12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert

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Georg Alexander Wolfgang von Rieben (1799-1877) war mecklenburgischer Gutsbesitzer, Landrat, Politiker und Sohn von August Wilhelm von Rieben (1766-1827) und Caroline von Creutz (1769-1842). Georg Alexander erbt die väterlichen Güter Galenbeck, Gehren und Wittenborn und stiftet 1845 ein Fideikommiss. Seit 1827 ist er mit Karoline Ida Adelheid Wilhelmine von Oertzen (1800-1873) verheiratet. Hans August Friedrich Ludwig von Rieben(1803-1883, Herr auf Galenbeck, Gehren und Wittenborn), dessen Sohn Vicco Moritz Karl von Rieben (1832-1902), Kaiserlich Russischer Generalmajor und dessen Sohn Vicco Roman von Rieben (1869-1923, Freiherr auf Galenbeck, Gehren, und Wittenborn, Kaiserlich Russischer Oberst) erben Galenbeck im Anschluss aufeinander folgend.[1] Sabine Bock benennt anschließend Georg als Sohn des vermutlich in Riga verstorbenen Vic[k]o Moritz von Rieben [?].[2] Niekammers Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Mecklenburg[3], führen Galenbeck während der 1920er Jahre im Besitz Georg von Riebens. Hier scheinen innerhalb der Besitzerfolge Ungereimtheiten vorzuliegen (Abb.: 43).

Der Besitz Galenbecks, Gehrens und Wittenborns in der Hand Vicco Roman von Riebens um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert umfasst 1412 ha.[4]

Nach Ende des Ersten Weltkrieges und der Ausrufung der Republik in Deutschland im November 1918 werden die wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Gütern Galenbeck, Gehren und Wittenborn kritisiert. Galenbeck und Gehren werden während der 1920er Jahre mehrfach der Pommerschen Landgesellschaft zum Ankauf angeboten. Das Siedlungsamt stellt jedoch fest, dass die Güter zur Aufsiedlung ungeeignet seien. 1930 wird die Stilllegung des als Eigenwirtschaft betriebenen Galenbeck sowie die Gründung einer „Genossenschaft ehemaliger Galenbecker und Annenhöfer Deputatisten und Facharbeiter mit beschränkter Haftung“[5] geplant. Sabine Bock kann anhand von Akten des Landeshauptarchivs Schwerin (LHAS) nachweisen, dass auch diese Planung fehlschlägt. Georg von Rieben wird 1945 enteignet und das Gut im Rahmen der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) aufgeteilt. Das Herrenhaus dient Flüchtlingen als Unterkunft und eine Frau aus der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen lebt hier bis in die 2000er Jahre.[6]

Der Galenbecker See (Abb.: 11) steht seit 1938 wegen seines Brutvogelbestandes und der botanischen Besonderheiten unter Naturschutz.[7] Sowohl die „Karte zum Antrag auf Unterschutzstellung“ als auch das „Faksimile zur einstweiligen Sicherung als Naturschutzgebiet“ vom 15. September 1938 werden in der Broschüre „70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See“ von 2009 abgebildet.[8] Sie befinden sich im (wohl privaten) Archiv von Erich Hoyer, der 1989 Leiter der „Naturschutzstation Galenbecker See“ gewesen ist.[9] Hoyer berichtet, dass „um 1935 die Schutzbemühungen einiger Naturforscher der Universitäten erfolgreich [waren]. Der Schutzantrag für die Unterschutzstellung des Galenbecker Sees kam von Prof. Dr. Bauch vom Botanischen Institut der Universität Rostock.“[10] Das Reichsnaturschutzgesetz war 1935, während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945) verabschiedet worden und stand in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Ideologie.