–153.</ref> Remisen für Fahrzeuge, eine abseits gelegene Schmiede sowie ein eventuell bauzeitlicher Eiskeller, Lager und Speicher für die Ernte (belegt sind im Schätzungs- und Vermessungsprotokoll von 1770 Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Erbsen).<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 134.</ref> Die Wirtschaftsgebäude des 18. Jahrhunderts sind heute teilweise verschwunden oder wurden durch Neu- und Zubauten (auch an anderer Stelle) ersetzt, wie man auf dem Lageplan von 1924 (Abb. 11) im Vergleich mit der Karte von 1798 ersehen kann. | Die genauen Funktionen der verzeichneten Wirtschaftsgebäude gehen aus der Karte von 1798 nicht hervor (Abb. 8). Die Nebengebäude stehen ungeordnet in weiterem Abstand zum Haupthof der Gutsanlage und erfüllten vermutlich alle notwendigen Funktionen eines damaligen Gutsbetriebs: Unterkünfte für Angestellte und eventuell Saisonarbeiter, Ställe für verschiedene Tiere (vermutlich Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Geflügel),<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 134, Indrenius 1929, S. 152–153.</ref> Remisen für Fahrzeuge, eine abseits gelegene Schmiede sowie ein eventuell bauzeitlicher Eiskeller, Lager und Speicher für die Ernte (belegt sind im Schätzungs- und Vermessungsprotokoll von 1770 Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Erbsen).<ref>Vgl. Koskinen 2012, S. 134.</ref> Die Wirtschaftsgebäude des 18. Jahrhunderts sind heute teilweise verschwunden oder wurden durch Neu- und Zubauten (auch an anderer Stelle) ersetzt, wie man auf dem Lageplan von 1924 (Abb. 11) im Vergleich mit der Karte von 1798 ersehen kann. | ||
==== Getreidespeicher (17./18. Jahrhundert) ==== | ==== Getreidespeicher (17./18. Jahrhundert) ==== | ||
Der Getreidespeicher am Weg zum Sund ist möglicherweise das älteste erhaltene Gebäude der Gutsanlage (Abb. | Der Getreidespeicher am Weg zum Sund ist möglicherweise das älteste erhaltene Gebäude der Gutsanlage (Abb. 101–103), denn laut dem Inventar der Denkmalpflege, wurde der Bau schon Mitte des 18. Jahrhunderts als ‚alter Schuppen‘ bezeichnet, <ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 13, S. 21.</ref> sodass er möglicherweise bereits aus dem späten 17. Jahrhundert stammt. Er ist in jedem Fall auf der Karte von 1798 (Abb. 8) eingetragen. | ||
Es handelt sich um einen schlichten zweistöckigen Holzbau in Blockhausbauweise, der über Fundamentsteinen in den Ecken auf Rahmenhölzern errichtet wurde. Drei Seiten sind mit einer horizontalen Verschalung aus nicht maschinell bearbeiteten Brettern versehen (Abb. 104). Die ‚Schauseite‘ hat eine vertikale Verschalung und enthält die einzigen zwei Zugänge in den unteren und oberen Speicherraum. Von den relativ kleinen Öffnungen ist die obere Holztür mit gestalterischem Anspruch mit einem Rautenmuster gefertigt, während die untere aus vertikalen Brettern mit den originalen schmiedeeisernen [http://vocab.getty.edu/page/aat/300045375 Beschlägen] der Zeit überdauert hat (Abb. 105). | |||
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Datei:104 ABB Nuhjala Gutsanlage Speicher Gebäude 13 Verschalung.webp|<small>Abb. 104 Nuhjala, Gutsanlage, Speicher, Gebäude 13 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Verschalung<small> | |||
Datei:105 ABB Nuhjala Gutsanlage Speicher Gebäude 13 Öffnungen.webp|<small>Abb. 105 Nuhjala, Gutsanlage, Speicher, Gebäude 13 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Türen mit Beschlägen<small> | |||
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==== Eiskeller (eventuell 18. Jahrhundert) ==== | ==== Eiskeller (eventuell 18. Jahrhundert) ==== | ||
