Österbybruk/08. Innenräume im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Sekundärliteratur ====
== Corps-de-Logis ==
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]
Der Grundriss des Corps-de-Logis, von dem eine Zeichnung mit eingetragenen Raumbezeichnungen aus der Entstehungszeit vorliegt (Abb. 84), entspricht einem um die Mitte des 18. Jahrhunderts insbesondere von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman] geprägten Typus, der sich direkt von einer französischen ''maison de plaisance'' ableitete.<ref>Vgl. Selling 1934, S. 102.</ref> Die Änderungen von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=8016 Erik Palmstedt] an Elias Kesslers Entwürfen betrafen in geringem Maße auch den Grundriss des Erdgeschosses, wo das Vestibül zu einem offenen Raum ohne Trennwände vergrößert wurde (Abb. 1).<ref>Vgl. auch Lundgren 2012a, S. 6–7, mit einer Beschreibung des Grundrisses.</ref> Von der Hofseite betrat man das Vestibül mit seitlich angrenzender Treppe zum Obergeschoss. Eine Tür führte weiter in einen großen Saal mit Zugang zum Garten. Beide Räume beschreiben eine zentrale Achse in der Mitte des Gebäudes (Abb. 253), die im Außenraum weitergeführt wird. Beidseitig des großen Saals gehen auf der Gartenseite jeweils zwei Räume ab, die eine durchgehende Enfilade formen und dem Hausherrn und der Hausherrin zu Wohn- und Repräsentationszwecken dienten. Benannt sind sie jeweils mit ''Förmak'' und ''Sängkammare''. Auf dem genannten Plan wird die Enfilade auf der Gartenseite nicht in die Seitenflügel weitergeführt, wie heute der Fall – diese Öffnungen datieren aus den 1820er Jahren. Auf der Hofseite wurden die Appartements durch kleinere, funktionale Räumlichkeiten ergänzt, darunter Cabinets und Garderoben sowie ein Korridor in die noch erhaltene Küche im westlichen Flügel.<ref>In Upmark 1908, S. 320, wird als ähnlicher Grundriss jener des Herrenhauses Stora Väsby angeführt, das unter Carl Hårleman und anschließend Jean-Eric Rehn ab den 1750er Jahren entstand.</ref> Auf halbem Weg ins Obergeschoss findet sich auf der Treppe ein Zugang in ein Zwischengeschoss mit einer kleinen, zweiräumigen Bedienstetenwohnung. Im Obergeschoss (Abb. 85) lag zentral eine breite und helle Diele mit Zugang zum Balkon. Die Räume ordneten sich ansonsten um einen schmalen Korridor an, der das Geschoss auf seiner ganzen Länge teilte und eine bequemere Zirkulation zwischen den Räumen ermöglichte. Verwiesen ist damit auf deren vermutlich weniger repräsentativ konnotierte Funktion. Zum Garten situierten sich größere Räume in einer Enfilade, deren Türen indes nur einflügelig und der Repräsentationsgrad im Verhältnis zum Erdgeschoss zurückgenommen ist. Zentral lag ein Billardsaal, dessen Funktion bereits 1781 in einem Reisebericht von Filip Bernhard Hebbe sowie auf dem genannten Grundriss genannt ist.<ref>Filip Bernhard Hebbe hat zwei Tagebücher hinterlassen, die sich 1908 im Gutsarchiv von Östanå befanden und von denen eines mehrere Reisen aus den Jahren 1781–1787 beschreibt. Vgl. Upmark 1908, S. 239; die Passage zu Österbybruk ist zitiert auf S. 324.</ref> Somit ist auch hier auf eine durchaus gesellige Nutzung der Räume verwiesen, verrät zudem die einzige erhaltene Wandausstattung in einem kleinen Raum am Endpunkt des Korridors (Abb. 92) eine offenbar einst auch im Obergeschoss vorhandene aufwendigere Gestaltung. Die meisten Räume dienten vermutlich als Gästeräume oder hatten variable Funktionen, die indes nicht mit einer privaten Zurückgezogenheit gefasst werden können.<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 324; Selling 1934, S. 110; Selling 1937, S. 252.</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
In den beliebten Musterbüchern für Gutsanlagen und Herrenhäuser des Militärs und Architekturschriftstellers [[wikidata:Q6241109|Carl Wijnbladh]], die einen hohen Einfluss auf die Privatbauten in der zweiten Hälfte des schwedischen 18. Jahrhundert hatten, findet sich ein Österbybruk nicht unähnlicher Entwurf (Abb. 93), so in der Anlage von Vestibül und Saal, seitlich gelegener Treppe mit dahinter platziertem Korridor und gartenseitiger Enfilade.<ref>Vgl. [http://www.alvin-portal.org/alvin/imageViewer.jsf?dsId=ATTACHMENT-0106&pid=alvin-record%3A80708&dswid=-5913 www.alvin-portal.org/alvin/imageViewer.jsf?dsId=ATTACHMENT-0106&amp;pid=alvin-record%3A80708&amp;dswid=-5913] (05.12.2023).</ref>
 
[[Datei:93. Carl Wijnbladh, Entwurf für ein Herrenhaus.webp|mini|Abb. 93 Carl Wijnbladh, Entwurf für ein Herrenhaus, in: Byggningskonsten, Vol. 1, Stockholm 1755, Plate 9r.]]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
In den 1760er Jahren hatte sich vielerorts bereits eine von Österbybruk abweichende Raumaufteilung durchgesetzt, welche die Verlegung der Wohn- und Repräsentationsräume in das Obergeschoss vorsah, so insbesondere in den Bauten von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Hårlemans] Nachfolger [[wikidata:Q1685510|Jean-Eric Rehn]]. Eine wesentliche Rolle spielten dabei vermutlich die schwedischen klimatischen Verhältnisse, die – im Vergleich zu Frankreich – die gesuchte Nähe zum Garten und der umgebenden Natur erschwerten. Mit den Wohnräumen im besser zu heizendem Obergeschoss veränderten sich auch die Fassaden hinsichtlich Raumhöhen und Fenstergrößen, was zu einem wesentlichen Charakteristikum der gustavianischen Architektur wurde.<ref>Vgl. Selling 1934, S. 102–104.</ref>
 
|[[Datei:84. Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses.webp|mini|Abb. 84 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I ]][[Datei:1. Erik Palmstedt, Entwurf für Österbybruk, 1776.webp|mini|Abb. 1 Erik Palmstedt, Entwurf für Österbybruk, 1776, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]][[Datei:253. Blickachse in den Garten.webp|mini|Abb. 253 Österbybruk, Blick von der Eingangstür bis in den Garten]][[Datei:85. Österbybruk, Grundriss des ersten Obergeschosses.webp|mini|Abb. 85 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]][[Datei:92. Österbybruk, Bemalung im Obergeschoss.webp|mini|Abb. 92 Österbybruk, Wandgestaltung zur Hofseite im ersten Obergeschoss]]
Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
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Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
== Seitenflügel ==
 
In den heute modernisierten Seitenflügeln orientierte sich der Grundriss an den jeweiligen Funktionen: In den beiden exakt gleich dimensionierten Eingangsbereichen lagen Treppen in das Kellergeschoss und führten Türen in die umliegenden Räume, die im Osten die Orangerie und im Westen ein Gewächshaus, eine große Küche und Wohnräume des Gärtners aufnahmen.
Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
'''Ostflügel: siehe [[Österbybruk/09. Garten und Park im 18. Jahrhundert|Orangerie]]'''


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
== Westflügel ==
Im Westflügel (Abb. 81, 94) führte eine Tür aus einem kleinen Eingangsbereich in ein Gewächshaus zur Gartenseite sowie eine weitere in eine hofseitig gelegene große Küche, der rückseitig eine Speisekammer zugeordnet war. Die Küche konnte auch aus dem Haupthaus über einen Korridor betreten werden, so dass sich die repräsentativen Räumlichkeiten schnell erreichen ließen. Erhalten hat sich ein großer aufgemauerter Feuerherd, der von einem ebenso massiven Rauchfang mit Gesims überspannt wird. Erst im Jahr 2023 wurde die Küche als Ausstellungsraum geöffnet. (Abb. 95, 96) Von der kleinen Diele ließ sich ein Gewächshaus betreten, das einen heute nicht mehr vorhandenen Ausgang in den Garten hatte. Am äußeren Ende des Gebäudes lag schließlich die Wohnung des Gärtners – als solche im Grundriss ausgewiesen – mit zwei Räumen zum Garten und einer Küche zum Hof. Die Wohnung wurde von der Stirnseite des Gebäudes über eine kleine Diele betreten. Erstaunlicherweise sind auf dem Grundriss keine Durchgänge zu Gewächshaus oder Küche vorgesehen. Inwieweit dies tatsächlich so umgesetzt wurde, ist aufgrund späterer Eingriffe nicht zu klären.  


