Emkendorf/01. Einleitung: Unterschied zwischen den Versionen

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An der alten Handelsstraße zwischen Kiel und Rendsburg, mitten in der [[wikidata:Q2564653|Region Westensee]], liegt in einem Tal das bedeutende adelige [[wikidata:Q1556913|Gut Emkendorf]]<span style="color:#0070c0;"> </span><span style="color:#ff0000;">(Abbildung 1)</span>. Einst eine Quadratmeile umfassend, war es das größte Gut der Herzogtümer [[wikidata:Q26167|Schleswig]]<span style="color:#0070c0;"> </span>und [[wikidata:Q704288|Holstein]].<ref name="ftn1">Vgl. Archiv Emkendorf ,1995, S.1</ref> Über eine Linden- und Kastanienallee (<span style="color:#ff0000;">Abbildung 2</span>), welche vor 250 Jahren von [[wikidata:Q11136929|Detlev von Reventlow]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1712–1783), einem der adeligen Bewohner, gegen Ende des 18. Jahrhunderts gepflanzt wurde, gelangte man, mit einem scharfen Winkel abbiegend von der Straße, in die Gutsanlage. Ab 1800 dann über einen aufgeschütteten Damm zum Herrenhaus. Vorher erreichte man das Gutsareal über einen Anfahrtsweg von der Seite aus Nortorf her. Das Dorf Emkendorf wurde als „Imekenthorp“ schon 1190 in alten Urkunden erwähnt <ref name="ftn152">Vgl. Archiv Emkendorf , 1995, S.1.</ref>und gehörte zu verschiedenen [http://vocab.getty.edu/page/aat/300400701 „Mottenanlagen“]<span style="color:#0070c0;"> </span>(Burganlagen) der<span style="color:#00b050;"> </span>[[wikidata:Q92062|Ritter von Westensee]]<span style="color:#00b050;">.</span> Durch Pest und Viehseuchen wurde das Dorf jedoch noch vor 1615 vernichtet. Es bestand lange Zeit nur das Gut mit seinen Wirtschaftsgebäuden, in denen die Bediensteten wohnten und arbeiteten. Erst in der Neuzeit gruppierten sich wieder Häuser um das Gut und bildeten das „neue Dorf“ Emkendorf.
An der alten Handelsstraße zwischen Kiel und Rendsburg, mitten in der [[wikidata:Q2564653|Region Westensee]], liegt in einem Tal das bedeutende adelige [[wikidata:Q1556913|Gut Emkendorf]] (Abbildung 1). Einst eine Quadratmeile umfassend, war es das größte Gut der Herzogtümer [[wikidata:Q26167|Schleswig]] und [[wikidata:Q704288|Holstein]].<ref>Vgl. Archiv Emkendorf ,1995, S.1
</ref> Über eine Linden- und Kastanienallee (Abbildung 2), welche vor 250 Jahren von [[wikidata:Q11136929|Detlev von Reventlow]] (1712–1783), einem der adeligen Bewohner, gegen Ende des 18. Jahrhunderts gepflanzt wurde, gelangte man, mit einem scharfen Winkel abbiegend von der Straße, in die Gutsanlage. Ab 1800 dann über einen aufgeschütteten Damm zum Herrenhaus. Vorher erreichte man das Gutsareal über einen Anfahrtsweg von der Seite aus Nortorf her. Das Dorf Emkendorf wurde als „Imekenthorp“ schon 1190 in alten Urkunden erwähnt <ref>Vgl. Archiv Emkendorf , 1995, S.1.
</ref> und gehörte zu verschiedenen [http://vocab.getty.edu/page/aat/300400701 „Mottenanlagen“] (Burganlagen) der [[wikidata:Q92062|Ritter von Westensee]]. Durch Pest und Viehseuchen wurde das Dorf jedoch noch vor 1615 vernichtet. Es bestand lange Zeit nur das Gut mit seinen Wirtschaftsgebäuden, in denen die Bediensteten wohnten und arbeiteten. Erst in der Neuzeit gruppierten sich wieder Häuser um das Gut und bildeten das „neue Dorf“ Emkendorf.


