Emkendorf/15. Überblickender Teil zur Geschichte nach dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart die Emkendorf betreffen: Unterschied zwischen den Versionen
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Von 1813 -1814 bestand in Schleswig-Holstein der sogenannte [[wikidata:Q136080|Kosakenwinter]]<ref name="ftn2">Kosakenwinter: 1813/14 bringt Kampfhandlungen nach Holstein und wird zum Teil der Regionalgeschichte Holsteins. Schwedisch-Russische Truppen ziehen nach der Leipziger Völkerschlacht gen Norden und verfolgten den Rückzug der dänischen Truppen. Durch Belagerung, Zwangseinquatierung und Truppenversorgung wurde Versorgung die Bevölkerung sehr betroffen. Viele verhungerten.</ref>. Das Gut Emkendorf musste vom 07.12.1813 bis 16.01.1814 Zwangslieferungen leisten und auch Barvermögen abgeben. Es entstanden Verluste in Höhe von insgesamt 35.738 Talern<ref name="ftn3">Vgl. Saeftel | Von 1813 -1814 bestand in Schleswig-Holstein der sogenannte [[wikidata:Q136080|Kosakenwinter]]<ref name="ftn2">Vgl. Kosakenwinter: 1813/14 bringt Kampfhandlungen nach Holstein und wird zum Teil der Regionalgeschichte Holsteins. Schwedisch-Russische Truppen ziehen nach der Leipziger Völkerschlacht gen Norden und verfolgten den Rückzug der dänischen Truppen. Durch Belagerung, Zwangseinquatierung und Truppenversorgung wurde Versorgung die Bevölkerung sehr betroffen. Viele verhungerten.</ref>. Das Gut Emkendorf musste vom 07.12.1813 bis 16.01.1814 Zwangslieferungen leisten und auch Barvermögen abgeben. Es entstanden Verluste in Höhe von insgesamt 35.738 Talern<ref name="ftn3">Vgl. Saeftel 1978, S. 59.</ref>. 1812 kam es infolge zu einem Währungsverfall im dänischen Gesamtstaat, was auch einen Verfall der schleswig-holsteinischen Währungseinheiten zur Folge hatte. Es kam zur Ausgabe von „Notgeld“ durch die schleswig-holsteinischen Städte. Am 05.01.1813 kam es dann zum Staatsbankrott in Dänemark. Von 1848 bis 1851 erfolgte schließlich die [[wikidata:Q685683|Schleswig-Holsteinische Erhebung]]. Diese war eine von der Mehrheit der Staaten des Deutschen Bundes unterstützte politische und militärische Auseinandersetzung der deutschen Nationalbewegung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein mit dem Königreich Dänemark und war der Auslöser des ersten [[wikidata:Q685683|Schleswig-Holsteinischen Krieges]], welcher die Besitzerfamilie Reventlow-Criminil hart traf. | ||
====Restaurierungen und Umbauten==== | ====Restaurierungen und Umbauten==== | ||
Restaurierungsarbeiten wurden um 1830 bis 1840 mit dem Baustoff Zement durchgeführt, und Schmuckmotive im Attikagesims wurden angebracht. Im Jahr 1855 wurde der Anbau der „Reitbahn“ an das Pferdestallgebäude durch den Baumeister [[wikidata:Q102215766|Johann Friedrich Holm]] (s.a.) durchgeführt. Von 1910 bis 1911 erfolgte dann der Umbau verschiedener Räume im Erdgeschoss, unter anderem auch des Südflügels, durch den Kieler Architekten Ernst Prinz (1878–1974). Im Jahr 1965 begann die nächste Restaurierungsmaßnahme unter der Leitung von Dr. Friedrich Saeftel. Die Dächer wurden saniert, und ein Raum für das Gutsarchiv wurde gebaut. Der Nordflügel bekam eine moderne Küche, und die anderen Räume wurden zu Wohnungen umgebaut.<ref name="ftn4">Vgl. Saeftel | Restaurierungsarbeiten wurden um 1830 bis 1840 mit dem Baustoff Zement durchgeführt, und Schmuckmotive im Attikagesims wurden angebracht. Im Jahr 1855 wurde der Anbau der „Reitbahn“ an das Pferdestallgebäude durch den Baumeister [[wikidata:Q102215766|Johann Friedrich Holm]] (s.a.) durchgeführt. Von 1910 bis 1911 erfolgte dann der Umbau verschiedener Räume im Erdgeschoss, unter anderem auch des Südflügels, durch den Kieler Architekten Ernst Prinz (1878–1974). Im Jahr 1965 begann die nächste Restaurierungsmaßnahme unter der Leitung von Dr. Friedrich Saeftel. Die Dächer wurden saniert, und ein Raum für das Gutsarchiv wurde gebaut. Der Nordflügel bekam eine moderne Küche, und die anderen Räume wurden zu Wohnungen umgebaut.<ref name="ftn4">Vgl. Saeftel 1978.</ref> | ||
