Nuhjala/07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen
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XLIX]][[Datei:19 ABB Ernst Nordström Nuhjala Zeichnung 1874.webp|mini|Abb. 19 Ernst Nordström, Nuhjala, Zeichnung 1874]][[Datei:20 ABB Nuhjala Herrenhaus Hoffassade 2023.webp|mini|Abb. 20 Nuhjala, Herrenhaus, Hoffassade 2023]][[Datei:21 ABB Nuhjala Herrenhaus Gartenfassade um 1938.webp|mini|Abb. 21 Nuhjala, Herrenhaus, Gartenfassade um 1938]][[Datei:22 ABB Nuhjala Herrenhaus Seitenfassade Süd 2023.webp|mini|Abb. 22 Nuhjala, Herrenhaus, Seitenfassade Süd 2023]][[Datei:25_ABB_vermutlich_Signe_Brander_Nuhjala_Herrenhaus_Gartenfassade_ohne_Balkon_um_1929.webp|alternativtext=Abb. 25 (vermutlich Signe Brander) Nuhjala, Herrenhaus, Gartenfassade ohne Balkon um 1929|mini|Abb. 25 (vermutlich Signe Brander) Nuhjala, Herrenhaus, Gartenfassade ohne Balkon um 1929]][[Datei:26_ABB_Nuhjala_Herrenhaus_Gartenfassade_ohne_Balkon_um_1938.webp|alternativtext=Abb. 26 Nuhjala, Herrenhaus, Gartenfassade ohne Balkon um 1938|mini|Abb. 26 Nuhjala, Herrenhaus, Gartenfassade ohne Balkon um 1938]][[Datei:29 ABB Nuhjala Herrenhaus Seitenfassade Nord 2023.webp|mini|Abb. 29 Nuhjala, Herrenhaus, Anbau 2023]][[Datei:30 ABB Nuhjala Herrenhaus Fenster an der Hoffassade 2022.webp|mini|Abb. 30 Nuhjala, Herrenhaus, Fenster an der Hoffassade 2022]][[Datei:31 ABB Nuhjala Herrenhaus Fenster an der Hoffassade Eisenwinkel 2022.webp|mini|Abb. 31 Nuhjala, Herrenhaus, Fenster an der Hoffassade, Eisenwinkel 2022]][[Datei:34 ABB Signe Brander Nuhjala Herrenhaus mit hölzerner Dachdeckung 1911.webp|mini|Abb. 34 Signe Brander, Nuhjala, Herrenhaus mit hölzerner Dachdeckung 1911]][[Datei:74 ABB Nuhjala Herrenhaus Obergeschoss Brandschutzboden 2023.webp|mini|Ab. 74 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Brandschutzboden 2023]][[Datei:68 ABB Nuhjala Herrenhaus Querschnitt 1972.webp|mini|Abb. 68 Nuhjala, Herrenhaus, Querschnitt 1972]][[Datei:44 ABB Nuhjala Herrenhaus Eingangsbereich Kellertür 2023.webp|mini|Ab. 44 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Kellertür 2023]][[Datei:73 ABB Nuhjala Herrenhaus Obergeschoss Feuerschutztür 2023.webp|mini|Abb. 73 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Feuerschutztür 2023]][[Datei:23 ABB Nuhjala Herrenhaus Hoffassade Eingangsportal 2022.webp|mini|Abb. 23 Nuhjala, Herrenhaus, Hoffassade, Eingangsportal 2022]][[Datei:39 ABB Nuhjala Herrenhaus Eingangsbereich Boden 2023.webp|mini|Abb. 39 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Boden 2023]] | [[Datei:4 ABB Nuhjala Herrenhaus Gartenseite 2023.webp|mini|Abb. 4 Nuhjala, Herrenhaus, Gartenseite 2023]][[Datei:14 ABB Fagervik bzw Fagervikin kartano Herrenhaus 2023.webp|mini|Abb. 14 Fagervik / Fagervikin kartano, Herrenhaus 2023]][[Datei:15 ABB Lemsjöholm bzw Lempisaari kartan Herrenhaus 2023.webp|mini|Abb. 15 Lemsjöholm / Lempisaari kartano, Herrenhaus 2023]][[Datei:16 ABB Svartå slott bzw Mustion kartano Herrenhaus 2023.webp|mini|Abb. 16 Svartå slott / Mustion kartano, Herrenhaus 2023]][[Datei:17 ABB Wijnblad 1756 Ytterligare tilökning af Ritningar.webp|mini|Abb. 17 Carl Wijnblad, Ytterligare tilökning af Ritningar, Bd. 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Version vom 7. Januar 2025, 18:07 Uhr
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlage
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
