02. Forschungsstand

Aus Herrenhäuser
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Mit der Absicht, eine Lücke in der landeskundlichen Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu schließen, verfasste der Kunsthistoriker Walter Josephi den vierseitigen Beitrag „Ein vergessenes mecklenburgisches Landschloß. (Plüschow).“, den er 1916 in der Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg publizierte. Er beschreibt darin die Lage von Herrenhaus und Gut in der mecklenburgischen Landschaft, die Fassade des Herrenhauses sowie die architektonische Gliederung des Hausinneren und die Ausstattung mit Stuck, Öfen und Tapeten. Letztere stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Bereits zur Zeit von Josephis Beitrag 1916 ist über die Ausstattung Plüschows mit Möbeln, Gemälden oder weiterem Inventar vom Ende des 18. oder Beginn des 19. Jahrhunderts nichts mehr bekannt. Über einen Architekten des barocken Herrenhauses oder gar des Gutsensembles, Stuckateure oder über die Manufakturen der verschiedenen Tapeten konnten bereits damals nur Mutmaßungen angestellt werden. Jürgen Brandt veröffentlichte 1925 bei Wasmuth in Berlin das bis heute grundlegende Buch „Alt-Mecklenburgische Schlösser und Herrensitze. Mit 218 Abbildungen.“ Seine kunst- und architekturhistorische Arbeit hatte er 1913/1914 begonnen, um, wie Josephi, eine auch ihm aufgefallene offensichtliche Forschungs- und Interessenslücke zu schließen.[1] Bereits zum Zeitpunkt seiner (bzw. beider Autoren) Forschung ist die Arbeit in den damaligen Landesarchiven Schwerin und Neustrelitz, in den landständischen Archiven in Rostock, aber besonders in den einzelnen Gutsarchiven sehr schwierig. Letztere zeigen sich sehr oft als ungeordnet. Die „Domäne Plüschow“ wird von Brandt schließlich mit wenigen Worten skizziert und mit der fotografischen Abbildung des Treppenhauses präsentiert.[2]

Im Verlauf der Geschichte des 20. Jahrhunderts gehen im geografischen Bereich der südlichen Ostsee und des Baltikums historische Quellen diverser Art massiv verloren. Heute erhaltene Reste ermöglichen nur noch eine zum Großteil bruchstückhafte Annäherung an den Forschungsgegenstand „Herrenhaus“ und „Gutslandschaft“. Überblicke zu Plüschow, das zwischen 1949 und 1989 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) lag, liefern u.a. Josef Adamiak 1975 in „Schlösser und Gärten in Mecklenburg“, Gerd Baier, Horst Ende und Brigitte Oltmanns 1990 in „Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Mecklenburgische Küstenregion. Mit den Städten Rostock und Wismar“, Dieter Pocher im 1997 erstmalig erschienenen „Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“, Neidhardt Krauß und Egon Fischer 2002 im Band „Zwischen Klützer Winkel und Grieser Gegend“ der dreibändigen Reihe „Schlösser, Gutshäuser und Parks in Mecklenburg-Vorpommern“, Volkmar Billeb und Sybille Badstübner-Gröger 2013 in „Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern“ sowie Wolf Karge 2016 in der Reihe „Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff, Nr. 19“: „Schlösser und Herrenhäuser in Nordwestmecklenburg“. Die Internetseite des „Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow“ zeigt sowohl eine „Zeittafel“ zur Guts- und Baugeschichte Plüschows als auch „Historische Ansichten“ von Herrenhaus, Garten und Gutshof sowie von den Tapeten und klassizistischen Öfen.[3]

Weiterführende Literatur zu Plüschow unter Berücksichtigung spezifischer Fragestellungen findet sich bei: Edgar Jacobs: „Mecklenburgische Herrenhöfe“, Dissertation, Berlin 1937, und Torsten Pöschk: „‚Hier ist mein eigener Grund; der mir ist Angestorben ...‘: die Gestaltung barocker Gutshäuser, Höfe und Gärten des Adels in Mecklenburg-Schwerin im Kontext des innerstaatlichen Machtkonflikts im 18. Jh.“, Dissertation Humboldt-Universität, Berlin 2011.

  1. „Vorarbeiten, auf die sich die Arbeit stützen könnte, sind, abgesehen von den in den letzten Jahren erschienenen Einzeldarstellungen von Ludwigslust, Güstrow und Doberan (…), nicht vorhanden. Das tiefgründige Inventarisationswerk für Mecklenburg-Schwerin von Schlie enthält nur Angaben für die Renaissancebauten und zeigt mit wenigen Ausnahmen für die Zeit des Barocks, Rokokos, Zopfes und Empires kein Verständnis. Von dem gleichen Werk zu Mecklenburg-Strelitz ist erst der erste Band erschienen. Die Besitzer der Herrensitze vermögen über ihren Besitz so gut wie keine urkundlichen Angaben zu machen.“ (Brandt 1925, Vorwort).
  2. Vgl.: Brandt 1925, Vorwort, S. 30, Foto S. 94.
  3. Plüschow, https://www.plueschow.de/, (2023-11-21).