Christinehof/05. Wirtschaftlicher Kontext: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Herrenhäuser
Wechseln zu: Navigation, Suche
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 3: Zeile 3:
|[[Datei:Exampleimg1.jpeg|rahmenlos]]
|[[Datei:Exampleimg1.jpeg|rahmenlos]]
|-
|-
|
|Das Gebiet um Christinehof war bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von dem dänischen Adeligen [[wikidata:Q5568122|Jochum Beck]] für die Alaungewinnung erschlossen worden. Der Erzeugung des Mineralsalzes Alaun kam im 18. Jahrhundert im gesamten europäischen Raum eine weitreichende Bedeutung zu. In Schweden existierten mehrere Alaunhütten, die auch über die Landesgrenzen hinaus exportierten.<ref>Vgl. die Übersicht bei Stoltz 1934; Lagerstedt 2020, S. 14–15.</ref> In Andrarum lagen große Vorkommen an Alaunschiefer, ein mit Schwefeleisen und Kohle durchsetzter Schieferton, der die Rohstoffbasis für die Alaunerzeugung bildete. Der bergmännisch abgebaute Schiefer wurde zunächst in bis zu sieben Meter hohe Türme geschichtet und über mehrere Wochen im Feuer geröstet bzw. „still“ verbrannt, das Alaun anschließend in mehreren Arbeitsschritten in großen Becken unter freiem Himmel herausgelaugt. In einem Siedeprozess wurde die Lauge danach eingedampft und das Alaun auskristallisiert. In dieser Form war Alaun ein begehrtes Handelsgut, das vielfältig eingesetzt wurde, so beispielsweise als Beizmittel in der Färberei und der Gerberei, bei der Papier- und Leimherstellung oder in Pharmazie und Medizin. Die Arbeitsschritte blieben von der Gründung bis zur Schließung der Hütte weitgehend dieselben. (Abb. 37, 38, 9, 10) Im 19. Jahrhundert gelang die chemische und damit kostengünstigere Alaunherstellung, womit die Alaunhütten nach und nach stillgelegt wurden.<ref>Vgl. zum Herstellungsprozess von Alaun bspw. Svenson 1973, S. 23–24; Björkander 2008, S. 16. Die Produktionsvorgänge in Andrarum wurden auf Basis der vorliegenden archivalischen Quellen und Zeichnungen detailliert ausgewertet in Lagerstedt 2020, insb. S. 20–26. Für das frühe 18. Jahrhundert ist u.a. die Beschreibung der Alaunhütte durch den ''bergmästare'' Edmund Gripenhielm von 1721 aufschlussreich, vgl. ''Beskrivning öfver Andrarums Alunbruk i Skåne'', 1716–1721, Tekniska Museet Stockholm, Andrarums Alunbruks arkiv, Volym F1:1, http://130.242.29.71/klara/webui/index.html#/volume/1000/general (12.02.2024).</ref>
==== Sekundärliteratur ====
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
Jochum Beck war nach Auslandsaufenthalten u.a. in Flandern und England Ende der 1620er Jahre an den Hof von [[wikidata:Q153586|Christian IV.]] gekommen. Er erhielt zahlreiche Grafschaften (u. a. Kopenhagen 1632–1634, Stavanger 1634 und Kristianstad 1639–1642), besaß zudem durch Erbschaft, Heirat und weitere Ankäufe zeitweise 14 Höfe in Schonen sowie weitere sieben in Dänemark und galt als einer der vermögendsten Männer seiner Zeit.<ref>Vgl. Wetterberg 2021, S. 80. Siehe auch Stoltz 1932, S. 80, Anm. 1, sowie Bøggild-Andersen/Heiberg 2011, https://biografiskleksikon.lex.dk/Joachim_Beck_-_lensmand (25.09.2023).</ref> Beck erkannte die hohen Schieferaufkommen in Andrarum und erhielt 1637 das königliche Privileg für die Alaungewinnung.<ref>Vgl. Stoltz 1932, S. 80. Das genaue Datum der Gründung ist unbekannt; das Dokument über den Erhalt der Privilegien vom 7. Oktober 1637 liegt heute im Archiv von Christinehof (F/I 4, 2). Für eine Übersicht zu Gründung und Entwicklung der Alaunhütte unter Beck siehe auch Lagerstedt 2020, S. 18–19.</ref> Er konzentrierte sich zunächst auf territoriale Erweiterungen, experimentierte vermutlich mit Produktionstechniken und besuchte Alaunhütten in England und Lüttich, von wo er Experten nach Schweden mitbrachte.<ref>Vgl. näher Stoltz 1932, S. 80–81.