Christinehof/11. Kirche und Dorfstrukturen: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Sekundärliteratur ====
#Andrarum
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]
Die nach Christinehof führende Allee bildet nicht nur eine repräsentative Zufahrtsstraße, sondern verbindet das Herrenhaus zugleich auf direktem Weg mit dem etwa zwei Kilometer entfernten Dorf Andrarum.<ref>Dorfstruktur, landschaftliche Umgebung und kulturelle Bedeutung von Andrarum wurden 2002 durch das ''Landsantikvarien'' in Schonen mit Blick auf die weitere Erhaltung und Entwicklung untersucht. Anlässlich wurden historisch interessante Gebäude in einer Datenbank verzeichnet. Vgl. Ortsrapport Andrarum 2002.</ref> Die dortige Pfarrei wird 1350 erstmals mit ''Androetharum'' benannt.<ref>Vgl. Ortsrapport Andrarum 2002, S. 5.</ref> Erhöht auf einem Hügel steht die Kirche, deren Ursprünge in das 12. Jahrhundert zurückgehen. Die Dorfanlage konzentriert sich um die zentrale Dorfstraße und war im 18. Jahrhundert eng mit der nahen Alaunhütte verbunden. Die früheste Übersichtskarte der Region, die ''Skånska rekognosceringskartan''<ref>Vgl. überblickend https://sv.wikipedia.org/wiki/Skånska_rekognosceringskartan (13.03.2023). Der Ausschnitt zu Christinehof und Andrarum ist digitalisiert: Riksarkivet, Topografiska kåren / Fältmätningskåren / Ingenjörskåren, Skånska rekognosceringskartan, 1812–1820, VÖ 205, https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/K0035847_00001 (13.03.2023).</ref> (Abb. 161), zeigt die Siedlung und ihre Nähe zur Alaunhütte und zu Christinehof. Insbesondere die baulichen Erweiterungen und die Innenausstattung der Kirche zeugen von dem Einfluss der Pipers. Der daneben liegende Friedhof veranschaulicht Sozialstruktur und Bevölkerungsentwicklung im Spiegel der Alaunindustrie. Heute sind in Andrarum nur wenige Gebäude aus der Zeit vor 1900 erhalten. Im Dorf gab es 1767 ein Pfarrhaus (''prästgård''), mehrere Christinehof unterstehende Gutshöfe (''frälsehemman'') und acht sogenannte [https://sv.wikipedia.org/wiki/Gatehus ''gatehus''], womit entlang einer Dorfstraße gebaute Häuser benannt wurden. Im Zuge der landwirtschaftlichen Bodenreform in Schweden ([https://sv.wikipedia.org/wiki/Enskiftet ''Enskiftet'']) kam es im 19. Jahrhundert zu grundlegenden Neuaufteilungen des Grundbesitzes. Es existierten zu diesem Zeitpunkt insgesamt 23 Höfe in Andrarum, die sich hauptsächlich westlich der Kirche situierten und den Pipers unterstanden. Die Gebäude waren mehrheitlich aus Holz und vermutlich mit der bei der Alaunproduktion abfallenden roten Farbe bemalt.<ref>Vgl. Ortsrapport Andrarum 2002, S. 5, S. 8; Börjesson 2018, S. 4.</ref> 1804 und 1808 entstandene Flurkarten<ref>Vgl. Lantmäteristyrelsens arkiv, K1-3:3, 1804, https://historiskakartor.lantmateriet.se/hk/viewer/share/K1-3:3/4c4d535f4b312d333a33/lms2/LMS/Andrarums%20socken%20Andrarum%20nr%201-26/Enskifte (10.03.2023); Lantmäterimyndigheternas arkiv, 11-and-11, 1808, https://historiskakartor.lantmateriet.se/hk/viewer/share/11-and-11/0003m5og/lm11/REG/11-and-11/Enskifte (10.03.2023).</ref> zeigen den Charakter des umliegenden Landes, das weitgehend von Acker- und Weideflächen bestimmt wurde.<ref>Vgl. näher Ortsrapport Andrarum 2002, S. 6.