Österbybruk/06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Sekundärliteratur ====
Die Bau-, Ausstattungs- und Gartengeschichte von Österbybruk im 18. Jahrhundert sollte die Herrenhausanlage grundlegend verändern. Nach den im [[wikipedia:Great_Northern_War|Großen Nordischen Krieg]] 1719 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Uppland Uppland] umfassend erfolgten Zerstörungen durch russische Truppen<ref>Vgl. zu den erfolgten Zerstörungen der verschiedenen Eisenhütten in Uppland näher Tigerstedt 1957, S. 557–559.</ref> gab es seitens der Familie De Geer ausgeprägte Initiativen, die Eisenhütten-Anlagen nicht nur wiederaufzubauen, sondern auch wirtschaftlich und baulich deutlich weiterzuentwickeln. In ihren Besitzungen erfolgten durch die Brüder [[wikidata:Q104884416|Carl]] und [[wikidata:Q76250293|Jean Jacques De Geer]] sowie durch drei Söhne von letzterem ([[wikidata:Q110303080|Louis]], [[wikidata:Q386375|Charles]] und [[wikidata:Q67590949|Antoine]]) hohe Investitionen.<ref>Vgl. Evans/Rydén 2007, S. 75–77.</ref> Für Österby war zunächst Jean Jacques De Geer<ref>Jean Jacques De Geer besaß Österbybruk von 1735 bis 1738, vgl. https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/7360 (03.05.2024).</ref> (Abb. 51) von Bedeutung, der erste Bauarbeiten initiierte, die auf eine größere geplante Anlage hinweisen: Es entstanden ein zweistöckiges Wohnhaus und gegenüberliegend 1635 eine Kirche, die später zu den dem Corps-de-Logis vorgelagerten Gebäuden wurden. Im Jahr 1738 erbte Jean Jacques‘ Sohn Antoine De Geer (Abb. 52) die Anlage.<ref>Vgl. Bandet 1967, S. 347; https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/7360 (03.05.2024).</ref> Während sein Vater noch mehrheitlich in Holland gelebt hatte, ließ sich Antoine dauerhaft in Österbybruk nieder und heiratete 1745 die Schwedin Ulrica Charlotta Taube. Er hatte ohne Zweifel weitere Baupläne für die Anlage. Ein Entwurf für den Garten von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman] (Abb. 53), der eine deutliche Vergrößerung und Umgestaltung zu einem französisch inspirierten Lustgarten vorsah, stammt ebenfalls aus den 1730er Jahren.<ref>Vgl. Carlborg 2004, S. 11.</ref>
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
 
Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
 
Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
 
Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
Am 9. August 1756 starb Antoine de Geer kinderlos. Seine Frau Ulrica Charlotta Taube, die bereits seit 1751 im Besitz von Österbybruk war, verkaufte das Anwesen an Antoines Bruder Charles De Geer (Abb. 54),<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 318.</ref> der bereits im Besitz von [https://sv.wikipedia.org/wiki/Lövstabruk Lövsta], [https://sv.wikipedia.org/wiki/Stora_V%C3%A4sby_slott Stora Wäsby], [https://sv.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%B6tuna_g%C3%A5rd Frötuna] und [https://sv.wikipedia.org/wiki/%C3%96rbyhus_slott Örbyhus] war. Bereits 1758 verkaufte letzterer die Anlage gewinnbringend an den Stockholmer Großhändler und Direktor der schwedischen [https://sv.wikipedia.org/wiki/Svenska_Ostindiska_Companiet Ostindien-Kompagnie] [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Claes Grill], der seit 1747 seinen jüngsten Halbbruder [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13199 Johan Abraham Grill] als Teilhaber hatte (Abb. 55, 56). Unter ihnen wurde schließlich 1763 mit den Bauarbeiten am Hauptgebäude des Herrenhauses begonnen. <ref>Vgl. Upmark 1908, S. 318; Selling 1934, S. 106; Selling 1937, S. 252; Bandet 1967, S. 348. Eine bei Selling erwähnte Quelle von Daniel Tilas bestätigt den Beginn der Bauarbeiten am Corps-de-Logis zu diesem Zeitpunkt. Siehe näher das Kapitel zum Bau.</ref>
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:54. Charles De Geer.webp|<small>Abb. 54 Gustaf Lundberg, Charles De Geer, 2. Hälfte 18. Jahrhundert, Privatbesitz ©Wikimedia Commons<small>
Datei:55. Claes Grill.webp|<small>Abb. 55 Gustaf Lundberg, Claes Grill (1705–1767), 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2740<small></gallery>
