03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert

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Kurztext

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg Galenbeck (Abb. 8, 10) wurde 1453 in Auseinandersetzungen mit Pommern zerstört. Galenbeck war nach Aussagen des Archäologen Uwe Schwarz ein spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher Kristallisationspunkt für den Aufbau eines Kleinterritoriums durch das niederadelige Geschlecht derer von Rieben. Auf der Fläche der zerstörten mittelalterlichen Burg wurde eine neue Gutsanlage aufgebaut, sodass sich Burg und Gut Galenbeck nachweislich von 1391 bis 1945 im Besitz der Ritterfamilie von Rieben (ein mecklenburgisches Uradelsgeschlecht) befanden. Nachdem das Dorf nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zunächst wüst lag, konnte die Familie von Rieben 1710 ein neues Fachwerk-Herrenhaus in eine bereits bestehende Gutsanlage hinein bauen – und 1747 erweitern. Landschaftshistorisch glich Galenbeck, wie viele Regionen des geografischen Norddeutschlands, im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert sprachlichen Bildern, wie sie in Märchen der Brüder Grimm wiedergegeben werden: eine Welt des Hungers, der Armut und des frühen Todes, bewohnt von Witwen und Waisen. Eine streng unterteilte Ständegesellschaft hatte Bestand.

Langtext

Die Burg Galenbeck (Abb. 8, 10), von der heute in markanter Weise der schief stehende Rest des Bergfrieds aus dem 15. Jahrhundert zeugt, lag auf einem künstlichen Hügel, von Gräben umgeben, am Ufer des Galenbecker Sees. Die älteste auf der Burg Galenbeck ausgestellte Urkunde stammt aus dem Jahr 1277. Die in ihrem Bestand noch ältere Burganlage, für die archäologisch drei Bauphasen nachweisbar sind, wurde zwischen 1978 und 1985 archäologisch erforscht und ihre Fundamente wurden freigelegt. Der Fluchtturm mit 3,30 m starken Mauern aus eiszeitlichen Findlingen (aus der Fläche des Moores der „Friedländer Großen Wiese“) und Backstein war nur über Leitern besteigbar. Die Burg wurde 1453 in Auseinandersetzungen mit Pommern durch ein Bürgeraufgebot der Hansestadt Stralsund belagert, erobert und zerstört.[1] Bereits 1854 beschreibt der deutsche, besonders in Mecklenburg tätige Historiker und Archivar Georg Christian Friedrich Lisch (1801-1883) in den „Jahrbücher[n] des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde“ ihre Reste.[2] Sabine Bock gibt diese Beschreibung in ihrer Reihe zur Geschichte der Architektur in Mecklenburg-Strelitz wieder und ergänzt sie um die Darlegung der aus Befunden der Ausgrabungen 1978 bis 1987 abgeleiteten Baugeschichte der Burg.[3] Der Archäologe Uwe Schwarz, Leiter der damaligen Ausgrabungen, misst der Burg Galenbeck in seinem ausführlichen Grabungsbericht einen besonderen Stellenwert bei, „(…) war sie doch das Zentrum eines spätmittelalterlichen-frühneuzeitlichen Kristallisationskerns für den Ausbau eines spätfeudalen Kleinterritoriums durch das niederadlige Geschlecht von Rieben.“[4] Zunächst, im 13. Jahrhundert, war Galenbeck Teil der Grenzbefestigungen des Landes Stargard (Mecklenburg). Bis circa 1390 können der landesherrliche Charakter der Burg und ihr besonderer Befestigungswert gegen das Herzogtum Pommern belegt bzw. herausgestellt werden. „Das Geschlecht von Rieben wurde auf Galenbeck ansässig und 1392 wurden die Befestigungen der Stadt Friedland und die von Galenbeck als gleichwertig deklariert.“[5]