Nördlich vom Herrenhaus steht teilweise im Hang der aus massiven Steinblöcken errichtete Eiskeller der Gutsanlage (Abb. 106, 107). Die Möglichkeit, Speisen im Sommer mit geschnittenen Eisblöcken aus dem Eiskeller zu kühlen, erleichterte bis zur Erfindung des Kühlschranks die Haushaltsführung auf einem herrschaftlichen Anwesen. Daher könnte der Eiskeller nach Einschätzung der Denkmalpflege zur gleichen Zeit wie das neue Herrenhaus entstanden sein;<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 10, S. 18.</ref> allerdings ist der Bau nicht auf der Karte von 1798 eingetragen. Der kleine Eiskeller besteht aus einem unteren Teil, der aus massiven Steinblöcken errichtet wurde und teilweise im Hang verschwindet, sowie einem hölzernen Aufbau mit (im 19./20. Jahrhundert erneuertem?) ziegelgedecktem flachen Satteldach (Abb. 108, 109). Wie man an den verbleibenden äußeren Türangeln sehen kann, gab es zum unteren Raum für die Eisblöcke ursprünglich eine doppelte Zugangstür, um die Kälte im Eiskeller zu halten. | Nördlich vom Herrenhaus steht teilweise im Hang der aus massiven Steinblöcken errichtete Eiskeller der Gutsanlage (Abb. 106, 107). Die Möglichkeit, Speisen im Sommer mit geschnittenen Eisblöcken aus dem Eiskeller zu kühlen, erleichterte bis zur Erfindung des Kühlschranks die Haushaltsführung auf einem herrschaftlichen Anwesen. Daher könnte der Eiskeller nach Einschätzung der Denkmalpflege zur gleichen Zeit wie das neue Herrenhaus entstanden sein;<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 10, S. 18.</ref> allerdings ist der Bau nicht auf der Karte von 1798 eingetragen. | ||
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Datei:106 ABB Nuhjala Gutsanlage Eiskeller Gebäude 10 Ansicht Südwest.webp|<small>Abb. 106 Nuhjala, Gutsanlage, Eiskeller, Gebäude 10 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Südwest 2023<small> | |||
Datei:107 ABB Nuhjala Gutsanlage Eiskeller Gebäude 10 Ansicht Süd.webp|<small>Abb. 107 Nuhjala, Gutsanlage, Eiskeller, Gebäude 10 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Süd 2023<small> | |||
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Der kleine Eiskeller besteht aus einem unteren Teil, der aus massiven Steinblöcken errichtet wurde und teilweise im Hang verschwindet, sowie einem hölzernen Aufbau mit (im 19./20. Jahrhundert erneuertem?) ziegelgedecktem flachen Satteldach (Abb. 108, 109). Wie man an den verbleibenden äußeren Türangeln sehen kann, gab es zum unteren Raum für die Eisblöcke ursprünglich eine doppelte Zugangstür, um die Kälte im Eiskeller zu halten. | |||
==== Nebengebäude (eventuell 18. Jahrhundert) ==== | ==== Nebengebäude (eventuell 18. Jahrhundert) ==== | ||
Richtung Norden steht versetzt zum Haupthof | |||
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Datei:110 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 9 Grundriss.webp|<small>Abb. 110 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 9 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Grundriss<small> | |||
Datei:111 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 9 Ansicht Süd.webp|<small>Abb. 111 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 9 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Süd 2023<small> | |||
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Richtung Norden steht versetzt zum Haupthof ein weiterer langgestreckter eingeschossiger Holzbau in Blockhausbauweise auf Eckfundamentsteinen mit einem ziegelgedeckten Satteldach (Abb. 110, 111). Wenngleich die Denkmalpflege eine Errichtung im 18. Jahrhundert für möglich hält,<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 9, S. 17.</ref> ist der Bau nicht auf der Karte von 1798 eingetragen (Abb. 8). | |||