</ref><ol start="2" style="list-style-type: decimal;"><li> <p>Kirche</p></li></ol>Die Religion spielte im Leben von [https://skbl.se/en/article/ChristinaPiper Christina Piper] eine wesentliche Rolle. Aus ihren Korrespondenzen geht eine tiefe Frömmigkeit hervor, die sich in ihrem karitativen Engagement und ihren Investitionen in diverse Kirchengebäude ausdrückte. Mit letzteren verband sich ebenso ein Machtbewusstsein, denn sie bemühte sich in Schonen um Kontrolle und Einfluss in den Gemeinden und erlangte die Patronatsrechte in Andrarum, Högestad, Krageholm und Sövestad.<ref>Vgl. Norrhem 2010, S. 162, 204, 207–209.</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
Die Baugeschichte der Kirche in Andrarum<ref>Eine Übersicht über die Geschichte der Kirche mit Verlinkung relevanter Literatur unter https://www.svenskakyrkan.se/brosarp/andrarums-kyrka (13.03.2023). Hervorzuheben ist eine Arbeit, die von Anneli Andersson 2002 an der SLU (''Sveriges lantbruksuniversitet'') in Alnarp zur Entwicklung des Friedhofs in Andrarum verfasst wurde (vgl. Andersson 2002) sowie ein 2018 für den schonischen Landsantikvarien entstandener kulturhistorischer Überblick von Kerstin Börjesson (vgl. Börjesson 2018). Das einst in Andrarum aufbewahrte Kirchenarchiv wurde bei einem Brand 1875 größtenteils zerstört. Vgl. Andersson 2002, S. 5.</ref> (Abb. 26, 162, 163) geht vermutlich, ähnlich anderer romanischer Kirchen der Region, auf das 12. Jahrhundert zurück. Einige mittelalterliche Elemente haben sich erhalten.<ref>Vgl. zu den erhaltenen mittelalterlichen Bauteilen Börjesson 2018, S. 4.</ref> Wahrscheinlich im 15. Jahrhundert wurden Gewölbe eingezogen, die um 1475–1525 von einer heute unbekannten Werkstatt – benannt als „Meister von Everlöv“ ([https://sv.wikipedia.org/wiki/Everl%C3%B6vsm%C3%A4staren#:~:text=Everl%C3%B6vsm%C3%A4staren%2C%20%C3%A4ven%20Everl%C3%B6vsgruppen%2C%20var%20en,Gud%20skapar%20havsvarelser%2C%20Everl%C3%B6vs%20kyrka. ''Everlövsmästaren'']) – mit Fresken bemalt wurden (Abb. 164). Mit der Gründung der Alaunhütte durch [[wikidata:Q5568122|Jochum Beck]] im 17. Jahrhundert verzeichnete Andrarum einen sprunghaften Bevölkerungsanstieg; bereits Beck plante eine Erweiterung der Kirche, die indes nicht zur Umsetzung kam.<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 4.</ref> Erst 1709 wurde ein kleiner Erweiterungsbau nach Norden vollendet und entstanden zwei Gruftgewölbe, in die der 1682 verstorbene Jochum Beck und seine Frau Elsa Friis umgebettet wurden.<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 5.</ref> Als Christina Piper die Alaunhütte um 1725 übernahm, rückte auch die Kirche in ihren Fokus. Sie initiierte zahlreiche Erneuerungen und stiftete einige Ausstattungsobjekte für den Innenraum, die nahezu alle von dem von ihr umfassend geförderten schonischen Bildhauer [[wikidata:Q5882681|Johan Jerling]] ausgeführt wurden.<ref>Johan Jerling lebte ab circa 1719 bis zu Christina Pipers Tod 1752 mit seiner Frau Anna Maja und dem Sohn Carl auf Krageholm. Neben einer intensiven Beschäftigung durch Christina Piper war Jerling auch in anderen Kontexten tätig, dort teils mit großen Verzögerungen. Das 1719 für die Marienkirche in Ystad bei ihm in Auftrag gegeben Altarbild wurde beispielsweise erst 1733 geweiht. Vgl. Norrhem 2010, S. 213; Gröndahl 2021d, S. 148. Vgl. auch die Einträge im ''Svenskt biografiskt lexikon'', https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12078 (13.03.2023) und im [http://runeberg.org/smok/ ''Svenska män och kvinnor: biografisk uppslagsbok''], Bd. 4, 1948, S. 56, [https://runeberg.org/smok/4/0072.html runeberg.org/smok/4/0072.html] (14.03.2023).