Nuhjala/08. Innenräume im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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== Überblick ==
== Überblick ==
Nuhjala gilt als eines der am besten erhalten Herrenhäuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das auch im Inneren in einigen Teilen bis heute unverändert besteht. Allerdings sind keine originalen Pläne aus der Bauzeit überliefert,<ref>Der erste Grundriss des Erdgeschosses mit Eintrag des Deckenstucks findet sich in der Veröffentlichung von Indrenius 1929.</ref> doch die wenigen Veränderungen des Herrenhauses bis heute – vor allem im Erdgeschoss – sind teilweise dokumentiert bzw. am Bau selbst gut nachvollziehbar.
Nuhjala gilt als eines der am besten erhalten Herrenhäuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das auch im Inneren in einigen Teilen bis heute unverändert besteht. Allerdings sind keine originalen Pläne aus der Bauzeit überliefert,<ref>Der erste Grundriss des Erdgeschosses mit Eintrag des Deckenstucks findet sich in der Veröffentlichung von Indrenius 1929.</ref> doch die wenigen Veränderungen des Herrenhauses bis heute – vor allem im Erdgeschoss – sind teilweise dokumentiert bzw. am Bau selbst gut nachvollziehbar.
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In den Wänden sind noch alle bauzeitlichen Türen vorhanden: das originale Eingangsportal (Abb. 40), dem in der kalten Jahreszeit eine Wintertür vorgeblendet wurde,<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> zwei einflügelige Türen (Abb. 41), bestehend aus der [http://vocab.getty.edu/page/aat/300069081 Türzarge] mit Futter und Bekleidung und einem in drei [http://vocab.getty.edu/page/aat/300014657 Paneelfelder] geteilten Türflügel (Abb. 42, 43), die in die angrenzenden Räume führen sowie die originale eiserne Kellertür (Abb. 44, 45), die ursprünglich in der Mittelachse geklappt werden konnte, um sie halb zu öffnen, und schließlich die zweiflügelige Holztür mit gesprosstem bauzeitlichen Oberlicht (Abb. 46), die in das Obergeschoss führt. Dieser Tür zur Treppe gegenüber existiert noch die schmale Dienstbotentür in Form einer an das Weiß der Wand angepassten [https://de.wikipedia.org/wiki/Geheimtür Tapetentür] (Abb. 47), die ursprünglich in den größten Raum auf der Gegenseite des Hauses führte, dort aber mittlerweile geschlossen ist, und somit nicht mehr genutzt wird. Von der Eingangstür geht es rechter Hand durch die versetzte Originaltür heute in die modernisierten Wohnräume der Familie; nach links öffnete sich ein Zugang in den wohl ursprünglichen Wohnbereich der Besitzenden im südlichen Teil des Hauses.
In den Wänden sind noch alle bauzeitlichen Türen vorhanden: das originale Eingangsportal (Abb. 40), dem in der kalten Jahreszeit eine Wintertür vorgeblendet wurde,<ref>Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.</ref> zwei einflügelige Türen (Abb. 41), bestehend aus der [http://vocab.getty.edu/page/aat/300069081 Türzarge] mit Futter und Bekleidung und einem in drei [http://vocab.getty.edu/page/aat/300014657 Paneelfelder] geteilten Türflügel (Abb. 42, 43), die in die angrenzenden Räume führen sowie die originale eiserne Kellertür (Abb. 44, 45), die ursprünglich in der Mittelachse geklappt werden konnte, um sie halb zu öffnen, und schließlich die zweiflügelige Holztür mit gesprosstem bauzeitlichen Oberlicht (Abb. 46), die in das Obergeschoss führt. Dieser Tür zur Treppe gegenüber existiert noch die schmale Dienstbotentür in Form einer an das Weiß der Wand angepassten [https://de.wikipedia.org/wiki/Geheimtür Tapetentür] (Abb. 47), die ursprünglich in den größten Raum auf der Gegenseite des Hauses führte, dort aber mittlerweile geschlossen ist, und somit nicht mehr genutzt wird. Von der Eingangstür geht es rechter Hand durch die versetzte Originaltür heute in die modernisierten Wohnräume der Familie; nach links öffnete sich ein Zugang in den wohl ursprünglichen Wohnbereich der Besitzenden im südlichen Teil des Hauses.
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Datei:42 ABB Anna-Lisa Stigell Nuhjala Herrenhaus Aufmaß Tür 1924.webp|Abb. 42 Anna-Lisa Stigell, Nuhjala, Herrenhaus, Aufmaß Tür 1924
Datei:42 ABB Anna-Lisa Stigell Nuhjala Herrenhaus Aufmaß Tür 1924.webp|<small>Abb. 42 Anna-Lisa Stigell, Nuhjala, Herrenhaus, Aufmaß Tür 1924<small>
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==== Räume im südlichen Teil des Herrenhauses ====
==== Räume im südlichen Teil des Herrenhauses ====
Der südliche Teil des Hauses mit vier Räumen wurde im 18. Jahrhundert vermutlich als Wohnung der Familie im engeren Sinn genutzt. Ursprünglich befanden sich an der Hof- und Gegenseite zunächst je ein größerer Raum in der Breite von zwei Fensterachsen (Abb. 35). Im 19. Jahrhundert hat man diese beiden Räume zu einem großen Salon bzw. Saal verbunden. Aus der Bauzeit hat sich die ursprüngliche relativ schlichte Sockellambris aus Holz ([http://vocab.getty.edu/page/aat/30000174 Lambris]) erhalten (Abb. 48), die sich noch fast in allen Räumen im Erdgeschoss findet.
Der südliche Teil des Hauses mit vier Räumen wurde im 18. Jahrhundert vermutlich als Wohnung der Familie im engeren Sinn genutzt. Ursprünglich befanden sich an der Hof- und Gegenseite zunächst je ein größerer Raum in der Breite von zwei Fensterachsen (Abb. 35). Im 19. Jahrhundert hat man diese beiden Räume zu einem großen Salon bzw. Saal verbunden. Aus der Bauzeit hat sich die ursprüngliche relativ schlichte Sockellambris aus Holz ([http://vocab.getty.edu/page/aat/30000174 Lambris]) erhalten (Abb. 48), die sich noch fast in allen Räumen im Erdgeschoss findet.
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Datei:49 ABB Nuhjala Herrenhaus Erdgeschoss Saal um 1938.webp|<small>Abb. 49 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Saal um 1938<small>
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Datei:50 ABB Nuhjala Herrenhaus Erdgeschoss Saal um 1938.webp|<small>Abb. 50 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Saal um 1938<small>
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Datei:51 ABB Nuhjala Herrenhaus Erdgeschoss Saal um 1938.webp|<small>Abb. 51 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Saal um 1938<small>
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Der durch den Umbau entstandene Salon (Abb. 49, 50, 51) ist heute größte Raum des Hauses und erfüllt ebenso die Funktion eines Flurs: Von hier gelangt man sowohl in den Raum in der Mittelachse des Hauses auf der heutigen Gartenseite (Königszimmer vgl. unten) als auch in zwei kleinere Räume in der Breite einer Fensterachse an der Südseite des Hauses, die heute (2023) als Billardraum und hofseitig als Büro genutzt werden. Beide Räume besitzen noch die originalen relativ schlichten, profilierten Stuckleisten an der Decke und als Begrenzung der Deckenhohlkehle (Abb. 36). Die ursprüngliche Position der (heute verlorenen) Öfen in beiden Räumen lässt sich durch das ‚Ausschwenken‘ der Stuckleisten an der Decke in den Raum – d.h. in der Wandmitte respektive in einer Raumecke (Abb. 52) – ablesen. Somit waren beide Räume beheizbar und dienten daher vermutlich als Wohn- und Schlafräume der Familie. In beiden Räumen hat sich, wie in den meisten Räumen des Erdgeschosses, die bauzeitliche Vertäfelung (Sockellambris) an der unteren Wand erhalten.
Der durch den Umbau entstandene Salon (Abb. 49–51) ist heute größte Raum des Hauses und erfüllt ebenso die Funktion eines Flurs: Von hier gelangt man sowohl in den Raum in der Mittelachse des Hauses auf der heutigen Gartenseite (Königszimmer vgl. unten) als auch in zwei kleinere Räume in der Breite einer Fensterachse an der Südseite des Hauses, die heute (2023) als Billardraum und hofseitig als Büro genutzt werden. Beide Räume besitzen noch die originalen relativ schlichten, profilierten Stuckleisten an der Decke und als Begrenzung der Deckenhohlkehle (Abb. 36). Die ursprüngliche Position der (heute verlorenen) Öfen in beiden Räumen lässt sich durch das ‚Ausschwenken‘ der Stuckleisten an der Decke in den Raum – d.h. in der Wandmitte respektive in einer Raumecke (Abb. 52) – ablesen. Somit waren beide Räume beheizbar und dienten daher vermutlich als Wohn- und Schlafräume der Familie. In beiden Räumen hat sich, wie in den meisten Räumen des Erdgeschosses, die bauzeitliche Vertäfelung (Sockellambris) an der unteren Wand erhalten.