</ref> Seine Bemühungen wurden durch den [[wikipedia:Torstenson_War|Torstenssonskrieg]] zwischen Schweden und Dänemark-Norwegen 1643–1645 unterbrochen: In Schonen kam es zu weitreichenden Zerstörungen und Plünderungen und die Alaunhütte verlor ihre teuren Bleikessel an den Gouverneur von Kristiansstad Ebbe Uhlfeldt.<ref>Vgl. Wetterberg 2021, S. 82; Stoltz 1932, S. 82.</ref> Nach Kriegsende folgte bis etwa 1650 eine zweite Gründungphase, in der Jochum Beck hohe Summen lieh um die Produktion zu stabilisieren. 1657 wurde Schonen während des Zweiten Nordischen Krieges erneut zum Kriegsschauplatz und fiel 1658 im [[wikipedia:Treaty_of_Roskilde|Frieden von Roskilde]] endgültig an Schweden. Die Wirtschaftlichkeit der Alaunhütte stabilisierte sich auch in den folgenden Jahren nicht. Beck hatte mit hohen Schulden und den Ansprüchen seiner Gläubiger zu kämpfen, denen er zeitweise mehrere Kessel abtreten musste. Sein Sohn [[wikidata:Q110549313|Lave Beck]] versuchte, nach dem Tod des Vaters 1682 durch ein erneutes Darlehen die Alaunhütte zu retten. 1686 erging der für die Produktion essentielle königliche Erlass der ''Verkalinjen'', der den Holzbesitz zugunsten der Alaunhütte in einem Umkreis von etwa zwei Meilen regelte. 1730 entstand eine großformatige Karte (Abb. 39), die den Verlauf der Linie wiedergibt. 21 große Steinen markierten den kreisförmigen Umfang in der Landschaft.<ref>Das Gebiet innerhalb der ''Verkalinjen'' umfasste etwa 65 500 ha Land. Vgl. Andersson/Andersson 1996, S. 19–20. Siehe auch Stoltz 1932, S. 111.</ref> Der Gouverneur von Schonen [[wikidata:Q569387|Rutger von Ascheberg]] beschrieb die Hütte in Andrarum 1693 als einen der wichtigsten Orte der Region und verwies zugleich auf die Schwierigkeiten der Familie Beck, sie rentabel zu machen.<ref>Vgl. Wetterberg 2021, S. 83–85; Wetterberg 2017, S. 21–22.</ref> Trotz steigender Arbeiterzahl, Ausbau von Infrastruktur und Erweiterung der Produktionsstätten blieb die Alaunhütte wirtschaftlich instabil, was neben den Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzung in Schonen wohl auch auf eine ungeschickte Geschäftsführung der Becks zurückzuführen war.<ref>Vgl. näher zur Situation der Alaunhütte und der damit verbundenen Infrastruktur und Produktion Stoltz 1932, S. 85–97.</ref> Obwohl ab 1706 mit einer Produktion von durchschnittlich mehr als 5000 Barrel im Jahr eine Blütezeit einsetzte, starb [[wikidata:Q110549313|Lave Beck]] 1710 mittellos und die ''Riksbank'' versuchte, die Alaunhütte durch Treuhänder führen zu lassen.<ref>Vgl. Wetterberg 2017, S. 21.</ref> Zur selben Zeit richtete sich [https://skbl.se/en/article/ChristinaPiper Christina Pipers] Interesse auf die Anlage, deren Erwerb sich kompliziert und langwierig gestaltete. Sie löste nach und nach die Forderungen der Gläubiger ein, bis der größte Teil der Anlage 1725 in ihren Händen war.<ref>Wetterberg vermutet, dass Christina Piper von den Turbulenzen profitierte, die sich infolge der schwedischen Niederlage von Poltawa 1709 an der Bank zutrugen. Zeitweise konnten keine Beträge ausbezahlt werden und die Werte der Einlagen waren starken Schwankungen unterworfen. Christina Piper verdiente mit geschickten Investitionen vermutlich ein Vermögen, was sich über Quellen jedoch nicht abschließend belegen lässt. Vgl. Wetterberg 2021, S. 86–87; Wetterberg 2017, S. 22.</ref> In den 1730er Jahren behaupteten eine Reihe an ehemaligen Besitzern unter anderem, sei seien übervorteilt worden. Der Fall ging vor Gericht und durch verschiedene Instanzen, bis er 1736 zugunsten von Christina Piper abgeschlossen wurde.<ref>Vgl. Norrhem 2010, S. 197–198.</ref> Unter ihrer Führung sollte die Alaunhütte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung erfahren, der sich unter ihrem Sohn [[wikidata:Q6161733|Carl Piper]] bis etwa 1762 fortsetzte.