ÜberblickAbgesehen von einigen Nebengebäuden aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert macht vor allem das weitgehend unverändert erhaltene Herrenhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den historischen Wert der Gutsanlage in Nuhjala aus. VorgängerbauDa das neue Herrenhaus in Nuhjala erst 1764 errichtet wurde, existierte mit Sicherheit ein älteres Haupthaus auf dem Gutsgelände, in dem die Besitzerfamilien wohnten. Über diesen Vorgängerbau ist gesichert nichts bekannt. Indrenius geht davon aus, dass das Gebäude an der gleichen Stelle wie das heutige Herrenhaus gestanden habe und begründet dies mit den alten Gewölbekellern als Fundament für den Vorgängerbau.[1] Der Keller besitzt in der Tat nicht die gleichen Abmessungen wie das heutige Herrenhaus.[2] Weiterhin wird in der Regel ohne Angabe von Gründen bei diesem Vorgängerbau von einem Holzbau gesprochen,[3] was aufgrund der zeittypischen Bauweise zwar wahrscheinlich, aber nicht zwingend ist.[4] Architekt Christian Friedrich SchröderAufgrund vieler typischer Elemente und Details ist als Entwerfer des neuen Herrenhauses (Abb. 4) in Nuhjala mit großer Wahrscheinlichkeit der deutschstämmige Christian Friedrich Schröder[5] (1722–1789) zu vermuten.[6] Schröder wurde wohl in Bielefeld in Westfalen geboren[7] und schloss seine Ausbildung zum Maurer 1741 in Egersberg ab.[8] Er arbeitete zunächst als Maurergeselle in Stockholm bei Pehr Westrell d.Ä.[9], bevor er sich 1756 als Stadtbaumeister von Åbo (heute Turku) verpflichtete.[10] Im Vorjahr war sein Gesuch, in Stockholm als Meister in die Zunft aufgenommen zu werden, aufgrund einer Vielzahl an Bewerbungen abgelehnt worden.[11] Anfänglich mangelte es dem neuen Stadtarchitekten von Åbo an Aufträgen. So wurde etwa sein Entwurf für den Amtssitz des Gouverneurs aus dem Jahr 1757 nie verwirklicht.[12] Weiterhin gab es Probleme bei seiner Ernennung als Mitglied des Stadtrats.[13] Trotz andauernder Schwierigkeiten sich in Åbo als Stadtbaumeister und Architekt gegen den Einfluss der Zunft der Maurermeister zu behaupten, dominierte Schröder letztlich für mehr als drei Jahrzehnte die Bautätigkeit in der Stadt und der ganzen Region.[14] Er hat in Åbo und Umland eine größere Zahl an Bauten errichtet:[15] So vollendete Schröder 1759 die Turmspitze des Doms von Åbo[16] und entwarf die Pläne für den Wiederaufbau des nordwestlichen Teils der Stadt nach dem großen Brand von 1775.[17] Neben Stadthäusern in Åbo – beispielsweise für den Ratsherren Daniel Gadolin[18] (1761/62) – entwarf Schröder zahlreiche Herrenhäusern auf dem Land – etwa Fagervik[19] (finnisch Fagervikin kartano, Seitenflügel 1762, Haupthaus 1775) (Abb. 14), Lemsjöholm[20] (finnisch Lempisaari kartano 1767) (Abb. 15) oder Svartå[21] (finnisch Mustion kartano 1783) (Abb. 16), die zu den bedeutendsten Herrenhäusern des 18. Jahrhunderts im heutigen Finnland gehören. Architekturschriftsteller Carl WijnbladChristian Friedrich Schröders[22] (1722–1789) schlichte, eher klassisch als rokokohafte Entwürfe finden ihre Vorbilder in den Musterbüchern für den Entwurf von Herrenhäusern und Gutsanlagen des schwedischen Militärs und Architekturschriftstellers Carl Wijnblad[23] (1705–1768).[24] In seiner Zeit war Wijnblad als Autor sowohl mit Büchern über Wirtschaftsthemen als auch zur Architektur erfolgreich. So veröffentlichte Wijnblad in mehreren Musterbüchern Entwürfe für den Bau von Gutshäusern und Nebengebäuden.[25] Seine Vorlagebücher hatten einen bedeutenden Einfluss auf die private Baukunst in Kleinstädten und den Bau von Gutshöfen in ländlichen Regionen im späten 18. Jahrhundert, vor allem in Mittelschweden. Auch Christian Friedrich Schröder[26] (1722–1789) war beim Neubau des Herrenhauses in Nuhjala im Jahr 1764 offensichtlich von den Musterbüchern Wijnblads[27] (1705–1768) beeinflusst,[28] was in der Forschung nicht zu Unrecht behauptet wurde, jedoch ohne den detaillierten Beweis dafür anzutreten.