Die bürgerliche Familie der [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Grills] war ursprünglich in Augsburg ansässig,<ref>Im Jahr 1571 wurde in Augsburg ein Wappenbrief ausgestellt, von dem sich beglaubigte Kopien von 1679 und 1682 erhalten haben. Vgl. Persson 2019, S. 3.</ref> bevor Anthoni Grill gemeinsam mit seinen Brüdern im 17. Jahrhundert nach Amsterdam umzog und dort als Silberschmied tätig wurde. Ihr Wappen, das in Österbybruk mehrfach bildlich integriert wurde, zeigt in Anlehnung an ihren Namen einen Kranich mit einer Grille im Schnabel (Abb. 3, 57). Anthoni Grill ist ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Schweden tätig, insbesondere im Kontext der Metallgewinnung und von Verhüttungstechniken. Im Jahr 1658 wird er zum ''riksvärdie'' (''riksguardie'') am ''Myntverket'' in Stockholm ernannt, eine staatliche Position mit der Aufgabe, Münzen, Gewichte sowie Gold- und Silberarbeiten zu schätzen und zu überwachen. Die Familie blieb fortan in Stockholm. Von nachhaltiger Bedeutung war die Gründung eines Handelshauses durch [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13192 Abraham] und [[wikidata:Q116213316|Carlos Grill]], das in den 1720er und 1730er Jahren zu einem wirtschaftlichen Knotenpunkt wurde. 1738 stellte das Haus 64 % der Exporte aus Stockholm und war einer der größten Eisenexporteure des Landes. Im 18. Jahrhundert waren zahlreiche Familienmitglieder im Finanz- und Exportgeschäft sowie im Kontext der Eisenhütten tätig.<ref>Vgl. zur Familie Grill überblickend https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13191 (19.05.2023); Bedoire 2013, S. 263–264.</ref> Ähnlich der De Geers kultivierten auch die Grills ihre Verbindungen nach Holland.<ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 265.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
[https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Claes Grill], der Österbybruk 1758 mit seinem Halbbruder [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13199 Johan Abraham] erwarb, zählte zu den einflussreichsten Repräsentanten der Familie: Er führte das Handelshaus zunächst mit seinem Onkel und nach dessen Tod ab 1747 mit seinem Halbbruder, betrieb europaweiten Handel mit Salz, Eisen, Waffen u.v.m. und wurde 1753 Direktor der schwedischen [https://sv.wikipedia.org/wiki/Svenska_Ostindiska_Companiet Ostindien-Kompagnie].<ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 266–267.</ref> Zum Zeitpunkt des Erwerbs von Österby besaß das Handelshaus bereits die Eisenhütten in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Iggesunds_Bruk Iggesund] und [https://sv.wikipedia.org/wiki/Gysinge Gysinge] (Abb. 58).<ref>Vgl. https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/1966 (03.05.2024); https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/1475 (03.05.2024).</ref> Zugleich zeigte Claes Grill ein breites Engagement in der Wissenschafts- und Kunstförderung, wo er seine finanziellen Möglichkeiten und zahlreichen Kontakte ausspielen konnte. Seit 1740 war er Mitglied in der gerade erst gegründeten [[wikipedia:Royal_Swedish_Academy_of_Sciences|''Kungliga Vetenskapsakademien'']] und 1748 zeitweise deren Präsident. Er pflegte Kontakte zu [[wikidata:Q1038496|Carl Gustav Tessin]] und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman], finanzierte das 1748–1753 errichtete [https://sv.wikipedia.org/wiki/Stockholms_gamla_observatorium Observatorium] in Stockholm und unterstützte Forschungsstipendien auf den Schiffsreisen der Ostindien-Kompagnie.<ref>Vgl. Persson 2019, S. 4–8.</ref> Claes Grill kann als typischer Vertreter eines aufgestiegenen und wohlhabenden Bürgertums der Zeit gelten. Seine Frau Anna Johanna Grill (Abb. 59) trat als Intellektuelle und Kunstinteressierte in Erscheinung und wurde als einzige Frau in das königliche Numismatische Comité gewählt, das ab 1744 eine Geschichte der schwedischen Numismatik erstellen sollte. <ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 268–269. Nach Aussagen von Tessin war Anna Johanna Grills Sammlung die viertgrößte des Landes. Nach ihrem Tod wurde sie durch ihren Sohn Adolph Ulric weiter ausgebaut und ging 1865 an das ''Kungliga Myntkabinettet''. Zu diesem Zeitpunkt umfasste sie 5.162 Münzen, darunter 212 Goldmünzen, 2.023 Silbermünzen, 759 Bronzemünzen, 32 Zinn- oder Bleimünzen und 2 Eisenmünzen. 