Im 18. Jahrhundert prägten viele Besitzerwechsel die Bau- und Gutsgeschichte des Gutes. Emkendorf war als Gut in den für den Herrenhausbau entscheidenden Jahrzehnten verpachtet oder wurde von einem weit entfernten anderen Gut aus verwaltet. Der Entschluss und Plan für Emkendorf, ein seiner Gutsgröße entsprechendes Herrenhaus zu bauen, wurde zu einer Zeit gefasst, als das Gut nicht langfristig einem Besitzer gehörte, sondern als „Kapitalanlageobjekt“ angesehen wurde. Erst sechs Jahrzehnte nach dem Planungszeitpunkt sollte das Herrenhaus als Dauerwohnsitz dienen. Der Ausbau des Herrenhauses wurde nie richtig fertiggestellt. Infolge von Geldmangel liefen die geplanten äußeren und inneren Umgestaltungen nicht gleich, sondern dauerten viele Jahre. Die Jahrzehnte, in denen nicht weitergebaut wurde, ließen das Haus altern und vieles an der Bausubstanz wurde bereits vor Fertigstellung wieder marode.
Im 18. Jahrhundert prägten viele Besitzerwechsel die Bau- und Gutsgeschichte des Gutes. Emkendorf war als Gut in den für den Herrenhausbau entscheidenden Jahrzehnten verpachtet oder wurde von einem weit entfernten anderen Gut aus verwaltet. Der Entschluss und Plan für Emkendorf, ein seiner Gutsgröße entsprechendes Herrenhaus zu bauen, wurde zu einer Zeit gefasst, als das Gut nicht langfristig einem Besitzer gehörte, sondern als „Kapitalanlageobjekt“ angesehen wurde. Erst sechs Jahrzehnte nach dem Planungszeitpunkt sollte das Herrenhaus als Dauerwohnsitz dienen. Der Ausbau des Herrenhauses wurde nie richtig fertiggestellt. Infolge von Geldmangel liefen die geplanten äußeren und inneren Umgestaltungen nicht gleich, sondern dauerten viele Jahre. Die Jahrzehnte, in denen nicht weitergebaut wurde, ließen das Haus altern und vieles an der Bausubstanz wurde bereits vor Fertigstellung wieder marode.
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Bis heute besteht das Herrenhaus und das Gutsareal, wie es unter der Familie Reventlow ab 1786 umgebaut wurde. Aus der Erbauungszeit um 1730 sind im Innenraum nur die barocke Stuckdecke über der klassizistisch eingezogenen Decke, der „Rote Salon“ mit der originalen Wandbespannung und der „Blaue Salon“ im originalen Grundriss erhalten geblieben. Im Außenraum aus der Erbauungsphase blieb nur das Kuhhaus von 1730 und die Kornscheune von 1745 bestehen. Von den weiteren Gebäuden aus der Zeit ab 1720 konnte die Recherche keine Hinweise liefern.
Bis heute besteht das Herrenhaus und das Gutsareal, wie es unter der Familie Reventlow ab 1786 umgebaut wurde. Aus der Erbauungszeit um 1730 sind im Innenraum nur die barocke Stuckdecke über der klassizistisch eingezogenen Decke, der „Rote Salon“ mit der originalen Wandbespannung und der „Blaue Salon“ im originalen Grundriss erhalten geblieben. Im Außenraum aus der Erbauungsphase blieb nur das Kuhhaus von 1730 und die Kornscheune von 1745 bestehen. Von den weiteren Gebäuden aus der Zeit ab 1720 konnte die Recherche keine Hinweise liefern.