==== Königszimmer ====
==== Königszimmer ====
Als Königszimmer wird der Raum in der Mittelachse auf der heutigen Gartenseite von Nuhjala bezeichnet (Abb. 53, 54). Der Name geht auf den Besuch des schwedischen Königs [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13317 Gustavs III.]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q52930.</ref> (1746–1792, 1771 König) in Nuhjala zurück, als er in diesem Raum übernachtete. Der König war auf seinen Reisen von Stockholm nach Åbo (heute Turku) in den Jahren 1788–1790 mehrfach in der Nähe von Nuhjala, aber der genaue Zeitpunkt des Besuchs ist nicht klar. Wie Indrenius erläutert,<ref>Indrenius 1929, S. 156 datiert den Aufenthalt erstmals, nachfolgende Autoren greifen das lediglich auf, so etwa Säterier och storgårdar i Finland 1939+42, S. 97 und Gardberg/Dahl 1989, S.71.</ref> scheint ein Aufenthalt in den letzten Novembertagen 1789 am plausibelsten, da der König Åbo am 26. November verließ und am 2. Dezember in Stockholm eintraf.<ref>Der Erläuterungstext im Museum, Burg Turku 2010, o.P., nennt hingegen schon eine Reise Gustavs III. im Jahr 1788.</ref> Dabei reiste er höchstwahrscheinlich auf der Winterstraße über die Ostsee, die in der Nähe von Nuhjala verlief. Der Aufenthalt war auf jeden Fall im Voraus angekündigt, denn der Besitzer von Nuhjala, [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759#TAB_3 Samuel Magnus Ehrenmalm]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5628203.</ref> (1731–1814), konnte noch neue Möbel für den Raum in Stockholm kaufen (vgl. unten).<ref>Im Jahr 1819 wurde der Raum auch vom russischen Herrscher Zar Alexander I. genutzt, vgl. Bericht 2002, S. 6.</ref>  
Als Königszimmer wird der Raum in der Mittelachse auf der heutigen Gartenseite von Nuhjala bezeichnet (Abb. 53, 54). Der Name geht auf den Besuch des schwedischen Königs [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13317 Gustavs III.]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q52930.</ref> (1746–1792, 1771 König) in Nuhjala zurück, als er in diesem Raum übernachtete. Der König war auf seinen Reisen von Stockholm nach Åbo (heute Turku) in den Jahren 1788–1790 mehrfach in der Nähe von Nuhjala, aber der genaue Zeitpunkt des Besuchs ist nicht klar. Wie Indrenius erläutert,<ref>Indrenius 1929, S. 156 datiert den Aufenthalt erstmals, nachfolgende Autoren greifen das lediglich auf, so etwa Säterier och storgårdar i Finland 1939+42, S. 97 und Gardberg/Dahl 1989, S.71.</ref> scheint ein Aufenthalt in den letzten Novembertagen 1789 am plausibelsten, da der König Åbo am 26. November verließ und am 2. Dezember in Stockholm eintraf.<ref>Der Erläuterungstext im Museum, Burg Turku 2010, o.P., nennt hingegen schon eine Reise Gustavs III. im Jahr 1788.</ref> Dabei reiste er höchstwahrscheinlich auf der Winterstraße über die Ostsee, die in der Nähe von Nuhjala verlief. Der Aufenthalt war auf jeden Fall im Voraus angekündigt, denn der Besitzer von Nuhjala, [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759#TAB_3 Samuel Magnus Ehrenmalm]<ref>Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5628203.</ref> (1731–1814), konnte noch neue Möbel für den Raum in Stockholm kaufen (vgl. unten).<ref>Im Jahr 1819 wurde der Raum auch vom russischen Herrscher Zar Alexander I. genutzt, vgl. Bericht 2002, S. 6.</ref>
 
