Galenbeck/01. Einführung: Unterschied zwischen den Versionen
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<span style="color:#000000;">Ab Lübbersdorf fährt man durch Wald! Man wird vom Grün verschluckt. Landstraßen führen zu den kleinen Dörfern Friedrichshof, Wittenborn und Rohrkrug. Bei Wittenborn liegt der Brohmer Wald, und die Brohmer Berge bilden eine eiszeitlich geprägte Topografie aus. Es ist still, man wird langsam. Zwei Sträßchen, fast nur noch Waldwege, versetzen den Besucher unversehens in eine vergangene Zeit. Am Ende dieser Wege, gelegen an einer sanft zum See hin abfallenden Hangkante, liegt Galenbeck, ein Dörfchen, das sich an seinen See anschmiegt. Der See ist am Ufer von einem mächtigen Schilfgürtel umgeben und die Wasserfläche liegt ausgebreitet da. Hier greifen als „Naturschutzgebiet“, „Europäisches Vogelschutzgebiet“, „Landschaftsschutzgebiet“, „Naturpark“ und „Naturwald“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn12">GAIA-MV, https://www.geoportal-mv.de/portal/Geodatenviewer/GAIA-MVlight<span style="color:#000000;"> | <span style="color:#000000;">Ab Lübbersdorf fährt man durch Wald! Man wird vom Grün verschluckt. Landstraßen führen zu den kleinen Dörfern Friedrichshof, Wittenborn und Rohrkrug. Bei Wittenborn liegt der Brohmer Wald, und die Brohmer Berge bilden eine eiszeitlich geprägte Topografie aus. Es ist still, man wird langsam. Zwei Sträßchen, fast nur noch Waldwege, versetzen den Besucher unversehens in eine vergangene Zeit. Am Ende dieser Wege, gelegen an einer sanft zum See hin abfallenden Hangkante, liegt Galenbeck, ein Dörfchen, das sich an seinen See anschmiegt. Der See ist am Ufer von einem mächtigen Schilfgürtel umgeben und die Wasserfläche liegt ausgebreitet da. Hier greifen als „Naturschutzgebiet“, „Europäisches Vogelschutzgebiet“, „Landschaftsschutzgebiet“, „Naturpark“ und „Naturwald“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn12">GAIA-MV, https://www.geoportal-mv.de/portal/Geodatenviewer/GAIA-MVlight<span style="color:#000000;"> (08.04.2024), siehe: Themen_Fachthemen_Umwelt und Naturschutz_Schutzgebiete.</span></ref></span> | ||
<span style="color:#000000;"><span style="color:#000000;"><span style="color:#000000;"><span style="color:#000000;">In Galenbeck gibt es eine mittelalterliche Burgruine, eine Kirche als Feldsteinbau mit barocker Turmerweiterung und Friedhof, ein </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">es, aus Fachwerk errichtetes Herrenhaus (Abb. | <span style="color:#000000;"><span style="color:#000000;"><span style="color:#000000;"><span style="color:#000000;">In Galenbeck gibt es eine mittelalterliche Burgruine, eine Kirche als Feldsteinbau mit barocker Turmerweiterung und Friedhof, ein </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND¬e=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">es, aus Fachwerk errichtetes Herrenhaus (Abb. 1-6), dessen Bau auf den Anfang des 18. Jahrhunderts verweist, Reste einer Gutsanlage, die im 18. Jahrhundert erneuert und erweitert worden ist, sowie zum Teil jahrhundertealte Wohnhäuser der Dorfbewohner, sehr altes Straßenpflaster</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2162">Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin (LAKD): Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Akte, Gemarkung: Galenbeck 4086, Art des Baudenkmals: Dorfstraße allgemein.</ref></span><span style="color:#000000;"> und ein Gartenareal des historischen Guts, auf dem eine nahezu einmalig erhaltene „Tanzlinde“ steht. Alles bildet ein Ensemble, nahezu alles steht unter Denkmalschutz</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2172">Vgl.: Denkmalliste des Landkreises Mecklenburg-Strelitz, Stand: Februar 2005, in: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin: Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Akte, Gemarkung: Galenbeck 4086, Art des Baudenkmals: Burg.