Österbybruk/11. Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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|Zu Beginn der 1630er Jahre begannen die Umgestaltungen des Herrenhaus-Areals unter [[wikidata:Q76250293|Jean Jacques De Geer]] mit der Errichtung zweier sich gegenüberliegenden Gebäude, die später zu den Vorbauten Corps-de-Logis wurden. Eines der Gebäude wurde am 30. November 1735 zur Kirche geweiht (Abb. 22).<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 324.</ref> Ihr Standort ließ diese ''Brukskyrka'' zu einem integralen Bestandteil der repräsentativen Herrenhausanlage werden, doch diente sie in erster Linie der mehrheitlich calvinistisch geprägten wallonischen Bevölkerung, die seit dem 17. Jahrhundert in der Eisenhütte beschäftigt war.<ref>Für die wallonische Gemeinde existierte bereits vorher eine Kirche – ein Holzbau , deren Standort jedoch unbekannt ist. Vgl. Gille 2022d, S. 99 [ohne Quellenangabe].</ref> Österby hatte eigene Prediger: Der erste – Jacques Potheuck – kam 1636 aus Amsterdam und auch seine Nachfolger sind namentlich überliefert.<ref>Im Einzelnen: Robert Meaux 1640–1645, Hübertus 1651–1663, Hoseas bis 1689, Magnus Filmerus 1689–1713, Olaus Brådde 1713–1722, Karl Vijkblad 1722–1735, Andreas Östmark 1735–1745, Daniel Grevellius 1745–1760, Petrus Kiellström 1761–1773, Petrus Kiörning 1773–1786, Johan Waldius 1786–1826. Vgl. Gille 2022d, S. 95 [ohne Quellenangabe]; Mattson 2022, S. 101 [ohne Quellenangabe].</ref> Architektonisch folgt die Kirche demselben Schema wie das ihr gegenüberliegende Wohnhaus. Leitgebend war dabei die Errichtung eines Ensembles aus Herrenhaus und passenden Vorbauten, so dass die Kirche eine entsprechend weltliche Gestaltung erhalten hat. Der schlichte Bau auf rechteckigem Grundriss<ref>Die Kirche mit ihrer Ausstattung befand sich im Besitz der Eisenhütte bis sie 1974 von Fagersta AB an die Gemeinde Films übergeben wurde. Österbybruk besitzt keinen eigenen Friedhof, sondern der gemeinsame Friedhof befindet sich in Film. Vgl. https://bebyggelseregistret.raa.se/bbr2/anlaggning/visaMotivering.raa?anlaggningId=21320000039508&varderingId=21000001865028 (12.04.2023).</ref> hat ein Säteridach mit schwarz geteerten Schindeln und ovalen Dachgauben; die Fenster auf der Westseite gab es ursprünglich nicht. Während der Haupteingang zum Norden liegt, gab es einst im Chor auf der Südseite eine weitere kleine und heute zugemauerte Tür, die von den Bewohner:innen des Herrenhauses benutzt wurde.<ref>Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023); die Türe selbst ist laut Monica und Claes Gille noch erhalten, vgl. Gille 2022d, S. 100 [ohne Quellenangabe].</ref>
==== Sekundärliteratur ====
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
Der Innenraum der Kirche besteht (Abb. 231–236) aus einem Vorraum mit Aufgang zur Empore und einigen kleinen angrenzenden praktikablen Räumen sowie einem großen rechteckigen Kirchenraum. Dessen Ausstattung ist einfach: Die Wände sind hell getüncht und zur Decke mit einer profilierten, marmorierten Leiste abgegrenzt. Der Gewölbespiegel ist nochmals durch umlaufende Leisten abgesetzt. Die Decke ist grau mit wolkenähnlichen Strukturen und Sternen gestaltet.<ref>Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).</ref> Einzelne Gemälde und Ausstattungsobjekte setzen Akzente<ref>Eine kurze Übersicht auch bei Upmark 1908, S. 324–325.</ref>: Aus der unmittelbaren Entstehungszeit der Kirche stammt die Kanzel aus dem Jahr 1736, die mit vergoldeten Stuckelementen, Engelsköpfen und Girlanden geschmückt und mit dem von Löwen flankierten Wappen der De Geers bekrönt ist. Verwiesen ist auf Jean Jacques De Geer, der die Kosten für die Kirche getragen hatte.