08. Innenräume im 18. Jahrhundert

Aus Herrenhäuser
< Emkendorf
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Bei der Hausübergabe 1786 von Graf Jean Henri Desmecières (1687–1778) an Graf Detlev von Reventlow (1712–1828) wurden die Räume in einem anlässlich erstellten Inventar folgendermaßen aufgelistet[1]:

„Im Erdgeschoss befanden sich die Hausdiele, ein Zimmer auf der linken Seite mit Wachstuchtapeten sowie eine Garderobe mit einem Bett (Schlafzimmer des Grafen).[2] Ebenfalls ein zusätzliches Schlafzimmer mit zwei Fenstern und blau-weißen ‚Zitzentapeten‘[3] (Salon des Grafen). Es folgte ein weiteres Kabinett mit grün-bunten Papiertapeten und einem Bett sowie ein Kabinett von „Masern-Holz“ mit einem Kamin (Seitenkabinett der Räume des Grafen). Ein Zimmer mit grünem Leinen, gemalten Tapeten, Schreibtischen und Landkarten an den Wänden (Kleines Kabinett am Ende der linken Seite derEnfilade). Ein Zimmer mit papiernen Tapeten, gemalten Wachstuchtapeten, einem eisernen Ofen mit Fayence-Aufsatz, einem großen Bild über dem Kamin und drei Fenstern (Ein Raum rechts neben dem Gartensaal). Ein großes Zimmer (Roter Salon) mit Parkettfußboden und roten Darmasttapeten, drei Fenstern mit roten Tafftgardinen, gemalten Türstücken, einem eisernen Ofen mit Porzellanvase auf Marmorsockel. Ein Kabinett von Nussbaumholz mit Parkettfußboden, gemalten Türstücken, einem eisernen Ofen mit Porzellanvase auf Marmorsockel und drei Fenstern (Salon der Gräfin). Ein Schlafzimmer mit roten Damasttapeten, gemaltem Türstück und zwei Fenstern (Schlafzimmer der Gräfin, rechte Seite im Erdgeschoss).

Eine Garderobe (Ankleidezimmer der Gräfin). Ein Speisegemach mit auf Leinen gemalten Tapeten, drei Fenstern und einer Schenke (Speisezimmer links des Gartensaal).“ Im Obergeschoss befanden sich laut der Inventarliste: „Der Vorsaal mit Spieltischen und Bibliothek. Ein Zimmer mit papiernen Tapeten und zwei Fenstern. Ein Schlafzimmer daran anschließend mit gemalter Leinentapete und zwei Fenstern. Ein Kabinett mit zwei Fenstern. Ein Kabinett nebenan (kleinere Räume links und rechts der Bibliothek und des Treppenhauses). Ein Festsaal mit Stuckdecke. Ein Kabinett nebenan, dieselben geblümten Tapeten und ein Fenster. Ein Zimmer mit gelbgeblümten Tapeten und zwei Fenstern. Ein Zimmer mit hautelishen Tapeten (Gobelins)und zwei Fenstern (Blauer Salon-Theaterzimmer).“[4] Die übrigen Zimmer fehlen in der Inventarliste.

Heute ist von der ursprünglichen Raumaufteilung nur noch der „Rote Salon“ aus der Erbauungszeit mit einer roten Damastbespannung und einem Ofen erhalten geblieben. Der „Blaue Salon“ wurde am Ende des 18. Jahrhunderts zum Raumtheater umgebaut, bleibt aber bis auf die Umformung einer Seite zur Bühne in seinen Raummaßen identisch zum darunterliegenden „Roten Salon“.

Die Räume im gesamten Haus wurden ab 1786 umgestaltet oder komplett umgebaut.[5] Der Bildbestand von Emkendorf ließ sich in zwei große Gruppen einteilen: Originale und Kopien. Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden 103 Gemälde und 13 Plastiken von dem Kunstmakler Johannes Noodt (1781–1851) in einem Katalog erfasst.[6]. Der Maler Nicola Passeri (1729–1799) aus Rom malte die meisten Kopien im Auftrag der Familie Reventlow um 1796. 1926 verließ bei erneutem Besitzerwechsel jedoch das bewegliche Inventar und damit die Mehrzahl der Bilder und Kunstgegenstände Emkendorf.

