03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 01. Einleitung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Der Park im 20. Jahrhundert
- 11. Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert
- 12. Wirtschaftsgebäude ab dem 19. Jahrhundert
- 13. Salonkultur um 1800 auf Emkendorf - Der Emkendorfer Kreis
- 14. Historische Ereignisse ab dem 17. Jahrhundert in Schleswig Holstein die Emkendorf betreffen
- 15. Überblickender Teil zur Geschichte nach dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart die Emkendorf betreffen
- 16. Messkampagne 2023
Die Herrenhausanlage wurde im Grunde eines eiszeitlichen Tunneltales errichtet (Abbildung Lithografie 3). Der angrenzende Westenseegletscher entwässerte durch eine Schmelzwasserrinne in Richtung Emkendorf. Die Schmelzwasserrinne verlief nur wenige hundert Meter westlich vom Herrenhaus. Der nahe gelegene Dörpsee (Abbildung 4) und der Groß-Vollstedter-See entwässerten bis 1840 in das Emkendorfer Tunneltal. Das Wasser lief 70 m einen Steilhang hinunter und ergoss sich in mehrere Bachläufe, welche westlich und östlich vorbeiflossen und am Herrenhaus in den direkt am südlichen Steilufer des Hauses gelegenen Hasensee (Abbildung 5) mündeten. Diese sind auch auf historischen Lithografien und Zeichnungen (Abbildungen 6, 7) zu erkennen. Seit 1840 fehlt dem Hasensee ein ausreichender Dauerzufluss, da für den Dörpsee und den Groß-Vollstedter-See ein Entwässerungskanal nach Westen zur Eider hin gebaut wurde. Heute ist der Wasserspiegel des Hasensees abgesunken und der See teilweise versumpft. Die Besonderheit der Lage von Emkendorf lag in der Frühgeschichte begründet. 850 m vom Herrenhaus überquerte ein sehr alter Heerweg das Tal in Nord-Süd-Richtung. Mit einer Furt verlief der Handelsverkehr über den schmalen Wasserlauf zum Hasensee. Der sich in dieses Tal von der Furtstelle hineinziehende Arm des Westensees soll sogar mit Plattbodenschiffen befahrbar gewesen sein.[1]. Die Eider durchfloss den Westensee, deshalb nutzte man diese Fahrwasserlinie seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, um eine direkte Verbindung zur Ostsee zu erhalten und Handel zu betreiben. Dieser Handelsweg nach Emkendorf wurde durch Sperrburgen/Motten entlang der drei Seen von der Ostsee aus gesichert. Ob Emkendorf auch eine Motte besaß, wurde noch nicht eindeutig bewiesen. Aber laut einer Baustudie von Dr. Saeftel aus dem Jahre 1978 wäre der Standort des heutigen Herrenhauses prädestiniert für eine Motte gewesen.[2] Die Besonderheit der Ortslage von Emkendorf kann nachvollzogen werden, wenn man die verkehrs- und machtpolitischen Verhältnisse in der Frühgeschichte betrachtet. Der Name Emkendorf, auch „Imekenthorp“ oder „Emikenthorp“, erscheint 1190 in den Urkunden. Erbstreitigkeiten und kriegerische Auseinandersetzungen, Seuchen, Mißernten und Kriege prägen hingegen die wechselnden Besitzverhältnisse von Emkendorf.[3] Die Herren von Westensee 1190 – 1480„Die Herren von Westensee“[4] wurden in ersten Urkunden als Besitzer von Emkendorf erwähnt. Das ursprüngliche Dorf bestand im 14. Jahrhundert aus zehn sogenannten Hufen einer damaligen bekannten Siedlungsnorm.[5] Familie von Ahlefeldt 1480 – 1595Gosche von Ahlefeld zu Bossee (etwa 1495 bis nach 1564) wird 1469 als erster Besitzer von Emkendorf. [6] Nach 1480 besitzt bereits sein Sohn Henneke von Ahlefeldt (gestorben 1500) die Nordhälfte des Kirchspiels Westensee und Emkendorf. Nach einer Grafenfehde von 1534 bis 1536 wird Clement von Ahlefeldt (gestorben um 1585) von 1561-1580 neuer Besitzer vom Emkendorf. Nach einem Erbstreit und dem Tod von Clement von Ahlefeldt, kauft 1583 Gosche von Ahlefeldt (1495 – nach 1565) Emkendorf.