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
== Innenausstattung des Corps-de-Logis ==
Während sich der Grundriss in Österbybruk heute in seiner weitgehend ursprünglichen Form erhalten hat, ist die ab circa 1780 ausgeführte Innenausstattung nur teilweise vorhanden und wurde vermutlich unter Tamm ab den 1820er Jahren umfassenden Veränderungen unterzogen. <ref>1908 werden die meisten Wandgestaltungen in das 19. Jahrhundert datiert. Vgl. Upmark 1908, S. 324.</ref> Aus der Entstehungszeit ist der Kauf von 1378 Ellen Tapete<ref>Vgl. Selling 1937, S. 258; Lundgren 2012a, S. 6.</ref> überliefert, von der sich jedoch keine Spuren erhalten haben. Auch die unter [[wikidata:Q6203711|Per Adolf Tamm]] in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermutlich erneuerten Tapeten sind heute mehrheitlich nicht mehr vorhanden – nur in einem hofseitigen Raum im Erdgeschoss finden sich Reste einer Iristapete (Abb. 97), die ab den 1820er Jahren auf dem Markt war. Diese Art Tapete erreichte durch eine subtile Farbnuancierung mit grünem stilisiertem Blattwerk auf grauem Grund ein effektvolles Farbspiel. Vermutlich wurde Schweinfurter oder Scheeles Grün verwendet, das jedoch aufgrund des Zusatzes von Arsen giftig war.<ref>Vgl. Thümmler 1998, S. 98–101; Olligs 1969, S. 45; Lundgren 2012a, S. 34–35.</ref> Ihre Anbringung in einem untergeordneten Raum zur Hofseite verweist auf den hohen Anspruch der Innenausstattung unter Per Adolf Tamm. Aus dem 18. Jahrhundert haben sich einige Elemente der wandfesten Ausstattung erhalten. Dazu zählt vermutlich auch die zentrale zweiflügelige und kassettierte Eingangstür mit aufwendiger Ornamentgestaltung (Abb. 254, 255): Im oberen Teil alternieren Schild- mit Perlenmotiven; darunter rahmt eine große Schleife eine Rosette, an der ein stilisiertes Eichenlaubbündel hängt. Die hier aufgenommene Formensprache ist für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts durchaus typisch und findet sich in zahlreichen Variationen in graphischen Vorlagen (Abb. 266).
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Datei:98. Österbybruk, Deckenmalerei im Vestibül.webp|Abb. 98 Österbybruk, Deckenmalerei im Vestibül
Datei:99. Österbybruk, Vestibül im Erdgeschoss .webp|Abb. 99 Österbybruk, Vestibül im Erdgeschoss
Datei:100. Österbybruk, Detail der Wandgestaltung im Vestibül .webp|Abb. 100 Österbybruk, Detail der Wandgestaltung im Vestibül
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Im Vestibül (Abb. 98–101) konnten an der Decke Teile einer einstigen Bemalung freigelegt werden, die mit stilisierten Greifen, Füllhörnern, Medaillon und Maske einem typischen klassizierenden Schema folgt und verbreitete antikisierende Formen aufgreift. Auch diese Ornamentik war in zeitgenössischer Vorlagegraphik vielfach variiert worden. Auch die Wand besaß einst eine dekorative Malerei, die vollständig in Form von gelb-rot-blauen Rahmungen um blau-grüne Felder rekonstruiert worden ist.<ref>Vgl. Lundgren 20 12a, S. 38.</ref> Im großen Saal zum Garten gliedern kannelierte Pilaster die Wände und schmücken große, halbrunde Supraporten mit geschnitztem Stuck die vier Türen (Abb. 102–105). Restauratorisch freigelegte Motive an der Wand lassen auch hier auf eine einst existierende Wandausstattung schließen (Abb. 106).
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:105. Österbybruk, Supraporte im Gartensaal.webp|<small>Abb. 105 Österbybruk, Supraporte im Gartensaal<small>
Datei:106. Österbybruk, Wandmalerei im Gartensaal .webp|<small>Abb. 106 Österbybruk, freigelegte Wandmalerei im Gartensaal<small></gallery>
Alle Supraporten zeigen dasselbe Motiv einer Rosette, die von Akanthusranken umfangen wird, sowie weitere Blumen- und Girlanden-Motive. Vermutlich waren diese Flachreliefs einst vergoldet. Das Rosettenmotiv wird auch in den ebenfalls als Flachrelief ausgeführten, im Aufwand jedoch etwas zurückgenommenen Supraporten in den jeweiligen ''sängkammare'' der Enfilade verwendet (Abb. 107–110). Beide Felder über dem Türstock zeigen hier florale Motive, die von einer zentralen Rosette auslaufen – in jenem der Hausherrin Eichenranken, in jenem des Hausherrn Akanthusranken. Das Rosettenmotiv erscheint erneut in einem Fries unter dem Türstock.
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:109. Österbybruk, Sängkammare (Schlafzimmer) des Hausherrn im Erdgeschoss, Supraporte.webp|<small>Abb. 109 Österbybruk, ''Sängkammare'' (Schlafzimmer) des Hausherrn im Erdgeschoss, Supraporte<small>
Datei:110. Österbybruk, Sängkammare (Schlafzimmer) der Hausherrin im Erdgeschoss, Supraporte.webp|<small>Abb. 110 Österbybruk, ''Sängkammare'' (Schlafzimmer) der Hausherrin im Erdgeschoss, Supraporte<small></gallery>
In den vom Salon abgehenden Vorzimmern zeigen die Supraporten jeweils eine sich ähnelnde gemalte Komposition mit einer Urne vor einem Ausblick in den Himmel, dessen Illusionismus durch die Darstellung fingierter, kassettierter Innenseiten verstärkt wird. Im Vorzimmer der Hausherrin wurde der Hintergrund weiß übermalt, war jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nach demselben Prinzip gestaltet. Beide Supraporten sind mit demselben skulptierten Fries unterfangen (Abb. 4, 112–115).
<gallery mode="nolines" widths="200" heights="200">Datei:4. Österbybruk, Enfilade im Erdgeschoss.webp|<small>Abb. 4 Österbybruk, Enfilade im Erdgeschoss<small>
Datei:112. Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement des Hausherrn, Supraporte.webp|<small>Abb. 112 Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement des Hausherrn, Supraporte<small>
Datei:113. Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement des Hausherrn, Supraporte.webp|<small>Abb. 113 Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement des Hausherrn, Supraporte <small></gallery>
Jene gemalten Supraporten tragen die Handschrift [[wikidata:Q1685510|Jean-Eric Rehns]], der in Form und Motiv ähnliche Kompositionen in den 1760er Jahren für einige Supraporten im Herrenhaus von [https://sv.wikipedia.org/wiki/Erstavik Erstavik] umsetzte, wofür sich ein Entwurf erhalten hat (Abb. 116).<ref>Vgl. Lundgren 2012a, S. 49–50. Hier auch eine Fotomontage mit Wiederherstellung des übermalten Hintergrunds (S. 50). Zu dem vermutlich von Rehn stammenden Entwurf siehe Erstavik, salong, ohne Zuschreibung, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH 816/1995, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=179978&viewType=detailView (03.04.2023). Eine Zeichnung derselben Wand hat sich von Fredrik Adolf Ulric Cronstedt erhalten, Erstavik, stora salongen, INV NMH 129/1987, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=44991&viewType=detailView (03.04.2023).</ref>
[[Datei:116. Jean-Eric Rehn (zugeschrieben), Entwurf für einen Salon in Erstavik.webp|mini|Abb. 116 Jean-Eric Rehn (zugeschrieben), Entwurf für einen Salon in Erstavik, 26,9 x 44 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH 816/1995, Foto: Cecilia Heisser / Nationalmuseum]]
Lundgren wies darüber hinaus auf stilistische Parallelen zu den rundbogigen Supraporten im Saal von [https://sv.wikipedia.org/wiki/%C3%96vedsklosters_slott Övedskloster] hin, die ebenfalls von Jean-Eric Rehn entworfen wurden.<ref>Vgl. Lundgren 2012, S. 51–52.</ref> Seine Anwesenheit in Österbybruk erscheint folglich überaus wahrscheinlich. Dass auch im Obergeschoss eine aufwendige Ausstattung vorhanden war, lässt die einzige originale Gestaltung eines kleinen Raumes zur Hofseite vermuten (Abb. 117–120): Trotz seiner wenig exponierten Lage am Ende des Korridors findet sich dort eine bemalte Wandtapete, die einen fingierten Goldrahmen und Blumengirlanden mit feinen Details zeigt. Vermutlich hingen in den großen, heute leeren Flächen einst Gemälde oder Tapisserien. Die gemalten Rosen sind offenkundig von derselben Hand wie jene in den Supraporten im Erdgeschoss, so dass für die Ausführung von demselben Maler ausgegangen werden kann. Vermutet wurde [[wikidata:Q26389379|Fredrik Wilhelm Gottman]], der im ausgehenden 18. Jahrhundert vornehmlich dekorative Arbeiten in Adelspalästen und auch im Stockholmer Schloss ausführte. Sein Vater hatte das Altarbild für die ''brukskyrka'' im Vorbau des Herrenhauses geschaffen.<ref>Dank an Bengt Lindholm und Marianne Sparrmann aus Österbybruk für den Hinweis auf Fredrik Wilhelm Gottman.</ref>
<gallery mode="nolines" widths="200" heights="200">Datei:118. Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite.webp|<small>Abb. 118 Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite, Detail der Wandgestaltung<small>
Datei:119. Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite.webp|<small>Abb. 119 Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite, Detail der Wandgestaltung<small>
Datei:120. Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite.webp|<small>Abb. 120 Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite<small></gallery>
In den Innenräumen sind zudem die im Corps-de-logis in beiden Geschossen aufgestellten 17 Kachelöfen hervorzuheben, die mindestens teilweise durch Petter Jung aus Uppsala geliefert wurden und mehrheitlich noch vor Ort sind<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 324; Tigerstedt 1957, S. 586.</ref> (Abb. 121, 122). Zwei weitere Öfen stammen aus der Porzellanmanufaktur [https://sv.wikipedia.org/wiki/Mariebergs_porslinsfabrik Marieberg] und entstanden im Auftrag von [[wikidata:Q98968158|Henrik Wilhelm Peill]] (Abb. 128–130).
<gallery mode="nolines" widths="200" heights="200">Datei:128. Österbybruk, Marieberg-Ofen im Erdgeschoss.webp|<small>Abb. 128 Österbybruk, Marieberg-Ofen im Erdgeschoss<small>
Datei:129. Österbybruk, Marieberg-Ofen, Detail.webp|<small>Abb. 129 Österbybruk, Marieberg-Ofen, Detail<small>
Datei:130. Österbybruk, Marieberg-Ofen, Detail.webp|<small>Abb. 130 Österbybruk, Marieberg-Ofen, Detail<small></gallery>
Ihre Aufstellung in den Räumen beidseitig des Saals ist in Hebbes Bericht 1781 belegt, der die Öfen explizit hervorhebt.<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 321; Selling 1937, S. 258; Bandet 1967, S. 353.</ref> Marieberg war eine prestigeträchtige Manufaktur auf Kungsholmen in Stockholm, die 1767 mit der Herstellung von Kachelöfen begann und bereits wenige Jahre später nach ganz Schweden und darüber hinaus exportierte.<ref>Vgl. Scherman 2021, S. 133–134.</ref> In der Herstellung und Bemalung der Kacheln, meist Fayencen, kamen verschiedene, ausgefeilte Techniken zur Anwendung, für die vor allem eine dicke und glänzende Zinnglasur und präzise Malereien charakteristisch waren. Neben den verbreiteten Weiß- und Blautönen wurden v.a. gelbe, grüne und violette Farben verwendet. <ref>Vgl. zu den Techniken näher Scherman 2021, S. 137–138.</ref> Das motivische Repertoire war vielfältig und reichte von einfach bis aufwendig, wobei die Urheber nicht bekannt sind. Äußerst beliebt waren Blumenmotive, aber auch Stichsammlungen oder Werke zeitgenössische Künstler dienten als Vorbilder für beispielsweise chinesisch inspirierte Serien, Embleme oder Ruinen.<ref>Vgl. Scherman 2021, S. 140.</ref> Die beiden in Österbybruk erhaltenen Öfen haben Kacheln mit einer cremeweißen Glasur und einem grünen Rosenzweig mit drei rosafarbenen Blüten erhalten, von Marieberg „törnrosknoppar“ genannt.<ref>Grundsätzlich konnte dieses Motiv auch von anderen Werkstätten kopiert werden. Vgl. Scherman 2021, S. 140.</ref> Kachelöfen mit demselben Motiv haben sich heute in den Herrenhäusern [https://sv.wikipedia.org/wiki/Bj%C3%B6rksund Björksund]<ref>Abgebildet bei Scherman 2021, S. 139.</ref> und in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Sturehov Sturehov] (Abb. 131) erhalten. Letzteres war im Besitz des wichtigsten Teilhabers und Repräsentanten der Manufaktur [[wikidata:Q5951779|Johan Liljencrantz]], der in Sturehov eine große Anzahl an Kachelöfen aufstellen ließ.<ref>Vgl. Scherman 2021, S. 137; Selling 1937, S. 303. Der Ofen ist heute noch vor Ort, vgl. https://www.sturehov.se/bilder#&gid=1&pid=15 (26.03.2023).</ref> Während in Österbybruk in den anderen Räumen der Enfilade heute große weiße Öfen aus dem 19. Jahrhundert stehen (Abb. 250), finden sich in den Nebenräumen von Erd- und Obergeschoss noch zahlreiche der originalen, meist blau-weiß gemusterten Kachelöfen.
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:131. Sturehov, Marieberg-Ofen.webp|<small>Abb. 131 Sturehov, Marieberg-Ofen<small>
Datei:250. Ofen in Österbybruk.webp|<smalL>Abb. 250 Österbybruk, Ofen aus dem 19. Jahrhundert, ''Sängkammare'' (Schlafzimmer) der Hausherrin im Erdgeschoss<small></gallery>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
== Mobile Ausstattung ==
Die mobile Ausstattung unmittelbar nach der Errichtung des neuen Herrenhauses ist nicht dokumentiert; das erste aussagekräftige Dokument ist das Nachlassinventar von [[wikidata:Q52533736|Anna Johanna Grill (III)]] von 1809/1810.<ref>Vgl. Nachlassinventar von Anna Johanna Grill, 1809–1810, Tierps tingslags häradsrätt, SE/ULA/11545, Volym F:5, Nr. 120, https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0104617_00331 (06.12.2023).</ref> Demnach hatte ein Großteil der Räume – mit Ausnahme des großen Saals – Rollos (''rullgardiner'') und Gardinen aus Nesselstoff (''nättelduksgardiner'') vor den Fenstern. Das Mobiliar war mehrheitlich modern und aus Mahagoni, aber auch älteren Datums: So standen beispielsweise im großen Saal 30 „gammalmodiga“ Stühle, sechs Tische und ein „forte piana“, was die Empfangs-Funktion des Raumes unterstreicht.<ref>Vgl. Lundgren 2012a, S. 7.</ref> Noch 1908 befanden sich zahlreiche Familienporträts aus dem 18. Jahrhundert in den Räumen (Abb. 248).<ref>Beschrieben bei Upmark 1908, S. 321.</ref> In dem ebenfalls bewohnten Vorbau hingen im Obergeschoss seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert vier Ölgemälde (Abb. 133–134) mit Motiven von Österbybruk von [[wikidata:Q3259440|Lorens Gottman]], der auch das Altarbild für die Kirche gemalt hat.<ref>Pehrsson nennt Elias Martin als Künstler und gibt an, dass die Gemälde nach einer Restaurierung 1899 ins Haupthaus gebracht wurden. Vgl. Pehrsson 1899, S. 104. Bei Tamm 2008, S. 15, wird die Jahreszahl 1768 als Entstehungsdatum angegeben. Es haben sich vier Lavierungen, vermutlich die Vorlagen für die Gemälde, sowie mindestens drei Ölgemälde erhalten, dokumentiert in der Bildersammlung des ''Jernkontoret'': https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5347 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5350 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5346 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5348 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5345 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5349 (09.06.2023).</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
