09. Garten und Park
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06.00 Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 06.01 Claes Ekeblad d.Ä. und Hedvig Mörner
- 06.02 Claes Ekeblad d.J. und Eva de la Gardie
- 06.03 Claes Julius Ekeblad und Brita Horn
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08.00 Innenräume im 18. Jahrhundert
- 08.01 Erdgeschoss
- 08.02 Obergeschoss
- 08.03 Untergeschoss und Dachgeschoss
- 08.04 Sammlungen
- 09. Garten und Park
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
ÜberblickBereits Westrin hat auf die bis heute perpetuierte grundsätzliche Disposition der Gutsanlage mit der Anordnung der Wirtschaftsgebäude im Norden und der Gärten im Süden (und Westen) des Herrenhauses verwiesen.[1] Die ehemalige Garten- und Parkanlage in Stola ist heute allerdings nur noch in Teilen zu erkennen, da viele dieser ehemaligen Gartenflächen inzwischen landwirtschaftlich genutzt werden.[2] Mit Hilfe überlieferter Karten und einiger erhaltener Pläne kann die Entwicklung des Außenraums in Stola jedoch gut nachverfolgt und dessen gartenhistorische Bedeutung eingeordnet werden. Die Skizze von 1664Die früheste bekannte detailliertere Darstellung des Anwesens in Stola ist die Skizze Johan Ekebads der Gutsanlage von 1664.[3] Hinsichtlich der Gärten ist hinter dem westlichen Flügel des Gebäudegevierts um den Haupthof ein baumbestandener Bereich eingetragen, der vielleicht als Obst- oder Nutzgarten jedoch ohne geometrische Bepflanzung gedient haben dürfte. Mit aller Vorsicht könnte die quadratische (Hecken-?)Struktur mit achsial angeordneten Durchgängen in der Südostecke des Gebäudegevierts vielleicht als ein kleiner formaler Garten interpretiert werden, aber wegen der Darstellungsweise ist dies alles andere als sicher.[4] Zu der Zeit gab es auf dem Gut Stola daher vermutlich keinen Blumen- oder Ziergarten. Die ‚Stola-Karte‘Auf der undadtierten „Stola insylta ägher och syöö“ (= Stola-Karte, nach 1664 und vor 1713),[5] die sich heute im Herrenhaus befindet, sind mehrere formale Gärten erkennbar. Aufgrund der Zuordnung dieser Gärten zu den Gebäudeflügeln mit unterschiedlichen Nutzungen, dürften diese Gartenbereiche ebenfalls unterschiedlichen Zwecken gedient haben. Im Norden der Anlage, angrenzend an den Küchen- und Wirtschaftsflügel sowie der Zufahrt zum Innenhof, ist ein umpflanzter Bereich mit einer gepflanzten Exedra zu sehen, der im Binnenbereich des Gartens aufgrund der Darstellung mehrere Pflanzreihen erkennen lässt. Ob es sich dabei um einen Küchengarten als Zierpflanzung handelt, ist nicht ersichtlich, aber aufgrund der Anordnung am Küchenflügel nicht unwahrscheinlich. Die größeren Gartenbereiche befinden sich im Süden und Westen der Gebäude mit drei durch Zäune oder Hecken klar voneinander getrennten Bereichen. Deutlich dargestellt ist ein südlich vom Hofgeviert angeordneter formaler Garten: Dieses Parterre[6] ist durch ein Wegekreuz in vier pflanzlich gefasste Kompartimente untergliedert, deren Ecken durch kleinkronige Bäume betont werden. Dieser Lustgarten mit einer Reihe von Kübelpflanzen unmittelbar vor dem südlichen Bau (1664 ein Gästeflügel) dürfte einen schönen Ausblick aus den Fenstern geboten haben werden, auch weil das Gelände an dieser Stelle auf dem Grundstück leicht in Richtung Süden fällt. Im Westen des Hofgevierts