<ref>Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).</ref> Das Altarbild zeigt eine Kreuzabnahme, die von [[wikidata:Q3259440|Lorens Gottman]] um 1750 nach einem Gemälde von [[wikidata:Q712455|Jean Jouvenet]] von 1697<ref>Vgl. Jean Jouvenet, La descente de Croix, 1697, Paris, Musée du Louvre, Département des Peintures, INV 5493, https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010060703 (11.04.2023).</ref> entstanden ist. Jouvenets Gemälde hat Gottman vermutlich nicht im Original gekannt, sondern seine Version nach einem Stich<ref>Jouvenets Gemälde wurde im 18. Jahrhundert vielfach kopiert und in einem Stich durch Louis Desplaces verbreitet.</ref> geschaffen, worauf die seitenverkehrte Darstellung und die vom Original gänzlich abweichende Farbwahl verweisen.<ref>Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).</ref> Das Gemälde wurde wahrscheinlich im Zuge der Neuerrichtung des Herrenhauses in der Kirche aufgehängt.<ref>Vgl. Palm 1967/68, S. 81.</ref> Hervorzuheben ist außerdem die Empore mit der Orgel, die von vier Säulen getragen wird. Zentral ist das vergoldete Wappen der Grills angebracht, ein von einer Blumengirlande eingefasster Kranich mit einer Grille im Schnabel (Abb. 57). Auch eine der Liedertafeln stammt noch aus dem Jahr 1750; eine zweite ist eine Gipskopie von 1904.<ref>Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).</ref> Schließlich zählen vermutlich zwei weitere Gemälde zur Ausstattung des 18. Jahrhunderts: So eine seitenverkehrte Kopie eines unbekannten Künstlers nach [[wikidata:Q5599|Peter Paul Rubens]] ''Der Zinsgroschen''<ref>Peter Paul Rubens, The Tribute Money [Der Zinsgroschen], um 1610–1615, Fine Arts Museums of San Francisco, https://www.famsf.org/artworks/the-tribute-money (11.04.2023). Das Gemälde wurde mehrfach kopiert.</ref>, die wahrscheinlich ebenfalls auf einen Stich zurückgeht, wenn auch die Farbgebungen durchaus nah am Original bleiben.<ref>In Frage kommt etwa ein Stich der Szene von Lucas Vorsterman, der um 1617–1623 für Rubens arbeitete.</ref> Ein weiteres Gemälde zeigt Isaak, der Jakob segnet, geschaffen 1551 von dem flämischen Maler [[wikidata:Q427870|Jan Sanders van Hemessen]]. Das Werk war einst im Besitz von Kaiser [[wikidata:Q150586|Rudolf II.]] in Prag und gelangte im 30jährigen Krieg als Beute nach Schweden – sein Weg in den Besitz der Familie De Geer und die Kirche von Österbybruk ist unklar.<ref>Vgl. die Übersicht von Gunnar Ahlbäck unter https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023); zur Geschichte des Bildes siehe näher Palm 1967/68, S. 82–86.</ref> Weitere Objekte sind späteren Datums; vieles wurde anlässlich einer umfassenden Restaurierung 1953–1954 eingerichtet.<ref>Vgl. Gunnar Ahlbäck https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
Zur Kirche von Österbybruk gehört ein freistehender, hölzerner Glockenturm (''Klockstapel''), der vermutlich im Zuge des Baus der Kirche um 1735 errichtet wurde (Abb. 237, 238). Sein ursprünglicher Standort direkt an der Ecke der Långgatan und Gimogatan, wo sich die Wohnhäuser der Arbeiterschaft befanden, war bewusst gewählt und zeigt, dass seine Funktion nicht nur darin bestand, zum Gottesdienst zu rufen, sondern auch die täglichen Arbeitszeiten der Menschen zu regeln oder besondere Ereignisse anzukündigen.<ref>Vgl. https://bebyggelseregistret.raa.se/bbr2/anlaggning/visaMotivering.raa?anlaggningId=21320000039508&varderingId=21000001865028 (12.04.2023). Der Glockenstuhl ist auch auf einem Aquarell von Elias Martin aus den 1790er Jahren abgebildet. Vgl. Lundgren 2010, S. 5; https://pub.raa.se/visa/dokumentation/51e9fb11-4dfc-4116-bd33-74b070a2bf96 (11.04.2023).</ref> Anlässlich einer grundlegenden Restaurierung 2010 wurde der Glockenturm aus konservatorischen Gründen um wenige Meter versetzt.<ref>Vgl. Lundgren 2010, S. 6.</ref> Der Zeiger des Ziffernblatts zeigt nur die Stunden an. Auf einem Gemälde von [[wikidata:Q3259440|Lorens Gottmann]], vermutlich in den 1760er Jahren entstanden, erscheint der Glockenturm prominent in der rechten Bildmitte.<ref>Vgl. zu dem Gemälde näher [<span class="mark">interner Link</span>].</ref> (Abb. 134)