Die Familie Grill hatte zahlreiche Verbindungen in die zeitgenössische Kunst- und Wissenschaftswelt. Claes Grill besaß eine der wichtigsten Kunstsammlungen seiner Zeit mit vornehmlich holländischen und zeitgenössischen schwedischen Werken<ref>Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 24.</ref>, die indes in seinem Nachlassinventar (30. 04. 1768) mit dem Hinweis auf ein verlorenes Inventar von 1765 nicht berücksichtigt werden. Auch im Nachlass seines Halbbruders Johan Abraham Grill ist keine größere Kunstsammlung verzeichnet. Im Nachlassinventar von Anna Johanna Grill, Claes‘ Ehefrau, erscheinen 1778 insgesamt 56 Kunstwerke ohne genaue Angabe zu ihrem Aufbewahrungsort.<ref>Vgl. Tamm 2008, S. 26–27.</ref> Das neue Herrenhaus in Österbybruk wurde erst zu Beginn der 1780er Jahre bezogen, als Claes und Anna Johanna Grill bereits verstorben waren – über ihre Tochter gelangten indes eventuell Werke hierher.<ref>Dass Louis A. Masreliez in den 1760er Jahren die Sammlungen der Familie Grill in Österbybruk studierte, wie im ''Svenskt biografiskt lexikon'' von Åke Meyerson angegeben, erscheint ob der Bauzeit des Herrenhauses nicht möglich. Vgl. https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/9152 (06.12.2023). Tamm erwähnt detaillierte Listen zur Gemäldesammlung der Grills, die in das Familienarchiv der Tamms übergingen. Vgl. Tamm 2008, S. 17.</ref> Eine entscheidende Rolle für den Aufbau einer Kunstsammlung spielte ohne Zweifel [[wikidata:Q98968158|Henrik Wilhelm Peill]], der enge Kontakte in künstlerische Kreise pflegte und zudem ein Neffe des Wiener Hofmalers [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/9338 Martin Meytens] dem Jüngeren (1695-1770) war. Letzterer vererbte ihm 1770 einige seiner Gemälde.<ref>Vgl. Tamm 2008, S. 21–23 [ohne Quellenangabe]; zu van Meytens vgl. Lisholm 1974.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
Insbesondere die Porträtmaler [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=9759 Gustav Lundberg] und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=6947 Alexander Roslin] bewegten sich im Umkreis der Grill-Familie und waren mit zahlreichen Aufträgen für sie tätig. Gustaf Lundberg hatte nach einer Ausbildung bei [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=11745 David von Krafft] über 25 Jahre erfolgreich in Paris gearbeitet, kehrte jedoch 1745 nach Stockholm zurück und zählte dort bald zu den wichtigsten Hofmalern. In der Österby-Sammlung befanden sich sieben Pastelle von seiner Hand, die zwischen 1755 und 1775 entstanden waren. Lundberg unterhielt offenbar enge Kontakte zu den Grills, die er in [https://sv.wikipedia.org/wiki/S%C3%B6derfors Söderfors] und Österby besuchte. Desgleichen hielt er sich bei den [[wikidata:Q1038496|Tessins]] auf [https://sv.wikipedia.org/wiki/%C3%85ker%C3%B6_slott Åkerö] auf, wo die Familien Grill und Peill ebenfalls regelmäßig anwesend waren. Porträts existieren – teils in mehreren Versionen – von Claes und Anna Johanna Grill<ref>Vgl. Gustaf Lundberg, Claes Grill (1705–1767), Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2740, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=227279&viewType=detailView (09.02.2024); Gustaf Lundberg, Anna Johanna Grill (1720–1778), Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2741, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=227280&viewType=detailView (09.02.2024). Beide Porträts wurden von Etienne Moitte gestochen, vgl. Nationalmuseum Stockholm, INV NMK 123/1936, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=7341&viewType=detailView (09.02.2024); INV NMK 124/1936, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=7380&viewType=detailView (09.02.2024). Von Claes Grills Porträt existiert zudem eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert von Jakob Björck, Nationalmusem Stockholm, INV NMGrh 1056, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15726&viewType=detailView (09.02.2024), ebenso von Anna Johanna (2007 bei einer Auktion belegt), vgl. https://www.artnet.com/artists/gustaf-lundberg/porträtt-av-anna-johanna-grill-iklädd-gråvit-SBKucFo1n3cBWOXkKFBBPw2 (04.03.2024). Ein weiteres Porträt Lundbergs von Anna Johanna Grill ist 1996 auf einer Auktion belegt, vgl. https://www.artnet.com/artists/gustaf-lundberg/porträtt-av-anna-johanna-grill-Tr6EnmRBQRMwb0qloSa0xA2 (04.03.2024).</ref> (Abb. 55, 136), von Johan Abraham und Kristina Elisabeth Grill<ref>Die beiden als Pendant gemalten Porträts waren 2008 Bestandteil einer Auktion, vgl. https://www.artnet.com/artists/gustaf-lundberg/johan-abraham-grill-och-kristina-elisabeth-grill-9mL2qSKP_fBo4-zI2YBA-Q2 (05.03.2024).</ref>, außerdem von Adolph Ulric Grill<ref>Abgebildet auf https://sok.riksarkivet.se/Sbl/Mobil/Artikel/13193 (09.02.2024).</ref> sowie Anna Johanna Grill und Henrik Wilhelm Peill<ref>Das Porträt von Peill aus der Österby-Sammlung wurde 2012 bei Bukowskis versteigert, Autumn Classic Sale, Stockholm 571, https://www.bukowskis.com/en/auctions/571/416-gustaf-lundberg-henric-vilhelm-peill-1730-1797 (09.02.2024).</ref>. Manche waren vermutlich anlässlich von Eheschließungen entstanden. Die Pastellorträts des Ehepaars Grill befanden sich in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Godeg%C3%A5rds_bruk Godegård], das ab 1775 im Besitz von [[wikidata:Q5771761|Jean Abraham Grill]], einem Neffen von Claes Grill, war.<ref>Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 23.</ref> Bei Lundbergs Tod 1786 trat [[wikidata:Q98968158|Henrik Wilhelm Peill]] als Testamentsvollstrecker auf, was auf die enge Verbindung der Familien verweist.<ref>Vgl. Persson 2019, S. 14–16.</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
[https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=6947 Alexander Roslin] lebte ab den 1750er Jahren hauptsächlich in Paris, wo er sich als Porträtmaler etablierte, Mitglied der Akademie wurde, eine Wohnung im Louvre und Zugang zum französischen Hof erhielt. Zur Familie Grill pflegte er dennoch weiterhin eine enge Verbindung. [[wikidata:Q98968158|Henrik Wilhelm Peill]] wohnte während eines Paris-Aufenthalts 1766–1767 sogar zeitweise bei Roslin. Während seiner Aufenthalte in Schweden führte Roslin Aufträge nahezu ausschließlich für das Königshaus aus, machte für die Familie Grill jedoch einige Ausnahmen. Im Jahr 1767 entstand ein Selbstporträt des Malers mit seiner Frau, der Künstlerin Marie-Suzanne Giroust, die in der Arbeit an einem prominent im Bild platzierten Porträt von Peill gezeigt ist. Links im Bild sind auf einer Schatulle zwei kaum erkennbare Porträts erkennbar, vermutlich die künftige Frau Peills Anna Johanna Grill und ihre Mutter (Abb. 137).<ref>Vgl. Alexander Roslin, The Artist and his Wife Marie Suzanne Giroust painting the Portrait of Henrik Wilhelm Peill, Nationalmuseum Stockholm, 1767, INV. NM 7141, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=154624&viewType=detailView.</ref> Ein Porträt von [[wikidata:Q52533736|Anna Johanna Grill (III)]] entstand 1775<ref>Heute in Privatbesitz.</ref> und etwa zur selben Zeit schuf Roslin ein Familienporträt der verwitweten Anna Johanna Grill (I) mit ihren Kindern Anna Johanna und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13193 Adolf Ulrik] (Abb. 138).<ref>Alexander Roslin, Die Witwe Anna Johanna Grill mit Sohn und Tochter, um 1775, Göteborgs Konstmuseum, INV GKM 1027, https://emp-web-34.zetcom.ch:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=8580&viewType=detailView (09.02.2024).</ref> Der verstorbene Claes Grill ist über ein Porträt von Gustav Lundberg als Bild im Bild im Hintergrund präsent. Das Gemälde entstand als Pendant zu einem Porträt von Carlos Grill, seiner Frau Hendrijna Meytens und ihrer Tochter Anna Johanna von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/9338 Martin Meytens] dem Jüngeren (1695-1770) <ref>Vgl. Martin van Meytens, Familjen Carlos Grill, Göteborgs Konstmuseum, INV GKM 0913, https://emp-web-34.zetcom.ch:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=8469&viewType=detailView (03.03.2024). Das Gemälde befand sich in Österbybruk.</ref>, seines Zeichens Wiener Hofmaler und Onkel von Henrik Wilhelm Peill, dem er 1770 einige seiner Gemälde vererbte.<ref>Vgl. Tamm 2008, S. 21–23 [ohne Quellenangabe]; zu van Meytens vgl. Lisholm 1974.</ref> In Grillschem Besitz befand sich von Alexander Roslin außerdem das Gemälde der ''Dame mit dem Schleier'' (1768) (Abb. 139), ein Porträt seiner Frau Marie Suzanne Giroust, das 1769 in Paris ausgestellt worden war und in Österbybruk aufbewahrt wurde.<ref>Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 25; Persson 2019, S. 12–14; https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=21152&viewType=detailView (29.08.2024).</ref>
[[Datei:139. Alexander Roslin, Die Dame mit dem Schleier, 1768.webp|mini|Abb. 139 Alexander Roslin, Die Dame mit dem Schleier, 1768, Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NM 4098, Foto: Linn Ahlgren]]
Anna Johanna Grill (II) und Henrik Wilhelm Peill waren auch im Besitz der ''Verschwörung des Claudius Civilis'' von Rembrandt,<ref>Das Gemälde ist heute im Besitz der ''Kungliga Akademien för de fria konsterna'', vgl. https://konstakademien.se/claudius-civilis/ (06.12.2023), und wird dauerhaft im Nationalmuseum in Stockholm ausgestellt.</ref> das einst der in Amsterdam ansässigen Verwandten Sophia Grill gehört hatte und vermutlich 1666 in ihren Besitz gelangte. <ref>Zu den Besitzverhältnissen um das Gemälde im 18. Jahrhundert siehe näher Bille 1956; Persson 2019, S. 17–18.</ref> Das Gemälde, bereits aufgeführt im Nachlassinventar von Anna Johanna Grill (I)<ref>Vgl. Nachlassinventar von Anna Johanna Grill (I), Stadsarkiv Stockholm, 1778/3:707. Das Gemälde ist mit „Romerska historian“ bezeichnet und zählt zu jenen mit der höchsten Schätzung. Zitiert nach Persson 2019, S. 18.</ref>, befand sich jedoch vermutlich in Stockholm. In Österbybruk scheinen Ende des 18. Jahrhunderts kaum bedeutungsvolle Gemälde aufbewahrt worden zu sein – dies zumindest legt das Nachlassinventar von Henrik Wilhelm Peill aus dem Jahr 1797 nahe.<ref>Vgl. Nachlassinventar von Henrik Wilhelm Peill, 1797, Film och Dannemora tingslags häradsrätt, SE/ULA/10249, Volym F:2, nr 99, https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0104822_00391 (04.03.2024); Wrede 2022b, S. 117–118 [ohne Quellenangabe]; Tamm 2008, S. 17 [ohne Quellenangabe].</ref> <sup>Erst im 19. Jahrhundert</sup> nahm <sup>das Herrenhaus unter</sup> [[wikidata:Q6203711|Per Adolf Tamm]] <sup>eine umfangreiche Kunstsammlung auf, die unter dem Namen „Österbysamlingen“ [link] einige Bekanntheit erlangte.</sup>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
Die engen Verbindungen der Familie Grill zur [https://sv.wikipedia.org/wiki/Svenska_Ostindiska_Companiet Ostindien-Kompagnie] hatten zweifelsohne direkten Einfluss auf die Ausstattung ihrer Anwesen, ermöglichten sie schließlich einen direkten Zugang zu ostasiatischer Importware. Über mehrere Generationen hinweg waren diverse Familienmitglieder eng mit der Kompagnie verbunden, darunter insbesondere [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Claes], [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13199 Johan Abraham] und ihr Neffe [[wikidata:Q5771761|Jean Abraham Grill]] – letzterer war für verschiedene europäische Handelshäuser tätig und verbrachte mehrere Jahre im chinesischen Kanton. In [https://sv.wikipedia.org/wiki/Godeg%C3%A5rds_bruk Godegård], 1775 von Jean Abraham erworben, hingen die beiden erwähnten Pastellporträts des Ehepaars Claes und Anna Johanna Grill von Lundberg umgeben von acht chinesischen Malereien auf Reispapier mit Landschaften und Gebäuden sowie weiteren kleinen Gemälden mit chinesischen Motiven.<ref>Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 23.</ref> In [https://sv.wikipedia.org/wiki/Svindersvik Svindersvik], in den 1740er Jahren als Sommerresidenz für Claes Grill entstanden, befanden sich in einem Raum chinesische Reispapiertapeten mit Blumen- und Vogelmotiven (Abb. 66).<ref>Vgl. https://www.europeana.eu/de/item/91625/nomu_photo_NMA0033867 (12.03.2024).</ref> Hervorzuheben ist zudem ein im Auftrag der Grills entstandenes chinesisches Porzellanservice mit Wappen und Monogrammen, dessen ornamentales Muster [[wikidata:Q1685510|Jean-Eric Rehn]] zugeschrieben wird (Abb. 140).<ref>Als potentielle Auftraggeber:innen gelten Claes und Anna Johanna Grill oder ihr Sohn Adolf Ulrik und Anna Johanna Grill; die Datierungen changieren zwischen den 1750er und den 1780er Jahren. Einzelne Objekte befinden sich im Nationalmuseum, vgl. INV NMK 4/2019, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=226090&viewType=detailView (04.03.2024); INV NMK 5/2019, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=226102&viewType=detailView (04.03.2024); INV NMK 33/1952, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=2273&viewType=detailView (04.03.2024). Siehe auch Karlsson/Ernstell 2019, S. 24; Anm. 5, S. 26.</ref> Für Österbybruk sind indes keine direkten chinesischen Einflüsse auf die Ausstattung überliefert.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
== Bedienstetenwohnung ==
[[Datei:141. Österbybruk, Bedienstetenwohnung im Zwischengeschoss.webp|mini|Abb. 141 Österbybruk, Bedienstetenwohnung im Zwischengeschoss]]
In einem Zwischengeschoss, das auf halbem Weg in das Obergeschoss von einem Treppenabsatz erreicht werden kann, liegt eine zweiräumige Bedienstetenwohnung (Abb. 141, 142). Die kleinen Räume sind mit niedrigen Decken und kleinen Fenstern auf Bodenhöhe zur Hofseite sowie im ersten Raum zu dem dahinter liegenden Korridor im Erdgeschoss versehen. Beide Räume sind zudem mit vermutlich aus der Entstehungszeit datierenden, einfachen Kachelöfen ausgestattet, die der niedrigen Raumhöhe angepasst wurden und darin eine echte Rarität darstellen. Es handelte sich vermutlich um die Wohnräume eines leitenden Bediensteten, der sich von diesem Standort aus schnell in alle wichtigen Bereiche des Hauses bewegen konnte. Zugleich stellte eine beheizbare Zweiraumwohnung im Herrenhaus in der Zeit ohne Zweifel eine äußerst luxuriöse und komfortable Wohnsituation für einen Bediensteten dar. Aus heutiger Perspektive bietet sich hier ein wertvoller Einblick in die Bedingungen des Lebens des im Herrenhaus arbeitenden und lebenden Dienstpersonals.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
== Kellergeschoss ==
Das Gebäude des Herrenhauses ist auf ganzer Länge unterkellert, wobei sich unter der heute seitlich der Orangerie liegenden Terrasse ein Kellerbereich des zuvor näher am ''Herrgårdsdammen'' stehenden Vorgängerbaus erhalten hat. In der Steinmauer, welche die Terrasse stützt, befindet sich ein Zugang in diesen alten, schmaleren Teil (Abb. 16, 143), der sich mit grob behauenen Steinen sichtbar von dem im Zuge des Neubaus in den 1760er Jahren entstandenen Keller absetzt. Auch in den bereits unter der Orangerie liegenden Räumen wurden offenbar Teile der alten Mauern verwendet, wie an den großen, grob behauenen Steinen abzulesen ist (Abb. 144, 145).
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:145. Österbybruk, Keller.webp|<small>Abb. 145 Österbybruk, Keller<small>
Datei:144. Österbybruk, Keller.webp|<small>Abb. 144 Österbybruk, Keller<small></gallery>
Das gesamte Kellergeschoss ist in einem vermutlich aus der Bauzeit stammenden Plan festgehalten (Abb. 83). Es besaß eine Reihe von kleinen, rechteckigen Öffnungen, die von außen im Steinsockel unter den großen Fenstern des Gebäudes sichtbar und heute mehrheitlich erhalten sind (Abb. 80). Auch im Grundriss des Kellers sind sie eigenzeichnet. Jene Öffnungen, welche die Zufuhr von Frischluft und wenig Tageslicht garantierten, konnten mit einer oben abgerundeten Eisenklappe verschlossen werden. Das Material hielt nicht nur einer längeren Schneedecke stand, sondern erklärt sich vermutlich auch über das vor Ort verfügbare Eisen. In der Fassade unterstrichen die Klappen die Rhythmisierung über die Fenster.
[[Datei:83. Österbybruk, Grundriss des Kellergeschosses.webp|mini|Abb. 83 Österbybruk, Grundriss des Kellergeschosses, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]]