1997 gab die Schwedische Numismatische Gesellschaft eine Gedenkmedaille für Anna Johanna Grill heraus (21 Exemplare). Vgl. Persson S. 25–26. Siehe weiterführend auch Bring 1958, Pihlgren 1999.</ref> Sie besaß eine beachtliche Münzsammlung und stellte als weibliche Sammlerin auf dem Gebiet der Numismatik eine absolute Ausnahme dar.<ref>Unter den etwa 250 bekannten numismatischen Sammlern aus dem schwedischen 17. und 18. Jahrhundert lassen sich nur zwei weibliche Namen nennen, neben Anna Johanna Grill war dies noch Emerentia von Düben. Vgl. Haidenthaller 2023, S. 118.</ref> Claes‘ Halbbruder Johan Abraham Grill hatte eine ähnlich einflussreiche Position in der Handelswelt inne, war zeitweise ebenfalls Direktor der Ostindien-Kompagnie, zudem Mitglied zahlreicher Gesellschaften und politisch in der ''[https://sv.wikipedia.org/wiki/Hattpartiet Hattpartiet]'' („Hutpartei“) aktiv.<ref>Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Grill_family (01.12.2023).</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
Unter den Grills wurde die Anlage des Gartens und der Neubau des Herrenhauses vorangetrieben. Zeitweise kamen die Arbeiten 1765 zum Erliegen, da [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Claes] und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13199 Johan Abraham Grill] in einen Skandal um das ''Växelkontoret'' (Wechselbüro) involviert waren. Das ''Växelkontoret'' war 1746/1747 gegründet worden und handelte vor allem mit Schuldscheinen. Die großen Handelshäuser Stockholms waren Teilhaber, so neben Grill auch Jennings &amp; Finlay und Peterson &amp; Bedoire. Als die [https://sv.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6sspartiet ''Mösspartiet''] („Mützenpartei“) 1765 im Reichstag die Macht übernahm, wurden zahlreiche Mitglieder des ''Växelkontoret'', darunter auch die Grills, der Korruption und Misswirtschaft beschuldigt.<ref>Dies auch im Kontext einer im Jahr 1763 einsetzenden internationalen Finanzkrise, die zu Inflation und sich verschlechternder Wirtschaft geführt hatte. Vgl. Tjärnlund 2022, S. 134 [ohne Quellenangabe].</ref> Claes und Johan Abraham Grill wurden zu einer Geldstrafe und hohen Rückzahlungen verurteilt. Mit dem erneuten Machtwechsel im Reichstag zugunsten der ''Hattpartiet'' im folgenden Jahr wurde das Urteil aufgehoben. Für mehrere Handelshäuser war der Skandal jedoch der Anfang vom Ende.<ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 289–291; Tjärnlund 2022, S. 134–135 [ohne Quellenangabe].</ref> Die Arbeiten in Österbybruk wurden nun wieder aufgenommen, jedoch starb Claes Grill 1767. Johan Abraham Grill plädierte laut einem bei Bedoire erwähnten Brief dafür, die Arbeiten in Österby einzustellen.<ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 303–304.</ref> Er erwarb 1767 das Herrenhaus [https://sv.wikipedia.org/wiki/Stora_Nyckelviken Stora Nyckelviken] (Abb. 60) nahe Stockholm, das er bis 1772 behalten sollte – offenbar verschoben sich seine Prioritäten.<ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 304. Das seit Ende des 17. Jahrhunderts existierende Anwesen erhielt sein heutiges Corps-de-Logis in den 1740er Jahren unter Herman Petersen, ebenfalls Direktor der Ostindien-Kompagnie und also mit den Grills gut bekannt. Unter ihm entstanden weitere Gebäude und der Garten; in den 1760er Jahren erweiterte der folgende Besitzer, der französische Botschafter Louis Auguste le Tonellier de Breteuil, das Anwesen, bevor es in Grills Eigentum überging. Vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Stora_Nyckelviken (03.05.2024).</ref>  Dass die Bautätigkeit in Österbybruk fortgeführt wurde, lag vermutlich an Claes Grills Schwiegersohn, [[wikidata:Q98968158|Henrik Wilhelm Peill]] (Abb. 61) der 1769 durch die Heirat mit Claes Grills Tochter Anna Johanna Grill (II) Miteigentümer von Österbybruk geworden war.<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 318; Selling 1937, S. 257; Bandet 1967, S. 348.</ref> Unter ihnen gelangten die Arbeiten Anfang der 1780er Jahre zu einem Abschluss.<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 318.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