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
Wenige Jahre nach der Wiederaufnahme der Bauarbeiten am Corps-de-Logis in Österbybruk wurde 1767 auch die nahe Österby gelegene Kirche von Film, deren Bau wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückreicht, durch einen großen Anbau für die Arbeiterschaft der Eisenhütte erweitert. Dies geschah in erster Linie in Antwort auf die deutlich gestiegene Bevölkerungszahl in Österbybruk und naher Umgebung. Carl Johan Cronstedt fertigte 1765 eine Fassadenzeichnung an.<ref>Vgl. Vikström 2004, S. 84, 92; Gille 2022d, S. 98 [ohne Quellenangabe]. Eine Übersicht zur Kirche unter http://kulturarvsdata.se/raa/bbr/html/21300000003530 (11.04.2023); hier auch ein Dokument mit einer Chronologie und Inventarisierung aus dem Jahr 2004 durch Gunnar Ahlbäck, https://bebyggelseregistret.raa.se/bbr2/show/bilaga/showDokument.raa?dokumentId=21000001825439&thumbnail=false (11.04.2023).</ref> In der Kirche befindet sich das Grab des 1756 verstorbenen [[wikidata:Q67590949|Antoine De Geer]] sowie ein ihm gewidmetes Epitaph von 1770. Auch die Familie Tamm, in deren Besitz Österbybruk im 19. Jahrhundert war, wählte die Kirche in Film als ihren Begräbnisort und ließ dort ein Kolumbarium errichten, das 1832 fertiggestellt wurde.<ref>Vgl. Gille 2022d, S. 99 [ohne Quellenangabe].</ref>


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Generell stand den zahlreichen profanen Neubauten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Region eine äußerst geringe Bautätigkeit im sakralen Bereich gegenüber. Manche Kirchen aus Holz wurden nach und nach durch repräsentativere Steinbauten ersetzt. In den uppländischen Eisenhütten begannen die Erneuerungen auch die Kirchen betreffend nach dem [[wikipedia:Great_Northern_War|Großen Nordischen Krieg]] und zogen sich bis in das 19. Jahrhundert, wobei die Gebäudetypen äußerst vielfältig waren. Zuerst erhielt [https://sv.wikipedia.org/wiki/Lövstabruk Lövstabruk] 1727 einen neuen Kirchenbau (Abb. 240), gefolgt von Österbybruk, wo man sich auch architektonisch zweifelsohne an Lövsta orientierte. Während es in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Gimo Gimo] überraschenderweise keine Kirche gab, wurden in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Forsmark Forsmark] und [https://sv.wikipedia.org/wiki/S%C3%B6derfors Söderfors] erst in den 1790er Jahren eigene Kirchenbauten errichtet und dies von überregional bekannten Architekten. Während in Forsmark [[wikidata:Q2021144|Olof Tempelman]] beschäftigt wurde, verpflichte [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13193 Adolf Ulrik Grill] in Söderfors [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/8016 Erik Palmstedt], der etwa 20 Jahre zuvor in Österbybruk tätig gewesen war: Die familiären Netzwerke spielten für die Wahl des Architekten zweifelsohne eine Rolle.<ref>Vgl. Lindahl 2004, S. 66–67; Vikström 2004, S. 83–85. Zu den Kirchen in den Eisenhütten von Forsmark und Söderfors vgl. näher ebd. S. 90–92. Zu Palmstedt in Söderfors siehe auch Setterwall 1945, S. 390–395.</ref> In Forsmark und Söderfors besaßen die Besitzer der Eisenhütten auch die Patronatsreche und verbanden so ihren wirtschaftlichen Aufstieg mit den traditionellen Symbolen einer Aristokratisierung.<ref>Vgl. Vikström 2004, S. 84.</ref><references />
 
Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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Version vom 13. September 2024, 16:02 Uhr

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Zu Beginn der 1630er Jahre begannen die Umgestaltungen des Herrenhaus-Areals unter Jean Jacques De Geer mit der Errichtung zweier sich gegenüberliegenden Gebäude, die später zu den Vorbauten Corps-de-Logis wurden. Eines der Gebäude wurde am 30. November 1735 zur Kirche geweiht (Abb. 22).[1] Ihr Standort ließ diese Brukskyrka zu einem integralen Bestandteil der repräsentativen Herrenhausanlage werden, doch diente sie in erster Linie der mehrheitlich calvinistisch geprägten wallonischen Bevölkerung, die seit dem 17. Jahrhundert in der Eisenhütte beschäftigt war.[2] Österby hatte eigene Prediger: Der erste – Jacques Potheuck – kam 1636 aus Amsterdam und auch seine Nachfolger sind namentlich überliefert.[3] Architektonisch folgt die Kirche demselben Schema wie das ihr gegenüberliegende Wohnhaus. Leitgebend war dabei die Errichtung eines Ensembles aus Herrenhaus und passenden Vorbauten, so dass die Kirche eine entsprechend weltliche Gestaltung erhalten hat. Der schlichte Bau auf rechteckigem Grundriss[4] hat ein Säteridach mit schwarz geteerten Schindeln und ovalen Dachgauben; die Fenster auf der Westseite gab es ursprünglich nicht. Während der Haupteingang zum Norden liegt, gab es einst im Chor auf der Südseite eine weitere kleine und heute zugemauerte Tür, die von den Bewohner:innen des Herrenhauses benutzt wurde.[5]

Der Innenraum der Kirche besteht (Abb. 231–236) aus einem Vorraum mit Aufgang zur Empore und einigen kleinen angrenzenden praktikablen Räumen sowie einem großen rechteckigen Kirchenraum. Dessen Ausstattung ist einfach: Die Wände sind hell getüncht und zur Decke mit einer profilierten, marmorierten Leiste abgegrenzt. Der Gewölbespiegel ist nochmals durch umlaufende Leisten abgesetzt. Die Decke ist grau mit wolkenähnlichen Strukturen und Sternen gestaltet.[6] Einzelne Gemälde und Ausstattungsobjekte setzen Akzente[7]: Aus der unmittelbaren Entstehungszeit der Kirche stammt die Kanzel aus dem Jahr 1736, die mit vergoldeten Stuckelementen, Engelsköpfen und Girlanden geschmückt und mit dem von Löwen flankierten Wappen der De Geers bekrönt ist. Verwiesen ist auf Jean Jacques De Geer, der die Kosten für die Kirche getragen hatte.[8] Das Altarbild zeigt eine Kreuzabnahme, die von Lorens Gottman um 1750 nach einem Gemälde von Jean Jouvenet von 1697[9] entstanden ist. Jouvenets Gemälde hat Gottman vermutlich nicht im Original gekannt, sondern seine Version nach einem Stich[10] geschaffen, worauf die seitenverkehrte Darstellung und die vom Original gänzlich abweichende Farbwahl verweisen.[11] Das Gemälde wurde wahrscheinlich im Zuge der Neuerrichtung des Herrenhauses in der Kirche aufgehängt.[12] Hervorzuheben ist außerdem die Empore mit der Orgel, die von vier Säulen getragen wird. Zentral ist das vergoldete Wappen der Grills angebracht, ein von einer Blumengirlande eingefasster Kranich mit einer Grille im Schnabel (Abb. 57). Auch eine der Liedertafeln stammt noch aus dem Jahr 1750; eine zweite ist eine Gipskopie von 1904.[13] Schließlich zählen vermutlich zwei weitere Gemälde zur Ausstattung des 18. Jahrhunderts: So eine seitenverkehrte Kopie eines unbekannten Künstlers nach Peter Paul Rubens Der Zinsgroschen[14], die wahrscheinlich ebenfalls auf einen Stich zurückgeht, wenn auch die Farbgebungen durchaus nah am Original bleiben.[15] Ein weiteres Gemälde zeigt Isaak, der Jakob segnet, geschaffen 1551 von dem flämischen Maler Jan Sanders van Hemessen. Das Werk war einst im Besitz von Kaiser Rudolf II. in Prag und gelangte im 30jährigen Krieg als Beute nach Schweden – sein Weg in den Besitz der Familie De Geer und die Kirche von Österbybruk ist unklar.[16] Weitere Objekte sind späteren Datums; vieles wurde anlässlich einer umfassenden Restaurierung 1953–1954 eingerichtet.[17]

