Pronstorf/08. Innenräume im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen
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==== | ====Innenraum Grundriss, wandfeste und mobile Ausstattung==== | ||
<span style="color:#000000;">Die Räume im Erdgeschoss lagen bei der Fertigstellung des Hauses um 1728 beiderseits der </span>[[wikidata:Q18625295 |Diele]] (Abb. 32) <span style="color:#000000;">und des Treppenhauses, beziehungsweise des </span>[https://www.projekte.kunstgeschichte.uni-muenchen.de/arch_complete_vers/40-ren-barock-architektur/glossar/files/gartensaal.htm Gartensaals] (Abb. 33). <span style="color:#000000;">Die Ausstattung wurde jedoch 1806 unter dem Besitzer Friedrich Christian von Buchwaldt (1761–1822) </span>[[wikidata:Q14378 |klassizistisch]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">überformt. Aus dieser Zeit stammt auch der </span>[[wikidata:Q33526|Deckenstuck]]<span style="color:#0070c0;">.</span> | <span style="color:#000000;">Die Räume im Erdgeschoss lagen bei der Fertigstellung des Hauses um 1728 beiderseits der </span>[[wikidata:Q18625295 |Diele]] (Abb. 32) <span style="color:#000000;">und des Treppenhauses, beziehungsweise des </span>[https://www.projekte.kunstgeschichte.uni-muenchen.de/arch_complete_vers/40-ren-barock-architektur/glossar/files/gartensaal.htm Gartensaals] (Abb. 33). <span style="color:#000000;">Die Ausstattung wurde jedoch 1806 unter dem Besitzer Friedrich Christian von Buchwaldt (1761–1822) </span>[[wikidata:Q14378 |klassizistisch]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">überformt. Aus dieser Zeit stammt auch der </span>[[wikidata:Q33526|Deckenstuck]]<span style="color:#0070c0;">.</span> | ||
<span style="color:#000000;">Die Räume der ersten Etage wurden um den ebenfalls ab 1780 umgestalteten Festsaal </span>(Abb. 34) <span style="color:#000000;">und das Haupttreppenhaus angeordnet. Ein kleines Treppenhaus auf der linken Seite führte vom unteren Bereich in die privaten Räume der Grafenfamilie. Durch einen schmalen Flur gelangte man von der rechten Seite aus zur alten Bibliothek, die im Zuge der klassizistischen Umformung zum neuen Festsaal umgebaut wurde. Die mit einem Fußboden aus Steinfliesen bedeckte Diel</span>e (Abb. 35) b<span style="color:#000000;">efand sich im Erdgeschoss und war durch fünf Türen betretbar. Sie lag zwischen der „neuen Bibliothek“, dem Gartensaal und dem „neuen“ Treppenhaus</span> (Abb. 36). <span style="color:#000000;">Durch die große zweiflügelige Eingangstür betrat man das Herrenhaus. Es gab wohl auch noch eine Sommertür mit Feldern aus Glas, die in der kalten Jahreszeit durch eine Holztür ausgetauscht wurde.</span>[[#ftn1|<sup>[1]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Gegenüber der Tür befand sich ein großer Kamin. Über die ursprüngliche Wandgestaltung ist nichts mehr bekannt. Einige Tapetenreste – wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert – konnten jedoch an wenigen Stellen freigelegt werden. Eine sonnenblumenartige </span>[http://vocab.getty.edu/page/aat/300422873%20 Deckenrosette]<span style="color:#0563c1;"> </u></span>(Abb. 37)<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">befand sich ab 1780 in der Deckenmitte. Die Skizze der Rosette befindet sich bis heute im Gutsarchiv</span><span style="color:#000000;"> (Abb</span><span style="color:#000000;">.</span><span style="color:#000000;"> 38).</span>[[#ftn2|<sup>[2]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Zwei alte große Eichenschränke, eine Eichentruhe mit Schnitzwerk aus dem 17. Jahrhundert, die dem Künstler </span>[https://www.wikidata.org/wiki/Q1296800%20 Hans Gudewerth dem Jüngeren]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">(zwischen 1593 und 1603 bis 1671) aus Eckernförde zugeschrieben wurde</span>[[#ftn3|<sup>[3]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span>(Abb. 39), <span style="color:#000000;">und eine weitere Eichentruhe ordnete man links und rechts innerhalb des Raumes an. Ob sie noch aus dem Vorgängerbau stammten, konnte noch nicht recherchiert werden. In dem Eichenschrank auf der linken Seite befindet sich heute das Gutsarchiv</span><span style="color:#ff0000;"> </span>(Abb. 40, 41). | |||
<span style="color:#000000;">Der Gartensaal</span> (Abb. 42) <span style="color:#000000;">befand sich im Erdgeschoss zwischen dem Speisesaal, einem Salon auf der linken Seite und der Diele und war durch vier Flügeltüren betretbar. Wie die ursprüngliche Gestaltung des Raumes um 1728 aussah, ist nicht bekannt. Alle Räume zur Gartenseite wurden als </span>[https://www.wikidata.org/wiki/Q1341702%20 Enfilade]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">angelegt. Der Speisesaal befand sich rechts angrenzend an den Gartensaal. Skizzen im Gutsarchiv zeigen die Neudekoration des Saales im 19. Jahrhundert </span>(Abb. 43). | |||