<ref>Die Entwicklung der Alaunhütte lässt sich auch an der Anzahl der Kessel ablesen: Bis 1762 waren 22 Kessel in Betrieb; 1763–1764: 18; 1766–1783: zwischen 14 und 20; 1784–1785: 12; 1786–89: 6; ab 1790: 1. Vgl. Stoltz 1932, S. 97. Siehe überblickend auch Lagerstedt 2020, S. 5–7.</ref> Bereits drei Jahre nach der Übernahme 1728 erreichte die Produktion mit 5800 Fässern Alaun einen Höchstwert und betrug etwa 30 % mehr als während des [[wikipedia:Great_Northern_War|Großen Nordischen Krieges]].<ref>Vgl. Norrhem 2010, S. 198.</ref> Zwischen ca. 1730 und 1820 exportierte Andrarum insbesondere von den Häfen in Ystad, Kivik, Ahus und Simrishamn<ref>Das Alaun wurde zunächst zur Mündung des Flusses ''Verkeån –'' wo bereits Jochum Beck einen Hafen gebaut hatte – und von dort zu den verschiedenen Häfen transportiert. Vgl. Svenson 1973, S. 25.</ref> in zahlreiche Ostseehäfen und weitere europäische Länder, darunter Holland, Belgien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Russland.<ref>Vgl. Stoltz 1932, S. 102.</ref> Zeitweise waren mehrere Hundert Menschen beschäftigt, die in Arbeitersiedlungen auf dem Gelände selbst lebten oder aus den umliegenden Gemeinden kamen.<ref>Im Jahr 1732 beispielsweise waren 205 Menschen beschäftigt, davon 100 Männer, 64 Frauen, 24 Jungen und 17 Mädchen. Vgl. Stoltz 1932, S. 99; eine Graphik zur Bevölkerungsentwicklung 1742–1890 auf S. 105. Stoltz gibt dort die höchste Einwohnerzahl der Alaunhütte in den 1760er Jahren mit etwa 900 Personen an, während Björkander von etwa 500 Arbeitenden ausgeht. Vgl. Björkander S. 28. Gillberg nennt 1767 insgesamt 300 „Bruksarbetare och arbetorskor“, https://www.osterlenanor.se/andrarum/ (16.04.2024).</ref> Verwaltungsapparat, technische Infrastruktur und soziale Versorgung wurden entsprechend ausgebaut – so gab es in der zweiten Jahrhunderthälfte beispielsweise ein Krankenhaus, eine Schule, eine eigene Gerichtsbarkeit, eine Schmiede, ein Krankenhaus, zwei Wirtshäuser und ein Altersheim für Frauen, konnten sich zudem Apotheker, Hutmacher, Schneider etc.<ref>Siehe zu den Metiers und überlieferten Personen im Einzelnen Lagerstedt 2020, S. 455–617.</ref> ansiedeln. (Abb. 40–42, 11, 13) Im Jahr 1741 wurde ein großes Lagerhaus fertiggestellt (Abb. 43–44); noch 1758 wurde ein neues Verwaltungsgebäude und 1761 ein Inspektorenhaus errichtet.<ref>Vgl. Stoltz 1932, S. 98–99.</ref> Manche Familien lassen sich über mehrere Generationen vor Ort nachweisen.<ref>Siehe zu den überlieferten Familien im Einzelnen Lagerstedt 2020, S. 618–1027; eine Auflistung der überlieferten Personen unter ihren jeweiligen Funktionen in der Alaunhütte S. 389–454.</ref> Ab 1766 existierte eine eigene Währung, die nur auf dem Gelände der Alaunhütte gültig war. Insgesamt entwickelte sich eine eigenständige und abgeschlossene Gemeinde. Christina Piper unterstrich auch auf diesem Weg ihren Machtfaktor in der Region und erreichte – die Gewinnmaximierung ohne Zweifel im Blick – eine weitreichende Kontrolle der Alaunhütte.<ref>Vgl. Björkander 2008, S. 18; Svenson 1973, S. 26. Norrhem verweist als mögliches Vorbild für die eigene Währung auf das Bergwerk von Falun (''Falu gruva''), vgl. näher Norrhem 2010, S. 200–201.</ref> Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch das bereits ab 1686 praktizierte System des teilweisen Lohnerhalts in Naturalien, die in dem erhaltenen Lagerhaus ausgegeben wurden. Die Arbeiter hatten zudem die Möglichkeit, sich zu verschulden, was in schwedischen Eisen- oder Alaunhütten im 18. Jahrhundert weit verbreitet war und wohl hauptsächlich der Schaffung eines Abhängigkeitsverhältnisses diente.<ref>Vgl. Björkander 2008, S. 10. Siehe auch Svenson 1973, S. 26 – 27, zu den Lohn- und Bezahlungsmodalitäten.</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