Angefangen bei der<span style="color:#00b050;"> </span>[[wikidata:Q64228|Herzogin von Kendal, Melusine von der Schulenburg]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1667–1743), über die Familie von [[wikidata:Q64228|Reichsgraf Cuno Josua von Bülow]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1697–1766) hin zu [[wikidata:Q2588695|General Wulf Heinrich von Baudissin auf Kronburg]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1671–1748) und [[wikidata:Q1685567|Jean Henri Desmecières auf Quarnbek]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1687–1778)<ref name="ftn153">In die Literaturgeschichte wurde Desmecières als »Deichgraf Hauke Hein« in Theodor Fontanes Novelle »Der Schimmelreiter« beschrieben. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler zahlreicher Deichanlagen.</ref> <ref name="ftn154">Vgl. Gerkens, 1960 S.1.</ref>weiter zu [[wikidata:Q11136929|Detlef von Reventlow]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1712–1783) und [[wikidata:Q186652|Graf Friedrich von Reventlow]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1755–1828), waren diese Adligen die Besitzer von Emkendorf, im 18. Jahrhundert.


Bis auf die Familie von Reventlow, lebten sie nicht oder nur zeitweise auf Emkendorf. Das Gut war in dieser Zeit ein reines Wirtschaftsgut und wurde durch Verwalter oder Pächter in Abwesenheit der Besitzer betrieben. Durch Verschuldung, Todesfälle und Erbfälle geriet der Ausbau von Gut Emkendorf immer wieder ins Stocken. Jeder Besitzer hinterließ nur Teilbaustellen, die nicht fertiggestellt wurden. Die ursprüngliche reiche Ausstattung der Innenräume wurde in großen Teilen vernichtet. Einige Möbel nach der klassizistischen Überformung des Herrenhauses wurden in den Depots des [[wikidata:Q39695701|Museums für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf]]<span style="color:#00b050;"> </span>in Schleswig eingelagert und konnten so gerettet werden.


