Plüschow/02. Forschungsstand: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Möglichkeit, von Hamburg nach Plüschow ‚aufs Land‘ und in die ‚Sommerfrische‘ zu gehen, reizte den Hamburger Handelsherrn und Bankier Philipp Heinrich (II.) von Stenglin</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn1"><span style="color:#000000;">Philipp Heinrich (II.) von Stenglin</span>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Philipp+Heinrich+%28II%29+Stenglin+&title=Special:MediaSearch&go=Go&type=image (15.11.2023). Die Familie Stenglin ist ein ursprünglich aus Süddeutschland stammendes Patriziergeschlecht. Im 16. Jahrhundert in den Reichsadel erhoben, kommt sie nach Norddeutschland und wird von hier aus zu einem mecklenburgischen und dänischen Adelsgeschlecht. Siehe: Liste deutscher Adelsgeschlechter/S, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Adelsgeschlechter/S (17.10.2023).</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(1718-1793)<span style="color:#000000;">. Im weiteren Umkreis seiner Heimatstadt ließ er für seine Familie und sich Herrenhaus (Abb.: 1)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">und Gutsanlage Plüschow – nach wirtschaftlich rationalen Gesichtspunkten entworfen – neu bauen. Er kaufte dafür 1761 eine Herrschaft, die über Jahrhunderte im Besitz der mecklenburgischen Familie von Bülow war. Jedoch wandte er sich vom historischen Standort einer älteren Gutsanlage und einer noch älteren Burg ab, um auf einer Landzunge das neue Herrenhaus baulich mit Blick über einen See auszurichten. Dass diese unmittelbare Nähe zum Wasser auch landschaftlich reizvoll ist, war gerade im ausgehenden 18. Jahrhundert kein Geheimnis. Englische Gartenneuschöpfungen waren bekannt. Die landschaftliche Lage Plüschows am Mühlensee verweist zudem auf die geografisch-typologische Verwandtschaft Mecklenburgs mit Holstein</span><span style="color:#00b050;"> </span><span style="color:#000000;">(Abb.: 2). </span>'''
<span style="color:#000000;">Die deutsche Architektur- und Bauhistorikerin Sabine Bock, ausgewiesene Forscherin zur Herrenhauslandschaft in Deutschland, den baltischen Staaten und Skandinavien, legt 2013 eine umfassende Monografie zu Geschichte und Architektur des mecklenburgischen Gutes Plüschow vor. Dabei schlägt sie einen Bogen von der jungsteinzeitlichen Besiedelung der Region bis in die heutige </span><span style="color:#000000;">Zeit des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow. Es ist vor allem ihrer ausführlichen Recherche im Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) sowie ihrem intensiven Austausch mit den Künstlern und Leitern des heutigen Künstlerhauses, Miro Zahra und Udo Rathke, zu verdanken, dass sie alle bislang verfügbaren Informationen zur Geschichte Plüschows zusammentragen konnte. In ihrem umfangreichen Buch gibt sie transkribierte Quellentexte aus unterschiedlichster Zeit wieder und ermöglicht so das Nachvollziehen einer nahezu nahtlosen Besitzer-, Wirtschafts- und Baugeschichte. Viele Informationen, die sie mit Miro Zahra und Udo Rathke zur Restaurierungsgeschichte Plüschows seit 1991 austauscht und in ihren Text einarbeitet, finden sich dokumentiert in den </span><span style="color:#000000;">Akten des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Schwerin</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn225">Beispielhaft: <span style="color:#000000;">Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: allg., Ältestes Dokument: 11.10.2017, Mappennummer: 01; </span><span style="color:#000000;">Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Objektnummer: 1063, Fl: 1, Flst: 201, Art des Baudenkmals: Schloß, Am Park 6, Ältestes Dokument: 6. 2000, Mappennummer: 03;</span><span style="color:#000000;"> Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Schloß, Ältestes Dokument: 29.4.1999, Mappe geschlossen am: 26.11.1999, Mappennummer: 02; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Schloß, Ältestes Dokument: 17.3.1930, Mappe geschlossen am: 7.12.1998, Mappennummer: 01; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Am Park 7,9,11 Wohnhaus (Inspektorenhaus), Ältestes Dokument: 24.6.2008, Mappennummer: 01.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> wieder. Aufgrund des glücklichen Umstandes, dass umfangreiches glaubwürdiges historisches Kartenmaterial ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, wie z.B. d</span><span style="color:#000000;">er „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn226"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].</span><span style="color:#000000;"> </span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(Abb. 14) und <span style="color:#000000;">das</span> <span style="color:#000000;">„Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“</span><ref name="ftn227"><span style="color:#000000;">LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].</span></ref><span style="color:#000000;"> (Abb. 15), historische Bauzeichnungen zu Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie frühe Fotografien (Gutshof, Herrenhaus, wenige seiner Innenräume) erhalten blieben, kann die Bau- und Ausstattungsgeschichte Plüschows nachvollzogen werden. Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn228"><span style="color:#000000;">wie</span><span style="color:#000000;">: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band IV Mecklenburg</span><span style="color:#000000;">, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz, Verzeichnis (…), Leipzig </span><span style="color:#000000;">1928</span><span style="color:#000000;">.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> informieren über die Bewirtschaftung des Gutes ab dem 19. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre. </span>  