<span style="color:#000000;">Das „neue“ Treppenhaus </span>(Abb. 44)<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">wurde 1780 unter Caspar von Buchwaldt im Zuge eines Umbaus durch den Baumeister </span>[[wikidata:Q38572067 |Peter Richter]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">(1750–1805) errichtet. Es befand sich nach dem Umbau rechts neben der Diele. Die Treppe wurde als einläufiger, nach links gedrehter Treppenaufgang mit Stufen aus Eichenholz ausgeführt. Das Geländer besteht aus schwarzen Metallstangen mit Kreiselementen </span>(Abb. 45) <span style="color:#000000;">und wurde auf der zur Raummitte zeigenden Seite angelegt. Das Geländer entlang der Wand ist hingegen eine aufgemalte Imitation derselben Anordnung von Stangen und Kreisen. Der Treppenaufgang auf der linken Seite des Herrenhauses führt bis heute vom Keller über das Erdgeschoss in die erste Etage und weiter ins Mansarddachgeschoss. Ursprünglich führte die „alte“ Treppe in der Mitte des Hauses direkt in die alte Bibliothek bzw. den neuen Festsaal.</span><span style="color:#000000;">Die alte Küche lag im Keller und erhielt um 1780 ein </span>[[wikidata:Q917098|Tonnengewölbe]]<span style="color:#000000;">. Dort gab es, wie im Vorgängerhaus, eine Fleischkammer.</span>[[#ftn4|<sup>[4]</sup>]] | |||
====Räume aus dem 19. Jahrhundert bis heute==== | |||
<span style="color:#000000;">Die heutige Bibliothek befindet sich links neben der Diele. Sie umfasst historische Bände über die Geschichte Schleswig-Holsteins, Familiengeschichte, historische Kinder- und Schulbücher, Landkarten und weitere Buchbestände. Der Raum wird heute auch als Musikzimmer genutzt.</span> | <span style="color:#000000;">Die heutige Bibliothek befindet sich links neben der Diele. Sie umfasst historische Bände über die Geschichte Schleswig-Holsteins, Familiengeschichte, historische Kinder- und Schulbücher, Landkarten und weitere Buchbestände. Der Raum wird heute auch als Musikzimmer genutzt.</span> | ||
Die aus dem Keller verlagerte private Küche befindet sich heute auf der linken Seite, neben dem Speisesaal im Erdgeschoss. | |||
< | <span style="color:#000000;">Im Jahr 1806 erhielt der Gartensaal durch französische Papiertapeten</span> (Abb. 46, 47) <span style="color:#000000;">seine klassizistische Ausstattung. Sie zeigen in Wandfeldern italienische Landschaften, umgeben von </span>[[wikidata:Q750197 |en grisaille]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">gemalten Götterfiguren auf blauem Grund </span>(Abb. 52, 53, 54, 55, 56, 57).<span style="color:#000000;"> </span>[[wikidata:Q588951 |Supraporten]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">über den Türen zeigen Allegorien mit Musikinstrumenten, Früchten, Blumen und antiken Vasen auf schwarzem Grund</span><span style="color:#ff0000;"> </span>(Abb. 48, 49, 50, 51).<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Fische befinden sich in den Bordüren. Im unteren Bereich der Landschaftstapeten wurden geflügelte Löwen dargestellt – ebenfalls auf schwarzem Grund. Vermutlich stammen die Tapeten vom Tapetenentwerfer </span>[[wikidata:Q108611099 |Xavier Mader]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">(1789–1830), der für die </span>[[wikidata:Q1264014 |Manufacture Joseph Dufour et Cie.]]<span style="color:#000000;">(1797–1835) aus Paris arbeitete.</span><span style="color:#000000;">Diese Manufaktur war im 19. Jahrhundert bekannt für ihre Panoramatapeten. Ein Tapetenmodell des Saals befindet sich im Gutsarchiv und ist eine Besonderheit, da solche Modelle nicht mehr existieren </span>(Abb. 58, 59).<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Das Raummodel des Gartensaales sowie weitere Skizzen von Möbeln stammen von dem dänischen Architekten und Inneneinrichter </span>[[wikidata:Q317633 |Joseph Christian Lillie]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">(1760–1827). Dieser lebte und arbeitete im etwa 30 km entfernten Lübeck.</span><span style="color:#000000;">Der Baumeister </span>[[wikidata:Q678216 |Christian Frederik Hansen]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">(1756–1845), der im Jahre 1804 Landesbaumeister für das Herzogtum Schleswig war und bis dahin auch bereits als Landesbaumeister für das Herzogtum Holstein tätig gewesen war, wurde für den Umbau des Gartensaales erwähnt.</span>[[#ftn5|<sup>[5]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Die Stuckaturen ähneln denen, die Hansen in Altona anbringen ließ.</span>[[#ftn6|<sup>[6]</sup>]]<span style="color:#000000;">Die weißen Stühle mit Goldverzierung sind bis heute erhalten</span> (Abb. 60, 61)<span style="color:#000000;">.</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Die entsprechenden Skizzen der Stühle befinden sich im Gutsarchiv.</span>[[#ftn7|<sup>[7]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Die Decke wurde mit farbig angemaltem Stuck gestaltet. In der Mitte der Deckenrosette befestigte man einen Kronleuchter. Zur Gartenseite befinden sich drei Flügeltüren aus Glas und auf der gegenüberliegenden Seite ein terracottafarbener Ofen</span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb. 62). | ||