Bis heute hat sich an den Wänden im Königszimmer die gleiche hölzerne Sockellambris aus der Bauzeit erhalten, wie sie fast überall im Erdgeschoss im Haus verbaut ist. Erneut lässt sich die Position des verlorenen Ofens am Deckenstuck ablesen (Abb. 36), dessen Profil in einer Raumecke in den Raum schwenkt. Auf älteren Photographien ist außerdem noch der originale Dielenboden mit einem aufgemalten typischen Parkettmuster aus der Zeit des späten 18. Jahrhunderts zu erkennen (Abb. 53, 55), der zu dem für den königlichen Besuch angekauften Mobiliar passte.
Bis heute hat sich an den Wänden im Königszimmer die gleiche hölzerne Sockellambris aus der Bauzeit erhalten, wie sie fast überall im Erdgeschoss im Haus verbaut ist. Erneut lässt sich die Position des verlorenen Ofens am Deckenstuck ablesen (Abb. 36), dessen Profil in einer Raumecke in den Raum schwenkt. Auf älteren Photographien ist außerdem noch der originale Dielenboden mit einem aufgemalten typischen Parkettmuster aus der Zeit des späten 18. Jahrhunderts zu erkennen (Abb. 53, 55), der zu dem für den königlichen Besuch angekauften Mobiliar passte.


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Datei:59 ABB Museum Burg Turku Sofa Königszimmer aus Nuhjala 2023.webp|Abb. 59 Museum Burg Turku, Sofa Königszimmer aus Nuhjala 2023
Datei:59 ABB Museum Burg Turku Sofa Königszimmer aus Nuhjala 2023.webp|<small>Abb. 59 Museum Burg Turku, Sofa Königszimmer aus Nuhjala 2023<small>
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Datei:60 ABB Museum Burg Turku Stuhl Königszimmer aus Nuhjala 2023.webp|<small>Abb. 60 Museum Burg Turku, Stuhl Königszimmer aus Nuhjala 2023<small>
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Datei:71 ABB Nuhjala Herrenhaus Gartenfassade mit gemalten Fenstern 2023.webp|<small>Abb. 71 Nuhjala, Herrenhaus, Gartenfassade mit gemalten Fenstern 2023<small>
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== Obergeschoss ==
== Obergeschoss ==
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Datei:72 ABB Nuhjala Herrenhaus Grundriss Obergeschoss 1972.webp|Abb. 72 Nuhjala, Herrenhaus, Grundriss, Obergeschoss 1972
Datei:72 ABB Nuhjala Herrenhaus Grundriss Obergeschoss 1972.webp|<small>Abb. 72 Nuhjala, Herrenhaus, Grundriss, Obergeschoss 1972<small>
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Wie für den Keller ist auch für das Obergeschoss nur ein Grundriss aus dem 20. Jahrhundert bekannt (Abb. 72). Der Zugang zum Dachgeschoss erfolgt über die mit einem gemauerten Gewölbe versehene und damit feuersichere Treppe und durch eine obere Feuertür aus Metall, die allem Anschein nach bauzeitlich ist (ABB. 73).<ref>Derartige Feuerschutztüren seien typisch für Schröder, vgl. Koskinen 2012, S. 142.</ref> Das Dachgeschoss ist nicht voll ausgebaut und besitzt nur an den Stirnseiten jeweils zwei Räume, die über den offenen Dachraum betreten werden.
Wie für den Keller ist auch für das Obergeschoss nur ein Grundriss aus dem 20. Jahrhundert bekannt (Abb. 72). Der Zugang zum Dachgeschoss erfolgt über die mit einem gemauerten Gewölbe versehene und damit feuersichere Treppe und durch eine obere Feuertür aus Metall, die allem Anschein nach bauzeitlich ist (Abb. 73).<ref>Derartige Feuerschutztüren seien typisch für Schröder, vgl. Koskinen 2012, S. 142.</ref> Das Dachgeschoss ist nicht voll ausgebaut und besitzt nur an den Stirnseiten jeweils zwei Räume, die über den offenen Dachraum betreten werden.


Der Fußboden des Dachgeschosses besteht aus einer Lage von roten Ziegeln (ABB. 74), die als Brandschutzdecke für das Erdgeschoss wirken.<ref>Vgl. Bericht 2002, S. 5.</ref> Laut der Inventarisierung der Denkmalpflege sollen die verbauten Ziegel der Feuerbarriere wiederverwendet sein und aus dem Mittelalter stammen.<ref>Derartige Brandschutzdecken seien typisch für Schröder, vgl. Koskinen 2012, S. 134.</ref> In jedem Fall weisen sie Unregelmäßigkeiten auf und stammen daher nicht aus einer industriellen Produktion.
Der Fußboden des Dachgeschosses besteht aus einer Lage von roten Ziegeln (Abb. 74), die als Brandschutzdecke für das Erdgeschoss wirken.<ref>Vgl. Bericht 2002, S. 5.</ref> Laut der Inventarisierung der Denkmalpflege sollen die verbauten Ziegel der Feuerbarriere wiederverwendet sein und aus dem Mittelalter stammen.<ref>Derartige Brandschutzdecken seien typisch für Schröder, vgl. Koskinen 2012, S. 134.</ref> In jedem Fall weisen sie Unregelmäßigkeiten auf und stammen daher nicht aus einer industriellen Produktion.