</ref> Andrarums Kirche war kein Einzelfall: Christina Piper beschäftigte Jerling auch in den Kirchen in Sövestad, Baldringe, Högestad, Ängsö und Vist bei [[wikipedia:Sturefors_Castle|Sturefors]]<ref>Vgl. Norrhem 2010, S. 213.</ref>, zudem in der Kapelle ihres Hauptwohnsitzes in [[wikipedia:Krageholm_Castle|Krageholm]], die nach Plänen von [[wikidata:Q455143|Nicodemus Tessin d. J.]] errichtet worden war. Der Stellenwert insbesondere der Kirchenausstattungen entspricht der hohen Bedeutung, die Christina Piper dem Glauben zeitlebens einräumte. Wie ihr Mann [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/7284 Carl Piper], war sie eine überzeugte Anhängerin des Pietismus und bewahrte fast ausschließlich religiöse Literatur in ihrer Bibliothek in Krageholm auf.<ref>1732 ließ sie 5000 Exemplare des ab 1605 erschienen Erbauungswerks ''Vier Bücher vom wahren Christentum'' des lutherischen Pfarrers Johann Arndt drucken, das in Teilen von Carl Piper während seiner russischen Gefangenschaft übersetzt worden war. Vgl. zu Christina Piper und dem Pietismus näher Ulvros 2021, hier insbesondere S. 141.</ref> Zugleich boten die Kirchen einen öffentlichen Raum, in dem sie ihren Einfluss in der Region und ihren materiellen Erfolg effektvoll vor Augen führen konnte. Noch 1750 stiftete sie für die Kirche in Andrarum eine neue Glocke, die indes vermutlich zum Einsturz des Turms im selben Jahr führte. Unter ihrem Sohn [[wikidata:Q6161733|Carl Fredrik Piper]] erfolgte 1768 schließlich ein großer Anbau im Norden, die sogenannte ''Verkakyrkan'', mit darunter liegender Gruft.<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 5–6.</ref> Am Nordgiebel zeugen noch heute die großen Initialen von Carl Fredrik Piper und seiner Frau [[wikidata:Q109829973|Ulrike Christina Mörner]] sowie die Jahreszahl 1768 von dieser Erweiterung (Abb. 165, 166), wobei die Kosten nur als Darlehen gegeben wurden und zurückgezahlt werden mussten. Zur gleichen Zeit wurde auch der Friedhof vergrößert um hauptsächlich Beschäftigte der Alaunhütte aufzunehmen, deren soziale Struktur sich anhand der Gräber bis heute ablesen lässt.<ref>Zur Entwicklung des Friedhofs vgl. Andersson 2002, hier S. 4, 13; Verlinkung Gert?</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
Zahlreiche Eingriffe erfolgten im 19. Jahrhundert, von denen ein neuer Turm im Westen 1817 nach Entwürfen von P. W. Palmroth den Charakter der Kirche am Nachhaltigsten veränderte. Weitere Veränderungen – darunter ein neuer Eingang, die Umstellung des Altars oder ein Umbau der Waffenkammer in einen Chor mit Sakristei – veränderten die Kirche weiter, jedoch blieben die großen Züge des 18. Jahrhunderts erhalten. Im 20. Jahrhundert fanden eine Reihe an Renovierungskampagnen statt, die unter anderem den Fußboden, die Kirchenbänke und die Wände betrafen.<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 6. Die Renovierungen fanden 1930 (Architekten: Nils Blanck, Eiler Graebe), in den 1960er Jahren (Architekt: Torsten Leon-Nilson), 1973 (Architekt: Carl-Axel Acking) und 1999 (Architekt: Hans Ponnert) statt. Eine detaillierte Beschreibung des gesamten Gebäudes, inklusive der mobilen Gegenstände, bei Börjesson 2018, S. 7–14.</ref>