< | <span style="color:#000000;">Der Speisesaal befand sich im Erdgeschoss, zwischen der neuen Küche, dem Gartensaal und dem Treppenhaus und ist durch drei Flügeltüren betretbar </span>(Abb. 63). <span style="color:#000000;">Die Wände wurden in einem blauen Farbton gestaltet. In der Mitte steht ein großer Tisch mit Stühlen. An den Wänden befinden sich heute die Ahnengemälde in vergoldeten Rahmen und Darstellungen von Pronstorf und der Umgebung mit dem </span>[[wikidata:Q2549093|Wardersee]] (Abb. 64). <span style="color:#000000;">Über die Ausstattung aus der Erbauungszeit ist nichts bekannt.</span><span style="color:#000000;">Ursprünglich befand sich das Treppenhaus in der Mitte des Hauses, zur Hofseite gelegen. Von dort aus gelangte man in die alte Bibliothek, den heutigen Festsaal. Der kleine Festsaal bildete zusammen mit den Nebenräumen den ursprünglichen Festsaal zur Parkseite hin</span> (Abb. 65). U<span style="color:#000000;">m mehr Intimität zu erreichen, wurde der Festsaal schließlich geteilt und in einen Salon und ein schmales Nebenzimmer umgewandelt. Auf der Seite der Bibliothek wurde der neue Festsaal gestaltet und das Treppenhaus auf die rechte Seite verlegt.</span><span style="color:#000000;">Der neue Festsaal </span>(Abb. 66) <span style="color:#000000;">befindet sich nun in der ersten Etage in der Mitte und man kann ihn durch sieben Türen betreten. Baumeister Christian Frederik Hansen (1756–1845)</span>[[#ftn8|<sup>[8]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">soll ebenfalls die Entwürfe dazu geliefert haben, was aber noch nicht bewiesen werden konnte.</span>[[#ftn9|<sup>[9]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Der Raum wurde mit zehn </span>[[wikidata:Q245117 |Stuckreliefs]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">ausgestattet, in denen antike Figuren auf grünem Grund eingelassen wurden</span> (Abb. 67, 68, 69, 70).<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Links und Rechts oberhalb der Mittelfelder gestaltete man </span>[[wikidata:Q218248 |Grotesken]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">in einem </span>[[wikidata:Q415908 |Akanthusdekor]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">und über den Türen brachte man stuckierte Blütenfestons an</span> (Abb. 71). G<span style="color:#000000;">egenüber, auf der mit drei Fenstern gestalteten Hofseite, baute man einen Kamin ein, welcher in grauem Marmor gefasst wurde. Einen großen Spiegel, der mit klassizistischen Elementen und Medaillonfeldern gerahmt wurde und mit der Decke abschloss, brachte man darüber an</span> (Abb. 72).<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Das Kaminensemble rückte man etwas in den Raum hinein. Die Deckenrosette hingegen gestaltete man in einem rechteckigen Feld auf grünem Grund, </span><span style="color:#000000;">während man in den Ecken vier weiße Fächerreliefs anbrachte, gefolgt von einem Achteck, welches einen abwechselnden Dekor aus Kartuschen mit </span>[[wikidata:Q898879 |Mäanderbändern]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">und Akanthus darstellte. Danach folgte ein Kranz aus schmalen Blättern. Den Mittelpunkt der Decke bildete ein Palmfächer</span> (Abb. 73), d<span style="color:#000000;">er sich nach links und rechts ausbreitete, bevor der innere Ring mit der Befestigung des Kronleuchters in Form einer großen Akanthusblüte den Abschluss bildete. Noch heute wird der Saal für Familienfeste genutzt</span> (Abb. 74).<span style="color:#000000;">Der kleine ursprüngliche Festsaal</span> (Abb. 75) i<span style="color:#000000;">st heute ein Nebensalon hinter dem Festsaal zur Gartenseite hin und ist von drei Seiten betretbar. Zwei Fenster liegen auf der Wassergrabenseite hin zum Park. Der Raum wurde schlicht ausgestattet und weist keinen Deckenstuck auf. Einen großen Spiegel in einem Goldrahmen brachte man zwischen den beiden Fenstern an, ebenso einen großen Wandschrank auf der rechten Seite des Raumes. Unter der Decke hing ein Kronleuchter und in der Ecke zur Seite des Festsaals hin wurde ein großer ockerbrauner Kachelofen mit ockerbraunem Waffeldekor und Rankenumrahmung sowie einer Feuerluke aus Gusseisen mit Blütendekor eingebaut</span><span style="color:#ff0000;"> </span>(Abb. 76). | ||
<span style="color:#000000;">Einen länglichen Nebenraum legte man hinter dem heutigen Festsaal mit einem Fenster zur Gartenseite hin an. Der Raum wurde ebenfalls sehr schlicht gehalten</span> (Abb. 77).<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Weitere Privaträume befinden sich jeweils links und rechts der Säle in der ersten Etage und sind nicht zugänglich.</span><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;"> | |||
====Grundriss und Raumfunktion==== | |||
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<span style="color:#000000;">Von Pronstorf existieren keine </span>[[wikidata:Q184784|Architekturzeichnungen]] (Abb. 78, 79). | <span style="color:#000000;">Von Pronstorf existieren keine </span>[[wikidata:Q184784|Architekturzeichnungen]] (Abb. 78, 79). | ||
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==== | ====Sammlung und Mobile Ausstattung==== | ||