Zur Kirche von Österbybruk gehört ein freistehender, hölzerner Glockenturm (Klockstapel), der vermutlich im Zuge des Baus der Kirche um 1735 errichtet wurde (Abb. 237, 238). Sein ursprünglicher Standort direkt an der Ecke der Långgatan und Gimogatan, wo sich die Wohnhäuser der Arbeiterschaft befanden, war bewusst gewählt und zeigt, dass seine Funktion nicht nur darin bestand, zum Gottesdienst zu rufen, sondern auch die täglichen Arbeitszeiten der Menschen zu regeln oder besondere Ereignisse anzukündigen.[18] Anlässlich einer grundlegenden Restaurierung 2010 wurde der Glockenturm aus konservatorischen Gründen um wenige Meter versetzt.[19] Der Zeiger des Ziffernblatts zeigt nur die Stunden an. Auf einem Gemälde von Lorens Gottmann, vermutlich in den 1760er Jahren entstanden, erscheint der Glockenturm prominent in der rechten Bildmitte.[20] (Abb. 134)

Wenige Jahre nach der Wiederaufnahme der Bauarbeiten am Corps-de-Logis in Österbybruk wurde 1767 auch die nahe Österby gelegene Kirche von Film, deren Bau wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückreicht, durch einen großen Anbau für die Arbeiterschaft der Eisenhütte erweitert. Dies geschah in erster Linie in Antwort auf die deutlich gestiegene Bevölkerungszahl in Österbybruk und naher Umgebung. Carl Johan Cronstedt fertigte 1765 eine Fassadenzeichnung an.[21] In der Kirche befindet sich das Grab des 1756 verstorbenen Antoine De Geer sowie ein ihm gewidmetes Epitaph von 1770. Auch die Familie Tamm, in deren Besitz Österbybruk im 19. Jahrhundert war, wählte die Kirche in Film als ihren Begräbnisort und ließ dort ein Kolumbarium errichten, das 1832 fertiggestellt wurde.[22]

Generell stand den zahlreichen profanen Neubauten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Region eine äußerst geringe Bautätigkeit im sakralen Bereich gegenüber. Manche Kirchen aus Holz wurden nach und nach durch repräsentativere Steinbauten ersetzt. In den uppländischen Eisenhütten begannen die Erneuerungen auch die Kirchen betreffend nach dem Großen Nordischen Krieg und zogen sich bis in das 19. Jahrhundert, wobei die Gebäudetypen äußerst vielfältig waren. Zuerst erhielt Lövstabruk 1727 einen neuen Kirchenbau (Abb. 240), gefolgt von Österbybruk, wo man sich auch architektonisch zweifelsohne an Lövsta orientierte. Während es in Gimo überraschenderweise keine Kirche gab, wurden in Forsmark und Söderfors erst in den 1790er Jahren eigene Kirchenbauten errichtet und dies von überregional bekannten Architekten. Während in Forsmark Olof Tempelman beschäftigt wurde, verpflichte Adolf Ulrik Grill in Söderfors Erik Palmstedt, der etwa 20 Jahre zuvor in Österbybruk tätig gewesen war: Die familiären Netzwerke spielten für die Wahl des Architekten zweifelsohne eine Rolle.[23] In Forsmark und Söderfors besaßen die Besitzer der Eisenhütten auch die Patronatsreche und verbanden so ihren wirtschaftlichen Aufstieg mit den traditionellen Symbolen einer Aristokratisierung.[24]
  1. Vgl. Upmark 1908, S. 324.
  2. Für die wallonische Gemeinde existierte bereits vorher eine Kirche – ein Holzbau –, deren Standort jedoch unbekannt ist. Vgl. Gille 2022d, S. 99 [ohne Quellenangabe].