scheint hinter dem Gebäudeflügel ebenfalls ein kleinerer Parterregarten angelegt gewesen zu sein, der die auf der Skizze von 1664 dargestellte ungeordnete Baumpflanzung teilweise ersetzt. Diese Pflanzung aus kleinkronigen Laubgehölzen (vermutlich Obstbäume) ist jetzt auch mehr oder weniger rechtwinklig begrenzt und geordnet gepflanzt. In der Achse des Haupthauses ist ein kleiner Ziergarten eventuell mit einem Wasserbecken zu erkennen. Nördlich befindet sich in diesem Gartenbereich ein Garten- oder Gärtnerhaus. Richtung Westen grenzt ein weiterer rechteckiger Gartenbereich mit rundkronigen Bäumen an, der eine Anordnung mit vier auf sechs Gewächsreihen aufweist. Da größere Bäume in dieser Kartendarstellung isometrisch gegeben sind, handelt es sich dabei vermutlich um eine Neupflanzung kleinerer Bäume – vielleicht die archivalisch belegte Eichenpflanzung von Claes Ekeblad? Auf der undatierten Karte lassen sich demnach mehrere formal gestaltete Gartenbereiche erkennen, die unmittelbar an die am Haupthof gelegenen Gebäudeflügel angrenzen. Eine in die Landschaft ausgreifende Gestaltung stellt die gerade Zufahrtsstraße da, die zu diesem Zeitpunkt aber offenbar noch keine baumgesäumte Allee war, da lediglich zwei größere Einzelbäume eingetragen sind.[7] Die Vermessung von 1728Etwa ein Jahrzehnt nach Fertigstellung des neuen Herrenhauses in Stola wurde ein geometrisches Aufmaß des Gutshofs vom staatlichen Landvermesser Torsten Lohm durchgeführt, das in zwei Karten der Gutsanlage von 1728 mit weitgehend identischer Darstellung von Haus und Garten festgehalten wurde. Aufgrund der auf den Karten beigefügten Legenden, kann man die Ziffern auf dem Plan auflösen und die Nutzung der verschiedenen Gartenteile im Bereich des Herrenhauses wird klar:[8] Die oben beschriebene Zufahrtsallee ist nun – über Punkte auf der zweiten Kartenversion deutlich – mit Sicherheit baumbestanden und führt direkt zum neuen Hauptgebäude (Nr. 1). Dieses steht in einem umgrenzten Bereich mit einem Zufahrtstor im Osten und wird von vier kleineren Flügelbauten in Form von quadratischen Pavillons begleitet. Auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes gibt es in beiden Kartenversionen von 1728 keinen Hinweis auf einen dort gepflanzten Solitärbaum, die berühmte Eiche, welche – bedeutungsvoll den Familiennamen symbolisierend – sicher vermerkt worden wäre. Dort ist jedoch auf beiden Karten kein Baum eingetragen.[9] Auf der Rückseite des Herrenhauses ist ein Bereich mit einem Abschluss in Form eines Halbrunds als „Blumengarten“ (Nr. 5) abgetrennt, den die hinteren kleineren Flügelpavillons flankieren.[10] Mit einem kleinen Wasserbecken befindet sich nördlich vom Herrenhaus – wie aus der Legende ersichtlich – ein neu angelegter Kräuter- bzw. Küchengarten (Nr. 6), in dessen östlicher Ecke auch der Flügelpavillon für die Küche steht. Dieser Nutzgarten ist in zwei Bereiche geteilt und achsial auf die Nordfassade des Herrenhauses ausgerichtet. Der größte Gartenbereich befindet sich südlich des Hauptgebäudes (Nr. 3 und 4): Diese Fläche ist vielleicht doppelt so groß wie der abgegrenzte Bereich direkt um das Herrenhaus und wird durch zwei ost-westlich verlaufende Hauptwege in rechteckige Flächen geteilt, die von kleineren Bäumen gesäumt sind. Das westliche Drittel (Nr. 4) wird als Küchengarten bezeichnet, während der östliche Teil als Kräuter- und Nutzgarten (Nr. 3) beschrieben ist. Wenngleich diese Gartenfläche symmetrisch auf die Südfassade des Herrenhauses ausgerichtet und ein achsialer Durchgang zwischen Haus und Garten vorhanden ist, durchschneidet der anschließende Weg nur den ersten von drei Parterrestreifen. Damit ist diese Querachse im Garten zu dieser Zeit schwach ausgeprägt.