</ref></span><span style="color:#000000;"> und hat seine Ursprünge mindestens im 14. Jahrhundert. Trotz Enteignung der freiherrlichen Familie von Rieben 1945 nach mindestens 550 Jahren durchgehenden Besitzes und </span><span style="color:#000000;">ihres Verlassens des Ortes hat eine Baustruktur überdauert, anhand derer sehr viel über die Geschichte der Gutsherrschaft und der Gutswirtschaft im historischen Mecklenburg(-Strelitz) zu erkennen i</span><span style="color:#000000;">st.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2182"><span style="color:#000000;">Eine herzliche Danksagung geht an Prof. Dr. Sabine Bock, Luisa Maria Lück (verh. Berger) und Uwe Timmermann.</span></ref></span> | ||
====Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund==== | ====Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund==== | ||
<span style="color:#000000;">Galenbeck liegt im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, nahe der Grenze zwischen Mecklenburg, Vorpommern und der Uckermark (Landschaft im deutschen Bundesland Brandenburg). Die Gemeinde ist 2023 die östlichste im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.<ref name="ftn2192">Galenbeck, https://de.wikipedia.org/wiki/Galenbeck<span style="color:#0563c1;"> | <span style="color:#000000;">Galenbeck liegt im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, nahe der Grenze zwischen Mecklenburg, Vorpommern und der Uckermark (Landschaft im deutschen Bundesland Brandenburg). Die Gemeinde ist 2023 die östlichste im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.<ref name="ftn2192">Galenbeck, https://de.wikipedia.org/wiki/Galenbeck<span style="color:#0563c1;"> </span><span style="color:#0563c1;"><span style="color:#000000;">(16.12.2023).</span></span></ref></span> | ||
<span style="color:#000000;">Von Neubrandenburg führt die Bundesstraße 197 in die Kleinstadt Friedland. Von dort erreicht man über das ehemalige Gutsdorf Lübbersdorf (Familie von Oertzen) den Ort Galenbeck. Die Niederung, in der der Galenbecker See liegt, trägt die Landschaftsbezeichnung „</span>[https://de.wikipedia.org/wiki/Friedl%C3%A4nder_Gro%C3%9Fe_Wiese Friedländer Große Wiese]<span style="color:#000000;">“. Das weitläufige Meliorationsgebiet und ehemalige Moor – so stellte es der Geologe, Mineraloge und Professor an der Rostocker Universität Franz Eugen Geinitz (1834-1925) in seiner 1885 veröffentlichten „Übersichtskarte der See’n, Moore & Thalläufe Mecklenburgs“ dar – ist über den Lübkowsee, den Putzarer See, den „Landgraben“, die Tollense (ab Klempenow), die Trebel (ab Demmin) und den Trebelkanal sowie die Recknitz (ab Tribsees bzw. Bad Sülze) mit dem „</span>[[wikidata:Q896801|Saaler Bodden]]<span style="color:#000000;">“ (bei Ribnitz) und der Ostsee verbunden. Dieser langgestreckte Tallauf (ein langes Flusstal im Alluvium, eines der Urstromtäler in Mitteleuropa), an dem man auch die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern nachvollziehen kann, bietet über Jahrhunderte Lebensgrundlage, ist aber auch dichtes, spannungsreiches Siedlungsgebiet.<ref name="ftn2202"><span style="color:#000000;">Vgl.: Übersichtskarte der See’n, Moore & Thalläufe Mecklenburgs, Entworfen von F. E. Geinitz, 1885, in: Mohr/Stentzel 2001, s.p.; Schwarz, s.a., s.p. (1.1. Die castelogische Entwicklung von 1236 bis 1317). Siehe auch:</span> Mecklenburgisch-Vorpommersches Grenztal, https://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburgisch-Vorpommersches_Grenztal<span style="color:#0563c1;"> | <span style="color:#000000;">Von Neubrandenburg führt die Bundesstraße 197 in die Kleinstadt Friedland. Von dort erreicht man über das ehemalige Gutsdorf Lübbersdorf (Familie von Oertzen) den Ort Galenbeck. Die Niederung, in der der Galenbecker See liegt, trägt die Landschaftsbezeichnung „</span>[https://de.wikipedia.org/wiki/Friedl%C3%A4nder_Gro%C3%9Fe_Wiese Friedländer Große Wiese]<span style="color:#000000;">“. Das weitläufige