Emkendorf/07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Sekundärliteratur ====
====Architektur (Abbildung 21)====  
In der wichtigsten zeitgenössischen Publikation mit Ansichten von Schwedens Schlössern und Herrenhäusern vor allem des 17. Jahrhunderts, Erik Dahlbergs ''Suecia Antiqua et Hodierna [...]'',[[Stola/Forschungsstand#%20ftn1|[1]]] ist Stola nicht verzeichnet, vielleicht weil der Neubau des Herrenhauses im Jahr der Publikation des Kupferstichwerks noch nicht fertiggestellt war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn2|[2]]] Aufgrund der Bedeutung der Besitzerfamilie Ekeblad wird die Gutsanlage von Stola jedoch schon früh im 19. Jahrhundert in historisch-genealogischen oder landeskundlichen Publikationen erwähnt – etwa in Jonas Friedrichsson Mellins ''Minne öfver Claes Julius Ekeblad (Zum Gedenken an Claes Julius Ekeblad)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn3|[3]]] oder Erik Tunelds ''Geografi öfver konungariket Sverige (Geographie des Königreichs Schweden)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn4|[4]]] Aus dem landeskundlichen Werk Claes Johan Ljungströms ''Kinnefjerdings och Kållands härader samt staden Lidköping (''[''Die Regionen''] ''Kinnefjerding und Kålland sowie die Stadt Lidköping)'' geht das Datum der vermutlich ersten schriftlichen Erwähnung Stolas im Jahr 1129 hervor,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn5|[5]]] als Simon Pedersson (belegt im 12. Jahrhundert) im Besitz des Gutshofs war.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn6|[6]]]
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es wohl erneut das Interesse an der Familie Ekeblad, das Nils Erdmann dazu bewog, sich in seinem ''Ur rococons lif , typer och seder'' ''(Aus dem Leben des Rokokos: Bräuche und Sitten)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn7|[7]]] auf mehr als 200 Seiten mit dem Leben und der Person Claes Julius Ekeblads d.J. (1708–1771) zu beschäftigen. Wenig später gab Nils Sjöberg die Briefe von dessen Großvater Johann Ekeblad (1629–1697) heraus.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn8|[8]]] Der Familie und einzelnen Mitgliedern sind ebenfalls Einträge im ''Svenskt Biografiskt Lexikon (Schwedisches Biographisches Lexikon)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn9|[9]]] gewidmet. Das anhaltende Interesse an der Familie Ekeblad und Stola belegt die 2016 publizierte Schrift ''Ekebladarna på Stola (Die Ekeblads auf Stola)''.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn10|[10]]]
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt eine erste systematische Beschäftigung der (kunst-) historischen Forschung mit schwedischen Gutsanlagen: So wird in der mehrbändigen Publikation der ''Svenska slott och herresäten'' im 1910 erschienenen Band zu Västergötland vom Bearbeiter Axel L. Romdahl das Herrenhaus in Stola zwar kurz beschrieben, doch vor allem auf die Besitzenden eingegangen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn11|[11]]] Zu der Zeit bildete die historisch genealogische Forschung im Bezug auf die Familiengeschichte nach wie vor einen wichtigen Schwerpunkt,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn12|[12]]] allerdings rückten allmählich auch kunsthistorische Fragen stärker in den Fokus des Interesses: So veröffentlichte Otto Mannerfelt 1923 einen Aufsatz über die Ekeblads und ihre Sammlungen in Stola[[Stola/Forschungsstand#%20ftn13|[13]]] und im von Sigurd Erixon und Sigurd Wallin herausgegebenen Band über ''Västgötagårdar, herremännens och böndernas äldre byggnadskultur i Skaraborgs län (Västergötländische Herrenhäuser, die ältere Baukultur der Herren und Bauern im Kreis Skaraborg)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn14|[14]]] wird beispielsweise die Frage nach dem Entwerfer des Herrenhauses in Stola gestellt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn15|[15]]] Besonders das 1940 von William Karlson kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796 dokumentiert die Ausstattung des Baus am Ende des 18. Jahrhunderts[[Stola/Forschungsstand#%20ftn16|[16]]] und stellt bis in die Gegenwart eine wesentliche Quelle dar.
 
Das Herrenhaus Stola ist in der Folge in weiteren Überblickswerken verzeichnet: so in der von 1935 bis 1942 erschienenen 47-bändigen Reihe der ''Svenska gods och gårdar (Schwedische Güter und Gutshäuser)'' mit einem sehr kurzen Eintrag im Band über Västergötland.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn17|[17]]] Im ebenfalls mehrbängigen Überblickswerk ''Slott och herresäten i Sverige (Schlösser und Herrenhäuser in Schweden)''[[Stola/Forschungsstand#%20ftn18|[18]]] summiert der 1968 von Lennart Luthander herausgegebenen Band zu Västergötland im Eintrag zu Stola die bisherigen Erkenntnisse zum Herrenhaus – leider ohne Belegstellen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn19|[19]]] Dieses Versäumnis holt der grundlegende Artikel Barbro Westrins ''Stola säteri (Das Herrenhaus Stola)'' in der Reihe über denkmalgeschützte Bauten in der Region Skaraborg aus dem Jahr 1986 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn20|[20]]]
 
Übergeordnete Publikationen zur schwedischen Architektur- und Ausstattungsgeschichte von Herrenhäusern und Schlössern liefern nach dem 1937 publizierten (und in den 1990er Jahren neu aufgelegten) Grundlagenwerk Gösta Sellings[[Stola/Forschungsstand#%20ftn21|[21]]] unter anderem Fredric Bedoire und Lars Sjöberg.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn22|[22]]] Sie gehen verstärkt kunsthistorischen Fragestellungen in Bezug auf Herrenhäuser nach. Dadurch vertiefen sich generell die Kenntnisse über die schwedischen Herrensitze, selbst wenn Stola in diesen Publikationen nur gelegentlich erwähnt wird.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn23|[23]]] Das trifft weitgehend auch auf die zahlreichen vergleichenden Untersuchungen des Wirtschaftshistorikers Göran Ulväng über schwedische Herrenhäuser zu,[[Stola/Forschungsstand#%20ftn24|[24]]] doch in seiner auf Vollständigkeit angelegten Datenbank ''Svenska Herrgarda'' (''Schwedische Herrenhäuser''),[[Stola/Forschungsstand#%20ftn25|[25]]] findet sich Stola mit einer vollständigen Besitzergeschichte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn26|[26]]]
 
Auch in Arbeiten über Carl Hårleman als einem der führenden Architekten des 18. Jahrhunderts nehmen dessen Innenraum-Entwürfe für Stola kaum Raum ein.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn27|[27]]] Hingegen konnte Barbro Westrin in seinem kurzen Aufsatz über einen nicht ausgeführten Entwurf des Architekten Carl Fredrik Adelcrantz’ für ein Gästehaus in Stola ein interessantes Detail der Planungsgeschichte aufdecken [Westrin 2004].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn28|[28]]] Sten Karling hatte einige Jahre zuvor bereits eine Carl Hårleman und Jean Eric Rehn (1717–1793) als Zeichner zugeschriebene Zeichnung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem Vorschlag für eine nicht oder nur zu geringen Teilen ausgeführte Garten- und Parkgestaltung in Stola veröffentlicht [1M16-D9483].[[Stola/Forschungsstand#%20ftn29|[29]]] Im Jahr 2014 entstand eine Bachlorarbeit am Institut für Kulturerbe der Universität Göteborg, welche die Bedeutung des erhaltenen englischen Gartenteils und die Pflege des Gedenkhains in Stola untersucht hat.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn30|[30]]]
 
Die von Westrin kontinuierlich publizierten weiteren Aufsätze Stola betreffend, spiegeln die für die heutige Zeit typische Tendenz zu punktuell vertiefter Forschung über einzelne Herrenhäuser.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn31|[31]]] Zunehmend weckt das neuere Thema der Restaurierungsgeschichte und der damit zum Teil verbundenen Musealisierung verschiedener Herrenhäuser das Interesse der Forschung.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn32|[32]]] Der 2010 zu diesem Aspekt von Robin Gullbrandsson veröffentlichte Aufsatz über Stola hinterfragt die vom Restaurator Alfred Nilson[[Stola/Forschungsstand#%20ftn33|[33]]] (1888–1953) und dem historisch interessierten Architekten Erik Lundberg[[Stola/Forschungsstand#%20ftn34|[34]]] (1895–1969) Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführte Instandsetzung und Restaurierung des Herrenhauses in Stola kritisch.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn35|[35]]]
 
Neben wissenschaftlichen Publikationen wurde das Herrenhaus Stola vermutlich wegen der erhaltenen bzw. gut restaurierten (und damit fotogenen) Innenausstattung des 18. Jahrhunderts verschiedentlich in teils internationale Bildbände über schwedische Herrenhäuser aufgenommen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn36|[36]]] Bei diesen Publikationen fehlt ein wissenschaftlicher Anspruch (z.B. keine Quellennachweise) und aufgrund des häufig geringen Textanteils enthalten diese Bücher in der Regel keine neuen Erkenntnisse über das Herrenhaus. Für das abseits im ländlichen Schweden gelegene Stola erreichen diese Bände mit atmosphärischen Fotografien zumindest den Bekanntheitsgrad, der diesem aus dem 18. Jahrhundert weitgehend unverändert erhaltenen Herrenhaus gebührt.
 
