Pronstorf/09. Garten und Park im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 14: | Zeile 14: | ||
====Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart==== | ====Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart==== | ||
Die jetzige Baumvegetation im | Die jetzige Baumvegetation im Gutshof, vor der Hauptfassade des Herrenhauses, besteht ausschließlich aus Linden (''Tilia'') und einer Hängebuche (''Fagus sylvatica f. pendula''), die unmittelbar neben dem Ehrenhof steht. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von [[wikidata:Q1438350 |Friedrich Adolph Hornemann]] (1813–1890) ist der Baumbestand ebenfalls gut zu erkennen (Abb. 84). Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist deutlich zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (''Populus'') umfasste.<ref name="ftn183"><span style="color:#000000;">Diese Vermutung wurde Graf Hans Caspar Rantzau von Frau Dr. Marita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.</span></ref> Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass mindestens alle Alleen der Ortschaft zu jener Zeit mit schmalkronigen, hochwachsenden Pappeln bepflanzt wurden. | ||
Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus aus einer erhöhten Perspektive von der Ostseite gezeigt (Abb. 88). Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Standort, der auch vom [https://www.geosphere.at/de%20 Geosphere Austria] Institut bodenanalytisch untersucht und als Mottenstandort identifiziert wurde. Hieraus ergibt sich, dass die kleine barocke Gartenanlage auf der Ostseite angelegt war, da nur diese Seite die räumlichen Voraussetzungen eines solchen Gartens hatte. Es gibt derzeit noch drei markante Spitzahorne (''Acer platanoides'') aus der Zeit des Ölgemäldes, mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m, die in etwa 2,5 m Höhe gekappt wurden und somit über ausladende Kronen verfügen. In einem Fall ist die Krone altersbedingt durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (''Aesculus'') vergleichbarer Dimension, die aus derselben Zeit stammt. Diese Bäume wurden vermutlich zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt. | Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus aus einer erhöhten Perspektive von der Ostseite gezeigt (Abb. 88). Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Standort, der auch vom [https://www.geosphere.at/de%20 Geosphere Austria] Institut bodenanalytisch untersucht und als Mottenstandort identifiziert wurde. Hieraus ergibt sich, dass die kleine barocke Gartenanlage auf der Ostseite angelegt war, da nur diese Seite die räumlichen Voraussetzungen eines solchen Gartens hatte. Es gibt derzeit noch drei markante Spitzahorne (''Acer platanoides'') aus der Zeit des Ölgemäldes, mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m, die in etwa 2,5 m Höhe gekappt wurden und somit über ausladende Kronen verfügen. In einem Fall ist die Krone altersbedingt durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (''Aesculus'') vergleichbarer Dimension, die aus derselben Zeit stammt. Diese Bäume wurden vermutlich zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt. |
Version vom 2. April 2025, 08:10 Uhr
- 01. Einleitung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Messkampagne
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Gartenanlagen: Garten und Park im 18. JahrhundertDie Lithografie von Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890) aus dem Jahr 1850 zeigt das parkartige Ambiente des Gutes, deutlich begrenzt auf das unmittelbare Umfeld der Gebäude (Abb. 84).[1] Heute erstreckt sich eine weitläufige Parklandschaft mit Baumgruppen und dichtem Baumbestand vom Herrenhaus südlich und westlich bis zum Wardersee. „Das Haus reicht weit in den damaligen Garten“, beklagt Detlev von Buchwaldt in einem Brief an seinen Onkel Detlev von Reventlow.