[[Datei:114 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 9 Ansicht Nord.webp|mini|Abb. 114 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 9 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nord 2023]] | |||
Auf der Südseite sind sechs Zugänge mit Steinstufen angeordnet (Abb. 112), die vier Räume im Inneren erschließen, die sich bis unter das flache Satteldach erstrecken (Abb. 113). Jeweils gegenüber der sechs Zugänge findet sich an der Rückfassade (Abb. 114) ein Fenster mit verziertem Gewände als Holzrahmen ähnlich ländlich-russischer Bauformen (Abb. 115). Diese Details, die großteilige Fenstersprossung und die Dachdeckung mit Ziegeln könnten auf das (frühe) 19. Jahrhundert als Entstehungszeit hinweisen, wenn die Fenster nicht später eingebaut wurden. Als Nutzung wären wegen der Fenster wohl Unterkünfte für Beschäftigte anzunehmen,<ref>Bis zum Verkauf 1978 wurde der südliche Raum als Wäschemangel genutzt, mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> wenngleich der Bau über die Zeiten teilweise als Speicher, Stall und Wäschemangel diente.<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> | |||
==== Schmiede (eventuell 18. Jahrhundert) ==== | ==== Schmiede (eventuell 18. Jahrhundert) ==== | ||
Nach Auffassung der Denkmalpflege könnte das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen, denn in Dokumenten aus der Zeit nach 1700 wird eine Werkstatt erwähnt.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 8, S. 16.</ref> Am heutigen Ort ist in der Karte von 1798 (Abb. 8) kein Gebäude verzeichnet, sodass diese frühe Datierung zumindest für das heute erhaltene Gebäude fraglich erscheint. Es handelt sich bei der Schmiede (Abb. 116) um einen eingeschossigen niedrigen Vollholzbau in der verbreiteten Blockhausbauweise mit zwei Fenstern (Abb. 117) und einer zweiflügeligen Zugangstür. Das heutige Ziegeldach ersetzt nach der Renovierung im Jahr 1994 ein älteres eingestürztes Schindeldach.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 8, S. 16.</ref> Bei der Renovierung des Inneren, das nur aus einem Raum bis zum Dach besteht, wurden auch die Esse und der Kaminabzug wiederhergestellt (Abb. 118).<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 8, S. 16.</ref> Ebenso wurde dabei vermutlich die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1764 auf dem gemauerten Schornstein angebracht (Abb. 119), die ursprünglich auf einer Scheune in Nuhjala befestigt war.<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> | |||
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Datei:116 ABB Nuhjala Gutsanlage Schmiede Gebäude 8 Ansicht Nordwest 2023.webp|<small>Abb. 116 Nuhjala, Gutsanlage, Schmiede, Gebäude 8 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nordwest 2023<small> | |||
Datei:117 ABB Nuhjala Gutsanlage Schmiede Gebäude 8 Fenster.webp|<small>Abb. 117 Nuhjala, Gutsanlage, Schmiede, Gebäude 8 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Fenster 2023<small> | |||
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Nach Auffassung der Denkmalpflege könnte das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen, denn in Dokumenten aus der Zeit nach 1700 wird eine Werkstatt erwähnt.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 8, S. 16.</ref> Am heutigen Ort ist in der Karte von 1798 (Abb. 8) kein Gebäude verzeichnet, sodass diese frühe Datierung zumindest für das heute erhaltene Gebäude fraglich erscheint. | |||