Der Dachstuhl für das [http://vocab.getty.edu/page/aat/300002155 Mansarddach]<ref>Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mansarddach (24.10.2023).</ref> stammt zum Großteil original aus dem 18. Jahrhundert, wie man an den ohne maschinelle Sägen bearbeiteten, roh behauenen Balken und Brettern der Dachschalung ersehen kann (Abb. 75, 76). Sowohl die Fügungen der Dachbinder nur mit Holzdübeln als auch die runden unbehauenen Hölzer in der Funktion von in sehr weitem Abstand gesetzten Dachlatten unter der Dachschalung weisen auf die ursprüngliche Bauzeit. Der Dachstuhl von Nuhjala ist niemals abgebrannt und wurde nur an wenigen Punkten ausgebessert.
Der Dachstuhl für das [http://vocab.getty.edu/page/aat/300002155 Mansarddach]<ref>Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mansarddach (24.10.2023).</ref> stammt zum Großteil original aus dem 18. Jahrhundert, wie man an den ohne maschinelle Sägen bearbeiteten, roh behauenen Balken und Brettern der Dachschalung ersehen kann (Abb. 75, 76). Sowohl die Fügungen der Dachbinder nur mit Holzdübeln als auch die runden unbehauenen Hölzer in der Funktion von in sehr weitem Abstand gesetzten Dachlatten unter der Dachschalung weisen auf die ursprüngliche Bauzeit. Der Dachstuhl von Nuhjala ist niemals abgebrannt und wurde nur an wenigen Punkten ausgebessert.


Die Räume im Dachgeschoss besitzen alle eine leicht abweichende Form und Größe, denn die Anordnung der gemauerten Zimmerwände wird durch die Lage der Wände im Erdgeschoss bestimmt. Aufgrund der noch vorhandenen originalen Türen mit [http://vocab.getty.edu/page/aat/300045375 Beschlägen] (ABB. 77) ist zu vermuten, dass die vier Kammern im 18. Jahrhundert direkt mit ausgebaut wurden.<ref>Die Räume besitzen heute jeweils eine Abseite in Leichtbauweise als Stauraum.</ref> Im späten 18. Jahrhundert zur Zeit der [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759 Familie Ehrenmalm] (besaßen Nuhjala 1770–1796) wohnten dort teils Kinder, teils Dienstboten.<ref>
Die Räume im Dachgeschoss besitzen alle eine leicht abweichende Form und Größe, denn die Anordnung der gemauerten Zimmerwände wird durch die Lage der Wände im Erdgeschoss bestimmt. Aufgrund der noch vorhandenen originalen Türen mit [http://vocab.getty.edu/page/aat/300045375 Beschlägen] (Abb. 77) ist zu vermuten, dass die vier Kammern im 18. Jahrhundert direkt mit ausgebaut wurden.<ref>Die Räume besitzen heute jeweils eine Abseite in Leichtbauweise als Stauraum.</ref> Im späten 18. Jahrhundert zur Zeit der [https://www.adelsvapen.com/genealogi/Ehrenmalm_nr_1759 Familie Ehrenmalm] (besaßen Nuhjala 1770–1796) wohnten dort teils Kinder, teils Dienstboten.<ref>
Vgl. Koskinen 2012, S. 128. Vermutlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Leichtbauweise ein WC, ein kleines Badezimmer und ein Abstellraum im Dachgeschoss eingebaut, sodass die früheren Räume für Angestellte oder Kinder heute als Gästezimmer der Familie genutzt werden können.</ref>
Vgl. Koskinen 2012, S. 128. Vermutlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Leichtbauweise ein WC, ein kleines Badezimmer und ein Abstellraum im Dachgeschoss eingebaut, sodass die früheren Räume für Angestellte oder Kinder heute als Gästezimmer der Familie genutzt werden können.</ref>
== Sammlungen ==
== Sammlungen ==
Obwohl Nuhjala über Jahrhunderte offenbar weitgehend inklusive der beweglichen Ausstattung verkauft wurde, befinden sich im Haus keine großen Kunstschätze, worauf schon Indrenius in den 1920er Jahren hinweist.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157.</ref> Neben einigen (heute weitgehend verlorenen oder unter den Erben verteilten) Familienportraits gab es bis 1918 eine Sammlung von Hieb- und Stichwaffen, die jedoch während der damaligen Unruhen geplündert und in der Folge nicht wiederbeschafft werden konnte.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157–158.</ref> Eine nennenswerte Bibliothek ist ebenfalls nicht bezeugt, sodass das heute verschollene Gutsarchiv die wichtigste ‚Sammlung‘ im Herrenhaus darstellte. Die bedeutendsten Möbelstücke Nuhjalas aus dem Königszimmer befinden sich heute im Museum Burg Turku.
Obwohl Nuhjala über Jahrhunderte offenbar weitgehend inklusive der beweglichen Ausstattung verkauft wurde, befinden sich im Haus keine großen Kunstschätze, worauf schon Indrenius in den 1920er Jahren hinweist.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157.</ref> Neben einigen (heute weitgehend verlorenen oder unter den Erben verteilten) Familienportraits gab es bis 1918 eine Sammlung von Hieb- und Stichwaffen, die jedoch während der damaligen Unruhen geplündert und in der Folge nicht wiederbeschafft werden konnte.<ref>Vgl. Indrenius 1929, S. 157–158.</ref> Eine nennenswerte Bibliothek ist ebenfalls nicht bezeugt, sodass das heute verschollene Gutsarchiv die wichtigste ‚Sammlung‘ im Herrenhaus darstellte. Die bedeutendsten Möbelstücke Nuhjalas aus dem Königszimmer befinden sich heute im Museum Burg Turku.
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Aktuelle Version vom 8. Januar 2025, 11:41 Uhr

Überblick

Nuhjala gilt als eines der am besten erhalten Herrenhäuser aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das auch im Inneren in einigen Teilen bis heute unverändert besteht. Allerdings sind keine originalen Pläne aus der Bauzeit überliefert,[1] doch die wenigen Veränderungen des Herrenhauses bis heute – vor allem im Erdgeschoss – sind teilweise dokumentiert bzw. am Bau selbst gut nachvollziehbar.