==== Archivalien ====
Die historisch-genealogische (aber auch kunsthistorische) Forschung hat vielfach vor allem Quellen im Bezug auf die Familie Ekeblad als Besitzer von Stola erschlossen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn37|[37]]] Alle Autoren sind sich jedoch einig, wie sehr das Herrenhaus in Stola als Stammsitz der Familie Ekeblad die Ambitionen und Lebensweise der Besitzerfamilie widerspiegelt.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn38|[38]]] Es bestehe eine so enge Verbindung, dass der eine Name nicht genannt werden könne, ohne zwangsläufig den anderen Namen in Erinnerung zu rufen.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn39|[39]]]
 
Am umfänglichsten hat bislang Karlson verfügbare Schriftquellen und Objekte aus Stola erforscht:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn40|[40]]] Im ersten Drittel der Publikation werden die vorhanden Quellen und bekannten Archivalien zu Stola umfänglich ausgewertet und im Text wie den Anmerkungen darüber hinaus teilweise transkribiert. Im Buch folgt dann das kommentiert publizierte Inventar Claes Julius Ekeblads von Stola aus dem Jahr 1796. Abschließend zeichnet Karlson noch den Weg einzelner Objekte des Ekeblad-Erbes aus Stola bis ins Jahr 1940 nach.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn41|[41]]]
 
Westrin nennt in seinem Aufsatz 1986 unpublizierte Archivalien zu Stola und den Ekeblad im Riksarkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn42|[42]]] (Reichsarchiv), in der Kungliga Bibliotheket[[Stola/Forschungsstand#%20ftn43|[43]]] (Königlichen Bibliothek), im Nordiska Museet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn44|[44]]] (Nordischen Museum) jeweils in Stockholm und zählt kleinere Bestände in anderen Archiven auf.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn45|[45]]] Weitere Archivalien zu Stola befinden sich in der De la Gardie-Sammlung in der Universitätsbibliothek in Lund – u.a. das Inventar von 1796[[Stola/Forschungsstand#%20ftn46|[46]]] [DLG 1]. Vermessungskarten von Stola aus dem 18. Jahrhundert [Stola1728+(2)] sind im Bestand der Lantmäteriet, Rikets allmänna kartverks archives[[Stola/Forschungsstand#%20ftn47|[47]]] (Landvermessung und Nationales Allgemeines Kartographisches Archiv) vorhanden.[[Stola/Forschungsstand#%20ftn48|[48]]]
 
Zuletzt benannte Gullbrandsson für seine denkmalpflegerischen Fragen 2010 unpublizierte Quellen zu Stola in folgenden Archiven:[[Stola/Forschungsstand#%20ftn49|[49]]] Antikvarisk-topografiska arkivet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn50|[50]]] (ATA, Das antiquarisch-topographische Archiv) in Stockholm, Alfred Nilsons arkiv (Alfred Nilsons Archiv) und Erik Lundbergs ritningsarkiv (Erik Lundbergs Zeichnungsarchiv) beide im Arkitekturmuseet[[Stola/Forschungsstand#%20ftn51|[51]]] (Architekturmuseum) in Stockholm, Västergötlands museums arkiv[[Stola/Forschungsstand#%20ftn52|[52]]] (Archiv des Museums Västergötland) in Skara und das Gutsarchiv in Stola.
----[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref1|[1]]] Vgl. <nowiki>https://suecia.kb.se/F/?func=find-b&local_base=sah</nowiki> (01.11.2023); <nowiki>https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?pid=alvin-record%3A80130&dswid=4154</nowiki> (09.02.2024) und Suecia Antiqua et Hodierna 1716. Das Werk enthält vor allem Ansichten von Schlössern und Herrenhäusern aus dem späten 17. Jahrhundert bis etwas nach der Jahrhundertwende.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref2|[2]]] Der Vorgängerbau in Stola war vermutlich nicht neu und repräsentativ genug, um aufgenommen zu werden.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref3|[3]]] Vgl. Mellin 1813.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref4|[4]]] Vgl. Tuneld 1833.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref5|[5]]] Vgl. Ljungström 1871, S. 74.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref6|[6]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref7|[7]]] Vgl. Erdmann 1901.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref8|[8]]] Vgl. Sjöberg 1911–1915.
Das Herrenhaus wurde im spätbarocken Stil zwischen 1730 und 1745 erbaut und vom sächsischen Baumeister [[wikidata:Q1038393|Carl Gottlob Horn]] (1734–1807) gegen Ende des 18. Jahrhunderts klassizistisch überformt. Es war der dritte Bau, der in der Geschichte von [https://de.wikipedia.org/wiki/Gut_Emkendorf|Gut Emkendorf] entstand.<ref>Vgl. Saeftel ,1978, S. 51..
</ref> Durch eine Geländeaufschüttung um etwa 2,50 m stand das neu errichtete Herrenhaus nicht mehr wie ursprünglich auf feuchtem Talgrund.<ref>Vgl. Saeftel ,1978, S. 60.
</ref> Es wurde nach strenger Ausrichtung in West-Ost-Richtung entlang einer Hauptachse auf einem [[wikidata:Q1741946|„point de vue“]] (Blickpunkt) angelegt. In dieser Achsenrichtung weitergehend bot sich dem Besucher das Bild einer schleswig-holsteinischen Gutshofanlage. Der gerade Weg führte über den Wirtschaftshof zur [[wikidata:Q869423|cour d’honneur]] (Ehrenhof), an dessen Stirnseite das Herrenhaus lag. (Abbildung 22) Die<i>cour d’honneur</i>war bei der Erbauungszeit zunächst vorhanden, denn es bestand eine klare Trennung zwischen dem Herrenhaus, dem<i>corps de logis</i>und dem Wirtschaftshof. Die Ausbauzeit des Hauses verlief aufgrund von ständigem Besitzerwechsel, Geld- und Baustoffmangel im 18. Jahrhundert immer wieder mit Unterbrechungen. Unter Cuno Josua von Bülow (1697–1766) begann schließlich ab 1730 der völlige Neubau des Herrenhauses. Es wurde in seinen Grundzügen grob fertiggestellt. Die Seitengebäude nördlich und südlich des Herrenhauses standen zunächst frei und wurden ohne jegliche Verbindung zum Herrenhaus errichtet. Unter [[wikidata:Q1685567|Graf Jean Henri Desmecières]] erfolgte dann der weitere Ausbau der Innenräume und der Bau der Kornscheune von 1745 als Pendant zum bereits 1730 entstandenen Kuhhaus. Durch diese Fertigstellung der großen Wirtschaftsgebäude erhielt Emkendorf den Charakter eines Gesamtensembles im barocken Stil.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref9|[9]]] Vgl. Hildebrand 1949a, <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil/Artikel/16801</nowiki> (26.01.2023).
Über die Baumeister von Emkendorf, welche am Neubau des Herrenhauses beteiligt waren, ist nichts bekannt. [[wikidata:Q94918817|Friedrich Saeftel]] schrieb in seiner Baustudie von 1978, dass der bisher unbekannte Architekt aus Schweden stammen könnte, der am Anfang des 18. Jahrhunderts Planungsaufträge in Schleswig-Holstein erhielt.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 42.
</ref> Der Autor [[wikidata:Q17338736|Gerhardt Eimer]] erwähnte ebenfalls in seinem Buch „Schwedische Offiziere als Baumeister in Schleswig-Holstein“ diesen Architektenkreis. <ref>Vgl. Eimer, 1967.
</ref> Die Trennung mittels eines Zaungitters (Abbildung 23), welches zeitgleich zum Herrenhaus erbaut wurde, zwischen Kornscheune, Kuhhaus und Herrenhaus trennte den »Herrenhof« (dänisch<i>mangård</i>) vom »Viehhof« (dänisch<i>veegård</i>), was typisch für die schwedischen Architekten gewesen sei.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 42.
</ref> Zwei Architekten kamen laut Saeftels Forschungen in Frage: Der erste, [[wikidata:Q2174463|Rudolph Matthias Dallin]] (1680–1743), da er sich nur 15 km entfernt von Emkendorf in Rendsburg in Kriegsgefangenschaft befand. Er erhielt Rendsburg als Wohnort zugewiesen, blieb aber nach seiner Entlassung 1719 weiter in Schleswig-Holstein.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 43.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref10|[10]]] Vgl. Allén/Frängsmyr 2016.
Der zweite, [[wikidata:Q1710096|Cornelius Loos]] (1686–1738), wurde als weitere Vermutung in der Baustudie erwähnt.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 44.
</ref> 1734 heiratete er Margaretha Elisabeth Loos, geb. von Ahlefeldt (s.a.). Ab 1720 kam Emkendorf in den Besitz der Herzogin von Kendal (1667–1743). Als Verwalter setzte sie Balthasar von Ahlefeldt auf Lindau, Kiel (1684–1752) ein. Hier lag also ein verwandtschaftlicher Bezug vor. Der Ausbau des Hauses und der Kornscheune erfolgte durch den Baumeister [https://www.herrenhaeuser.sh/anwesen/herrenhaeuser/36-gut-emkendorf.html|Cornelius Gottfried Treu] (1684–1759).<ref>Vgl. Rumohr, 1988, S .88.
</ref> [[wikidata:Q1038393|Carl-Gottlob Horn]] (1734–1807) formte das Herrenhaus ab 1780 klassizistisch um und legte eine Parkanlage an. Er stand ausschließlich in den Diensten des Kaufmanns [[wikidata:Q121937|Heinrich Carl Graf von Schimmelmann]]. Seine Tochter [[wikidata:Q1457063|Juliane Friedericke von Reventlow]] (1762–1816) war eine der Töchter Schimmelmanns, die Emkendorf zur Hochzeit als Geschenk bekamen. Horn baute in Holstein mehrere Herrenhäuser wie [[wikidata:Q2548182|Schloss Wandsbeck]] und [[wikidata:Q1556916|Gut Falkenberg]] mit entsprechenden Parkanlagen und war ein typischer Repräsentant des klassizistischen Baustils.<ref>https:%%//%%de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gottlob_Horn
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref11|[11]]] Vgl. Svenska slott och herresäten 1908–1923. Stola in: Bd. Västergötland, Halland, Värmland, Nerike, Västermanland, S. 28–32 = Romdahl 1910.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref12|[12]]] Vgl. Elgenstierna 1926 mit genealogischen Tafeln des schwedischen Adels, Erdman 1926 mit Quellenveröffentlichungen über den Hof und auf adligen Gütern im Schweden des 18. Jahrhunderts.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref13|[13]]] Vgl. Mannerfelt 1923.
====Wichtige Bauphasen<ref>Vgl. Rumohr, 1988, S.124.</ref>: ====