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
Die räumliche Unterteilung des Kellers orientiert sich mit den tragenden Wänden in etwa an jener des Erdgeschosses. Neben dem erwähnten Zugang unter der Terrasse gibt es einen weiteren direkten Zugang an der westlichen Stirnseite des Gebäudes – hier in Form einer kleinen Treppe – sowie insgesamt drei Treppen, die Verbindungen innerhalb des Hauses schufen. Die größte Treppe befindet sich zentral unter jener in das Obergeschoss und wird von einem kleinen Korridor betreten, der vom Vestibül bis in die Küche des Seitenflügels führt (Abb. 146). Zwei weitere kleine, heute nicht mehr genutzte Treppen liegen in den jeweiligen Seitenflügeln, wo sie in die Eingangsräume führen. Während in der Orangerie der direkte Zugang in erster Linie das Befeuern des im Keller installierten Heizsystems [link] vereinfachte, wurde der Bereich unter dem westlichen Seitenflügel vermutlich auch zur Lagerung von Nahrungsmitteln für die Küche genutzt. Die dortige kleine Treppe führte in den Eingangsbereich, der wiederum einen direkten Zugang zur Küche besaß. Die beiden äußeren Zugänge an den Stirnseiten des Gebäudes dienten zweifelsohne auch der praktikablen Belieferung des Kellers und der einfachen Zirkulation beispielsweise von Brennmaterial.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
== Dachstuhl ==
Die Haupttreppe in Österbybruk führt weiter bis in den Dachstuhl, der auf ganzer Länge des Hauses nahezu ohne Unterteilungen erhalten ist. (Abb. 147, 148) Es erscheint folglich unwahrscheinlich, dass sich hier einst Kammern beispielsweise für die Dienerschaft befanden. Der Dachstuhl zieht sich bis in den kuppelähnlichen Aufsatz des Daches, wo er beidseitig mit einem Rundfenster (Abb. 149, 150) versehen ist, das an der Gartenfassade Teil des Giebels und an der Hoffassade in das Dach eingelassen ist. Weitere Gaubenfenster – je eins an den Stirnseiten und zwei weitere an der Längsseite zum Garten – lassen begrenztes Tageslicht ein. Es ist zu vermuten, dass der Dachstuhl in großen Teilen aus dem 18. Jahrhundert stammt, da zahlreiche Balken keine maschinelle Bearbeitung aufweisen. Unter den heute auf dem Dachboden gelagerten Objekten finden sich eventuell noch einige Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert: So ist beispielsweise ein Billardtisch erhalten, der wahrscheinlich einst in dem entsprechend bezeichneten Raum im ersten Obergeschoss stand.
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:149. Österbybruk, Rundfenster im Dachgeschoss.webp|<small>Abb. 149 Österbybruk, Rundfenster im Dachgeschoss mit Blick zur Hofseite<small>
Datei:150. Österbybruk, Rundfenster im Dachgeschoss.webp|<small>Abb. 150 Österbybruk, Rundfenster im Dachgeschoss mit Blick zur Gartenseite<small></gallery>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
|[[Datei:81. Österbybruk, Stirnseite des östlichen Seitenflügels.webp|mini|Abb. 81 Österbybruk, Stirnseite des östlichen Seitenflügels  ]][[Datei:94. Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses (Westflügel).webp|mini|Abb. 94 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses, Ausschnitt: Westflügel, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]][[Datei:95. Österbybruk, Küche.webp|mini|Abb. 95 Österbybruk, Küche im Westflügel des Erdgeschosses ]][[Datei:96. Österbybruk, Küche.webp|mini|Abb. 96 Österbybruk, Küche im Westflügel des Erdgeschosses ]][[Datei:97. Österbybruk, Iristapete im Erdgeschoss.webp|mini|Abb. 97 Österbybruk, Reste einer Iristapete im Erdgeschoss, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (?)]][[Datei:266. Jean-Charles Delafosse, Nouvelle iconologie historique (...), 1768.webp|mini|Abb. 266 Graphische Vorlage für eine Tür, aus: Jean-Charles Delafosse, Nouvelle iconologie historique ou attributs hiéroglyphiques (...), Paris 1768, Blatt 57, Bibliothèque Nationale de France]][[Datei:101. Österbybruk, Vestibül.webp|mini|Abb. 101 Österbybruk, Vestibül]][[Datei:102. Österbybruk, Gartensaal im Erdgeschoss.webp|mini|Abb. 102 Österbybruk, Gartensaal im Erdgeschoss]][[Datei:103. Österbybruk, Gartensaal im Erdgeschoss .webp|mini|Abb. 103 Österbybruk, Gartensaal im Erdgeschoss]][[Datei:104. Österbybruk, Tür im Gartensaal.webp|mini|Abb. 104 Österbybruk, Tür im Gartensaal]][[Datei:108. Österbybruk, Sängkammare (Schlafzimmer) des Hausherrn im Erdgeschoss.webp|mini|Abb. 108 Österbybruk, ''Sängkammare'' (Schlafzimmer) des Hausherrn im Erdgeschoss]][[Datei:114. Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement der Hausherrin .webp|mini|Abb. 114 Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement der Hausherrin]][[Datei:115. Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement der Hausherrin, Supraporte.webp|mini|Abb. 115 Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement der Hausherrin, Supraporte]][[Datei:117. Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite.webp|mini|Abb. 117 Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite]][[Datei:121. Österbybruk, Ofen im ersten Obergeschoss.webp|mini|Abb. 121 Österbybruk, Ofen im ersten Obergeschoss]][[Datei:122. Österbybruk, Ofen im Erdgeschoss.webp|mini|Abb. 122 Österbybruk, Ofen im Erdgeschoss]][[Datei:248. Österbybruk, Innenraum, Photographie 1916.webp|mini|Abb. 248 Österbybruk, Innenraum, Photographie 1916, Arvid Gumaelius arkiv / Tekniska museet (AG-K1-1)]][[Datei:133. Lorens Gottman, Förvaltarebyggningen, Österby, um 1760.webp|mini|Abb. 133 Lorens Gottman, Förvaltarebyggningen, Österby, um 1760]][[Datei:134. Lorens Gottman, Herrgårdsmasugnen o. Herrgårdshammaren, Österby, um 1760.webp|mini|Abb. 134 Lorens Gottman, Herrgårdsmasugnen o. Herrgårdshammaren, Österby, um 1760]][[Datei:55. Claes Grill.webp|mini|Abb. 55 Gustav Lundberg, Claes Grill (1705–1767), Pastell auf Papier, 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2740, Foto: Anna Danielsson / Nationalmuseum]][[Datei:136. Anna Johanna Grill.webp|mini|Abb. 136 Gustav Lundberg, Anna Johanna Grill (1720–1778), Pastell auf Papier, 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2741, Foto: Anna Danielsson / Nationalmuseum]][[Datei:137. Alexander Roslin, The Artist and his wife Marie Suzanne Giroust painting the portrait of Henrik Wilhelm Peill, 1767.webp|mini|Abb. 137 Alexander Roslin, The Artist and his wife Marie Suzanne Giroust painting the portrait of Henrik Wilhelm Peill, 1767, Öl auf Leinwand, 131 x 98,5 cm, Nationalmuseum Stockholm INV NM 7141, Foto: Anna Danielsson / Nationalmuseum]][[Datei:138. Alexander Roslin, Die Witwe Anna Johanna Grill mit Sohn und Tochter, um 1775.webp|mini|Abb. 138 Alexander Roslin, Die Witwe Anna Johanna Grill mit Sohn und Tochter, um 1775, Öl auf Leinwand, 131 x 100 cm, Göteborgs Konstmuseum, INV GKM 1027]][[Datei:66. Svindersvik.webp|mini|Abb. 66 Svindersvik, interiör Kinesiska tapeter som delvis varit dolda av väggspeglar, Nordiska museet, Photo: Mats Landin, DigitaltMuseum]][[Datei:140. Terrine, chinesische Keramik, um 1730–1740.webp|mini|Abb. 140 Terrine, chinesische Keramik, um 1730–1740, Nationalmuseum Stockholm, INV NMK 4/2019, Foto: Linn Ahlgren ]][[Datei:142. Österbybruk, Bedienstetenwohnung im Zwischengeschoss.webp|mini|Abb. 142 Österbybruk, Bedienstetenwohnung im Zwischengeschoss]][[Datei:16. Österbybruk, Eingang in den Keller.webp|mini|Abb. 16 Österbybruk, Eingang in den Keller unterhalb der Terrasse]][[Datei:143. Österbybruk, Keller unterhalb der Terrasse.webp|mini|Abb. 143 Österbybruk, Keller unterhalb der Terrasse]][[Datei:80. Österbybruk, Eisenklappe.webp|mini|Abb. 80 Österbybruk, Eisenklappe vor einer Kelleröffnung]][[Datei:146. Österbybruk, Kellertreppe.webp|mini|Abb. 146 Österbybruk, Kellertreppe]][[Datei:147. Österbybruk, Dachgeschoss.webp|mini|Abb. 147 Österbybruk, Dachgeschoss]][[Datei:148. Österbybruk, Dachgeschoss .webp|mini|Abb. 148 Österbybruk, Dachgeschoss ]]
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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===== Einzelnachweise =====
 
# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
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<references />
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Aktuelle Version vom 5. März 2025, 12:02 Uhr

Corps-de-Logis

Der Grundriss des Corps-de-Logis, von dem eine Zeichnung mit eingetragenen Raumbezeichnungen aus der Entstehungszeit vorliegt (Abb. 84), entspricht einem um die Mitte des 18. Jahrhunderts insbesondere von Carl Hårleman geprägten Typus, der sich direkt von einer französischen maison de plaisance ableitete.[1] Die Änderungen von Erik Palmstedt an Elias Kesslers Entwürfen betrafen in geringem Maße auch den Grundriss des Erdgeschosses, wo das Vestibül zu einem offenen Raum ohne Trennwände vergrößert wurde (Abb. 1).[2] Von der Hofseite betrat man das Vestibül mit seitlich angrenzender Treppe zum Obergeschoss. Eine Tür führte weiter in einen großen Saal mit Zugang zum Garten. Beide Räume beschreiben eine zentrale Achse in der Mitte des Gebäudes (Abb. 253), die im Außenraum weitergeführt wird. Beidseitig des großen Saals gehen auf der Gartenseite jeweils zwei Räume ab, die eine durchgehende Enfilade formen und dem Hausherrn und der Hausherrin zu Wohn- und Repräsentationszwecken dienten. Benannt sind sie jeweils mit Förmak und Sängkammare. Auf dem genannten Plan wird die Enfilade auf der Gartenseite nicht in die Seitenflügel weitergeführt, wie heute der Fall – diese Öffnungen datieren aus den 1820er Jahren. Auf der Hofseite wurden die Appartements durch kleinere, funktionale Räumlichkeiten ergänzt, darunter Cabinets und Garderoben sowie ein Korridor in die noch erhaltene Küche im westlichen Flügel.[3] Auf halbem Weg ins Obergeschoss findet sich auf der Treppe ein Zugang in ein Zwischengeschoss mit einer kleinen, zweiräumigen Bedienstetenwohnung. Im Obergeschoss (Abb. 85) lag zentral eine breite und helle Diele mit Zugang zum Balkon. Die Räume ordneten sich ansonsten um einen schmalen Korridor an, der das Geschoss auf seiner ganzen Länge teilte und eine bequemere Zirkulation zwischen den Räumen ermöglichte. Verwiesen ist damit auf deren vermutlich weniger repräsentativ konnotierte Funktion. Zum Garten situierten sich größere Räume in einer Enfilade, deren Türen indes nur einflügelig und der Repräsentationsgrad im Verhältnis zum Erdgeschoss zurückgenommen ist. Zentral lag ein Billardsaal, dessen Funktion bereits 1781 in einem Reisebericht von Filip Bernhard Hebbe sowie auf dem genannten Grundriss genannt ist.[4] Somit ist auch hier auf eine durchaus gesellige Nutzung der Räume verwiesen, verrät zudem die einzige erhaltene Wandausstattung in einem kleinen Raum am Endpunkt des Korridors (Abb. 92) eine offenbar einst auch im Obergeschoss vorhandene aufwendigere Gestaltung. Die meisten Räume dienten vermutlich als Gästeräume oder hatten variable Funktionen, die indes nicht mit einer privaten Zurückgezogenheit gefasst werden können.[5]

In den beliebten Musterbüchern für Gutsanlagen und Herrenhäuser des Militärs und Architekturschriftstellers Carl Wijnbladh, die einen hohen Einfluss auf die Privatbauten in der zweiten Hälfte des schwedischen 18. Jahrhundert hatten, findet sich ein Österbybruk nicht unähnlicher Entwurf (Abb. 93), so in der Anlage von Vestibül und Saal, seitlich gelegener Treppe mit dahinter platziertem Korridor und gartenseitiger Enfilade.[6]

Abb. 93 Carl Wijnbladh, Entwurf für ein Herrenhaus, in: Byggningskonsten, Vol. 1, Stockholm 1755, Plate 9r.

In den 1760er Jahren hatte sich vielerorts bereits eine von Österbybruk abweichende Raumaufteilung durchgesetzt, welche die Verlegung der Wohn- und Repräsentationsräume in das Obergeschoss vorsah, so insbesondere in den Bauten von Hårlemans Nachfolger Jean-Eric Rehn. Eine wesentliche Rolle spielten dabei vermutlich die schwedischen klimatischen Verhältnisse, die – im Vergleich zu Frankreich – die gesuchte Nähe zum Garten und der umgebenden Natur erschwerten. Mit den Wohnräumen im besser zu heizendem Obergeschoss veränderten sich auch die Fassaden hinsichtlich Raumhöhen und Fenstergrößen, was zu einem wesentlichen Charakteristikum der gustavianischen Architektur wurde.[7]

Abb. 84 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 1 Erik Palmstedt, Entwurf für Österbybruk, 1776, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 253 Österbybruk, Blick von der Eingangstür bis in den Garten
Abb. 85 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 92 Österbybruk, Wandgestaltung zur Hofseite im ersten Obergeschoss

Seitenflügel

In den heute modernisierten Seitenflügeln orientierte sich der Grundriss an den jeweiligen Funktionen: In den beiden exakt gleich dimensionierten Eingangsbereichen lagen Treppen in das Kellergeschoss und führten Türen in die umliegenden Räume, die im Osten die Orangerie und im Westen ein Gewächshaus, eine große Küche und Wohnräume des Gärtners aufnahmen.

Ostflügel: siehe Orangerie

Westflügel

Im Westflügel (Abb. 81, 94) führte eine Tür aus einem kleinen Eingangsbereich in ein Gewächshaus zur Gartenseite sowie eine weitere in eine hofseitig gelegene große Küche, der rückseitig eine Speisekammer zugeordnet war. Die Küche konnte auch aus dem Haupthaus über einen Korridor betreten werden, so dass sich die repräsentativen Räumlichkeiten schnell erreichen ließen. Erhalten hat sich ein großer aufgemauerter Feuerherd, der von einem ebenso massiven Rauchfang mit Gesims überspannt wird. Erst im Jahr 2023 wurde die Küche als Ausstellungsraum geöffnet. (Abb. 95, 96) Von der kleinen Diele ließ sich ein Gewächshaus betreten, das einen heute nicht mehr vorhandenen Ausgang in den Garten hatte. Am äußeren Ende des Gebäudes lag schließlich die Wohnung des Gärtners – als solche im Grundriss ausgewiesen – mit zwei Räumen zum Garten und einer Küche zum Hof. Die Wohnung wurde von der Stirnseite des Gebäudes über eine kleine Diele betreten. Erstaunlicherweise sind auf dem Grundriss keine Durchgänge zu Gewächshaus oder Küche vorgesehen. Inwieweit dies tatsächlich so umgesetzt wurde, ist aufgrund späterer Eingriffe nicht zu klären.