Neben Österbybruk besaß [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Claes Grill] eine Reihe weiterer Häuser in Stockholm und Umland sowie als Teil anderer Eisenhüttenanlagen. Auch weitere Familienmitglieder waren im Besitz repräsentativer Bauten, so dass man diesbezüglich von wechselseitigen Einflüssen und einem eng verwobenen familiären Netzwerk ausgehen kann. Die Geschäftsräume des Grillschen Handelshauses befanden sich im [https://sv.wikipedia.org/wiki/Grillska_huset ''Grillska huset''] in Stockholm (Abb. 62), ein in den 1640er Jahren grundlegend umgebautes Gebäude, das bereits 1681 von Anthoni Grill erworben worden war und bis zur Schließung des Handelshauses 1800 im Familienbesitz bleiben sollte.<ref>Vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Grillska_huset (22.05.2023).</ref> Ebenfalls in Stockholm erwarb Claes Grill 1763 den geschichtsträchtigen, ab 1640 erbauten [https://sv.wikipedia.org/wiki/Torstensonska_palatset ''Torstensonska palatset''] (Abb. 63) und erbaute zudem vermutlich ab 1766 das Grillsche Haus in Uppsala. Bereits um 1740 initiierte Claes Grill in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Svindersvik Svindersvik] (Abb. 64–66) nahe Stockholm den Bau eines Sommerhauses, wofür er [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman] beschäftigte und also denselben Künstler, der kurz zuvor den Garten von Österbybruk für Anthoni De Geer entworfen hatte. Svindersvik, bis 1780 im Familienbesitz, wurde im französischen Rokokostil erbaut und erhielt eine aufwendige Innenausstattung, die u.a. mit erhaltenen chinesischen Papiertapeten Claes Grills einflussreiche Position in der Ostindischen Kompanie spiegelte.<ref>Vgl. etwa Arfvidsson [u.a.] 2020.</ref> [[wikidata:Q1038496|Carl Gustav Tessin]] sollte sich mehrfach in Svindersvik aufhalten.<ref>Vgl. Leijonhufvud 1922.</ref>
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Datei:64. Svindersvik.webp|<small>Abb. 64 Svindersvik, Nordiska museet, Photo: Mats Landin, DigitaltMuseum<small>
Datei:65. Svindersvik.webp|<small>Abb. 65 Svindersvik, Stora salen i paviljongen som uppfördes av hovmarskalkinnan De Geer på 1780-talet när hon väntade kung Gustav III på besök, Nordiska museet, Photo: Peter Segemark, DigitaltMuseum<small>
Datei:66. Svindersvik.webp|<small>Abb. 66 Svindersvik, interiör Kinesiska tapeter som delvis varit dolda av väggspeglar, Nordiska museet, Photo: Mats Landin, DigitaltMuseum<small>
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[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
Grills Investitionen in Eisenhütten und damit verbundene Bauprojekte richteten sich insbesondere auf [https://sv.wikipedia.org/wiki/Iggesunds_Bruk Iggesund], [https://sv.wikipedia.org/wiki/S%C3%B6derfors Söderfors] und [https://sv.wikipedia.org/wiki/Gysinge Gysinge], wo er umfassende Neustrukturierungen und Umbauten initiierte. Im näheren familiären Umkreis sind [https://sv.wikipedia.org/wiki/Godeg%C3%A5rds_bruk Godegård] (Abb. 67) im Besitz von Claes‘ Neffen [[wikidata:Q5771761|Jean Abraham Grill]] und die Eisenhütten [https://sv.wikipedia.org/wiki/Skebobruk Skebo] (Abb. 68) und [https://sv.wikipedia.org/wiki/Ortala Ortala] im Besitz eines weiteren Neffen Jacob Grill hervorzuheben. <ref>Vgl. Bedoire 2013, S. 299–300.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
Österbybruk wurde nach dem Tod von Anna Johanna Grill (II) 1801 von ihrer Schwägerin [[wikidata:Q52533736|Anna Johanna Abrahamsdotter Grill]], Witwe von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13193 Adolf Ulrik Grill], erworben. Sie besaß bereits die Eisenhütte in Söderfors. Schon 1802 verkaufte sie die Hälfte an ihren Neffen, den Baron [[wikidata:Q6203711|Per Adolf Tamm]] (Abb. 69), der 1823 alleiniger Eigentümer wurde.<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 318; Bandet 1967, S. 348–349; Carlborg 2004, S. 16.</ref> Mit Per Adolf Tamm verbindet sich der letzte Familienname mit umfassenden Umgestaltungen der Anlage, die auch die Innenräume des Herrenhauses betrafen [link].