Erdgeschoss

Die Aufteilung von Nuhjala im Erdgeschoss ist relativ einfach (Abb. 35, 36): prinzipiell waren ursprünglich auf der Hof- und Gegenseite je fünf Räume angeordnet, die mit je einer Enfilade von einflügeligen Türen an den Fassaden erschlossen wurden. An den ursprünglich recht kleinen Eingangsbereich (Abb. 37) grenzte im Inneren des Hauses ein mittlerweile der Diele zugeschlagener innenliegender Raum mit Treppen zum Keller- und Obergeschoss für die Zirkulation der Bediensteten (Degagement[2]) an. Die Richtung Norden und Süden nach dem Eingangsbereich angeordneten Räume nehmen mit erst zwei, dann nur einer Fensterachse in ihrer Größe innerhalb des Herrenhauses ab.

Das entspricht durchaus den Gepflogenheiten des 18. Jahrhunderts, wo auf direktem Weg aus dem Vorraum zugängliche größere Räume für soziale Interaktion (Aufenthalt der Familie, Besuche etc.) genutzt wurden, während indirekt zugängliche kleine Räume oftmals als Rückzugsort der Bewohner und Bewohnerinnen (Schlafen, Einzelaktivitäten etc.) dienten. Die hofseitigen Räume (Richtung Norden) waren und sind in der Regel etwas kleiner als die entsprechenden Räume auf der Gegenseite des Hauses.[3]

Der ursprüngliche Grundriss des 18. Jahrhunderts wurde durch das Zusammenlegen zweier Räume in der Südhälfte des Hauses zu einem größeren Salon bzw. Saal um 1830[4] und den Umbau der Eingangssituation nach 1924 nur wenig verändert (Abb. 37).[5] Die heutigen Besitzer haben Bereiche im nördlichen Teil des Hauses im Hinblick auf einen zeitgemäßen Lebensstandard in einem Wohnhaus modernisiert (Abb. 38).[6]

Innenräume

Eingang / Diele

Der ursprünglich wenig tiefe und daher relativ kleine Eingangsbereich in der Mitte des Herrenhauses (Abb. 35, 36) hatte und hat keine Verbindung zum Raum in der Mittelachse auf der Gegenseite. Die direkte Verbindung zwischen Halle und Salon galt im 18. Jahrhundert im herrschaftlichen Bau zwar als ein erstrebenswertes Gestaltungselement, wurde in Nuhjala jedoch nicht realisiert. Dafür entstand ein innenliegender Bereich für die Wege der Dienstboten als eine Art Degagement:[7] Die vertikale Kommunikation erfolgte durch die Treppen in den Keller und ins Dachgeschoss, während eine Tapetentür zur Bedienung in den größten Raum des Hauses führte. Im 20. Jahrhundert wurde der innenliegende Raum mit dem kleinen Eingangsbereich zu einer größeren Diele zusammengelegt (Abb. 37, 38).

Der Fußbodenbelag im Eingangsbereich aus ungefähr quadratischen grauen und rötlichen Steinplatten aus Öland (Abb. 39) wurde bei dem Umbau im 20. Jahrhundert im gleichen Stein ergänzt. Diese Platten und deren Material sind typisch für Herrenhäuser überall im Ostseeraum, aber laut Koskinen auch typisch für Bauten von Schröder.[8] Die Wandflächen des Raums sind schlicht weiß gekalkt und gehen oben in eine einfache Deckenkehlung über, die vermutlich original ist und beim Umbau entsprechend ergänzt wurde.

In den Wänden sind noch alle bauzeitlichen Türen vorhanden: das originale Eingangsportal (Abb. 40), dem in der kalten Jahreszeit eine Wintertür vorgeblendet wurde,[9] zwei einflügelige Türen (Abb. 41), bestehend aus der Türzarge mit Futter und Bekleidung und einem in drei Paneelfelder geteilten Türflügel (Abb. 42, 43), die in die angrenzenden Räume führen sowie die originale eiserne Kellertür (Abb. 44, 45), die ursprünglich in der Mittelachse geklappt werden konnte, um sie halb zu öffnen, und schließlich die zweiflügelige Holztür mit gesprosstem bauzeitlichen Oberlicht (Abb. 46), die in das Obergeschoss führt. Dieser Tür zur Treppe gegenüber existiert noch die schmale Dienstbotentür in Form einer an das Weiß der Wand angepassten Tapetentür (Abb. 47), die ursprünglich in den größten Raum auf der Gegenseite des Hauses führte, dort aber mittlerweile geschlossen ist, und somit nicht mehr genutzt wird. Von der Eingangstür geht es rechter Hand durch die versetzte Originaltür heute in die modernisierten Wohnräume der Familie; nach links öffnete sich ein Zugang in den wohl ursprünglichen Wohnbereich der Besitzenden im südlichen Teil des Hauses.

Räume im südlichen Teil des Herrenhauses

Der südliche Teil des Hauses mit vier Räumen wurde im 18. Jahrhundert vermutlich als Wohnung der Familie im engeren Sinn genutzt. Ursprünglich befanden sich an der Hof- und Gegenseite zunächst je ein größerer Raum in der Breite von zwei Fensterachsen (Abb. 35). Im 19. Jahrhundert hat man diese beiden Räume zu einem großen Salon bzw. Saal verbunden. Aus der Bauzeit hat sich die ursprüngliche relativ schlichte Sockellambris aus Holz (Lambris) erhalten (Abb. 48), die sich noch fast in allen Räumen im Erdgeschoss findet.

Der durch den Umbau entstandene Salon (Abb. 49–51) ist heute größte Raum des Hauses und erfüllt ebenso die Funktion eines Flurs: Von hier gelangt man sowohl in den Raum in der Mittelachse des Hauses auf der heutigen Gartenseite (Königszimmer vgl. unten) als auch in zwei kleinere Räume in der Breite einer Fensterachse an der Südseite des Hauses, die heute (2023) als Billardraum und hofseitig als Büro genutzt werden. Beide Räume besitzen noch die originalen relativ schlichten, profilierten Stuckleisten an der Decke und als Begrenzung der Deckenhohlkehle (Abb. 36). Die ursprüngliche Position der (heute verlorenen) Öfen in beiden Räumen lässt sich durch das ‚Ausschwenken‘ der Stuckleisten an der Decke in den Raum – d.h. in der Wandmitte respektive in einer Raumecke (Abb. 52) – ablesen. Somit waren beide Räume beheizbar und dienten daher vermutlich als Wohn- und Schlafräume der Familie. In beiden Räumen hat sich, wie in den meisten Räumen des Erdgeschosses, die bauzeitliche Vertäfelung (Sockellambris) an der unteren Wand erhalten.