Als Ergebnis durchgeführter geophysikalischer Untersuchungen mit Bodenradar durch geosphere austria liegt der neuerliche Nachweis archäologischer Reste einer großen, mehrere Gräben und mehrere Wälle umfassenden Burganlage vor, deren Ausdehnung bis ins Zentrum der barocken Gutsanlage reichte. So ist zum Beispiel der zugeschüttete, über Radar nachgewiesene äußere Burggraben historischer Bestand. Auch im Boden verborgene Reste eines im zweitältesten Inventar zu Galenbeck ausführlich beschriebenen Torhauses von 1666[6], in dem die Familie von Rieben nach der Zerstörung der Burg 1453 weiterhin lebte, konnten mit hoher Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden. Sabine Bock gibt das benannte Inventar erstmals transkribiert in ihrer ausführlichen bauhistorischen Darstellung zu Galenbeck wieder.[7] Die mittels Bodenradar gefundenen archäologischen Reste der Burg decken sich mit dem von Uwe Schwarz angefertigten Grabungsbericht: „Die Burg [lag] circa 200 m SW der Kirche am Rande der sumpfigen Uferzone des Galenbecker Sees. Die umfangreiche Vorburg wird durch einen teils zugefüllten Graben vom Dorf getrennt. Sie besteht aus einem etwa 20 m breiten und circa 4 m hohem Wall, der auf der Süd- und Ostseite die Burg begrenzte. Hier befanden sich die Wirtschaftsgebäude. Fundamente eines Eckturms sind erkennbar. Die Hauptburg ist ein ausgebauter Turmhügel von 24 x 24 m Seitenlänge und 2,0 m Höhe. An Bauresten befinden sich hier die Grundmauern des Palas, eines bewohnbaren Bergfrieds des 13. Jhs. und der bis circa 9 m hohe Rest des Bergfrieds aus dem 1. Drittel des 15. Jhs.“[8]

Burg und Gut Galenbeck befanden sich nachweislich von 1391 bis 1945 im Besitz der Ritterfamilie von Rieben. In ihrem Wappen (Abb. 15 ) zeigt diese Familie einen Fisch, der auf „Ryba“, das heutige gemeinslawische Wort für Fisch verweisen könnte. Die Familie stammt wohl ursprünglich aus Lauenburg[9]. Das Herzogtum Sachsen-Lauenburg war seit dem 13. Jahrhundert reichsunmittelbares Fürstentum und lag auf dem Gebiet des heutigen deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein.[10] Sabine Bock gibt die Vermutung wieder, dass die von Rieben mit Heinrich dem Löwen im 12. Jahrhundert nach Mecklenburg gekommen seien und Galenbeck zum Stammgut der außerordentlich wohlhabenden Familie wurde.[11] Heinrich der Löwe (um 1129/1130 oder 1133/1135-1195) war an Feldzügen gegen slawische Stämme auf dem Gebiet des späteren Mecklenburg beteiligt. Galenbeck blieb über Jahrhunderte im Wesentlichen mecklenburgischer Besitz.[12] Im archäologischen Grabungsbericht heißt es weiter: „Die Eroberung und Zerstörung der Burg im Sommer 1453 durch ein Stralsunder Bürgeraufgebot kann als eine direkte Auswirkung der innerstädtischen Auseinandersetzungen in der mächtigen Hansestadt am Sund, die sich wesentlich um die bedeutende Persönlichkeit des Bürgermeisters Otto Voge spannten, betrachtet werden. Nach ihrer Zerstörung und dem Verlust der 55-köpfigen Besatzung existierte die Anlage, obwohl durch den Abbruch des Bergfrieds als Wehrbau fast ohne Bedeutung, weiter.“[13] Archäologische Funde von Dachziegeln und Scherben nachmittelalterlicher Ofenkacheln belegen die Weiternutzung des Burgstandorts.[14]

Trotz des Verlusts der Hauptburg in Galenbeck gelang es den von Rieben im ausgehenden 15. Jahrhundert, ihren Besitz um die Burgen von Helpt, Quadenschönfeld, Triepkendorf, Weitendorf bei Feldberg, Carwitz, Feldberg und die Dörfer Miltzow, Lindow und Liepen (ein großräumiges Gebiet) auszudehnen. Der Archäologe Schwarz unterstreicht, dass „für die Periode bis zum Dreißigjährigen Krieg (…) von einer gewissen Konstans [sic!] bzw. relativ geradlinigen Entwicklung gesprochen werden [kann].“[15] Der Erwerb von Besitz der Familie von Rieben setzte sich das gesamte 16. Jahrhundert hindurch bis in die erste Hälfte des Dreißigjährigen Krieges fort. Schwarz konstatiert: „Der Ausbau eines solchen regional-lokalen Kleinterritoriums im Spätmittelalter bzw. während der frühen Neuzeit kann als Regelfall der gesellschaftlichen Entwicklung im ehemaligen Siedlungsgebiet der feudalen deutschen Ostexpansion des 13. Jhs. angesehen werden. Dieser Prozess wurde eine der wesentlichen Grundlagen für die spätere Herausbildung des ostelbischen Junkertums (…).“[16]