Innenausstattung des Corps-de-Logis

Während sich der Grundriss in Österbybruk heute in seiner weitgehend ursprünglichen Form erhalten hat, ist die ab circa 1780 ausgeführte Innenausstattung nur teilweise vorhanden und wurde vermutlich unter Tamm ab den 1820er Jahren umfassenden Veränderungen unterzogen. [8] Aus der Entstehungszeit ist der Kauf von 1378 Ellen Tapete[9] überliefert, von der sich jedoch keine Spuren erhalten haben. Auch die unter Per Adolf Tamm in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermutlich erneuerten Tapeten sind heute mehrheitlich nicht mehr vorhanden – nur in einem hofseitigen Raum im Erdgeschoss finden sich Reste einer Iristapete (Abb. 97), die ab den 1820er Jahren auf dem Markt war. Diese Art Tapete erreichte durch eine subtile Farbnuancierung mit grünem stilisiertem Blattwerk auf grauem Grund ein effektvolles Farbspiel. Vermutlich wurde Schweinfurter oder Scheeles Grün verwendet, das jedoch aufgrund des Zusatzes von Arsen giftig war.[10] Ihre Anbringung in einem untergeordneten Raum zur Hofseite verweist auf den hohen Anspruch der Innenausstattung unter Per Adolf Tamm. Aus dem 18. Jahrhundert haben sich einige Elemente der wandfesten Ausstattung erhalten. Dazu zählt vermutlich auch die zentrale zweiflügelige und kassettierte Eingangstür mit aufwendiger Ornamentgestaltung (Abb. 254, 255): Im oberen Teil alternieren Schild- mit Perlenmotiven; darunter rahmt eine große Schleife eine Rosette, an der ein stilisiertes Eichenlaubbündel hängt. Die hier aufgenommene Formensprache ist für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts durchaus typisch und findet sich in zahlreichen Variationen in graphischen Vorlagen (Abb. 266).

Im Vestibül (Abb. 98–101) konnten an der Decke Teile einer einstigen Bemalung freigelegt werden, die mit stilisierten Greifen, Füllhörnern, Medaillon und Maske einem typischen klassizierenden Schema folgt und verbreitete antikisierende Formen aufgreift. Auch diese Ornamentik war in zeitgenössischer Vorlagegraphik vielfach variiert worden. Auch die Wand besaß einst eine dekorative Malerei, die vollständig in Form von gelb-rot-blauen Rahmungen um blau-grüne Felder rekonstruiert worden ist.[11] Im großen Saal zum Garten gliedern kannelierte Pilaster die Wände und schmücken große, halbrunde Supraporten mit geschnitztem Stuck die vier Türen (Abb. 102–105). Restauratorisch freigelegte Motive an der Wand lassen auch hier auf eine einst existierende Wandausstattung schließen (Abb. 106).

Alle Supraporten zeigen dasselbe Motiv einer Rosette, die von Akanthusranken umfangen wird, sowie weitere Blumen- und Girlanden-Motive. Vermutlich waren diese Flachreliefs einst vergoldet. Das Rosettenmotiv wird auch in den ebenfalls als Flachrelief ausgeführten, im Aufwand jedoch etwas zurückgenommenen Supraporten in den jeweiligen sängkammare der Enfilade verwendet (Abb. 107–110). Beide Felder über dem Türstock zeigen hier florale Motive, die von einer zentralen Rosette auslaufen – in jenem der Hausherrin Eichenranken, in jenem des Hausherrn Akanthusranken. Das Rosettenmotiv erscheint erneut in einem Fries unter dem Türstock.

In den vom Salon abgehenden Vorzimmern zeigen die Supraporten jeweils eine sich ähnelnde gemalte Komposition mit einer Urne vor einem Ausblick in den Himmel, dessen Illusionismus durch die Darstellung fingierter, kassettierter Innenseiten verstärkt wird. Im Vorzimmer der Hausherrin wurde der Hintergrund weiß übermalt, war jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nach demselben Prinzip gestaltet. Beide Supraporten sind mit demselben skulptierten Fries unterfangen (Abb. 4, 112–115).

Jene gemalten Supraporten tragen die Handschrift Jean-Eric Rehns, der in Form und Motiv ähnliche Kompositionen in den 1760er Jahren für einige Supraporten im Herrenhaus von Erstavik umsetzte, wofür sich ein Entwurf erhalten hat (Abb. 116).[12]

Abb. 116 Jean-Eric Rehn (zugeschrieben), Entwurf für einen Salon in Erstavik, 26,9 x 44 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH 816/1995, Foto: Cecilia Heisser / Nationalmuseum

Lundgren wies darüber hinaus auf stilistische Parallelen zu den rundbogigen Supraporten im Saal von Övedskloster hin, die ebenfalls von Jean-Eric Rehn entworfen wurden.[13] Seine Anwesenheit in Österbybruk erscheint folglich überaus wahrscheinlich. Dass auch im Obergeschoss eine aufwendige Ausstattung vorhanden war, lässt die einzige originale Gestaltung eines kleinen Raumes zur Hofseite vermuten (Abb. 117–120): Trotz seiner wenig exponierten Lage am Ende des Korridors findet sich dort eine bemalte Wandtapete, die einen fingierten Goldrahmen und Blumengirlanden mit feinen Details zeigt. Vermutlich hingen in den großen, heute leeren Flächen einst Gemälde oder Tapisserien. Die gemalten Rosen sind offenkundig von derselben Hand wie jene in den Supraporten im Erdgeschoss, so dass für die Ausführung von demselben Maler ausgegangen werden kann. Vermutet wurde Fredrik Wilhelm Gottman, der im ausgehenden 18. Jahrhundert vornehmlich dekorative Arbeiten in Adelspalästen und auch im Stockholmer Schloss ausführte. Sein Vater hatte das Altarbild für die brukskyrka im Vorbau des Herrenhauses geschaffen.[14]

In den Innenräumen sind zudem die im Corps-de-logis in beiden Geschossen aufgestellten 17 Kachelöfen hervorzuheben, die mindestens teilweise durch Petter Jung aus Uppsala geliefert wurden und mehrheitlich noch vor Ort sind[15] (Abb. 121, 122). Zwei weitere Öfen stammen aus der Porzellanmanufaktur Marieberg und entstanden im Auftrag von Henrik Wilhelm Peill (Abb. 128–130).

Ihre Aufstellung in den Räumen beidseitig des Saals ist in Hebbes Bericht 1781 belegt, der die Öfen explizit hervorhebt.[16] Marieberg war eine prestigeträchtige Manufaktur auf Kungsholmen in Stockholm, die 1767 mit der Herstellung von Kachelöfen begann und bereits wenige Jahre später nach ganz Schweden und darüber hinaus exportierte.[17] In der Herstellung und Bemalung der Kacheln, meist Fayencen, kamen verschiedene, ausgefeilte Techniken zur Anwendung, für die vor allem eine dicke und glänzende Zinnglasur und präzise Malereien charakteristisch waren. Neben den verbreiteten Weiß- und Blautönen wurden v.a. gelbe, grüne und violette Farben verwendet. [18] Das motivische Repertoire war vielfältig und reichte von einfach bis aufwendig, wobei die Urheber nicht bekannt sind. Äußerst beliebt waren Blumenmotive, aber auch Stichsammlungen oder Werke zeitgenössische Künstler dienten als Vorbilder für beispielsweise chinesisch inspirierte Serien, Embleme oder Ruinen.[19] Die beiden in Österbybruk erhaltenen Öfen haben Kacheln mit einer cremeweißen Glasur und einem grünen Rosenzweig mit drei rosafarbenen Blüten erhalten, von Marieberg „törnrosknoppar“ genannt.[20] Kachelöfen mit demselben Motiv haben sich heute in den Herrenhäusern Björksund[21] und in Sturehov (Abb. 131) erhalten. Letzteres war im Besitz des wichtigsten Teilhabers und Repräsentanten der Manufaktur Johan Liljencrantz, der in Sturehov eine große Anzahl an Kachelöfen aufstellen ließ.[22] Während in Österbybruk in den anderen Räumen der Enfilade heute große weiße Öfen aus dem 19. Jahrhundert stehen (Abb. 250), finden sich in den Nebenräumen von Erd- und Obergeschoss noch zahlreiche der originalen, meist blau-weiß gemusterten Kachelöfen.

Mobile Ausstattung

Die mobile Ausstattung unmittelbar nach der Errichtung des neuen Herrenhauses ist nicht dokumentiert; das erste aussagekräftige Dokument ist das Nachlassinventar von Anna Johanna Grill (III) von 1809/1810.[23] Demnach hatte ein Großteil der Räume – mit Ausnahme des großen Saals – Rollos (rullgardiner) und Gardinen aus Nesselstoff (nättelduksgardiner) vor den Fenstern. Das Mobiliar war mehrheitlich modern und aus Mahagoni, aber auch älteren Datums: So standen beispielsweise im großen Saal 30 „gammalmodiga“ Stühle, sechs Tische und ein „forte piana“, was die Empfangs-Funktion des Raumes unterstreicht.[24] Noch 1908 befanden sich zahlreiche Familienporträts aus dem 18. Jahrhundert in den Räumen (Abb. 248).[25] In dem ebenfalls bewohnten Vorbau hingen im Obergeschoss seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert vier Ölgemälde (Abb. 133–134) mit Motiven von Österbybruk von Lorens Gottman, der auch das Altarbild für die Kirche gemalt hat.[26]

Die Familie Grill hatte zahlreiche Verbindungen in die zeitgenössische Kunst- und Wissenschaftswelt. Claes Grill besaß eine der wichtigsten Kunstsammlungen seiner Zeit mit vornehmlich holländischen und zeitgenössischen schwedischen Werken[27], die indes in seinem Nachlassinventar (30. 04. 1768) mit dem Hinweis auf ein verlorenes Inventar von 1765 nicht berücksichtigt werden. Auch im Nachlass seines Halbbruders Johan Abraham Grill ist keine größere Kunstsammlung verzeichnet. Im Nachlassinventar von Anna Johanna Grill, Claes‘ Ehefrau, erscheinen 1778 insgesamt 56 Kunstwerke ohne genaue Angabe zu ihrem Aufbewahrungsort.[28] Das neue Herrenhaus in Österbybruk wurde erst zu Beginn der 1780er Jahre bezogen, als Claes und Anna Johanna Grill bereits verstorben waren – über ihre Tochter gelangten indes eventuell Werke hierher.[29] Eine entscheidende Rolle für den Aufbau einer Kunstsammlung spielte ohne Zweifel Henrik Wilhelm Peill, der enge Kontakte in künstlerische Kreise pflegte und zudem ein Neffe des Wiener Hofmalers Martin Meytens dem Jüngeren (1695-1770) war. Letzterer vererbte ihm 1770 einige seiner Gemälde.[30]

Insbesondere die Porträtmaler Gustav Lundberg und Alexander Roslin bewegten sich im Umkreis der Grill-Familie und waren mit zahlreichen Aufträgen für sie tätig. Gustaf Lundberg hatte nach einer Ausbildung bei David von Krafft über 25 Jahre erfolgreich in Paris gearbeitet, kehrte jedoch 1745 nach Stockholm zurück und zählte dort bald zu den wichtigsten Hofmalern. In der Österby-Sammlung befanden sich sieben Pastelle von seiner Hand, die zwischen 1755 und 1775 entstanden waren. Lundberg unterhielt offenbar enge Kontakte zu den Grills, die er in Söderfors und Österby besuchte. Desgleichen hielt er sich bei den Tessins auf Åkerö auf, wo die Familien Grill und Peill ebenfalls regelmäßig anwesend waren. Porträts existieren – teils in mehreren Versionen – von Claes und Anna Johanna Grill[31] (Abb. 55, 136), von Johan Abraham und Kristina Elisabeth Grill[32], außerdem von Adolph Ulric Grill[33] sowie Anna Johanna Grill und Henrik Wilhelm Peill[34]. Manche waren vermutlich anlässlich von Eheschließungen entstanden. Die Pastellorträts des Ehepaars Grill befanden sich in Godegård, das ab 1775 im Besitz von Jean Abraham Grill, einem Neffen von Claes Grill, war.[35] Bei Lundbergs Tod 1786 trat Henrik Wilhelm Peill als Testamentsvollstrecker auf, was auf die enge Verbindung der Familien verweist.[36]