Auch in der Literaturgeschichte wurde Emkendorf bekannt: [[wikidata:Q1685567|Graf Jean Henri Desmecières]]<span style="color:#0070c0;"> </span>wurde als Berater und „echter Deichgraf“ neben dem Bauernmathematiker [[wikidata:Q20645|Hans Momsen]]<span style="color:#0070c0;"> </span><span style="color:#000000;">(1</span>735–1811) für [[wikidata:Q26993|Theodor Storms]]<span style="color:#0070c0;"> </span>Novelle [[wikidata:Q895730|„Der Schimmelreiter“]]<span style="color:#0070c0;"> </span>um die Geschichte des [[wikidata:Q56258099|„Deichgrafen Hauke Haien“]]<span style="color:#0070c0;"> </span>herangezogen. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler wichtiger Deichanlagen und nutzte Emkendorf ebenfalls nur als Wirtschaftsgut.
Angefangen bei der [[wikidata:Q64228|Herzogin von Kendal, Melusine von der Schulenburg]] (1667–1743), über die Familie von [[wikidata:Q64228|Reichsgraf Cuno Josua von Bülow]] (1697–1766) hin zu [[wikidata:Q2588695|General Wulf Heinrich von Baudissin auf Kronburg]] (1671–1748) und [[wikidata:Q1685567|Jean Henri Desmecières auf Quarnbek]] (1687–1778)<ref>In die Literaturgeschichte wurde Desmecières als »Deichgraf Hauke Hein« in Theodor Fontanes Novelle »Der Schimmelreiter« beschrieben. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler zahlreicher Deichanlagen.
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Am Ende des 18. Jahrhunderts war schließlich der [[wikidata:Q1337922|„Emkendorfer Kreis“]]<span style="color:#00b050;"> </span>ein besonderer literarischer Salon in einem Herrenhaus auf dem Land in Schleswig-Holstein. Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Theologen besuchten Emkendorf. Durch die Verbindung zur Kieler Universität fand auch ein Austausch zu Professoren und Naturwissenschaftlern statt. So reisten unter anderem [[wikidata:Q154367|Friedrich Gottlieb Klopstock]]<span style="color:#00b050;"> </span>(1724–1803), [[wikidata:Q77338|Matthias Claudius]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1740–1815), [[wikidata:Q123918|Johann Caspar Lavater]]<span style="color:#00b050;"> </span>(1741–1801), [[wikidata:Q215931|Heinrich Christian Boie]]<span style="color:#00b050;"> </span>(1744–1806), [[wikidata:Q213737|Friedrich Leopold von Stolberg-Stolberg]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1750–1819) und [[wikidata:Q186652|General de la Fayette]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1757–1834) vor allem zur Ehefrau von [[wikidata:Q186652|Friedrich Karl von Reventlow]]<span style="color:#0070c0;"> </span>(1755–1828), [[wikidata:Q1457063|Juliane Friedericke von Reventlow]]<span style="color:#00b050;"> </span>(1762–1816), die als Julia auch in der Literatur auftauchte. Sie organisierte Theaterstücke und Lesungen mit französischer und englischer Literatur im „Blauen Salon“ des Herrenhauses, welcher als [[wikidata:Q1800684|„Liebhabertheater“]]<span style="color:#00b050;"> </span>ausgebaut wurde. Mit ihrem Tod 1816 endete auch dieser besondere „Debattier-Kreis“.
Bis auf die Familie von Reventlow, lebten sie nicht oder nur zeitweise auf Emkendorf. Das Gut war in dieser Zeit ein reines Wirtschaftsgut und wurde durch Verwalter oder Pächter in Abwesenheit der Besitzer betrieben. Durch Verschuldung, Todesfälle und Erbfälle geriet der Ausbau von Gut Emkendorf immer wieder ins Stocken. Jeder Besitzer hinterließ nur Teilbaustellen, die nicht fertiggestellt wurden. Die ursprüngliche reiche Ausstattung der Innenräume wurde in großen Teilen vernichtet. Einige Möbel nach der klassizistischen Überformung des Herrenhauses wurden in den Depots des [[wikidata:Q39695701|Museums für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf]] in Schleswig eingelagert und konnten so gerettet werden.
|[[Datei:Gut_Emkendorf.jpg|alternativtext=Abb.1: Gut Emkendorf|mini]][[Datei:Linden_-und_Kastanienallee_Emkendorf.jpeg|alternativtext=Abb. 2: Linden -und Kastanienallee Emkendorf|mini|411x411px|Abb.2: Linden -und Kastanienallee Emkendorf]]
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Auch in der Literaturgeschichte wurde Emkendorf bekannt: [[wikidata:Q1685567|Graf Jean Henri Desmecières]] wurde als Berater und „echter Deichgraf“  neben dem Bauernmathematiker [[wikidata:Q20645|Hans Momsen]] (1735–1811) für [[wikidata:Q26993|Theodor Storms]] Novelle [[wikidata:Q895730|„Der Schimmelreiter“]] um die Geschichte des [[wikidata:Q56258099|„Deichgrafen Hauke Haien“]] herangezogen. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler wichtiger Deichanlagen und nutzte Emkendorf ebenfalls nur als Wirtschaftsgut.
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# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
Am Ende des 18. Jahrhunderts war schließlich der [[wikidata:Q1337922|„Emkendorfer Kreis“]] ein besonderer literarischer Salon in einem Herrenhaus auf dem Land in Schleswig-Holstein. Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Theologen besuchten Emkendorf. Durch die Verbindung zur Kieler Universität fand auch ein Austausch zu Professoren und Naturwissenschaftlern statt. So reisten unter anderem [[wikidata:Q154367|Friedrich Gottlieb Klopstock]] (1724–1803), [[wikidata:Q77338|Matthias Claudius]] (1740–1815), [[wikidata:Q123918|Johann Caspar Lavater]] (1741–1801), [[wikidata:Q215931|Heinrich Christian Boie]] (1744–1806), [[wikidata:Q213737|Friedrich Leopold von Stolberg-Stolberg]] (1750–1819) und [[wikidata:Q186652|General de la Fayette]] (1757–1834) vor allem zur Ehefrau von [[wikidata:Q186652|Friedrich Karl von Reventlow]] (1755–1828), [[wikidata:Q1457063|Juliane Friedericke von Reventlow]] (1762–1816), die als Julia auch in der Literatur auftauchte. Sie organisierte Theaterstücke und Lesungen mit französischer und englischer Literatur im „Blauen Salon“ des Herrenhauses, welcher als [[wikidata:Q1800684|„Liebhabertheater“]] ausgebaut wurde. Mit ihrem Tod 1816 endete auch dieser besondere „Debattier-Kreis“.
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
|[[Datei:Gut_Emkendorf.jpg|mini|Abb. 1: Gut Emkendorf, Gut Emkendorf, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch]][[Datei:Linden_-und_Kastanienallee_Emkendorf.jpeg|mini|Abb. 2: Linden -und Kastanienallee Emkendorf, Foto Julia Jauch, Bildrechte: Julia Jauch und HHZO]]
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
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Aktuelle Version vom 23. Oktober 2024, 09:42 Uhr