[11] Eine weitere Querchse beginnt am hinteren Flügelpavillon des Haupthauses und durchquert die drei Pflanzstreifen und setzt sich sogar – leicht verschwenkt – in einem Weg fort, der dem heutigen Pfad zum Gedenkhain entspricht. Am westlichen Ende des Gartens steht auf einer kleinen geländebedingten Anhöhe oberhalb des mittleren Parterrestreifens ein Gebäude, das vermutlich ein Gewächshaus war und als eine Art Point de Vue[12] für die Gartenfläche diente.[13] Dieser Garten verband durch die geometrische Anpflanzung als Ziergarten das Schöne mit dem Nützlichen, denn wie in der Legende erläutert handelte es sich um einen Kräuter- und Küchengarten. Ganz im Westen hinter beiden formal gestalteten Gartenbereichen des Haupthauses und des Nutzgartens befindet sich abgegrentzt von der Landschaft laut Beschriftung noch eine Eichenplantage (Ekeplantering), die sich dem Geländeprofil folgend über die felsige Abbruchkante in die Ebene hinein ersteckt. In diesem park- oder waldähnlichen Bereich befindet sich auch der Eiskeller (schwedisch Iyskiällare/Iskiellare) des Anwesens. Der Plan GénéralVermutlich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt ein Entwurfsplan „Plan General des Jardins et Batimans et Environs a Stola“[14] für die Gartenanlagen in Stola, der vielleicht im Zusammenhang mit den von Claes d.J. und Eva Ekeblad geplanten Umbauten im Haus, die der befreundete Architekt Carl Hårleman entwarf, entstanden sein könnte.[15] Karling schreibt den ‚Plan General‘, der wohl von Jean Eric Rehn[16] (1717–1793) gezeichnet wurde,[17] aus stilistischen Gründen Hårleman zu.[18] Der berühmte Architekt hat in der Tat oftmals selber – beispielsweise in Österbybruk – die Gartenanlagen entworfen. Der vorliegende Entwurfsplan ist auf jeden Fall elegant und ambitioniert, denn nicht weniger als die gesamte Umgebung um alle Guts- und Nebengebäude sollte neu strukturiert und mit Baumalleen verbunden werden. Der Entwerfer bedient sich dabei des etablierten Vokabulars von baumbestanden Alleen im Motiv des Dreistrahls,[19] wobei diese Wegeachsen in einer netzartigen Struktur an den Knotenpunkten als Demilune,[20] Rondells[21] oder rechteckige Plätze abgepflanzt sind. Die in den Plänen von 1728 eingetragenen Gartenbereiche sollten neu geordnet und in den Formen modernisiert werden. So war vorgesehen, den südlichen Garten stärker in einen formalen Garten mit aufwendigeren Zierpflanzungen und Beetformen umzuwandeln: Etwa die Hälfte des Gartens vor dem Gewächshaus am westlichen Ende dient im Entwurf aufgund der eingetragenen Pflanzreihen wohl immer noch als Nutzgarten, aber in stärker formalem Gewand. In der östlichen Hälfte steht der Aspekt eines Ziergartens stärker im Vordergrund: direkt vor der Südfassade des Herrenhauses befindet sich ein größeres Rasenparterre und der Gartenteil wird von einer Treillage-Architektur[22] eingefasst, die sich aus dem vorderen Flügelpavillon des Herrenhauses entwickelt. Auch im Norden des Herrenhauses sollte der Küchen- und Nutzgartenbereich erheblich verschönert werden: Der Entwerfer versucht, die vorhandenen (desperaten) Bauten durch geometrische Wege und Beetformen zu ordnen und damit aufzuwerten – etwa indem die Anbaufläche (für Gemüse?) in ein diagonal geteiltes Gartenparterre mit Randbepflanzung verwandelt wird oder die vorhandenen Teiche durch geometrische Beckeneinfassungen optisch verschönert werden.