[11] Die Unterschutzstellung des Galenbecker Sees könnte auch in Zusammenhang mit der doch teilweise erfolgten Aufsiedlung größerer Flächen des Gutes (340 Hektar) nach Abschluss eines Kaufvertrags zwischen dem Landwirt Georg von Rieben und der „Deutsche Erde“ Siedlungsgesellschaft m.b.H. 1936 stehen. Für Galenbeck wurde der Aufbau von zehn Siedlerstellen geplant und diese zwischen 1936 und 1938 in Gehren (Ritterschaftliches Gut, zu Galenbeck gehörend) besiedelt.[12] 1937 sind am nördlich von Galenbeck gelegenen Lübkowsee, in Fleethof und in Heinrichswalde Lager des Reichsarbeitsdienstes entstanden. Die hier untergebrachten, zum Arbeitsdienst im nationalsozialistischen Deutschland verpflichteten Männer wurden zu Meliorationsarbeiten im Niedermoor der „Friedländer Großen Wiese“ (Abb.: 39) und zu Straßen- und Wegebauarbeiten eingesetzt.[13]

Bereits 1947 steht Galenbeck unter Denkmalschutz. 1948 wird es vom Denkmalamt als eines von 32 schützenswerten Objekten im Land Mecklenburg (im ehemaligen Landesteil Strelitz) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eingestuft.[14] Die Bausubstanz befindet sich zu diesem Zeitpunkt in keinem guten Zustand. Dennoch sind provisorisch eingebaute Wohnungen bewohnt und eine Konsum Verkaufsstelle eingerichtet. Daneben wird in diesem abgelegenen Dorf eine Nerzfarm (wohl hauptsächlich für den Export der wertvollen Felle in die Bundesrepublik Deutschland (BRD)) unterhalten.[15] Nach mehrfachem Besitzerwechsel befindet sich das Herrenhaus seit circa 20 Jahren in privatem Besitz, wird gesichert und behutsam saniert.

Georg Alexander Wolfgang von Rieben (1799-1877) war mecklenburgischer Gutsbesitzer, Landrat, Politiker und Sohn von August Wilhelm von Rieben (1766-1827) und Caroline von Creutz (1769-1842). Georg Alexander erbt die väterlichen Güter Galenbeck, Gehren und Wittenborn und stiftet 1845 ein Fideikommiss. Seit 1827 ist er mit Karoline Ida Adelheid Wilhelmine von Oertzen (1800-1873) verheiratet. Hans August Friedrich Ludwig von Rieben(1803-1883, Herr auf Galenbeck, Gehren und Wittenborn), dessen Sohn Vicco Moritz Karl von Rieben (1832-1902), Kaiserlich Russischer Generalmajor und dessen Sohn Vicco Roman von Rieben (1869-1923, Freiherr auf Galenbeck, Gehren, und Wittenborn, Kaiserlich Russischer Oberst) erben Galenbeck im Anschluss aufeinander folgend.[1] Sabine Bock benennt anschließend Georg als Sohn des vermutlich in Riga verstorbenen Vic[k]o Moritz von Rieben [?].[2] Niekammers Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Mecklenburg[3], führen Galenbeck während der 1920er Jahre im Besitz Georg von Riebens. Hier scheinen innerhalb der Besitzerfolge Ungereimtheiten vorzuliegen (Abb.: 43). Der Besitz Galenbecks, Gehrens und Wittenborns in der Hand Vicco Roman von Riebens um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert umfasst 1412 ha.[4] Nach Ende des Ersten Weltkrieges und der Ausrufung der Republik in Deutschland im November 1918 werden die wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Gütern Galenbeck, Gehren und Wittenborn kritisiert. Galenbeck und Gehren werden während der 1920er Jahre mehrfach der Pommerschen Landgesellschaft zum Ankauf angeboten. Das Siedlungsamt stellt jedoch fest, dass die Güter zur Aufsiedlung ungeeignet seien. 