In den „Nachrichten vom Geschlechte der Herren von Rieben im Mecklenburgischen“, 1752 erschienen in den „Hannoverische[n] Gelehrte[n] Anzeigen“, wird entgegen dem bisher Aufgeführten berichtet, dass die von Rieben eine der ältesten Familien in der Herrschaft Stargard seien (seit dem 12. Jahrhundert) und ihre Herkunft aus ehemaligen slawischen Völkern herleiten könnten. Das Gothaische Genealogische Taschenbuch 1913 benennt die von Rieben als mecklenburgisches Uradelsgeschlecht.[17] Während das Wappen der Familie in der Herrschaft Stargard einen Fisch (Karpfen) auf rotem Grund zeigt, färbte der Familienzweig im Herzogtum Sachsen-Lauenburg seinen Fisch gelb.[18] „Galenbeck, ein ehemaliges Schloß und nunmehriges Dorf an der Pommerschen und Uckermärkischen Grenze war [das Stammhaus der Stargardschen Linie]. Darf man in den Geschichten muthmassen; so gab die nahe dabey gelegene See den Ursprung sowol den Geschlechtsnahmen, als den Wapen der Herren von Rieben. Diese See war ehemals gar reich an Fischen, und besonders an Welsen. Die ältesten Vorfahren erhielten sie nebst dem Schlosse zur Lehn. Sie hatten gute Einkünfte von den ersteren, (…). (…) Vicco Ribe auf Galenbeck ist der erste, von dem eine richtige Abstammung dargethan werden kann. Er lebte um das Jahr 1408. und war Rath der Herzoge von Mecklenburg-Stargard, Johannis und Ulrici des ersten. Sein Sohn, Henning Ribe, besaß ebenfalls diese Würde, und es waren nachher noch verschiedene andere von diesem Geschlechte, die eben dieselbe Ehrenstelle bekleideten.“[19] „Das Haus Galenbeck verlohr im Anfange des 17ten Jahrhunderts vieles von seinem vorigen Glanze. Man kan ohngefehr diesen Verfall dem Zustande der damaligen Zeiten zuschreiben. Galenbeck ward im Jahr 1607. auf 24. Jahre verpfändet.“[20]

Im heutigen dreiseitigen Angerdorf Galenbeck gab es vor dem Dreißigjährigen Krieg drei Ritterhöfe. Besitzer waren neben der Familie von Rieben die Familien von Ihlenfeld und von Küssow.[21] Das Adelsgeschlecht der Ihlenfeld ist ein erloschenes mecklenburgisches Uradelsgeschlecht.[22] Küssow ist der Name eines ebenfalls erloschenen pommerschen Adelsgeschlechts.[23] Zu den drei Adelshöfen gehörten je eine Schäferei und sechs Bauernstellen. Zwischen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts kann in Galenbeck der Übergang von der Grundherrschaft zur Gutsherrschaft erfolgt sein. Das Dorf wurde im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt und die weiterhin in Teilen bewohnte Riebensche Burg erneut zerstört. 1664 liegt das Dorf ganz wüst, die dortigen Besitzungen befinden sich 1670 vollständig in von Riebenscher Hand. Laut Sabine Bock lässt die Familie zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein neues Herrenhaus „auf holländische Art (…), möglicherweise unter Verwendung älterer Teile“[24] errichten, das bereits Mitte des 18. Jahrhunderts erweitert wurde. Dies konnte durch im Jahr 2000 durchgeführte dendrochronologische Untersuchungen eindeutig (1710, 1747) bestätigt werden.[25]