Königszimmer

Als Königszimmer wird der Raum in der Mittelachse auf der heutigen Gartenseite von Nuhjala bezeichnet (Abb. 53, 54). Der Name geht auf den Besuch des schwedischen Königs Gustavs III.[10] (1746–1792, 1771 König) in Nuhjala zurück, als er in diesem Raum übernachtete. Der König war auf seinen Reisen von Stockholm nach Åbo (heute Turku) in den Jahren 1788–1790 mehrfach in der Nähe von Nuhjala, aber der genaue Zeitpunkt des Besuchs ist nicht klar. Wie Indrenius erläutert,[11] scheint ein Aufenthalt in den letzten Novembertagen 1789 am plausibelsten, da der König Åbo am 26. November verließ und am 2. Dezember in Stockholm eintraf.[12] Dabei reiste er höchstwahrscheinlich auf der Winterstraße über die Ostsee, die in der Nähe von Nuhjala verlief. Der Aufenthalt war auf jeden Fall im Voraus angekündigt, denn der Besitzer von Nuhjala, Samuel Magnus Ehrenmalm[13] (1731–1814), konnte noch neue Möbel für den Raum in Stockholm kaufen (vgl. unten).[14]

Bis heute hat sich an den Wänden im Königszimmer die gleiche hölzerne Sockellambris aus der Bauzeit erhalten, wie sie fast überall im Erdgeschoss im Haus verbaut ist. Erneut lässt sich die Position des verlorenen Ofens am Deckenstuck ablesen (Abb. 36), dessen Profil in einer Raumecke in den Raum schwenkt. Auf älteren Photographien ist außerdem noch der originale Dielenboden mit einem aufgemalten typischen Parkettmuster aus der Zeit des späten 18. Jahrhunderts zu erkennen (Abb. 53, 55), der zu dem für den königlichen Besuch angekauften Mobiliar passte.

Möbel Königszimmer (heute Museum Burg Turku)

Die bedeutendsten Möbelstücke Nuhjalas (Abb. 56) wurden 1913 durch Fanny Magdalena Hildegard Eneskjöld[15] (1844–1913) testamentarisch dem historischen Museum der Stadt Turku vermacht[16] und werden dort etwa seit den 1940er Jahren in der heutigen Anordnung als Period room ausgestellt (Abb. 57, 58) (vgl. 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert).

Die Möbelstücke wurden anlässlich des Besuchs König Gustavs III.[17] (1746–1792, 1771 König) für das sogenannte Königszimmer angekauft: Dabei handelte es sich um ein Sofa (Abb. 59), zwei heute verschollene Stühle mit Armlehnen (Abb. 57) sowie drei einfache Stühle (Abb. 60) und ein Bett mit zugehörigem Betthimmel (Abb. 61).[18] Wie an den gedoppelten vorderen Bettfüßen (Abb. 62) zu erkennen, konnte das Bett in der Länge weiter ausgezogen und die Liegefläche dadurch verlängert werden, vielleicht um im nicht allzu großen Königszimmer in Nuhjala am Tag Platz zu sparen.

Die Möbel sind blaugrau gestrichen und heute mit einem blau-weiß gemusterten, möglicherweise originalen Cattun-Stoff bezogen. Die gradlinigen Formen der Möbel entsprechen dem um 1770/80 gewandelten Geschmack, der bewegte Rokokoformen aufgegeben hatte und klare Konturen mit antikisierenden Ornamenten klassischen Ursprungs bevorzugte: Etwa der Stuhl besitzt antiken Säulen entlehnte kannelierte Beine sowie Rahmen mit geschnitztem antiken Flechtbandornament und der Rahmen der Sitzfläche ist in den Ecken mit Rosetten besetzt. Dieses Formenvokabular hatte sich ausgehend von Frankreich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitet – etwa über graphische Vorlagen oder den direkten Ankauf französischer Stücke.

Während Ahlbäck Mitte des 20. Jahrhunderts noch davon spricht, dass die Möbel im Jahr 1776 von dem Stockholmer Meister C. F. Flodin (tätig im 18. Jahrhundert) hergestellt wurden,[19] belegt die Signatur auf den Stühlen, dass zumindest diese vom Tischler Melchior Lundberg[20] (1746–1812) gefertigt wurden, der von 1775 bis 1812 in Stockholm tätig war.[21]

Empfangs- und Festraum (Speisezimmer)

Das Königszimmer grenzt an den ursprünglich größten und daher bedeutendsten Raum Nuhjalas im 18. Jahrhundert (Abb. 63, 64). Der Raum konnte nur nach Durchschreiten mehrerer Räume (Eingangsbereich und drei Salons) betreten werden, was seine Bedeutung unterstreicht und eine Funktion als Empfangs- und Festraum des 18. Jahrhunderts verdeutlicht (Abb. 35, 36).[22]

Abb. 65 Signe Brander, Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Empfangs- und Festraum mit Tapetentür 1911

Die umfangreichste Deckengestaltung im Herrenhaus in Form von einfachen geometrischen Mustern mit mehreren Profilen in Stuck an der Decke hebt dessen Bedeutung und Funktion genauso hervor, wie die einzige Tapetentür im Haus (Abb. 65) – ursprünglich für eine reibungslose Bedienung durch das Personal gedacht. Der Raum besitzt heute im unteren Teil der Wand noch die bauzeitliche hölzerne Sockellambris mit Detailformen wie im übrigen Haus (Abb. 48).

Untergeschoss

Zum Kellergeschoss gibt es lediglich einen Grundriss aus dem späten 20. Jahrhundert, doch bildet der Keller mit Sicherheit den ältesten Teil des Herrenhauses (Abb. 66). Ob die Tonnengewölbe auf die Zeit zurückgehen, als Nuhjala im späten 15. Jahrhundert im Besitz des Klosters Nådendal[23] war, oder sogar noch älter sind, kann nicht zuverlässig bestimmt werden.[24] Der Keller diente sehr wahrscheinlich als Fundament für den Vorgängerbau – möglicherweise eines Herrenhauses aus Holz,[25] das jedoch nicht dokumentiert ist (vgl. 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur). Der Keller wurde vermutlich für den Neubau nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ausgebessert bzw. renoviert (Abb. 67).