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<span style="color:#000000;">Die Ahnengemälde befinden sich heute im Speisezimmer und entlang des Treppenhauses. Dort ist auch eine Kopie der „Rantzau-Tafel“</span>[[#ftn11|<sup>[11]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">der Adelsfamilie Rantzau zu finden, auf der in kleinen Medaillons die Herrenhäuser der Adelsfamilie mit den Ortsnamen gemalt sind.</span> | <span style="color:#000000;">Die Ahnengemälde befinden sich heute im Speisezimmer und entlang des Treppenhauses. Dort ist auch eine Kopie der „Rantzau-Tafel“</span>[[#ftn11|<sup>[11]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">der Adelsfamilie Rantzau zu finden, auf der in kleinen Medaillons die Herrenhäuser der Adelsfamilie mit den Ortsnamen gemalt sind.</span> | ||
<span style="color:#000000;">In der Diele steht eine alte Holztruhe von </span>[[wikidata:Q1296800 |Hans Gudewerth dem Jüngeren]][[#ftn12|<sup>[12]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">(zwischen 1570 und 1643). Auf der Außenseite der Truhe befinden sich geschnitzte Bildwerke, die Caspar von Buchwaldt und seine Frau darstellen sollen.</span>[[#ftn13|<sup>[13]</sup>]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Weitere große Holzschränke und Truhen aus verschiedenen Jahrhunderten befinden sich in der Diele und im Treppenhaus</span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb. 83).<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Weitere Möbel und weiteres Interieur aus der Zeit ab 1800 befindet sich heute noch im Gartensaal und im oberen Festsaal des Hauses. Die passenden Skizzen sind Teil eines Konvolutes im Gutsarchiv und stammen von </span>[[wikidata:Q317633(1760-1827) |Joseph Christian Lillie]] <span style="color:#000000;">.</span> | |||
<div style="color:#000000;margin-left:0cm;margin-right:0cm;"> | <div style="color:#000000;margin-left:0cm;margin-right:0cm;"> | ||
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====Gutsarchiv Pronstorf==== | |||
Das Gutsarchiv befindet sich, von der Eingangstür rechts betrachtet, in einem großen zweiflügeligen Eichenschrank (Abb. 80, 81, 82). Die alte Familienbibel der Familie von Buchwaldt, Rollen mit Stammbäumen und Kisten mit Dokumenten, Plänen und sonstigem Schriftmaterial, das Herrenhaus Pronstorf betreffend, wurden dort eingelagert. | Das Gutsarchiv befindet sich, von der Eingangstür rechts betrachtet, in einem großen zweiflügeligen Eichenschrank (Abb. 80, 81, 82). Die alte Familienbibel der Familie von Buchwaldt, Rollen mit Stammbäumen und Kisten mit Dokumenten, Plänen und sonstigem Schriftmaterial, das Herrenhaus Pronstorf betreffend, wurden dort eingelagert. | ||
<span style="color:#000000;">Das Inventar aus dem Jahr 1688 über alle beweglichen Güter sowie die Einrichtung des „alten“ Herrenhauses ist einer der seltenen Nachweise über die Besitztümer eines Herrenhauses in dieser Epoche. Im Vorwort des Findbuches heißt es: </span><span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Das Archiv des Gutes Pronstorf ist im Jahr 1901 durch Adelheid Louise Gräfin zu Rantzau, geb. von Buchwaldt, geordnet und in fünf Sachgruppen mit im wesentlichen chronologischer Abfolge verzeichnet worden. Im Jahr 1986 wurde das </span><span style="color:#000000;">Archivmaterial vom </span>[[wikidata:Q1710818 |Landesarchiv Schleswig-Holstein]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">neu verpackt und signiert. Da das Verzeichnis nicht aufgefunden werden konnte, ist der Bestand durch den Archivangestellten Konrad Wenn neu verzeichnet worden. Dabei ist die von Gräfin Rantzau geschaffene Ordnung und Nummerierung der Akten grundsätzlich beibehalten worden. Einzelne, bisher nicht verzeichnete Akten, wurden an passender Stelle eingefügt oder mit neuen Nummern den einzelnen Gruppen angehängt. Dabei sind aber die beiden Gruppen der Haxthausenschen Papiere neu gebildet worden. In dieser Ordnung ist das Archiv auch der Sicherungsverfilmung unterzogen worden.“</span>[[#ftn14|<sup>[14]</sup>]] | |||
<span style="color:#000000;">Folgende Sachgruppen beinhaltet das Archiv: Buchstabe D (Diverses), Buchstabe F (Familiensachen), Buchstabe G (Gutsachen), Buchstabe GP (Gerichtsprotokolle und Gerichtssachen), Buchstabe K (Kirchensachen), Buchstabe R (Rechnungen), Archiv der Gräflichen </span>[[wikidata:Q1591783|Familie von Haxthausen]]<span style="color:#000000;">.</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Luise-Charlotte von Haxthausen</span><span style="color:#0070c0;"> </span><span style="color:#000000;">(1774</span><span style="color:#000000;">–</span><span style="color:#000000;">1868)</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">aus dem </span>[[wikidata:Q1561191 |Hause Thienhausen]] <span style="color:#000000;">(Westfalen) war die zweite Ehefrau von Friedrich Christian von Buchwaldt (1761</span><span style="color:#000000;">–</span><span style="color:#000000;">1822)</span> | |||