Meliorationsgebiet und ehemalige Moor – so stellte es der Geologe, Mineraloge und Professor an der Rostocker Universität Franz Eugen Geinitz (1834-1925) in seiner 1885 veröffentlichten „Übersichtskarte der See’n, Moore & Thalläufe Mecklenburgs“ dar – ist über den Lübkowsee, den Putzarer See, den „Landgraben“, die Tollense (ab Klempenow), die Trebel (ab Demmin) und den Trebelkanal sowie die Recknitz (ab Tribsees bzw. Bad Sülze) mit dem „</span>[[wikidata:Q896801|Saaler Bodden]]<span style="color:#000000;">“ (bei Ribnitz) und der Ostsee verbunden. Dieser langgestreckte Tallauf (ein langes Flusstal im Alluvium, eines der Urstromtäler in Mitteleuropa), an dem man auch die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern nachvollziehen kann, bietet über Jahrhunderte Lebensgrundlage, ist aber auch dichtes, spannungsreiches Siedlungsgebiet.<ref name="ftn2202"><span style="color:#000000;">Vgl.: Übersichtskarte der See’n, Moore & Thalläufe Mecklenburgs, Entworfen von F. E. Geinitz, 1885, in: Mohr/Stentzel 2001, s.p.; Schwarz, s.a., s.p. (1.1. Die castelogische Entwicklung von 1236 bis 1317). Siehe auch:</span> Mecklenburgisch-Vorpommersches Grenztal, https://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburgisch-Vorpommersches_Grenztal<span style="color:#0563c1;"></span><span style="color:#0563c1;"> </span><span style="color:#0563c1;"><span style="color:#000000;">(16.12.2023).</span></span></ref> Neben der mittelalterlichen</span> [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_f8146cf8 Burg]<span style="color:#00b050;"> </span><span style="color:#000000;">(Abb. 8-10) in Galenbeck, die von der in dieser Zeit wohl aus Westen zugewanderten Familie von Rieben<ref name="ftn2212">Adelsgeschlecht Rieben, https://de.wikipedia.org/wiki/Rieben_(Adelsgeschlecht)<span style="color:#0563c1;"></span><span style="color:#0563c1;"> </span><span style="color:#0563c1;"><span style="color:#000000;">(16.12.2023).</span></span></ref> bewohnt wurde, gab es in unmittelbarer Nähe – in den Brohmer Bergen, einem Endmoränenbogen – slawische Burgwälle, die bereits vor 1000 als Rückzugsort der ansässigen slawischen Bevölkerung gedient hatten.<ref name="ftn2222">Burgwall Wittenborn, [https://de.wikipedia.org/wiki/Burgwall_Wittenborn,%20(2023-12-16),%20(1929 https://de.wikipedia.org/wiki/Burgwall_Wittenborn (16.12.2023), (1929]<span style="color:#000000;"> entdeckt, 1937 Ausgrabungen); Burgwall Rothemühl, </span>https://de.wikipedia.org/wiki/Burgwall_Rothemühl<span style="color:#0563c1;"></span><span style="color:#000000;"> (16.12.2023).</span></ref></span> | ||
<span style="color:#000000;">Der heute bestehende Ort Galenbeck liegt innerhalb des historischen Siedlungsgebiets der Redarier, einem westslawischen Stamm, der ab dem 10. Jahrhundert dem Lutizenbund angehörte.<ref name="ftn2232">Redarier, https://de.wikipedia.org/wiki/Redarier<span style="color:#0563c1;"> | <span style="color:#000000;">Der heute bestehende Ort Galenbeck liegt innerhalb des historischen Siedlungsgebiets der Redarier, einem westslawischen Stamm, der ab dem 10. Jahrhundert dem Lutizenbund angehörte.<ref name="ftn2232">Redarier, https://de.wikipedia.org/wiki/Redarier<span style="color:#0563c1;"> </span><span style="color:#0563c1;"><span style="color:#000000;">(16.12.2023).</span></span></ref> Die Lutizen waren ein loser Bund nordwestslawischer Stämme, die keinen zentralistischen Feudalstaat entwickelten und sich der Christianisierung widersetzten. Die Blütezeit dieses Bundes wird zwischen 983 und 1056 datiert. 1147 führten sächsische, dänische und polnische Fürsten den Wendenfeldzug gegen die Lutizen an, an dessen Ende die Aufteilung des lutizischen Gebiets und dessen Aufgehen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation stand.<ref name="ftn2242"><span style="color:#000000;">Vgl.: Lutizen, </span>https://de.wikipedia.org/wiki/Lutizen<span style="color:#000000;"> (16.12.2023); North 2011, S. 24.</span></ref> Die heute ebenfalls noch erhaltene, um 1250 entstandene Burg Stargard, eine Höhenburg südöstlich der Stadt Neubrandenburg, war Mittelpunkt einer von deutschen Händlern und Handwerkern bewohnten Siedlung und Ausgangspunkt der Kolonisierung slawischer Gebiete.<ref name="ftn2252">Burg Stargard, https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Stargard (16.12.2023).</ref></span> | ||