Alexander Roslin lebte ab den 1750er Jahren hauptsächlich in Paris, wo er sich als Porträtmaler etablierte, Mitglied der Akademie wurde, eine Wohnung im Louvre und Zugang zum französischen Hof erhielt. Zur Familie Grill pflegte er dennoch weiterhin eine enge Verbindung. Henrik Wilhelm Peill wohnte während eines Paris-Aufenthalts 1766–1767 sogar zeitweise bei Roslin. Während seiner Aufenthalte in Schweden führte Roslin Aufträge nahezu ausschließlich für das Königshaus aus, machte für die Familie Grill jedoch einige Ausnahmen. Im Jahr 1767 entstand ein Selbstporträt des Malers mit seiner Frau, der Künstlerin Marie-Suzanne Giroust, die in der Arbeit an einem prominent im Bild platzierten Porträt von Peill gezeigt ist. Links im Bild sind auf einer Schatulle zwei kaum erkennbare Porträts erkennbar, vermutlich die künftige Frau Peills Anna Johanna Grill und ihre Mutter (Abb. 137).[37] Ein Porträt von Anna Johanna Grill (III) entstand 1775[38] und etwa zur selben Zeit schuf Roslin ein Familienporträt der verwitweten Anna Johanna Grill (I) mit ihren Kindern Anna Johanna und Adolf Ulrik (Abb. 138).[39] Der verstorbene Claes Grill ist über ein Porträt von Gustav Lundberg als Bild im Bild im Hintergrund präsent. Das Gemälde entstand als Pendant zu einem Porträt von Carlos Grill, seiner Frau Hendrijna Meytens und ihrer Tochter Anna Johanna von Martin Meytens dem Jüngeren (1695-1770) [40], seines Zeichens Wiener Hofmaler und Onkel von Henrik Wilhelm Peill, dem er 1770 einige seiner Gemälde vererbte.[41] In Grillschem Besitz befand sich von Alexander Roslin außerdem das Gemälde der Dame mit dem Schleier (1768) (Abb. 139), ein Porträt seiner Frau Marie Suzanne Giroust, das 1769 in Paris ausgestellt worden war und in Österbybruk aufbewahrt wurde.[42]

Abb. 139 Alexander Roslin, Die Dame mit dem Schleier, 1768, Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NM 4098, Foto: Linn Ahlgren

Anna Johanna Grill (II) und Henrik Wilhelm Peill waren auch im Besitz der Verschwörung des Claudius Civilis von Rembrandt,[43] das einst der in Amsterdam ansässigen Verwandten Sophia Grill gehört hatte und vermutlich 1666 in ihren Besitz gelangte. [44] Das Gemälde, bereits aufgeführt im Nachlassinventar von Anna Johanna Grill (I)[45], befand sich jedoch vermutlich in Stockholm. In Österbybruk scheinen Ende des 18. Jahrhunderts kaum bedeutungsvolle Gemälde aufbewahrt worden zu sein – dies zumindest legt das Nachlassinventar von Henrik Wilhelm Peill aus dem Jahr 1797 nahe.[46] Erst im 19. Jahrhundert nahm das Herrenhaus unter Per Adolf Tamm eine umfangreiche Kunstsammlung auf, die unter dem Namen „Österbysamlingen“ [link] einige Bekanntheit erlangte.

Die engen Verbindungen der Familie Grill zur Ostindien-Kompagnie hatten zweifelsohne direkten Einfluss auf die Ausstattung ihrer Anwesen, ermöglichten sie schließlich einen direkten Zugang zu ostasiatischer Importware. Über mehrere Generationen hinweg waren diverse Familienmitglieder eng mit der Kompagnie verbunden, darunter insbesondere Claes, Johan Abraham und ihr Neffe Jean Abraham Grill – letzterer war für verschiedene europäische Handelshäuser tätig und verbrachte mehrere Jahre im chinesischen Kanton. In Godegård, 1775 von Jean Abraham erworben, hingen die beiden erwähnten Pastellporträts des Ehepaars Claes und Anna Johanna Grill von Lundberg umgeben von acht chinesischen Malereien auf Reispapier mit Landschaften und Gebäuden sowie weiteren kleinen Gemälden mit chinesischen Motiven.[47] In Svindersvik, in den 1740er Jahren als Sommerresidenz für Claes Grill entstanden, befanden sich in einem Raum chinesische Reispapiertapeten mit Blumen- und Vogelmotiven (Abb. 66).[48] Hervorzuheben ist zudem ein im Auftrag der Grills entstandenes chinesisches Porzellanservice mit Wappen und Monogrammen, dessen ornamentales Muster Jean-Eric Rehn zugeschrieben wird (Abb. 140).[49] Für Österbybruk sind indes keine direkten chinesischen Einflüsse auf die Ausstattung überliefert.

Bedienstetenwohnung

Abb. 141 Österbybruk, Bedienstetenwohnung im Zwischengeschoss

In einem Zwischengeschoss, das auf halbem Weg in das Obergeschoss von einem Treppenabsatz erreicht werden kann, liegt eine zweiräumige Bedienstetenwohnung (Abb. 141, 142). Die kleinen Räume sind mit niedrigen Decken und kleinen Fenstern auf Bodenhöhe zur Hofseite sowie im ersten Raum zu dem dahinter liegenden Korridor im Erdgeschoss versehen. Beide Räume sind zudem mit vermutlich aus der Entstehungszeit datierenden, einfachen Kachelöfen ausgestattet, die der niedrigen Raumhöhe angepasst wurden und darin eine echte Rarität darstellen. Es handelte sich vermutlich um die Wohnräume eines leitenden Bediensteten, der sich von diesem Standort aus schnell in alle wichtigen Bereiche des Hauses bewegen konnte. Zugleich stellte eine beheizbare Zweiraumwohnung im Herrenhaus in der Zeit ohne Zweifel eine äußerst luxuriöse und komfortable Wohnsituation für einen Bediensteten dar. Aus heutiger Perspektive bietet sich hier ein wertvoller Einblick in die Bedingungen des Lebens des im Herrenhaus arbeitenden und lebenden Dienstpersonals.

Kellergeschoss

Das Gebäude des Herrenhauses ist auf ganzer Länge unterkellert, wobei sich unter der heute seitlich der Orangerie liegenden Terrasse ein Kellerbereich des zuvor näher am Herrgårdsdammen stehenden Vorgängerbaus erhalten hat. In der Steinmauer, welche die Terrasse stützt, befindet sich ein Zugang in diesen alten, schmaleren Teil (Abb. 16, 143), der sich mit grob behauenen Steinen sichtbar von dem im Zuge des Neubaus in den 1760er Jahren entstandenen Keller absetzt. Auch in den bereits unter der Orangerie liegenden Räumen wurden offenbar Teile der alten Mauern verwendet, wie an den großen, grob behauenen Steinen abzulesen ist (Abb. 144, 145).

Das gesamte Kellergeschoss ist in einem vermutlich aus der Bauzeit stammenden Plan festgehalten (Abb. 83). Es besaß eine Reihe von kleinen, rechteckigen Öffnungen, die von außen im Steinsockel unter den großen Fenstern des Gebäudes sichtbar und heute mehrheitlich erhalten sind (Abb. 80). Auch im Grundriss des Kellers sind sie eigenzeichnet. Jene Öffnungen, welche die Zufuhr von Frischluft und wenig Tageslicht garantierten, konnten mit einer oben abgerundeten Eisenklappe verschlossen werden. Das Material hielt nicht nur einer längeren Schneedecke stand, sondern erklärt sich vermutlich auch über das vor Ort verfügbare Eisen. In der Fassade unterstrichen die Klappen die Rhythmisierung über die Fenster.

Abb. 83 Österbybruk, Grundriss des Kellergeschosses, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I

Die räumliche Unterteilung des Kellers orientiert sich mit den tragenden Wänden in etwa an jener des Erdgeschosses. Neben dem erwähnten Zugang unter der Terrasse gibt es einen weiteren direkten Zugang an der westlichen Stirnseite des Gebäudes – hier in Form einer kleinen Treppe – sowie insgesamt drei Treppen, die Verbindungen innerhalb des Hauses schufen. Die größte Treppe befindet sich zentral unter jener in das Obergeschoss und wird von einem kleinen Korridor betreten, der vom Vestibül bis in die Küche des Seitenflügels führt (Abb. 146). Zwei weitere kleine, heute nicht mehr genutzte Treppen liegen in den jeweiligen Seitenflügeln, wo sie in die Eingangsräume führen. Während in der Orangerie der direkte Zugang in erster Linie das Befeuern des im Keller installierten Heizsystems [link] vereinfachte, wurde der Bereich unter dem westlichen Seitenflügel vermutlich auch zur Lagerung von Nahrungsmitteln für die Küche genutzt. Die dortige kleine Treppe führte in den Eingangsbereich, der wiederum einen direkten Zugang zur Küche besaß. Die beiden äußeren Zugänge an den Stirnseiten des Gebäudes dienten zweifelsohne auch der praktikablen Belieferung des Kellers und der einfachen Zirkulation beispielsweise von Brennmaterial.

Dachstuhl

Die Haupttreppe in Österbybruk führt weiter bis in den Dachstuhl, der auf ganzer Länge des Hauses nahezu ohne Unterteilungen erhalten ist. (Abb. 147, 148) Es erscheint folglich unwahrscheinlich, dass sich hier einst Kammern beispielsweise für die Dienerschaft befanden. Der Dachstuhl zieht sich bis in den kuppelähnlichen Aufsatz des Daches, wo er beidseitig mit einem Rundfenster (Abb. 149, 150) versehen ist, das an der Gartenfassade Teil des Giebels und an der Hoffassade in das Dach eingelassen ist. Weitere Gaubenfenster – je eins an den Stirnseiten und zwei weitere an der Längsseite zum Garten – lassen begrenztes Tageslicht ein. Es ist zu vermuten, dass der Dachstuhl in großen Teilen aus dem 18. Jahrhundert stammt, da zahlreiche Balken keine maschinelle Bearbeitung aufweisen. Unter den heute auf dem Dachboden gelagerten Objekten finden sich eventuell noch einige Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert: So ist beispielsweise ein Billardtisch erhalten, der wahrscheinlich einst in dem entsprechend bezeichneten Raum im ersten Obergeschoss stand.

