Plüschow/05. Wirtschaftlicher Kontext: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Kurztext'''
Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst 1782 neben Plüschow acht weitere Güter. Mit der Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Vielfach erhaltenes historisches Kartenmaterial zeigt gleichfalls den Großteil dieser Gebäude. Es kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu erbauen ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte. Der „Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“ (Abb.: 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Offensichtlich befand sich jegliche Fläche des Besitzes in Nutzung und es wurde intensiv gewirtschaftet. Der „Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“ (Abb.: 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. Das „Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“ verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Im frühen 20. Jahrhundert waren neben dem Ackerbau die Rinderhaltung und die Schafwirtschaft von Bedeutung. Es kann davon ausgegangen werden, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftlicher Ausrichtung des Gutes Plüschow aufbaute.
'''Langtext'''
Die <span style="color:#000000;">Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782 (Abb.: 38-40) </span>gibt Auskunft über den baulichen Bestand des Hofes Plüschow.<ref name="ftn269"><span style="color:#000000;">LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Gut Plüschow.</span></ref> Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins<span style="color:#ff0000;"> </span><span style="color:#000000;">1782</span>) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst die Güter Plüschow, Friedrichshagen, Meierstorf, Jamel, Bahrendorf, Testorf, Boienhagen, Steinfort und Ovenhagen.<ref name="ftn270"><span style="color:#000000;">Vgl.: auch Bock 2013, S. 56.</span></ref> Mit der Police werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Der Großteil dieser Gebäude war bereits im <span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn271"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.</span></ref></span><span style="color:#000000;">(Abb.: 15,1) sowie im „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“</span><ref name="ftn272"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].</span></ref> (Abb.: 15) und ebenso in der zeitlich zuvor entstandenen Karte: <span style="color:#000000;">„Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn273"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: 14) </span>verzeichnet. Auch, da ältere Karten und historische Beschreibungen fehlen, kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu errichten ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte.
Eine Bauzeichnung von 1802 zeigt in Grund- und Aufriss das „sogenannte <span style="color:#000000;">Bülowsche Haus (Abb.: 41-42)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span>in Plüschow (…)“<ref name="ftn274">Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802<span style="color:#000000;">, in: </span><span style="color:#000000;">LHAS 5.2-5 Großherzogliche Vermögensverwaltung, Sign. 435 Bauten und Reparaturen.</span></ref>. Da es im Giebel die Jahreszahl 1750 trägt, ist es mit Wahrscheinlichkeit das älteste Haus der [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]en Gutsanlage.<ref name="ftn275">Vgl.: Bock 2013, S. 99.</ref> Ob es jenseits der im Bereich des „Alten Gartens“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestehenden und genutzten nachmittelalterlichen Gutsanlage zunächst allein an einem neuen Standort lag, kann bislang nicht geklärt werden.
Sabine Bock attestiert für die Baugeschichte Plüschows einen idealen Verlauf: „Aus einer mittelalterlichen Burg entwickelte sich – vermutlich im Bereich der Vorburg und wohl in [der] Frühen Neuzeit – ein ritterschaftlicher Eigenbetrieb, der als wenig geordneter Hof bis ins 18. Jahrhundert Bestand hatte und erst dann durch einen neuen barocken Gutshof ersetzt wurde.“<ref name="ftn276">Bock 2013, S. 58.</ref> Der <span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><ref name="ftn277"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. </span><span style="color:#000000;">Plüschow Ic.</span></ref>(Abb.: 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Die als Schläge, Felder, [https://de.wikipedia.org/wiki/Separation_(Flurbereinigung) Koppel]n oder Kamp bezeichneten Flächen tragen geografische, eine historische Nutzung bezeichnende oder Familiennamen wiedergebende Namen. Bis auf zwei mittelgroße Waldflächen und eine der Mühle namentlich zugewiesene Niederung ist die Landschaft nahezu ausgeräumt und befindet sich in Feldnutzung. Alleen oder einzelne Baumreihen entlang von Wegen und Straßen markieren die Grenzen zwischen den Schlägen und Feldern und dürften gleichzeitig der Winderosion vorgebeugt haben. Sie hätten dann eine ähnliche Funktion übernommen, wie die <span style="color:#000000;">Knicks</span> in Holstein (Deutschland) – Baum- und Buschanpflanzungen auf künstlich errichteten Stein- oder Erdwällen jenseits von Wegen. Die Karte zu Plüschow suggeriert, dass sich offensichtlich jegliche Fläche des Besitzes 1769 in Nutzung befand und somit intensiv gewirtschaftet wurde.
<span style="color:#000000;">Von 1802 bis 1819 war Erbprinz (ab 1815 Erbgroßherzog) Friedrich Ludwig zu Mecklenburg (1778-1819) Besitzer des Gutes Plüschow und bewohnte es während der Sommermonate.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn278"><span style="color:#000000;">Vgl.: Bock 2013, S. 62, 82, 86.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> In der</span><span style="color:#000000;">1803 von Ludewig Münchmeyer gezeichnete „</span><span style="color:#000000;">Carte von den Plüschowschen Gütern“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn279"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 1355 [alt: Plüschow IV].</span></ref></span> (Abb.: 43) sind erneut alle Güter der Vogtei Plüschow dargestellt: Plüschow, Testorff, Steinforth, Meierstorff, Jameln, Friedrichshagen, Boienhagen, Barendorff, Sternkrug und Oberhagen (wohl das bereits im 18. Jahrhundert benannte Ovenhagen). Herrenhaus und Gut Plüschow sowie der Mühlensee liegen wie bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Mitte dieses großräumigen Besitzes. Neben wenigen (sicherlich ebenfalls bewirtschafteten) Waldflächen in unmittelbarer Umgebung des Herrenhauses – „Die Liesch“ – aber auch im Bereich des Gutes Jameln, wird der Besitz intensiv landwirtschaftlich genutzt. Als vegetabiles Element raum- und besitzbestimmend sind nach wie vor die Alleen oder Baumreihen entlang den die Güter und Dörfer verbindenden Straßen. Die barocke Gutsanlage ist baulich nahezu unverändert, nur der Gutshof wird nun durch eine Mauer zur vorbeiführenden Straße hin abgeschlossen. Auch der alte Burgstandort ist immer noch genutzt, jedoch wurden im „Alten Garten“ zwei längliche Gebäude (Katen) für Gutsarbeiter errichtet. Die „Erbmühle“<ref name="ftn280">Bock 2013, S. 68.</ref> ist als Arbeits- und Wohnstatt besetzt. Erstmalig wird in der Karte von 1803 namentlich der bereits in den Karten des 18. Jahrhunderts eingezeichnete Standort einer „Ziegeley“ erwähnt. Er liegt jenseits des Mühlensees und ist vom barocken Gutshof aus in wenigen Minuten zu erreichen. Hier könnten die Ziegelsteine hergestellt worden sein, die zum Bau der von Stengliner Gutsanlage benötigt worden waren.
De<span style="color:#000000;">r „</span><span style="color:#000000;">Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn281"><span style="color:#000000;">LHAS 12.3-1 Hofbauamt/Großherzogliche Vermögensverwaltung (Bauabteilung), Sign. Plüschow 1.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb.: 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. An der Straße nach Friedrichshagen – und somit an der Stirnseite des Gutshofes – liegen eine Roggenscheune, eine Haferscheune und ein Viehhaus mit „Dunghof“, jeweils strohgedeckt. Längs des „Hofplatzes“, gegenüberliegend und mit den Giebelseiten zum Herrenhaus weisend, liegen ein strohgedeckter Schafstall und eine ebensolche Scheune. Das steingedeckte Herrenhaus (hier als „Palais“ bezeichnet) flankieren ein Pferdestall, ein „Wagenschauer“ (Remise) und ein später abgebrochener Schweinestall. Auch diese Gebäude sind mit Stroh gedeckt. Seitlich und an der Gartenfront des Herrenhauses liegen ein „Katen“ (nach handschriftlich mit Bleistift nachgetragener Information das „Eigenheim des Pächters“), ein Wohnhaus mit Steindach (das Bülowsche Haus), ein steingedecktes „Milchenhaus“ sowie, abgerückt zur Niederung des am Ende des 19. Jahrhunderts meliorierten Mühlensees, ein „Holzstall“ und ein Schweinestall. Dass dieser Plan bis ins frühe 20. Jahrhundert weitergenutzt wurde, zeigt mindestens die von Hand erfolgte Einzeichnung der 1903 an die Gartenfront des Herrenhauses angebauten, teilweise verglasten Holzveranda.
Drei „Katen“ dieses Lageplans von 1893 mit Stroh- oder Steindach liegen im Bereich der alten Burg. Sie nehmen Standorte ein, die bereits in dem Brouillon von 1769 <span style="color:#000000;">(„</span><span style="color:#000000;">Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, Abb.: 15</span>) als Gebäudestandorte eingemessen wurden. Ob die als Katen genutzten Häuser des frühen 20. Jahrhunderts die Häuser aus dem 18. Jahrhundert gewesen sind, die (in der Bausubstanz vollständig oder teilweise) weitergenutzt wurden, ließe sich nur über eine archäologische Grabung und eine dendrochonologische Untersuchung möglicherweise vorhandener Holzbalkenreste bestimmen. In der 2023 durch ''geosphere austria'' durchgeführten <span style="color:#000000;">Bodenradar- und Erdmagnetikmessung</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn282">Plüschow_mag_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024.</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb.: 17-18) konnten zwei dieser Katen/Häuser nachgewiesen werden.
Die Darstellungen von Bodenradar und Magnetfeldmessung zeigen den gesamten historischen Burgbereich voller Schutt. Dabei kann das nahe an Standort und Schutthügel der Burg liegende historische große Gebäude sogar in seinem Grundriss (circa 25 m lang und 8-9 m breit) nachgewiesen werden. Dort liegen zwei verfestigte Flächen („Planierung“, „Estrich“) nebeneinander.<ref name="ftn283">Vgl.: Plüschow_mag_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024.</ref>
Entlang der Straße nach Naschendorf, die den alten Burgstandort mit dem barocken Gutshof verbindet, liegen laut Plan von 1893 drei stroh- und zwei steingedeckte Katen als Siedlung. <span style="color:#000000;">Der dem barocken Gutshof am nächsten gelegene Katen könnte in seiner Grundsubstanz </span>–<span style="color:#000000;"> nach dem Brouillon 1769 </span>–<span style="color:#000000;"> ebenfalls bereits aus dem 18. Jahrhundert stammen. </span>Die Katen-Siedlung besitzt rückwärtig „Katen Gärten“ zur Eigenversorgung der Gutsarbeiter. Dieses Gartenland befindet sich auf dem Gelände des im 18. Jahrhundert als „Der Alte Garten“ bezeichneten Areals <span style="color:#000000;">(siehe: „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn284"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span></ref></span><span style="color:#000000;">, Abb: 14).</span> Die<span style="color:#000000;"> „</span><span style="color:#000000;">Zeichnung zu einem zu erbauenden Kathen, Grevesmühlen den 27. Juny 1834, A. Thomas“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn285"><span style="color:#000000;">in: LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen.</span></ref></span> (Abb.: 44) gibt Hinweise auf die Wohnverhältnisse von Gutsarbeitern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
<span style="color:#000000;">Das „Güter-Adreßbuch</span><span style="color:#000000;"> für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn286">Vgl.: <span style="color:#000000;">Güter-Adreßbuch</span><span style="color:#000000;"> für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz </span><span style="color:#000000;">1896.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn287"><span style="color:#000000;">Eine wirtschaftliche Bewertung (Ertrag), ausgedrückt z.B. in Bodenzahlen 1-100 unter Berücksichtigung von klimatischen, hydrologischen und bodenkundlichen Faktoren.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Als industrielle Anlage wird eine Windmühle benannt.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn288"><span style="color:#000000;">Vgl.: ebd. S. 18.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Die heutige „ADAC Auto Karte Mecklenburg-Vorpommern“ und die Satellitenaufnahme bei </span><span style="color:#000000;">''google earth''</span><span style="color:#000000;"> zeigen, jenseits von Bahndamm und dem historischen Waldstandort „Die Liesch“ eine „Plüschower Mühle“.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn289">Plüschower Mühle, https://earth.google.com/web/@53.84694736,11.28371197,40.9616112a,791.78582521d,35y,0h,0t,0r_14.06.2023<span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">, (21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Reste des Standortes eines Windmühlengebäudes könnten vor Ort auf diesem einzeln gelegenen Grundstück nahe Naschendorf </span><span style="color:#000000;">ausgemacht werden. Die mindestens über 100 Jahre betriebene Plüschower Wassermühle wurde mit Ablassen des Mühlensees im 19. Jahrhundert aufgegeben.</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher (…) 1928“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn290">Vgl.: <span style="color:#000000;">Niekammer‘s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher 1928</span><span style="color:#000000;">.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">benennen Plüschow als Großherzogliches Hausgut. Der Hufenstand in bonitierten Scheffeln beträgt (ähnlich wie 1896) 3.061,14. Die Gesamtgröße des Gutes umfasst, wie 1896, 558,8 ha (davon 477 ha Acker inkl. Gärten, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holzungen). Der Viehbestand besteht aus 57 Pferden, 290 Rindern, 600 Schafen und 100 Schweinen.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn291"><span style="color:#000000;">Vgl.: ebd., S. 13.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>Eine historische Fotografie, aufgenommen um 1940, zeigt den <span style="color:#000000;">Schäfermeister Richard Winter (Abb.: 45) </span>bei der Arbeit.<ref name="ftn292">Herrenhaus Plüschow, Schäfermeister Richard Winter bei der Arbeit, um 1940, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.</ref> Über die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sowie über den gesellschaftlichen Bruch des Endes des Ersten Weltkrieges 1918 hinweg verändern sich die Gesamtflächengröße und die Bewirtschaftung des Gutes Plüschow nicht. Von Bedeutung waren neben dem Ackerbau die Rindvieh- und die Schafwirtschaft. Es ist denkbar, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftliche Ausrichtung des Gutes aufbaute.
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Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst 1782 neben Plüschow acht weitere Güter. Mit der Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Vielfach erhaltenes historisches Kartenmaterial zeigt gleichfalls den Großteil dieser Gebäude. Es kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu erbauen ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte. Der „Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“ (Abb. 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Offensichtlich befand sich jegliche Fläche des Besitzes in Nutzung und es wurde intensiv gewirtschaftet. Der „Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“ (Abb. 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. Das „Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“ verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Im frühen 20. Jahrhundert waren neben dem Ackerbau die Rinderhaltung und die Schafwirtschaft von Bedeutung. Es kann davon ausgegangen werden, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftlicher Ausrichtung des Gutes Plüschow aufbaute.


Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst 1782 neben Plüschow acht weitere Güter. Mit der Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Vielfach erhaltenes historisches Kartenmaterial zeigt gleichfalls den Großteil dieser Gebäude. Es kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu erbauen ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte. Der „Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“ (Abb.: 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Offensichtlich befand sich jegliche Fläche des Besitzes in Nutzung und es wurde intensiv gewirtschaftet. Der „Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“ (Abb.: 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. Das „Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“ verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Im frühen 20. Jahrhundert waren neben dem Ackerbau die Rinderhaltung und die Schafwirtschaft von Bedeutung. Es kann davon ausgegangen werden, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftlicher Ausrichtung des Gutes Plüschow aufbaute.
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Die <span style="color:#000000;">Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782 (Abb. 38-40) </span>gibt Auskunft über den baulichen Bestand des Hofes Plüschow.<ref name="ftn2692"><span style="color:#000000;">LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Gut Plüschow.</span></ref> Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins<span style="color:#ff0000;"> </span><span style="color:#000000;">1782</span>) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst die Güter Plüschow, Friedrichshagen, Meierstorf, Jamel, Bahrendorf, Testorf, Boienhagen, Steinfort und Ovenhagen.<ref name="ftn2702"><span style="color:#000000;">Vgl.: auch Bock 2013, S. 56.</span></ref> Mit der Police werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Der Großteil dieser Gebäude war bereits im <span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2712"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.</span></ref></span> <span style="color:#000000;">(Abb. 15,1) sowie im „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“</span><ref name="ftn2722"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].</span></ref> (Abb. 15) und ebenso in der zeitlich zuvor entstandenen Karte: <span style="color:#000000;">„Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2732"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb. 14) </span>verzeichnet. Auch, da ältere Karten und historische Beschreibungen fehlen, kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu errichten ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte.