Es handelt sich bei der Schmiede (Abb. 116) um einen eingeschossigen niedrigen Vollholzbau in der verbreiteten Blockhausbauweise mit zwei Fenstern (Abb. 117) und einer zweiflügeligen Zugangstür. Das heutige Ziegeldach ersetzt nach der Renovierung im Jahr 1994 ein älteres eingestürztes Schindeldach.<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 8, S. 16.</ref> Bei der Renovierung des Inneren, das nur aus einem Raum bis zum Dach besteht, wurden auch die Esse und der Kaminabzug wiederhergestellt (Abb. 118).<ref>Vgl. Bericht 2002, Gebäude 8, S. 16.</ref> Ebenso wurde dabei vermutlich die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1764 auf dem gemauerten Schornstein angebracht (Abb. 119), die ursprünglich auf einer Scheune in Nuhjala befestigt war.<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> | |||
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|[[Datei:78 ABB Nuhjala Herrenhaus Tor mit Pfosten zum Herrenhof 2023.webp|mini|Abb. 78 Nuhjala, Herrenhaus, Tor mit Pfosten zum Herrenhof 2023]][[Datei:80 ABB Nuhjala Herrenhaus Lageplan 1923.webp|mini|Abb. 80 Nuhjala, Herrenhaus, Lageplan 1923]] | |[[Datei:8 ABB Nuhjala Karte von 1798 Koskinen 2012 S 132 .webp|mini|Abb. 8 Nuhjala, Karte von 1798]][[Datei:78 ABB Nuhjala Herrenhaus Tor mit Pfosten zum Herrenhof 2023.webp|mini|Abb. 78 Nuhjala, Herrenhaus, Tor mit Pfosten zum Herrenhof 2023]][[Datei:80 ABB Nuhjala Herrenhaus Lageplan 1923.webp|mini|Abb. 80 Nuhjala, Herrenhaus, Lageplan 1923]][[Datei:83 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 11 Bockholzbauweise 2023.webp|mini|Abb. 83 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 11 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Bockholzbauweise 2023]][[Datei:84 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 11 Verschalung 2023.webp|mini|Abb. 84 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 11 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Verschalung 2023]][[Datei:85 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Grundriss.webp|mini|Abb. 85 Nuhjala, Gutsanlage, Küchenbau, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Grundriss]][[Datei:90 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Ansicht Nordost nach 1938.webp|mini|Abb. 90 Nuhjala, Gutsanlage, Küchenbau, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nordost nach 1938]][[Datei:91 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Ansicht mit Tor zum Herrenhof nach 1938.webp|mini|Abb. 91 Nuhjala, Gutsanlage, Küchenbau, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht mit Tor zum Herrenhof nach 1938]][[Datei:92 ABB Nuhjala Gutsanlage Küchenbau Gebäude 3 Kellerzugang 2023.webp|mini|Abb. 92 Nuhjala, Gutsanlage, Küchenbau, Gebäude 3 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Kellerzugang 2023]][[Datei:93 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 Grundriss.webp|mini|Abb. 93 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Grundriss]][[Datei:99 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 verlorener Vorbau.webp|mini|Abb. 99 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), verlorener Vorbau, um 1940]][[Datei:100 ABB Nuhjala Gutsanlage Verwalterhaus Gebäude 2 verlorener Vorbau.webp|mini|Abb. 100 Nuhjala, Gutsanlage, Verwalterhaus, Gebäude 2 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), verlorener Vorbau, um 1960]][[Datei:11 ABB Anna Lisa Stigell Nuhjala Skizze der Gutsanlage 1924.webp|mini|Abb. 11 Anna-Lisa Stigell, Nuhjala, Skizze der Gutsanlage 1924]][[Datei:101 ABB Nuhjala Gutsanlage Speicher Gebäude 13 Ansicht Nordost.webp|mini|Abb. 101 Nuhjala, Gutsanlage, Speicher, Gebäude 13 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nordost 2023]][[Datei:102 ABB Nuhjala Gutsanlage Speicher Gebäude 13 Ansicht Südost.webp|mini|Abb. 102 Nuhjala, Gutsanlage, Speicher, Gebäude 13 