Im Jahr 1929 wurde Emkendorf vom Vormund der Erben des Gutes, Diana Gräfin von Reventlow-Criminil, an den neuen Besitzer Dr. Curt Heinrich, den Besitzer der [[wikidata:Q20853|Kieler Nachrichten]], verkauft. Bis heute ist Emkendorf im Besitz der Nachkommen der Familie Heinrich. | Im Jahr 1929 wurde Emkendorf vom Vormund der Erben des Gutes, Diana Gräfin von Reventlow-Criminil, an den neuen Besitzer Dr. Curt Heinrich, den Besitzer der [[wikidata:Q20853|Kieler Nachrichten]], verkauft. Bis heute ist Emkendorf im Besitz der Nachkommen der Familie Heinrich. | ||
Nachdem die Familie Heinrich viel Geld in Umbauten investiert hatte, zwangen Schulden und Krieg einmal mehr zum Verkauf Ländereien. Ein Teil der Kunstschätze wurde gerettet und in einem Magazin im [[wikidata:Q122889022|Rendsburger Provianthaus]]<ref name=ftn5">Vgl. Lafrenz | Nachdem die Familie Heinrich viel Geld in Umbauten investiert hatte, zwangen Schulden und Krieg einmal mehr zum Verkauf Ländereien. Ein Teil der Kunstschätze wurde gerettet und in einem Magazin im [[wikidata:Q122889022|Rendsburger Provianthaus]]<ref name=ftn5">Vgl. Lafrenz 2023, S. 173.</ref> gelagert. Doch dort brach ein Feuer aus, und alles verbrannte. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren zusätzlich im Gutshaus Kriegsflüchtlinge einquartiert, wodurch sämtliche Räume hoffnungslos überbelegt waren. Durch den Besatzungsbefehl der britischen Militärverwaltung vom 6. Juli 1945 wurden wesentliche Teile des Herrenhauses beschlagnahmt. Nach dem Abzug der britischen Besatzungsmacht 1946 waren erhebliche Teile des Mobiliars nicht mehr verwendbar oder nicht mehr vorhanden. Beim Besitzerwechsel ab 1929 wurden nicht alle Inventarstücke an die neuen Besitzer mitverkauft. Weitere Objekte der Innenausstattung ab 1780 befinden sich noch heute in den Depots von [[wikidata:Q76638960|Schloss Gottorf im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum]]. Das Porzellan wurde an private Käufer abgegeben. Nach 1960 erwarb der [https://www.schloss-ahrensburg.de/ Schlossverein Ahrensburg] noch einen Fayenceofen aus der Desmecières-Zeit (Abb. 109). Die einst große Kunstsammlung und Ausstattung des Herrenhauses ist somit nicht mehr in ihrer Gesamtheit erhalten geblieben. | ||
Heute ist Emkendorf eine Veranstaltungsstätte für Feste, Hochzeiten und Konzerte. Wohnungen in den Seitenflügeln und Wirtschaftsgebäuden sind vermietet, und ein Brautmodengeschäft befindet sich im Südflügel in den ehemaligen Räumen der letzten Gräfin von Emkendorf. (Abb. 110, 111) | Heute ist Emkendorf eine Veranstaltungsstätte für Feste, Hochzeiten und Konzerte. Wohnungen in den Seitenflügeln und Wirtschaftsgebäuden sind vermietet, und ein Brautmodengeschäft befindet sich im Südflügel in den ehemaligen Räumen der letzten Gräfin von Emkendorf. (Abb. 110, 111) |
Aktuelle Version vom 31. März 2025, 10:34 Uhr
- 01. Einleitung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Der Park im 20. Jahrhundert
- 11. Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert
- 12. Wirtschaftsgebäude ab dem 19. Jahrhundert
- 13. Salonkultur um 1800 auf Emkendorf - Der Emkendorfer Kreis
- 14. Historische Ereignisse ab dem 17. Jahrhundert in Schleswig Holstein die Emkendorf betreffen
- 15. Überblickender Teil zur Geschichte nach dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart die Emkendorf betreffen
- 16. Messkampagne 2023