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;"><span style="color:#000000;"> | </div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref1|[1]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Aus Gesprächen mit Gräfin Antje zu Rantzau übernommen.</span>[[#ftnref2|[2]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Findbuch 1986.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref3|[3]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Vgl. Rumohr/ Neuschäffer 1983, S. 315.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref4|[4]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Vgl. Rumohr/</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Neuschäffer 1983, S. 313.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref5|[5]]] <span style="color:#000000;">Vgl. Neuschäffer 1987, S,</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">31.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref6|[6]]] <span style="color:#000000;">Vgl.</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Neuschäffer</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">1987. </span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref7|[7]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Vgl. Findbuch 1986.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref8|[8]]]<span style="color:#000000;">In der Literatur wird in der Quelle, Cirsovius, Nachrichten über Pronstorf von 1880 wird ein Hansen erwähnt, ebenso in der Chronik von Pronstorf von 1902, Seite 84,</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">91 und in Danmarks Adels Aarbog 30 (https://www.wikidata.org/wiki/Q300926) von 1913 auf Seite 164.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref9|[9]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Christian Frederik Hansen (1756</span><span style="color:#000000;">–</span><span style="color:#000000;">1845) gilt als bekanntester Architekt im dänischen Gesamtstaat, also Dänemark, Norwegen und den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Neben öffentlichen Gebäuden wie das Schloss Christiansborg in Kopenhagen, den Rathäusern in Oldesloe, Plön und Apenrade, der Marienkirche in Husum, der Vicelinkirche in Neumünster wird ebenso die Kirche in Quickborn von ihm entworfen und gebaut. Der Webertempel im Schlosspark Eutin und einige Herrenhäuser in Holstein wie Altfresendorf, Kastorf, Rastorf, Haseldorf bestehen bis heute. Die Herrenhäuser Bundhorst und Perdöl sind nicht erhalten.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref10|[10]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Die Skizzen der Räume des Herrenhauses Pronstorf wurden von Julia Jauch (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Herrenhauszentrum des Ostseeraums) nach der Besichtigung des Herrenhauses angefertigt. Architektenpläne des Herrenhauses existieren nicht. Alle Angaben ohne Gewähr.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref11|[11]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Rantzau-Tafel: Auf der Randleiste der sogenannten Rantzau-Tafel aus dem späten 16. Jahrhundert befinden sich alle Herrenhäuserim Besitz der Familie Rantzau in kleinen Darstellungen gemalt. Die Tafel befindet sich noch heute im Besitz der Familie und wird auf Gut Rosenvold unweit von Vejle in Dänemark verwahrt.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref12|[12]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Hans Gudewerth der Jüngere gilt als der bedeutendste Bildschnitzer des Barock im Herzogtum Schleswig. Erhalten geblieben sind insbesondere reich geschmückte Truhen, zumeist Brauttruhen, die viele Figuren aufweisen.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref13|[13]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Vgl. Rumohr/ Neuschäffer</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">1983, S. 315.</span></div><div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">[[#ftnref14|[14]]]<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Vgl. Findbuch 1986</span><span style="color:#000000;">,</span> <span style="color:#000000;">S. 1.</span></div> | ||
|[[Datei:Abb 33 Gut Pronstorf – Gartensaal.jpg|alternativtext=Abb. 33 Gut Pronstorf – Gartensaal, Gutsverwaltung Pronstorf, Gräfin zu Rantzau|mini|Abb. 33 Gut Pronstorf – Gartensaal]][[Datei:Abb 34 Gut Pronstorf – Festsaal.jpg|alternativtext=Abb. 34 Gut Pronstorf – Festsaal, Gutsverwaltung Pronstorf, Gräfin zu Rantzau|mini|Abb. 34 Gut Pronstorf – Festsaal]][[Datei:Abb 35 Gut Pronstorf – Steinfußboden Diele.jpg|alternativtext=Abb. 35 Gut Pronstorf – Steinfußboden Diele, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Julia Jauch|mini|Abb. 35 Gut Pronstorf – Steinfußboden Diele]][[Datei:Abb 36 Gut Pronstorf – Neues Treppenhaus.jpg|alternativtext=Abb. 36 Gut Pronstorf – Neues Treppenhaus, 1780, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik|mini|Abb. 36 Gut Pronstorf – Neues Treppenhaus]][[Datei:Abb 37 Gut Pronstorf – Deckenrosette Diele - Sonnenblume.jpg|alternativtext=Abb. 37 Gut Pronstorf – Deckenrosette Diele - Sonnenblume, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Julia Jauch|mini|Abb. 37 Gut Pronstorf – Deckenrosette Diele - Sonnenblume]][[Datei:Abb 38 Gut Pronstorf – Skizze Deckenrosette Diele - Sonnenblume .jpg|alternativtext=Abb. 38 Gut Pronstorf – Skizze Deckenrosette Diele - Sonnenblume, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Julia Jauch |mini|Abb. 38 Gut Pronstorf – Skizze Deckenrosette Diele - Sonnenblume]][[Datei:Abb 39 Gut Pronstorf – Diele Eichentruhe.jpg|alternativtext=Abb. 39 Gut Pronstorf – Diele Eichentruhe, 17. Jahrhundert, Hans Gudewerth der Jüngere (zwischen 1593 und 1603 bis 1671), Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Julia Jauch |mini|Abb. 39 Gut Pronstorf – Diele Eichentruhe]][[Datei:Abb 40 Gut Pronstorf – Gutsarchivschrank.jpg|alternativtext=Abb. 40 Gut Pronstorf – Gutsarchivschrank, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Julia Jauch|mini|Abb. 40 Gut Pronstorf – Gutsarchivschrank]][[Datei:Abb 41 Gut Pronstorf – Gutsarchivschrank geöffnet.jpg|alternativtext=Abb. 41 Gut Pronstorf – Gutsarchivschrank geöffnet, Gutsverwaltung Pronstorf, HHZO, Julia Jauch|mini|Abb. 41 Gut Pronstorf – Gutsarchivschrank geöffnet]][[Datei:Abb 42 Gut Pronstorf – Gartensaal.jpg|alternativtext=Abb. 42 Gut Pronstorf – Gartensaal, Gutsverwaltung Pronstorf, Gräfin zu Rantzau|mini|Abb. 42 Gut Pronstorf – Gartensaal]] | |||
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Aktuelle Version vom 11. Februar 2025, 10:49 Uhr
- 01. Einleitung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Messkampagne
Innenraum Grundriss, wandfeste und mobile AusstattungDie Räume im Erdgeschoss lagen bei der Fertigstellung des Hauses um 1728 beiderseits der Diele (Abb. 32) und des Treppenhauses, beziehungsweise des Gartensaals (Abb. 33). Die Ausstattung wurde jedoch 1806 unter dem Besitzer Friedrich Christian von Buchwaldt (1761–1822) klassizistisch überformt. Aus dieser Zeit stammt auch der Deckenstuck. Die Räume der ersten Etage wurden um den ebenfalls ab 1780 umgestalteten Festsaal (Abb. 34) und das Haupttreppenhaus angeordnet. Ein kleines Treppenhaus auf der linken Seite führte vom unteren Bereich in die privaten Räume der Grafenfamilie. Durch einen schmalen Flur gelangte man von der rechten Seite aus zur alten Bibliothek, die im Zuge der klassizistischen Umformung zum neuen Festsaal umgebaut wurde. Die mit einem Fußboden aus Steinfliesen bedeckte Diele (Abb. 35) befand sich im Erdgeschoss und war durch fünf Türen betretbar. Sie lag zwischen der „neuen Bibliothek“, dem Gartensaal und dem „neuen“ Treppenhaus (Abb. 36). Durch die große zweiflügelige Eingangstür betrat man das Herrenhaus. Es gab wohl auch noch eine Sommertür mit Feldern aus Glas, die in der kalten Jahreszeit durch eine Holztür ausgetauscht wurde.[1] Gegenüber der Tür befand sich ein großer Kamin. Über die ursprüngliche Wandgestaltung ist nichts mehr bekannt. Einige Tapetenreste – wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert – konnten jedoch an wenigen Stellen freigelegt werden. Eine sonnenblumenartige Deckenrosette (Abb. 37) befand sich ab 1780 in der Deckenmitte. Die Skizze der Rosette befindet sich bis heute im Gutsarchiv (Abb. 38).[2] Zwei alte große Eichenschränke, eine Eichentruhe mit Schnitzwerk aus dem 17. Jahrhundert, die dem Künstler Hans Gudewerth dem Jüngeren (zwischen 1593 und 1603 bis 1671) aus Eckernförde zugeschrieben wurde[3] (Abb. 39), und eine weitere Eichentruhe ordnete man links und rechts innerhalb des Raumes an. Ob sie noch aus dem Vorgängerbau stammten, konnte noch nicht recherchiert werden. In dem Eichenschrank auf der linken Seite befindet sich heute das Gutsarchiv (Abb. 40, 41). Der Gartensaal (Abb. 42) befand sich im Erdgeschoss zwischen dem Speisesaal, einem Salon auf der linken Seite und der Diele und war durch vier Flügeltüren betretbar. Wie die ursprüngliche Gestaltung des Raumes um 1728 aussah, ist nicht bekannt. Alle Räume zur Gartenseite wurden als Enfilade angelegt. Der Speisesaal befand sich rechts angrenzend an den Gartensaal. Skizzen im Gutsarchiv zeigen die Neudekoration des Saales im 19. Jahrhundert (Abb. 43). Das „neue“ Treppenhaus (Abb. 44) wurde 1780 unter Caspar von Buchwaldt im Zuge eines Umbaus durch den Baumeister Peter Richter (1750–1805) errichtet. Es befand sich nach dem Umbau rechts neben der Diele. Die Treppe wurde als einläufiger, nach links gedrehter Treppenaufgang mit Stufen aus Eichenholz ausgeführt. Das Geländer besteht aus schwarzen Metallstangen mit Kreiselementen (Abb. 45) und wurde auf der zur Raummitte zeigenden Seite angelegt. Das Geländer entlang der Wand ist hingegen eine aufgemalte Imitation derselben Anordnung von Stangen und Kreisen. Der Treppenaufgang auf der linken Seite des Herrenhauses führt bis heute vom Keller über das Erdgeschoss in die erste Etage und weiter ins Mansarddachgeschoss. Ursprünglich führte die „alte“ Treppe in der Mitte des Hauses direkt in die alte Bibliothek bzw. den neuen Festsaal.Die alte Küche lag im Keller und erhielt um 1780 ein Tonnengewölbe. Dort gab es, wie im Vorgängerhaus, eine Fleischkammer.