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Südost 2023]][[Datei:103 ABB Nuhjala Gutsanlage Speicher Gebäude 13 Ansicht Nordost um 1940.webp|mini|Abb. 103 Nuhjala, Gutsanlage, Speicher, Gebäude 13 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nordost um 1940]][[Datei:8 ABB Nuhjala Karte von 1798 Koskinen 2012 S 132 .webp|mini|Abb. 8 Nuhjala, Karte von 1798]][[Datei:108 ABB Nuhjala Gutsanlage Eiskeller Gebäude 10 Ansicht West.webp|mini|Abb. 108 Nuhjala, Gutsanlage, Eiskeller, Gebäude 10 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht West mit Dach 2023]][[Datei:109 ABB Nuhjala Gutsanlage Eiskeller Gebäude 10 Ansicht Innen.webp|mini|Abb. 109 Nuhjala, Gutsanlage, Eiskeller, Gebäude 10 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Innen 2023]][[Datei:112 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 9 Ansicht Süd Ausschnitt.webp|mini|Abb. 112 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 9 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Süd, Ausschnitt 2023]][[Datei:113 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 9 Ansicht Innen.webp|mini|Abb. 113 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 9 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Innen 2023]][[Datei:115 ABB Nuhjala Gutsanlage Nebengebäude Gebäude 9 Ansicht Nord Fenster.webp|mini|Abb. 115 Nuhjala, Gutsanlage, Nebengebäude, Gebäude 9 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Nord, Fenster 2023]][[Datei:118 ABB Nuhjala Gutsanlage Schmiede Gebäude 8 Ansicht Innen.webp|mini|Abb. 118 Nuhjala, Gutsanlage, Schmiede, Gebäude 8 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Ansicht Innen 2023]][[Datei:119 ABB Nuhjala Gutsanlage Schmiede Gebäude 8 Wetterfahne.webp|mini|Abb. 119 Nuhjala, Gutsanlage, Schmiede, Gebäude 8 (lt. Denkmalschutzdoku. 2002), Schornstein mit Wetterfahne 2023]] | ||
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2024, 16:18 Uhr
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlage
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
ÜberblickDer Gutsbetrieb in Nuhjala ist über Jahrhunderte gewachsen und entsprechend wurden je nach Notwendigkeit neue Wirtschafts- und Nebengebäude errichtet und wieder abgerissen, ohne dass die Anlage dabei einem regelmäßigen Plan folgte.[1] Diese gewachsene Form ist bereits auf der Karte von 1798 ersichtlich (Abb. 8), die als einzig bekannte Zeichnung den Gebäudebestand von Nuhjala im späten 18. Jahrhundert darstellt.[2] Viele Nebengebäude in Nuhjala sind in traditioneller Holzbauweise aus Vollholzstämmen errichtet, wie sie in Finnland (und ganz Skandinavien) seit dem Mittelalter vorherrschte, sodass – in weitgehender Ermangelung von Schriftquellen – das Alter einzelner älterer Wirtschaftsgebäude in Nuhjala näherungsweise nur über dendrochronologische Untersuchungen bestimmt werden könnte.[3] Nebengebäude am HaupthofIm Zentrum der Gutsanlage befindet sich – auf der Karte mit A bezeichnet – der eingezäunte Haupt- oder Herrenhof, den man durch ein Tor betritt (Abb. 78). Der Hof ist im Westen von dem am Hang erbauten Herrenhaus (in der Karte gelb) und drei im Quarré angeordneten Nebengebäuden gesäumt (Abb. 79, 80). Der im Norden seitlich neben dem Herrenhaus angeordnete einfache Holzbau stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts, denn er wird bereits in einem Steuerbericht aus dem Jahr 1703 als Scheune erwähnt.[4] Damit handelt es sich bei dem Bau (Abb. 81) um eines der vermutlich ältesten und ungefähr datierbaren noch erhaltenen Gebäude der Gutsanlage.