[23] Diese Vorhaben alleine wären ambitioniert, aber damit nicht genug: Entlang des Bachlaufs soll im Süden ein völlig neuer Gartenteil entstehen, der neueste Ideen der Gartengestaltung aufnimmt. Dabei werden im Entwurf die natürlich vorhandenen Gegebenheiten wie der Bachlauf oder ein Hügel in eine weiterentwickelte formale Gartengestaltung miteinbezogen. Zwar sind noch immer die ‚klassischen‘ Elemente eines Barockgartens oder -parks wie Boskette[24] oder ‚Salons‘[25] in geometrischen Formen, Achsialität und Symmetrie zu finden, aber der Entwurf beruht nicht mehr auf einer unter großen Erdbewegungen hergestellten zwanghaften Spiegelsymmetrie, sondern spielt mit den natürlichen Gegebenheiten des Geländes, wenngleich im Entwurf nicht alle natürlichen Gegebenheiten berücksichtig sind. Der Entwerfer kommt so zu innovativen auch in Zentraleuropa zeitgenössisch modischen Lösungen, die sich aber aufgrund der weitgehenden Berücksichtigung von lokalen Geländeformationen aber nur in Stola befinden können. Dabei werden verschiedene gängige Motive des englischen Landschaftsparks – der Aussichspunkt auf dem Hügel, der Beltwalk[26] am Bach, der Salon vert,[27] das Rasenparterre usw. – zu einem für Stola entworfenen neuen Ganzen kombiniert. Sogar erste Schlängelwege[28] deuten sich beim Weg auf den Aussichtshügel an, was den Übergang zum englischen landschaftlichen Gartenstil signalisiert, der sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer weiter durchgesetzt. Dieser Entwurf ist zeitgenössisch auf der Höhe der Zeit und wäre auch in den 1760er oder 1770er Jahren durchaus noch als modern zu bezeichnen. Nachdem Hårleman im Februar 1753 verstirbt, wäre vielleicht auch an einen Nachfolger als Entwerfer zu denken, aber eine fundierte Zuschreibung bleibt ohne langjährige Kennerschaft bei in der Darstellung standardisierten Architektur- und Gartenentwurfszeichnungen sehr schwierig. Die Ekeblad-EicheDie Entwurfszeichnung des „Plan General des Jardins et Batimans et Environs a Stola“, zeigt auf dem Plan wie alle früheren Darstellungen keinen Baum auf dem Vorplatz vor dem Herrenhaus, sodass die berühmte 1746 durch Linné beschriebene alte Eiche andernorts gestanden haben muss.[29] Über den Standort der Ekeblad-Eiche gibt in der Forschung keine eindeutigen Angaben.[30] Tatsächlich legt die Vermessung von Stola aus dem Jahr 1728 nahe, dass der berühmte Eichbaum in einiger Entfernung nördlich vom Herrenhaus gestanden haben könnte, denn auf einer der beiden Karten ist ein mit dem Buchstaben ‚a‘ gekennzeichneter Baum besonders hervorgehoben und wie folgt beschrieben: „Notiz a: Eine alte Eiche, die vor 190 Jahren umgeworfen wurde, und zur gleichen Zeit seiner gräflichen Exzellenz dem Urgroßvater unterstand, [und] auf die Seine Exzellenz den ersten einer Reihe von ausgefallenen Reimen geschrieben hat. Die Eiche ist noch immer grün und trägt Früchte.