Österbybruk/09. Garten und Park im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Sekundärliteratur ====
Bereits in den 1730er Jahren initiierten zunächst [[wikidata:Q76250293|Jean Jacques De Geer]] und anschließend [[wikidata:Q67590949|Antoine De Geer]] im Zuge des Ausbaus der Eisenhütte umfassende Umgestaltungen in Österbybruk, die auf die Schaffung eines repräsentativen Ensembles von Herrenhaus und Garten zielten. Es wurden zunächst 1735 die beiden vorgelagerten Gebäude – Wohnhaus und Kirche – realisiert; parallel begannen die Planungen für eine Neugestaltung des Gartens auf der Südseite, womit [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman] in den 1730er Jahren beauftragt wurde. Der später hauptsächlich als Architekt wahrgenommene Hårleman realisierte im Laufe seiner Karriere eine ganz Reihe an Gartenprojekten und stammte zudem aus einer Familie bedeutender Gartengestalter.<ref>Bereits sein Großvater Christian Horleman hatte nach seiner Berufung nach Schweden 1666 – ursprünglich war er am Elternhaus der schwedischen Königin Hedwig Eleonora in Schleswig-Holstein-Gottorf tätig gewesen eine wegweisende Rolle für die schwedische Gartenkunst und die königlichen Gärten gespielt. Sein Vater Johan Hårleman erhielt ab 1680 im Zuge einer mehrjährigen Studienreise eine Ausbildung in Paris bei Jean-Baptiste de La Quintinie und übernahm anschließend umfangreiche Aufgaben für das Königshaus. Vgl. den Eintrag von Sven Karling im Svenskt biografiskt lexikon, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13967 (05.06.2023).</ref> Während eines vorausgegangenen vierjährigen Parisaufenthalts 1721–1726 hatte er hauptsächlich bei dem Gartenarchitekten [[wikidata:Q2977286|Claude Desgots]] gelernt, ein Neffe und Nachfolger von [[wikidata:Q273849|André Le Nôtre]], in dessen Haus in Meudon er zeitweise lebte. Zum Zeitpunkt des Auftrags für Österbybruk war er in Schweden ein in höchsten Kreisen etablierter Künstler.<ref>Vgl. den Eintrag von Carine Lundberg zu Carl Hårleman im Svenskt biografiskt lexikon, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13968&forceOrdinarySite=true (05.06.2023); Olausson 2000, S. 75.</ref> Sein Entwurf ist in einer kolorierten Zeichnung<ref>Vgl. die Zeichnung im Nationalmuseum Stockholm, NMH THC 7858, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=37158&viewType=detailView (26.03.2023).</ref> (Abb. 53) erhalten.
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
Auf Basis des historischen Kartenmaterials von Olof Lindberg kann ein Beginn der Gartenumgestaltung zu Beginn der 1740er Jahre angenommen werden. Karten von 1742 und 1744, jeweils in einer Zeichnung und einer ausgearbeiteten Version erhalten, bilden das in den 1730er Jahren errichtete Wohnhaus und die Kirche vor dem späteren Corps-de-Logis sowie die bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückreichenden Gebäude um das Gartenareal ab. Letztere mussten der neuen Gestaltung weichen. Die Karte von 1742 (Abb. 151) zeigt hinter dem ehemaligen Herrenhaus einen nahezu quadratischen „Trägård“ [''Trädgård''], an dessen Endpunkt zentral ein kleiner, sechseckiger Pavillon steht. Hinter dem Garten erstreckt sich der Stausee. Daneben liegt ein ''Hummelgård'' – ein Hopfenfeld – sowie ein Bereich mit drei Sauna-Gebäuden. Diese drei Gartenareale sind klar voneinander abgegrenzt, waren eventuell sogar über Zäune oder niedrige Mauern voneinander getrennt. Eine Skizze Lindbergs aus demselben Jahr (Abb. 20) zeigt die vorgesehene Vergrößerung der Gartenfläche: Während der vordere Teil unverändert ist, erscheint dahinter ein aufzufüllender Bereich des Staudamms. In einer gestrichelten Linie markiert Lindberg das so entstehende Herrenhaus-Terrain bis zu den beiden Vorbauten und gibt die Ausrichtung an der leicht verschobenen Achse wieder. Die Sauna-Gebäude sind weiterhin in einem verkleinerten Bereich existent, während der ''Hummelgård'' als Teil des ''Trädgård'' vorgesehen ist. Zwei Jahre später – 1744 – zeichnet Lindberg den Garten erneut (Abb. 18, 19, 152): Die vorgesehene Eingliederung der Fläche des ''Hummelgård'' in den neuen Garten wird erläutert, wobei der ''Hummelgård'' nach Westen auf zusätzlich erschlossenes Terrain verschoben werden soll. Der nach Süden anschließende Sauna-Bereich ist schriftlich benannt, aber nicht mehr dargestellt und sollte später ganz verschwinden. Beschreibungen des Gartens von 1740 und 1756 bezeugen die Erweiterungen.<ref>Vgl. Carlborg 2004, S. 13.</ref> Die Gestaltung des in der Fläche um etwa das Doppelte vergrößerten Gartens oblag [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårleman] und ist in einer kolorierten Zeichnung überliefert (Abb. 53).<ref>Vgl. die Zeichnung im Nationalmuseum Stockholm, NMH THC 7858, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=37158&viewType=detailView (26.03.2023).</ref> Darin bezog Hårleman auch den Vorhof mit ein. Intendiert war die Schaffung eines monumentalen Eingangs über zwei symmetrisch auf den Hof zuführende Alleen. Zwei nie realisierte halbkreisförmige Bauten schließen den Vorhof nach vorne ab, so dass mit den bereits stehenden Vorbauten und dem Hauptgebäude eine geschlossene Situation entstanden wäre. Das Corps-de-Logis ist bei Hårleman als relativ kleines, rechteckiges Gebäude eingefügt, unter dem die beiden älteren Gebäude durchscheinen – die bereits über die Vorbauten erfolgte Neuausrichtung der zentralen Achse wird hier besonders deutlich. Beidseitig des Corps-de-Logis zeigt der Entwurf Beete oder Wasserbecken, deren Platz später von den Seitenflügeln eingenommen werden sollte. Zur Südseite ist eine kleine Terrasse angedeutet, an die sich der Garten anschließt. Östlich und südöstlich war das Terrain durch den ''Herrgårdsdammen'' natürlich begrenzt.<ref>Eine Beschreibung der Zeichnung auch bei Selling 1937, S. 97.</ref> Die Gartenanlage entwickelte sich spiegelbildlich um die zentrale Achse. Im vorderen Teil befand sich zentral ein Parterre mit einer Rocailleform, umgeben von ''plates-bandes''. Beidseitig liegt je ein weiteres Parterre mit leicht variierender geometrischer Gestaltung. Im hinteren Teil des Gartens schließt sich ein ovales Wasserbecken an, dass die Form des zentralen Parterres aufnimmt und in zwei Querarme mündet. Bereits Gösta Selling erkannte hier eine dezente Anleihe bei dem [[wikidata:Q2262676|Grand Canal]] im Garten von Versailles,<ref>Vgl. Selling 1937, S. 98.</ref> bis hin zu den Details der Eckeinzüge. Auf Hårlemans Entwurf ist über die Öffnung des Querarms hin zum ''Herrgårdsdammen'' eine direkte Wasserverbindung vorgesehen, die indes vermutlich nie umgesetzt wurde – dies legt zumindest eine 2023 von GeoSphere Austria durchgeführte Bodenradaruntersuchung nahe (Abb. 153, 154).
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:153. Bodenradaruntersuchung in Österbybruk 2023.webp|<small>Abb. 153 Ergebnis der Bodenradaruntersuchung in Österbybruk 2023 ©GeoSphere Austria<small>
Datei:154. Interpretation der Bodenradaruntersuchung in Österbybruk 2023.webp|<small>Abb. 154 Interpretation der Bodenradaruntersuchung in Österbybruk 2023 ©GeoSphere Austria<small></gallery>
Um die Parterres und auf den Freiflächen neben dem Kanal sind Lindenreihen gepflanzt, die den Blick auf die zentrale Perspektive fokussieren. Westlich der Anlage zeigen schwache Bleistiftlinien vermutlich erste Entwürfe des Küchengartens und des Stalls; östlich ist ein weiteres, nicht umgesetztes Parterre angedeutet.<ref>Vgl Selling 1937, S. 98. Eine kurze Beschreibung des Gartens auch bei Bandet 1967, S. 350–351; Carlborg 2004, S. 13–14.</ref> Neben dem Wasserbecken lässt sich eine weitere Parallele zu [[wikipedia:Gardens_of_Versailles|Versailles]] benennen, nämlich die Anlage des Gartens wider den natürlichen Voraussetzungen des Terrains. Die ohne Zweifel kostspielige Trockenlegung des Stausees zur Vergrößerung des Gartens wurde nicht gescheut und das wasserreiche Terrain über das große Wasserbecken zu einem Vorteil gewendet. Während das Wasserbecken mit seinen Querarmen in Schweden als ungewöhnliches Motiv gelten kann, nehmen die restlichen Gartenelemente ein typisches Gestaltungsrepertoire auf (Abb. 155–157).<ref>Vgl. Selling 1937, S. 98; Carlborg 2004, S. 14; Olausson 2000, S. 78.</ref>
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Datei:155. Österbybruk, Garten.webp|Abb. 155 Österbybruk, Garten
Datei:156. Österbybruk, Herrenhaus mit Garten.webp|Abb. 156 Österbybruk, Herrenhaus mit Garten
Datei:157. Österbybruk, Garten.webp|Abb. 157 Österbybruk, Garten
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Zum Zeitpunkt von Hårlemans Tod 1753 war der Entwurf nicht in Gänze realisiert, jedoch zeigte [[wikidata:Q67590949|Antoine De Geer]] bis zu seinem eigenen Tod 1756 ein hohes Interesse an der Gartengestaltung. Im Jahr 1753 ließ er aus Holland 64 Obstbäume und 186 Laubbäume kommen, darunter eine große Anzahl von Linden, die vermutlich für die Alleen gedacht waren. Verantwortlich für den Garten war zu diesem Zeitpunkt der in den Niederlanden ausgebildeten Gärtner Petter Dillström.<ref>Vgl. Tigerstedt 1957, S. 566, Anm. 1.; Carlborg 2004, S. 13; Gille 2022e, S. 125–126 [ohne Quellenangabe]. Bei letzterem werden insg. 160 Linden angegeben (S. 126).</ref> Auch in De Geers Nachlassinventar werden zahlreiche exotische Pflanzen, Blumen und diverse Baumarten aufgeführt.<ref>Zitiert bei Carlborg 2004, S. 13.</ref> Der holländische Einfluss auf die Gartengestaltung kann bereits in dieser Phase als sehr hoch eingeschätzt werden. Nachdem Österbybruk 1758 in den Besitz von [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13196 Claes Grill] und [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13199 Johan Abraham Grill] übergegangen war, wurden die Arbeiten im Garten unmittelbar fortgeführt: Das Wasserbecken wurde im selben Jahr nach 970 Arbeitstagen und unter Beschäftigung von Bauern und Eisenhüttenmitarbeitern mit großem Aufwand beendet.<ref>Vgl. Tigerstedt 1957, S. 581.</ref> Ein Plan von 1758 (Abb. 158) zeigt die vergrößerte Fläche des Gartens, doch ohne gartenbauliche Details. Zahlreiche ältere Gebäude am Rande des Gartens, auf dem späteren Stallareal sowie die Orangerie anstelle des späteren Corps-de-Logis stehen noch; der Küchengarten ist noch nicht eingezeichnet. Die Alleen wurden erst 1769 im Zuge der zweiten Bauphase gepflanzt<ref>Vgl. Tigerstedt 1957, S. 566 (Verweis auf die Rechnungsbücher); Carlborg 2004, S. 13.</ref> (Abb. 159–161), während die bei Hårleman im hinteren Gartenteil vorgesehenen dicht stehenden Linden so eventuell nie angelegt wurden. Die Bodenradaruntersuchungen (2023) konnte in diesem Bereich jedoch durchaus eine Reihe an Pflanzgruben zutage bringen, die auf die einstige Existenz von Bäumen hinweisen. Von den zahlreichen kleineren und größeren Gebäuden, die sich am ''Herrgårdsdammen'' aufreihten, sollten allesamt der neuen Anlage weichen. Nur das Sudhaus (''brygghuset'') wurde 1767 als freistehender, eingeschossiger Bau direkt am Stausee errichtet<ref>Vgl. http://kulturarvsdata.se/raa/bbrb/html/21420000044156 (09.12.2023).</ref> (Abb. 162).
[[Datei:162. Österbybruk, Sudhaus.webp|mini|Abb. 162 Österbybruk, Sudhaus]]
Ein Plan von 1788 zeigt die ausgeführte Gartengestaltung im Detail (Abb. 262).
Der Garten hinterließ bei seinen Besuchern großen Eindruck, so 1781 im Reisebericht von Filip Bernhard Hebbe. Er beschreibt, dass die Wege von zerbrochenem Porzellan von Tellern, Schalen und Schüsseln in blauen, roten und weißen Stücken übersäht waren. Offenbar wurden Scherben als Dekoration verstreut, meist chinesisches Porzellan. Der anekdotische Charakter dieser Aussage wird zumindest 1908 relativiert, wenn Upmark von wiederholten Funden von Porzellanstücken im Garten berichtet.<ref>Vgl. Upmark 1908, S. 326.</ref> Ein holländischer Offizier beschreibt 1785/86 Orangen- und Zitronenbäumen sowie weitere exotische Pflanzen. Seinem Bericht zufolge habe der Gärtner eine Ausbildung in Holland erhalten und sei erfolgreich in der Lage, die Pflanzen zu überwintern, jedoch sei es nicht gelungen, dass sie Früchte trugen.<ref>Vgl. Drevon Originalzitat. Siehe auch Selling 1937, S. 98; Bandet 1967, S. 351; Bilaga 3 in Carlborg 2004, n.p.. Holmberg hat in seinen Recherchen keine Hinweise darauf gefunden, dass es in Uppland tatsächlich gelungen war, Zitrusfrüchte zu kultivieren, vgl. Holmberg 2007, S. 160. Erwähnenswert und ein Hinweis auf das hohe Prestige der botanischen Erfolge sind in diesem Kontext die Darstellungen von David von Cöln von offenbar erfolgreich kultivierten Südfrüchten in Ulriksdal. Vgl. Nationalmuseum Stockholm, INV NMGrh 503, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15173&viewType=detailView (28.03.2023); INV NMGrh 473, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15143&viewType=detailView (28.03.2023). Siehe auch Holmberg 2007, S. 152–154.</ref> Ebendies war in [https://de.wikipedia.org/wiki/Uppland Uppland] bei Temperaturen bis zu -30° im Winter eine große Herausforderung. Der erwähnte holländische Einfluss auf die Gartenanlagen und -praktiken war gerade in den wallonischen Schmieden besonders hoch<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 159.</ref> und setzte sich auch unter den Grills in Österbybruk fort. Carlborg hat 2004 eine Liste der in den Archiven vermerkten Gärtner in Österby ab 1649 bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Für das 18. Jahrhundert sind folgende Personen überliefert: Olof Rising (1740–1745), Petter Nordstedt (1745–1752), Petter Dillström (1752–1763), Abraham Öhring (1763–1789) und Ol Gabriel Kammarbom (1789–1798).<ref>Vgl. Bilaga 2 „Trädgårdsmästare vid Österby bruk“ in Carlborg 2004, n.p.</ref>