1701 <span style="color:#000000;">bis 1918 lag Galenbeck im (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Strelitz des Gesamtstaats Mecklenburg. Der Matthäus-Seutter-Atlas „Ducatus Mecklenburgici“ von 1733 verortet es im „Dominium Stargard“.<ref name="ftn2262"><span style="color:#000000;">Vgl.: benannte historische Karte in: Mohr/Stentzel 2001, s.p.</span></ref> Die „Handkarte der Grossherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz“ von 1887, angefertigt durch den Ingenieur Ernst Alban, zeigt Galenbeck innerhalb eines großräumigen, in ritterschaftlichem Besitz befindlichen Gebiets südöstlich und südwestlich der Stadt Friedland. Südlich schließt sich Domanium (Herzoglich Mecklenburgisches Besitzgut) an.<ref name="ftn2272"><span style="color:#000000;">Vgl.: benannte historische Karte in: Mohr/Stentzel 2001, s.p.</span></ref></span> | 1701 <span style="color:#000000;">bis 1918 lag Galenbeck im (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Strelitz des Gesamtstaats Mecklenburg. Der Matthäus-Seutter-Atlas „Ducatus Mecklenburgici“ von 1733 verortet es im „Dominium Stargard“.<ref name="ftn2262"><span style="color:#000000;">Vgl.: benannte historische Karte in: Mohr/Stentzel 2001, s.p.</span></ref> Die „Handkarte der Grossherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz“ von 1887, angefertigt durch den Ingenieur Ernst Alban, zeigt Galenbeck innerhalb eines großräumigen, in ritterschaftlichem Besitz befindlichen Gebiets südöstlich und südwestlich der Stadt Friedland. Südlich schließt sich Domanium (Herzoglich Mecklenburgisches Besitzgut) an.<ref name="ftn2272"><span style="color:#000000;">Vgl.: benannte historische Karte in: Mohr/Stentzel 2001, s.p.</span></ref></span> | ||
<span style="color:#000000;">Als besonders darf beschrieben werden, dass der Galenbecker See (Abb. | <span style="color:#000000;">Als besonders darf beschrieben werden, dass der Galenbecker See (Abb. 11) bereits seit 1938 wegen seines Brutvogelbestandes und der botanischen Besonderheiten unter Naturschutz steht.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn22822"><span style="color:#000000;">Vgl.: Gemeinde Galenbeck, </span>http://gemeinde-galenbeck.com/Die-Gemeinde/Grusswort-des-Buergermeisters/<span style="color:#000000;"> (16.12.2023); Stiftung Umwelt und Naturschutz MV, Naturschutzgebiet Galenbecker See,</span> https://www.stun-mv.de/stiftungsflaechen/nsg-galenbecker-see/<span style="color:#000000;"> (20.07.2024). Zur Bedeutung des Sees für die Ornithologie siehe u.a.: Hoyer, Erich: Avifaunistischer Beobachtungsbericht 1977 vom Naturschutzgebiet „Galenbecker See“, in: Schriftenreihe „Naturschutzarbeit in Mecklenburg“, 21. Jahrgang 1978, Heft 1-3, S. 39-43.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Sowohl die „Karte zum Antrag auf Unterschutzstellung“ als auch das „Faksimile zur einstweiligen Sicherung als Naturschutzgebiet“ vom 15. September 1938 sind in der Broschüre „70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See“ von 2009 abgebildet.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn22922"><span style="color:#000000;">70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See, 2009,</span> S. 8, Abb. 1, 2.</ref></span><span style="color:#000000;"> Sie befinden sich im (wohl privaten) Archiv von Erich Hoyer, der 1989 Leiter der „Naturschutzstation Galenbecker See“ gewesen ist.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn23022">Vgl.: <span style="color:#000000;">70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See, 2009,</span> S. 4.