1701 erfolgte die Dritte Mecklenburgische Hauptlandesteilung. Zwei beschränkt autonome Teilherzogtümer entstanden: Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Der größere Landesteil von Mecklenburg-Strelitz hieß bis 1918 Stargardischer Kreis (der kleinere Fürstentum Ratzeburg) und bildete einen von drei ritterschaftlichen Kreisen des mecklenburgischen Gesamtstaates. Ab 1701 war Adolf Friedrich II. (1658-1708) Herzog zu Mecklenburg-Strelitz. Er wird als weitsichtiger Fürst beschrieben, der den Ausbau seines Landesteils zielgerichtet vorantrieb. Mecklenburg litt auch zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch an den Folgen des Dreißigjährigen Krieges, hatte nur eine geringe Bevölkerung und daraus folgend auch nur eine geringe Wirtschaftsleistung. Nach preußischem Vorbild förderte Adolf Friedrich II. den Ausbau der Infrastruktur. Der mecklenburgische Pädagoge und Landeshistoriker Otto Vitense (1880-1948) lobt in seiner 1920 erschienenen landesgeschichtlichen Gesamtdarstellung Mecklenburgs Adolf Friedrich II.: „Aus zahlreichen Briefen, wie sie uns noch heute von ihm vorliegen, spricht seine Liebe zur Arbeit, zur Natur und zu jeder wirtschaftlichen Betätigung. Ein frischer Geist und ein neues Leben wurde [sic!] durch ihn in dem jungen Herzogtum wachgerufen. (…) Wie schon früher (…), so förderte er nunmehr im ganzen Lande den Tabak- und Hopfenanbau, durch den er besonders die sandreichen Teile seines Landes für Bodenkultur ausnutzen wollte, außerdem das Wollweber- und Tuchmachergewerbe (…) sowie die Glasfabrikation. (…) In vielen Fässern und Körben aus Flechtruten gingen große Ladungen von Tabak, der meist auf den Kirchböden getrocknet worden war, zu Wasser nach Rostock, Lübeck und besonders nach Hamburg, ebenso Wolle und Tuche, die durch eine im Lande sachgemäß betriebene Schafzucht gewonnen und in den vom Herzog angelegten Färbereien zu Feldberg und Mirow in den verschiedensten Farben bearbeitet wurden. Sie fanden vornehmlich in Kopenhagen während des Krieges zwischen Dänemark und Schweden viel Absatz und wurden den pommerschen Erzeugnissen vorgezogen (…). Auch mit Pottasche und Pulver, (…) schließlich auch mit Getreide, Holz und Glas erzielte der Herzog auf den ausländischen Märkten günstige Preise, die zu immer regerer gewerblicher und wirtschaftlicher Betätigung in Stadt und Land unter den Erzeugern anregten.“[26]

Sabine Bock fasst in sachlicher Darstellung der Geschichte von Mecklenburg-Strelitz zusammen, dass im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges beide mecklenburgischen Landesteile sowohl durch durchziehende kaiserlich-katholische als auch durch schwedisch-evangelische Truppen stark verwüstet wurden. Besonders im östlichen Teil von Mecklenburg-Strelitz, im Land Stargard, war nach dem Ende der Kriegshandlungen die Situation für Bauern verheerend. Hatte die Ritterschaft hier bereits seit dem frühen 17. Jahrhundert vermehrt Eigenwirtschaften gebildet und den Übergang von der Gutsherrschaft zur Gutswirtschaft hergestellt, schritt diese Entwicklung nach 1648 deutlich voran. Mitte des 17. Jahrhunderts wird die Leibeigenschaft rechtlich fixiert. Nachdem in Auswirkung des Dreißigjährigen Krieges die bäuerliche Landwirtschaft in Mecklenburg nahezu vollständig zum Erliegen gekommen war, nutzen Vertreter der Ritterschaft dies, um ihre Eigenwirtschaft zu stärken.[27]

Landschaftshistorisch glich Galenbeck, wie viele Regionen des geografischen Norddeutschlands, sprachlichen Bildern, die in den Märchen der Brüder Grimm wiedergegeben werden. Diesen Vergleich zieht der britische Landschaftshistoriker David Blackbourn in seinem 2006 erschienenen und 2007 ins Deutsche übersetzten Buch „Die Eroberung der Natur. Eine Geschichte der deutschen Landschaft“: „Es war eine Welt des frühen Todes, bevölkert von Witwen und Waisen. Die Hälfte aller Kinder starb vor dem zehnten Lebensjahr, und nur jeder Zehnte erreichte das sechzigste Lebensjahr. Immer wieder kam es zu Epidemien und Missernten. Diese hatten nicht selten große Hungersnöte zur Folge (…). Wölfe durchstreiften die Wälder und Sümpfe, zumal im Osten (…). In den Städten wie auf dem Land lebte eine hierarchisch streng unterteilte Ständegesellschaft.“[28]