|[[Datei:51. Jean Jacques De Geer (1666-1738).webp|mini|Abb. 51 Jean Jacques De Geer (1666–1738), pendang till portr av maken, 81 x 66 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMLeu 16]][[Datei:53. Carl Hårleman, Österbybruk.webp|mini|Abb. 53 Carl Hårleman, Plan von Österby mit Garten, um 1735–1753, 75,1 x 53,5 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH THC 7858]][[Datei:56. Johan Abraham Grill.webp|mini|Abb. 56 Gustaf Lundberg, Johan Abraham Grill]][[Datei:57. Österbybruk, Wappen der Grills.webp|mini|Abb. 57 Österbybruk, Wappen der Grills im Innenraum der Kirche ]][[Datei:58. Gysinge bruk.webp|mini|Abb. 58 Gysinge bruk]][[Datei:59. Gustaf Lundberg, Anna Johanna Grill.webp|mini|Abb. 59 Gustaf Lundberg, Anna Johanna Grill, 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2741]][[Datei:Abb. 60. Stora Nyckelviken.webp|mini|Abb. 60 Stora Nyckelviken]][[Datei:61. Henrik Wilhelm Peill.webp|mini|Abb. 61 Pierre Pasquier, Henrik Wilhelm Peill (1751–1797), 2,8 x 2,4 cm, Sinebrychoffin taidemuseo, Photo: Finnish National Gallery / Simo Karisalo]][[Datei:62. Grillska Huset.webp|mini|Abb. 62 Stockholm, Grillska Huset]][[Datei:63. Torstensonska Palatset.webp|mini|Abb. 63 Erik Palmstedt, Torstensonska Palatset, um 1780–1790]]


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
[[Datei:67. Godegård.webp|mini|Abb. 67 Godegård, Photo: AB Flygtrafik / Östergötlands museum, DigitaltMuseum]][[Datei:68. Alexander Ney, Skebo, 1881.webp|mini|Abb. 68 Alexander Ney, Skebo, 1881, Lithographie, Stockholms läns museum, DigitaltMuseum]][[Datei:69. Per Adolf Tamm.webp|mini|Abb. 69 Johan Cardon, Per Adolf Tamm, Lithographie, Nationalmuseum Stockholm, INV NMG Lito 222/1912, Photo: Erik Cornelius / Nationalmuseum]]
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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<references />
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===== Einzelnachweise =====
 
# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2025, 15:07 Uhr

Die Bau-, Ausstattungs- und Gartengeschichte von Österbybruk im 18. Jahrhundert sollte die Herrenhausanlage grundlegend verändern. Nach den im Großen Nordischen Krieg 1719 in Uppland umfassend erfolgten Zerstörungen durch russische Truppen[1] gab es seitens der Familie De Geer ausgeprägte Initiativen, die Eisenhütten-Anlagen nicht nur wiederaufzubauen, sondern auch wirtschaftlich und baulich deutlich weiterzuentwickeln. In ihren Besitzungen erfolgten durch die Brüder Carl und Jean Jacques De Geer sowie durch drei Söhne von letzterem (Louis, Charles und Antoine) hohe Investitionen.[2] Für Österby war zunächst Jean Jacques De Geer[3] (Abb. 51) von Bedeutung, der erste Bauarbeiten initiierte, die auf eine größere geplante Anlage hinweisen: Es entstanden ein zweistöckiges Wohnhaus und gegenüberliegend 1635 eine Kirche, die später zu den dem Corps-de-Logis vorgelagerten Gebäuden wurden. Im Jahr 1738 erbte Jean Jacques‘ Sohn Antoine De Geer (Abb. 52) die Anlage.[4] Während sein Vater noch mehrheitlich in Holland gelebt hatte, ließ sich Antoine dauerhaft in Österbybruk nieder und heiratete 1745 die Schwedin Ulrica Charlotta Taube. Er hatte ohne Zweifel weitere Baupläne für die Anlage. Ein Entwurf für den Garten von Carl Hårleman (Abb. 53), der eine deutliche Vergrößerung und Umgestaltung zu einem französisch inspirierten Lustgarten vorsah, stammt ebenfalls aus den 1730er Jahren.[5]

Am 9. August 1756 starb Antoine de Geer kinderlos. Seine Frau Ulrica Charlotta Taube, die bereits seit 1751 im Besitz von Österbybruk war, verkaufte das Anwesen an Antoines Bruder Charles De Geer (Abb. 54),[6] der bereits im Besitz von Lövsta, Stora Wäsby, Frötuna und Örbyhus war. Bereits 1758 verkaufte letzterer die Anlage gewinnbringend an den Stockholmer Großhändler und Direktor der schwedischen Ostindien-Kompagnie Claes Grill, der seit 1747 seinen jüngsten Halbbruder Johan Abraham Grill als Teilhaber hatte (Abb. 55, 56). Unter ihnen wurde schließlich 1763 mit den Bauarbeiten am Hauptgebäude des Herrenhauses begonnen. [7]