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
<u>Innenraumausstattung</u>


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Der Einfluss von [https://skbl.se/en/article/ChristinaPiper Christina Piper] manifestierte sich insbesondere in der Ausstattung der Kirche, über die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert ein repräsentativer und dem Status der Stifterin angemessener Innenraum geschaffen wurde (Abb. 167). Die kostspieligen Ausstattungsobjekte gab Christina Piper erst ab 1742 und somit etwa ein Jahr nach der Vollendung von Christinehof in Auftrag. [[wikidata:Q5882681|Johann Jerling]] schuf eine Kanzel mit Baldachin und Dekorelementen aus vergoldetem Holz (Abb. 168, 169): Tiersymbole der Evangelisten, Arabesken, Akanthusblätter und Engelsfiguren sowie ein bekröntes Monogramm auf dem Baldachin schmücken das Ensemble. Jerling realisierte zudem 1750 einen Altaraufsatz mit einem Gemälde, das eine Abendmahlsszene zeigt. Der prächtige, geschnitzte Holzrahmen wird von zwei Säulen eingefasst; darüber erhebt sich ein Aufbau, auf dem zentral eine Christusfigur und beidseitig zwei Engelsfiguren platziert sind (Abb. 170).<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 12–13; Gröndahl 2021d, S. 149–151. Hier auch Vergleichsabbildungen aus anderen schonischen Kirchen (S. 152–157).</ref> Im selben Jahr stiftete Christina Piper eine große Uhr, ausgeführt von Andreas Wetterholtz.<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 14.</ref> Die Kirche in Andrarum vereinte folglich mehrere Funktionen, war ein Ort für die Gemeinde und insbesondere die Alaunhüttenbeschäftigten, aber sollte gleichermaßen den repräsentativen Ansprüchen einer Schlosskirche in unmittelbarer Nähe zu Christinehof genügen.<ref>Vgl. Börjesson 2018, S. 18.</ref><references />
 
Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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Version vom 13. September 2024, 20:05 Uhr

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  1. Andrarum
Die nach Christinehof führende Allee bildet nicht nur eine repräsentative Zufahrtsstraße, sondern verbindet das Herrenhaus zugleich auf direktem Weg mit dem etwa zwei Kilometer entfernten Dorf Andrarum.[1] Die dortige Pfarrei wird 1350 erstmals mit Androetharum benannt.[2] Erhöht auf einem Hügel steht die Kirche, deren Ursprünge in das 12. Jahrhundert zurückgehen. Die Dorfanlage konzentriert sich um die zentrale Dorfstraße und war im 18. Jahrhundert eng mit der nahen Alaunhütte verbunden. Die früheste Übersichtskarte der Region, die Skånska rekognosceringskartan[3] (Abb. 161), zeigt die Siedlung und ihre Nähe zur Alaunhütte und zu Christinehof. Insbesondere die baulichen Erweiterungen und die Innenausstattung der Kirche zeugen von dem Einfluss der Pipers. Der daneben liegende Friedhof veranschaulicht Sozialstruktur und Bevölkerungsentwicklung im Spiegel der Alaunindustrie. Heute sind in Andrarum nur wenige Gebäude