1930 wird die Stilllegung des als Eigenwirtschaft betriebenen Galenbeck sowie die Gründung einer „Genossenschaft ehemaliger Galenbecker und Annenhöfer Deputatisten und Facharbeiter mit beschränkter Haftung“[5] geplant. Sabine Bock kann anhand von Akten des Landeshauptarchivs Schwerin (LHAS) nachweisen, dass auch diese Planung fehlschlägt. Georg von Rieben wird 1945 enteignet und das Gut im Rahmen der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) aufgeteilt. Das Herrenhaus dient Flüchtlingen als Unterkunft und eine Frau aus der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen lebt hier bis in die 2000er Jahre.[6] Der Galenbecker See (Abb.: 11) steht seit 1938 wegen seines Brutvogelbestandes und der botanischen Besonderheiten unter Naturschutz.[7] Sowohl die „Karte zum Antrag auf Unterschutzstellung“ als auch das „Faksimile zur einstweiligen Sicherung als Naturschutzgebiet“ vom 15. September 1938 werden in der Broschüre „70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See“ von 2009 abgebildet.[8] Sie befinden sich im (wohl privaten) Archiv von Erich Hoyer, der 1989 Leiter der „Naturschutzstation Galenbecker See“ gewesen ist.[9] Hoyer berichtet, dass „um 1935 die Schutzbemühungen einiger Naturforscher der Universitäten erfolgreich [waren]. Der Schutzantrag für die Unterschutzstellung des Galenbecker Sees kam von Prof. Dr. Bauch vom Botanischen Institut der Universität Rostock.“[10] Das Reichsnaturschutzgesetz war 1935, während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945) verabschiedet worden und stand in Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Ideologie.[11] Die Unterschutzstellung des Galenbecker Sees könnte auch in Zusammenhang mit der doch teilweise erfolgten Aufsiedlung größerer Flächen des Gutes (340 Hektar) nach Abschluss eines Kaufvertrags zwischen dem Landwirt Georg von Rieben und der „Deutsche Erde“ Siedlungsgesellschaft m.b.H. 1936 stehen. Für Galenbeck wurde der Aufbau von zehn Siedlerstellen geplant und diese zwischen 1936 und 1938 in Gehren (Ritterschaftliches Gut, zu Galenbeck gehörend) besiedelt.[12] 1937 sind am nördlich von Galenbeck gelegenen Lübkowsee, in Fleethof und in Heinrichswalde Lager des Reichsarbeitsdienstes entstanden. Die hier untergebrachten, zum Arbeitsdienst im nationalsozialistischen Deutschland verpflichteten Männer wurden zu Meliorationsarbeiten im Niedermoor der „Friedländer Großen Wiese“ (Abb.: 39) und zu Straßen- und Wegebauarbeiten eingesetzt.[13] Bereits 1947 steht Galenbeck unter Denkmalschutz. 1948 wird es vom Denkmalamt als eines von 32 schützenswerten Objekten im Land Mecklenburg (im ehemaligen Landesteil Strelitz) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eingestuft.[14] Die Bausubstanz befindet sich zu diesem Zeitpunkt in keinem guten Zustand. Dennoch sind provisorisch eingebaute Wohnungen bewohnt und eine Konsum Verkaufsstelle eingerichtet. Daneben wird in diesem abgelegenen Dorf eine Nerzfarm (wohl hauptsächlich für den Export der wertvollen Felle in die Bundesrepublik Deutschland (BRD)) unterhalten.[15] Nach mehrfachem Besitzerwechsel befindet sich das Herrenhaus seit circa 20 Jahren in privatem Besitz, wird gesichert und behutsam saniert.
  1. 1,0 1,1 Vgl.: https://archive.org/details/gothaischesgenea1913goth/page/591/mode/2up?view=theater, (12.12.2023); https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Alexander_von_Rieben, (18.12.2023). Siehe auch: Krüger 1925, S. 423. Das Güter-Adressbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz aus dem Jahr 1896 benennt um 1896 den Kaiserl. Russischer Generalmajor a. D. Vicco von Rieben als Besitzer von Galenbeck. Die Besitzform lautet: Fideicommiß-Curatel. Vgl.: Güter-Adressbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz, 1896, S. 202.
