12.01 Geschichte der Anlage im 20. Jahrhundert
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlage
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12.00 Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 12.01 Geschichte der Anlage im 20. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Besitzverhältnisse im 20. JahrhundertNach dem Tod von Fanny Magdalena Hildegard Eneskjöld[1] (1844–1913) fiel Nuhjala 1913 in Ermangelung an direkten Nachkommen[2] an eine Erbengemeinschaft der Kinder von Anna Aurora Adelaida Armfelt (1829–1894) und wurde damit unter den verbleibenden Nachfahren der Familie Eneskjöld in der Enkelgeneration aufgeteilt:[3] Die Schwester von Arvid Gustaf Eneskjöld[4] (1788–1866), Gustava Aurora Eneskjöld (1799–1864) hatte 1827 Christoffer Armfelt (1765–1848) geheiratet.[5] Aus dieser Ehe ging Anna Aurora Adelaida Armfelt (1829–1894) hervor, deren Kinder aus zwei Ehen die späteren Erben von Nuhjala waren: Anna Aurora Adelaida war in erster Ehe 1850 mit Axel Florentin Ekestubbe (1809–1856) verheiratet (Abb. 160). Von den vier Kindern der Eheleute lebte 1913 nur noch die Stiftsdame Thecla Aurora Ekestubbe[6] (1851–1943) (Abb. 122), die einen Teil von Nuhjala erbte. In zweiter Ehe war Anna Aurora Adelaida Armfelt seit 1858 mit dem Arzt Dr. Emanuel Indrenius (1816–1887) (Abb. 161) verheiratet.[7] Ihre gemeinsamen Kinder Elisabeth Gustava Indrenius (1862–1933) (Abb. 123) und der Bankdirektor August Emanuel Indrenius (1866–1932) erbten die übrigen Anteile an Nuhjala. August Emanuel Indrenius (Abb. 124) zahlte seine Schwester Elisabeth Gustava Indrenius (Abb. 123) und Halbschwester Thekla Aurora Ekestubbe (Abb. 122) aus und bezog Nuhjala mit seiner Frau Sara Maria von Julin (1872–nach 1924) (Abb. 162), Tochter des Industriellen Johan Albert Edvard von Julin (1846–1906). Nach etwas mehr als einem Jahrzehnt verkaufte August Emanuel Indrenius Nuhjala im Jahr 1926 an den Juristen und Vizegouverneur Ivar Aminoff[8] (1868–1931), der das Gut etwa ein Jahr später bereits seiner Schwester Hedvig (1873–1934) überließ. Diese war seit 1899 mit dem Agrarwissenschaftler Baron William Mattias von Bonsdorff (1871–1939) verheiratet, doch das Paar blieb kinderlos. Nach dem Tod seiner Frau zog der Baron in das südliche Nebengebäude am Herrenhof (‚Villa‘).[9] Er übergab Nuhjala 1935 an den fast gleichalten nur sehr weitläufig verwandten, aber als ‚Neffe‘ bezeichneten Gunnar Emil Bonsdorff[10] (1877–1943) aus der nicht geadelten Linie der Familie. Er war ein erfolgreicher Diplomingenieur, der auch im Ausland (Österreich, Deutschland und den USA) gearbeitet hatte und beispielsweise 1906–1918 die Leitung von Nokia übernahm.[11] Mit seiner Frau Sigrid Linnea Rose-Marie Bergqvist (1890–1949) hatte er eine Tochter, Dolly Linnea Bonsdorff (1912–1980), die nach seinem Tod Nuhjala 1943 erbte. Dolly Linnea Bonsdorff war mit dem Wissenschaftler Per-Olof Gabriel Therman (1910–1973) verheiratet und hatten gemeinsam eine Tochter Peggy[12]. Nach dem Tod ihres Ehemanns mussten beide Frauen Nuhjala 1978 aus finanziellen Gründen verkaufen (Abb. 163). Käufer war der Geschäftsmann Maurits Ylismäki,[13] der Nuhjala von 1979 bis zu seinem Tod 1987 besaß. Seine Tochter Merja Ylismäki-Nerjanto[14] erbte das Gut und versuchte einen Gastro- und Eventbetrieb zu etablieren,[15] was wenig erfolgreich gewesen zu sein scheint. Die heutigen Besitzer kauften Nuhjala im Jahr 2019.[16] |
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Modernisierungen im 20. JahrhundertDie größte Veränderung im 20. Jahrhundert stellt der Umbau des ursprünglich wenig tiefen und daher relativ kleinen Eingangsbereichs im Zentrum des Herrenhauses dar (Abb. 37). Die an den Eingang angrenzenden Treppen zum Keller- und Obergeschoss wurde nach 1924 und spätestens bis 1936 umgebaut, vermutlich um einen größeren Eingangsbereich zu schaffen.[17] Dabei wurde in der Diele ein neuer, relativ schlichter Kamin eingebaut. Etwa bei den Abtreppungen an der Feueröffnung lässt der Kamin dennoch einen Einfluss der Gestaltungsideen der Zeit in den Formen des Art deco erkennen (Abb. 164).[18] Im Jahr 1936 wurde auch eine Zentralheizung im Haus eingebaut und die verbleibenden Öfen etwa im großen Salon bzw. Saal abgebrochen.[19] In den 1930er Jahren wurde in einigen Räumen mittelformatiges Fischgratparkett eingebaut.[20] Im Königszimmer wurde nach 1935 eines der zwei Fenster im Raum durch eine Fenstertür, die auf einen neuen großen Balkon führt, (Abb. 165) ersetzt.[21] Die im Gustavianischen Stil gehaltene Sitzgruppe im Königszimmer (Abb. 166), die noch heute vorhanden ist, wurde 1911 angeblich von Haradshövding Aminoff aus dem Stockholmer Schloss angekauft,[22] wobei es sich aufgrund der für das 18. Jahrhundert untypischen Formen (Sofalehne, Tisch, Steg zwischen den Stuhlbeinen u.v.a.m.) wohl eher um Stilmöbel des späten 19. Jahrhunderts zu handeln scheint.[23] Der größte Raum des 18. Jahrhunderts, der ehemalige Empfangs- oder Festraum, wird etwa seit der Mitte des 20. Jahrhundert bis heute als Speisezimmer genutzt (Abb. 63–65) Der Raum wurde in Bereichen immer wieder verändert (Abb. 167): Der in einer Raumecke aufgestellte Ofen war nach dem Einbau der Zentralheizung durch einen modernen Kamin aus roten Ziegelsteinen ersetzt worden (Abb. 168, 169), der gerade wieder gegen einen originalen Kachelofen des 19. Jahrhunderts ausgetauscht wird. Eine weitere Veränderung stellt der neue Türdurchbruch zum angrenzenden hofseitigen Raum dar, der wahrscheinlich in der Zeit nach dem Verkauf 1978 ausgeführt wurde, um die Wege im Haus zu verkürzen. Die heutigen Besitzer haben Bereiche im nördlichen Teil des Hauses im Hinblick auf einen zeitgemäßen Lebensstandard in einem Wohnhaus modernisiert (Abb. 38).[24]
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