aus der Zeit vor 1900 erhalten. Im Dorf gab es 1767 ein Pfarrhaus (prästgård), mehrere Christinehof unterstehende Gutshöfe (frälsehemman) und acht sogenannte gatehus, womit entlang einer Dorfstraße gebaute Häuser benannt wurden. Im Zuge der landwirtschaftlichen Bodenreform in Schweden (Enskiftet) kam es im 19. Jahrhundert zu grundlegenden Neuaufteilungen des Grundbesitzes. Es existierten zu diesem Zeitpunkt insgesamt 23 Höfe in Andrarum, die sich hauptsächlich westlich der Kirche situierten und den Pipers unterstanden. Die Gebäude waren mehrheitlich aus Holz und vermutlich mit der bei der Alaunproduktion abfallenden roten Farbe bemalt.[4] 1804 und 1808 entstandene Flurkarten[5] zeigen den Charakter des umliegenden Landes, das weitgehend von Acker- und Weideflächen bestimmt wurde.[6]
  1. Kirche

Die Religion spielte im Leben von Christina Piper eine wesentliche Rolle. Aus ihren Korrespondenzen geht eine tiefe Frömmigkeit hervor, die sich in ihrem karitativen Engagement und ihren Investitionen in diverse Kirchengebäude ausdrückte. Mit letzteren verband sich ebenso ein Machtbewusstsein, denn sie bemühte sich in Schonen um Kontrolle und Einfluss in den Gemeinden und erlangte die Patronatsrechte in Andrarum, Högestad, Krageholm und Sövestad.[7]

Die Baugeschichte der Kirche in Andrarum[8] (Abb. 26, 162, 163) geht vermutlich, ähnlich anderer romanischer Kirchen der Region, auf das 12. Jahrhundert zurück. Einige mittelalterliche Elemente haben sich erhalten.[9] Wahrscheinlich im 15. Jahrhundert wurden Gewölbe eingezogen, die um 1475–1525 von einer heute unbekannten Werkstatt – benannt als „Meister von Everlöv“ (Everlövsmästaren) – mit Fresken bemalt wurden (Abb. 164). Mit der Gründung der Alaunhütte durch Jochum Beck im 17. Jahrhundert verzeichnete Andrarum einen sprunghaften Bevölkerungsanstieg; bereits Beck plante eine Erweiterung der Kirche, die indes nicht zur Umsetzung kam.[10] Erst 1709 wurde ein kleiner Erweiterungsbau nach Norden vollendet und entstanden zwei Gruftgewölbe, in die der 1682 verstorbene Jochum Beck und seine Frau Elsa Friis umgebettet wurden.[11] Als Christina Piper die Alaunhütte um 1725 übernahm, rückte auch die Kirche in ihren Fokus. Sie initiierte zahlreiche Erneuerungen und stiftete einige Ausstattungsobjekte für den Innenraum, die nahezu alle von dem von ihr umfassend geförderten schonischen Bildhauer Johan Jerling ausgeführt wurden.[12] Andrarums Kirche war kein Einzelfall: Christina Piper beschäftigte Jerling auch in den Kirchen in Sövestad, Baldringe, Högestad, Ängsö und Vist bei Sturefors[13], zudem in der Kapelle ihres Hauptwohnsitzes in Krageholm, die nach Plänen von Nicodemus Tessin d. J. errichtet worden war. Der Stellenwert insbesondere der Kirchenausstattungen entspricht der hohen Bedeutung, die Christina Piper dem Glauben zeitlebens einräumte. Wie ihr Mann Carl Piper, war sie eine überzeugte Anhängerin des Pietismus und bewahrte fast ausschließlich religiöse Literatur in ihrer Bibliothek in Krageholm auf.[14] Zugleich boten die Kirchen einen öffentlichen Raum, in dem sie ihren Einfluss in der Region und ihren materiellen Erfolg effektvoll vor Augen führen konnte. Noch 1750 stiftete sie für die Kirche in Andrarum eine neue Glocke, die indes vermutlich zum Einsturz des Turms im selben Jahr führte. Unter ihrem Sohn Carl Fredrik Piper erfolgte 1768 schließlich ein großer Anbau im Norden, die sogenannte Verkakyrkan, mit darunter liegender Gruft.