Plüschow hat im 18. Jahrhundert mit Philipp Heinrich (II.) von Stenglin einen bürgerlichen, später geadelten Besitzer, der es sich leisten kann und will, einem Adligen gleich Besitz und Versorgungsproduktion auf dem Land aufzubauen und diese als Erboption (Fideikommiss) zu sichern. Der Lebens- und Wohnstandard seines bürgerlich-hanseatischen Umfeldes in Hamburg muss von Stenglin vertraut sein. Möglicherweise wählt er aus diesem Kreis einen Architekten für Plüschow. Durch historische Quellen kann jedoch nicht mehr nachgewiesen werden. Hamburg, aber auch das nahe Lübeck bildeten innerhalb eines weiten landschaftlichen Kreises urbane Schwerpunkte, die ausstrahlten.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn219"><span style="color:#000000;">Vgl.: Fischer 1993, S. 46.</span></ref></span>'''
<span style="color:#000000;">Mit der Absicht, eine Lücke in der landeskundlichen Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu schließen, verfasste der Kunsthistoriker Walter Josephi den vierseitigen Beitrag „Ein vergessenes mecklenburgisches Landschloß. (Plüschow).“, den er 1916 in der Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg publizierte. Er beschreibt darin die Lage von Herrenhaus und Gut in der mecklenburgischen Landschaft, die Fassade des Herrenhauses sowie die architektonische Gliederung des Hausinneren und die Ausstattung mit Stuck, Öfen und Tapeten. Letztere stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Bereits zur Zeit von Josephis Beitrag 1916 ist über die Ausstattung Plüschows mit Möbeln, Gemälden oder weiterem Inventar vom Ende des 18. oder Beginn des 19. Jahrhunderts nichts mehr bekannt. Über einen Architekten des </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">en Herrenhauses oder gar des Gutsensembles, Stuckateure oder über die Manufakturen der verschiedenen Tapeten konnten bereits damals nur Mutmaßungen angestellt werden. </span>Jürgen Brandt veröffentlichte 1925 bei Wasmuth in Berlin das bis heute grundlegende Buch „Alt-Mecklenburgische Schlösser und Herrensitze. Mit 218 Abbildungen.“ Seine kunst- und architekturhistorische Arbeit hatte er 1913/1914 begonnen, um, wie Josephi, eine auch ihm aufgefallene offensichtliche Forschungs- und Interessenslücke zu schließen.<ref name="ftn229">„Vorarbeiten, auf die sich die Arbeit stützen könnte, sind, abgesehen von den in den letzten Jahren erschienenen Einzeldarstellungen von Ludwigslust, Güstrow und Doberan (), nicht vorhanden. Das tiefgründige Inventarisationswerk für Mecklenburg-Schwerin von Schlie enthält nur Angaben für die Renaissancebauten und zeigt mit wenigen Ausnahmen für die Zeit des Barocks, Rokokos, Zopfes und Empires kein Verständnis. Von dem gleichen Werk zu Mecklenburg-Strelitz ist erst der erste Band erschienen. Die Besitzer der Herrensitze vermögen über ihren Besitz so gut wie keine urkundlichen Angaben zu machen.“ (Brandt 1925, Vorwort).</ref> Bereits zum Zeitpunkt seiner (bzw. beider Autoren) Forschung ist die Arbeit in den damaligen Landesarchiven Schwerin und Neustrelitz, in den landständischen Archiven in Rostock, aber besonders in den einzelnen Gutsarchiven sehr schwierig. Letztere zeigen sich sehr oft als ungeordnet. Die „Domäne Plüschow“ wird von <span style="color:#000000;">Brandt </span>schließlich mit wenigen Worten skizziert und mit der fotografischen <span style="color:#000000;">Abbildung des Treppenhauses (Abb. 16) </span>präsentiert.<ref name="ftn230">Vgl.: Brandt 1925, Vorwort, S. 30, Foto S. 94.</ref>


====Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund====
Im Verlauf der Geschichte des 20. Jahrhunderts gehen im geografischen Bereich der südlichen Ostsee und des Baltikums historische Quellen diverser Art massiv verloren. Heute erhaltene Reste ermöglichen nur noch eine zum Großteil bruchstückhafte Annäherung an den Forschungsgegenstand „Herrenhaus“ und „Gutslandschaft“. Überblicke zu Plüschow, das zwischen 1949 und 1989 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) lag, liefern u.a. Josef Adamiak 1975 in „Schlösser und Gärten in Mecklenburg“, Gerd Baier, Horst Ende und Brigitte Oltmanns 1990 in „Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar“, Dieter Pocher im 1997 erstmalig erschienenen „Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“, Neidhardt Krauß und Egon Fischer 2002 im Band „Zwischen Klützer Winkel und Grieser Gegend“ der dreibändigen Reihe „Schlösser, Gutshäuser und Parks in Mecklenburg-Vorpommern“, Volkmar Billeb und Sybille Badstübner-Gröger 2013 in „Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“ sowie Wolf Karge 2016 in der Reihe „Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff, Nr. 19“: „Schlösser und Herrenhäuser in Nordwestmecklenburg“. Die Internetseite des „Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow“ zeigt sowohl eine „Zeittafel“ zur Guts- und Baugeschichte Plüschows als auch „Historische Ansichten“ von Herrenhaus, Garten und Gutshof sowie von den Tapeten und klassizistischen Öfen.<ref name="ftn231">Plüschow, https://www.plueschow.de/<span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;"> (21.11.2023).</span></span></ref>


Das heutige „[https://www.plueschow.de/ Künstlerhaus Schloss Plüschow]<span style="color:#000000;">“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn220"><span style="color:#000000;">Kontakt: </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Förderkreis Schloss Plüschow e.V.</span><span style="color:#000000;">, </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Plüschow, Am Schlosspark 8, 23936 Upahl,</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Tel. 03841-6174-0, Fax 03841-617417</span><span style="color:#000000;">, </span>[mailto:mail@plueschow.de mail@plueschow.de]<span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">. Mein ganz herzlicher persönlicher Dank gilt Miro Zahra und Udo Rathke.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> liegt in der Ortschaft Plüschow, einem Teil der Gemeinde Upahl. Upahl befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt Grevesmühlen im Landkreis </span><span style="color:#000000;">Nordwestmecklenburg des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Auch die Hansestädte Wismar und Lübeck sind über kurze Wege zu erreichen. Die Ostseeküste Nordwestmecklenburgs liegt teilweise an der Lübecker Bucht, teilweise an der Wismarbucht und damit an der südwestlichsten Ausdehnung der Ostsee.</span>
<span style="color:#000000;">Weiterführende Literatur zu Plüschow unter Berücksichtigung spezifischer Fragestellungen findet sich bei:</span> Edgar Jacobs: „Mecklenburgische Herrenhöfe“, Dissertation, Berlin 1937, und Torsten Pöschk: „‚Hier ist mein eigener Grund; der mir ist Angestorben ...: die Gestaltung barocker Gutshäuser, Höfe und Gärten des Adels in Mecklenburg-Schwerin im Kontext des innerstaatlichen Machtkonflikts im 18. Jh.“, Dissertation Humboldt-Universität, Berlin 2011.


Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist Plüschow Teil des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, wobei die Hansestadt Wismar ab 1648 schwedisch wird. Hamburg und Lübeck sind freie Reichsstädte. Das im Westfälischen Frieden gebildete Fürstentum Ratzeburg tritt zum Herrschaftsbereich der Herzöge zu Mecklenburg hinzu. Die Zugehörigkeit Plüschows zum Herzogtum (ab 1701) bzw. Großherzogtum (ab 1815) Mecklenburg-Schwerin besteht bis zum Ende der Monarchie im Deutschen Kaiserreich 1918 (Ende des Ersten Weltkrieges).
|[[Datei:Abb. 14 Plan Plüschow Dorf mit Ziegelei, 1761 LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 (alt Plüschow Ia).jpg|mini|Abb. 14 „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].]][[Datei:Abb. 15 Brouillon von dem Gut, 1769 LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 (alt Plüschow Ib).jpg|mini|Abb. 15 „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].]][[Datei:Abb. 16 Plüschow - Treppenhaus 1763 , in Brandt 1925, S. 94.jpg|mini|Abb. 16 historisches Foto: „Plüschow – Treppenhaus 1763“, in: Brandt 1925, S. 94.]]
 
====Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals====
 
Das Projekt „Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow“ wird durch die Gründung des Trägers „Förderkreis Schloss Plüschow e.V.“ 1990 initiiert.<span style="color:#000000;"><ref name="ftn221">Siehe: Plüschow, https://www.plueschow.de/<span style="color:#0000ff;">,</span><span style="color:#0000ff;"> </span><span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">(21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Zum ehemaligen Herrenhaus zählen nur wenige Flurstücke. Die Grundstücksfläche des historischen Gutes ist 2023 in 19 Flurstücke unterteilt. Das Künstlerhaus definiert sich als Institution für moderne Künstlerförderung und will mit dieser Nutzung das Herrenhaus als Baudenkmal erhalten. Es gibt keine zugeordneten landwirtschaftlichen Nutzflächen.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn222"><span style="color:#000000;">Vgl.: Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Grevesmühlen, Datum: 21.10.2021, Name: AG88, Maßstab: 1:25.000, Blatt-Nr.: 1/1.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>
 
====Heutige Umgebung====
 
Künstlerhaus und Ortschaft Plüschow liegen als eine wenige Häuser umfassende Siedlung an einem im 19. Jahrhundert meliorierten See (Abb: 3-5). Die Siedlung grenzt an ein waldreiches Endmoränengebiet. Über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Lübeck-Bad Kleinen und eine nahe gelegene Zufahrt auf die Bundesautobahn A 20 ist sie überregional vernetzt. Das im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler gegründete Dorf Friedrichshagen liegt südlich von Plüschow, nur wenige Kilometer entfernt, jenseits der Bundeautobahn A 20. Im Dorf befinden sich die mittelalterliche, einschiffige [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_8c34bd82 backstein]<span style="color:#000000;">gotische Kirche (Abb.: 6-7)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">und der </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">e ehemalige Pfarrhof (Abb.: 8-10) mit Pfarrhaus und Stall. An der Orgelempore der Kirche hängen die Wappentafeln des Joachim Otto von Bülow und der Familie von Stenglin, beide Besitzerfamilien Plüschows. Friedrichshagen ist ein wenige Höfe umfassendes Dorf, in dem auffallend viele Hallenhäuser aus Fachwerk, mit Backstein ausgefacht, erhalten sind (Abb.: 11-13). Neben diesen Hallenhäusern besteht ein Bauernhof, der (ebenso wie Kirche und Pfarrhof) unter Denkmalschutz steht.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn223">Vgl.: Liste der Baudenkmale in Upahl, [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl#Friedrichshagen]<span style="color:#0000ff;">,</span><span style="color:#0000ff;"> </span><span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">(21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Die Region Nordwestmecklenburgs und ihre Bauernhäuser finden bei Karl Baumgarten und Angelika Heim in „Landschaft und Bauernhaus in Mecklenburg“ 1991 textliche Erwähnung und fotografische Wiedergabe.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn224"><span style="color:#000000;">Vgl.: Baumgarten/Heim 1991, S. 24-29, Fotos: z.B. S. 84.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>
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Aktuelle Version vom 13. Februar 2025, 14:34 Uhr