“[31] Vieles spricht dafür, dass ein auf einer großmaßstäblichen Karte so hervorgehoben beschriebener Baum eine besondere Bedeutung gehabt hat, und es sich daher vermutlich um die berühmte alte Eckeblad-Eiche handelt. Diese wurde wohl mit dem Steinblock gestützt, der heute auf einem kleinen Hügel im südlichen Gartenbereich in der ehemaligen von Pehr [Petter] Elvius abgesteckten Wegeachse zur Aussichtsanhöhe steht.[32] Von den auf drei Seiten angebrachten Versen, die Justizkanzler Thomas Fehman[33] (1665–1733) 1718 geschrieben hat, ist heute fast nichts mehr zu lesen, doch Linné hat sie in seiner Västagöta Reise transkribiert.[34] Er erklärt, die alte Eiche sei ‚so vom Alter zerfressen, dass nur noch die äußere Rinde ihr Leben erhielt[e]‘[35] und laut Sundholms Manuskript[36] war die Eiche schließlich im Jahr 1797 verdorrt.[37] Da der Zustand des Baums – wie von Linné beschrieben – bereits im Jahr 1746 nicht gut war, wurde – wie Wolff andeutet – vielleicht bei dessen Besuch eine neue Eiche auf dem Vorplatz von Stola gepflanzt.[38] In jedem Fall ist in der „Charta öfver Tomtplatzen och Trädgården med mera till Säteriet Stola“[39] von Anders Sunnerström aus dem Jahr 1790 auf dem Vorplatz eindeutig ein Baum eingetragen.[40] Die Sunnerström Karte von 1790Die „Charta öfver Tomtplatzen och Trädgården med mera till Säteriet Stola“ entstand als Dokumentation des Vorhandenen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Gemeinde Sunnersberg durch Anders Sunnerström im Jahr 1790. Auf der Karte erkennt man, wie wenig vom vorherigen Ideal-Entwurf aus der Jahrhundertmitte in Stola tatsächlich umgesetzt worden ist. Außerdem wird deutlich, dass der Entwerfer des „Plan general“ die Gegebenheiten vor Ort in Stola offenbar doch nicht so gut kannte, weil er etwa die auf der „Charta öfver Tomtplatzen“ als graue ‚Wolke‘ eingetragene bestehende Felserhebung im „Plan general“ bei der Anordnung der Alleen nicht berücksichtig hat. Vielleicht war der Entwurf des „Plan General“ – gefertigt für Claes d.J. und Eva Ekeblad – daher eher als Anregung und Idealplan für eine Gartengestaltung denn zur konkreten Umsetzung gedacht. Dagegen zeigt die „Charta öfver Tomtplatzen“ eine pragmatische Weiterentwicklung der Gärten in Stola, die bestehende Achsen und Wege fortschreibt, statt die Landschaft wie im „Plan General“ vorgeschlagen mit neuen Alleen zu gliedern. Der Wirtschaftsbereich nördlich des Haupthauses wurde lediglich etwas verändert, jedoch der Küchenpavillon im Nordosten des Herrenhauses 1781 aus Stein neu errichtet.[41] Zusätzlich finden sich einige kleinere neue Gebäude dort, die vermutlich zu Wirtschafts- oder Wohnzwecken der Angestellten dienen. Der Gartenbereich im Süden des Herrenhauses wurde vergrößert, wobei bestehende Wege pragmatisch verlängert und durch neu gezogene Querachsen[42] entstehen wiederum rechteckige Flächen, die wie die älteren Teile umpflanzt waren. Aufgrund der andersfarbigen Lavierung in den südlichsten Flächen ist jedoch von einer anderen Nutzung auszugehen. Die kräftig grüne Farbe wird sonst beim Blumenparterre hinter dem Herrenhaus eingesetzt, sodass der Bereich eventuell für die Blumenaufzucht genutzt wurde oder vielleicht ein Rasenparterre war. Bei den angrenzenden bläulich lavierten Flächen handelt es sich nicht etwa Wasser, sondern der Buchstabe ‚d‘ bezeichnet in der Umgebung lichte Waldstücke.