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref14|[14]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932.
Über die Vorgängerbauten ist nichts bekannt. 1644 sollen alle Gebäude abgebrannt sein, schrieb  Henning von Rumohr.<ref>Vgl. Rumohr, 1988, S. 124.
</ref> Die Besitzerfamilie, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts noch in einer „//Praedia//“ - was übersetzt so viel heißt wie „Landgut“ - in Emkendorf lebte, waren die Herren von Rantzau. [https://finnholbek.dk/getperson.php?personID=I34356&tree=2 Tönnies von Rantzau] war der letzte Besitzer dieser Familie, bevor das Gut über die Witwe [https://finnholbek.dk/getperson.php?personID=I34390&tree=2 Dorothea Margarethe von Rantzau] im 17. Jahrhundert an [[wikidata:Q64228|Melusine von der Schulenburg]] überging.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref15|[15]]] Vgl. Erixon/Wallin 1932, S. 66 zitieren den Schreiber Erik Andren, der behauptet, der lokale Baumeister Håkan Eliander sei der Entwerfer Stolas.
Wegen Totschlags saß sein Vater [https://finnholbek.dk/getperson.php?personID=I34324&tree=2 Cay (Cai) von Rantzau] (1596–1645) im Gefängnis. Noch vorher schrieb er an den König: „…dass alle Güter ruiniert und die Gebäude abgebrannt seien…“<ref>Vgl. Saeftel ,1978, S. 34.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref16|[16]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
[[wikidata:Q1144083|Cuno Josua Freiherr von Bülow]] (1697–1766) baute das „Große Kuhhaus“ (Abbildung 24) von 1730, starb aber 3 Jahre später und das Gut wurde verkauft. Unter dem Nachfolger, [[wikidata:Q1685567|Graf Jean Henri Desmecières]], wurde der Neubau des Herrenhauses ab 1720 fortgesetzt und ab 1745 die Kornscheune (Abbildung 25) erbaut, um den Wirtschaftsbetrieb weiter betreiben zu können und die Einnahmequellen für die Bauten zu sichern. Über die Gestaltung eines Parks am Baubeginn ließen sich fast keine Angaben finden. Der Innenausbau des Hauses wurde in der ersten Bauphase nicht vollständig abgeschlossen, nur einige Räume konnten in der ersten Zeit bewohnt werden. Ab 1745 wurden in der ersten Etage „der Festsaal“ und der angrenzende „Blaue Salon“ ausgebaut, den der dänische [[wikidata:Q156187|König Friedrich V.]] (1723-1766) „spontan“ aufgrund einer Reiseänderung am 8. Juni 1748 nach Emkendorf besuchte. Eine Schauspieltruppe der [[wikidata:Q61460498|Comédie Française]] führte das Lustspiel [[wikidata:Q205875|„Tartuffe“ von Molière]] (getauft 1622–1673) ihm zu Ehren auf.<ref>Vgl. Gerkens, 1960 S. 56.
</ref> Desmecières waren wohl die Reisepläne des Königs bekannt und er wusste von der Leidenschaft des Königs für die französische Komödie, welche auch ab 1740 im Theater in Kopenhagen gespielt wurde.<ref>Vgl. Gerkens, 1960, S.57.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref17|[17]]] Vgl. Svenska gods och gårdar 1935–1942, Stola in Bd. 30, Västergötland Skaraborgs län (västra), Uddevalla 1942, S. 892.
Bis zur Familie von [[wikidata:Q11136929|Detlev von Reventlow]] (1712–1828) war das gesamte Gut eine Baustelle. Durch ihn und seinen Sohn Friedrich von Reventlow (1755–1828) wurde das Herrenhaus dann weiter ausgebaut und im klassizistischen Stil eingerichtet, ebenso wurden ein Landschaftspark angelegt und weitere Wirtschaftsgebäude erbaut. Aus den Einkünften des beträchtlichen Erbes von [[wikidata:Q1457063|Julia Friedericke von Reventlow]] (Rufname Julia) geb. [[wikidata:Q1734894|Schimmelmann]] (1762–1816) erwarb das Gut eine teure Ausstattung an Möbeln sowie Kunstgegenständen und konnte sich Jahrzehnte lang privat finanzieren. Ein eigener Baumeister sowie ein eigener Maler gestalteten schließlich Emkendorf zu einem klassizistischen Gesamtensemble um. Julias Vater, [[wikidata:Q121937|Graf Heinrich Carl von Schimmelmann]] (1724–1782), war ein deutsch-dänischer Kaufmann und Sklavenhändler und -halter, der zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Europas wurde. Er trug mit seinem Vermögen, welches er in Form einer hohen Mitgift seinen Kindern schenkte, dazu bei, dass Emkendorf eine exklusive Ausstattung bekam.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref18|[18]]] Vgl. Slott och herresäten i Sverige 1966–1971, Stola in Bd. 10, Teil 1 Västergötland: Almnäs–Stola, Stockholm 1968, S. 411–435 = Luthander 1968.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref19|[19]]] Vgl. Luthander 1968, S. 411–435.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref20|[20]]] Vgl. Westrin 1986.
====Architektur Außenbau <ref>==== Vgl. Saeftel,, 1978, S.25-26.====
</ref>====