[29] Der Entwurf für das neue Herrenhaus von 1764 in Nuhjala ist natürlich nicht identisch in Wijnblads Werk enthalten (Abb. 17, 18), denn die Entwürfe für Herrenhäuser zeigen meist größere Bauten, die zudem oftmals zweigeschossig konzipiert sind. Nichtsdestotrotz sind der einfache Grundriss und die Schlichtheit der Fassaden durchaus von den graphischen Vorlagen Wijnblads inspiriert. Beschreibung HerrenhausDas Herrenhaus von 1764 in Nuhjala zeichnet sich durch eine sehr schlichte Architektur aus (Abb. 19): Der langestreckte rechteckige Bau ist verputzt und soll aus selbst hergestellten Ziegeln errichtet worden sein.[30] Das Haus ist hofseitig eingeschossig (Abb. 20). Weil das Gebäude an einer Geländekante steht, erscheint es rückseitig durch im Kellergeschoss aufgemalte falsche Fenster jedoch zweigeschossig (Abb. 4, 21). Die Dachform verbindet ein für die Zeit typisches Mansarddach[31] mit einem Krüppelwalm[32], sodass an den Stirn- bzw. Schmalseiten des Baus im Dachgeschoss statt Gauben[33] normale Fenster verwendet werden können (Abb. 22). An den Längsseiten ist in der Mittelachse jeweils ein kleiner Dreiecksgiebel[34] mit einem Fenster angeordnet (Abb. 19, 20). Abgesehen von einem am Dachansatz angeordneten profilierten Gesims sind die Längsfassaden ohne weitere architektonische Dekoration. Hofseitig befindet sich mittig die originale zweiflügelige Eingangstür (Abb. 23), die mit einem Sandsteingewände hervorgehoben ist und von zwei kleineren Fenstern gerahmt wird. Im Schlußstein des Segmentbogens über der Tür ist 1764 als Datum der Vollendung des Baus eingemeißelt (Abb. 24). Je drei symmetrisch zur Mittelachse angeordnete Fenster ohne Auszeichnung der Laibungen, bilden die neun-achsige Hoffassade mit dem Rhythmus AAA BCB(=AA) AAA. Auf der Rückseite waren ursprünglich acht gleiche Fensterachsen (AAAAAAAA) gereiht (Abb. 25, 26). Im frühen 20. Jahrhundert – vermutlich nach 1935, als Gunnar Emil Bonsdorff[35] (1877–1943) (vgl. 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert) Nuhjala geerbt hatte[36] – wurde eine Fenstertür herausgebrochen (Achsen AAADAAAA) und ein großer Balkon vor der Fassade mit Blick auf den Garten ergänzt (Abb. 4). Die beiden Stirnseiten des Herrenhauses wiederholen oberhalb des aufgehenden Mauerwerks am Ansatzpunkt des Krüppelwalms das Gesims der Längsseiten in gleicher Profilierung. Anders als an den längsseitigen Dreiecksgiebeln[37] begleitet das Gesims die steileren Dachschrägen des Mansarddachs[38] an den Stirnseiten nicht (Abb. 21). Auf der Schmalseite im Norden gibt es einen kleinen Anbau mit Pultdach, der als Nebeneingang dient und der in den 1920er Jahren schon vorhanden war (Abb. 27, 28).[39] Diesen Anbau haben Besitzer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Tiefe in etwa verdoppelt, sodass er sich nun fast bis zur Gartenfassade erstreckt (Abb. 29). Alle Fenster des Herrenhauses sind außenseitig bündig in die Fassade eingelassen. Die Fenster wurden aus Holz gefertigt und sind mit den charakteristischen im Ostseeraum verbreiteten Eisenwinkeln verbunden (Abb. 30, 31). Die ursprüngliche Fenstergröße des Herrenhauses mit vier auf acht Sprossenfeldern je Flügel (Abb. 32, 33) hat sich bei den Fenstern des Dachgeschosses sowie den zwei kleineren Fenstern neben der Eingangstür erhalten. Alle anderen Fenster wurden im 19. Jahrhundert etwa um 1/3 nach unten vergrößert.