[43] Ausgehend von der Südseite des Haupthauses verläuft eine Wegeachse zu einem Aussichtspunkt auf einer natürlichen Felserhebung mit einem kleinen Gebäude darauf. Alle anderen Wegeachsen gehen nach und nach in gewundene Pfade über, die diesen Aussichtshügel umrunden. Bereits im Jahr 1790 von Claes Julius war am südwestlichsten Punkt der Anlage auf einer Anhöhe der noch bestehende Aussichtspunkt mit dem ‚Popeln‘ genannten Gedenkstein errichtet worden.[44] Der merkwürdige Name leitet sich vom berühmten englischen Dichter Alexander Pope[45] (1688–1744) ab, dessen „Universal Prayer“[46] in schwedischer Übersetzung auf dem Gedenkstein eingemeißelt ist. Dies spiegelt die Gedankenwelt der Zeit und der letzten Ekeblads als Besitzer von Stola wieder. Claes Julius war seit seiner Zeit in Frankreich mit der deistisch[47] geprägten Philosophie der Aufklärung vertraut.[48] Dieser in natürlichen Formen gestaltete Bereich des Parks wurde auch als Gedenkhain (schwedisch Minneslund) genutzt. Erstmals stellte Claes Ekeblad d.J. dort einen Gedenkstein für den 1753 verstorbenen Architekten Carl Hårleman auf und seinen Vater auf, die sich noch heute dort befinden.[49] Sein Sohn Claes Julius ergänzte 1786 Gedenktafeln für seine verstorbenen Eltern und für seine Frau Brita Magareta Horn.[50] Vor allem die Gedenksteine und der Aussichtspunkt mit dem ‚Popeln‘ weisen heute noch auf den Bereich des englischen Landschaftsparks in Stola hin, der sonst ziemlich verwildert ist.[51] Von den Entwerfern des Gartens in Stola scheint neben Carl Hårleman niemand namentlich bekannt,[52] doch Gärtnerei und Ackerbau zählten im Allgemeinen zu den Interessensgebieten des Landadels und der Familie Ekeblad im Besonderen. Daher kann man vermuten, dass zumindest ein Teil der Gartengestaltung unmittelbar von den Mitgliedern der Familie veranlasst wurde. Der Außenraum verkörpert somit den Geist der Familie Ekeblad auf ihrem Stammsitz – ausgedrückt in der Garten- und Parkanlage und insbesondere bekundet durch die aufgestellten Gedenksteine und deren Inschriften. |
- ↑ Vgl. auch Westrin 1986, S. 21.
- ↑ Vgl. auch Westrin 1986, S. 21.
- ↑ Lund, Universitätsbibliothek, De la Gardie Archiv, Ekeblad 1a, Karta.
- ↑ Westrin 1986, S. 22 liest den Bereich definitv als Garten.
- ↑ Heute im Besitz der Stola Stiftung und in der Diele des Herrenhauses ausgestellt.
- ↑ http://vocab.getty.edu/page/aat/300184573 (26.06.2024).
- ↑ Westrin 1986, S. 21, sieht die Allee allerdings bereits damals als baumgesäumt.
- ↑ Übersetzung der Legende: Nr. 1 Gebäude. Das Gutshaus besteht aus einem kostbaren Gebäude mit steinernen Grundmauern, mühevoll eingerichteten und gut angeordneten Räumen, einem geschlossenen Burghof mit weiteren Holzgebäuden in strengen Winkeln, des Weiteren mehreren erforderlichen Häusern. Nr. 2 ein wohlgebautes Viereck, das eine kleine Scheune beherbergt. Nr. 3 ein ansehnlicher Kräutergarten, der Kräuter und Erdfrüchte einbringt. Nr. 4 Küchengarten zu 9. Kapplandsinnegård. Nr. 5 Blumengarten Nr. 6 Ein neu angelegter Kräutergarten, mit einem schönen Wasserbrunnen außerhalb. Ein kleines Stück, das überall in gutem Zustand ist, hüfthohe Kräuter, wird mit dem Pflug bearbeitet, besteht aus gutem, tiefem Lehmboden. Für die Übersetzung bedanke ich mich herzlich bei Hannah Michalla.