Die bürgerliche Familie der Grills war ursprünglich in Augsburg ansässig,[8] bevor Anthoni Grill gemeinsam mit seinen Brüdern im 17. Jahrhundert nach Amsterdam umzog und dort als Silberschmied tätig wurde. Ihr Wappen, das in Österbybruk mehrfach bildlich integriert wurde, zeigt in Anlehnung an ihren Namen einen Kranich mit einer Grille im Schnabel (Abb. 3, 57). Anthoni Grill ist ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Schweden tätig, insbesondere im Kontext der Metallgewinnung und von Verhüttungstechniken. Im Jahr 1658 wird er zum riksvärdie (riksguardie) am Myntverket in Stockholm ernannt, eine staatliche Position mit der Aufgabe, Münzen, Gewichte sowie Gold- und Silberarbeiten zu schätzen und zu überwachen. Die Familie blieb fortan in Stockholm. Von nachhaltiger Bedeutung war die Gründung eines Handelshauses durch Abraham und Carlos Grill, das in den 1720er und 1730er Jahren zu einem wirtschaftlichen Knotenpunkt wurde. 1738 stellte das Haus 64 % der Exporte aus Stockholm und war einer der größten Eisenexporteure des Landes. Im 18. Jahrhundert waren zahlreiche Familienmitglieder im Finanz- und Exportgeschäft sowie im Kontext der Eisenhütten tätig.[9] Ähnlich der De Geers kultivierten auch die Grills ihre Verbindungen nach Holland.[10]

Claes Grill, der Österbybruk 1758 mit seinem Halbbruder Johan Abraham erwarb, zählte zu den einflussreichsten Repräsentanten der Familie: Er führte das Handelshaus zunächst mit seinem Onkel und nach dessen Tod ab 1747 mit seinem Halbbruder, betrieb europaweiten Handel mit Salz, Eisen, Waffen u.v.m. und wurde 1753 Direktor der schwedischen Ostindien-Kompagnie.[11] Zum Zeitpunkt des Erwerbs von Österby besaß das Handelshaus bereits die Eisenhütten in Iggesund und Gysinge (Abb. 58).[12] Zugleich zeigte Claes Grill ein breites Engagement in der Wissenschafts- und Kunstförderung, wo er seine finanziellen Möglichkeiten und zahlreichen Kontakte ausspielen konnte. Seit 1740 war er Mitglied in der gerade erst gegründeten Kungliga Vetenskapsakademien und 1748 zeitweise deren Präsident. Er pflegte Kontakte zu Carl Gustav Tessin und Carl Hårleman, finanzierte das 1748–1753 errichtete Observatorium in Stockholm und unterstützte Forschungsstipendien auf den Schiffsreisen der Ostindien-Kompagnie.[13] Claes Grill kann als typischer Vertreter eines aufgestiegenen und wohlhabenden Bürgertums der Zeit gelten. Seine Frau Anna Johanna Grill (Abb. 59) trat als Intellektuelle und Kunstinteressierte in Erscheinung und wurde als einzige Frau in das königliche Numismatische Comité gewählt, das ab 1744 eine Geschichte der schwedischen Numismatik erstellen sollte. [14] Sie besaß eine beachtliche Münzsammlung und stellte als weibliche Sammlerin auf dem Gebiet der Numismatik eine absolute Ausnahme dar.[15] Claes‘ Halbbruder Johan Abraham Grill hatte eine ähnlich einflussreiche Position in der Handelswelt inne, war zeitweise ebenfalls Direktor der Ostindien-Kompagnie, zudem Mitglied zahlreicher Gesellschaften und politisch in der Hattpartiet („Hutpartei“) aktiv.[16]

Unter den Grills wurde die Anlage des Gartens und der Neubau des Herrenhauses vorangetrieben. Zeitweise kamen die Arbeiten 1765 zum Erliegen, da Claes und Johan Abraham Grill in einen Skandal um das Växelkontoret (Wechselbüro) involviert waren. Das Växelkontoret war 1746/1747 gegründet worden und handelte vor allem mit Schuldscheinen. Die großen Handelshäuser Stockholms waren Teilhaber, so neben Grill auch Jennings & Finlay und Peterson & Bedoire. Als die Mösspartiet („Mützenpartei“) 1765 im Reichstag die Macht übernahm, wurden zahlreiche Mitglieder des Växelkontoret, darunter auch die Grills, der Korruption und Misswirtschaft beschuldigt.[17] Claes und Johan Abraham Grill wurden zu einer Geldstrafe und hohen Rückzahlungen verurteilt. Mit dem erneuten Machtwechsel im Reichstag zugunsten der Hattpartiet im folgenden Jahr wurde das Urteil aufgehoben. Für mehrere Handelshäuser war der Skandal jedoch der Anfang vom Ende.[18] Die Arbeiten in Österbybruk wurden nun wieder aufgenommen, jedoch starb Claes Grill 1767. Johan Abraham Grill plädierte laut einem bei Bedoire erwähnten Brief dafür, die Arbeiten in Österby einzustellen.[19] Er erwarb 1767 das Herrenhaus Stora Nyckelviken (Abb. 60) nahe Stockholm, das er bis 1772 behalten sollte – offenbar verschoben sich seine Prioritäten.[20] Dass die Bautätigkeit in Österbybruk fortgeführt wurde, lag vermutlich an Claes Grills Schwiegersohn, Henrik Wilhelm Peill (Abb. 61) der 1769 durch die Heirat mit Claes Grills Tochter Anna Johanna Grill (II) Miteigentümer von Österbybruk geworden war.[21] Unter ihnen gelangten die Arbeiten Anfang der 1780er Jahre zu einem Abschluss.[22]