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
== Orangerie ==
Die Orangerie erhielt im Zuge der Neuerrichtung des Herrenhauses einen prominenten Standort und wurde in einem der Seitenflügel untergebracht. Auch zuvor existierte bereits eine Orangerie, die in den Karten aus den 1740er Jahren eingezeichnet ist: Anstelle des späteren Corps-de-Logis stehen zwei rechteckige Vorgängerbauten etwa gleicher Größe, die als ''Contoir'' und ''Orangerie'' ausgewiesen sind. Dieses erste Orangeriegebäude hatte eine Größe von etwa 24 Ellen Länge und 16 Ellen Breite.<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 105.</ref> Aus [[wikidata:Q67590949|Antoine De Geers]] Nachlassinventar geht 1757 hervor, dass sie gut bestückt war: Unter anderem Lorbeer-, Myrten- und Granatapfelbäume, Buchsbaum, Eiben, Zypressen, Orangen, Feigen und Ananas, außerdem Blumen wie Nelken, Rosen und Geranien zeugen von einer großen Vielfalt.<ref>Vgl Selling 1937, S. 98; in der Sekundärliteratur vielfach wiederholt. Bei Holmberg 2007 findet sich in Appendix 2 ''Bouppteckningen vid Österby bruk 1757'' eine Reproduktion und Transkription des entsprechenden Inventarteils (S. 209–213). Die genannten Pflanzen wurden zudem in einer Liste mit ihren lateinischen Bezeichnungen bestimmt (S. 213).</ref> Noch 1758 erscheint die Orangerie als nun alleinstehendes Gebäude auf einer Karte (Abb. 158), während das ''Contoir'' und die vormals auf dem Gartenareal stehenden Bauten mit Blick auf die Neuanlage des Gartens bereits abgerissen wurden. In den 1770er Jahren wurde die Orangerie in einem der inzwischen errichteten eingeschossigen Seitenflügel untergebracht; der andere Flügel nahm ein Gewächshaus, Wohnräume für den Gärtner sowie eine große Küche mit Speisekammer auf. Die Orangerie misst in der Länge circa 19 Meter, in der Breite circa 6,2 Meter, bei einer Raumhöhe von circa vier Metern.<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 103.</ref> Die Innenräume sind heute modernisiert. Über den Eingangsbereich gingen einst zwei Türen in angrenzende größere Räume zur Hofseite, eine Treppe in den Keller sowie eine weitere Tür in die zur Gartenseite gelegene Orangerie, die sich auf ganzer Länge des Gebäudes erstreckte. Von diesem Raum existierten ein direkter Zugang zur seitlichen Terrasse (heute zugemauert) sowie in den Garten (heute durch ein Fenster ersetzt). Während der Durchgang auf der Gartenseite in den Mittelteil erst in den 1820er Jahren geöffnet wurde, existierte ein solcher auf der Hofseite (Abb. 163–166).
<gallery mode="nolines" widths="300" heights="300">Datei:163. Österbybruk, Zeichnung der Orangerie.webp|<small>Abb. 163 Österbybruk, Zeichnung der Orangerie, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I<small>
Datei:164. Österbybruk, Zeichnung der Orangerie.webp|<small>Abb. 164 Österbybruk, Zeichnung der Orangerie, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I<small></gallery>
Die hohe Bedeutung der Orangerie spiegelt sich auch in einem aufwendigen Heizsystem, von dem eine erhaltene Zeichnung<ref>Abgedruckt bei Holmberg 2007, Fig. 46, S. 109: ''Öfwer Ugnar och Drag Röör i Orangerie'', Landsarkivet Uppsala, Österbyarkivet.</ref> zeugt (Abb. 167). Im Kellergeschoss – über die kleine Treppe im Eingangsbereich direkt erreichbar – befinden sich zwei (erhaltene) Öfen, über denen vier Luftschlitze in den Gewölben in einen darüber gelegenen Hohlraum führen. Darin lagen zertrümmerte Ziegelsteine, die als Wärmespeicher und Filter dienten und einen Zug erzeugten.<ref>Holmberg konnte eine der Öffnungen frei legen und dahinter einen Raum mit zerkleinerten Ziegeln erkennen. Vgl. Fig. 44 und 45 auf S. 108. In Fig. 43 eine Rekonstruktion des Heizsystems durch den Autor (S. 106).</ref> Anschlüsse führten von den Hohlräumen zu im Fußboden verlegten Leitungen und zu einem Schornsteinkanal in der Wand. Auf dem Dachboden befanden sich weitere Rauchkanäle, die in zwei Schornsteinen zusammenliefen. Wurde nun in den Öfen Feuer gemacht, strömten die heißen Rauchgase durch den mit Ziegelsteinen gefüllten Hohlraum, weiter in die Leitungen, darüber in die Rauchkanäle und in die Schornsteine. Sobald das Feuer ausgebrannt war, konnte durch eine Öffnung der Luken die gespeicherte warme Luft verwendet werden. Es handelte sich also offenbar um eine Kombination von Hypokaustum und Kanalsystem.<ref>Vgl. die Erläuterung des Systems bei Holmberg 2007, S. 107; 142. Hypokaustenanlagen sind heute in Schweden ansonsten noch in Vadstena, Malbork und Glimmingehus erhalten. Vgl. ebd. S. 37.</ref>


Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
Im Vergleich zu den Orangerien in [https://sv.wikipedia.org/wiki/Gimo_herrgård Gimo] und [https://sv.wikipedia.org/wiki/Lövstabruk Lövsta] ist jene in Österby deutlich größer<ref>Vgl. die Vergleichstabelle bei Holmberg 2007, S. 115.</ref> und hat als Seitenflügel des Herrenhauses eine zusätzlich exponierte Lage. 1755 betrug das Jahresgehalt des Gärtners 748 Reichstaler und lag damit etwas über dem Niveau der Löhne der Eisenhütten-Handwerker.<ref>Vgl. Tabelle 11 bei Holmberg 2007, S. 135. Das Gehalt des Inspektors lag sehr viel höher bei 3000 ''Riksdaler''.</ref> Im Vergleich zu ihren europäischen Pendants in Frankreich oder Deutschland waren die uppländischen Orangerien etwas kleiner.<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 159.</ref> Jene in Gimo, Lövsta und Österby weisen ähnliche Proportionen auf, die offenbar dem Zweck der Überwinterung frostempfindlicher Pflanzen und Bäume entgegenkamen. Die Vorbilder, an denen sich die Architekten orientierten, lagen vermutlich in Holland, aber auch berühmte Bauten dienten eventuell als Orientierung. Holmberg beobachtet beispielsweise ein ähnliches Verhältnis von Fensterhöhe und Raumtiefe wie bei den Orangerien in [[wikipedia:Versailles_Orangerie|Versailles]] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Orangerie_(Wien-Sch%C3%B6nbrunn) Schönbrunn].<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 141–142.</ref> Während die Orangerie in Versailles nicht beheizbar war, hatten jene in Schönbrunn und Sanssouci ebenfalls Fußbodenheizsysteme. So war die Orangerie also immer auch ein Ort der Demonstration von Fortschritt und Technik. Gerade das komplexe und technisch anspruchsvolle Heizsystem in Österby ist in diesem Sinne, auch im Vergleich zu Gimo und Lövsta, für die Region überaus fortschrittlich (Abb. 168).<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 142.</ref>


Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
Am südlichen Ende des Stallgebäudes wurde 1787 eine weitere Orangerie mit einer geneigten Glasfassade errichtet (Abb. 169).<ref>Vgl. http://kulturarvsdata.se/raa/bbr/html/21400000701250 (12.05.2023).</ref> Im ''Bruksboken'' desselben Jahres wird das Gebäude erwähnt: Die Baukosten beliefen sich auf etwa 630 ''Riksdaler''. Ein wesentlicher Beitrag kam von dem Glasermeister (''Glasmästaren'') Peter Lang mit 12 Fenstern, die insgesamt 111 ''Riksdaler'' kosteten. Der neue Bau hatte eine Länge von circa 18,5 Metern, eine Breite von circa sechs Metern und eine Raumhöhe von 4,5 Metern. Beheizt wurde er mit Ziegelöfen, die 1996 noch standen, aber wenige Jahre später abgerissen wurden. Heute hat die Orangerie ein Ziegeldach, doch belegt das ''Bruksboken'' der Jahre 1787 und 1788, dass das Dach mit Dachspänen gedeckt war.<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 110.</ref> Heute wird die Orangerie von einem gemeinnützigen Verein genutzt. Daneben gab es ein um 1790 erbautes Gewächshaus, das bei einem Brand 1982 gänzlich zerstört wurde.<ref>Vgl. Holmberg 2007, S. 107; Carlborg 2004, S. 18.</ref> Ein weiteres Gewächshaus auf der oberen Terrasse stammt aus dem 19. Jahrhundert.<ref>Vgl. Carlborg 2004, S. 19.</ref>


Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
== Küchengarten ==
 
Der Küchengarten  (Abb. 170–172) ist in seiner Struktur weitgehend aus dem 18. Jahrhundert erhalten und wurde bis 1976 noch bewirtschaftet. Seine Platzierung westlich am hinteren Teil des Gartens ist bereits auf [https://sok.riksarkivet.se/sbl/artikel/13968 Carl Hårlemans] Zeichnung (Abb. 53) in schwachen Bleistiftstrichen angedeutet. Deutlich erscheint der Nutzgarten auf einem Plan von 1764 mit mehreren Terrassen, die teilweise von Markierungen in zwei Grüntönen umgeben sind. Eventuell waren manche Beete erhöht angelegt. Nach Westen begrenzte vermutlich eine Mauer mit drei Eingängen den Bereich; im Süden befand sich wahrscheinlich ein Zaun. Anstelle der später hier gebauten Orangerie ist auf dem Plan bereits ein Gebäude eingezeichnet, dessen Funktion nicht bekannt ist.<ref>Vgl. Carlborg 2004, S. 15.</ref> Auch eine Karte aus dem Jahr 1788 gibt die Unterteilungen des Küchengartens im Detail wieder (Abb. 262). Die Anlage des Nutzgartens in weiterer Entfernung vom Hauptgebäude und seine teilweisen Ummauerungen erklären sich auch aus den praktischen Beeinträchtigungen (wie z. B. Dunggeruch) und einer Verbindung zu täglicher Arbeit, die man visuell vom Lustgarten abzugrenzen suchte.<ref>Vgl. Carlborg 2004, S. 40.</ref> In Österbybruk diente der Nutzgarten wohl in erster Linie der Selbstversorgung und war nicht für eine größere Produktion angelegt. Seine Fläche wurde auch im 19. und 20. Jahrhundert nicht erweitert<ref>Zum Nutzgarten im 20. Jahrhundert vgl. Carlborg 2004, S. 19–39.</ref> und ist seit etwa den 1760er Jahren unverändert. Die Terrassen und die Mauer im Westen stammen vermutlich aus dieser Zeit. Man bemühte sich um die Schaffung eines Mikroklimas; Obstbäume fanden ihren Platz im größeren Garten, eventuell um Beschattung und Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser zu vermeiden.<ref>Vgl. Carlborg 2004, S. 39–41.</ref> In der 2023 durchgeführten Bodenradaruntersuchung (Abb. 153, 154) wurde eine lineare Struktur zwischen Küchengarten und Wasserbecken sichtbar, die auf ein entsprechendes Bewässerungssystem hinweist.<ref>Vgl. die Ergebnisse der durch GeoSphere Austria durchgeführten Bodenradaruntersuchung 2023 [link].</ref> Der Garten wird heute wieder bewirtschaftet.<ref>Vgl. https://www.osterbybruk-orangeri.se/ (13.05.2024).</ref>
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
|[[Datei:53. Carl Hårleman, Österbybruk.webp|mini|Abb. 53 Carl Hårleman, Plan von Österby mit Garten, um 1735–1753, 75,1 x 53,5 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH THC 7858]][[Datei:151. Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1742.webp|mini|Abb. 151 Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1742, Carl Sahlins bergshistoriska samling / Tekniska museet (CS-F1-447), Foto: Tekniska museet]][[Datei:18. Österbybruk, Karte von Olof Lindberg, 1744.webp|mini|Abb. 18 Österbybruk, Karte von Olof Lindberg 1744, Lantmäteristyrelsens arkiv, 03-fil-16]][[Datei:19. Österbybruk, Karte von Olof Lindberg, 1744.webp|mini|Abb. 19 Österbybruk, Legende der Karte von Olof Lindberg 1744, Lantmäteristyrelsens arkiv, 03-fil-16]][[Datei:20. Karte von Olof Lindberg 1742 (Ausschnitt).webp|mini|Abb. 20 Österbybruk, Karte von Olof Lindberg 1742 (Ausschnitt), Lantmäteristyrelsens arkiv, 03-fil-13]][[Datei:152. Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1742.webp|mini|Abb. 152 Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1742, Carl Sahlins bergshistoriska samling / Tekniska museet (CS-F1-447), Foto: Tekniska museet]][[Datei:158. Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1758.webp|mini|Abb. 158 Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1758, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I, Karte Nr. 54]][[Datei:159. Österbybruk, Herrenhaus mit Garten.webp|mini|Abb. 159 Österbybruk, Herrenhaus mit Garten ]][[Datei:160. Österbybruk, Lindenalleen im Garten .webp|mini|Abb. 160 Österbybruk, Lindenalleen im Garten ]][[Datei:161. Österbybruk, Lindenallee im Garten.webp|mini|Abb. 161 Österbybruk, Lindenallee im Garten]][[Datei:262. Karte von Österbybruk, 1788.webp|mini|Abb. 262 Charta öfver Österby Bruks Herregård jemte Stall= och Trädgården, 1788, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]][[Datei:166. Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses (Ausschnitt- Orangerie).webp|mini|Abb. 166 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses (Ausschnitt: Orangerie), Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]][[Datei:165. Österbybruk, Herrenhaus mit Orangerie, Gartenseite.webp|mini|Abb. 165 Österbybruk, Herrenhaus mit Orangerie, Gartenseite ©Marion Müller]][[Datei:167. Österbybruk, Zeichnung des Heizsystems der Orangerie.webp|mini|Abb. 167 Österbybruk, Zeichnung des Heizsystems der Orangerie (Öfwer Ugnar och Drag Röör i Orangerie), Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I]][[Datei:168. Österbybruk, Auszug aus einem Inventar der Orangerie von 1774.webp|mini|Abb. 168 Österbybruk, Auszug aus einem Inventar der Orangerie von 1774, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I, Series A1, Vol. 95]][[Datei:169. Österbybruk, Orangerie oberhalb des Küchengartens.webp|mini|Abb. 169 Österbybruk, Orangerie oberhalb des Küchengartens, 1787]][[Datei:170. Österbybruk, Küchengarten.webp|mini|Abb. 170 Österbybruk, Küchengarten]][[Datei:171. Österbybruk, Küchengarten.webp|mini|Abb. 171 Österbybruk, Küchengarten]][[Datei:172. Österbybruk, Küchengarten.webp|mini|Abb. 172 Österbybruk, Küchengarten]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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===== Einzelnachweise =====
 
# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
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<references />
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Aktuelle Version vom 5. März 2025, 12:01 Uhr

Bereits in den 1730er Jahren initiierten zunächst Jean Jacques De Geer und anschließend Antoine De Geer im Zuge des Ausbaus der Eisenhütte umfassende Umgestaltungen in Österbybruk, die auf die Schaffung eines repräsentativen Ensembles von Herrenhaus und Garten zielten. Es wurden zunächst 1735 die beiden vorgelagerten Gebäude – Wohnhaus und Kirche – realisiert; parallel begannen die Planungen für eine Neugestaltung des Gartens auf der Südseite, womit Carl Hårleman in den 1730er Jahren beauftragt wurde. Der später hauptsächlich als Architekt wahrgenommene Hårleman realisierte im Laufe seiner Karriere eine ganz Reihe an Gartenprojekten und stammte zudem aus einer Familie bedeutender Gartengestalter.[1] Während eines vorausgegangenen vierjährigen Parisaufenthalts 1721–1726 hatte er hauptsächlich bei dem Gartenarchitekten Claude Desgots gelernt, ein Neffe und Nachfolger von André Le Nôtre, in dessen Haus in Meudon er zeitweise lebte. Zum Zeitpunkt des Auftrags für Österbybruk war er in Schweden ein in höchsten Kreisen etablierter Künstler.[2] Sein Entwurf ist in einer kolorierten Zeichnung[3] (Abb. 53) erhalten.

Auf Basis des historischen Kartenmaterials von Olof Lindberg kann ein Beginn der Gartenumgestaltung zu Beginn der 1740er Jahre angenommen werden. Karten von 1742 und 1744, jeweils in einer Zeichnung und einer ausgearbeiteten Version erhalten, bilden das in den 1730er Jahren errichtete Wohnhaus und die Kirche vor dem späteren Corps-de-Logis sowie die bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückreichenden Gebäude um das Gartenareal ab. Letztere mussten der neuen Gestaltung weichen. Die Karte von 1742 (Abb. 151) zeigt hinter dem ehemaligen Herrenhaus einen nahezu quadratischen „Trägård“ [Trädgård], an dessen Endpunkt zentral ein kleiner, sechseckiger Pavillon steht. Hinter dem Garten erstreckt sich der Stausee. Daneben liegt ein Hummelgård – ein Hopfenfeld – sowie ein Bereich mit drei Sauna-Gebäuden. Diese drei Gartenareale sind klar voneinander abgegrenzt, waren eventuell sogar über Zäune oder niedrige Mauern voneinander getrennt. Eine Skizze Lindbergs aus demselben Jahr (Abb. 20) zeigt die vorgesehene Vergrößerung der Gartenfläche: Während der vordere Teil unverändert ist, erscheint dahinter ein aufzufüllender Bereich des Staudamms. In einer gestrichelten Linie markiert Lindberg das so entstehende Herrenhaus-Terrain bis zu den beiden Vorbauten und gibt die Ausrichtung an der leicht verschobenen Achse wieder. Die Sauna-Gebäude sind weiterhin in einem verkleinerten Bereich existent, während der Hummelgård als Teil des Trädgård vorgesehen ist. Zwei Jahre später – 1744 – zeichnet Lindberg den Garten erneut (Abb. 18, 19, 152): Die vorgesehene Eingliederung der Fläche des Hummelgård in den neuen Garten wird erläutert, wobei der Hummelgård nach Westen auf zusätzlich erschlossenes Terrain verschoben werden soll. Der nach Süden anschließende Sauna-Bereich ist schriftlich benannt, aber nicht mehr dargestellt und sollte später ganz verschwinden. Beschreibungen des Gartens von 1740 und 1756 bezeugen die Erweiterungen.[4] Die Gestaltung des in der Fläche um etwa das Doppelte vergrößerten Gartens oblag Carl Hårleman und ist in einer kolorierten Zeichnung überliefert (Abb. 53).[5] Darin bezog Hårleman auch den Vorhof mit ein. Intendiert war die Schaffung eines monumentalen Eingangs über zwei symmetrisch auf den Hof zuführende Alleen. Zwei nie realisierte halbkreisförmige Bauten schließen den Vorhof nach vorne ab, so dass mit den bereits stehenden Vorbauten und dem Hauptgebäude eine geschlossene Situation entstanden wäre. Das Corps-de-Logis ist bei Hårleman als relativ kleines, rechteckiges Gebäude eingefügt, unter dem die beiden älteren Gebäude durchscheinen – die bereits über die Vorbauten erfolgte Neuausrichtung der zentralen Achse wird hier besonders deutlich. Beidseitig des Corps-de-Logis zeigt der Entwurf Beete oder Wasserbecken, deren Platz später von den Seitenflügeln eingenommen werden sollte. Zur Südseite ist eine kleine Terrasse angedeutet, an die sich der Garten anschließt. Östlich und südöstlich war das Terrain durch den Herrgårdsdammen natürlich begrenzt.[6] Die Gartenanlage entwickelte sich spiegelbildlich um die zentrale Achse. Im vorderen Teil befand sich zentral ein Parterre mit einer Rocailleform, umgeben von plates-bandes. Beidseitig liegt je ein weiteres Parterre mit leicht variierender geometrischer Gestaltung. Im hinteren Teil des Gartens schließt sich ein ovales Wasserbecken an, dass die Form des zentralen Parterres aufnimmt und in zwei Querarme mündet. Bereits Gösta Selling erkannte hier eine dezente Anleihe bei dem Grand Canal im Garten von Versailles,[7] bis hin zu den Details der Eckeinzüge. Auf Hårlemans Entwurf ist über die Öffnung des Querarms hin zum Herrgårdsdammen eine direkte Wasserverbindung vorgesehen, die indes vermutlich nie umgesetzt wurde – dies legt zumindest eine 2023 von GeoSphere Austria durchgeführte Bodenradaruntersuchung nahe (Abb. 153, 154).