[4] Räume aus dem 19. Jahrhundert bis heuteDie heutige Bibliothek befindet sich links neben der Diele. Sie umfasst historische Bände über die Geschichte Schleswig-Holsteins, Familiengeschichte, historische Kinder- und Schulbücher, Landkarten und weitere Buchbestände. Der Raum wird heute auch als Musikzimmer genutzt. Die aus dem Keller verlagerte private Küche befindet sich heute auf der linken Seite, neben dem Speisesaal im Erdgeschoss. Im Jahr 1806 erhielt der Gartensaal durch französische Papiertapeten (Abb. 46, 47) seine klassizistische Ausstattung. Sie zeigen in Wandfeldern italienische Landschaften, umgeben von en grisaille gemalten Götterfiguren auf blauem Grund (Abb. 52, 53, 54, 55, 56, 57). Supraporten über den Türen zeigen Allegorien mit Musikinstrumenten, Früchten, Blumen und antiken Vasen auf schwarzem Grund (Abb. 48, 49, 50, 51). Fische befinden sich in den Bordüren. Im unteren Bereich der Landschaftstapeten wurden geflügelte Löwen dargestellt – ebenfalls auf schwarzem Grund. Vermutlich stammen die Tapeten vom Tapetenentwerfer Xavier Mader (1789–1830), der für die Manufacture Joseph Dufour et Cie.(1797–1835) aus Paris arbeitete.Diese Manufaktur war im 19. Jahrhundert bekannt für ihre Panoramatapeten. Ein Tapetenmodell des Saals befindet sich im Gutsarchiv und ist eine Besonderheit, da solche Modelle nicht mehr existieren (Abb. 58, 59). Das Raummodel des Gartensaales sowie weitere Skizzen von Möbeln stammen von dem dänischen Architekten und Inneneinrichter Joseph Christian Lillie (1760–1827). Dieser lebte und arbeitete im etwa 30 km entfernten Lübeck.Der Baumeister Christian Frederik Hansen (1756–1845), der im Jahre 1804 Landesbaumeister für das Herzogtum Schleswig war und bis dahin auch bereits als Landesbaumeister für das Herzogtum Holstein tätig gewesen war, wurde für den Umbau des Gartensaales erwähnt.[5] Die Stuckaturen ähneln denen, die Hansen in Altona anbringen ließ.[6]Die weißen Stühle mit Goldverzierung sind bis heute erhalten (Abb. 60, 61). Die entsprechenden Skizzen der Stühle befinden sich im Gutsarchiv.[7] Die Decke wurde mit farbig angemaltem Stuck gestaltet. In der Mitte der Deckenrosette befestigte man einen Kronleuchter. Zur Gartenseite befinden sich drei Flügeltüren aus Glas und auf der gegenüberliegenden Seite ein terracottafarbener Ofen (Abb. 62). Der Speisesaal befand sich im Erdgeschoss, zwischen der neuen Küche, dem Gartensaal und dem Treppenhaus und ist durch drei Flügeltüren betretbar (Abb. 63). Die Wände wurden in einem blauen Farbton gestaltet. In der Mitte steht ein großer Tisch mit Stühlen. An den Wänden befinden sich heute die Ahnengemälde in vergoldeten Rahmen und Darstellungen von Pronstorf und der Umgebung mit dem Wardersee (Abb. 64). Über die Ausstattung aus der Erbauungszeit ist nichts bekannt.Ursprünglich befand sich das Treppenhaus in der Mitte des Hauses, zur Hofseite gelegen. Von dort aus gelangte man in die alte Bibliothek, den heutigen Festsaal. Der kleine Festsaal bildete zusammen mit den Nebenräumen den ursprünglichen Festsaal zur Parkseite hin (Abb. 65). Um mehr Intimität zu erreichen, wurde der Festsaal schließlich geteilt und in einen Salon und ein schmales Nebenzimmer umgewandelt. Auf der Seite der Bibliothek wurde der neue Festsaal gestaltet und das Treppenhaus auf die rechte Seite verlegt.Der neue Festsaal (Abb. 66) befindet sich nun in der ersten Etage in der Mitte und man kann ihn durch sieben Türen betreten. Baumeister Christian Frederik Hansen (1756–1845)[8] soll ebenfalls die Entwürfe dazu geliefert haben, was aber noch nicht bewiesen werden konnte.[9] Der Raum wurde mit zehn Stuckreliefs ausgestattet, in denen antike Figuren auf grünem Grund eingelassen wurden (Abb. 67, 68, 69, 70). Links und Rechts oberhalb der Mittelfelder gestaltete man Grotesken in einem Akanthusdekor und über den Türen brachte man stuckierte Blütenfestons an (Abb. 71). Gegenüber, auf der mit drei Fenstern gestalteten Hofseite, baute man einen Kamin ein, welcher in grauem Marmor gefasst wurde. Einen großen Spiegel, der mit klassizistischen Elementen und Medaillonfeldern gerahmt wurde und mit der Decke abschloss, brachte man darüber an (Abb. 72). Das Kaminensemble rückte man etwas in den Raum hinein. Die Deckenrosette hingegen gestaltete man in einem rechteckigen Feld auf grünem Grund, während man in den Ecken vier weiße Fächerreliefs anbrachte, gefolgt von einem Achteck, welches einen abwechselnden Dekor aus Kartuschen mit Mäanderbändern und Akanthus darstellte. Danach folgte ein Kranz aus schmalen Blättern. Den Mittelpunkt der Decke bildete ein Palmfächer (Abb. 73), der sich nach links und rechts ausbreitete, bevor der innere Ring mit der Befestigung des Kronleuchters in Form einer großen Akanthusblüte den Abschluss bildete. Noch heute wird der Saal für Familienfeste genutzt (Abb. 74).Der kleine ursprüngliche Festsaal (Abb. 75) ist heute ein Nebensalon hinter dem Festsaal zur Gartenseite hin und ist von drei Seiten betretbar. Zwei Fenster liegen auf der Wassergrabenseite hin zum Park. Der Raum wurde schlicht ausgestattet und weist keinen Deckenstuck auf. Einen großen Spiegel in einem Goldrahmen brachte man zwischen den beiden Fenstern an, ebenso einen großen Wandschrank auf der rechten Seite des Raumes. Unter der Decke hing ein Kronleuchter und in der Ecke zur Seite des Festsaals hin wurde ein