Für [https://skbl.se/en/article/ChristinaPiper Christina Piper] wurde der Aufbau der Alaunhütte zu einer erfolgreichen Exportindustrie auf europäischem Niveau zum Kern ihres Geschäftslebens. Ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten erstreckten sich auch auf den teils risikofreudigen Erwerb von Aktien, Investitionen in Expeditionen der schwedischen [[wikipedia:Swedish_East_India_Company|Ostindien-Kompagnie]] und die Unterstützung verschiedener Gesellschaften, darunter 1738 die langfristig erfolglose [[wikipedia:Swedish_Levant_Company|''Levantiska kompaniet'']], die in den Handel mit der Türkei und dem nahen Osten investierte.<ref>Weiterhin unterstützte sie die Versicherungsgesellschaft ''Assucerancecontoiret'', die private Zollerhebungsgesellschaft ''Generaltullarrendesocieteten'' oder die wenig rentable Bergbaugesellschaft ''Västerbottniska bergslagsocieteten'', in die schon Carl Piper investiert hatte. Vgl. Norrhem 2010, S. 228–232.</ref> Für ihr Geschäftsimperium baute Christina Piper einen großen Verwaltungsapparat auf und umgab sich mit Buchhaltern und Inspektoren, die teils sehr lange für sie arbeiteten. In Christinehof fungierte Ivar Ryting<ref>Vgl. https://www.geni.com/people/Ivar-Ryting/326526824210007317 (02.10.2023). Zahlreiche Briefe zwischen ihm und Christina Piper haben sich erhalten.</ref> 35 Jahre als Leiter der Alaunhütte.<ref>Vgl. Norrhem 2010, S. 202; 226–227.</ref>


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
In der Christinehof umgebenden Landschaft (Abb. 45, 20, 21) hinterließ die Alaun-Produktion weiträumige Spuren, so insbesondere der enorme Holzbedarf, durch den es im 17. und 18. Jahrhundert zu einer nachhaltigen Reduzierung und Veränderung der Bewaldung kam. Holz wurde in großen Mengen als Brennmaterial für den Alaunschiefer sowie als Baumaterial für Gebäude, Fässer, Wagen etc. benötigt. Insbesondere zwischen 1684 und 1704 ging der Wald stark zurück und wandelte sich in einen lichten Buchenwald. Im Laufe des 18. Jahrhundert wurde der Holzmangel zu einem wesentlichen Problem, das auch durch diverse Maßnahmen, darunter Wiederaufforstungen oder Weide- und Holzschlagverbote, nicht gelöst werden konnte. Es entstand eine offene und weitgehend waldlose Landschaft mit einzelnen Waldinseln, die sich erst im beginnenden 20. Jahrhunderts langsam zurück zu einem Mischwald erholte.<ref>Zu den Auswirkungen der Alaunhütte auf die umliegende Landschaft und die Bewaldung vgl. insbesondere Andersson/Andersson 2020.</ref> Die Prozesse der Alaungewinnung brachten weitere umfassenden Umweltprobleme mit sich: Aufgrund der monatelang schwelenden Brände litten die Arbeiter:innen unter Hitze, Gestank und Schwefeldünsten; hinzu kamen giftige Dämpfe aus den Siedelaugen und giftige Abwässer. Torf- und Holzverbrennungen fanden in großem Stil statt. Nicht nur die Luftverschmutzung war erheblich, auch der Fluss war betroffen, da Schwermetalle und Schieferreste ungefiltert eingeleitet wurden und Fischsterben und eine Versauerung des Bodens nach sich zogen. Der Einfluss auf die Vegetation und die umliegenden Felder sowie auf die Gesundheit der hier lebenden und arbeitenden Menschen war erheblich.<ref>Vgl. Lagerstedt 2020, S. 9–11.</ref>


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Die Halden der Produktionsrückstände und des Schieferabbaus überformten die Landschaft nachhaltig und sind bis heute sichtbar. Die inzwischen meist grasbewachsenen Schlackenhalden bestehen mehrheitlich aus rötlichem ''Rödfyr'', den Überresten des verbrannten und mit Wasser gespülten Alaunschiefers.<ref>Siehe auch Alftberg/Åkesson 2011, S. 15.</ref> Auch die ehemaligen Siedebecken lassen sich heute noch lokalisieren und konnten über das Bodenradar teilweise in ihren genauen Aufteilungen nachgewiesen werden.


Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
Um 1763 setzte in Andrarum ein sich kontinuierlich fortsetzender Niedergang ein, der durch den sich stetig verschärfenden Holzmangel sowie Handelskrisen und Rezession beschleunigt wurde. Insbesondere zwischen 1770 und 1790 ging die Produktion stark zurück.<ref>Vgl. Stoltz 1932, S. 101; 109; Svenson 1973, S. 27–29.</ref> Umstrukturierungen der Produktionsabläufe führten im ausgehenden 18. Jahrhundert zwar zu einem vorübergehenden Aufschwung, doch war der Niedergang der herkömmlichen Alaunindustrie nicht mehr aufzuhalten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besiegelten die neuen kostengünstigeren Möglichkeiten der chemischen Alaunerzeugung das Ende der Alaunverhüttung. Andrarum produzierte bis ins Jahr 1905 und wurde als letzte Hütte Schwedens 1912 stillgelegt.<ref>Vgl. zum Zeitraum nach 1818 überblickend Stoltz, S. 103–107; Svenson 1973, S. 30–31.</ref>
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
|[[Datei:Exampleimg3.jpeg|rahmenlos|175x175px]][[Datei:Exampleimg4.jpeg|rahmenlos|175x175px]]
|[[Datei:Exampleimg3.jpeg|rahmenlos|175x175px]][[Datei:Exampleimg4.jpeg|rahmenlos|175x175px]]
|-
|-

Version vom 13. September 2024, 18:57 Uhr

leave blank, so we can add automated content later Exampleimg1.jpeg
Das Gebiet um Christinehof war bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von dem dänischen Adeligen Jochum Beck für die Alaungewinnung erschlossen worden. Der Erzeugung des Mineralsalzes Alaun kam im 18. Jahrhundert im gesamten europäischen Raum eine weitreichende Bedeutung zu. In Schweden existierten mehrere Alaunhütten, die auch über die Landesgrenzen hinaus exportierten.[1] In Andrarum lagen große Vorkommen an Alaunschiefer, ein mit Schwefeleisen und Kohle durchsetzter Schieferton, der die Rohstoffbasis für die Alaunerzeugung bildete. Der bergmännisch abgebaute Schiefer wurde zunächst in bis zu sieben Meter hohe Türme geschichtet und über mehrere Wochen im Feuer geröstet bzw. „still“ verbrannt, das Alaun anschließend in mehreren Arbeitsschritten in großen Becken unter freiem Himmel herausgelaugt. In einem Siedeprozess wurde die Lauge danach eingedampft und das Alaun auskristallisiert. In dieser Form war Alaun ein begehrtes Handelsgut, das vielfältig eingesetzt wurde, so beispielsweise als Beizmittel in der Färberei und der Gerberei, bei der Papier- und Leimherstellung oder in Pharmazie und Medizin. Die Arbeitsschritte blieben von der Gründung bis zur Schließung der Hütte weitgehend dieselben. (Abb. 37, 38, 9, 10) Im 19. Jahrhundert gelang die chemische und damit kostengünstigere Alaunherstellung, womit die Alaunhütten nach und nach stillgelegt wurden.[2]

Jochum Beck war nach Auslandsaufenthalten u.a. in Flandern und England Ende der 1620er Jahre an den Hof von Christian IV. gekommen. Er erhielt zahlreiche Grafschaften (u. a. Kopenhagen 1632–1634, Stavanger 1634 und Kristianstad 1639–1642), besaß zudem durch Erbschaft, Heirat und weitere Ankäufe zeitweise 14 Höfe in Schonen sowie weitere sieben in Dänemark und galt als einer der vermögendsten Männer seiner Zeit.[3] Beck erkannte die hohen Schieferaufkommen in Andrarum und erhielt 1637 das königliche Privileg für die Alaungewinnung.[4] Er konzentrierte sich zunächst auf territoriale Erweiterungen, experimentierte vermutlich mit Produktionstechniken und besuchte Alaunhütten in England und Lüttich, von wo er Experten nach Schweden mitbrachte.[5] Seine Bemühungen wurden durch den Torstenssonskrieg zwischen Schweden und Dänemark-Norwegen 1643–1645 unterbrochen: In Schonen kam es zu weitreichenden Zerstörungen und Plünderungen und die Alaunhütte verlor ihre teuren Bleikessel an den Gouverneur von Kristiansstad Ebbe Uhlfeldt.[6] Nach Kriegsende folgte bis etwa 1650 eine zweite Gründungphase, in der Jochum Beck hohe Summen lieh um die Produktion zu stabilisieren. 1657 wurde Schonen während des Zweiten Nordischen Krieges erneut zum Kriegsschauplatz und fiel 1658 im Frieden von Roskilde endgültig an Schweden. Die Wirtschaftlichkeit der Alaunhütte stabilisierte sich auch in den folgenden Jahren nicht. Beck hatte mit hohen Schulden und den Ansprüchen seiner Gläubiger zu kämpfen, denen er zeitweise mehrere Kessel abtreten musste. Sein Sohn Lave Beck versuchte, nach dem Tod des Vaters 1682 durch ein erneutes Darlehen die Alaunhütte zu retten. 