Um die Parterres und auf den Freiflächen neben dem Kanal sind Lindenreihen gepflanzt, die den Blick auf die zentrale Perspektive fokussieren. Westlich der Anlage zeigen schwache Bleistiftlinien vermutlich erste Entwürfe des Küchengartens und des Stalls; östlich ist ein weiteres, nicht umgesetztes Parterre angedeutet.[8] Neben dem Wasserbecken lässt sich eine weitere Parallele zu Versailles benennen, nämlich die Anlage des Gartens wider den natürlichen Voraussetzungen des Terrains. Die ohne Zweifel kostspielige Trockenlegung des Stausees zur Vergrößerung des Gartens wurde nicht gescheut und das wasserreiche Terrain über das große Wasserbecken zu einem Vorteil gewendet. Während das Wasserbecken mit seinen Querarmen in Schweden als ungewöhnliches Motiv gelten kann, nehmen die restlichen Gartenelemente ein typisches Gestaltungsrepertoire auf (Abb. 155–157).[9]

Zum Zeitpunkt von Hårlemans Tod 1753 war der Entwurf nicht in Gänze realisiert, jedoch zeigte Antoine De Geer bis zu seinem eigenen Tod 1756 ein hohes Interesse an der Gartengestaltung. Im Jahr 1753 ließ er aus Holland 64 Obstbäume und 186 Laubbäume kommen, darunter eine große Anzahl von Linden, die vermutlich für die Alleen gedacht waren. Verantwortlich für den Garten war zu diesem Zeitpunkt der in den Niederlanden ausgebildeten Gärtner Petter Dillström.[10] Auch in De Geers Nachlassinventar werden zahlreiche exotische Pflanzen, Blumen und diverse Baumarten aufgeführt.[11] Der holländische Einfluss auf die Gartengestaltung kann bereits in dieser Phase als sehr hoch eingeschätzt werden. Nachdem Österbybruk 1758 in den Besitz von Claes Grill und Johan Abraham Grill übergegangen war, wurden die Arbeiten im Garten unmittelbar fortgeführt: Das Wasserbecken wurde im selben Jahr nach 970 Arbeitstagen und unter Beschäftigung von Bauern und Eisenhüttenmitarbeitern mit großem Aufwand beendet.[12] Ein Plan von 1758 (Abb. 158) zeigt die vergrößerte Fläche des Gartens, doch ohne gartenbauliche Details. Zahlreiche ältere Gebäude am Rande des Gartens, auf dem späteren Stallareal sowie die Orangerie anstelle des späteren Corps-de-Logis stehen noch; der Küchengarten ist noch nicht eingezeichnet. Die Alleen wurden erst 1769 im Zuge der zweiten Bauphase gepflanzt[13] (Abb. 159–161), während die bei Hårleman im hinteren Gartenteil vorgesehenen dicht stehenden Linden so eventuell nie angelegt wurden. Die Bodenradaruntersuchungen (2023) konnte in diesem Bereich jedoch durchaus eine Reihe an Pflanzgruben zutage bringen, die auf die einstige Existenz von Bäumen hinweisen. Von den zahlreichen kleineren und größeren Gebäuden, die sich am Herrgårdsdammen aufreihten, sollten allesamt der neuen Anlage weichen. Nur das Sudhaus (brygghuset) wurde 1767 als freistehender, eingeschossiger Bau direkt am Stausee errichtet[14] (Abb. 162).

Abb. 162 Österbybruk, Sudhaus

Ein Plan von 1788 zeigt die ausgeführte Gartengestaltung im Detail (Abb. 262). Der Garten hinterließ bei seinen Besuchern großen Eindruck, so 1781 im Reisebericht von Filip Bernhard Hebbe. Er beschreibt, dass die Wege von zerbrochenem Porzellan von Tellern, Schalen und Schüsseln in blauen, roten und weißen Stücken übersäht waren. Offenbar wurden Scherben als Dekoration verstreut, meist chinesisches Porzellan. Der anekdotische Charakter dieser Aussage wird zumindest 1908 relativiert, wenn Upmark von wiederholten Funden von Porzellanstücken im Garten berichtet.[15] Ein holländischer Offizier beschreibt 1785/86 Orangen- und Zitronenbäumen sowie weitere exotische Pflanzen. Seinem Bericht zufolge habe der Gärtner eine Ausbildung in Holland erhalten und sei erfolgreich in der Lage, die Pflanzen zu überwintern, jedoch sei es nicht gelungen, dass sie Früchte trugen.[16] Ebendies war in Uppland bei Temperaturen bis zu -30° im Winter eine große Herausforderung. Der erwähnte holländische Einfluss auf die Gartenanlagen und -praktiken war gerade in den wallonischen Schmieden besonders hoch[17] und setzte sich auch unter den Grills in Österbybruk fort. Carlborg hat 2004 eine Liste der in den Archiven vermerkten Gärtner in Österby ab 1649 bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Für das 18. Jahrhundert sind folgende Personen überliefert: Olof Rising (1740–1745), Petter Nordstedt (1745–1752), Petter Dillström (1752–1763), Abraham Öhring (1763–1789) und Ol Gabriel Kammarbom (1789–1798).[18]

Orangerie

Die Orangerie erhielt im Zuge der Neuerrichtung des Herrenhauses einen prominenten Standort und wurde in einem der Seitenflügel untergebracht. Auch zuvor existierte bereits eine Orangerie, die in den Karten aus den 1740er Jahren eingezeichnet ist: Anstelle des späteren Corps-de-Logis stehen zwei rechteckige Vorgängerbauten etwa gleicher Größe, die als Contoir und Orangerie ausgewiesen sind. Dieses erste Orangeriegebäude hatte eine Größe von etwa 24 Ellen Länge und 16 Ellen Breite.[19] Aus Antoine De Geers Nachlassinventar geht 1757 hervor, dass sie gut bestückt war: Unter anderem Lorbeer-, Myrten- und Granatapfelbäume, Buchsbaum, Eiben, Zypressen, Orangen, Feigen und Ananas, außerdem Blumen wie Nelken, Rosen und Geranien zeugen von einer großen Vielfalt.[20] Noch 1758 erscheint die Orangerie als nun alleinstehendes Gebäude auf einer Karte (Abb. 158), während das Contoir und die vormals auf dem Gartenareal stehenden Bauten mit Blick auf die Neuanlage des Gartens bereits abgerissen wurden. In den 1770er Jahren wurde die Orangerie in einem der inzwischen errichteten eingeschossigen Seitenflügel untergebracht; der andere Flügel nahm ein Gewächshaus, Wohnräume für den Gärtner sowie eine große Küche mit Speisekammer auf. Die Orangerie misst in der Länge circa 19 Meter, in der Breite circa 6,2 Meter, bei einer Raumhöhe von circa vier Metern.[21] Die Innenräume sind heute modernisiert. Über den Eingangsbereich gingen einst zwei Türen in angrenzende größere Räume zur Hofseite, eine Treppe in den Keller sowie eine weitere Tür in die zur Gartenseite gelegene Orangerie, die sich auf ganzer Länge des Gebäudes erstreckte. Von diesem Raum existierten ein direkter Zugang zur seitlichen Terrasse (heute zugemauert) sowie in den Garten (heute durch ein Fenster ersetzt). Während der Durchgang auf der Gartenseite in den Mittelteil erst in den 1820er Jahren geöffnet wurde, existierte ein solcher auf der Hofseite (Abb. 163–166).