Nach 1700 stand die Gutswirtschaft am Beginn ihrer Blüte, die Gesellschaft war im Wandel begriffen. Auf der untersten materiellen Ebene wurde die Bedrohung durch Hunger und Epidemien geringer. Während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es erste Versuche, anstelle der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft die Holsteinische Koppelwirtschaft einzuführen, die auf Ertragssteigerung abzielte. So konnten landwirtschaftliche Erträge höher ausfallen, was auch eine bescheidene Verbesserung der Ernährung bewirkte. Ein besseres Verständnis von Hygiene ließ die Sterblichkeit sinken und zog einen Bevölkerungsanstieg nach sich.[29] Die neue Form der Landbewirtschaftung mittels der Holsteinischen Koppelwirtschaft erforderte eine Regulierung und Arrondierung des Besitzes (zulasten der rechtlichen Freiheit der Bauern). Auf zusammenhängenden, großen Flurstücken wurden zehn oder elf Schläge eingerichtet. Um diesen massiven Umbau der Flur in ganz Mecklenburg begleiten und dokumentieren zu können, musste erstmals das Land vermessen werden.[30] Vermessungen einfachster Art erfolgten in Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert zumeist lediglich bei Grenzstreitigkeiten. Die erste größere Vermessung (mitunter bereits unter Zuhilfenahme der Triangulation) – auch, um Besteuerungen vornehmen zu können – wurde ab 1703 vorgenommen und mit einer Bonitierung verbunden. Diese gab Auskunft über die Ertragsfähigkeit von Ackerboden und Wiesen und half einen wirtschaftlichen Wert des eigenen Besitzes zu ermitteln.[31]

Dass die Ritterfamilie von Rieben 1710 und 1747 ein neues, großes Gut mit großem Garten auf arrondierter Flur bauen konnte, stellt die Karte der Direktorialvermessung von 1757 („Carte von dem in Mecklenburg-Strelitz gelegenen hoch Adelichen Guthe Galenbeck auf Verordnung herzoglicher Directorial-Commission vermessen worden Anno 1757“[32] Abb. 17) anschaulich dar. Auch die Kirche des Dorfes Galenbeck (Abb. 18-24), ein rechteckiger, in drei Jochen kreuzrippengewölbter Feldsteinbau aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, konnte ausgebaut, mit einem Fachwerkturm versehen und mit neuem Kirchengestühl, Altar sowie einer Orgel (Abb. 25-31) ausgestattet werden.[33] Die Familie dürfte demnach während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts über größeres Vermögen verfügt haben.