[7] Pestjahre„Durch die Pestjahre 1585/87 und 1600/02 verschwand das Dorf Emkendorf noch vor 1615 aufgrund der Sterbefälle“, schreibt Henning von Rumohr.[8] Die Landfläche des Dorfes wurde anschließend in die Gutsfläche integriert. Familie von Rantzau 1595 – 1720Von 1595 bis 1720 ist Emkendorf im Besitz der Familie von Rantzau. 1595 kauft Tönnies von Rantzau auf Nienhof (1470-1533) Emkendorf zu seinen Besitzungen dazu. Nach seinem Tode übernimmt Tönnies Rantzau der Jüngere (1558 -1607) von 1596 bis 1603 das Gut, bevor seine zweite Frau Anna von Rantzau (1572-1650) es von 1609 bis 1616 weiter verwaltet.[9] Von 1616-1645 wird Cay von Rantzau (1596 -1639) neuer Herr auf Emkendorf der 1640 einen Totschlag begeht und durch den Dänischen König Christian IV. von Dänemark (1577-1648) ins Gefängnis geschickt wird. 1645 verstirbt er auch im Gefängnis. Er schreibt dort noch einen Klagebrief, dass alle Güter ruiniert und die Gebäude abgebrannt sein.[10] Cay Rantzaus Sohn, Tönnies von Rantzau (1626 -1703) kauft 1650 von seinen Geschwistern und seiner Mutter die Anteile von Emkendorf auf und wird 1690 zum Dänischen Reichshofrat ernannt.[11] Christian von Rantzau (1660 -1709) übernimmt als Sohn die Ländereien von Emkendorf. Nach seinem Tod verwaltet seine Witwe Dorothea Margarethe von Rantzau (geb.1682) Gut Emkendorf, kann es jedoch finanziell nicht mehr halten und so endet die Ära Rantzau auf Gut Emkendorf.[12] Nordischer Krieg und Tartarenwinter[13]Der Große Nordische Krieg, der zwischen 1700 und 1721 in Nord-, Mittel- und Osteuropa zwischen Schweden, dem Herzogtum Holstein-Gottorf und dem Osmanischen Reich (1710–1713) auf der einen Seite und einer Koalition aus Sachsen-Polen, Dänemark-Norwegen und Russland auf der anderen Seite geführt wurde, bringt für Emkendorf Veränderungen mit sich, als der Besitzer Graf Tönnies von Rantzau (1650-1703) stirbt. Schweden verlor die Vorherrschaft im Ostseeraum und das russische Zarenreich stieg als neue Machtinstanz auf. Das Zusammenspiel aus der Pest, den Viehseuchen und dem „Tartarenwinter“ (auch „Kosakenwinter“ genannt) von 1712/1713, der aufgrund der hohen Abgaben an das Kriegsheer durch Mangelernährung viele Tote fordert, ließ die Landbesitzer verarmen. Die Witwe von Graf Tönnies zu Rantzau musste Emkendorf ein Jahr vor Kriegsende an die Herzogin von Kendal, Melusine von der Schulenburg (1667–1743) verkaufen. Das Gut wurde in der Zeit zwischen 1720 und 1764 zum „Kapitalanlageobjekt“. Vier Käufer erwerben das Gut, verpachten den Gutsbetrieb und verkaufen es schließlich wieder. |
- ↑ Vgl. Saeftel , 1978, S. 12.
- ↑ Vgl. Saeftel, 1978, S. 11-13.
- ↑ Vgl. Saeftel, 1978, S. 11-13.
- ↑ Die Herren vom Westensee: Im Jahre 1159 wird mit Emcko der erste der Ritter von Westensee aus dem Geschlecht des Overboden Marcrad I., die Vasallen der Schauenburger Grafen waren, namentlich genannt. Sein Name ist in Emkendorf erhalten. Der Herrschaftsbereich der Ritter von Westensee erstreckt sich bis nach Kiel und Eckernförde. Sie kontrollieren den Schiffsverkehr auf der Eider, die durch den Westensee fließt, mittels zweier Burgen und lebten als Raubritter. Im 14. Jahrhundert wird durch die Pest das Adelsgeschlecht ausgelöscht und die die Familie von Ahlefeldt übernimmt die Güter. https://de.wikipedia.org/wiki/Westensee (17.07.2024)
- ↑ https://bossee.de/dasgut#:~:text=Das%20ganze%20Gebiet%20rund,das%20Wasser%20ein%20wichtiges%20Transportmittel.
- ↑ Vgl. Saeftel , 1978, S. 55.
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Ahlefeldt_(Adelsgeschlecht)
- ↑ Vgl. Rumohr,1988, S. 115.
- ↑ Vgl. Saeftel, 1978, S.53.
- ↑ Vgl. Saeftel , 1978, S. 56.
- ↑ Vgl. Saeftel, 1978, S.53.
- ↑ Vgl. Saeftel, 1978, S.53.
- ↑ https://geschichte-s-h.de/sh-von-a-bis-z/k/kosakenwinter/