Die hohe Bedeutung der Orangerie spiegelt sich auch in einem aufwendigen Heizsystem, von dem eine erhaltene Zeichnung[22] zeugt (Abb. 167). Im Kellergeschoss – über die kleine Treppe im Eingangsbereich direkt erreichbar – befinden sich zwei (erhaltene) Öfen, über denen vier Luftschlitze in den Gewölben in einen darüber gelegenen Hohlraum führen. Darin lagen zertrümmerte Ziegelsteine, die als Wärmespeicher und Filter dienten und einen Zug erzeugten.[23] Anschlüsse führten von den Hohlräumen zu im Fußboden verlegten Leitungen und zu einem Schornsteinkanal in der Wand. Auf dem Dachboden befanden sich weitere Rauchkanäle, die in zwei Schornsteinen zusammenliefen. Wurde nun in den Öfen Feuer gemacht, strömten die heißen Rauchgase durch den mit Ziegelsteinen gefüllten Hohlraum, weiter in die Leitungen, darüber in die Rauchkanäle und in die Schornsteine. Sobald das Feuer ausgebrannt war, konnte durch eine Öffnung der Luken die gespeicherte warme Luft verwendet werden. Es handelte sich also offenbar um eine Kombination von Hypokaustum und Kanalsystem.[24]

Im Vergleich zu den Orangerien in Gimo und Lövsta ist jene in Österby deutlich größer[25] und hat als Seitenflügel des Herrenhauses eine zusätzlich exponierte Lage. 1755 betrug das Jahresgehalt des Gärtners 748 Reichstaler und lag damit etwas über dem Niveau der Löhne der Eisenhütten-Handwerker.[26] Im Vergleich zu ihren europäischen Pendants in Frankreich oder Deutschland waren die uppländischen Orangerien etwas kleiner.[27] Jene in Gimo, Lövsta und Österby weisen ähnliche Proportionen auf, die offenbar dem Zweck der Überwinterung frostempfindlicher Pflanzen und Bäume entgegenkamen. Die Vorbilder, an denen sich die Architekten orientierten, lagen vermutlich in Holland, aber auch berühmte Bauten dienten eventuell als Orientierung. Holmberg beobachtet beispielsweise ein ähnliches Verhältnis von Fensterhöhe und Raumtiefe wie bei den Orangerien in Versailles und Schönbrunn.[28] Während die Orangerie in Versailles nicht beheizbar war, hatten jene in Schönbrunn und Sanssouci ebenfalls Fußbodenheizsysteme. So war die Orangerie also immer auch ein Ort der Demonstration von Fortschritt und Technik. Gerade das komplexe und technisch anspruchsvolle Heizsystem in Österby ist in diesem Sinne, auch im Vergleich zu Gimo und Lövsta, für die Region überaus fortschrittlich (Abb. 168).[29]

Am südlichen Ende des Stallgebäudes wurde 1787 eine weitere Orangerie mit einer geneigten Glasfassade errichtet (Abb. 169).[30] Im Bruksboken desselben Jahres wird das Gebäude erwähnt: Die Baukosten beliefen sich auf etwa 630 Riksdaler. Ein wesentlicher Beitrag kam von dem Glasermeister (Glasmästaren) Peter Lang mit 12 Fenstern, die insgesamt 111 Riksdaler kosteten. Der neue Bau hatte eine Länge von circa 18,5 Metern, eine Breite von circa sechs Metern und eine Raumhöhe von 4,5 Metern. Beheizt wurde er mit Ziegelöfen, die 1996 noch standen, aber wenige Jahre später abgerissen wurden. Heute hat die Orangerie ein Ziegeldach, doch belegt das Bruksboken der Jahre 1787 und 1788, dass das Dach mit Dachspänen gedeckt war.[31] Heute wird die Orangerie von einem gemeinnützigen Verein genutzt. Daneben gab es ein um 1790 erbautes Gewächshaus, das bei einem Brand 1982 gänzlich zerstört wurde.[32] Ein weiteres Gewächshaus auf der oberen Terrasse stammt aus dem 19. Jahrhundert.[33]

Küchengarten

Der Küchengarten (Abb. 170–172) ist in seiner Struktur weitgehend aus dem 18. Jahrhundert erhalten und wurde bis 1976 noch bewirtschaftet. Seine Platzierung westlich am hinteren Teil des Gartens ist bereits auf Carl Hårlemans Zeichnung (Abb. 53) in schwachen Bleistiftstrichen angedeutet. Deutlich erscheint der Nutzgarten auf einem Plan von 1764 mit mehreren Terrassen, die teilweise von Markierungen in zwei Grüntönen umgeben sind. Eventuell waren manche Beete erhöht angelegt. Nach Westen begrenzte vermutlich eine Mauer mit drei Eingängen den Bereich; im Süden befand sich wahrscheinlich ein Zaun. Anstelle der später hier gebauten Orangerie ist auf dem Plan bereits ein Gebäude eingezeichnet, dessen Funktion nicht bekannt ist.[34] Auch eine Karte aus dem Jahr 1788 gibt die Unterteilungen des Küchengartens im Detail wieder (Abb. 262). Die Anlage des Nutzgartens in weiterer Entfernung vom Hauptgebäude und seine teilweisen Ummauerungen erklären sich auch aus den praktischen Beeinträchtigungen (wie z. B. Dunggeruch) und einer Verbindung zu täglicher Arbeit, die man visuell vom Lustgarten abzugrenzen suchte.[35] In Österbybruk diente der Nutzgarten wohl in erster Linie der Selbstversorgung und war nicht für eine größere Produktion angelegt. Seine Fläche wurde auch im 19. und 20. Jahrhundert nicht erweitert[36] und ist seit etwa den 1760er Jahren unverändert. Die Terrassen und die Mauer im Westen stammen vermutlich aus dieser Zeit. Man bemühte sich um die Schaffung eines Mikroklimas; Obstbäume fanden ihren Platz im größeren Garten, eventuell um Beschattung und Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser zu vermeiden.[37] In der 2023 durchgeführten Bodenradaruntersuchung (Abb. 153, 154) wurde eine lineare Struktur zwischen Küchengarten und Wasserbecken sichtbar, die auf ein entsprechendes Bewässerungssystem hinweist.[38] Der Garten wird heute wieder bewirtschaftet.[39]