'''Langtext'''
Eine Bauzeichnung von 1802 zeigt in Grund- und Aufriss das „sogenannte <span style="color:#000000;">Bülowsche Haus (Abb. 41-42)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span>in Plüschow (…)“<ref name="ftn2742">Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802<span style="color:#000000;">, in: </span><span style="color:#000000;">LHAS 5.2-5 Großherzogliche Vermögensverwaltung, Sign. 435 Bauten und Reparaturen.</span></ref>. Da es im Giebel die Jahreszahl 1750 trägt, ist es mit Wahrscheinlichkeit das älteste Haus der [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]en Gutsanlage.<ref name="ftn2752">Vgl.: Bock 2013, S. 99.</ref> Ob es jenseits der im Bereich des „Alten Gartens“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestehenden und genutzten nachmittelalterlichen Gutsanlage zunächst allein an einem neuen Standort lag, kann bislang nicht geklärt werden.


Die <span style="color:#000000;">Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782 (Abb.: 38-40) </span>gibt Auskunft über den baulichen Bestand des Hofes Plüschow.<ref name="ftn269"><span style="color:#000000;">LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Gut Plüschow.</span></ref> Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins<span style="color:#ff0000;"> </span><span style="color:#000000;">1782</span>) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst die Güter Plüschow, Friedrichshagen, Meierstorf, Jamel, Bahrendorf, Testorf, Boienhagen, Steinfort und Ovenhagen.<ref name="ftn270"><span style="color:#000000;">Vgl.: auch Bock 2013, S. 56.</span></ref> Mit der Police werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Der Großteil dieser Gebäude war bereits im <span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn271"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.</span></ref></span> <span style="color:#000000;">(Abb.: 15,1) sowie im „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“</span><ref name="ftn272"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].</span></ref> (Abb.: 15) und ebenso in der zeitlich zuvor entstandenen Karte: <span style="color:#000000;">„Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn273"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: 14) </span>verzeichnet. Auch, da ältere Karten und historische Beschreibungen fehlen, kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu errichten ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte.
Sabine Bock attestiert für die Baugeschichte Plüschows einen idealen Verlauf: „Aus einer mittelalterlichen Burg entwickelte sich – vermutlich im Bereich der Vorburg und wohl in [der] Frühen Neuzeit – ein ritterschaftlicher Eigenbetrieb, der als wenig geordneter Hof bis ins 18. Jahrhundert Bestand hatte und erst dann durch einen neuen barocken Gutshof ersetzt wurde.<ref name="ftn2762">Bock 2013, S. 58.</ref> Der <span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><ref name="ftn2772"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. </span><span style="color:#000000;">Plüschow Ic.</span></ref> (Abb. 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Die als Schläge, Felder, [https://de.wikipedia.org/wiki/Separation_(Flurbereinigung) Koppel]n oder Kamp bezeichneten Flächen tragen geografische, eine historische Nutzung bezeichnende oder Familiennamen wiedergebende Namen. Bis auf zwei mittelgroße Waldflächen und eine der Mühle namentlich zugewiesene Niederung ist die Landschaft nahezu ausgeräumt und befindet sich in Feldnutzung. Alleen oder einzelne Baumreihen entlang von Wegen und Straßen markieren die Grenzen zwischen den Schlägen und Feldern und dürften gleichzeitig der Winderosion vorgebeugt haben. Sie hätten dann eine ähnliche Funktion übernommen, wie die <span style="color:#000000;">Knicks</span> in Holstein (Deutschland) – Baum- und Buschanpflanzungen auf künstlich errichteten Stein- oder Erdwällen jenseits von Wegen. Die Karte zu Plüschow suggeriert, dass sich offensichtlich jegliche Fläche des Besitzes 1769 in Nutzung befand und somit intensiv gewirtschaftet wurde.


Eine Bauzeichnung von 1802 zeigt in Grund- und Aufriss das „sogenannte <span style="color:#000000;">Bülowsche Haus (Abb.: 41-42)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span>in Plüschow (…)“<ref name="ftn274">Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802<span style="color:#000000;">, in: </span><span style="color:#000000;">LHAS 5.2-5 Großherzogliche Vermögensverwaltung, Sign. 435 Bauten und Reparaturen.</span></ref>. Da es im Giebel die Jahreszahl 1750 trägt, ist es mit Wahrscheinlichkeit das älteste Haus der [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]en Gutsanlage.<ref name="ftn275">Vgl.: Bock 2013, S. 99.</ref> Ob es jenseits der im Bereich des „Alten Gartens“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestehenden und genutzten nachmittelalterlichen Gutsanlage zunächst allein an einem neuen Standort lag, kann bislang nicht geklärt werden.
<span style="color:#000000;">Von 1802 bis 1819 war Erbprinz (ab 1815 Erbgroßherzog) Friedrich Ludwig zu Mecklenburg (1778-1819) Besitzer des Gutes Plüschow und bewohnte es während der Sommermonate.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2782"><span style="color:#000000;">Vgl.: Bock 2013, S. 62, 82, 86.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> In der</span><span style="color:#000000;">1803 von Ludewig Münchmeyer gezeichnete „</span><span style="color:#000000;">Carte von den Plüschowschen Gütern“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2792"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 1355 [alt: Plüschow IV].</span></ref></span> (Abb. 43) sind erneut alle Güter der Vogtei Plüschow dargestellt: Plüschow, Testorff, Steinforth, Meierstorff, Jameln, Friedrichshagen, Boienhagen, Barendorff, Sternkrug und Oberhagen (wohl das bereits im 18. Jahrhundert benannte Ovenhagen). Herrenhaus und Gut Plüschow sowie der Mühlensee liegen wie bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Mitte dieses großräumigen Besitzes. Neben wenigen (sicherlich ebenfalls bewirtschafteten) Waldflächen in unmittelbarer Umgebung des Herrenhauses – „Die Liesch“ – aber auch im Bereich des Gutes Jameln, wird der Besitz intensiv landwirtschaftlich genutzt. Als vegetabiles Element raum- und besitzbestimmend sind nach wie vor die Alleen oder Baumreihen entlang den die Güter und Dörfer verbindenden Straßen. Die barocke Gutsanlage ist baulich nahezu unverändert, nur der Gutshof wird nun durch eine Mauer zur vorbeiführenden Straße hin abgeschlossen. Auch der alte Burgstandort ist immer noch genutzt, jedoch wurden im „Alten Garten“ zwei längliche Gebäude (Katen) für Gutsarbeiter errichtet. Die „Erbmühle“<ref name="ftn2802">Bock 2013, S. 68.</ref> ist als Arbeits- und Wohnstatt besetzt. Erstmalig wird in der Karte von 1803 namentlich der bereits in den Karten des 18. Jahrhunderts eingezeichnete Standort einer „Ziegeley“ erwähnt. Er liegt jenseits des Mühlensees und ist vom barocken Gutshof aus in wenigen Minuten zu erreichen. Hier könnten die Ziegelsteine hergestellt worden sein, die zum Bau der von Stengliner Gutsanlage benötigt worden waren.