An der alten Handelsstraße zwischen Kiel und Rendsburg, mitten in der Region Westensee, liegt in einem Tal das bedeutende adelige Gut Emkendorf (Abbildung 1). Einst eine Quadratmeile umfassend, war es das größte Gut der Herzogtümer Schleswig und Holstein.[1] Über eine Linden- und Kastanienallee (Abbildung 2), welche vor 250 Jahren von Detlev von Reventlow (1712–1783), einem der adeligen Bewohner, gegen Ende des 18. Jahrhunderts gepflanzt wurde, gelangte man, mit einem scharfen Winkel abbiegend von der Straße, in die Gutsanlage. Ab 1800 dann über einen aufgeschütteten Damm zum Herrenhaus. Vorher erreichte man das Gutsareal über einen Anfahrtsweg von der Seite aus Nortorf her. Das Dorf Emkendorf wurde als „Imekenthorp“ schon 1190 in alten Urkunden erwähnt [2] und gehörte zu verschiedenen „Mottenanlagen“ (Burganlagen) der Ritter von Westensee. Durch Pest und Viehseuchen wurde das Dorf jedoch noch vor 1615 vernichtet. Es bestand lange Zeit nur das Gut mit seinen Wirtschaftsgebäuden, in denen die Bediensteten wohnten und arbeiteten. Erst in der Neuzeit gruppierten sich wieder Häuser um das Gut und bildeten das „neue Dorf“ Emkendorf.

Im 18. Jahrhundert prägten viele Besitzerwechsel die Bau- und Gutsgeschichte des Gutes. Emkendorf war als Gut in den für den Herrenhausbau entscheidenden Jahrzehnten verpachtet oder wurde von einem weit entfernten anderen Gut aus verwaltet. Der Entschluss und Plan für Emkendorf, ein seiner Gutsgröße entsprechendes Herrenhaus zu bauen, wurde zu einer Zeit gefasst, als das Gut nicht langfristig einem Besitzer gehörte, sondern als „Kapitalanlageobjekt“ angesehen wurde. Erst sechs Jahrzehnte nach dem Planungszeitpunkt sollte das Herrenhaus als Dauerwohnsitz dienen. Der Ausbau des Herrenhauses wurde nie richtig fertiggestellt. Infolge von Geldmangel liefen die geplanten äußeren und inneren Umgestaltungen nicht gleich, sondern dauerten viele Jahre. Die Jahrzehnte, in denen nicht weitergebaut wurde, ließen das Haus altern und vieles an der Bausubstanz wurde bereits vor Fertigstellung wieder marode.

Die vier Gutsbesitzerfamilien, die im 18. Jahrhundert Emkendorf besaßen, gehörten niederen bis höheren Adelskreisen an und standen überwiegend in dänischen und deutschen Staatsdiensten. Ihre Berufe, Herkunft oder Verbindungen in die Adelskreise von England, Dänemark und Hannover erklärten auch, warum die große Gutsanlage in Emkendorf von ihnen erworben, vererbt oder als Geschenk übereignet werden konnte.