  3. Im Einzelnen: Robert Meaux 1640–1645, Hübertus 1651–1663, Hoseas bis 1689, Magnus Filmerus 1689–1713, Olaus Brådde 1713–1722, Karl Vijkblad 1722–1735, Andreas Östmark 1735–1745, Daniel Grevellius 1745–1760, Petrus Kiellström 1761–1773, Petrus Kiörning 1773–1786, Johan Waldius 1786–1826. Vgl. Gille 2022d, S. 95 [ohne Quellenangabe]; Mattson 2022, S. 101 [ohne Quellenangabe].
  4. Die Kirche mit ihrer Ausstattung befand sich im Besitz der Eisenhütte bis sie 1974 von Fagersta AB an die Gemeinde Films übergeben wurde. Österbybruk besitzt keinen eigenen Friedhof, sondern der gemeinsame Friedhof befindet sich in Film. Vgl. https://bebyggelseregistret.raa.se/bbr2/anlaggning/visaMotivering.raa?anlaggningId=21320000039508&varderingId=21000001865028 (12.04.2023).
  5. Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023); die Türe selbst ist laut Monica und Claes Gille noch erhalten, vgl. Gille 2022d, S. 100 [ohne Quellenangabe].
  6. Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).
  7. Eine kurze Übersicht auch bei Upmark 1908, S. 324–325.
  8. Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).
  9. Vgl. Jean Jouvenet, La descente de Croix, 1697, Paris, Musée du Louvre, Département des Peintures, INV 5493, https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010060703 (11.04.2023).
  10. Jouvenets Gemälde wurde im 18. Jahrhundert vielfach kopiert und in einem Stich durch Louis Desplaces verbreitet.
  11. Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).
  12. Vgl. Palm 1967/68, S. 81.
  13. Vgl. https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).
  14. Peter Paul Rubens, The Tribute Money [Der Zinsgroschen], um 1610–1615, Fine Arts Museums of San Francisco, https://www.famsf.org/artworks/the-tribute-money (11.04.2023). Das Gemälde wurde mehrfach kopiert.
  15. In Frage kommt etwa ein Stich der Szene von Lucas Vorsterman, der um 1617–1623 für Rubens arbeitete.
  16. Vgl. die Übersicht von Gunnar Ahlbäck unter https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023); zur Geschichte des Bildes siehe näher Palm 1967/68, S. 82–86.
  17. Vgl. Gunnar Ahlbäck https://www.svenskakyrkan.se/dannemorabygden/die-brukskirche-in-osterbybruk (11.04.2023).
  18. Vgl. https://bebyggelseregistret.raa.se/bbr2/anlaggning/visaMotivering.raa?anlaggningId=21320000039508&varderingId=21000001865028 (12.04.2023). Der Glockenstuhl ist auch auf einem Aquarell von Elias Martin aus den 1790er Jahren abgebildet. Vgl. Lundgren 2010, S. 5; https://pub.raa.se/visa/dokumentation/51e9fb11-4dfc-4116-bd33-74b070a2bf96 (11.04.2023).
  19. Vgl. Lundgren 2010, S. 6.
  20. Vgl. zu dem Gemälde näher [interner Link].
  21. Vgl. Vikström 2004, S. 84, 92; Gille 2022d, S. 98 [ohne Quellenangabe]. Eine Übersicht zur Kirche unter http://kulturarvsdata.se/raa/bbr/html/21300000003530 (11.04.2023); hier auch ein Dokument mit einer Chronologie und Inventarisierung aus dem Jahr 2004 durch Gunnar Ahlbäck, https://bebyggelseregistret.raa.se/bbr2/show/bilaga/showDokument.raa?dokumentId=21000001825439&thumbnail=false (11.04.2023).
  22. Vgl. Gille 2022d, S. 99 [ohne Quellenangabe].
  23. Vgl. Lindahl 2004, S. 66–67; Vikström 2004, S. 83–85. Zu den Kirchen in den Eisenhütten von Forsmark und Söderfors vgl. näher ebd. S. 90–92. Zu Palmstedt in Söderfors siehe auch Setterwall 1945, S. 390–395.
  24. Vgl. Vikström 2004, S. 84.
Exampleimg3.jpegExampleimg4.jpeg
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use space for extra, visualizations, or 3D scan iframes.

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Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)