Sabine Bock attestiert für die Baugeschichte Plüschows einen idealen Verlauf: „Aus einer mittelalterlichen Burg entwickelte sich – vermutlich im Bereich der Vorburg und wohl in [der] Frühen Neuzeit – ein ritterschaftlicher Eigenbetrieb, der als wenig geordneter Hof bis ins 18. Jahrhundert Bestand hatte und erst dann durch einen neuen barocken Gutshof ersetzt wurde.“<ref name="ftn276">Bock 2013, S. 58.</ref> Der <span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“</span><span style="color:#000000;"><sup> </sup></span><ref name="ftn277"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. </span><span style="color:#000000;">Plüschow Ic.</span></ref>(Abb.: 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Die als Schläge, Felder, [https://de.wikipedia.org/wiki/Separation_(Flurbereinigung) Koppel]n oder Kamp bezeichneten Flächen tragen geografische, eine historische Nutzung bezeichnende oder Familiennamen wiedergebende Namen. Bis auf zwei mittelgroße Waldflächen und eine der Mühle namentlich zugewiesene Niederung ist die Landschaft nahezu ausgeräumt und befindet sich in Feldnutzung. Alleen oder einzelne Baumreihen entlang von Wegen und Straßen markieren die Grenzen zwischen den Schlägen und Feldern und dürften gleichzeitig der Winderosion vorgebeugt haben. Sie hätten dann eine ähnliche Funktion übernommen, wie die <span style="color:#000000;">Knicks</span> in Holstein (Deutschland) – Baum- und Buschanpflanzungen auf künstlich errichteten Stein- oder Erdwällen jenseits von Wegen. Die Karte zu Plüschow suggeriert, dass sich offensichtlich jegliche Fläche des Besitzes 1769 in Nutzung befand und somit intensiv gewirtschaftet wurde.
De<span style="color:#000000;">r „</span><span style="color:#000000;">Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2812"><span style="color:#000000;">LHAS 12.3-1 Hofbauamt/Großherzogliche Vermögensverwaltung (Bauabteilung), Sign. Plüschow 1.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb. 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. An der Straße nach Friedrichshagen – und somit an der Stirnseite des Gutshofes – liegen eine Roggenscheune, eine Haferscheune und ein Viehhaus mit „Dunghof“, jeweils strohgedeckt. Längs des „Hofplatzes“, gegenüberliegend und mit den Giebelseiten zum Herrenhaus weisend, liegen ein strohgedeckter Schafstall und eine ebensolche Scheune. Das steingedeckte Herrenhaus (hier als „Palais“ bezeichnet) flankieren ein Pferdestall, ein „Wagenschauer“ (Remise) und ein später abgebrochener Schweinestall. Auch diese Gebäude sind mit Stroh gedeckt. Seitlich und an der Gartenfront des Herrenhauses liegen ein „Katen“ (nach handschriftlich mit Bleistift nachgetragener Information das „Eigenheim des Pächters“), ein Wohnhaus mit Steindach (das Bülowsche Haus), ein steingedecktes „Milchenhaus“ sowie, abgerückt zur Niederung des am Ende des 19. Jahrhunderts meliorierten Mühlensees, ein „Holzstall“ und ein Schweinestall. Dass dieser Plan bis ins frühe 20. Jahrhundert weitergenutzt wurde, zeigt mindestens die von Hand erfolgte Einzeichnung der 1903 an die Gartenfront des Herrenhauses angebauten, teilweise verglasten Holzveranda.


<span style="color:#000000;">Von 1802 bis 1819 war Erbprinz (ab 1815 Erbgroßherzog) Friedrich Ludwig zu Mecklenburg (1778-1819) Besitzer des Gutes Plüschow und bewohnte es während der Sommermonate.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn278"><span style="color:#000000;">Vgl.: Bock 2013, S. 62, 82, 86.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> In der</span> <span style="color:#000000;">1803 von Ludewig Münchmeyer gezeichnete „</span><span style="color:#000000;">Carte von den Plüschowschen Gütern“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn279"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 1355 [alt: Plüschow IV].</span></ref></span> (Abb.: 43) sind erneut alle Güter der Vogtei Plüschow dargestellt: Plüschow, Testorff, Steinforth, Meierstorff, Jameln, Friedrichshagen, Boienhagen, Barendorff, Sternkrug und Oberhagen (wohl das bereits im 18. Jahrhundert benannte Ovenhagen). Herrenhaus und Gut Plüschow sowie der Mühlensee liegen wie bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Mitte dieses großräumigen Besitzes. Neben wenigen (sicherlich ebenfalls bewirtschafteten) Waldflächen in unmittelbarer Umgebung des Herrenhauses – „Die Liesch“ – aber auch im Bereich des Gutes Jameln, wird der Besitz intensiv landwirtschaftlich genutzt. Als vegetabiles Element raum- und besitzbestimmend sind nach wie vor die Alleen oder Baumreihen entlang den die Güter und Dörfer verbindenden Straßen. Die barocke Gutsanlage ist baulich nahezu unverändert, nur der Gutshof wird nun durch eine Mauer zur vorbeiführenden Straße hin abgeschlossen. Auch der alte Burgstandort ist immer noch genutzt, jedoch wurden im „Alten Garten“ zwei längliche Gebäude (Katen) für Gutsarbeiter errichtet. Die „Erbmühle“<ref name="ftn280">Bock 2013, S. 68.</ref> ist als Arbeits- und Wohnstatt besetzt. Erstmalig wird in der Karte von 1803 namentlich der bereits in den Karten des 18. Jahrhunderts eingezeichnete Standort einer „Ziegeley“ erwähnt. Er liegt jenseits des Mühlensees und ist vom barocken Gutshof aus in wenigen Minuten zu erreichen. Hier könnten die Ziegelsteine hergestellt worden sein, die zum Bau der von Stengliner Gutsanlage benötigt worden waren.
Drei „Katen“ dieses Lageplans von 1893 mit Stroh- oder Steindach liegen im Bereich der alten Burg. Sie nehmen Standorte ein, die bereits in dem Brouillon von 1769 <span style="color:#000000;">(</span><span style="color:#000000;">Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, Abb. 15</span>) als Gebäudestandorte eingemessen wurden. Ob die als Katen genutzten Häuser des frühen 20. Jahrhunderts die Häuser aus dem 18. Jahrhundert gewesen sind, die (in der Bausubstanz vollständig oder teilweise) weitergenutzt wurden, ließe sich nur über eine archäologische Grabung und eine dendrochonologische Untersuchung möglicherweise vorhandener Holzbalkenreste bestimmen. In der 2023 durch ''geosphere austria'' durchgeführten <span style="color:#000000;">Bodenradar- und Erdmagnetikmessung</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2822">Plüschow_mag_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024.</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb. 17-18) konnten zwei dieser Katen/Häuser nachgewiesen werden.