[15] Am Nordgiebel zeugen noch heute die großen Initialen von Carl Fredrik Piper und seiner Frau Ulrike Christina Mörner sowie die Jahreszahl 1768 von dieser Erweiterung (Abb. 165, 166), wobei die Kosten nur als Darlehen gegeben wurden und zurückgezahlt werden mussten. Zur gleichen Zeit wurde auch der Friedhof vergrößert um hauptsächlich Beschäftigte der Alaunhütte aufzunehmen, deren soziale Struktur sich anhand der Gräber bis heute ablesen lässt.[16]

Zahlreiche Eingriffe erfolgten im 19. Jahrhundert, von denen ein neuer Turm im Westen 1817 nach Entwürfen von P. W. Palmroth den Charakter der Kirche am Nachhaltigsten veränderte. Weitere Veränderungen – darunter ein neuer Eingang, die Umstellung des Altars oder ein Umbau der Waffenkammer in einen Chor mit Sakristei – veränderten die Kirche weiter, jedoch blieben die großen Züge des 18. Jahrhunderts erhalten. Im 20. Jahrhundert fanden eine Reihe an Renovierungskampagnen statt, die unter anderem den Fußboden, die Kirchenbänke und die Wände betrafen.[17]

Innenraumausstattung

Der Einfluss von Christina Piper manifestierte sich insbesondere in der Ausstattung der Kirche, über die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert ein repräsentativer und dem Status der Stifterin angemessener Innenraum geschaffen wurde (Abb. 167). Die kostspieligen Ausstattungsobjekte gab Christina Piper erst ab 1742 und somit etwa ein Jahr nach der Vollendung von Christinehof in Auftrag. Johann Jerling schuf eine Kanzel mit Baldachin und Dekorelementen aus vergoldetem Holz (Abb. 168, 169): Tiersymbole der Evangelisten, Arabesken, Akanthusblätter und Engelsfiguren sowie ein bekröntes Monogramm auf dem Baldachin schmücken das Ensemble. Jerling realisierte zudem 1750 einen Altaraufsatz mit einem Gemälde, das eine Abendmahlsszene zeigt. Der prächtige, geschnitzte Holzrahmen wird von zwei Säulen eingefasst; darüber erhebt sich ein Aufbau, auf dem zentral eine Christusfigur und beidseitig zwei Engelsfiguren platziert sind (Abb. 170).[18] Im selben Jahr stiftete Christina Piper eine große Uhr, ausgeführt von Andreas Wetterholtz.[19] Die Kirche in Andrarum vereinte folglich mehrere Funktionen, war ein Ort für die Gemeinde und insbesondere die Alaunhüttenbeschäftigten, aber sollte gleichermaßen den repräsentativen Ansprüchen einer Schlosskirche in unmittelbarer Nähe zu Christinehof genügen.[20]
  1. Dorfstruktur, landschaftliche Umgebung und kulturelle Bedeutung von Andrarum wurden 2002 durch das Landsantikvarien in Schonen mit Blick auf die weitere Erhaltung und Entwicklung untersucht. Anlässlich wurden historisch interessante Gebäude in einer Datenbank verzeichnet. Vgl. Ortsrapport Andrarum 2002.
  2. Vgl. Ortsrapport Andrarum 2002, S. 5.
  3. Vgl. überblickend https://sv.wikipedia.org/wiki/Skånska_rekognosceringskartan (13.03.2023). Der Ausschnitt zu Christinehof und Andrarum ist digitalisiert: Riksarkivet, Topografiska kåren / Fältmätningskåren / Ingenjörskåren, Skånska rekognosceringskartan, 1812–1820, VÖ 205, https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/K0035847_00001 (13.03.2023).