- ↑ Ganz im Gegenteil würde das 18. Jahrhundert vermutlich die Sichtachse aus der Allee auf das Herrenhaus nicht durch einen Baum verstellen. Bei so symbolisch aufgeladenen Pflanzen handelt es sich um Gestaltungs- und geistesgeschichtliche Ideen der Frühromantik und des englischen Landschaftsgarten. Die Eiche vor dem Herrenhaus ist erstmals in einer Skizze in Claes Julius Journal im Jahr 1765 nachweisbar, vgl. Westrin 1986, S. 12, was zeitlich passend wäre. Auch auf der Karte von 1790 sind dann Rondel und Baum vor dem Haus eingetragen.
- ↑ Die heutige Gartenmauer in Form einer Exedra an dieser Stelle ist im Durchmesser geringer und folgt nur in ihrer Idee dem älteren Vorbild. Sie liegt wegen des aufsteigenden felsigen Geländes jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer vergleichbaren Position.
- ↑ Einige Jahre später wird dieser Weg im Jahr 1746 bis zur Anhöhe verlängert und als wichtige Sicht- und Wegeachse ausgebaut (vgl. unten, Charta).
- ↑ Endpunkt einer Sichtachse, der etwa in einem Denkmal, einer Statue oder einer Gartenarchitektur bestehen kann. Vgl. ??? (26.06.2024).
- ↑ Westrin 1986, S. 21 scheint die heute vorhandenen Bauten jedoch als die ursprünglichen zu verstehen. Die heutigen Bauten stammen aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert und stehen allenfalls am Ort älterer Vorgängerbauten (vgl. 10. Wirtschaftshof- und Gebäude).
- ↑ Västergötland Museum, Skara, https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483 (17.02.2023).
- ↑ Hedvig Mörner starb am 2.9.1753, was vielleicht eine Umgestaltung des von ihr gebauten Hauses vereinfacht oder erst ermöglicht hat, vgl. https://www.adelsvapen.com/genealogi/Mörner_af_Morlanda_nr_62#TAB_1 (06.02.2024), barn. Allerdings war Carl Hårleman da schon tot. Er starb am 9.2.1753.
- ↑ Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q1685510 (08.02.2024); https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=7577 (08.02.2024).
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 25.
- ↑ Vgl. Karling 1981.
- ↑ Sich wie ein Gänsefuß spreizendes System von drei Alleen, im franz. daher Patte d'oie. Vgl. (26.06.2024).
- ↑ Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300136977 (26.06.2024).
- ↑ Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300343664 (26.06.2024).
- ↑ Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300006785 (26.06.2024).
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 23.
- ↑ Vgl. http://vocab.getty.edu/page/aat/300008857 (26.06.2024).
- ↑ Von dichten Hecken umstandener ‚Innenraum‘ unter freiem Himmel.
- ↑ Ein wie ein Gürtel (belt) um einen Park oder See herumführender Spazierweg.
- ↑ Von dichten Hecken umstandener ‚Innenraum‘ unter freiem Himmel.
- ↑ Kurvig verlaufende Wege im Landschaftsgarten.
- ↑ Vgl. Linné 1747, S. 45–46 https://www.biodiversitylibrary.org/item/188252#page/61/mode/1up (08.02.2024); vgl. auch Westrin 1986, S. 24.
- ↑ Luthander 1968, S. 411 spricht bereits von um 1720.
- ↑ „Denna / Notabelt a. En gamal Ek som för 190 åhr / sedan år küllfallen / och gamal tid af Hans / hog Grefe Excellences sahlig Herr faders / far far ünderstodd, på hwilken stod Hans Excellence la tit utskirar nogre / wackre Rim, Eken år annü / grönskande och frücht barande“ vgl. Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1, https://historiskakartor.lantmateriet.se/hk/viewer/internal/P195-7:1/4c4d535f503139352d373a31/lms2/LMS/Strö%20socken%20Stola%20nr%201/Geometrisk%20avmätning (31.01.2023).