De<span style="color:#000000;">r „</span><span style="color:#000000;">Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn281"><span style="color:#000000;">LHAS 12.3-1 Hofbauamt/Großherzogliche Vermögensverwaltung (Bauabteilung), Sign. Plüschow 1.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb.: 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. An der Straße nach Friedrichshagen – und somit an der Stirnseite des Gutshofes – liegen eine Roggenscheune, eine Haferscheune und ein Viehhaus mit „Dunghof“, jeweils strohgedeckt. Längs des „Hofplatzes“, gegenüberliegend und mit den Giebelseiten zum Herrenhaus weisend, liegen ein strohgedeckter Schafstall und eine ebensolche Scheune. Das steingedeckte Herrenhaus (hier als „Palais“ bezeichnet) flankieren ein Pferdestall, ein „Wagenschauer“ (Remise) und ein später abgebrochener Schweinestall. Auch diese Gebäude sind mit Stroh gedeckt. Seitlich und an der Gartenfront des Herrenhauses liegen ein „Katen“ (nach handschriftlich mit Bleistift nachgetragener Information das „Eigenheim des Pächters“), ein Wohnhaus mit Steindach (das Bülowsche Haus), ein steingedecktes „Milchenhaus“ sowie, abgerückt zur Niederung des am Ende des 19. Jahrhunderts meliorierten Mühlensees, ein „Holzstall“ und ein Schweinestall. Dass dieser Plan bis ins frühe 20. Jahrhundert weitergenutzt wurde, zeigt mindestens die von Hand erfolgte Einzeichnung der 1903 an die Gartenfront des Herrenhauses angebauten, teilweise verglasten Holzveranda.
Die Darstellungen von Bodenradar und Magnetfeldmessung zeigen den gesamten historischen Burgbereich voller Schutt. Dabei kann das nahe an Standort und Schutthügel der Burg liegende historische große Gebäude sogar in seinem Grundriss (circa 25 m lang und 8-9 m breit) nachgewiesen werden. Dort liegen zwei verfestigte Flächen („Planierung“, „Estrich“) nebeneinander.<ref name="ftn2832">Vgl.: Plüschow_mag_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024.</ref>


Drei „Katen“ dieses Lageplans von 1893 mit Stroh- oder Steindach liegen im Bereich der alten Burg. Sie nehmen Standorte ein, die bereits in dem Brouillon von 1769 <span style="color:#000000;">(„</span><span style="color:#000000;">Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, Abb.: 15</span>) als Gebäudestandorte eingemessen wurden. Ob die als Katen genutzten Häuser des frühen 20. Jahrhunderts die Häuser aus dem 18. Jahrhundert gewesen sind, die (in der Bausubstanz vollständig oder teilweise) weitergenutzt wurden, ließe sich nur über eine archäologische Grabung und eine dendrochonologische Untersuchung möglicherweise vorhandener Holzbalkenreste bestimmen. In der 2023 durch ''geosphere austria'' durchgeführten <span style="color:#000000;">Bodenradar- und Erdmagnetikmessung</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn282">Plüschow_mag_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024.</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb.: 17-18) konnten zwei dieser Katen/Häuser nachgewiesen werden.
Entlang der Straße nach Naschendorf, die den alten Burgstandort mit dem barocken Gutshof verbindet, liegen laut Plan von 1893 drei stroh- und zwei steingedeckte Katen als Siedlung. <span style="color:#000000;">Der dem barocken Gutshof am nächsten gelegene Katen könnte in seiner Grundsubstanz </span><span style="color:#000000;"> nach dem Brouillon 1769 </span>–<span style="color:#000000;"> ebenfalls bereits aus dem 18. Jahrhundert stammen. </span>Die Katen-Siedlung besitzt rückwärtig „Katen Gärten“ zur Eigenversorgung der Gutsarbeiter. Dieses Gartenland befindet sich auf dem Gelände des im 18. Jahrhundert als „Der Alte Garten“ bezeichneten Areals <span style="color:#000000;">(siehe: „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2842"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span></ref></span><span style="color:#000000;">, Abb</span><span style="color:#000000;">.</span> <span style="color:#000000;">14).</span> Die<span style="color:#000000;"> „</span><span style="color:#000000;">Zeichnung zu einem zu erbauenden Kathen, Grevesmühlen den 27. Juny 1834, A. Thomas“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2852"><span style="color:#000000;">in: LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen.</span></ref></span> (Abb. 44) gibt Hinweise auf die Wohnverhältnisse von Gutsarbeitern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.


Die Darstellungen von Bodenradar und Magnetfeldmessung zeigen den gesamten historischen Burgbereich voller Schutt. Dabei kann das nahe an Standort und Schutthügel der Burg liegende historische große Gebäude sogar in seinem Grundriss (circa 25 m lang und 8-9 m breit) nachgewiesen werden. Dort liegen zwei verfestigte Flächen („Planierung“, „Estrich“) nebeneinander.<ref name="ftn283">Vgl.: Plüschow_mag_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, ''geosphere austria'' 2024.</ref>
<span style="color:#000000;">Das „Güter-Adreßbuch</span><span style="color:#000000;"> für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz () 1896“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2862">Vgl.: <span style="color:#000000;">Güter-Adreßbuch</span><span style="color:#000000;"> für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz </span><span style="color:#000000;">1896.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2872"><span style="color:#000000;">Eine wirtschaftliche Bewertung (Ertrag), ausgedrückt z.B. in Bodenzahlen 1-100 unter Berücksichtigung von klimatischen, hydrologischen und bodenkundlichen Faktoren.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Als industrielle Anlage wird eine Windmühle benannt.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2882"><span style="color:#000000;">Vgl.: ebd. S. 18.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Die heutige „ADAC Auto Karte Mecklenburg-Vorpommern“ und die Satellitenaufnahme bei </span><span style="color:#000000;">''google earth''</span><span style="color:#000000;"> zeigen, jenseits von Bahndamm und dem historischen Waldstandort „Die Liesch“ eine „Plüschower Mühle“.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2892">Plüschower Mühle, https://earth.google.com/web/@53.84694736,11.28371197,40.9616112a,791.78582521d,35y,0h,0t,0r_14.06.2023<span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;"> (21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Reste des Standortes eines Windmühlengebäudes könnten vor Ort auf diesem einzeln gelegenen Grundstück nahe Naschendorf </span><span style="color:#000000;">ausgemacht werden. Die mindestens über 100 Jahre betriebene Plüschower Wassermühle wurde mit Ablassen des Mühlensees im 19. Jahrhundert aufgegeben.</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher (…) 1928“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2902">Vgl.: <span style="color:#000000;">Niekammer‘s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher 1928</span><span style="color:#000000;">.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">benennen Plüschow als Großherzogliches Hausgut. Der Hufenstand in bonitierten Scheffeln beträgt (ähnlich wie 1896) 3.061,14. Die Gesamtgröße des Gutes umfasst, wie 1896, 558,8 ha (davon 477 ha Acker inkl. Gärten, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holzungen). Der Viehbestand besteht aus 57 Pferden, 290 Rindern, 600 Schafen und 100 Schweinen.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn2912"><span style="color:#000000;">Vgl.: ebd., S. 13.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>Eine historische Fotografie, aufgenommen um 1940, zeigt den <span style="color:#000000;">Schäfermeister Richard Winter (Abb. 45) </span>bei der Arbeit.<ref name="ftn2922">Herrenhaus Plüschow, Schäfermeister Richard Winter bei der Arbeit, um 1940, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.</ref> Über die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sowie über den gesellschaftlichen Bruch des Endes des Ersten Weltkrieges 1918 hinweg verändern sich die Gesamtflächengröße und die Bewirtschaftung des Gutes Plüschow nicht. Von Bedeutung waren neben dem Ackerbau die Rindvieh- und die Schafwirtschaft. Es ist denkbar, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftliche Ausrichtung des Gutes aufbaute.
 