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref21|[21]]] Vgl. Selling 1937 (1991).
Um das Jahr 1730 stand bei Baubeginn des neuen Herrenhauses ein zweigeschossiger, gelb verputzter Backsteinbau mit [[wikidata:Q1891085|Mansarddach]], welcher mit glasierten Hohlziegeln eingedeckt war (Abbildung 26). Das Haus stand völlig frei, ohne unmittelbare bauliche Verknüpfung mit Seitenflügelbauten oder mit Anschlussmauern zu solchen Nebengebäuden. Mit welchen Abstandsmaßen vom Herrenhaus die Seitenflügel südlich und nördlich von der Auffahrtsfläche gestanden haben, wurde nicht angegeben. Man vermutete, dass sie um 1720 direkt auf den gewachsenen Boden gebaut und keine Geländeaufschüttungen durchgeführt wurden.Saeftel stellte die These auf, dass im Zuge des Umbaus um 1800 die Seitengebäude abgerissen und direkt als Neubauten an das Herrenhaus angebaut wurden.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 11-13.
</ref> Die Firstrichtung war bei der Erbauung fast auf Nord-Süd ausgerichtet. Das Hauptgebäude mit 13 Achsen zeigte auf der Hofseite einen dreiachsigen, zweieinhalbstöckigen [[wikidata:Q747567|Risalit]], der durch ionische [[wikidata:Q175112|Kolossalpilaster]] gegliedert war und einen flachen [[wikidata:Q116137|Dreiecksgiebel]] aufwies. (Abbildung 27) Das Erdgeschoss wurde rustiziert und über dem ersten Stockwerk befand sich ein attikaähnlicher Wandstreifen. Die Gartenseite wurde hingegen insgesamt etwas schlichter ausgeführt. Dort hatte der Risalit einen durchgehenden Balkon. (Abbildung 28) Zwei langgestreckte, eineinhalbstöckige Seitengebäude schlossen sich links und rechts auf der Hofseite an und umgaben den Hof zusammen mit dem Hauptgebäude hufeisenförmig. (Abbildungen 29, 30) Eine einläufige gerade Treppe mit einer zweiflügeligen Haustür gab es bereits zur Erbauungszeit. (Abbildung 31) Unterhalb des Eingangspodests lag dort der einzige Zugang zum Untergeschoss. Im 19. Jahrhundert wurde dieser jedoch verschlossen und durch einen seitlichen Zugang ersetzt. Ein Mauerloch ist heute noch im Gewölbekeller vorhanden. Die Fenster des gesamten Gebäudes waren vierflügelige [[wikidata:Q35473|Zargenfenster]] mit festen Pfosten und Kämpfer. Die Unterflügel der Fenster besaßen eine [[http://vocab.getty.edu/page/aat/300003120|Kreuzsprossenteilung]] mit acht Scheiben, die Oberflügel sechs Scheiben. Die Nord- und Südfassaden belegten mit ihrer einstigen Fensterachsenanlage, dass das Herrenhaus zunächst freistehend und ohne jede bauliche Anschlussüberdeckung mit Seitenflügeln geplant und gebaut wurde.<ref>Vgl. Saeftel ,1978, S. 45.
</ref> (Abbildungen 32, 33) Bereits die inneren Raumhöhen und damit auch die lichten Fensterhöhen ließen erkennen, dass der planende Architekt in dem 4,25 m hohen Obergeschoss die Fest- und Empfangsräume unterbringen wollte. Im 0,20 m niedrigeren Erdgeschoss dagegen plante er die Wohn- und Schlafräume ein, welche auch bei Neubau als erstes bezugsfertig sein mussten. Die Außenwände wurden aus Backsteinen im [[wikidata:Q1131313|Kreuzverband]] und mit 12 Schichten/Stgdm<ref>Maßangabe für steigender Meter. Längenmaß für Konstruktionen, die in besonderem Maße in die Höhe gebaut werden.
</ref> hochgezogen. Bei Baubeginn wurde ein einfaches Hauptgesims angelegt, das am Ende des 18. Jahrhunderts als ausladendes Holzgesims ersetzt wurde. (Abbildung 34) Ob sich Ecklisenen an der Hauptfassade befanden, konnte nicht belegt werden.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref22|[22]]] Vgl. Sjöberg 2000, Bedoire 2001, Bedoire 2015.
Die zunächst beiden zweistöckigen Seitengebäude, die um 1800 mit dem Haupthaus schließlich zu Süd- und Nordflügel verbunden wurden, befanden sich vorher in strikter Trennung vom Haupthaus, was nicht sehr praktikabel war. Die Küchen-, Brau- und Vorratsräume sowie alle weiteren Hauswirtschaftsräume machten dieses nördliche Seitengebäude zum Versorgungshaus für alle Bediensteten, Knechte und Mägde des Gutes. Durch die Verbindung der Flügel ab 1798 wurde es dann für das Personal viel komfortabler, die Mahlzeiten in die Speisesäle zu bringen, ohne über den Hof gehen zu müssen. Dass es später eine Küche oder einen Vorbereitungsraum direkt im Haupthaus gegeben haben muss, belegte der gegen Ende des 18. Jahrhunderts eingebaute [[wikidata:Q5313763|Speisenaufzug]]. Direkt im Haupthaus plante man zunächst keinen Küchentrakt. Der Neubau des Nordflügels wurde dann ebenfalls zweistöckig gebaut. Des Weiteren befanden sich dort laut der [[wikidata:Q815410|Inventarauflistung]] von 1786<ref>Vgl. Rumohr, 1988, S. 126.
</ref> im Erdgeschoss die Stube und Kammer der Haushälterin sowie drei Schlafstuben für die Kammerjungfern. Im ersten Stock befanden sich ebenfalls  zwei Kammern für Diener und eine Wohnstube. An das nördliche Seitenhaus schloss sich noch das Backhaus an.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref23|[23]]] Vgl. etwa Bedoire 2001, Bedoire 2015.
Das zweistöckige südliche Seitenhaus war für weitere Bedienstete des Hauses und für Gäste gedacht. Diese mussten über den Hof gehen, um ins Haupthaus zu gelangen.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref24|[24]]] Vgl. etwa Ulväng 2017.
Beim Neubau des zweistöckigen Südflügels, auch Kavaliersflügel genannt, wurde um 1798 eine Verbindungstreppe ins Obergeschoss des Hauptflügels eingebaut. Eine weitere einläufige Treppe führte vom Obergeschoss über einen Dachraum-Treppenhals in den kleinen Eckraum des Herrenhausobergeschosses. Sie durchbrach unmittelbar unter dem Entlastungsbogen die Außenwand des Hauptgebäudes.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref25|[25]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/</nowiki> (10.11.2022).
„…Bei einer Kalkputzerneuerung an der Nordwand ergab sich 1974 folgender Befund: Im Oberteil der Außenwand, bündig mit dem reinen Mauerwerk, ist ein starker Entlastungsbogen mit hohem Stich eingemauert worden. Der vorsorgliche Einbau eines solchen Bogens glich mit dem Hochziehen des Außenmauerwerks – an Stelle eines Fensterlochs. [] der Entlastungsbogen auch sehr weit gespannt.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 46-47.
</ref> Ebenso entstand ein solcher Bogen an der Südwand an gleicher Stelle. Der unbekannte Architekt ahnte bereits um 1730, dass achtzig Jahre später [[wikidata:Q1038393|Carl Gottlob Horn]] (1734–1807) das Haus mit seinen Seitenflügeln neu anlegen und eine funktionale Einheit der Gebäude schaffen würde, um den Wünschen nach mehr Komfort Folge zu leisten.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 46.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref26|[26]]] Vgl. <nowiki>https://www.svenskaherrgardar.se/herrgardsdatabasen/gard/10693</nowiki> (10.11.2022).
Die Fensterlöcher im Erdgeschoss wurden geöffnet und mit Türen versehen, sodass nach Fertigstellung das Haus zu einer kompletten Einheit verbunden war. Im Keller des Herrenhauses befand sich noch eine Besonderheit. Im Steinfußboden floss ein offener Wasserkanal durch das Haus. (Abbildungen 35, 36) Er wurde während der Erbauungszeit um 1730 angelegt. Er verlief vom [[wikidata:Q1271374|Dörpsee]], floss den Hang auf der rechten Seite des Parks herab zum barocken Springbrunnenbassin und durch Rohre in den Keller des Hauses. Dann durch den Keller mit einem Gefälle von 0,15 m hindurch, aus ihm heraus und  weiter einen kleinen Hang hinunter zum Hasensee, auf der rechten Seite des Herrenhauses. Die Baustudie kam zu dem Schluss, dass das Herrenhaus mit seinem mittleren und südlichen Teil im Feuchtgelände der Talterrasse erbaut wurde. Der Hauptteil des Neubaus kam in dem mit vielen kleinen Rinnsalen und größeren Bachläufen durchzogenen Tal zu stehen und musste zum [[wikidata:Q53294022|Hasensee]] auf der Südseite des Hauses entwässert werden. Deshalb wurde das Untergeschoss des Neubaus nicht in die Erde versenkt, sondern plan auf den gewachsenen Boden gestellt und nach Fertigstellung durch eine Bodenaufschüttung angehoben.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 26.
</ref>. Diese Maßnahme schützte den Wohnbereich vor Nässe. Auch das Dach- und Oberflächenwasser konnte sofort abfließen. Es kommt bis heute vor, dass der Keller des Hauses immer wieder überflutet wird.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref27|[27]]] Vgl. u.a. Alm 2000 mit lediglich einem Hinweis auf Stola, S. 308.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref28|[28]]] Vgl. Westrin 2004. Zeichnung befand sich 2004 in der Restaurierungswerkstatt im Regionalarchiv Göteborg und wurde dem Nationalarchiv in Göteborg am 31.03.2005 unrestauriert zurückgegeben, vgl. e-Mail von Helena Mattisson 19.07.2023.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref29|[29]]] Vgl. Karling 1981, sowie <nowiki>https://digitaltmuseum.se/021017229956/1m16-d9483</nowiki> (23.02.2023).
====Innenraum: Grundriss, wandfeste und mobile Ausstattung:====


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref30|[30]]] Vgl. Berglund 2014, [https://gupea.ub.gu.se/bitstream/handle/2077/36763/gupea_2077_36763_1.pdf?sequence=1 quelle] (27.03.2023).