</ref></span><span style="color:#000000;"> Das Reichsnaturschutzgesetz war 1935, während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945) verabschiedet worden und stand in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Ideologie.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn23122">Hans Wolfgang Behm und Justus Böttcher gruppieren in ihrem <span style="color:#000000;">Buch „Deutsche Naturschutzgebiete“</span><span style="color:#000000;"> (veröffentlicht vermutlich 1935)</span><span style="color:#000000;"> </span>diese unter die Rubriken „Deutsche (…) Alpen (…)“, „(…) Küsten (…)“, „(…) Heide und Moor“, „Wälder (…)“ und „Landschaften der Feuerberge [Vulkane]“. Einzelgebiete aus vielen deutschen Landschaften wurden unter Schutz gestellt.</ref></span><span style="color:#000000;"> Die Unterschutzstellung des Galenbecker Sees könnte auch im Zusammenhang stehen mit der teilweisen Aufsiedlung größerer Flächen des Guts (340 Hektar) nach Abschluss eines Kaufvertrags zwischen dem Landwirt Georg von Rieben und der „Deutsche Erde“ Siedlungsgesellschaft m.b.H. im Jahr 1936. Für Galenbeck wurde der Aufbau von zehn Siedlerstellen geplant, die zwischen 1936 und 1938 in Gehren (Ritterschaftliches Gut zu Galenbeck gehörend) besiedelt wurden.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn23222"><span style="color:#000000;">Vgl.: Bock 2008, S. 271-272. Eine historische Fotoaufnahme der „Gehrener Wiesen“ von 1937, wiedergegeben in „70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See“ 2009, S. 6, Abb. 2, zeigt eine weite, ausgeräumte Landschaft, schachbrettartig von Meliorationsgräben durchzogen. </span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span> | ||
====Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals==== | ====Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals==== | ||
<span style="color:#000000;">Die Fläche des historischen Gutshofs Galenbeck ist heute größtenteils Eigentum der Gemeinde Galenbeck. Dies trifft ebenso auf das Grundstück der Burgruine wie auch auf den Gutsgarten zu. Erhaltene Reste der Gutsgebäude sowie das Herrenhaus (Abb. | <span style="color:#000000;">Die Fläche des historischen Gutshofs Galenbeck ist heute größtenteils Eigentum der Gemeinde Galenbeck. Dies trifft ebenso auf das Grundstück der Burgruine wie auch auf den Gutsgarten zu. Erhaltene Reste der Gutsgebäude sowie das Herrenhaus (Abb. 1-6) befinden sich in Privateigentum.<ref name="ftn2332"><span style="color:#000000;">Vgl.: Lageplan, </span><span style="color:#000000;">Katasterplan Galenbeck,</span><span style="color:#000000;"> </span>https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php<span style="color:#000000;">, </span><span style="color:#000000;">v.s. Galenbeck (bei Friedland) </span><span style="color:#000000;">(27.11.2024).</span></ref></span><span style="color:#000000;">Galenbeck liegt im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, nahe der Grenze zwischen Mecklenburg, Vorpommern und der Uckermark (Landschaft im deutschen Bundesland Brandenburg). Die Gemeinde ist 2023 die östlichste im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.]] | ||
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|[[Datei:Abb.- 1 Herrenhaus Galenbeck, Hoffassade 1, Foto- Luisa Maria Lück 2023..jpg|mini|Abb. 1 Herrenhaus Galenbeck, Hoffassade 1, Foto: Luisa Maria Lück 2023.]][[Datei:Abb. 2 Herrenhaus Galenbeck, Hoffassade 2, Foto Ulrike Gawlik 2023.jpg|mini|Abb. 2 Herrenhaus Galenbeck, Hoffassade 2, Foto: Ulrike Gawlik 2023.]][[Datei:Abb. 4 Herrenhaus Galenbeck, Hoffassade 4, Foto Ulrike Gawlik 2023.jpg|mini|Abb. 4 Herrenhaus Galenbeck, Hoffassade 4, Foto: Ulrike Gawlik 2023.]][[Datei:Abb. 5 Herrenhaus Galenbeck, Westfassade, Foto Luisa Maria Lück 2023.jpg|mini|Abb. 5 Herrenhaus Galenbeck, Westfassade, Foto: Luisa Maria Lück 2023.]][[Datei:Abb. 6 Herrenhaus