[5] Der eingeschossige, langgestreckte Bau besitzt mehrere Eingänge, aber wenig Fenster (Abb. 82) und hat ein Satteldach mit flacher Neigung. Der Dachraum ist über eine Treppe zugänglich. Die Bauweise auf einzelnen Fundamentsteinen als Blockhaus aus Vollhölzern (Abb. 83) und die nur teilweise Verschalung aus ungehobelten, ohne mechanische Säge bearbeiteten Brettern (Abb. 84) auf den Wetterseiten unterstützen die frühe Datierung.[6] Die auf der Karte von 1798 (Abb. 8) eingetragenen beiden Nebengebäude im Osten und Westen des Herrenhofs sind wohl um die Wende zum 19. Jahrhunderts durch noch heute bestehende Neubauten ersetzt worden (Abb. 79, 80),[7] da sich die Gebäude eindeutig in der Grundrissform von der Karte unterscheiden.[8] Wie Koskinen erläutert, beherbergte eines der Nebengebäude am Haupthof in der Regel die Küche.[9] Im Falle von Nuhjala befindet sie sich in einem dem Herrenhaus gegenüberliegenden eingeschossigen Holzgebäude (Abb. 85–91). Dieser langgestreckte Bau mit flachem Satteldach hat einen geschlossenen Feldsteinsockel, in dem sich von außen betretbare Kellerräume (Abb. 92) befinden. Nach Einschätzung der Denkmalpflege wurde das Gebäude bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet und diente als Küche wie Speiseraum der Arbeitenden aber auch zu Wohnzwecken von Bediensteten.[10] Im Süden des Hofs steht ein weiteres Wohngebäude, das laut Bericht der Denkmalpflege schon 1703 als Gästehaus erwähnt wird.[11] Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich beim heutigen Bau (Abb. 93) um einen laut Denkmalpflege etwa zwischen 1790 und 1810 entstandenen Neubau an gleicher Stelle handelt.[12] Das heutige Gebäude mit Satteldach (Abb. 94–97) ist ein eingeschossiger Holzbau mit einem geschlossenen Feldsteinsockel, der von außen den Zugang zu einigen Kellerräumen (Abb. 98) ermöglicht. Das Gebäude diente zeitweilig auch als Verwalterhaus und wurde seit dem frühen 20. Jahrhundert in der Familie als ‚Villa‘ bezeichnet, da dort mitunter auch Mitglieder der Besitzerfamilien wohnten.[13] In dieser Zeit gab es auf der Hofseite einen pavillonartigen Vorbau mit abgeschrägten Ecken (Abb. 99, 100), der im 20. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.[14]
Weitere Gebäude der GutsanlageDie genauen Funktionen der verzeichneten Wirtschaftsgebäude gehen aus der Karte von 1798 nicht hervor (Abb. 8). Die Nebengebäude stehen ungeordnet in weiterem Abstand zum Haupthof der Gutsanlage und erfüllten vermutlich alle notwendigen Funktionen eines damaligen Gutsbetriebs: Unterkünfte für Angestellte und eventuell Saisonarbeiter, Ställe für verschiedene Tiere (vermutlich Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Geflügel),[15] Remisen für Fahrzeuge, eine abseits gelegene Schmiede sowie ein eventuell bauzeitlicher Eiskeller, Lager und Speicher für die Ernte (belegt sind im Schätzungs- und Vermessungsprotokoll von 1770 Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Erbsen).[16] Die Wirtschaftsgebäude des 18. Jahrhunderts sind heute teilweise verschwunden oder wurden durch Neu- und Zubauten (auch an anderer Stelle) ersetzt, wie man auf dem Lageplan von 1924 (Abb. 11) im Vergleich mit der Karte von 1798 ersehen kann. Getreidespeicher (17./18. Jahrhundert)Der Getreidespeicher am Weg zum Sund ist möglicherweise das älteste erhaltene Gebäude der Gutsanlage (Abb. 101–103), denn laut dem Inventar der Denkmalpflege, wurde der Bau schon Mitte des 18. Jahrhunderts als ‚alter Schuppen‘ bezeichnet, [17] sodass er möglicherweise bereits aus dem späten 17. Jahrhundert stammt. Er ist in jedem Fall auf der Karte von 1798 (Abb. 8) eingetragen. Es handelt sich um einen schlichten zweistöckigen Holzbau in Blockhausbauweise, der über Fundamentsteinen in den Ecken auf Rahmenhölzern errichtet wurde. Drei Seiten sind mit einer horizontalen