[40] Dabei hat man die kleinteilige Sprossung des 18. Jahrhunderts zu Gunsten von drei größeren Glasflächen je Flügel aufgegeben. Abgesehen von der Vergrößerung der Fenster und dem späteren kleinen Anbau auf der Nordseite hat sich die äußere Gestalt des Herrenhauses in der Form des 18. Jahrhunderts fast unverändert erhalten. Eine wesentliche Veränderung der äußeren Erscheinung betrifft jedoch die Dachdeckung. Ursprünglich und bis in die 1920er Jahre, als Signe Brander[41] (1869–1942) Nuhjala fotografierte (Abb. 34, 25), war das Dach des Herrenhauses mit vertikal angeordneten geharzten Holzbrettern und Dachpappe gedeckt. Diese Form der Dachdeckung wurde im 18. Jahrhundert oftmals als Provisorium eingesetzt, bevor man eine Deckung mit einem dauerhafteren Material ausführte.[42] Nachdem die Familie Bonsdorff Nuhjala Ende der 1920er Jahre übernommen hatte, wurde das Dach in der Folge mit Ziegeln gedeckt (Abb. 26), um es zuverlässig dicht zu halten.[43] ArchitekturDer Entwurf vom Herrenhaus in Nuhjala wird Christian Friedrich Schröder[44] (1722–1789) mit gutem Grund zugeschrieben, gleichwohl gibt es dafür keinen archivalischen Beleg. Wie Koskinen herausgearbeitet hat,[45] weist das Herrenhaus jedoch so viele Elemente auf, die typisch für die Bauweise Schröders sind, dass die Autorenschaft als gesichert gelten kann. Auf Schröder als Entwerfer deuten vor allem die über dem Erdgeschoss eingebaute Brandschutzdecke aus Ziegeln (Abb. 74) und die feuersicher eingehauste Treppe zum Dachgeschoss (Abb. 68) sowie die sonst offenbar wenig verbreiteten Feuertüren zum Keller und Dachgeschoss (Abb. 44, 73). Im Detail lässt sich Schröder als Entwerfer beispielsweise an der Aufteilung der Eingangstür (Abb. 23) oder den Bodenfliesen in der Eingangshalle (Abb. 39) nachweisen. Doch insbesondere die sehr schlichten Fassaden mit den im Original fast quadratischen Fenstern finden sich bei Schröder sicher zugeschriebenen Herrenhausbauten wie etwa in Lemsjöholm[46] (Abb. 15) oder Fagervik[47] (Abb. 14). In letzterem sind ebenfalls Krüppelwalmdächer[48] als Dachform ausgeführt, die sich ausdrücklich nicht in den graphischen Vorlagen Wijnblads[49] (1705–1768) finden. Darüber hinaus sind fast alle Musterentwürfe Wijnblads[50] (1705–1768) zweigeschossig und kompakter als das eingeschossige und mit acht Fensterachsen eher breit gelagerte Herrenhaus in Nuhjala. Weiterhin sind die Musterfassaden Wijnblads bis auf ganz wenige Entwürfe (z.B. Tab. II, Fig. 6, Tab. XXVI, Fig. 3) mit einer architektonischen Gliederung durch Rustika, Spiegelflächen und Lisenen ausgezeichnet, die sich in der schlichten Fassade Nuhjalas nicht wiederfindet. In Nuhjala ist lediglich das Eingangsportal mit einem Gewände versehen. Allerdings wurde eine architektonische Gliederung nicht selten aufgemalt und könnte an der Fassade Nuhjalas über die Zeit verloren gegangen sein. Heute findet sich dafür am Gebäude allerdings kein Hinweis mehr. Außerdem fehlt bei den Musterentwürfen Wijnblads[51] (1705–1768) auch das Motiv der zwei den Eingang begleitenden kleinen Fenster. In den graphischen Vorlagen sind solche Fenster lediglich bei wenigen Ausnahmen (nur Tab. VI, Fig. 3, Tab XXXI, Fig. 2, Tab XXXII, Fig. 3) als Blend- bzw. Blindfenster oder -nischen zu finden. Schröder mag die zwischen 1755 und 1766 veröffentlichten Vorlagen Wijnblads, sofern er diese kannte und Zugang zu ihnen hatte, studiert haben, aber so eng wie immer behauptet, sind zumindest die Fassaden des 1764 vollendeten Baus nicht unmittelbar aus den graphischen Vorlagen in den Werken Wijnblads hergeleitet.
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