  2. 2,0 2,1 Vgl.: Bock 2008, S. 247; https://www.geni.com/people/Vicco-Moritz-von-Rieben/6000000081383648194, (19.12.2023). Laut dieser Quelle ist Vicco Moritz Karl von Rieben (1832-1902, gest. in Riga) der Vater zweier Töchter sowie der Söhne Vikko Vikkowitsch von Rieben und Eduard-Rudolf von Rieben (1862-1916).
  3. 3,0 3,1 1928, S. 257.
  4. 4,0 4,1 Vgl.: https://archive.org/details/gothaischesgenea1913goth/page/591/mode/2up?view=theater, (12.12.2023).
  5. 5,0 5,1 Bock 2008, S. 247.
  6. 6,0 6,1 Vgl.: Bock 2008, S. 247; Heinemann 1999, S. 110.
  7. 7,0 7,1 Vgl.: http://gemeinde-galenbeck.com/Die-Gemeinde/Grusswort-des-Buergermeisters/, (16.12.2023). https://www.stun-mv.de/stiftungsflaechen/nsg-galenbecker-see/, (20.07.2024). Zur Bedeutung des Sees für die Ornithologie siehe u.a.: Hoyer, Erich: Avifaunistischer Beobachtungsbericht 1977 vom Naturschutzgebiet „Galenbecker See“, in: Schriftenreihe „Naturschutzarbeit in Mecklenburg“, 21. Jahrgang 1978, Heft 1-3, S. 39-43.
  8. 8,0 8,1 70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See, 2009, S. 8, Abb. 1, 2.
  9. 9,0 9,1 Vgl.: 70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See, 2009, S. 4.
  10. 10,0 10,1 70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See, 2009, S. 7. „Ihm lag vor allem die Erhaltung der reichen Orchideen- und Mehlprimelbestände der Flachmoorwiesen und die Vielfalt der Unterwasserflora (…) am Herzen.“ Ebd., S. 8.
  11. 11,0 11,1 Hans Wolfgang Behm und Justus Böttcher gruppieren in ihrem Buch „Deutsche Naturschutzgebiete“ diese unter die Rubriken „Deutsche (…) Alpen (…)“, „(…) Küsten (…)“, „(…) Heide und Moor“, „Wälder (…)“ und „Landschaften der Feuerberge [Vulkane]“. Einzelgebiete aus vielen deutschen Landschaften wurden unter Schutz gestellt.
  12. 12,0 12,1 Vgl.: Bock 2008, S. 271-272. Eine historische Fotoaufnahme der „Gehrener Wiesen“ von 1937, wiedergegeben in „70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See“, 2009, S. 6, Abb. 2, zeigt eine weite, ausgeräumte Landschaft, schachbrettartig von Meliorationsgräben durchzogen.
  13. 13,0 13,1 Friedländer Große Wiese, https://de.wikipedia.org/wiki/Friedländer_Große_Wiese#Geschichte, (18.12.2023). Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Naturschutzgebiet Galenbecker See als Bombenabwurfzielgelände genutzt bzw. missbraucht. Dazu wurde im See eine Plattform mit Hauskulissen aufgebaut. Vgl.: 70 Jahre Naturschutzgebiet Galenbecker See, 2009, S. 8.
  14. 14,0 14,1 Bereits 1935 gibt es Bemühungen, „die Gebäude der Rieben’schen Begüterung, auch das (…) Schloss und die Burgruine Galenbeck in gutem Zustande zu erhalten.“ Es wird an die „zuständigen Denkmalpfleger“ herangetreten. Siehe: Blatt 4086, Schwerin, den 7.12.1935, Aktennotiz über eine Mitteilung Herrn von Bülows, in: Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Akte, Gemarkung: Galenbeck 4086, Art des Baudenkmals: Burg.
  15. 15,0 15,1 Vgl.: Bock 2008, S. 247; Heinemann 1999, S. 110.