Abb. 81 Österbybruk, Stirnseite des östlichen Seitenflügels
Abb. 94 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses, Ausschnitt: Westflügel, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 95 Österbybruk, Küche im Westflügel des Erdgeschosses
Abb. 96 Österbybruk, Küche im Westflügel des Erdgeschosses
Abb. 97 Österbybruk, Reste einer Iristapete im Erdgeschoss, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (?)
Abb. 266 Graphische Vorlage für eine Tür, aus: Jean-Charles Delafosse, Nouvelle iconologie historique ou attributs hiéroglyphiques (...), Paris 1768, Blatt 57, Bibliothèque Nationale de France
Abb. 101 Österbybruk, Vestibül
Abb. 102 Österbybruk, Gartensaal im Erdgeschoss
Abb. 103 Österbybruk, Gartensaal im Erdgeschoss
Abb. 104 Österbybruk, Tür im Gartensaal
Abb. 108 Österbybruk, Sängkammare (Schlafzimmer) des Hausherrn im Erdgeschoss
Abb. 114 Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement der Hausherrin
Abb. 115 Österbybruk, Förmak (Vorzimmer) im Appartement der Hausherrin, Supraporte
Abb. 117 Österbybruk, Raum im ersten Obergeschoss zur Hofseite
Abb. 121 Österbybruk, Ofen im ersten Obergeschoss
Abb. 122 Österbybruk, Ofen im Erdgeschoss
Abb. 248 Österbybruk, Innenraum, Photographie 1916, Arvid Gumaelius arkiv / Tekniska museet (AG-K1-1)
Abb. 133 Lorens Gottman, Förvaltarebyggningen, Österby, um 1760
Abb. 134 Lorens Gottman, Herrgårdsmasugnen o. Herrgårdshammaren, Österby, um 1760
Abb. 55 Gustav Lundberg, Claes Grill (1705–1767), Pastell auf Papier, 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2740, Foto: Anna Danielsson / Nationalmuseum
Abb. 136 Gustav Lundberg, Anna Johanna Grill (1720–1778), Pastell auf Papier, 48 x 39 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2741, Foto: Anna Danielsson / Nationalmuseum
Abb. 137 Alexander Roslin, The Artist and his wife Marie Suzanne Giroust painting the portrait of Henrik Wilhelm Peill, 1767, Öl auf Leinwand, 131 x 98,5 cm, Nationalmuseum Stockholm INV NM 7141, Foto: Anna Danielsson / Nationalmuseum
Abb. 138 Alexander Roslin, Die Witwe Anna Johanna Grill mit Sohn und Tochter, um 1775, Öl auf Leinwand, 131 x 100 cm, Göteborgs Konstmuseum, INV GKM 1027
Abb. 66 Svindersvik, interiör Kinesiska tapeter som delvis varit dolda av väggspeglar, Nordiska museet, Photo: Mats Landin, DigitaltMuseum
Abb. 140 Terrine, chinesische Keramik, um 1730–1740, Nationalmuseum Stockholm, INV NMK 4/2019, Foto: Linn Ahlgren
Abb. 142 Österbybruk, Bedienstetenwohnung im Zwischengeschoss
Abb. 16 Österbybruk, Eingang in den Keller unterhalb der Terrasse
Abb. 143 Österbybruk, Keller unterhalb der Terrasse
Abb. 80 Österbybruk, Eisenklappe vor einer Kelleröffnung
Abb. 146 Österbybruk, Kellertreppe
Abb. 147 Österbybruk, Dachgeschoss
Abb. 148 Österbybruk, Dachgeschoss
  1. Vgl. Selling 1934, S. 102.
  2. Vgl. auch Lundgren 2012a, S. 6–7, mit einer Beschreibung des Grundrisses.
  3. In Upmark 1908, S. 320, wird als ähnlicher Grundriss jener des Herrenhauses Stora Väsby angeführt, das unter Carl Hårleman und anschließend Jean-Eric Rehn ab den 1750er Jahren entstand.
  4. Filip Bernhard Hebbe hat zwei Tagebücher hinterlassen, die sich 1908 im Gutsarchiv von Östanå befanden und von denen eines mehrere Reisen aus den Jahren 1781–1787 beschreibt. Vgl. Upmark 1908, S. 239; die Passage zu Österbybruk ist zitiert auf S. 324.
  5. Vgl. Upmark 1908, S. 324; Selling 1934, S. 110; Selling 1937, S. 252.
  6. Vgl. www.alvin-portal.org/alvin/imageViewer.jsf?dsId=ATTACHMENT-0106&pid=alvin-record%3A80708&dswid=-5913 (05.12.2023).
  7. Vgl. Selling 1934, S. 102–104.
  8. 1908 werden die meisten Wandgestaltungen in das 19. Jahrhundert datiert. Vgl. Upmark 1908, S. 324.
  9. Vgl. Selling 1937, S. 258; Lundgren 2012a, S. 6.
  10. Vgl. Thümmler 1998, S. 98–101; Olligs 1969, S. 45; Lundgren 2012a, S. 34–35.
  11. Vgl. Lundgren 20 12a, S. 38.
  12. Vgl. Lundgren 2012a, S. 49–50. Hier auch eine Fotomontage mit Wiederherstellung des übermalten Hintergrunds (S. 50). Zu dem vermutlich von Rehn stammenden Entwurf siehe Erstavik, salong, ohne Zuschreibung, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH 816/1995, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=179978&viewType=detailView (03.04.2023). Eine Zeichnung derselben Wand hat sich von Fredrik Adolf Ulric Cronstedt erhalten, Erstavik, stora salongen, INV NMH 129/1987, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=44991&viewType=detailView (03.04.2023).
  13. Vgl. Lundgren 2012, S. 51–52.
  14. Dank an Bengt Lindholm und Marianne Sparrmann aus Österbybruk für den Hinweis auf Fredrik Wilhelm Gottman.
  15. Vgl. Upmark 1908, S. 324; Tigerstedt 1957, S. 586.
  16. Vgl. Upmark 1908, S. 321; Selling 1937, S. 258; Bandet 1967, S. 353.
  17. Vgl. Scherman 2021, S. 133–134.
  18. Vgl. zu den Techniken näher Scherman 2021, S. 137–138.
  19. Vgl. Scherman 2021, S. 140.
  20. Grundsätzlich konnte dieses Motiv auch von anderen Werkstätten kopiert werden. Vgl. Scherman 2021, S. 140.
  21. Abgebildet bei Scherman 2021, S. 139.
  22. Vgl. Scherman 2021, S. 137; Selling 1937, S. 303. Der Ofen ist heute noch vor Ort, vgl. https://www.sturehov.se/bilder#&gid=1&pid=15 (26.03.2023).
  23. Vgl. Nachlassinventar von Anna Johanna Grill, 1809–1810, Tierps tingslags häradsrätt, SE/ULA/11545, Volym F:5, Nr. 120, https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0104617_00331 (06.12.2023).
  24. Vgl. Lundgren 2012a, S. 7.
  25. Beschrieben bei Upmark 1908, S. 321.
  26. Pehrsson nennt Elias Martin als Künstler und gibt an, dass die Gemälde nach einer Restaurierung 1899 ins Haupthaus gebracht wurden. Vgl. Pehrsson 1899, S. 104. Bei Tamm 2008, S. 15, wird die Jahreszahl 1768 als Entstehungsdatum angegeben. Es haben sich vier Lavierungen, vermutlich die Vorlagen für die Gemälde, sowie mindestens drei Ölgemälde erhalten, dokumentiert in der Bildersammlung des Jernkontoret: https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5347 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5350 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5346 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5348 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5345 (09.06.2023); https://www.jernkontoret.se/en/pictures/show/?imageid=5349 (09.06.2023).
  27. Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 24.
  28. Vgl. Tamm 2008, S. 26–27.
  29. Dass Louis A. Masreliez in den 1760er Jahren die Sammlungen der Familie Grill in Österbybruk studierte, wie im Svenskt biografiskt lexikon von Åke Meyerson angegeben, erscheint ob der Bauzeit des Herrenhauses nicht möglich. Vgl. https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/9152 (06.12.2023). Tamm erwähnt detaillierte Listen zur Gemäldesammlung der Grills, die in das Familienarchiv der Tamms übergingen. Vgl. Tamm 2008, S. 17.
  30. Vgl. Tamm 2008, S. 21–23 [ohne Quellenangabe]; zu van Meytens vgl. Lisholm 1974.
  31. Vgl. Gustaf Lundberg, Claes Grill (1705–1767), Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2740, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=227279&viewType=detailView (09.02.2024); Gustaf Lundberg, Anna Johanna Grill (1720–1778), Nationalmuseum Stockholm, INV NMB 2741, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=227280&viewType=detailView (09.02.2024). Beide Porträts wurden von Etienne Moitte gestochen, vgl. Nationalmuseum Stockholm, INV NMK 123/1936, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=7341&viewType=detailView (09.02.2024); INV NMK 124/1936, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=7380&viewType=detailView (09.02.2024). Von Claes Grills Porträt existiert zudem eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert von Jakob Björck, Nationalmusem Stockholm, INV NMGrh 1056, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15726&viewType=detailView (09.02.2024), ebenso von Anna Johanna (2007 bei einer Auktion belegt), vgl. https://www.artnet.com/artists/gustaf-lundberg/porträtt-av-anna-johanna-grill-iklädd-gråvit-SBKucFo1n3cBWOXkKFBBPw2 (04.03.2024). Ein weiteres Porträt Lundbergs von Anna Johanna Grill ist 1996 auf einer Auktion belegt, vgl. https://www.artnet.com/artists/gustaf-lundberg/porträtt-av-anna-johanna-grill-Tr6EnmRBQRMwb0qloSa0xA2 (04.03.2024).
  32. Die beiden als Pendant gemalten Porträts waren 2008 Bestandteil einer Auktion, vgl. https://www.artnet.com/artists/gustaf-lundberg/johan-abraham-grill-och-kristina-elisabeth-grill-9mL2qSKP_fBo4-zI2YBA-Q2 (05.03.2024).
  33. Abgebildet auf https://sok.riksarkivet.se/Sbl/Mobil/Artikel/13193 (09.02.2024).
  34. Das Porträt von Peill aus der Österby-Sammlung wurde 2012 bei Bukowskis versteigert, Autumn Classic Sale, Stockholm 571, https://www.bukowskis.com/en/auctions/571/416-gustaf-lundberg-henric-vilhelm-peill-1730-1797 (09.02.2024).
  35. Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 23.
  36. Vgl. Persson 2019, S. 14–16.
  37. Vgl. Alexander Roslin, The Artist and his Wife Marie Suzanne Giroust painting the Portrait of Henrik Wilhelm Peill, Nationalmuseum Stockholm, 1767, INV. NM 7141, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=154624&viewType=detailView.
  38. Heute in Privatbesitz.
  39. Alexander Roslin, Die Witwe Anna Johanna Grill mit Sohn und Tochter, um 1775, Göteborgs Konstmuseum, INV GKM 1027, https://emp-web-34.zetcom.ch:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=8580&viewType=detailView (09.02.2024).
  40. Vgl. Martin van Meytens, Familjen Carlos Grill, Göteborgs Konstmuseum, INV GKM 0913, https://emp-web-34.zetcom.ch:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=8469&viewType=detailView (03.03.2024). Das Gemälde befand sich in Österbybruk.
  41. Vgl. Tamm 2008, S. 21–23 [ohne Quellenangabe]; zu van Meytens vgl. Lisholm 1974.
  42. Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 25; Persson 2019, S. 12–14; https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=21152&viewType=detailView (29.08.2024).
  43. Das Gemälde ist heute im Besitz der Kungliga Akademien för de fria konsterna, vgl. https://konstakademien.se/claudius-civilis/ (06.12.2023), und wird dauerhaft im Nationalmuseum in Stockholm ausgestellt.
  44. Zu den Besitzverhältnissen um das Gemälde im 18. Jahrhundert siehe näher Bille 1956; Persson 2019, S. 17–18.
  45. Vgl. Nachlassinventar von Anna Johanna Grill (I), Stadsarkiv Stockholm, 1778/3:707. Das Gemälde ist mit „Romerska historian“ bezeichnet und zählt zu jenen mit der höchsten Schätzung. Zitiert nach Persson 2019, S. 18.
  46. Vgl. Nachlassinventar von Henrik Wilhelm Peill, 1797, Film och Dannemora tingslags häradsrätt, SE/ULA/10249, Volym F:2, nr 99, https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0104822_00391 (04.03.2024); Wrede 2022b, S. 117–118 [ohne Quellenangabe]; Tamm 2008, S. 17 [ohne Quellenangabe].
  47. Vgl. Karlsson/Ernstell 2019, S. 23.
  48. Vgl. https://www.europeana.eu/de/item/91625/nomu_photo_NMA0033867 (12.03.2024).
  49. Als potentielle Auftraggeber:innen gelten Claes und Anna Johanna Grill oder ihr Sohn Adolf Ulrik und Anna Johanna Grill; die Datierungen changieren zwischen den 1750er und den 1780er Jahren. Einzelne Objekte befinden sich im Nationalmuseum, vgl. INV NMK 4/2019, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=226090&viewType=detailView (04.03.2024); INV NMK 5/2019, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=226102&viewType=detailView (04.03.2024); INV NMK 33/1952, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=2273&viewType=detailView (04.03.2024). Siehe auch Karlsson/Ernstell 2019, S. 24; Anm. 5, S. 26.