großer ockerbrauner Kachelofen mit ockerbraunem Waffeldekor und Rankenumrahmung sowie einer Feuerluke aus Gusseisen mit Blütendekor eingebaut (Abb. 76). Einen länglichen Nebenraum legte man hinter dem heutigen Festsaal mit einem Fenster zur Gartenseite hin an. Der Raum wurde ebenfalls sehr schlicht gehalten (Abb. 77). Weitere Privaträume befinden sich jeweils links und rechts der Säle in der ersten Etage und sind nicht zugänglich.Grundriss und RaumfunktionVon Pronstorf existieren keine Architekturzeichnungen (Abb. 78, 79). Sammlung und Mobile AusstattungDie Ahnengemälde befinden sich heute im Speisezimmer und entlang des Treppenhauses. Dort ist auch eine Kopie der „Rantzau-Tafel“[11] der Adelsfamilie Rantzau zu finden, auf der in kleinen Medaillons die Herrenhäuser der Adelsfamilie mit den Ortsnamen gemalt sind. In der Diele steht eine alte Holztruhe von Hans Gudewerth dem Jüngeren[12] (zwischen 1570 und 1643). Auf der Außenseite der Truhe befinden sich geschnitzte Bildwerke, die Caspar von Buchwaldt und seine Frau darstellen sollen.[13] Weitere große Holzschränke und Truhen aus verschiedenen Jahrhunderten befinden sich in der Diele und im Treppenhaus (Abb. 83). Weitere Möbel und weiteres Interieur aus der Zeit ab 1800 befindet sich heute noch im Gartensaal und im oberen Festsaal des Hauses. Die passenden Skizzen sind Teil eines Konvolutes im Gutsarchiv und stammen von Joseph Christian Lillie . Gutsarchiv PronstorfDas Gutsarchiv befindet sich, von der Eingangstür rechts betrachtet, in einem großen zweiflügeligen Eichenschrank (Abb. 80, 81, 82). Die alte Familienbibel der Familie von Buchwaldt, Rollen mit Stammbäumen und Kisten mit Dokumenten, Plänen und sonstigem Schriftmaterial, das Herrenhaus Pronstorf betreffend, wurden dort eingelagert. Das Inventar aus dem Jahr 1688 über alle beweglichen Güter sowie die Einrichtung des „alten“ Herrenhauses ist einer der seltenen Nachweise über die Besitztümer eines Herrenhauses in dieser Epoche. Im Vorwort des Findbuches heißt es: „Das Archiv des Gutes Pronstorf ist im Jahr 1901 durch Adelheid Louise Gräfin zu Rantzau, geb. von Buchwaldt, geordnet und in fünf Sachgruppen mit im wesentlichen chronologischer Abfolge verzeichnet worden. Im Jahr 1986 wurde das Archivmaterial vom Landesarchiv Schleswig-Holstein neu verpackt und signiert. Da das Verzeichnis nicht aufgefunden werden konnte, ist der Bestand durch den Archivangestellten Konrad Wenn neu verzeichnet worden. Dabei ist die von Gräfin Rantzau geschaffene Ordnung und Nummerierung der Akten grundsätzlich beibehalten worden. Einzelne, bisher nicht verzeichnete Akten, wurden an passender Stelle eingefügt oder mit neuen Nummern den einzelnen Gruppen angehängt. Dabei sind aber die beiden Gruppen der Haxthausenschen Papiere neu gebildet worden. In dieser Ordnung ist das Archiv auch der Sicherungsverfilmung unterzogen worden.“[14] Folgende Sachgruppen beinhaltet das Archiv: Buchstabe D (Diverses), Buchstabe F (Familiensachen), Buchstabe G (Gutsachen), Buchstabe GP (Gerichtsprotokolle und Gerichtssachen), Buchstabe K (Kirchensachen), Buchstabe R (Rechnungen), Archiv der Gräflichen Familie von Haxthausen. Luise-Charlotte von Haxthausen (1774–1868) aus dem Hause Thienhausen (Westfalen) war die zweite Ehefrau von Friedrich Christian von Buchwaldt (1761–1822) [8]In der Literatur wird in der Quelle, Cirsovius, Nachrichten über Pronstorf von 1880 wird ein Hansen erwähnt, ebenso in der Chronik von Pronstorf von 1902, Seite 84, 91 und in Danmarks Adels Aarbog 30 (https://www.wikidata.org/wiki/Q300926) von 1913 auf Seite 164. [9] Christian Frederik Hansen (1756–1845) gilt als bekanntester Architekt im dänischen Gesamtstaat, also Dänemark, Norwegen und den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Neben öffentlichen Gebäuden wie das Schloss Christiansborg in Kopenhagen, den Rathäusern in Oldesloe, Plön und Apenrade, der Marienkirche in Husum, der Vicelinkirche in Neumünster wird ebenso die Kirche in Quickborn von ihm entworfen und gebaut. Der Webertempel im Schlosspark Eutin und einige Herrenhäuser in Holstein wie Altfresendorf, Kastorf, Rastorf, Haseldorf bestehen bis heute. Die Herrenhäuser Bundhorst und Perdöl sind nicht erhalten. [10] Die Skizzen der Räume des Herrenhauses Pronstorf wurden von Julia Jauch (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Herrenhauszentrum des Ostseeraums) nach der Besichtigung des Herrenhauses angefertigt. Architektenpläne des Herrenhauses existieren nicht. Alle Angaben ohne Gewähr. [11] Rantzau-Tafel: Auf der Randleiste der sogenannten Rantzau-Tafel aus dem späten 16. Jahrhundert befinden sich alle Herrenhäuserim Besitz der Familie Rantzau in kleinen Darstellungen gemalt. Die Tafel befindet sich noch heute im Besitz der Familie und wird auf Gut Rosenvold unweit von Vejle in Dänemark verwahrt. [12] Hans Gudewerth der Jüngere gilt als der bedeutendste Bildschnitzer des Barock im Herzogtum Schleswig. Erhalten geblieben sind insbesondere reich geschmückte Truhen, zumeist Brauttruhen, die viele Figuren aufweisen.
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