Der Zugang zum Keller erfolgt heute vom Eingangsbereich aus über eine gerade Treppe, die ursprünglich ein Viertel gewendelt war (Abb. 37).[26] Das Kellergeschoss erstreckt sich nicht über die komplette Gebäudelänge und lediglich etwa die halbe Gebäudetiefe ist unterkellert (Abb. 66).[27] Von einem kleinen Vorraum am Fuße der Treppe werden die heute fünf verschiedenen Kellerräume erschlossen, die auf der Südseite größer als auf der Nordseite sind.

Abb. 68 Nuhjala, Herrenhaus, Querschnitt 1972

Obwohl eine äußere Längswand des Kellers aufgrund der Hanglage frei liegt (Abb. 68), sind nur drei kleine Lüftungsöffnungen im Tonnengewölbe vorhanden (Abb. 69).[28] Damit die gemeinsame Außenfassade von Keller und Erdgeschoss nicht erst in großer Höhe Fensteröffnungen besitzt, wurden im Untergeschoss vermutlich schon bauzeitig falsche Fenster aufgemalt, die aus der Ferne eine zweigeschossige Fassade suggerieren (Abb. 70, 71).

Obergeschoss

Wie für den Keller ist auch für das Obergeschoss nur ein Grundriss aus dem 20. Jahrhundert bekannt (Abb. 72). Der Zugang zum Dachgeschoss erfolgt über die mit einem gemauerten Gewölbe versehene und damit feuersichere Treppe und durch eine obere Feuertür aus Metall, die allem Anschein nach bauzeitlich ist (Abb. 73).[29] Das Dachgeschoss ist nicht voll ausgebaut und besitzt nur an den Stirnseiten jeweils zwei Räume, die über den offenen Dachraum betreten werden.

Der Fußboden des Dachgeschosses besteht aus einer Lage von roten Ziegeln (Abb. 74), die als Brandschutzdecke für das Erdgeschoss wirken.[30] Laut der Inventarisierung der Denkmalpflege sollen die verbauten Ziegel der Feuerbarriere wiederverwendet sein und aus dem Mittelalter stammen.[31] In jedem Fall weisen sie Unregelmäßigkeiten auf und stammen daher nicht aus einer industriellen Produktion.

Der Dachstuhl für das Mansarddach[32] stammt zum Großteil original aus dem 18. Jahrhundert, wie man an den ohne maschinelle Sägen bearbeiteten, roh behauenen Balken und Brettern der Dachschalung ersehen kann (Abb. 75, 76). Sowohl die Fügungen der Dachbinder nur mit Holzdübeln als auch die runden unbehauenen Hölzer in der Funktion von in sehr weitem Abstand gesetzten Dachlatten unter der Dachschalung weisen auf die ursprüngliche Bauzeit. Der Dachstuhl von Nuhjala ist niemals abgebrannt und wurde nur an wenigen Punkten ausgebessert.

Die Räume im Dachgeschoss besitzen alle eine leicht abweichende Form und Größe, denn die Anordnung der gemauerten Zimmerwände wird durch die Lage der Wände im Erdgeschoss bestimmt. Aufgrund der noch vorhandenen originalen Türen mit Beschlägen (Abb. 77) ist zu vermuten, dass die vier Kammern im 18. Jahrhundert direkt mit ausgebaut wurden.[33] Im späten 18. Jahrhundert zur Zeit der Familie Ehrenmalm (besaßen Nuhjala 1770–1796) wohnten dort teils Kinder, teils Dienstboten.[34]

Sammlungen

Obwohl Nuhjala über Jahrhunderte offenbar weitgehend inklusive der beweglichen Ausstattung verkauft wurde, befinden sich im Haus keine großen Kunstschätze, worauf schon Indrenius in den 1920er Jahren hinweist.[35] Neben einigen (heute weitgehend verlorenen oder unter den Erben verteilten) Familienportraits gab es bis 1918 eine Sammlung von Hieb- und Stichwaffen, die jedoch während der damaligen Unruhen geplündert und in der Folge nicht wiederbeschafft werden konnte.[36] Eine nennenswerte Bibliothek ist ebenfalls nicht bezeugt, sodass das heute verschollene Gutsarchiv die wichtigste ‚Sammlung‘ im Herrenhaus darstellte. Die bedeutendsten Möbelstücke Nuhjalas aus dem Königszimmer befinden sich heute im Museum Burg Turku.