Abb. 53 Carl Hårleman, Plan von Österby mit Garten, um 1735–1753, 75,1 x 53,5 cm, Nationalmuseum Stockholm, INV NMH THC 7858
Abb. 151 Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1742, Carl Sahlins bergshistoriska samling / Tekniska museet (CS-F1-447), Foto: Tekniska museet
Abb. 18 Österbybruk, Karte von Olof Lindberg 1744, Lantmäteristyrelsens arkiv, 03-fil-16
Abb. 19 Österbybruk, Legende der Karte von Olof Lindberg 1744, Lantmäteristyrelsens arkiv, 03-fil-16
Abb. 20 Österbybruk, Karte von Olof Lindberg 1742 (Ausschnitt), Lantmäteristyrelsens arkiv, 03-fil-13
Abb. 152 Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1742, Carl Sahlins bergshistoriska samling / Tekniska museet (CS-F1-447), Foto: Tekniska museet
Abb. 158 Olof Lindberg, Karte von Österbybruk, 1758, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I, Karte Nr. 54
Abb. 159 Österbybruk, Herrenhaus mit Garten
Abb. 160 Österbybruk, Lindenalleen im Garten
Abb. 161 Österbybruk, Lindenallee im Garten
Abb. 262 Charta öfver Österby Bruks Herregård jemte Stall= och Trädgården, 1788, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 166 Österbybruk, Grundriss des Erdgeschosses (Ausschnitt: Orangerie), Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 165 Österbybruk, Herrenhaus mit Orangerie, Gartenseite ©Marion Müller
Abb. 167 Österbybruk, Zeichnung des Heizsystems der Orangerie (Öfwer Ugnar och Drag Röör i Orangerie), Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I
Abb. 168 Österbybruk, Auszug aus einem Inventar der Orangerie von 1774, Riksarkivet Uppsala, Österby bruks arkiv I, Series A1, Vol. 95
Abb. 169 Österbybruk, Orangerie oberhalb des Küchengartens, 1787
Abb. 170 Österbybruk, Küchengarten
Abb. 171 Österbybruk, Küchengarten
Abb. 172 Österbybruk, Küchengarten
  1. Bereits sein Großvater Christian Horleman hatte nach seiner Berufung nach Schweden 1666 – ursprünglich war er am Elternhaus der schwedischen Königin Hedwig Eleonora in Schleswig-Holstein-Gottorf tätig gewesen – eine wegweisende Rolle für die schwedische Gartenkunst und die königlichen Gärten gespielt. Sein Vater Johan Hårleman erhielt ab 1680 im Zuge einer mehrjährigen Studienreise eine Ausbildung in Paris bei Jean-Baptiste de La Quintinie und übernahm anschließend umfangreiche Aufgaben für das Königshaus. Vgl. den Eintrag von Sven Karling im Svenskt biografiskt lexikon, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13967 (05.06.2023).
  2. Vgl. den Eintrag von Carine Lundberg zu Carl Hårleman im Svenskt biografiskt lexikon, https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13968&forceOrdinarySite=true (05.06.2023); Olausson 2000, S. 75.
  3. Vgl. die Zeichnung im Nationalmuseum Stockholm, NMH THC 7858, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=37158&viewType=detailView (26.03.2023).
  4. Vgl. Carlborg 2004, S. 13.
  5. Vgl. die Zeichnung im Nationalmuseum Stockholm, NMH THC 7858, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=37158&viewType=detailView (26.03.2023).
  6. Eine Beschreibung der Zeichnung auch bei Selling 1937, S. 97.
  7. Vgl. Selling 1937, S. 98.
  8. Vgl Selling 1937, S. 98. Eine kurze Beschreibung des Gartens auch bei Bandet 1967, S. 350–351; Carlborg 2004, S. 13–14.
  9. Vgl. Selling 1937, S. 98; Carlborg 2004, S. 14; Olausson 2000, S. 78.
  10. Vgl. Tigerstedt 1957, S. 566, Anm. 1.; Carlborg 2004, S. 13; Gille 2022e, S. 125–126 [ohne Quellenangabe]. Bei letzterem werden insg. 160 Linden angegeben (S. 126).
  11. Zitiert bei Carlborg 2004, S. 13.
  12. Vgl. Tigerstedt 1957, S. 581.
  13. Vgl. Tigerstedt 1957, S. 566 (Verweis auf die Rechnungsbücher); Carlborg 2004, S. 13.
  14. Vgl. http://kulturarvsdata.se/raa/bbrb/html/21420000044156 (09.12.2023).
  15. Vgl. Upmark 1908, S. 326.
  16. Vgl. Drevon Originalzitat. Siehe auch Selling 1937, S. 98; Bandet 1967, S. 351; Bilaga 3 in Carlborg 2004, n.p.. Holmberg hat in seinen Recherchen keine Hinweise darauf gefunden, dass es in Uppland tatsächlich gelungen war, Zitrusfrüchte zu kultivieren, vgl. Holmberg 2007, S. 160. Erwähnenswert und ein Hinweis auf das hohe Prestige der botanischen Erfolge sind in diesem Kontext die Darstellungen von David von Cöln von offenbar erfolgreich kultivierten Südfrüchten in Ulriksdal. Vgl. Nationalmuseum Stockholm, INV NMGrh 503, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15173&viewType=detailView (28.03.2023); INV NMGrh 473, https://collection.nationalmuseum.se:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=15143&viewType=detailView (28.03.2023). Siehe auch Holmberg 2007, S. 152–154.
  17. Vgl. Holmberg 2007, S. 159.
  18. Vgl. Bilaga 2 „Trädgårdsmästare vid Österby bruk“ in Carlborg 2004, n.p.
  19. Vgl. Holmberg 2007, S. 105.
  20. Vgl Selling 1937, S. 98; in der Sekundärliteratur vielfach wiederholt. Bei Holmberg 2007 findet sich in Appendix 2 Bouppteckningen vid Österby bruk 1757 eine Reproduktion und Transkription des entsprechenden Inventarteils (S. 209–213). Die genannten Pflanzen wurden zudem in einer Liste mit ihren lateinischen Bezeichnungen bestimmt (S. 213).
  21. Vgl. Holmberg 2007, S. 103.
  22. Abgedruckt bei Holmberg 2007, Fig. 46, S. 109: Öfwer Ugnar och Drag Röör i Orangerie, Landsarkivet Uppsala, Österbyarkivet.
  23. Holmberg konnte eine der Öffnungen frei legen und dahinter einen Raum mit zerkleinerten Ziegeln erkennen. Vgl. Fig. 44 und 45 auf S. 108. In Fig. 43 eine Rekonstruktion des Heizsystems durch den Autor (S. 106).
  24. Vgl. die Erläuterung des Systems bei Holmberg 2007, S. 107; 142. Hypokaustenanlagen sind heute in Schweden ansonsten noch in Vadstena, Malbork und Glimmingehus erhalten. Vgl. ebd. S. 37.
  25. Vgl. die Vergleichstabelle bei Holmberg 2007, S. 115.
  26. Vgl. Tabelle 11 bei Holmberg 2007, S. 135. Das Gehalt des Inspektors lag sehr viel höher bei 3000 Riksdaler.
  27. Vgl. Holmberg 2007, S. 159.
  28. Vgl. Holmberg 2007, S. 141–142.
  29. Vgl. Holmberg 2007, S. 142.
  30. Vgl. http://kulturarvsdata.se/raa/bbr/html/21400000701250 (12.05.2023).
  31. Vgl. Holmberg 2007, S. 110.
  32. Vgl. Holmberg 2007, S. 107; Carlborg 2004, S. 18.
  33. Vgl. Carlborg 2004, S. 19.
  34. Vgl. Carlborg 2004, S. 15.
  35. Vgl. Carlborg 2004, S. 40.
  36. Zum Nutzgarten im 20. Jahrhundert vgl. Carlborg 2004, S. 19–39.
  37. Vgl. Carlborg 2004, S. 39–41.
  38. Vgl. die Ergebnisse der durch GeoSphere Austria durchgeführten Bodenradaruntersuchung 2023 [link].
  39. Vgl. https://www.osterbybruk-orangeri.se/ (13.05.2024).