11. Kirche und Dorfstrukturen

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Galenbeck ist ein dreieckiges Angerdorf mit Kirche und Friedhof im Zentrum des Dorfgrundrisses. Der an die mittelalterliche Kirche angefügte barocke Kirchturm liegt dem ehemaligen Gutshof gegenüber. Es besteht eine deutliche Sichtbeziehung (siehe Geländemodell).

Die Kirche[1] (Abb. 19, 21, 24) ist ein rechteckiger, in drei Jochen kreuzrippengewölbter Feldsteinbau aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit westlicher Giebelwand. Die Außenmauern sind 1 m stark. Die Leibungen der Fenster und die an den Längsseiten vorhandenen Zwillingsblenden bestehen aus Ziegelstein. 1755 wurde vor die nördliche Längswand ein achteckiger Kirchturm gestellt, dessen Untergeschoss aus Ziegelstein und dessen Oberteil mit Haube und Spitze aus Fachwerk entstanden. Über dem Seiteneingang der Kirche im Turm findet man das Wappen der Familie von Rieben (Abb. 15). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ist auch der Ostgiebel erneuert und ein südlicher Gruftanbau errichtet. Im Innern befindet sich der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Kanzelaltar[2] sowie das Patronats- und Pastorengestühl (Abb. 25, 31) mit deutlicher Säulengliederung. Von vergleichbarer Bauzeit sind auch das Kirchengestühl und die Westempore. Während ein zinnenes Leuchterpaar noch aus dem 17. Jahrhundert stammt (1658), wurden der Kirche im 18. Jahrhundert Kelch und Patene (Hostienschale) aus vergoldetem Silber gestiftet. Zwei Glocken stammen aus den Jahren 1410 und 1722.[3]

Der Bauhistoriker Horst Ende beschreibt in seinem 1975 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erschienenen Buch „Dorfkirchen in Mecklenburg“, dass eine große Anzahl mecklenburgischer Dorfkirchen aus Fachwerk gebaut war. Es sei das bescheidenste Baumaterial gewesen. Im ehemaligen Mecklenburg-Strelitz seien schöne Turmbauten aus Fachwerk erhalten. Besonders während des Barock seien die turmlosen mittelalterlichen Kirchenbauten um Turmaufsätze bereichert worden.[4]

In der Karte der Direktorialvermessung von 1757[5] (Abb. 17) wird das Dorf als neben dem Gut liegend wiedergegeben. Das Gutsgelände mit seinem Garten und einer Schäferei erstreckt sich entlang eines Schenkels dieses dreieckigen Angerdorfs. Im Dorf sind mindestens 20 größere und kleinere Gebäude verzeichnet, die vorrangig an der Straße liegen und zum Teil über rückwärtiges Gartenland verfügen. Neben dem Friedhof könnte ein Pfarrhof eingezeichnet sein. Ein heute als „Fischerhaus“ (Abb. 80, 88) bezeichnetes Gebäude im Ort ist ein Seitenlaubenhaus mit reetgedecktem Dach und Laubengang an der südlichen Längsseite. Unter den Wohnhäusern des Dorfes befindet sich mindestens ein Haus, das in seiner Grundsubstanz auf eine ältere Nutzung als Schäferei hinweist.[6]

Das „Inventarium über das Guth Galenbeck und (…) Pertinentien Gehren und Wittenborn, 1720“[7] führt eventuell die Untertanen(?)/(Leibeigene?) wohnhaft in Gehren, Wittenborn und Galenbeck mit ihrem Besitz (mindestens die Tiere) auf. Genannt sind Carsten Moller, Peter Möller, Hans Bandelow, Martin Bandelow, Michel Bandelow, Jakob Bandelow, Christian Bandelow, Peter Rülow, Jürgen Rülow, Jürgen Köhnecke/Köhneke/Kohneken, Andreas/Andres Köhneke/Kohneke, Michel Köhneke, Jacob Köhneke, Anna Köhneken, Catharina Köhneken, Jacob Büße (?), Christoph Baltzer (?), Michel Wille (?) und Ilsabeth (?) (…) (Abb. 87).

Abb. 19 Kirche in Galenbeck 1, Foto: Luisa Maria Lück 2023.
Abb. 21 Kirche in Galenbeck 2, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 24 Kirche in Galenbeck 3, Foto: Luisa Maria Lück 2023.
Abb. 15 Kirche in Galenbeck, Wappen der Familie von Rieben (links) am Turm, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 25 Kirche in Galenbeck, Altarraum, Foto: Uwe Timmermann, Galenbeck, mit freundlicher Genehmigung zur Publikation.
Abb. 17 Galenbeck, Karte der Direktorialvermessung von 1757, mit freundlicher Übergabe einer digitalen Darstellung durch Sabine Bock, 2024.
Abb. 88 Historisches Foto: Fischerhaus Galenbeck um 1910, Fotoausstellung bei Uwe Timmermann Galenbeck.
Abb. 87 historisches Foto: Galenbecker Schulkinder vor dem Fischerhaus, vermutlich 1910er Jahre, Historische Fotografie in den Händen von Silke Krüger, Haus Wildtierland, Natur Erleben GmbH, Gehren 3, 17335 Strasburg (Uckermark). Sie bewahrt das historische Fotoalbum als Ehrenamtliche für die Kirchgemeinde auf. Nach Rücksprache mit der zuständigen Pastorin dürfen die Fotos veröffentlicht werden.
  1. Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin (LAKD): Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Akte, Gemarkung: Galenbeck 4086, Art des Baudenkmals: Kirche.
  2. Der Kunsthistoriker Horst Ende betont: „Nach 1700 wurden in Mecklenburg die ersten Kanzelaltäre errichtet. Sie stellen eine Kombination von Altar und Kanzel dar und sind wohl aus dem Bestreben heraus erwachsen, Wort und Sakrament optisch an einer Stätte zu vereinen, wobei der Wortverkündung durch die Anlage des Kanzelaltars allerdings die größere Bedeutung eingeräumt wurde. Im Vergleich zu den Hauptverbreitungsgebieten Sachsen und Thüringen ist die Zahl derartiger Stücke in Mecklenburg klein (…). Ende 1975, S. 19.
  3. Vgl.: Baier/Ende u.a. 1982, S. 189-191; Heinemann 1999, S. 110; Bock 2008, S. 247. Auch die Dorfkirche in Wittenborn, welches sich zwischen 1703 und 1945 in von Riebenschem Besitz befindet, wird 1765 umfassend instand gesetzt. Dem rechteckigen Feldsteinbau aus dem 15. Jahrhundert ist westlich ein quadratischer Fachwerk-Dachturm mit achtseitigem Obergeschoss angefügt. Weiterhin zeugen das Mansarddach, die Südvorhalle und die Korbbogenfenster von dieser Renovierung. Ein Kranzaltar mit Schranken stammt aus dem Jahr 1714. Pastoren- und Patronatsgestühl sind ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Vgl.: Baier/Ende u.a. 1982, S. 189.
  4. Vgl.: Ende 1975, S. 13.
  5. LHAS: Signatur: 12.12-1 Kreis Stargard, Galenbeck Ic, mit freundlicher Übergabe einer digitalen Darstellung durch Sabine Bock, 2024.
  6. Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin (LAKD): Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Akte, Gemarkung: Galenbeck 4086, Art des Baudenkmals: Burgstr. 4.
  7. Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS): 3.2-5/22, Sign.: 34.