Galenbeck, Teilansicht rückwärtige Fassade, Foto Luisa Maria Lück 2023.jpg|mini|Abb. 6 Herrenhaus Galenbeck, Teilansicht rückwärtige Fassade, Foto: Luisa Maria Lück 2023.]][[Datei:Abb. 8 Reste der mittelalterlichen Burg Galenbeck Bergfried, Foto Ulrike Gawlik 2023..jpg|mini|Abb. 8 Reste der mittelalterlichen Burg Galenbeck, Bergfried, Foto: Ulrike Gawlik 2023.]][[Datei:Abb. 9 Blick von der Burgruine zum Herrenhaus, Foto Ulrike Gawlik 2023..jpg|mini|Abb. 9 Blick von der Burgruine zum Herrenhaus, Foto: Ulrike Gawlik 2023. ]][[Datei:Abb. 11 Galenbecker See, Foto Ulrike Gawlik 2023.jpg|mini|Abb. 11 Galenbecker See, Foto: Ulrike Gawlik 2023.]] | |||
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Aktuelle Version vom 10. Februar 2025, 14:46 Uhr
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlage
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Quellen- und Literaturverzeichnis
Ab Lübbersdorf fährt man durch Wald! Man wird vom Grün verschluckt. Landstraßen führen zu den kleinen Dörfern Friedrichshof, Wittenborn und Rohrkrug. Bei Wittenborn liegt der Brohmer Wald, und die Brohmer Berge bilden eine eiszeitlich geprägte Topografie aus. Es ist still, man wird langsam. Zwei Sträßchen, fast nur noch Waldwege, versetzen den Besucher unversehens in eine vergangene Zeit. Am Ende dieser Wege, gelegen an einer sanft zum See hin abfallenden Hangkante, liegt Galenbeck, ein Dörfchen, das sich an seinen See anschmiegt. Der See ist am Ufer von einem mächtigen Schilfgürtel umgeben und die Wasserfläche liegt ausgebreitet da. Hier greifen als „Naturschutzgebiet“, „Europäisches Vogelschutzgebiet“, „Landschaftsschutzgebiet“, „Naturpark“ und „Naturwald“ [1] In Galenbeck gibt es eine mittelalterliche Burgruine, eine Kirche als Feldsteinbau mit barocker Turmerweiterung und Friedhof, ein barockes, aus Fachwerk errichtetes Herrenhaus (Abb. 1-6), dessen Bau auf den Anfang des 18. Jahrhunderts verweist, Reste einer Gutsanlage, die im 18. Jahrhundert erneuert und erweitert worden ist, sowie zum Teil jahrhundertealte Wohnhäuser der Dorfbewohner, sehr altes Straßenpflaster[2] und ein Gartenareal des historischen Guts, auf dem eine nahezu einmalig erhaltene „Tanzlinde“ steht. Alles bildet ein Ensemble, nahezu alles steht unter Denkmalschutz[3] und hat seine Ursprünge mindestens im 14. Jahrhundert. Trotz Enteignung der freiherrlichen Familie von Rieben 1945 nach mindestens 550 Jahren durchgehenden Besitzes und ihres Verlassens des Ortes hat eine Baustruktur überdauert, anhand derer sehr viel über die Geschichte der Gutsherrschaft und der Gutswirtschaft im historischen Mecklenburg(-Strelitz) zu erkennen ist.[4] Geografische Lage, Eckdaten historischer HintergrundGalenbeck liegt im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, nahe der Grenze zwischen Mecklenburg, Vorpommern und der Uckermark (Landschaft im deutschen Bundesland Brandenburg). Die Gemeinde ist 2023 die östlichste im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.[5] Von Neubrandenburg führt die Bundesstraße 197 in die Kleinstadt Friedland. Von dort erreicht man über das ehemalige Gutsdorf Lübbersdorf (Familie von Oertzen) den Ort Galenbeck. Die Niederung, in der der Galenbecker See liegt, trägt die Landschaftsbezeichnung „Friedländer Große Wiese“. Das weitläufige Meliorationsgebiet und ehemalige Moor – so stellte es der Geologe, Mineraloge und Professor an der Rostocker Universität Franz Eugen Geinitz (1834-1925) in seiner 1885 veröffentlichten „Übersichtskarte der See’n, Moore & Thalläufe Mecklenburgs“ dar – ist über den Lübkowsee, den Putzarer See, den „Landgraben“, die Tollense (ab Klempenow), die Trebel (ab Demmin) und den Trebelkanal sowie die Recknitz (ab Tribsees bzw. Bad Sülze) mit dem „Saaler Bodden“ (bei Ribnitz) und der Ostsee verbunden. Dieser langgestreckte Tallauf (ein langes Flusstal im Alluvium, eines der Urstromtäler in Mitteleuropa), an dem man auch die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern nachvollziehen kann, bietet über Jahrhunderte Lebensgrundlage, ist aber auch dichtes, spannungsreiches Siedlungsgebiet.