1686 erging der für die Produktion essentielle königliche Erlass der Verkalinjen, der den Holzbesitz zugunsten der Alaunhütte in einem Umkreis von etwa zwei Meilen regelte. 1730 entstand eine großformatige Karte (Abb. 39), die den Verlauf der Linie wiedergibt. 21 große Steinen markierten den kreisförmigen Umfang in der Landschaft.[7] Der Gouverneur von Schonen Rutger von Ascheberg beschrieb die Hütte in Andrarum 1693 als einen der wichtigsten Orte der Region und verwies zugleich auf die Schwierigkeiten der Familie Beck, sie rentabel zu machen.[8] Trotz steigender Arbeiterzahl, Ausbau von Infrastruktur und Erweiterung der Produktionsstätten blieb die Alaunhütte wirtschaftlich instabil, was neben den Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzung in Schonen wohl auch auf eine ungeschickte Geschäftsführung der Becks zurückzuführen war.[9] Obwohl ab 1706 mit einer Produktion von durchschnittlich mehr als 5000 Barrel im Jahr eine Blütezeit einsetzte, starb Lave Beck 1710 mittellos und die Riksbank versuchte, die Alaunhütte durch Treuhänder führen zu lassen.[10] Zur selben Zeit richtete sich Christina Pipers Interesse auf die Anlage, deren Erwerb sich kompliziert und langwierig gestaltete. Sie löste nach und nach die Forderungen der Gläubiger ein, bis der größte Teil der Anlage 1725 in ihren Händen war.[11] In den 1730er Jahren behaupteten eine Reihe an ehemaligen Besitzern unter anderem, sei seien übervorteilt worden. Der Fall ging vor Gericht und durch verschiedene Instanzen, bis er 1736 zugunsten von Christina Piper abgeschlossen wurde.[12] Unter ihrer Führung sollte die Alaunhütte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung erfahren, der sich unter ihrem Sohn Carl Piper bis etwa 1762 fortsetzte.[13] Bereits drei Jahre nach der Übernahme 1728 erreichte die Produktion mit 5800 Fässern Alaun einen Höchstwert und betrug etwa 30 % mehr als während des Großen Nordischen Krieges.[14] Zwischen ca. 1730 und 1820 exportierte Andrarum insbesondere von den Häfen in Ystad, Kivik, Ahus und Simrishamn[15] in zahlreiche Ostseehäfen und weitere europäische Länder, darunter Holland, Belgien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Russland.[16] Zeitweise waren mehrere Hundert Menschen beschäftigt, die in Arbeitersiedlungen auf dem Gelände selbst lebten oder aus den umliegenden Gemeinden kamen.[17] Verwaltungsapparat, technische Infrastruktur und soziale Versorgung wurden entsprechend ausgebaut – so gab es in der zweiten Jahrhunderthälfte beispielsweise ein Krankenhaus, eine Schule, eine eigene Gerichtsbarkeit, eine Schmiede, ein Krankenhaus, zwei Wirtshäuser und ein Altersheim für Frauen, konnten sich zudem Apotheker, Hutmacher, Schneider etc.[18] ansiedeln. (Abb. 40–42, 11, 13) Im Jahr 1741 wurde ein großes Lagerhaus fertiggestellt (Abb. 43–44); noch 1758 wurde ein neues Verwaltungsgebäude und 1761 ein Inspektorenhaus errichtet.[19] Manche Familien lassen sich über mehrere Generationen vor Ort nachweisen.[20] Ab 1766 existierte eine eigene Währung, die nur auf dem Gelände der Alaunhütte gültig war. Insgesamt entwickelte sich eine eigenständige und abgeschlossene Gemeinde. Christina Piper unterstrich auch auf diesem Weg ihren Machtfaktor in der Region und erreichte – die Gewinnmaximierung ohne Zweifel im Blick – eine weitreichende Kontrolle der Alaunhütte.[21] Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch das bereits ab 1686 praktizierte System des teilweisen Lohnerhalts in Naturalien, die in dem erhaltenen Lagerhaus ausgegeben wurden. Die Arbeiter hatten zudem die Möglichkeit, sich zu verschulden, was in schwedischen Eisen- oder Alaunhütten im 18. Jahrhundert weit verbreitet war und wohl hauptsächlich der Schaffung eines Abhängigkeitsverhältnisses diente.[22]

Für Christina Piper wurde der Aufbau der Alaunhütte zu einer erfolgreichen Exportindustrie auf europäischem Niveau zum Kern ihres Geschäftslebens. Ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten erstreckten sich auch auf den teils risikofreudigen Erwerb von Aktien, Investitionen in Expeditionen der schwedischen Ostindien-Kompagnie und die Unterstützung verschiedener Gesellschaften, darunter 1738 die langfristig erfolglose Levantiska kompaniet, die in den Handel mit der Türkei und dem nahen Osten investierte.[23] Für ihr Geschäftsimperium baute Christina Piper einen großen Verwaltungsapparat auf und umgab sich mit Buchhaltern und Inspektoren, die teils sehr lange für sie arbeiteten. In Christinehof fungierte Ivar Ryting[24] 35 Jahre als Leiter der Alaunhütte.[25]