Neben Österbybruk besaß Claes Grill eine Reihe weiterer Häuser in Stockholm und Umland sowie als Teil anderer Eisenhüttenanlagen. Auch weitere Familienmitglieder waren im Besitz repräsentativer Bauten, so dass man diesbezüglich von wechselseitigen Einflüssen und einem eng verwobenen familiären Netzwerk ausgehen kann. Die Geschäftsräume des Grillschen Handelshauses befanden sich im Grillska huset in Stockholm (Abb. 62), ein in den 1640er Jahren grundlegend umgebautes Gebäude, das bereits 1681 von Anthoni Grill erworben worden war und bis zur Schließung des Handelshauses 1800 im Familienbesitz bleiben sollte.[23] Ebenfalls in Stockholm erwarb Claes Grill 1763 den geschichtsträchtigen, ab 1640 erbauten Torstensonska palatset (Abb. 63) und erbaute zudem vermutlich ab 1766 das Grillsche Haus in Uppsala. Bereits um 1740 initiierte Claes Grill in Svindersvik (Abb. 64–66) nahe Stockholm den Bau eines Sommerhauses, wofür er Carl Hårleman beschäftigte und also denselben Künstler, der kurz zuvor den Garten von Österbybruk für Anthoni De Geer entworfen hatte. Svindersvik, bis 1780 im Familienbesitz, wurde im französischen Rokokostil erbaut und erhielt eine aufwendige Innenausstattung, die u.a. mit erhaltenen chinesischen Papiertapeten Claes Grills einflussreiche Position in der Ostindischen Kompanie spiegelte.[24] Carl Gustav Tessin sollte sich mehrfach in Svindersvik aufhalten.[25]


Grills Investitionen in Eisenhütten und damit verbundene Bauprojekte richteten sich insbesondere auf Iggesund, Söderfors und Gysinge, wo er umfassende Neustrukturierungen und Umbauten initiierte. Im näheren familiären Umkreis sind Godegård (Abb. 67) im Besitz von Claes‘ Neffen Jean Abraham Grill und die Eisenhütten Skebo (Abb. 68) und Ortala im Besitz eines weiteren Neffen Jacob Grill hervorzuheben. [26]

Österbybruk wurde nach dem Tod von Anna Johanna Grill (II) 1801 von ihrer Schwägerin Anna Johanna Abrahamsdotter Grill, Witwe von Adolf Ulrik Grill, erworben. Sie besaß bereits die Eisenhütte in Söderfors. Schon 1802 verkaufte sie die Hälfte an ihren Neffen, den Baron Per Adolf Tamm (Abb. 69), der 1823 alleiniger Eigentümer wurde.[27] Mit Per Adolf Tamm verbindet sich der letzte Familienname mit umfassenden Umgestaltungen der Anlage, die auch die Innenräume des Herrenhauses betrafen [link].

Abb. 51 Jean Jacques De Geer (1666–1738), pendang till portr av maken, 81 x 66 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMLeu 16
Abb. 53 Carl Hårleman, Plan von Österby mit Garten, um 1735–1753, 75,1 x 53,5 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH THC 7858
Abb. 56 Gustaf Lundberg, Johan Abraham Grill
Abb. 57 Österbybruk, Wappen der Grills im Innenraum der Kirche
Abb. 58 Gysinge bruk
Abb. 59 Gustaf Lundberg, Anna Johanna Grill, 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2741
Abb. 60 Stora Nyckelviken
Abb. 61 Pierre Pasquier, Henrik Wilhelm Peill (1751–1797), 2,8 x 2,4 cm, Sinebrychoffin taidemuseo, Photo: Finnish National Gallery / Simo Karisalo
Abb. 62 Stockholm, Grillska Huset
Abb. 63 Erik Palmstedt, Torstensonska Palatset, um 1780–1790
Abb. 67 Godegård, Photo: AB Flygtrafik / Östergötlands museum, DigitaltMuseum
Abb. 68 Alexander Ney, Skebo, 1881, Lithographie, Stockholms läns museum, DigitaltMuseum
Abb. 69 Johan Cardon, Per Adolf Tamm, Lithographie, Nationalmuseum Stockholm, INV NMG Lito 222/1912, Photo: Erik Cornelius / Nationalmuseum
  1. Vgl. zu den erfolgten Zerstörungen der verschiedenen Eisenhütten in Uppland näher Tigerstedt 1957, S. 557–559.
  2. Vgl. Evans/Rydén 2007, S. 75–77.
  3. Jean Jacques De Geer besaß Österbybruk von 1735 bis 1738, vgl. https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/7360 (03.05.2024).