  1. Vgl.: Baier/Ende u.a. 1982, S. 189; Heinemann 1999, S. 110; Bock 2008, S. 246.
  2. siehe: Lisch 1854, S. 340-341. Im 1836 gegründeten Periodikum „Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde“ hatte der Historiker und Archivar Georg Christian Friedrich Lisch 1854 die Burg Galenbeck in einem Artikel vorgestellt. Der von Lisch beschriebene Umfang der historischen Burganlage erstaunt: „Die alte Riebensche Burg zu Galenbeck bei Friedland liegt dem jetzigen Hofe grade gegenüber, unmittelbar neben demselben. Von dem großen See her erstreckt sich eine weite moorige Wiesenfläche, welche früher ohne Zweifel Sumpf oder Moor war. Am Ende dieses Sumpfes, noch in demselben, liegt die alte Burg Galenbeck (…). Rund um dieses Viereck der Burg zieht sich ein tiefer Graben. (…) Vor dem ersten Graben liegt im Halbkreise nach der festern Landseite hin ein sehr breiter Wall, auf welchem ohne Zweifel die Vorburgen gestanden haben. Von der Mitte dieses Walles nach der Burg ging die Brücke, von welcher noch einzelne Pfähle in dem Graben stehen. Um diese Vorburg legte sich im weiten Halbkreise ein zweiter Graben. Dann folgt ein zweiter Vorwall im Halbkreise, wieder von einem dritten Graben im Halbkreise umgeben. Dann stößt bis gegen das feste Land ein weites, viereckiges Plateau, auf welchem der jetzige herrschaftliche Hof mit dem Garten steht, welches früher auch wohl das Dorf getragen hat. Auch dieses Plateau ist von einem Graben umgeben. Schon durch die feste Lage, als durch alle diese Befestigungen war die Burg Galenbeck wohl eine der festesten Burgen im Lande.“ Ebd., https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fmvdok.lbmv.de%2Ffile%2Fmvdok_derivate_00003869%2Fmeckljb_b019.mets.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=350&cHash=8e3a178dc99b6b7c3076208fc108c84a (18.12.2023); auch: https://mvdok.lbmv.de/mjbrenderer?id=mvdok_document_00001377 (30.11.2023).
  3. siehe: Bock 2008, S. 249-250. Bock legt die durch den Archäologen Uwe Schwarz angefertigten Grabungsberichte in einer Fußnote als zugängliche Quellen vor. Das Typoskript existiert als nicht veröffentlichte graue Literatur und ist bei Uwe Timmermann, dem heutigen Besitzer des Herrenhauses Galenbeck einsehbar.
  4. Schwarz, s.a., s.p. (Einleitung).
  5. Schwarz, s.a., s.p. (1.2. Die Entwicklung eines feudalen Kleinterritoriums durch das niederadlige Geschlecht von Rieben in der Zeit vom 14.-17. Jh.).
  6. Quelle: LHAS, 3.2-5/22, 31.
  7. Siehe: Bock 2008, 250-253.
  8. Schwarz, s.a., s.p., (tabellarische Auflistung).
  9. Vgl.: Adelsgeschlecht Rieben, https://de.wikipedia.org/wiki/Rieben_(Adelsgeschlecht) (18.12.2023). Schwarz, s.a., s.p. (1.3.2. Die schriftlich überlieferten Nachrichten des 13. bis 20. Jhs. zur Geschichte der Burg Galenbeck).
  10. Vgl.: Herzogtum Sachsen Lauenburg, https://de.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Sachsen-Lauenburg (18.12.2023).
  11. Vgl.: Bock 2008, S. 246.
  12. Vgl.: Bock 2008, S. 246.
  13. Schwarz, s.a., s.p. (1.2. Die Entwicklung eines feudalen Kleinterritoriums durch das niederadlige Geschlecht von Rieben in der Zeit vom 14.-17. Jh.). Siehe auch: Bock 2022, S. 68.
  14. Diese wurden mindestens während der 1980er Jahre im Herrenhaus Galenbeck aufbewahrt und teilweise gezeigt. Vgl.: Mündliche Aussage Uwe Timmermanns, des heutigen Besitzers von Galenbeck, im September 2013.
  15. Schwarz, s.a., s.p. (1.2. Die Entwicklung eines feudalen Kleinterritoriums durch das niederadlige Geschlecht von Rieben in der Zeit vom 14.-17. Jh.).
  16. Schwarz, s.a., s.p. (1.2. Die Entwicklung eines feudalen Kleinterritoriums durch das niederadlige Geschlecht von Rieben in der Zeit vom 14.-17. Jh.).
  17. Vgl.: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1913. Jg. 14, Justus Perthes, Gotha 1912, [./S.%20584-593, S. 584-593,] https://archive.org/details/gothaischesgenea1913goth/page/583/mode/2up (30.11.2023).
  18. Vgl.: Nachrichten vom Geschlechte der Herren von Rieben im Mecklenburgischen“, 1752, S. 921-922, in: Hannoverische Gelehrte Anzeigen, Hannover 1752, S. 921-928, https://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2091678_003/472/LOG_0080/ (S. 472-475, 18.12.2023).