In der Christinehof umgebenden Landschaft (Abb. 45, 20, 21) hinterließ die Alaun-Produktion weiträumige Spuren, so insbesondere der enorme Holzbedarf, durch den es im 17. und 18. Jahrhundert zu einer nachhaltigen Reduzierung und Veränderung der Bewaldung kam. Holz wurde in großen Mengen als Brennmaterial für den Alaunschiefer sowie als Baumaterial für Gebäude, Fässer, Wagen etc. benötigt. Insbesondere zwischen 1684 und 1704 ging der Wald stark zurück und wandelte sich in einen lichten Buchenwald. Im Laufe des 18. Jahrhundert wurde der Holzmangel zu einem wesentlichen Problem, das auch durch diverse Maßnahmen, darunter Wiederaufforstungen oder Weide- und Holzschlagverbote, nicht gelöst werden konnte. Es entstand eine offene und weitgehend waldlose Landschaft mit einzelnen Waldinseln, die sich erst im beginnenden 20. Jahrhunderts langsam zurück zu einem Mischwald erholte.[26] Die Prozesse der Alaungewinnung brachten weitere umfassenden Umweltprobleme mit sich: Aufgrund der monatelang schwelenden Brände litten die Arbeiter:innen unter Hitze, Gestank und Schwefeldünsten; hinzu kamen giftige Dämpfe aus den Siedelaugen und giftige Abwässer. Torf- und Holzverbrennungen fanden in großem Stil statt. Nicht nur die Luftverschmutzung war erheblich, auch der Fluss war betroffen, da Schwermetalle und Schieferreste ungefiltert eingeleitet wurden und Fischsterben und eine Versauerung des Bodens nach sich zogen. Der Einfluss auf die Vegetation und die umliegenden Felder sowie auf die Gesundheit der hier lebenden und arbeitenden Menschen war erheblich.[27]

Die Halden der Produktionsrückstände und des Schieferabbaus überformten die Landschaft nachhaltig und sind bis heute sichtbar. Die inzwischen meist grasbewachsenen Schlackenhalden bestehen mehrheitlich aus rötlichem Rödfyr, den Überresten des verbrannten und mit Wasser gespülten Alaunschiefers.[28] Auch die ehemaligen Siedebecken lassen sich heute noch lokalisieren und konnten über das Bodenradar teilweise in ihren genauen Aufteilungen nachgewiesen werden.

Um 1763 setzte in Andrarum ein sich kontinuierlich fortsetzender Niedergang ein, der durch den sich stetig verschärfenden Holzmangel sowie Handelskrisen und Rezession beschleunigt wurde. Insbesondere zwischen 1770 und 1790 ging die Produktion stark zurück.[29] Umstrukturierungen der Produktionsabläufe führten im ausgehenden 18. Jahrhundert zwar zu einem vorübergehenden Aufschwung, doch war der Niedergang der herkömmlichen Alaunindustrie nicht mehr aufzuhalten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besiegelten die neuen kostengünstigeren Möglichkeiten der chemischen Alaunerzeugung das Ende der Alaunverhüttung. Andrarum produzierte bis ins Jahr 1905 und wurde als letzte Hütte Schwedens 1912 stillgelegt.[30]

Exampleimg3.jpegExampleimg4.jpeg
xx

use space for extra, visualizations, or 3D scan iframes.

Exampleimg2.jpegExampleimg5.jpeg
Einzelnachweise
  1. Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)
  2. “Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)
  3. “Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel” (2024)
  1. Vgl. die Übersicht bei Stoltz 1934; Lagerstedt 2020, S. 14–15.
  2. Vgl. zum Herstellungsprozess von Alaun bspw. Svenson 1973, S. 23–24; Björkander 2008, S. 16. Die Produktionsvorgänge in Andrarum wurden auf Basis der vorliegenden archivalischen Quellen und Zeichnungen detailliert ausgewertet in Lagerstedt 2020, insb. S. 20–26. Für das frühe 18. Jahrhundert ist u.a. die Beschreibung der Alaunhütte durch den bergmästare Edmund Gripenhielm von 1721 aufschlussreich, vgl. Beskrivning öfver Andrarums Alunbruk i Skåne, 1716–1721, Tekniska Museet Stockholm, Andrarums Alunbruks arkiv, Volym F1:1, http://130.242.29.71/klara/webui/index.html#/volume/1000/general (12.02.2024).
  3. Vgl. Wetterberg 2021, S. 80. Siehe auch Stoltz 1932, S. 80, Anm. 1, sowie Bøggild-Andersen/Heiberg 2011, https://biografiskleksikon.lex.dk/Joachim_Beck_-_lensmand (25.09.2023).
  4. Vgl. Stoltz 1932, S. 80. Das genaue Datum der Gründung ist unbekannt; das Dokument über den Erhalt der Privilegien vom 7. Oktober 1637 liegt heute im Archiv von Christinehof (F/I 4, 2). Für eine Übersicht zu Gründung und Entwicklung der Alaunhütte unter Beck siehe auch Lagerstedt 2020, S. 18–19.