Verschalung aus nicht maschinell bearbeiteten Brettern versehen (Abb. 104). Die ‚Schauseite‘ hat eine vertikale Verschalung und enthält die einzigen zwei Zugänge in den unteren und oberen Speicherraum. Von den relativ kleinen Öffnungen ist die obere Holztür mit gestalterischem Anspruch mit einem Rautenmuster gefertigt, während die untere aus vertikalen Brettern mit den originalen schmiedeeisernen Beschlägen der Zeit überdauert hat (Abb. 105). Eiskeller (eventuell 18. Jahrhundert)Nördlich vom Herrenhaus steht teilweise im Hang der aus massiven Steinblöcken errichtete Eiskeller der Gutsanlage (Abb. 106, 107). Die Möglichkeit, Speisen im Sommer mit geschnittenen Eisblöcken aus dem Eiskeller zu kühlen, erleichterte bis zur Erfindung des Kühlschranks die Haushaltsführung auf einem herrschaftlichen Anwesen. Daher könnte der Eiskeller nach Einschätzung der Denkmalpflege zur gleichen Zeit wie das neue Herrenhaus entstanden sein;[18] allerdings ist der Bau nicht auf der Karte von 1798 eingetragen. Der kleine Eiskeller besteht aus einem unteren Teil, der aus massiven Steinblöcken errichtet wurde und teilweise im Hang verschwindet, sowie einem hölzernen Aufbau mit (im 19./20. Jahrhundert erneuertem?) ziegelgedecktem flachen Satteldach (Abb. 108, 109). Wie man an den verbleibenden äußeren Türangeln sehen kann, gab es zum unteren Raum für die Eisblöcke ursprünglich eine doppelte Zugangstür, um die Kälte im Eiskeller zu halten. Nebengebäude (eventuell 18. Jahrhundert)Richtung Norden steht versetzt zum Haupthof ein weiterer langgestreckter eingeschossiger Holzbau in Blockhausbauweise auf Eckfundamentsteinen mit einem ziegelgedeckten Satteldach (Abb. 110, 111). Wenngleich die Denkmalpflege eine Errichtung im 18. Jahrhundert für möglich hält,[19] ist der Bau nicht auf der Karte von 1798 eingetragen (Abb. 8). Auf der Südseite sind sechs Zugänge mit Steinstufen angeordnet (Abb. 112), die vier Räume im Inneren erschließen, die sich bis unter das flache Satteldach erstrecken (Abb. 113). Jeweils gegenüber der sechs Zugänge findet sich an der Rückfassade (Abb. 114) ein Fenster mit verziertem Gewände als Holzrahmen ähnlich ländlich-russischer Bauformen (Abb. 115). Diese Details, die großteilige Fenstersprossung und die Dachdeckung mit Ziegeln könnten auf das (frühe) 19. Jahrhundert als Entstehungszeit hinweisen, wenn die Fenster nicht später eingebaut wurden. Als Nutzung wären wegen der Fenster wohl Unterkünfte für Beschäftigte anzunehmen,[20] wenngleich der Bau über die Zeiten teilweise als Speicher, Stall und Wäschemangel diente.[21]
Schmiede (eventuell 18. Jahrhundert)Nach Auffassung der Denkmalpflege könnte das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen, denn in Dokumenten aus der Zeit nach 1700 wird eine Werkstatt erwähnt.[22] Am heutigen Ort ist in der Karte von 1798 (Abb. 8) kein Gebäude verzeichnet, sodass diese frühe Datierung zumindest für das heute erhaltene Gebäude fraglich erscheint. Es handelt sich bei der Schmiede (Abb. 116) um einen eingeschossigen niedrigen Vollholzbau in der verbreiteten Blockhausbauweise mit zwei Fenstern (Abb. 117) und einer zweiflügeligen Zugangstür. Das heutige Ziegeldach ersetzt nach der Renovierung im Jahr 1994 ein älteres eingestürztes Schindeldach.[23] Bei der Renovierung des Inneren, das nur aus einem Raum bis zum Dach besteht, wurden auch die Esse und der Kaminabzug wiederhergestellt (Abb. 118).[24] Ebenso wurde dabei vermutlich die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1764 auf dem gemauerten Schornstein angebracht (Abb. 119), die ursprünglich auf einer Scheune in Nuhjala befestigt war.[25]
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