  1. Der erste Grundriss des Erdgeschosses mit Eintrag des Deckenstucks findet sich in der Veröffentlichung von Indrenius 1929.
  2. Von herrschaftlichen Fluren und Treppen unabhängige Nebenräume, Treppen und Flure zur Bedienung der Haupträume im herrschaftlichen Bau.
  3. Aufgrund der fast symmetrischen Aufteilung des Grundrisses im Erdgeschoss möchte man eine – eher an höfischen Gepflogenheiten im 18. Jahrhundert orientierte – Zuordnung der Räume auf der Südseite als Wohnung der Dame (4 Räume, Vorzimmer, Zimmer, Schlafzimmer und Kabinett) und eine Wohnung des Herren in der anderen Haushälfte vermuten. Doch wegen der in der Nordhälfte im 18. Jahrhundert fehlenden Verbindungstüren zwischen Hof- und Gegenseite scheidet diese Nutzung im Haus aus. Plausibler wäre eine mögliche Nutzung mit einer Wohnung der Besitzenden in der südlichen Haushälfte und ein ‚offiziellerer‘ Bereich entlang der Fassade mit dem größten und am reichsten mit Deckenstuck verzierten Raum, der mit Sicherheit als ‚Gute Stube‘ diente, und ein Küchen- und Wirtschaftsbereich hofseitig im Norden. Kinder wohnten in der Zeit der Familie Ehrenmalm im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert archivalisch belegt (vgl. Koskinen 2012, S. 124–132) in den Zimmern im Dachgeschoss.
  4. Indrenius 1929, S. 155 spricht von Anfang des 19. Jahrhunderts, Säterier och storgårdar i Finland 1939+1942, Nuhjala Bd. 2, S. 97 konkretisiert auf um 1830; Bericht 2002, S. 5 legt das Datum des Umbaus auf 1830 fest, während Koskinen 2012, S. 143, nur allgemein vom Anfang des 19. Jahrhunderts spricht.
  5. Säterier och storgårdar i Finland 1939+1942, Nuhjala Bd. 2, S. 98 zeigt in der Abbildung ‚die 1936 renovierte Diele‘, nachdem der Kamin eingebaut wurde. Die Datierung des Kamins in der Diele in Bericht 2002, S. 6 auf das Jahr 1830 kann nicht stimmen, da zu dem Zeitpunkt der Eingang noch gar nicht umgebaut war und daher die Kellertreppe an der Stelle des Kamins endete.
  6. Es wurden ein WC, ein Bad, eine Sauna, eine moderne Küche und Schrankraum eingebaut.
  7. Von herrschaftlichen Fluren und Treppen unabhängige Nebenräume, Treppen und Flure zur Bedienung der Haupträume im herrschaftlichen Bau.
  8. Vgl. Koskinen 2012, S. 126, Bildunterschrift.
  9. Mündliche Auskunft von Peggy Therman am 07.05.2023.
  10. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q52930.
  11. Indrenius 1929, S. 156 datiert den Aufenthalt erstmals, nachfolgende Autoren greifen das lediglich auf, so etwa Säterier och storgårdar i Finland 1939+42, S. 97 und Gardberg/Dahl 1989, S.71.
  12. Der Erläuterungstext im Museum, Burg Turku 2010, o.P., nennt hingegen schon eine Reise Gustavs III. im Jahr 1788.
  13. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5628203.
  14. Im Jahr 1819 wurde der Raum auch vom russischen Herrscher Zar Alexander I. genutzt, vgl. Bericht 2002, S. 6.
  15. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q125500552.
  16. Vgl. Gardberg/Dahl 1989, S. 71.
  17. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q52930.
  18. Historisches Museum Burg Turku, Inv.-Nr. TPM 9568–70, 9573–75.
  19. Vgl. Ahlbäck 1946, S. 63.
  20. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q67520839.
  21. Vgl. Burg Turku 2010, o.P.
  22. Angrenzend gab es am Ende der Enfilade einen kleineren Raum mit der Funktion eines Kabinetts bzw. Retirade (Scan Decke), um sich im Kreis Vertrauter zurückzuziehen.
  23. Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q6305302.
  24. Vgl. Bericht 2002, S. 4 datiert Teile des Kellers sogar schon ins 14. Jahrhundert.
  25. Vgl. z.B. Indrenius 1924, S. 155; Bericht 2002, S. 6.
  26. Der alte Treppenabgang lag ungefähr am Ort des heutigen Kamins im Eingangsbereich.
  27. An der nordwestlichen Hausecke ist außen der aufsteigende Fels sichtbar, der die Kellergröße sicherlich auch begrenzt hat.
  28. Heutige Außentüren vom Vorraum sowie jene aus dem jetzigen Heiz- und Technikkeller sind offenbar modern.
  29. Derartige Feuerschutztüren seien typisch für Schröder, vgl. Koskinen 2012, S. 142.
  30. Vgl. Bericht 2002, S. 5.
  31. Derartige Brandschutzdecken seien typisch für Schröder, vgl. Koskinen 2012, S. 134.
  32. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mansarddach (24.10.2023).
  33. Die Räume besitzen heute jeweils eine Abseite in Leichtbauweise als Stauraum.
  34. Vgl. Koskinen 2012, S. 128. Vermutlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Leichtbauweise ein WC, ein kleines Badezimmer und ein Abstellraum im Dachgeschoss eingebaut, sodass die früheren Räume für Angestellte oder Kinder heute als Gästezimmer der Familie genutzt werden können.
  35. Vgl. Indrenius 1929, S. 157.
  36. Vgl. Indrenius 1929, S. 157–158.
Abb. 36 Nuhjala, Herrenhaus, Grundriss Erdgeschoss mit eingetragenem Deckenstuck 1929
Abb. 37 Anna-Lisa Stigell, Nuhjala, Herrenhaus, Umbau Eingangsbereich, Skizze von 1924
Abb. 38 Nuhjala, Herrenhaus, Grundriss Erdgeschoss 1972
Abb. 39 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Boden 2023
Abb. 40 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Eingangportal 2023
Abb. 41 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Zimmertür 2023
Abb. 46 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Tür zum Obergeschoss 2023
Abb. 47 Nuhjala, Herrenhaus, Eingangsbereich, Tapetentür, um 1970
Abb. 48 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Lambris 2023
Abb. 52 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Stuckleiste 2023
Abb. 53 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Königszimmer um 1938
Abb. 54 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Königszimmer um 1938
Abb. 55 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Königsimmer, Parkett um 1940
Abb. 56 Signe Brander, Möbel aus dem Königszimmer im Obergeschoss in Nuhjala 1911
Abb. 57 Museum Burg Turku, Möbel Königszimmer aus Nuhjala um 1920
Abb. 58 Museum Burg Turku, Möbel Königszimmer aus Nuhjala 2023
Abb. 61 Museum Burg Turku, Bett und Himmel Königszimmer aus Nuhjala 2023
Abb. 62 Museum Burg Turku, Bett Königszimmer aus Nuhjala Detail 2023
Abb. 63 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Empfangs- und Festraum um 1920
Abb. 64 Nuhjala, Herrenhaus, Erdgeschoss, Empfangs- und Festraum um 1940
Abb. 67 Nuhjala, Herrenhaus, Untergeschoss, Kellertür 2023
Abb. 69 Nuhjala, Herrenhaus, Untergeschoss, Lüftungsöffnung 2023
Abb. 70 Nuhjala, Herrenhaus, Fassade Untergeschoss, gemaltes Fenster 2023
Abb. 73 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Feuerschutztür 2023
Abb. 74 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Brandschutzboden 2023
Abb. 75 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Dachbinder 2023
Abb. 76 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Dachschalung 2023
Abb. 77 Nuhjala, Herrenhaus, Obergeschoss, Tür 2023