Die deutsche Architektur- und Bauhistorikerin Sabine Bock, ausgewiesene Forscherin zur Herrenhauslandschaft in Deutschland, den baltischen Staaten und Skandinavien, legt 2013 eine umfassende Monografie zu Geschichte und Architektur des mecklenburgischen Gutes Plüschow vor. Dabei schlägt sie einen Bogen von der jungsteinzeitlichen Besiedelung der Region bis in die heutige Zeit des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow. Es ist vor allem ihrer ausführlichen Recherche im Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) sowie ihrem intensiven Austausch mit den Künstlern und Leitern des heutigen Künstlerhauses, Miro Zahra und Udo Rathke, zu verdanken, dass sie alle bislang verfügbaren Informationen zur Geschichte Plüschows zusammentragen konnte. In ihrem umfangreichen Buch gibt sie transkribierte Quellentexte aus unterschiedlichster Zeit wieder und ermöglicht so das Nachvollziehen einer nahezu nahtlosen Besitzer-, Wirtschafts- und Baugeschichte. Viele Informationen, die sie mit Miro Zahra und Udo Rathke zur Restaurierungsgeschichte Plüschows seit 1991 austauscht und in ihren Text einarbeitet, finden sich dokumentiert in den Akten des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Schwerin[1] wieder. Aufgrund des glücklichen Umstandes, dass umfangreiches glaubwürdiges historisches Kartenmaterial ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, wie z.B. der „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“[2] (Abb. 14) und das „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“[3] (Abb. 15), historische Bauzeichnungen zu Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie frühe Fotografien (Gutshof, Herrenhaus, wenige seiner Innenräume) erhalten blieben, kann die Bau- und Ausstattungsgeschichte Plüschows nachvollzogen werden. Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher[4] informieren über die Bewirtschaftung des Gutes ab dem 19. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre.

Mit der Absicht, eine Lücke in der landeskundlichen Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu schließen, verfasste der Kunsthistoriker Walter Josephi den vierseitigen Beitrag „Ein vergessenes mecklenburgisches Landschloß. (Plüschow).“, den er 1916 in der Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg publizierte. Er beschreibt darin die Lage von Herrenhaus und Gut in der mecklenburgischen Landschaft, die Fassade des Herrenhauses sowie die architektonische Gliederung des Hausinneren und die Ausstattung mit Stuck, Öfen und Tapeten. Letztere stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Bereits zur Zeit von Josephis Beitrag 1916 ist über die Ausstattung Plüschows mit Möbeln, Gemälden oder weiterem Inventar vom Ende des 18. oder Beginn des 19. Jahrhunderts nichts mehr bekannt. Über einen Architekten des barocken Herrenhauses oder gar des Gutsensembles, Stuckateure oder über die Manufakturen der verschiedenen Tapeten konnten bereits damals nur Mutmaßungen angestellt werden. Jürgen Brandt veröffentlichte 1925 bei Wasmuth in Berlin das bis heute grundlegende Buch „Alt-Mecklenburgische Schlösser und Herrensitze. Mit 218 Abbildungen.“ Seine kunst- und architekturhistorische Arbeit hatte er 1913/1914 begonnen, um, wie Josephi, eine auch ihm aufgefallene offensichtliche Forschungs- und Interessenslücke zu schließen.[5] Bereits zum Zeitpunkt seiner (bzw. beider Autoren) Forschung ist die Arbeit in den damaligen Landesarchiven Schwerin und Neustrelitz, in den landständischen Archiven in Rostock, aber besonders in den einzelnen Gutsarchiven sehr schwierig. Letztere zeigen sich sehr oft als ungeordnet. Die „Domäne Plüschow“ wird von Brandt schließlich mit wenigen Worten skizziert und mit der fotografischen Abbildung des Treppenhauses (Abb. 16) präsentiert.[6]