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 25.
- ↑ Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q5727028 (08.02.2024); https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15191 (08.02.2024).
- ↑ Spätere Transkription auch bei Karlson 1940, S. 16–17 und Westrin 1986, S. 25, der schon deutlich weniger von der Inschrift lesen konnte.
- ↑ Vgl. Linné 1747, S. 45https://www.biodiversitylibrary.org/item/188252#page/61/mode/1up (08.02.2024).
- ↑ Vgl. Sundholms beskrivning av Sunnersbergs pastorat, Handschriftensammlung, Stifts- och Landsbliblioteket, Skara.
- ↑ Eine romantischere Variante zum Sterben der Eiche formuliert Eric Tuneld 1833 in der Geographie: Sie soll 1808 abgestorben sein als der letzte Ekeblad auf Stola verstarb, vgl. Westrin 1986, S. 24.
- ↑ Vgl. Wolff in: Allén/Frängsmyr 2016, S. 35, dazu auch Westrin 1986, S. 24.
- ↑ Västergötland Museum, Skara, Lindholmen Sammlung, aus Berglund 2014, S. 54.
- ↑ Lt. Westrin 1986, S. 12 hat Claes Julius auch in seinem Journal auf einem Plan einen Baum und ein Rondell vor dem Herrenhaus eingetragen.
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 12, ders. 2004, S. 235, Bildunterschrift.
- ↑ Die längste Querachse ausgehend von der Südfassade des Herrenhauses in Richtung der natürlichen Anhöhe (Mühlenberg) war offenbar schon 1748 durch Pehr Elvius abgesteckt und später bepflanzt worden, vgl. Westrin 1986, S. 23.
- ↑ Leider liegt kein besseres Digitalisat der Karte vor, sodass die Beschriftung auf der Legende nicht lesbar ist.
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 25.
- ↑ Vgl. https://www.wikidata.org/wiki/Q164047 (05.02.2024); https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_Pope (05.02.2024).
- ↑ Vgl. https://kalliope.org/en/text/pope2001062401 (05.02.2024).
- ↑ Vgl. (26.06.2024).
- ↑ Vgl. Wolff in: Allén/Frängsmyr 2016, S. 50.
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 23. Die Inschrift lautet (nach der Transkription auf dem Infoblatt vor Ort kontrolliert): Bärgfast wänskap hos Denna grundens ägare Riksrädet och Öfverste marskalken Gref. Clas Ekeblad har lätit rista denna stadiga aminnelse efter Öfver Intendenten ordens Cerem. Mäst. och Ridd. Friherre Carl Harleman som gjorde denna ort och hela Swerige Heder och Nytta som lefde med allmän högacktning och dog med allmän saknad i Stockholm d. 9 Febr. MDCCLIII. Die solide Freundschaft des Eigentümers dieser Stiftung, des Geheimen Rates und Obersten Marschalls Graf Claes Ekeblad, hat diese beständige Erinnerung nach der Zeremonie des Obersten Superintendenten einmeißeln lassen. Zeremonienmeister und Ritter Freiherr Carl Hårleman, der diesem Ort und ganz Schweden Ehre und Nutzen erwiesen hat, der mit allgemeiner Hochachtung lebte und mit allgemeinem Verlust am 9. Februar in Stockholm starb. MDCCLIII [1753].
- ↑ Vgl. Westrin 1986, S. 23, Bildunterschrift S. 24 und S. 25. Weitere Gedenksteine wurden für Claes Julius Ekeblad †1808, Carl Gustaf Piper (1810–1811) und Hedvig Catharina Piper, geb. Ekeblad, †1812 aufgestellt.
- ↑ Vgl. dazu Berglund 2014, https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 (27.03.2023).
- ↑ Namen von Gärtnern finden sich möglicherweise in den Gehaltslisten im De la Gardie Archiv, Universitätsbibliothek, Lund.