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref31|[31]]] Vgl. Westrin 1996, Westrin 1997, Westrin 2002.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref32|[32]]] Vgl. etwa Hellspong/Lindvall 2004, Geijer 2008 oder Edman 2008, u.a. S. 48 zu Stola.
„Jeder der einzelnen Räume auf Emkendorf existiert für sich selbst, das heißt, von einem Raum in den anderen tretend, begibt man sich jeweils in eine neue Welt; andere Farbigkeit, andere Wanddisposition und andere Thematiken verdeutlichen den Wechsel, nich einal die kleineren Nebenkabinette haben Bezug zu den größeren Räumen [...]“<ref>Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 88.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref33|[33]]] Auch Nilsson. Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q24019266</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/8922</nowiki> (22.02.2024).
Der einzige Grundrissplan stammt von [[wikidata:Q106140533|Frauke Mißfeldt-Bünz]] (Abbildungen 37, 38), gezeichnet von Henning Höppner für ihre Publikation über Emkendorf.<ref>Vgl. Mißfeldt, 1955/1956.
</ref> Der Plan zeigt die Räume ab 1790 im Anschluß an die klassizistische Umformung.====<ref>==== Vgl. Mißfeldt, , 1955,S. 119.====
</ref>====  Nur der „Rote Salon“ (Abbildung 39) und die „Alte Bibliothek“ (Abbildung 40, 42) stammen aus der Erbauungszeit von 1730 und haben ihre Raumgröße sowie den Deckenstuck bzw. die Wandschränke behalten.====<ref>==== Vgl. Lohmeier, Dieter/ Müller, 1984, S. 46-68.====
</ref>==== Im „Blauen Salon“ (Abbildung 41, 43) im ersten Stock wurde ebenfalls nur die Raumgröße beibehalten. Die endgültige Dekoration verschiedener Räume erfolgte ab 1764 durch [[wikidata:Q1685567|Graf Jean Henri Desmecières]] (1743–1764). Er kaufte Emkendorf aus einem Vermögensverfall der [[wikidata:Q107393959|Familie von Bülow]] um 1729 auf. Der Innenausbau wurde mangels Geld in dieser Zeit immer noch nicht fertiggestellt, weshalb auch nicht alle Räume im Obergeschoss ausgebaut und bei der Hausübergabe bewohnbar waren.<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 36.
</ref> Ab 1791 bis 1800 wurde Emkendorf von dem Baumeister [[wikidata:Q1038393|Carl-Gottlob Horn]] (1734–1807) klassizistisch überformt. Bis dahin wurde immer nach Geldlage versucht, den Innenausbau weiter voranzutreiben. Da aber die Besitzer nicht auf Emkendorf wohnten, wurde auch nur das Dringlichste an den Innenraumarbeiten vorgenommen.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref34|[34]]] Vgl. Lundberg 1935, Lundberg 1942, Lundberg 1966, <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q5965758</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/sbl/Mobil#/sbl/Mobil/Artikel/9756</nowiki> (22.02.2024).
Ein Beispiel ist die noch vorhandene barocke Stuckdecke, die in der Zeit unter dem Besitzer Graf Jean Henri Desmecières (1687–1778), der das Gut in der Zeit zwischen 1743 und 1764 ausbaute, entstand. Diese „barocke Stuckdecke“ befindet sich noch heute zwei Meter über dem Festsaal im Obergeschoss des Herrenhauses im sogenannten Mansardgeschoss (Abbildung 44). Zwei Meter darunter wurde kurz nach 1798 für den klassizistischen Umbau eine Zwischendecke eingezogen (Abbildung 45). Die drei quadratischen Fenster oberhalb der Rundbogen-Fenstertüren wurden ebenfalls so versteckt, dass die Zwischendecke vor der gesamten Fensterfront von der Parkseite nicht auffiel und die rückseitige Fensterfront auch von der Betrachtung von außen nicht in ihrer Gliederung gestört wurde. Heute sorgen diese oberen Teile der großen Fenster für eine ausreichende Beleuchtung des Raumes, sodass man die Freihandstuckgliederung gut erkennen kann (Abbildung 46, 47). Die Decke wurde außerordentlich reich mit vielen Ornamenten ausgestattet. Drachen wechselten sich mit großflächigem [[wikidata:Q415908|Akanthusdekor]], Gitterfeldern, [[wikidata:Q1249622|Rocaillen]] und Blütenfestons ab (Abbildung 48). Die großen Rocaillen verbanden sich mit dem Gesims, das den Deckenspiegel einfasste. An den Risaliten strahlte je ein Rocaillenpaar, das fast schwebende Gitterfelder und Festons innerhalb kleinerer Rocaillen überfing. Die Ecken des gewölbten Deckensatzes, die risalitartigen Vorsprünge an den Schmalseiten sowie die Deckenmitte waren als die Kristallisationspunkte des Ornaments gedacht und die Risalitenornamentik wurde symmetrisch um eine Achse komponiert. Ebenfalls brachte man auf diesem „Zwischenboden“ noch die Aufhängung des Kronleuchters (Abbildung 49) für den darunterliegenden Festsaal an.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref35|[35]]] Vgl. Gullbrandsson 2010.
Eine Datierung der Decke erfolgte mehrfach von bekannten Herrenhausforschern<ref>Vgl. Saeftel , 1978, S. 27.
</ref> schrieb Saeftel: [[wikidata:Q94878058|Peter Hirschfeld]] (1947–1963) vermutete eine Arbeit um 1730“, vielleicht von der Stuckateur-Familie Brenno<ref>Vgl. Hirschfeld, 1935, S. 47.
</ref> die bereits großartige Stuckaturen im Herrenhaus Damp geschaffen hatte. [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schrifttum49/0017/image,info Irmgard Schleps] datierte die Decke in die Zeit um 1745 und schrieb sie Bartholomäus Bossi (1713 bis nach 1764) zu<ref>Vgl. Schlepps, 1955, S. 92-94.
</ref> [[wikidata:Q1484425|Hartwig Beseler]] (1920–2005)<ref>Vgl. Beseler, 1967, S. 624
</ref> hingegen schätzte die Entstehungszeit der Decke um 1750 ein und [[wikidata:Q29966684|Christian Friedrich von Hedemann-Heespen]] schrieb, dass sie vor 1743 entstanden sein müsse und mit der direkten Bauzeit des Neubaus in Zusammenhang stehen könnte.<ref>Vgl. Hedemann- Heespen, 1922.
</ref>


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref36|[36]]] Vgl. etwa Schermann 2010 oder Björkman 2016.
Die schlüssigste Erklärung lieferte die Kunsthistorikerin [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schrifttum49/0017/image,info Irmgard Schleps] (1915–1984) mit ihrer These, dass es sich um den Stuckateur [[wikidata:Q28034882|Bartholomäus Bossi]] (1713 bis nach 1764) als Schöpfer der Emkendorfer Stuckdecke handelte. Zu Bossis bekannten Arbeitsstellen als Stuckateur zählten das [[wikidata:Q831037l|Schloss Traventhal]] (1744–1749), sowie das [[wikidata:Q314461|Plöner Schloss]] (1744–1757) und das dortige Prinzenhaus (1747–1750). Er war der Stuckateur des letzten [[wikidata:Q476027|Herzogs Friedrich Karl von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön]] (1706–1761). Dort stellte er den Stuck für den [[wikidata:Q616925|„Muschelsaal“]] und den „Gartensaal“ her.<ref>Vgl. Schleps,1955, S. 93-94.
</ref> Diese Stuckarbeiten standen in direkter Verwandtschaft zur Stuckdecke in Emkendorf. Als italienischer Stuckateur kam er mit weiteren bekannten Stuckateurmeistern nach Schleswig-Holstein, um in adeligen Diensten seine Arbeit zu leisten. Auch die großen Bauvorhaben in Dänemark, besonders in Kopenhagen, wurden als Anreiz genommen, um in den Norden zu kommen. Als ausgebildete Handwerker  wurden sie aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung engagiert. Einheimische Stuckateure lassen sich hingegen gar nicht oder nur vereinzelt nachweisen. Vor allem aus dem Tessiner Raum kamen die Stuckateure und brachten beispielsweise die Form des [[wikidata:Q415908|Akanthus]] als neues Motiv mit.


[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref37|[37]]] Zuletzt etwa Allén/Frängsmyr 2016.
Geht man den Motivgruppen im Einzelnen nach, so sieht man zum Beispiel, dass die Deckenrosetten in Emkendorf und im Muschelsaal des [[wikidata:Q616925|Prinzenhauses Plön]] in gleicher Weise komponiert wurden. Die Rosetten am Deckenspiegel ordnen sich um einen Innenkreis mit vier Muschelpaaren und vier Gitterfeldern im rhythmischen Wechsel von [[wikidata:Q806277|Bandelwerk]] und plastischer [[wikidata:Q1249622|Rocaille]] an. Lockere Blütenketten gleiten über den Profilstab am Plafond. Der Zuschnitt der Blätter und die Art, und wie sich diese von der Decke plastisch ablösen, ist sowohl in Plön und in Emkendorf fast identisch. Charakteristisch sind auch die wiederholten Schleifen und Überschneidungen, die über die Blüten hinausschießen und nicht als Zweig gestaltet wurden, sondern eher als Ornament ausgearbeitet wurden. Das Gebilde am Risalit in Emkendorf wurde flacher und raumgreifender dargestellt als in Plön.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref38|[38]]] Vgl. etwa Gullbrandsson 2010, S. 48.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref39|[39]]] Vgl. etwa Karlson 1940, S. 15 oder Gullbrandsson 2010, S. 47.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref40|[40]]] Vgl. Karlson 1940. Das Original des Inventars von 1796 befindet sich in der Universitätsbibliothek Lund, De la Gardieska arkivet, Topographica, Västergötland, Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref41|[41]]] Vgl. Karlson 1940, S. 155–180.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref42|[42]]] Vgl. ''Ekebladska samlingar'', darin u.a. das Nachlassarchiv Eva Ekeblads von 1787, vgl. <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bouppteckningar?Efternamn=de+la+Gardie&Lan=Alla&AvanceradSok=False&page=5&postid=Bouppteckningar_799291EA-26F4-4C24-9FFD-00174A178F0E-48C480C1-F398-4EF0-9568-A7648F6B57BA&tab=post</nowiki> (02.03.2023); <nowiki>https://sok.riksarkivet.se/bildvisning/C0105500_00047</nowiki> (26.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref43|[43]]] Kungliga Bibliotheket, Stockholm, Papiere zu Claes Julius Ekeblad: Journal. Papper rörande Stola [Aufzeichnungen. Papiere Stola betreffend] Signatur HSIe17a.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref44|[44]]] Vgl. Nordiska Museets Handlingar [Handreichungen des nordischen Museeums], lt. Westrin 1986, S. 59 zusammengestellt 1930/1931.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref45|[45]]] Vgl. Westrin 1986, S. 59.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref46|[46]]] Das Inventar befindet sich in der Universitätsbibliothek von Lund, De la Gardieska arkivet [De la Gardie Archiv], Topographica, Västergötland, Signatur: Stola 1c.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref47|[47]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q845497</nowiki> (25.03.2024); <nowiki>https://www.lantmateriet.se</nowiki> (25.03.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref48|[48]]] Karten von 1728, Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 1) von 1728, Lantmäteriet, Lantmäteristyrelsens arkiv, akt P195-7:1 und Geometrische Vermessung des Gutshofs Stola (Gemeinde Strö, Stola Nr. 2) von 1728.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref49|[49]]] Vgl. Gullbrandsson 2010, S. 63.
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref50|[50]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q10413471</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://www.raa.se/tag/antikvariska-topografiska-arkivet-ata/</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref51|[51]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q4356728</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://arkdes.se</nowiki> (22.02.2024).
 