<references />
Entlang der Straße nach Naschendorf, die den alten Burgstandort mit dem barocken Gutshof verbindet, liegen laut Plan von 1893 drei stroh- und zwei steingedeckte Katen als Siedlung. <span style="color:#000000;">Der dem barocken Gutshof am nächsten gelegene Katen könnte in seiner Grundsubstanz </span><span style="color:#000000;"> nach dem Brouillon 1769 </span><span style="color:#000000;"> ebenfalls bereits aus dem 18. Jahrhundert stammen. </span>Die Katen-Siedlung besitzt rückwärtig „Katen Gärten“ zur Eigenversorgung der Gutsarbeiter. Dieses Gartenland befindet sich auf dem Gelände des im 18. Jahrhundert als „Der Alte Garten“ bezeichneten Areals <span style="color:#000000;">(siehe: „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn284"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span></ref></span><span style="color:#000000;">, Abb: 14).</span> Die<span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">Zeichnung zu einem zu erbauenden Kathen, Grevesmühlen den 27. Juny 1834, A. Thomas“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn285"><span style="color:#000000;">in: LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen.</span></ref></span> (Abb.: 44) gibt Hinweise auf die Wohnverhältnisse von Gutsarbeitern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
|[[Datei:Abb. 15,1 Plan von dem Gut, 1769 LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.jpg|mini|Abb. 15,1 „Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.]][[Datei:ABB 38~1.jpg|mini|Abb. 38 Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782, in: LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Gut Plüschow. ]][[Datei:ABB 39~1.jpg|mini|Abb. 39 Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782, in: LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Dorf Plüschow.]][[Datei:ABB 40~1.jpg|mini|Abb. 40 Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782, in: LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Ziegelei (links). ]][[Datei:Abb. 15 Brouillon von dem Gut, 1769 LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 (alt Plüschow Ib).jpg|mini|Abb. 15 „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].]][[Datei:Abb. 14 Plan Plüschow Dorf mit Ziegelei, 1761 LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 (alt Plüschow Ia).jpg|mini|Abb. 14 „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].]][[Datei:Abb. 41 Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802, in LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen.jpg|mini|Abb. 41 Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802, in: LHAS 5.2-5 Großherzogliche Vermögensverwaltung, Sign. 435 Bauten und Reparaturen.]][[Datei:Abb. 42 Historisches Foto Bülowsches Haus, Foto von Wolzogen 1943, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V..jpg|mini|Abb. 42 historisches Foto: Bülowsches Haus, Foto: von Wolzogen 1943, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.]][[Datei:ABB 44~1.jpg|mini|Abb. 44 Zeichnung zu einem zu erbauenden Kathen, Grevesmühlen den 27. Juny 1834, A. Thomas, in: LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen. ]][[Datei:Abb. 45 Historisches Foto Plüschow, Schäfermeister Richard Winter, um 1940 © Förderkreis Schloss Plüschow e.V..jpg|mini|Abb. 45 historisches Foto: Plüschow, Schäfermeister Richard Winter, um 1940 © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.]]
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<span style="color:#000000;">Das „Güter-Adreßbuch</span><span style="color:#000000;"> für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn286">Vgl.: <span style="color:#000000;">Güter-Adreßbuch</span><span style="color:#000000;"> für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz </span><span style="color:#000000;">1896.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn287"><span style="color:#000000;">Eine wirtschaftliche Bewertung (Ertrag), ausgedrückt z.B. in Bodenzahlen 1-100 unter Berücksichtigung von klimatischen, hydrologischen und bodenkundlichen Faktoren.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Als industrielle Anlage wird eine Windmühle benannt.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn288"><span style="color:#000000;">Vgl.: ebd. S. 18.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Die heutige „ADAC Auto Karte Mecklenburg-Vorpommern“ und die Satellitenaufnahme bei </span><span style="color:#000000;">''google earth''</span><span style="color:#000000;"> zeigen, jenseits von Bahndamm und dem historischen Waldstandort „Die Liesch“ eine „Plüschower Mühle“.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn289">Plüschower Mühle, https://earth.google.com/web/@53.84694736,11.28371197,40.9616112a,791.78582521d,35y,0h,0t,0r_14.06.2023<span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">, (21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Reste des Standortes eines Windmühlengebäudes könnten vor Ort auf diesem einzeln gelegenen Grundstück nahe Naschendorf </span><span style="color:#000000;">ausgemacht werden. Die mindestens über 100 Jahre betriebene Plüschower Wassermühle wurde mit Ablassen des Mühlensees im 19. Jahrhundert aufgegeben.</span><span style="color:#000000;"> </span>


<span style="color:#000000;">„</span><span style="color:#000000;">Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher (…) 1928“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn290">Vgl.: <span style="color:#000000;">Niekammer‘s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher 1928</span><span style="color:#000000;">.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">benennen Plüschow als Großherzogliches Hausgut. Der Hufenstand in bonitierten Scheffeln beträgt (ähnlich wie 1896) 3.061,14. Die Gesamtgröße des Gutes umfasst, wie 1896, 558,8 ha (davon 477 ha Acker inkl. Gärten, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holzungen). Der Viehbestand besteht aus 57 Pferden, 290 Rindern, 600 Schafen und 100 Schweinen.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn291"><span style="color:#000000;">Vgl.: ebd., S. 13.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>Eine historische Fotografie, aufgenommen um 1940, zeigt den <span style="color:#000000;">Schäfermeister Richard Winter (Abb.: 45) </span>bei der Arbeit.<ref name="ftn292">Herrenhaus Plüschow, Schäfermeister Richard Winter bei der Arbeit, um 1940, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.</ref> Über die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sowie über den gesellschaftlichen Bruch des Endes des Ersten Weltkrieges 1918 hinweg verändern sich die Gesamtflächengröße und die Bewirtschaftung des Gutes Plüschow nicht. Von Bedeutung waren neben dem Ackerbau die Rindvieh- und die Schafwirtschaft. Es ist denkbar, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftliche Ausrichtung des Gutes aufbaute.
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Aktuelle Version vom 10. Februar 2025, 14:33 Uhr

Kurztext

Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst 1782 neben Plüschow acht weitere Güter. Mit der Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Vielfach erhaltenes historisches Kartenmaterial zeigt gleichfalls den Großteil dieser Gebäude. Es kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu erbauen ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte. Der „Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“ (Abb. 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Offensichtlich befand sich jegliche Fläche des Besitzes in Nutzung und es wurde intensiv gewirtschaftet. Der „Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“ (Abb. 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. Das „Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“ verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Im frühen 20. Jahrhundert waren neben dem Ackerbau die Rinderhaltung und die Schafwirtschaft von Bedeutung. Es kann davon ausgegangen werden, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftlicher Ausrichtung des Gutes Plüschow aufbaute.