Bis heute besteht das Herrenhaus und das Gutsareal, wie es unter der Familie Reventlow ab 1786 umgebaut wurde. Aus der Erbauungszeit um 1730 sind im Innenraum nur die barocke Stuckdecke über der klassizistisch eingezogenen Decke, der „Rote Salon“ mit der originalen Wandbespannung und der „Blaue Salon“ im originalen Grundriss erhalten geblieben. Im Außenraum aus der Erbauungsphase blieb nur das Kuhhaus von 1730 und die Kornscheune von 1745 bestehen. Von den weiteren Gebäuden aus der Zeit ab 1720 konnte die Recherche keine Hinweise liefern.


Angefangen bei der Herzogin von Kendal, Melusine von der Schulenburg (1667–1743), über die Familie von Reichsgraf Cuno Josua von Bülow (1697–1766) hin zu General Wulf Heinrich von Baudissin auf Kronburg (1671–1748) und Jean Henri Desmecières auf Quarnbek (1687–1778)[3] [4] weiter zu Detlef von Reventlow (1712–1783) und Graf Friedrich von Reventlow (1755–1828), waren diese Adligen die Besitzer von Emkendorf, im 18. Jahrhundert.

Bis auf die Familie von Reventlow, lebten sie nicht oder nur zeitweise auf Emkendorf. Das Gut war in dieser Zeit ein reines Wirtschaftsgut und wurde durch Verwalter oder Pächter in Abwesenheit der Besitzer betrieben. Durch Verschuldung, Todesfälle und Erbfälle geriet der Ausbau von Gut Emkendorf immer wieder ins Stocken. Jeder Besitzer hinterließ nur Teilbaustellen, die nicht fertiggestellt wurden. Die ursprüngliche reiche Ausstattung der Innenräume wurde in großen Teilen vernichtet. Einige Möbel nach der klassizistischen Überformung des Herrenhauses wurden in den Depots des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig eingelagert und konnten so gerettet werden.

Auch in der Literaturgeschichte wurde Emkendorf bekannt: Graf Jean Henri Desmecières wurde als Berater und „echter Deichgraf“ neben dem Bauernmathematiker Hans Momsen (1735–1811) für Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ um die Geschichte des „Deichgrafen Hauke Haien“ herangezogen. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler wichtiger Deichanlagen und nutzte Emkendorf ebenfalls nur als Wirtschaftsgut.

Am Ende des 18. Jahrhunderts war schließlich der „Emkendorfer Kreis“ ein besonderer literarischer Salon in einem Herrenhaus auf dem Land in Schleswig-Holstein. Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Theologen besuchten Emkendorf. Durch die Verbindung zur Kieler Universität fand auch ein Austausch zu Professoren und Naturwissenschaftlern statt. So reisten unter anderem Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803), Matthias Claudius (1740–1815), Johann Caspar Lavater (1741–1801), Heinrich Christian Boie (1744–1806), Friedrich Leopold von Stolberg-Stolberg (1750–1819) und General de la Fayette (1757–1834) vor allem zur Ehefrau von Friedrich Karl von Reventlow (1755–1828), Juliane Friedericke von Reventlow (1762–1816), die als Julia auch in der Literatur auftauchte. Sie organisierte Theaterstücke und Lesungen mit französischer und englischer Literatur im „Blauen Salon“ des Herrenhauses, welcher als „Liebhabertheater“ ausgebaut wurde. Mit ihrem Tod 1816 endete auch dieser besondere „Debattier-Kreis“.

Abb. 1: Gut Emkendorf, Gut Emkendorf, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 2: Linden -und Kastanienallee Emkendorf, Foto Julia Jauch, Bildrechte: Julia Jauch und HHZO
  1. Vgl. Archiv Emkendorf ,1995, S.1
  2. Vgl. Archiv Emkendorf , 1995, S.1.
  3. In die Literaturgeschichte wurde Desmecières als »Deichgraf Hauke Hein« in Theodor Fontanes Novelle »Der Schimmelreiter« beschrieben. Desmecières galt im 18. Jahrhundert vor allem an der Nordseeküste als Erbauer und Entwickler zahlreicher Deichanlagen.
  4. Vgl. Gerkens, 1960 S.1.