  4. Vgl. Bandet 1967, S. 347; https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/7360 (03.05.2024).
  5. Vgl. Carlborg 2004, S. 11.
  6. Vgl. Upmark 1908, S. 318.
  7. Vgl. Upmark 1908, S. 318; Selling 1934, S. 106; Selling 1937, S. 252; Bandet 1967, S. 348. Eine bei Selling erwähnte Quelle von Daniel Tilas bestätigt den Beginn der Bauarbeiten am Corps-de-Logis zu diesem Zeitpunkt. Siehe näher das Kapitel zum Bau.
  8. Im Jahr 1571 wurde in Augsburg ein Wappenbrief ausgestellt, von dem sich beglaubigte Kopien von 1679 und 1682 erhalten haben. Vgl. Persson 2019, S. 3.
  9. Vgl. zur Familie Grill überblickend https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13191 (19.05.2023); Bedoire 2013, S. 263–264.
  10. Vgl. Bedoire 2013, S. 265.
  11. Vgl. Bedoire 2013, S. 266–267.
  12. Vgl. https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/1966 (03.05.2024); https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/1475 (03.05.2024).
  13. Vgl. Persson 2019, S. 4–8.
  14. Vgl. Bedoire 2013, S. 268–269. Nach Aussagen von Tessin war Anna Johanna Grills Sammlung die viertgrößte des Landes. Nach ihrem Tod wurde sie durch ihren Sohn Adolph Ulric weiter ausgebaut und ging 1865 an das Kungliga Myntkabinettet. Zu diesem Zeitpunkt umfasste sie 5.162 Münzen, darunter 212 Goldmünzen, 2.023 Silbermünzen, 759 Bronzemünzen, 32 Zinn- oder Bleimünzen und 2 Eisenmünzen. 1997 gab die Schwedische Numismatische Gesellschaft eine Gedenkmedaille für Anna Johanna Grill heraus (21 Exemplare). Vgl. Persson S. 25–26. Siehe weiterführend auch Bring 1958, Pihlgren 1999.
  15. Unter den etwa 250 bekannten numismatischen Sammlern aus dem schwedischen 17. und 18. Jahrhundert lassen sich nur zwei weibliche Namen nennen, neben Anna Johanna Grill war dies noch Emerentia von Düben. Vgl. Haidenthaller 2023, S. 118.
  16. Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Grill_family (01.12.2023).
  17. Dies auch im Kontext einer im Jahr 1763 einsetzenden internationalen Finanzkrise, die zu Inflation und sich verschlechternder Wirtschaft geführt hatte. Vgl. Tjärnlund 2022, S. 134 [ohne Quellenangabe].
  18. Vgl. Bedoire 2013, S. 289–291; Tjärnlund 2022, S. 134–135 [ohne Quellenangabe].
  19. Vgl. Bedoire 2013, S. 303–304.
  20. Vgl. Bedoire 2013, S. 304. Das seit Ende des 17. Jahrhunderts existierende Anwesen erhielt sein heutiges Corps-de-Logis in den 1740er Jahren unter Herman Petersen, ebenfalls Direktor der Ostindien-Kompagnie und also mit den Grills gut bekannt. Unter ihm entstanden weitere Gebäude und der Garten; in den 1760er Jahren erweiterte der folgende Besitzer, der französische Botschafter Louis Auguste le Tonellier de Breteuil, das Anwesen, bevor es in Grills Eigentum überging. Vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Stora_Nyckelviken (03.05.2024).
  21. Vgl. Upmark 1908, S. 318; Selling 1937, S. 257; Bandet 1967, S. 348.
  22. Vgl. Upmark 1908, S. 318.
  23. Vgl. https://sv.wikipedia.org/wiki/Grillska_huset (22.05.2023).
  24. Vgl. etwa Arfvidsson [u.a.] 2020.
  25. Vgl. Leijonhufvud 1922.
  26. Vgl. Bedoire 2013, S. 299–300.
  27. Vgl. Upmark 1908, S. 318; Bandet 1967, S. 348–349; Carlborg 2004, S. 16.