Im Verlauf der Geschichte des 20. Jahrhunderts gehen im geografischen Bereich der südlichen Ostsee und des Baltikums historische Quellen diverser Art massiv verloren. Heute erhaltene Reste ermöglichen nur noch eine zum Großteil bruchstückhafte Annäherung an den Forschungsgegenstand „Herrenhaus“ und „Gutslandschaft“. Überblicke zu Plüschow, das zwischen 1949 und 1989 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) lag, liefern u.a. Josef Adamiak 1975 in „Schlösser und Gärten in Mecklenburg“, Gerd Baier, Horst Ende und Brigitte Oltmanns 1990 in „Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar“, Dieter Pocher im 1997 erstmalig erschienenen „Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“, Neidhardt Krauß und Egon Fischer 2002 im Band „Zwischen Klützer Winkel und Grieser Gegend“ der dreibändigen Reihe „Schlösser, Gutshäuser und Parks in Mecklenburg-Vorpommern“, Volkmar Billeb und Sybille Badstübner-Gröger 2013 in „Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“ sowie Wolf Karge 2016 in der Reihe „Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff, Nr. 19“: „Schlösser und Herrenhäuser in Nordwestmecklenburg“. Die Internetseite des „Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow“ zeigt sowohl eine „Zeittafel“ zur Guts- und Baugeschichte Plüschows als auch „Historische Ansichten“ von Herrenhaus, Garten und Gutshof sowie von den Tapeten und klassizistischen Öfen.[7]

Weiterführende Literatur zu Plüschow unter Berücksichtigung spezifischer Fragestellungen findet sich bei: Edgar Jacobs: „Mecklenburgische Herrenhöfe“, Dissertation, Berlin 1937, und Torsten Pöschk: „‚Hier ist mein eigener Grund; der mir ist Angestorben ...‘: die Gestaltung barocker Gutshäuser, Höfe und Gärten des Adels in Mecklenburg-Schwerin im Kontext des innerstaatlichen Machtkonflikts im 18. Jh.“, Dissertation Humboldt-Universität, Berlin 2011.

Abb. 14 „Plan Plüschow mit dem Dorffe und der Ziegeley, Friedrichshagen, 1761/1762, von A. F. H. Schumacher & J. H. Susemihl“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].
Abb. 15 „Brouillon von dem ritterschaftl. Guthe Plüschow, 1769, von J. C. Walter“, in: LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].
Abb. 16 historisches Foto: „Plüschow – Treppenhaus 1763“, in: Brandt 1925, S. 94.
  1. Beispielhaft: Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: allg., Ältestes Dokument: 11.10.2017, Mappennummer: 01; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Objektnummer: 1063, Fl: 1, Flst: 201, Art des Baudenkmals: Schloß, Am Park 6, Ältestes Dokument: 6. 2000, Mappennummer: 03; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Schloß, Ältestes Dokument: 29.4.1999, Mappe geschlossen am: 26.11.1999, Mappennummer: 02; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Schloß, Ältestes Dokument: 17.3.1930, Mappe geschlossen am: 7.12.1998, Mappennummer: 01; Mecklenburg-Vorpommern, Dokumentation und wissenschaftliche Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmale, Landkreis: NWM, Gemarkung: Plüschow 0261, Art des Baudenkmals: Am Park 7,9,11 Wohnhaus (Inspektorenhaus), Ältestes Dokument: 24.6.2008, Mappennummer: 01.
  2. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 19629 [alt: Plüschow Ia].
  3. LHAS 12.12-1 Karten von ländlichen Gemarkungen, Sign. 12788 [alt: Plüschow Ib].
  4. wie: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band IV Mecklenburg, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz, Verzeichnis (…), Leipzig 1928.
  5. „Vorarbeiten, auf die sich die Arbeit stützen könnte, sind, abgesehen von den in den letzten Jahren erschienenen Einzeldarstellungen von Ludwigslust, Güstrow und Doberan (…), nicht vorhanden. Das tiefgründige Inventarisationswerk für Mecklenburg-Schwerin von Schlie enthält nur Angaben für die Renaissancebauten und zeigt mit wenigen Ausnahmen für die Zeit des Barocks, Rokokos, Zopfes und Empires kein Verständnis. Von dem gleichen Werk zu Mecklenburg-Strelitz ist erst der erste Band erschienen. Die Besitzer der Herrensitze vermögen über ihren Besitz so gut wie keine urkundlichen Angaben zu machen.“ (Brandt 1925, Vorwort).
  6. Vgl.: Brandt 1925, Vorwort, S. 30, Foto S. 94.
  7. Plüschow, https://www.plueschow.de/ (21.11.2023).