[2] Ein altes Gemälde (Abb. 85) zeigt die ursprüngliche Lage des Gartens. Der Warder See war wohl größer als heute und grenzte vielleicht unmittelbar an diesen an. Im Jahr 1728 wurde für den Hausbau bereits ein Teil des vormals breiteren südlichen Hausgrabens (Abb. 86-87) zugeschüttet. Aufgrund der wohl näheren Lage am See wurde auf eine großzügige Parkanlage verzichtet. Platz für ein kleines Areal im Stil des damaligen Barocks gab es lediglich an der Seite zum heutigen Westerrader Weg. Dieser formale Garten ging verloren und es existieren auch keine alten Pläne im Gutsarchiv. Lediglich ein Gemälde (Abb. 85) zeigt einen kleinen barocken Garten als von einer Mauer umgeben, von Wegen gerahmt und mit Buschwerk bepflanzt. Eine weiße Bank und ein heller Gartentempel, von hochgewachsenen Bäumen beschirmt und mit Blick über das Wasser, lud zum Verweilen ein. Gartenanlagen im 19. Jahrhundert bis in die GegenwartDie jetzige Baumvegetation im Gutshof, vor der Hauptfassade des Herrenhauses, besteht ausschließlich aus Linden (Tilia) und einer Hängebuche (Fagus sylvatica f. pendula), die unmittelbar neben dem Ehrenhof steht. Der Lindenbestand wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt. Fotomaterial aus den 1930er Jahren zeigt die Bäume mit deutlich geringerem Durchmesser. Auf den bekannten Stichen von Friedrich Adolph Hornemann (1813–1890) ist der Baumbestand ebenfalls gut zu erkennen (Abb. 84). Eine weitere Hornemann-Darstellung, die von einer erhabenen Position aus nördlicher Richtung den Ort betrachtet, zeigt weitere Baumarten in Pronstorf. Hieraus ist deutlich zu erkennen, dass die vorherige Baumvegetation im gesamten Ort, dem damaligen italophilen kulturellen Vorbild folgend, schmalkronige Pappeln (Populus) umfasste.[3] Die Wandbemalung des Gartensaals stammt aus dem Jahr 1806 und zeigt ausschließlich italienische Landschaften und Gottheiten. Es ist zu vermuten, dass mindestens alle Alleen der Ortschaft zu jener Zeit mit schmalkronigen, hochwachsenden Pappeln bepflanzt wurden. Auf dem ältesten Ölgemälde – aus dem 18. Jahrhundert stammend – wird das Herrenhaus aus einer erhöhten Perspektive von der Ostseite gezeigt (Abb. 88). Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um den Standort, der auch vom Geosphere Austria Institut bodenanalytisch untersucht und als Mottenstandort identifiziert wurde. Hieraus ergibt sich, dass die kleine barocke Gartenanlage auf der Ostseite angelegt war, da nur diese Seite die räumlichen Voraussetzungen eines solchen Gartens hatte. Es gibt derzeit noch drei markante Spitzahorne (Acer platanoides) aus der Zeit des Ölgemäldes, mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,5 bis 2 m, die in etwa 2,5 m Höhe gekappt wurden und somit über ausladende Kronen verfügen. In einem Fall ist die Krone altersbedingt durch Abbrüche stark reduziert. Außerdem gibt es eine Rosskastanie (Aesculus) vergleichbarer Dimension, die aus derselben Zeit stammt. Diese Bäume wurden vermutlich zeitgleich mit der Anlage des Barockgartens angepflanzt. Erst nachdem sich der Wardersee zurückgezogen hatte, wurde ein Wassergraben angelegt. Dieser Graben wurde im Jahr 1966 jedoch zugunsten einer großen Rasenfläche zugeschüttet. Der Graben lag auf der Gartenseite und der rechten Seite vom Hof aus betrachtet. Ursprünglich reichte der See damals direkt bis an die Rückseite des Herrenhauses heran (Abb. 89). An den Seitenfassaden schlossen sich Nebengebäude an. Erst im Laufe der letzten Jahrhunderte sank der Wasserspiegel. Der Wassergraben sorgte dafür, dass eine Erdschicht rund 3,5 Meter unter dem Gebäude nicht austrocknete. Durch die Zuschüttung des Wassergrabens Mitte des 20. Jahrhunderts trocknete die Modderschicht unter dem Herrenhaus jedoch aus und verlor dadurch an Stabilität. Das Gewicht des Gebäudes drückte immer weiter auf diese trockene Schicht, was zu Senkrissen im gesamten Haus führte. Dies machte eine Renaturierung des Grabens notwendig. Die Wiederherstellung des Grabens von Gut Pronstorf wurde 2021 durch den Kreis Segeberg, die Wasserbehörde und die Denkmalschutzbehörde genehmigt, mit Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sowie des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein.[4] Seit dem Herbst 2022 ist der Wassergraben wiederhergestellt und stellt heute erneut eine Verbindung zum Wardersee her. Die ursprüngliche Bepflanzung wurde einem historischen Gemälde des Hauses nachempfunden; zudem wurden Fische aus dem Wardersee wieder eingesetzt (Abb. 90, 91, 92, 93, 94). |
- ↑ Vgl. Hornemann 1850.
- ↑ Vgl. Rantzau 1902, S. 84.
- ↑ Diese Vermutung wurde Graf Hans Caspar Rantzau von Frau Dr. Marita M. Meyer, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, bestätigt.
- ↑ Die Anträge liegen wurden mit allen zuständigen Behörden und dem Besitzer Graf Rantzau erstellt und durchführt.