Langtext

Die Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782 (Abb. 38-40) gibt Auskunft über den baulichen Bestand des Hofes Plüschow.[1] Die Vogtei Plüschow (der Gesamtbesitz Philipp Heinrich (II.) von Stenglins 1782) im Ritterschaftlichen Amt Grevesmühlen umfasst die Güter Plüschow, Friedrichshagen, Meierstorf, Jamel, Bahrendorf, Testorf, Boienhagen, Steinfort und Ovenhagen.[2] Mit der Police werden neun Gebäude versichert: das Herrenhaus, ein dem Herrenhaus zugeordnetes Gebäude, das Verwalterhaus mit Wagenremise, eine massive Scheune, ein Pferdestall für Reit- und Hofpferde, ein Vieh- und Ochsenstall, ein Schafstall, ein Geflügelstall sowie das Brau- und Backhaus. Der Großteil dieser Gebäude war bereits im Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“ [3] (Abb. 15,1) sowie im „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“[4] (Abb. 15) und ebenso in der zeitlich zuvor entstandenen Karte: „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“[5] (Abb. 14) verzeichnet. Auch, da ältere Karten und historische Beschreibungen fehlen, kann davon ausgegangen werden, dass Philipp Heinrich (II.) von Stenglin das Gut Plüschow um 1761 an einem bis dahin weitgehend ungenutzten Standort neu errichten ließ und sich von einem mittelalterlichen (Burg) und nachmittelalterlichen (von Bülowsches Gut) Standort abwandte.

Eine Bauzeichnung von 1802 zeigt in Grund- und Aufriss das „sogenannte Bülowsche Haus (Abb. 41-42) in Plüschow (…)“[6]. Da es im Giebel die Jahreszahl 1750 trägt, ist es mit Wahrscheinlichkeit das älteste Haus der barocken Gutsanlage.[7] Ob es jenseits der im Bereich des „Alten Gartens“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestehenden und genutzten nachmittelalterlichen Gutsanlage zunächst allein an einem neuen Standort lag, kann bislang nicht geklärt werden.

Sabine Bock attestiert für die Baugeschichte Plüschows einen idealen Verlauf: „Aus einer mittelalterlichen Burg entwickelte sich – vermutlich im Bereich der Vorburg und wohl in [der] Frühen Neuzeit – ein ritterschaftlicher Eigenbetrieb, der als wenig geordneter Hof bis ins 18. Jahrhundert Bestand hatte und erst dann durch einen neuen barocken Gutshof ersetzt wurde.“[8] Der Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“ [9] (Abb. 15,1) zeigt das Gut Plüschow mit Mühlensee und Vorgängergutsanlage inmitten einer arrondierten landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Die als Schläge, Felder, Koppeln oder Kamp bezeichneten Flächen tragen geografische, eine historische Nutzung bezeichnende oder Familiennamen wiedergebende Namen. Bis auf zwei mittelgroße Waldflächen und eine der Mühle namentlich zugewiesene Niederung ist die Landschaft nahezu ausgeräumt und befindet sich in Feldnutzung. Alleen oder einzelne Baumreihen entlang von Wegen und Straßen markieren die Grenzen zwischen den Schlägen und Feldern und dürften gleichzeitig der Winderosion vorgebeugt haben. Sie hätten dann eine ähnliche Funktion übernommen, wie die Knicks in Holstein (Deutschland) – Baum- und Buschanpflanzungen auf künstlich errichteten Stein- oder Erdwällen jenseits von Wegen. Die Karte zu Plüschow suggeriert, dass sich offensichtlich jegliche Fläche des Besitzes 1769 in Nutzung befand und somit intensiv gewirtschaftet wurde.

Von 1802 bis 1819 war Erbprinz (ab 1815 Erbgroßherzog) Friedrich Ludwig zu Mecklenburg (1778-1819) Besitzer des Gutes Plüschow und bewohnte es während der Sommermonate.[10] In der1803 von Ludewig Münchmeyer gezeichnete „Carte von den Plüschowschen Gütern“[11] (Abb. 43) sind erneut alle Güter der Vogtei Plüschow dargestellt: Plüschow, Testorff, Steinforth, Meierstorff, Jameln, Friedrichshagen, Boienhagen, Barendorff, Sternkrug und Oberhagen (wohl das bereits im 18. Jahrhundert benannte Ovenhagen). Herrenhaus und Gut Plüschow sowie der Mühlensee liegen wie bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Mitte dieses großräumigen Besitzes. Neben wenigen (sicherlich ebenfalls bewirtschafteten) Waldflächen in unmittelbarer Umgebung des Herrenhauses – „Die Liesch“ – aber auch im Bereich des Gutes Jameln, wird der Besitz intensiv landwirtschaftlich genutzt. Als vegetabiles Element raum- und besitzbestimmend sind nach wie vor die Alleen oder Baumreihen entlang den die Güter und Dörfer verbindenden Straßen. Die barocke Gutsanlage ist baulich nahezu unverändert, nur der Gutshof wird nun durch eine Mauer zur vorbeiführenden Straße hin abgeschlossen. Auch der alte Burgstandort ist immer noch genutzt, jedoch wurden im „Alten Garten“ zwei längliche Gebäude (Katen) für Gutsarbeiter errichtet. Die „Erbmühle“[12] ist als Arbeits- und Wohnstatt besetzt. Erstmalig wird in der Karte von 1803 namentlich der bereits in den Karten des 18. Jahrhunderts eingezeichnete Standort einer „Ziegeley“ erwähnt. Er liegt jenseits des Mühlensees und ist vom barocken Gutshof aus in wenigen Minuten zu erreichen. Hier könnten die Ziegelsteine hergestellt worden sein, die zum Bau der von Stengliner Gutsanlage benötigt worden waren.

Der „Lageplan von dem Hofe Plüschow 1893“[13] (Abb. 37) benennt die im Bereich des Gutes/des „Hofplatzes“ und im Bereich des alten Burgstandorts liegenden Gebäude sowie die Katen der Siedlung. Die meisten Gebäude bestanden bereits während des 18. Jahrhunderts. An der Straße nach Friedrichshagen – und somit an der Stirnseite des Gutshofes – liegen eine Roggenscheune, eine Haferscheune und ein Viehhaus mit „Dunghof“, jeweils strohgedeckt. Längs des „Hofplatzes“, gegenüberliegend und mit den Giebelseiten zum Herrenhaus weisend, liegen ein strohgedeckter Schafstall und eine ebensolche Scheune. Das steingedeckte Herrenhaus (hier als „Palais“ bezeichnet) flankieren ein Pferdestall, ein „Wagenschauer“ (Remise) und ein später abgebrochener Schweinestall. Auch diese Gebäude sind mit Stroh gedeckt. Seitlich und an der Gartenfront des Herrenhauses liegen ein „Katen“ (nach handschriftlich mit Bleistift nachgetragener Information das „Eigenheim des Pächters“), ein Wohnhaus mit Steindach (das Bülowsche Haus), ein steingedecktes „Milchenhaus“ sowie, abgerückt zur Niederung des am Ende des 19. Jahrhunderts meliorierten Mühlensees, ein „Holzstall“ und ein Schweinestall. Dass dieser Plan bis ins frühe 20. Jahrhundert weitergenutzt wurde, zeigt mindestens die von Hand erfolgte Einzeichnung der 1903 an die Gartenfront des Herrenhauses angebauten, teilweise verglasten Holzveranda.