  5. Vgl. näher Stoltz 1932, S. 80–81.
  6. Vgl. Wetterberg 2021, S. 82; Stoltz 1932, S. 82.
  7. Das Gebiet innerhalb der Verkalinjen umfasste etwa 65 500 ha Land. Vgl. Andersson/Andersson 1996, S. 19–20. Siehe auch Stoltz 1932, S. 111.
  8. Vgl. Wetterberg 2021, S. 83–85; Wetterberg 2017, S. 21–22.
  9. Vgl. näher zur Situation der Alaunhütte und der damit verbundenen Infrastruktur und Produktion Stoltz 1932, S. 85–97.
  10. Vgl. Wetterberg 2017, S. 21.
  11. Wetterberg vermutet, dass Christina Piper von den Turbulenzen profitierte, die sich infolge der schwedischen Niederlage von Poltawa 1709 an der Bank zutrugen. Zeitweise konnten keine Beträge ausbezahlt werden und die Werte der Einlagen waren starken Schwankungen unterworfen. Christina Piper verdiente mit geschickten Investitionen vermutlich ein Vermögen, was sich über Quellen jedoch nicht abschließend belegen lässt. Vgl. Wetterberg 2021, S. 86–87; Wetterberg 2017, S. 22.
  12. Vgl. Norrhem 2010, S. 197–198.
  13. Die Entwicklung der Alaunhütte lässt sich auch an der Anzahl der Kessel ablesen: Bis 1762 waren 22 Kessel in Betrieb; 1763–1764: 18; 1766–1783: zwischen 14 und 20; 1784–1785: 12; 1786–89: 6; ab 1790: 1. Vgl. Stoltz 1932, S. 97. Siehe überblickend auch Lagerstedt 2020, S. 5–7.
  14. Vgl. Norrhem 2010, S. 198.
  15. Das Alaun wurde zunächst zur Mündung des Flusses Verkeån – wo bereits Jochum Beck einen Hafen gebaut hatte – und von dort zu den verschiedenen Häfen transportiert. Vgl. Svenson 1973, S. 25.
  16. Vgl. Stoltz 1932, S. 102.
  17. Im Jahr 1732 beispielsweise waren 205 Menschen beschäftigt, davon 100 Männer, 64 Frauen, 24 Jungen und 17 Mädchen. Vgl. Stoltz 1932, S. 99; eine Graphik zur Bevölkerungsentwicklung 1742–1890 auf S. 105. Stoltz gibt dort die höchste Einwohnerzahl der Alaunhütte in den 1760er Jahren mit etwa 900 Personen an, während Björkander von etwa 500 Arbeitenden ausgeht. Vgl. Björkander S. 28. Gillberg nennt 1767 insgesamt 300 „Bruksarbetare och arbetorskor“, https://www.osterlenanor.se/andrarum/ (16.04.2024).
  18. Siehe zu den Metiers und überlieferten Personen im Einzelnen Lagerstedt 2020, S. 455–617.
  19. Vgl. Stoltz 1932, S. 98–99.
  20. Siehe zu den überlieferten Familien im Einzelnen Lagerstedt 2020, S. 618–1027; eine Auflistung der überlieferten Personen unter ihren jeweiligen Funktionen in der Alaunhütte S. 389–454.
  21. Vgl. Björkander 2008, S. 18; Svenson 1973, S. 26. Norrhem verweist als mögliches Vorbild für die eigene Währung auf das Bergwerk von Falun (Falu gruva), vgl. näher Norrhem 2010, S. 200–201.
  22. Vgl. Björkander 2008, S. 10. Siehe auch Svenson 1973, S. 26 – 27, zu den Lohn- und Bezahlungsmodalitäten.
  23. Weiterhin unterstützte sie die Versicherungsgesellschaft Assucerancecontoiret, die private Zollerhebungsgesellschaft Generaltullarrendesocieteten oder die wenig rentable Bergbaugesellschaft Västerbottniska bergslagsocieteten, in die schon Carl Piper investiert hatte. Vgl. Norrhem 2010, S. 228–232.
  24. Vgl. https://www.geni.com/people/Ivar-Ryting/326526824210007317 (02.10.2023). Zahlreiche Briefe zwischen ihm und Christina Piper haben sich erhalten.
  25. Vgl. Norrhem 2010, S. 202; 226–227.
  26. Zu den Auswirkungen der Alaunhütte auf die umliegende Landschaft und die Bewaldung vgl. insbesondere Andersson/Andersson 2020.
  27. Vgl. Lagerstedt 2020, S. 9–11.
  28. Siehe auch Alftberg/Åkesson 2011, S. 15.
  29. Vgl. Stoltz 1932, S. 101; 109; Svenson 1973, S. 27–29.
  30. Vgl. zum Zeitraum nach 1818 überblickend Stoltz, S. 103–107; Svenson 1973, S. 30–31.