[[Stola/Forschungsstand#%20ftnref52|[52]]] Vgl. <nowiki>https://www.wikidata.org/wiki/Q489175</nowiki> (22.02.2024); <nowiki>https://vastergotlandsmuseum.se</nowiki> (22.02.2024).
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Aus der Zeit der Familie von Bülow stammt auch der Deckenstuck des Roten Salons im Erdgeschoss und jener des Blauen Salons im Obergeschoss. Von welchem Stuckateur diese Arbeiten stammen, lässt sich nur vermuten. Es bestehen Ähnlichkeiten zu den Herrenhäusern [[wikidata:Q1557011|Pronstorf]] und [[wikidata:Q2242945|Plüschow]].
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===== Einzelnachweise =====


# <small>Das Herrenhaus Richter in der Datenbank der Herrenhäuser des Ostseeraums (abgerufen am 02.08.2024)</small>
# <small>“Herrenhäuser in Schwerin”, M. Muster, im Beispielverlag (2024)</small>
# <small>“Richter: Eine Familiengeschichte”, M. Muster, Architekturjournal “Beispiel”  (2024)</small>
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Version vom 22. Oktober 2024, 14:14 Uhr

Architektur (Abbildung 21)

Das Herrenhaus wurde im spätbarocken Stil zwischen 1730 und 1745 erbaut und vom sächsischen Baumeister Carl Gottlob Horn (1734–1807) gegen Ende des 18. Jahrhunderts klassizistisch überformt. Es war der dritte Bau, der in der Geschichte von Emkendorf entstand.[1] Durch eine Geländeaufschüttung um etwa 2,50 m stand das neu errichtete Herrenhaus nicht mehr wie ursprünglich auf feuchtem Talgrund.[2] Es wurde nach strenger Ausrichtung in West-Ost-Richtung entlang einer Hauptachse auf einem „point de vue“ (Blickpunkt) angelegt. In dieser Achsenrichtung weitergehend bot sich dem Besucher das Bild einer schleswig-holsteinischen Gutshofanlage. Der gerade Weg führte über den Wirtschaftshof zur cour d’honneur (Ehrenhof), an dessen Stirnseite das Herrenhaus lag. (Abbildung 22) Diecour d’honneurwar bei der Erbauungszeit zunächst vorhanden, denn es bestand eine klare Trennung zwischen dem Herrenhaus, demcorps de logisund dem Wirtschaftshof. Die Ausbauzeit des Hauses verlief aufgrund von ständigem Besitzerwechsel, Geld- und Baustoffmangel im 18. Jahrhundert immer wieder mit Unterbrechungen. Unter Cuno Josua von Bülow (1697–1766) begann schließlich ab 1730 der völlige Neubau des Herrenhauses. Es wurde in seinen Grundzügen grob fertiggestellt. Die Seitengebäude nördlich und südlich des Herrenhauses standen zunächst frei und wurden ohne jegliche Verbindung zum Herrenhaus errichtet. Unter Graf Jean Henri Desmecières erfolgte dann der weitere Ausbau der Innenräume und der Bau der Kornscheune von 1745 als Pendant zum bereits 1730 entstandenen Kuhhaus. Durch diese Fertigstellung der großen Wirtschaftsgebäude erhielt Emkendorf den Charakter eines Gesamtensembles im barocken Stil.

Über die Baumeister von Emkendorf, welche am Neubau des Herrenhauses beteiligt waren, ist nichts bekannt. Friedrich Saeftel schrieb in seiner Baustudie von 1978, dass der bisher unbekannte Architekt aus Schweden stammen könnte, der am Anfang des 18. Jahrhunderts Planungsaufträge in Schleswig-Holstein erhielt.[3] Der Autor Gerhardt Eimer erwähnte ebenfalls in seinem Buch „Schwedische Offiziere als Baumeister in Schleswig-Holstein“ diesen Architektenkreis. [4] Die Trennung mittels eines Zaungitters (Abbildung 23), welches zeitgleich zum Herrenhaus erbaut wurde, zwischen Kornscheune, Kuhhaus und Herrenhaus trennte den »Herrenhof« (dänischmangård) vom »Viehhof« (dänischveegård), was typisch für die schwedischen Architekten gewesen sei.[5] Zwei Architekten kamen laut Saeftels Forschungen in Frage: Der erste, Rudolph Matthias Dallin (1680–1743), da er sich nur 15 km entfernt von Emkendorf in Rendsburg in Kriegsgefangenschaft befand. Er erhielt Rendsburg als Wohnort zugewiesen, blieb aber nach seiner Entlassung 1719 weiter in Schleswig-Holstein.[6]

Der zweite, Cornelius Loos (1686–1738), wurde als weitere Vermutung in der Baustudie erwähnt.[7] 1734 heiratete er Margaretha Elisabeth Loos, geb. von Ahlefeldt (s.a.). Ab 1720 kam Emkendorf in den Besitz der Herzogin von Kendal (1667–1743). Als Verwalter setzte sie Balthasar von Ahlefeldt auf Lindau, Kiel (1684–1752) ein. Hier lag also ein verwandtschaftlicher Bezug vor. Der Ausbau des Hauses und der Kornscheune erfolgte durch den Baumeister Gottfried Treu (1684–1759).[8] Carl-Gottlob Horn (1734–1807) formte das Herrenhaus ab 1780 klassizistisch um und legte eine Parkanlage an. Er stand ausschließlich in den Diensten des Kaufmanns Heinrich Carl Graf von Schimmelmann. Seine Tochter Juliane Friedericke von Reventlow (1762–1816) war eine der Töchter Schimmelmanns, die Emkendorf zur Hochzeit als Geschenk bekamen. Horn baute in Holstein mehrere Herrenhäuser wie Schloss Wandsbeck und Gut Falkenberg mit entsprechenden Parkanlagen und war ein typischer Repräsentant des klassizistischen Baustils.[9]


Wichtige Bauphasen[10]:

Über die Vorgängerbauten ist nichts bekannt. 1644 sollen alle Gebäude abgebrannt sein, schrieb Henning von Rumohr.[11] Die Besitzerfamilie, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts noch in einer „//Praedia//“ - was übersetzt so viel heißt wie „Landgut“ - in Emkendorf lebte, waren die Herren von Rantzau. Tönnies von Rantzau war der letzte Besitzer dieser Familie, bevor das Gut über die Witwe Dorothea Margarethe von Rantzau im 17. Jahrhundert an Melusine von der Schulenburg überging.

Wegen Totschlags saß sein Vater Cay (Cai) von Rantzau (1596–1645) im Gefängnis. Noch vorher schrieb er an den König: „…dass alle Güter ruiniert und die Gebäude abgebrannt seien…“[12]

Cuno Josua Freiherr von Bülow (1697–1766) baute das „Große Kuhhaus“ (Abbildung 24) von 1730, starb aber 3 Jahre später und das Gut wurde verkauft. Unter dem Nachfolger, Graf Jean Henri Desmecières, wurde der Neubau des Herrenhauses ab 1720 fortgesetzt und ab 1745 die Kornscheune (Abbildung 25) erbaut, um den Wirtschaftsbetrieb weiter betreiben zu können und die Einnahmequellen für die Bauten zu sichern. Über die Gestaltung eines Parks am Baubeginn ließen sich fast keine Angaben finden. Der Innenausbau des Hauses wurde in der ersten Bauphase nicht vollständig abgeschlossen, nur einige Räume konnten in der ersten Zeit bewohnt werden. Ab 1745 wurden in der ersten Etage „der Festsaal“ und der angrenzende „Blaue Salon“ ausgebaut, den der dänische König Friedrich V. (1723-1766) „spontan“ aufgrund einer Reiseänderung am 8. Juni 1748 nach Emkendorf besuchte. Eine Schauspieltruppe der Comédie Française führte das Lustspiel „Tartuffe“ von Molière (getauft 1622–1673) ihm zu Ehren auf.[13] Desmecières waren wohl die Reisepläne des Königs bekannt und er wusste von der Leidenschaft des Königs für die französische Komödie, welche auch ab 1740 im Theater in Kopenhagen gespielt wurde.[14]

Bis zur Familie von Detlev von Reventlow (1712–1828) war das gesamte Gut eine Baustelle. Durch ihn und seinen Sohn Friedrich von Reventlow (1755–1828) wurde das Herrenhaus dann weiter ausgebaut und im klassizistischen Stil eingerichtet, ebenso wurden ein Landschaftspark angelegt und weitere Wirtschaftsgebäude erbaut. Aus den Einkünften des beträchtlichen Erbes von Julia Friedericke von Reventlow (Rufname Julia) geb. Schimmelmann (1762–1816) erwarb das Gut eine teure Ausstattung an Möbeln sowie Kunstgegenständen und konnte sich Jahrzehnte lang privat finanzieren. Ein eigener Baumeister sowie ein eigener Maler gestalteten schließlich Emkendorf zu einem klassizistischen Gesamtensemble um. Julias Vater, Graf Heinrich Carl von Schimmelmann (1724–1782), war ein deutsch-dänischer Kaufmann und Sklavenhändler und -halter, der zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Europas wurde. Er trug mit seinem Vermögen, welches er in Form einer hohen Mitgift seinen Kindern schenkte, dazu bei, dass Emkendorf eine exklusive Ausstattung bekam.