  19. Nachrichten vom Geschlechte der Herren von Rieben im Mecklenburgischen“, 1752, S. 923-924, in: Hannoverische Gelehrte Anzeigen, Hannover 1752, S. 921-928, https://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2091678_003/472/LOG_0080/ (S. 472-475, 18.12.2023); Siehe auch: Schwarz, s.a., s.p. (1.3.2. Die schriftlich überlieferten Nachrichten des 13. bis 20. Jhs. zur Geschichte der Burg Galenbeck).
  20. Nachrichten vom Geschlechte der Herren von Rieben im Mecklenburgischen“, 1752, S. 927, in: Hannoverische Gelehrte Anzeigen, Hannover 1752, S. 921-928, https://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2091678_003/472/LOG_0080/ (S. 472-475, 18.12.2023).
  21. Vgl.: Bock 2008, S. 246.
  22. Vgl.: Adelsgeschlecht Ihlenfeld, https://de.wikipedia.org/wiki/Ihlenfeld_(Adelsgeschlecht) (18.12.2023).
  23. Vgl.: Adelsgeschlecht Küssow, https://de.wikipedia.org/wiki/Küssow_(Adelsgeschlecht) (18.12.2023).
  24. Bock 2008, S. 246.
  25. Vgl.: Bock 2008, S. 246. Ein Haus „auf holländische Art“ zu bauen könnte bedeuten, es aus „Holländern“ zu errichten. Holländer sind in der Sprache der Flößer „starke, für Schiffsmasten geeignete Stämme von mittlerem Durchmesser von mindestens 34 cm bei 20 m Länge“. Quelle: Flößerei, Begriffe der Flößerei, https://de.wikipedia.org/wiki/Flößerei#Begriffe_der_Flößerei (18.12.2023). In den Decken bzw. Fußböden des Herrenhauses Galenbeck liegen aneinander gelegte und wohl teilweise miteinander verbundene Balken. Diese Konstruktion heißt Dübeldecke. Quelle: Dübeldecke, https://de.wikipedia.org/wiki/Dübeldecke (18.12.2023). Das Herrenhaus Galenbeck ist ein Fachwerkbau, und das zum Bauen verwendete Holz wird wohl aus dem eigenen Waldbestand bezogen worden sein. (Es sind in Bezug auf Bauen „auf holländische Art“ auch andere Interpretationen möglich, auf die an anderer Stelle eingegangen wird.)
  26. Vitense 1920, S. 296-297.
  27. Vgl.: Bock 2008, S. 1056-1058.
  28. Blackbourn 2007, S. 33. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gab es im Norddeutschen Tiefland und in vielen Teilen Preußens ein als öde und wertlos beschriebenes Sumpfland, das einer undurchdringlichen und gefährlichen Wildnis aus Wasser und Morast glich. Diese Sumpfgebiete und Moore waren alle gleichen geologischen Ursprungs. Seit der Zeit des Deutschritter- und des Zisterzienserordens wurden Versuche unternommen, die unwirtlichen Sümpfe zu kultivieren. Vgl.: Blackbourn 2007, S. 39-41.
  29. Vgl.: Blackbourn 2007, S. 33-34.
  30. Vgl.: Bock 2008, S. 1058.
  31. Vgl.: Greve 1997, S. 11-14.
  32. LHAS: Signatur: 12.12-1 Kreis Stargard, Galenbeck Ic, mit freundlicher Übergabe einer digitalen Darstellung durch Sabine Bock, 2024.
  33. Vgl.: Baier/Ende u.a. 1982, S. 189; Heinemann 1999, S. 110.
Abb. 8 Reste der mittelalterlichen Burg Galenbeck 1, Bergfried, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 10 Reste der mittelalterlichen Burg Galenbeck 2, Blick vom See aus, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 15 Kirche in Galenbeck, Wappen der Familie von Rieben (links) am Turm, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 17 Galenbeck, Karte der Direktorialvermessung von 1757, mit freundlicher Übergabe einer digitalen Darstellung durch Sabine Bock, 2024.
Abb. 18 Kirche in Galenbeck 1, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 20 Kirche in Galenbeck 3, Foto: Luisa Maria Lück 2023.
Abb. 21 Kirche in Galenbeck 4, Foto: Ulrike Gawlik 2023.
Abb. 24 Kirche in Galenbeck 7, Foto: Luisa Maria Lück 2023.
Abb. 25 Kirche in Galenbeck, Altarraum 1, Foto: Uwe Timmermann, Galenbeck, mit freundlicher Genehmigung zur Publikation.
Abb. 26 Kirche in Galenbeck, Altar, Foto: Uwe Timmermann, Galenbeck, mit freundlicher Genehmigung zur Publikation.
Abb. 28 Kirche in Galenbeck, Detail 1, Foto: Uwe Timmermann, Galenbeck, mit freundlicher Genehmigung zur Publikation.
Abb. 29 Kirche in Galenbeck, Detail 2, Foto: Uwe Timmermann, Galenbeck, mit freundlicher Genehmigung zur Publikation.
Abb. 30 Kirche in Galenbeck, Orgel, Foto: Luisa Maria Lück 2023.