[6] Neben der mittelalterlichen Burg (Abb. 8-10) in Galenbeck, die von der in dieser Zeit wohl aus Westen zugewanderten Familie von Rieben[7] bewohnt wurde, gab es in unmittelbarer Nähe – in den Brohmer Bergen, einem Endmoränenbogen – slawische Burgwälle, die bereits vor 1000 als Rückzugsort der ansässigen slawischen Bevölkerung gedient hatten.[8] Der heute bestehende Ort Galenbeck liegt innerhalb des historischen Siedlungsgebiets der Redarier, einem westslawischen Stamm, der ab dem 10. Jahrhundert dem Lutizenbund angehörte.[9] Die Lutizen waren ein loser Bund nordwestslawischer Stämme, die keinen zentralistischen Feudalstaat entwickelten und sich der Christianisierung widersetzten. Die Blütezeit dieses Bundes wird zwischen 983 und 1056 datiert. 1147 führten sächsische, dänische und polnische Fürsten den Wendenfeldzug gegen die Lutizen an, an dessen Ende die Aufteilung des lutizischen Gebiets und dessen Aufgehen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation stand.[10] Die heute ebenfalls noch erhaltene, um 1250 entstandene Burg Stargard, eine Höhenburg südöstlich der Stadt Neubrandenburg, war Mittelpunkt einer von deutschen Händlern und Handwerkern bewohnten Siedlung und Ausgangspunkt der Kolonisierung slawischer Gebiete.[11] 1701 bis 1918 lag Galenbeck im (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Strelitz des Gesamtstaats Mecklenburg. Der Matthäus-Seutter-Atlas „Ducatus Mecklenburgici“ von 1733 verortet es im „Dominium Stargard“.[12] Die „Handkarte der Grossherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz“ von 1887, angefertigt durch den Ingenieur Ernst Alban, zeigt Galenbeck innerhalb eines großräumigen, in ritterschaftlichem Besitz befindlichen Gebiets südöstlich und südwestlich der Stadt Friedland. Südlich schließt sich Domanium (Herzoglich Mecklenburgisches Besitzgut) an.[13] Als besonders darf beschrieben werden, dass der Galenbecker See (Abb. 11) bereits seit 1938 wegen seines Brutvogelbestandes und der botanischen Besonderheiten unter Naturschutz steht.[14] Sowohl die „Karte zum Antrag auf Unterschutzstellung“ als auch das „Faksimile zur einstweiligen Sicherung als Naturschutzgebiet“ vom 15. September 1938 sind in der Broschüre „70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See“ von 2009 abgebildet.[15] Sie befinden sich im (wohl privaten) Archiv von Erich Hoyer, der 1989 Leiter der „Naturschutzstation Galenbecker See“ gewesen ist.[16] Das Reichsnaturschutzgesetz war 1935, während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945) verabschiedet worden und stand in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Ideologie.[17] Die Unterschutzstellung des Galenbecker Sees könnte auch im Zusammenhang stehen mit der teilweisen Aufsiedlung größerer Flächen des Guts (340 Hektar) nach Abschluss eines Kaufvertrags zwischen dem Landwirt Georg von Rieben und der „Deutsche Erde“ Siedlungsgesellschaft m.b.H. im Jahr 1936. Für Galenbeck wurde der Aufbau von zehn Siedlerstellen geplant, die zwischen 1936 und 1938 in Gehren (Ritterschaftliches Gut zu Galenbeck gehörend) besiedelt wurden.[18] Heutige Flächennutzung des historischen GutsarealsDie Fläche des historischen Gutshofs Galenbeck ist heute größtenteils Eigentum der Gemeinde Galenbeck. Dies trifft ebenso auf das Grundstück der Burgruine wie auch auf den Gutsgarten zu. Erhaltene Reste der Gutsgebäude sowie das Herrenhaus (Abb. 1-6) befinden sich in Privateigentum.[19]Galenbeck liegt im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, nahe der Grenze zwischen Mecklenburg, Vorpommern und der Uckermark (Landschaft im deutschen Bundesland Brandenburg). Die Gemeinde ist 2023 die östlichste im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.]]
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