Architektur Außenbau [15]

Um das Jahr 1730 stand bei Baubeginn des neuen Herrenhauses ein zweigeschossiger, gelb verputzter Backsteinbau mit Mansarddach, welcher mit glasierten Hohlziegeln eingedeckt war (Abbildung 26). Das Haus stand völlig frei, ohne unmittelbare bauliche Verknüpfung mit Seitenflügelbauten oder mit Anschlussmauern zu solchen Nebengebäuden. Mit welchen Abstandsmaßen vom Herrenhaus die Seitenflügel südlich und nördlich von der Auffahrtsfläche gestanden haben, wurde nicht angegeben. Man vermutete, dass sie um 1720 direkt auf den gewachsenen Boden gebaut und keine Geländeaufschüttungen durchgeführt wurden.Saeftel stellte die These auf, dass im Zuge des Umbaus um 1800 die Seitengebäude abgerissen und direkt als Neubauten an das Herrenhaus angebaut wurden.[16] Die Firstrichtung war bei der Erbauung fast auf Nord-Süd ausgerichtet. Das Hauptgebäude mit 13 Achsen zeigte auf der Hofseite einen dreiachsigen, zweieinhalbstöckigen Risalit, der durch ionische Kolossalpilaster gegliedert war und einen flachen Dreiecksgiebel aufwies. (Abbildung 27) Das Erdgeschoss wurde rustiziert und über dem ersten Stockwerk befand sich ein attikaähnlicher Wandstreifen. Die Gartenseite wurde hingegen insgesamt etwas schlichter ausgeführt. Dort hatte der Risalit einen durchgehenden Balkon. (Abbildung 28) Zwei langgestreckte, eineinhalbstöckige Seitengebäude schlossen sich links und rechts auf der Hofseite an und umgaben den Hof zusammen mit dem Hauptgebäude hufeisenförmig. (Abbildungen 29, 30) Eine einläufige gerade Treppe mit einer zweiflügeligen Haustür gab es bereits zur Erbauungszeit. (Abbildung 31) Unterhalb des Eingangspodests lag dort der einzige Zugang zum Untergeschoss. Im 19. Jahrhundert wurde dieser jedoch verschlossen und durch einen seitlichen Zugang ersetzt. Ein Mauerloch ist heute noch im Gewölbekeller vorhanden. Die Fenster des gesamten Gebäudes waren vierflügelige Zargenfenster mit festen Pfosten und Kämpfer. Die Unterflügel der Fenster besaßen eine [[1]] mit acht Scheiben, die Oberflügel sechs Scheiben. Die Nord- und Südfassaden belegten mit ihrer einstigen Fensterachsenanlage, dass das Herrenhaus zunächst freistehend und ohne jede bauliche Anschlussüberdeckung mit Seitenflügeln geplant und gebaut wurde.[17] (Abbildungen 32, 33) Bereits die inneren Raumhöhen und damit auch die lichten Fensterhöhen ließen erkennen, dass der planende Architekt in dem 4,25 m hohen Obergeschoss die Fest- und Empfangsräume unterbringen wollte. Im 0,20 m niedrigeren Erdgeschoss dagegen plante er die Wohn- und Schlafräume ein, welche auch bei Neubau als erstes bezugsfertig sein mussten. Die Außenwände wurden aus Backsteinen im Kreuzverband und mit 12 Schichten/Stgdm[18] hochgezogen. Bei Baubeginn wurde ein einfaches Hauptgesims angelegt, das am Ende des 18. Jahrhunderts als ausladendes Holzgesims ersetzt wurde. (Abbildung 34) Ob sich Ecklisenen an der Hauptfassade befanden, konnte nicht belegt werden.

Die zunächst beiden zweistöckigen Seitengebäude, die um 1800 mit dem Haupthaus schließlich zu Süd- und Nordflügel verbunden wurden, befanden sich vorher in strikter Trennung vom Haupthaus, was nicht sehr praktikabel war. Die Küchen-, Brau- und Vorratsräume sowie alle weiteren Hauswirtschaftsräume machten dieses nördliche Seitengebäude zum Versorgungshaus für alle Bediensteten, Knechte und Mägde des Gutes. Durch die Verbindung der Flügel ab 1798 wurde es dann für das Personal viel komfortabler, die Mahlzeiten in die Speisesäle zu bringen, ohne über den Hof gehen zu müssen. Dass es später eine Küche oder einen Vorbereitungsraum direkt im Haupthaus gegeben haben muss, belegte der gegen Ende des 18. Jahrhunderts eingebaute Speisenaufzug. Direkt im Haupthaus plante man zunächst keinen Küchentrakt. Der Neubau des Nordflügels wurde dann ebenfalls zweistöckig gebaut. Des Weiteren befanden sich dort laut der Inventarauflistung von 1786[19] im Erdgeschoss die Stube und Kammer der Haushälterin sowie drei Schlafstuben für die Kammerjungfern. Im ersten Stock befanden sich ebenfalls zwei Kammern für Diener und eine Wohnstube. An das nördliche Seitenhaus schloss sich noch das Backhaus an.

Das zweistöckige südliche Seitenhaus war für weitere Bedienstete des Hauses und für Gäste gedacht. Diese mussten über den Hof gehen, um ins Haupthaus zu gelangen.

Beim Neubau des zweistöckigen Südflügels, auch Kavaliersflügel genannt, wurde um 1798 eine Verbindungstreppe ins Obergeschoss des Hauptflügels eingebaut. Eine weitere einläufige Treppe führte vom Obergeschoss über einen Dachraum-Treppenhals in den kleinen Eckraum des Herrenhausobergeschosses. Sie durchbrach unmittelbar unter dem Entlastungsbogen die Außenwand des Hauptgebäudes.

„…Bei einer Kalkputzerneuerung an der Nordwand ergab sich 1974 folgender Befund: Im Oberteil der Außenwand, bündig mit dem reinen Mauerwerk, ist ein starker Entlastungsbogen mit hohem Stich eingemauert worden. Der vorsorgliche Einbau eines solchen Bogens glich mit dem Hochziehen des Außenmauerwerks – an Stelle eines Fensterlochs. […] der Entlastungsbogen auch sehr weit gespannt.“[20] Ebenso entstand ein solcher Bogen an der Südwand an gleicher Stelle. Der unbekannte Architekt ahnte bereits um 1730, dass achtzig Jahre später Carl Gottlob Horn (1734–1807) das Haus mit seinen Seitenflügeln neu anlegen und eine funktionale Einheit der Gebäude schaffen würde, um den Wünschen nach mehr Komfort Folge zu leisten.[21]

Die Fensterlöcher im Erdgeschoss wurden geöffnet und mit Türen versehen, sodass nach Fertigstellung das Haus zu einer kompletten Einheit verbunden war. Im Keller des Herrenhauses befand sich noch eine Besonderheit. Im Steinfußboden floss ein offener Wasserkanal durch das Haus. (Abbildungen 35, 36) Er wurde während der Erbauungszeit um 1730 angelegt. Er verlief vom Dörpsee, floss den Hang auf der rechten Seite des Parks herab zum barocken Springbrunnenbassin und durch Rohre in den Keller des Hauses. Dann durch den Keller mit einem Gefälle von 0,15 m hindurch, aus ihm heraus und weiter einen kleinen Hang hinunter zum Hasensee, auf der rechten Seite des Herrenhauses. Die Baustudie kam zu dem Schluss, dass das Herrenhaus mit seinem mittleren und südlichen Teil im Feuchtgelände der Talterrasse erbaut wurde. Der Hauptteil des Neubaus kam in dem mit vielen kleinen Rinnsalen und größeren Bachläufen durchzogenen Tal zu stehen und musste zum Hasensee auf der Südseite des Hauses entwässert werden. Deshalb wurde das Untergeschoss des Neubaus nicht in die Erde versenkt, sondern plan auf den gewachsenen Boden gestellt und nach Fertigstellung durch eine Bodenaufschüttung angehoben.[22]. Diese Maßnahme schützte den Wohnbereich vor Nässe. Auch das Dach- und Oberflächenwasser konnte sofort abfließen. Es kommt bis heute vor, dass der Keller des Hauses immer wieder überflutet wird.