Drei „Katen“ dieses Lageplans von 1893 mit Stroh- oder Steindach liegen im Bereich der alten Burg. Sie nehmen Standorte ein, die bereits in dem Brouillon von 1769 („Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, Abb. 15) als Gebäudestandorte eingemessen wurden. Ob die als Katen genutzten Häuser des frühen 20. Jahrhunderts die Häuser aus dem 18. Jahrhundert gewesen sind, die (in der Bausubstanz vollständig oder teilweise) weitergenutzt wurden, ließe sich nur über eine archäologische Grabung und eine dendrochonologische Untersuchung möglicherweise vorhandener Holzbalkenreste bestimmen. In der 2023 durch geosphere austria durchgeführten Bodenradar- und Erdmagnetikmessung[14] (Abb. 17-18) konnten zwei dieser Katen/Häuser nachgewiesen werden.

Die Darstellungen von Bodenradar und Magnetfeldmessung zeigen den gesamten historischen Burgbereich voller Schutt. Dabei kann das nahe an Standort und Schutthügel der Burg liegende historische große Gebäude sogar in seinem Grundriss (circa 25 m lang und 8-9 m breit) nachgewiesen werden. Dort liegen zwei verfestigte Flächen („Planierung“, „Estrich“) nebeneinander.[15]

Entlang der Straße nach Naschendorf, die den alten Burgstandort mit dem barocken Gutshof verbindet, liegen laut Plan von 1893 drei stroh- und zwei steingedeckte Katen als Siedlung. Der dem barocken Gutshof am nächsten gelegene Katen könnte in seiner Grundsubstanz nach dem Brouillon 1769 ebenfalls bereits aus dem 18. Jahrhundert stammen. Die Katen-Siedlung besitzt rückwärtig „Katen Gärten“ zur Eigenversorgung der Gutsarbeiter. Dieses Gartenland befindet sich auf dem Gelände des im 18. Jahrhundert als „Der Alte Garten“ bezeichneten Areals (siehe: „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“[16], Abb. 14). DieZeichnung zu einem zu erbauenden Kathen, Grevesmühlen den 27. Juny 1834, A. Thomas“[17] (Abb. 44) gibt Hinweise auf die Wohnverhältnisse von Gutsarbeitern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das „Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz (…) 1896“[18] verzeichnet für das Gut Plüschow eine Gesamtgröße von 558,8 ha (davon: 477 ha Acker, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holz, Wasser etc.) und benennt den bonitierten[19] Hufenstand mit 3.049,12 Scheffeln. Als industrielle Anlage wird eine Windmühle benannt.[20] Die heutige „ADAC Auto Karte Mecklenburg-Vorpommern“ und die Satellitenaufnahme bei google earth zeigen, jenseits von Bahndamm und dem historischen Waldstandort „Die Liesch“ eine „Plüschower Mühle“.[21] Reste des Standortes eines Windmühlengebäudes könnten vor Ort auf diesem einzeln gelegenen Grundstück nahe Naschendorf ausgemacht werden. Die mindestens über 100 Jahre betriebene Plüschower Wassermühle wurde mit Ablassen des Mühlensees im 19. Jahrhundert aufgegeben. Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher (…) 1928“[22] benennen Plüschow als Großherzogliches Hausgut. Der Hufenstand in bonitierten Scheffeln beträgt (ähnlich wie 1896) 3.061,14. Die Gesamtgröße des Gutes umfasst, wie 1896, 558,8 ha (davon 477 ha Acker inkl. Gärten, 46 ha Wiesen, 3 ha Weiden und 32,8 ha Holzungen). Der Viehbestand besteht aus 57 Pferden, 290 Rindern, 600 Schafen und 100 Schweinen.[23] Eine historische Fotografie, aufgenommen um 1940, zeigt den Schäfermeister Richard Winter (Abb. 45) bei der Arbeit.[24] Über die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sowie über den gesellschaftlichen Bruch des Endes des Ersten Weltkrieges 1918 hinweg verändern sich die Gesamtflächengröße und die Bewirtschaftung des Gutes Plüschow nicht. Von Bedeutung waren neben dem Ackerbau die Rindvieh- und die Schafwirtschaft. Es ist denkbar, dass die durch Quellen belegte Landwirtschaft vom Ende des 19. Jahrhunderts bis circa 1945 auf bereits vorher bestehende wirtschaftliche Ausrichtung des Gutes aufbaute.

  1. LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Gut Plüschow.
  2. Vgl.: auch Bock 2013, S. 56.
  3. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.
  4. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].
  5. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].
  6. Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802, in: LHAS 5.2-5 Großherzogliche Vermögensverwaltung, Sign. 435 Bauten und Reparaturen.
  7. Vgl.: Bock 2013, S. 99.
  8. Bock 2013, S. 58.
  9. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.
  10. Vgl.: Bock 2013, S. 62, 82, 86.
  11. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 1355 [alt: Plüschow IV].
  12. Bock 2013, S. 68.
  13. LHAS 12.3-1 Hofbauamt/Großherzogliche Vermögensverwaltung (Bauabteilung), Sign. Plüschow 1.
  14. Plüschow_mag_interpretation.jpg, geosphere austria 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, geosphere austria 2024.
  15. Vgl.: Plüschow_mag_interpretation.jpg, geosphere austria 2024; Plüschow_01_rad_interpretation.jpg, geosphere austria 2024.
  16. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].
  17. in: LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen.
  18. Vgl.: Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz 1896.
  19. Eine wirtschaftliche Bewertung (Ertrag), ausgedrückt z.B. in Bodenzahlen 1-100 unter Berücksichtigung von klimatischen, hydrologischen und bodenkundlichen Faktoren.
  20. Vgl.: ebd. S. 18.
  21. Plüschower Mühle, https://earth.google.com/web/@53.84694736,11.28371197,40.9616112a,791.78582521d,35y,0h,0t,0r_14.06.2023 (21.11.2023).
  22. Vgl.: Niekammer‘s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher 1928.
  23. Vgl.: ebd., S. 13.
  24. Herrenhaus Plüschow, Schäfermeister Richard Winter bei der Arbeit, um 1940, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.
Abb. 15,1 „Plan von dem ritterschaftlichen Guthe, 1769, von J. C. Walter und J. C. Francke“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. Plüschow Ic.
Abb. 38 Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782, in: LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Gut Plüschow.
Abb. 39 Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782, in: LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Dorf Plüschow.
Abb. 40 Police der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft von 1782, in: LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung, Sign. 240, Situationsplan Ziegelei (links).
Abb. 15 „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].
Abb. 14 „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].
Abb. 41 Das sogenannte Bülowsche Haus in Plüschow, 1802, in: LHAS 5.2-5 Großherzogliche Vermögensverwaltung, Sign. 435 Bauten und Reparaturen.
Abb. 42 historisches Foto: Bülowsches Haus, Foto: von Wolzogen 1943, © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.
Abb. 44 Zeichnung zu einem zu erbauenden Kathen, Grevesmühlen den 27. Juny 1834, A. Thomas, in: LHAS 5.2-5, Großherzogliche Vermögensverwaltung, Nr. 435 Bauten und Reparaturen.
Abb. 45 historisches Foto: Plüschow, Schäfermeister Richard Winter, um 1940 © Förderkreis Schloss Plüschow e.V.