  4. Vgl. Ortsrapport Andrarum 2002, S. 5, S. 8; Börjesson 2018, S. 4.
  5. Vgl. Lantmäteristyrelsens arkiv, K1-3:3, 1804, https://historiskakartor.lantmateriet.se/hk/viewer/share/K1-3:3/4c4d535f4b312d333a33/lms2/LMS/Andrarums%20socken%20Andrarum%20nr%201-26/Enskifte (10.03.2023); Lantmäterimyndigheternas arkiv, 11-and-11, 1808, https://historiskakartor.lantmateriet.se/hk/viewer/share/11-and-11/0003m5og/lm11/REG/11-and-11/Enskifte (10.03.2023).
  6. Vgl. näher Ortsrapport Andrarum 2002, S. 6.
  7. Vgl. Norrhem 2010, S. 162, 204, 207–209.
  8. Eine Übersicht über die Geschichte der Kirche mit Verlinkung relevanter Literatur unter https://www.svenskakyrkan.se/brosarp/andrarums-kyrka (13.03.2023). Hervorzuheben ist eine Arbeit, die von Anneli Andersson 2002 an der SLU (Sveriges lantbruksuniversitet) in Alnarp zur Entwicklung des Friedhofs in Andrarum verfasst wurde (vgl. Andersson 2002) sowie ein 2018 für den schonischen Landsantikvarien entstandener kulturhistorischer Überblick von Kerstin Börjesson (vgl. Börjesson 2018). Das einst in Andrarum aufbewahrte Kirchenarchiv wurde bei einem Brand 1875 größtenteils zerstört. Vgl. Andersson 2002, S. 5.
  9. Vgl. zu den erhaltenen mittelalterlichen Bauteilen Börjesson 2018, S. 4.
  10. Vgl. Börjesson 2018, S. 4.
  11. Vgl. Börjesson 2018, S. 5.
  12. Johan Jerling lebte ab circa 1719 bis zu Christina Pipers Tod 1752 mit seiner Frau Anna Maja und dem Sohn Carl auf Krageholm. Neben einer intensiven Beschäftigung durch Christina Piper war Jerling auch in anderen Kontexten tätig, dort teils mit großen Verzögerungen. Das 1719 für die Marienkirche in Ystad bei ihm in Auftrag gegeben Altarbild wurde beispielsweise erst 1733 geweiht. Vgl. Norrhem 2010, S. 213; Gröndahl 2021d, S. 148. Vgl. auch die Einträge im Svenskt biografiskt lexikon, https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/12078 (13.03.2023) und im Svenska män och kvinnor: biografisk uppslagsbok, Bd. 4, 1948, S. 56, runeberg.org/smok/4/0072.html (14.03.2023).
  13. Vgl. Norrhem 2010, S. 213.
  14. 1732 ließ sie 5000 Exemplare des ab 1605 erschienen Erbauungswerks Vier Bücher vom wahren Christentum des lutherischen Pfarrers Johann Arndt drucken, das in Teilen von Carl Piper während seiner russischen Gefangenschaft übersetzt worden war. Vgl. zu Christina Piper und dem Pietismus näher Ulvros 2021, hier insbesondere S. 141.
  15. Vgl. Börjesson 2018, S. 5–6.
  16. Zur Entwicklung des Friedhofs vgl. Andersson 2002, hier S. 4, 13; Verlinkung Gert?
  17. Vgl. Börjesson 2018, S. 6. Die Renovierungen fanden 1930 (Architekten: Nils Blanck, Eiler Graebe), in den 1960er Jahren (Architekt: Torsten Leon-Nilson), 1973 (Architekt: Carl-Axel Acking) und 1999 (Architekt: Hans Ponnert) statt. Eine detaillierte Beschreibung des gesamten Gebäudes, inklusive der mobilen Gegenstände, bei Börjesson 2018, S. 7–14.
  18. Vgl. Börjesson 2018, S. 12–13; Gröndahl 2021d, S. 149–151. Hier auch Vergleichsabbildungen aus anderen schonischen Kirchen (S. 152–157).
  19. Vgl. Börjesson 2018, S. 14.
  20. Vgl. Börjesson 2018, S. 18.
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xx

use space for extra, visualizations, or 3D scan iframes.

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Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)