Innenraum: Grundriss, wandfeste und mobile Ausstattung:

„Jeder der einzelnen Räume auf Emkendorf existiert für sich selbst, das heißt, von einem Raum in den anderen tretend, begibt man sich jeweils in eine neue Welt; andere Farbigkeit, andere Wanddisposition und andere Thematiken verdeutlichen den Wechsel, nich einal die kleineren Nebenkabinette haben Bezug zu den größeren Räumen [...]“[23]

Der einzige Grundrissplan stammt von Frauke Mißfeldt-Bünz (Abbildungen 37, 38), gezeichnet von Henning Höppner für ihre Publikation über Emkendorf.[24] Der Plan zeigt die Räume ab 1790 im Anschluß an die klassizistische Umformung.====[25]==== Nur der „Rote Salon“ (Abbildung 39) und die „Alte Bibliothek“ (Abbildung 40, 42) stammen aus der Erbauungszeit von 1730 und haben ihre Raumgröße sowie den Deckenstuck bzw. die Wandschränke behalten.====[26]==== Im „Blauen Salon“ (Abbildung 41, 43) im ersten Stock wurde ebenfalls nur die Raumgröße beibehalten. Die endgültige Dekoration verschiedener Räume erfolgte ab 1764 durch Graf Jean Henri Desmecières (1743–1764). Er kaufte Emkendorf aus einem Vermögensverfall der Familie von Bülow um 1729 auf. Der Innenausbau wurde mangels Geld in dieser Zeit immer noch nicht fertiggestellt, weshalb auch nicht alle Räume im Obergeschoss ausgebaut und bei der Hausübergabe bewohnbar waren.[27] Ab 1791 bis 1800 wurde Emkendorf von dem Baumeister Carl-Gottlob Horn (1734–1807) klassizistisch überformt. Bis dahin wurde immer nach Geldlage versucht, den Innenausbau weiter voranzutreiben. Da aber die Besitzer nicht auf Emkendorf wohnten, wurde auch nur das Dringlichste an den Innenraumarbeiten vorgenommen.

Ein Beispiel ist die noch vorhandene barocke Stuckdecke, die in der Zeit unter dem Besitzer Graf Jean Henri Desmecières (1687–1778), der das Gut in der Zeit zwischen 1743 und 1764 ausbaute, entstand. Diese „barocke Stuckdecke“ befindet sich noch heute zwei Meter über dem Festsaal im Obergeschoss des Herrenhauses im sogenannten Mansardgeschoss (Abbildung 44). Zwei Meter darunter wurde kurz nach 1798 für den klassizistischen Umbau eine Zwischendecke eingezogen (Abbildung 45). Die drei quadratischen Fenster oberhalb der Rundbogen-Fenstertüren wurden ebenfalls so versteckt, dass die Zwischendecke vor der gesamten Fensterfront von der Parkseite nicht auffiel und die rückseitige Fensterfront auch von der Betrachtung von außen nicht in ihrer Gliederung gestört wurde. Heute sorgen diese oberen Teile der großen Fenster für eine ausreichende Beleuchtung des Raumes, sodass man die Freihandstuckgliederung gut erkennen kann (Abbildung 46, 47). Die Decke wurde außerordentlich reich mit vielen Ornamenten ausgestattet. Drachen wechselten sich mit großflächigem Akanthusdekor, Gitterfeldern, Rocaillen und Blütenfestons ab (Abbildung 48). Die großen Rocaillen verbanden sich mit dem Gesims, das den Deckenspiegel einfasste. An den Risaliten strahlte je ein Rocaillenpaar, das fast schwebende Gitterfelder und Festons innerhalb kleinerer Rocaillen überfing. Die Ecken des gewölbten Deckensatzes, die risalitartigen Vorsprünge an den Schmalseiten sowie die Deckenmitte waren als die Kristallisationspunkte des Ornaments gedacht und die Risalitenornamentik wurde symmetrisch um eine Achse komponiert. Ebenfalls brachte man auf diesem „Zwischenboden“ noch die Aufhängung des Kronleuchters (Abbildung 49) für den darunterliegenden Festsaal an.

Eine Datierung der Decke erfolgte mehrfach von bekannten Herrenhausforschern[28] schrieb Saeftel: Peter Hirschfeld (1947–1963) vermutete eine Arbeit um 1730“, vielleicht von der Stuckateur-Familie Brenno[29] die bereits großartige Stuckaturen im Herrenhaus Damp geschaffen hatte. Irmgard Schleps datierte die Decke in die Zeit um 1745 und schrieb sie Bartholomäus Bossi (1713 bis nach 1764) zu[30] Hartwig Beseler (1920–2005)[31] hingegen schätzte die Entstehungszeit der Decke um 1750 ein und Christian Friedrich von Hedemann-Heespen schrieb, dass sie vor 1743 entstanden sein müsse und mit der direkten Bauzeit des Neubaus in Zusammenhang stehen könnte.[32]

Die schlüssigste Erklärung lieferte die Kunsthistorikerin Irmgard Schleps (1915–1984) mit ihrer These, dass es sich um den Stuckateur Bartholomäus Bossi (1713 bis nach 1764) als Schöpfer der Emkendorfer Stuckdecke handelte. Zu Bossis bekannten Arbeitsstellen als Stuckateur zählten das Schloss Traventhal (1744–1749), sowie das Plöner Schloss (1744–1757) und das dortige Prinzenhaus (1747–1750). Er war der Stuckateur des letzten Herzogs Friedrich Karl von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (1706–1761). Dort stellte er den Stuck für den „Muschelsaal“ und den „Gartensaal“ her.[33] Diese Stuckarbeiten standen in direkter Verwandtschaft zur Stuckdecke in Emkendorf. Als italienischer Stuckateur kam er mit weiteren bekannten Stuckateurmeistern nach Schleswig-Holstein, um in adeligen Diensten seine Arbeit zu leisten. Auch die großen Bauvorhaben in Dänemark, besonders in Kopenhagen, wurden als Anreiz genommen, um in den Norden zu kommen. Als ausgebildete Handwerker wurden sie aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung engagiert. Einheimische Stuckateure lassen sich hingegen gar nicht oder nur vereinzelt nachweisen. Vor allem aus dem Tessiner Raum kamen die Stuckateure und brachten beispielsweise die Form des Akanthus als neues Motiv mit.

Geht man den Motivgruppen im Einzelnen nach, so sieht man zum Beispiel, dass die Deckenrosetten in Emkendorf und im Muschelsaal des Prinzenhauses Plön in gleicher Weise komponiert wurden. Die Rosetten am Deckenspiegel ordnen sich um einen Innenkreis mit vier Muschelpaaren und vier Gitterfeldern im rhythmischen Wechsel von Bandelwerk und plastischer Rocaille an. Lockere Blütenketten gleiten über den Profilstab am Plafond. Der Zuschnitt der Blätter und die Art, und wie sich diese von der Decke plastisch ablösen, ist sowohl in Plön und in Emkendorf fast identisch. Charakteristisch sind auch die wiederholten Schleifen und Überschneidungen, die über die Blüten hinausschießen und nicht als Zweig gestaltet wurden, sondern eher als Ornament ausgearbeitet wurden. Das Gebilde am Risalit in Emkendorf wurde flacher und raumgreifender dargestellt als in Plön.

Aus der Zeit der Familie von Bülow stammt auch der Deckenstuck des Roten Salons im Erdgeschoss und jener des Blauen Salons im Obergeschoss. Von welchem Stuckateur diese Arbeiten stammen, lässt sich nur vermuten. Es bestehen Ähnlichkeiten zu den Herrenhäusern Pronstorf und Plüschow.

  1. Vgl. Saeftel ,1978, S. 51..
  2. Vgl. Saeftel ,1978, S. 60.
  3. Vgl. Saeftel , 1978, S. 42.
  4. Vgl. Eimer, 1967.
  5. Vgl. Saeftel , 1978, S. 42.
  6. Vgl. Saeftel , 1978, S. 43.
  7. Vgl. Saeftel , 1978, S. 44.
  8. Vgl. Rumohr, 1988, S .88.
  9. https:%%//%%de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gottlob_Horn
  10. Vgl. Rumohr, 1988, S.124.
  11. Vgl. Rumohr, 1988, S. 124.
  12. Vgl. Saeftel ,1978, S. 34.
  13. Vgl. Gerkens, 1960 S. 56.
  14. Vgl. Gerkens, 1960, S.57.
  15. ==== Vgl. Saeftel,, 1978, S.25-26.====
  16. Vgl. Saeftel , 1978, S. 11-13.
  17. Vgl. Saeftel ,1978, S. 45.
  18. Maßangabe für steigender Meter. Längenmaß für Konstruktionen, die in besonderem Maße in die Höhe gebaut werden.
  19. Vgl. Rumohr, 1988, S. 126.
  20. Vgl. Saeftel , 1978, S. 46-47.
  21. Vgl. Saeftel , 1978, S. 46.
  22. Vgl. Saeftel , 1978, S. 26.
  23. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 88.
  24. Vgl. Mißfeldt, 1955/1956.
  25. ==== Vgl. Mißfeldt, , 1955,S. 119.====
  26. ==== Vgl. Lohmeier, Dieter/ Müller, 1984, S. 46-68.====
  27. Vgl. Saeftel , 1978, S. 36.
  28. Vgl. Saeftel , 1978, S. 27.
  29. Vgl. Hirschfeld, 1935, S. 47.
  30. Vgl. Schlepps, 1955, S. 92-94.
  31. Vgl. Beseler, 1967, S. 624
  32. Vgl. Hedemann- Heespen, 1922.
  33. Vgl. Schleps,1955, S. 93-94.