Kosakenwinter (Tartarenwinter)[1]Von 1813 -1814 bestand in Schleswig-Holstein der sogenannte Kosakenwinter[2]. Das Gut Emkendorf musste vom 07.12.1813 bis 16.01.1814 Zwangslieferungen leisten und auch Barvermögen abgeben. Es entstanden Verluste in Höhe von insgesamt 35.738 Talern[3]. 1812 kam es infolge zu einem Währungsverfall im dänischen Gesamtstaat, was auch einen Verfall der schleswig-holsteinischen Währungseinheiten zur Folge hatte. Es kam zur Ausgabe von „Notgeld“ durch die schleswig-holsteinischen Städte. Am 05.01.1813 kam es dann zum Staatsbankrott in Dänemark. Von 1848 bis 1851 erfolgte schließlich die Schleswig-Holsteinische Erhebung. Diese war eine von der Mehrheit der Staaten des Deutschen Bundes unterstützte politische und militärische Auseinandersetzung der deutschen Nationalbewegung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein mit dem Königreich Dänemark und war der Auslöser des ersten Schleswig-Holsteinischen Krieges, welcher die Besitzerfamilie Reventlow-Criminil hart traf. Restaurierungen und UmbautenRestaurierungsarbeiten wurden um 1830 bis 1840 mit dem Baustoff Zement durchgeführt, und Schmuckmotive im Attikagesims wurden angebracht. Im Jahr 1855 wurde der Anbau der „Reitbahn“ an das Pferdestallgebäude durch den Baumeister Johann Friedrich Holm (s.a.) durchgeführt. Von 1910 bis 1911 erfolgte dann der Umbau verschiedener Räume im Erdgeschoss, unter anderem auch des Südflügels, durch den Kieler Architekten Ernst Prinz (1878–1974). Im Jahr 1965 begann die nächste Restaurierungsmaßnahme unter der Leitung von Dr. Friedrich Saeftel. Die Dächer wurden saniert, und ein Raum für das Gutsarchiv wurde gebaut. Der Nordflügel bekam eine moderne Küche, und die anderen Räume wurden zu Wohnungen umgebaut.[4] Im Jahr 1929 wurde Emkendorf vom Vormund der Erben des Gutes, Diana Gräfin von Reventlow-Criminil, an den neuen Besitzer Dr. Curt Heinrich, den Besitzer der Kieler Nachrichten, verkauft. Bis heute ist Emkendorf im Besitz der Nachkommen der Familie Heinrich. Nachdem die Familie Heinrich viel Geld in Umbauten investiert hatte, zwangen Schulden und Krieg einmal mehr zum Verkauf Ländereien. Ein Teil der Kunstschätze wurde gerettet und in einem Magazin im Rendsburger Provianthaus[5] gelagert. Doch dort brach ein Feuer aus, und alles verbrannte. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren zusätzlich im Gutshaus Kriegsflüchtlinge einquartiert, wodurch sämtliche Räume hoffnungslos überbelegt waren. Durch den Besatzungsbefehl der britischen Militärverwaltung vom 6. Juli 1945 wurden wesentliche Teile des Herrenhauses beschlagnahmt. Nach dem Abzug der britischen Besatzungsmacht 1946 waren erhebliche Teile des Mobiliars nicht mehr verwendbar oder nicht mehr vorhanden. Beim Besitzerwechsel ab 1929 wurden nicht alle Inventarstücke an die neuen Besitzer mitverkauft. Weitere Objekte der Innenausstattung ab 1780 befinden sich noch heute in den Depots von Schloss Gottorf im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum. Das Porzellan wurde an private Käufer abgegeben. Nach 1960 erwarb der Schlossverein Ahrensburg noch einen Fayenceofen aus der Desmecières-Zeit (Abb. 109). Die einst große Kunstsammlung und Ausstattung des Herrenhauses ist somit nicht mehr in ihrer Gesamtheit erhalten geblieben. Heute ist Emkendorf eine Veranstaltungsstätte für Feste, Hochzeiten und Konzerte. Wohnungen in den Seitenflügeln und Wirtschaftsgebäuden sind vermietet, und ein Brautmodengeschäft befindet sich im Südflügel in den ehemaligen Räumen der letzten Gräfin von Emkendorf. (Abb. 110, 111) |
- ↑ Vgl. https://geschichte-s-h.de/sh-von-a-bis-z/k/kosakenwinter/ (21.07.2024)
- ↑ Vgl. Kosakenwinter: 1813/14 bringt Kampfhandlungen nach Holstein und wird zum Teil der Regionalgeschichte Holsteins. Schwedisch-Russische Truppen ziehen nach der Leipziger Völkerschlacht gen Norden und verfolgten den Rückzug der dänischen Truppen. Durch Belagerung, Zwangseinquatierung und Truppenversorgung wurde Versorgung die Bevölkerung sehr betroffen. Viele verhungerten.
- ↑ Vgl. Saeftel 1978, S. 59.
- ↑ Vgl. Saeftel 1978.
- ↑ Vgl. Lafrenz 2023, S. 173.