Seitenräume - Eingangsbereich - Erdgeschoss[7]

Die Seitenräume wurden links und rechts als barocke Enfilade (Zimmerreihung) angeordnet (Abbildungen 50, 51). Jeweils zur Gartenseite und zur Hofseite reihten sich Vorzimmer, Schlafzimmer und Kabinett im linken Flügel auf beiden Etagen aneinander. Das Erdgeschoss diente den Bewohner:innen als alltägliche Räume, wenn sie Emkendorf kurzfristig besuchten. Das Herrenhaus betrat man durch den Hauseingang und die Diele. Vier dorische Säulen im Raum und zwei wandgebundene Säulen bildeten das Entrée zum Gartensaal (Abbildungen 52, 53). Die dorischen Säulen wurden beim Umbau 1786 eingefügt. Zusammen mit einer zum Teil verschollenen Skulpturengruppe, bestehend aus einer Kopie von Amor und Psyche[8] und dem Apoll von Belvedere, bildeten sie für den Besuchenden ein stimmiges Ensemble. Sie wurden wie die meisten Kunstgegenstände von dem letzten Besitzerpaar im 18. Jahrhundert in Italien erworben und mitgebracht.[9]

Der Dichter Matthias Claudius (1740–1815) beschrieb bei einem seiner Besuche den ersten Eindruck beim Betreten des Hauses. Er und der Theologe Johann Caspar Lavater (1741–1801) besuchten Juliane Friederike von Reventlow (1762–1816). Der Autor Dierk Puls fasste diese Erzählungen und Briefe in seinem Buch „Besuch auf Emkendorf“[10] folgendermaßen zusammen: „Sie traten durch das Portal in die große, in strahlendem Weiß gehaltene Halle. Von der Wand eilte ihnen Julia Reventlow im Bilde nochmals entgegen, fast so, wie sie ihnen eben begegnet war. Betroffen von der lebenssprühenden Natürlichkeit und dem hohen künstlerischen Einfühlungsvermögen blieb Lavater davor stehen. ‚Ja, ein Meisterwerk, nicht wahr?‘ sagte der Wandsbeker Bote (gemeint ist Claudius). Angelika Kaufmann hat es gemalt, als die Reventlows in Italien waren. Und auch hier ein ‚Mitbringsel‘ der Italienreise.“ Damit wies der Dichter auf eine bewegte Marmorgruppe. Ein leichtfüßiger Amor neigte sich über den blendend weißen Marmorleib einer zierlichen Psyche. Als Pendant zu dieser Gruppe erhob sich am Fuße der breiten Treppe der berühmte ‚Apoll von Belvedere‘ in einer Marmorkopie, die vom Original kaum zu unterscheiden war. Marmorbüsten antiker Philosophen leuchteten aus den Mauernischen. ‚Kennst du das Haus? Auf den Säulen ein Dach. Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, und Marmorbilder stehn und sehen dich an…‘ rezitierte Matthias Claudius […]“

Die Privaträume der Grafen im Erdgeschoss befanden sich links des Eingangsbereiches. Das Deckenprogramm des Salons aus hochbarocker Zeit zeigt Apoll im Sonnenwagen und die Folge der zwölf Monate durch Tierkreiszeichen (Abbildung 54). Die vier Jahreszeiten sind als weibliche Allegorien in den Supraporten oberhalb der Türen dargestellt. Rechts des Entrées befanden sich die Schlafräume der Gräfin. Diese sind weder in ihrer originalen Abfolge aus der Erbauungszeit um 1730 noch im Zustand nach dem Umbau ab 1786 erhalten geblieben. Die Bibliothek aus dem Obergeschoss wurde 1910/11 durch den Architekten Ernst Prinz (1878–1974) in die beiden Räume integriert und eingerichtet.[11] (Abbildungen 55, 56, 57)

Roter Salon[12]

Der »Rote Salon« (Abbildung 58) diente als Wohn- und Gesellschaftsraum und wurde beim Umbau von 1790 nicht verändert. Die rote Seidendamastbespannung (Abbildung 59) und der Stuck sind noch aus der Zeit um 1730 erhalten. Es ist ein langgestreckter Dreifensterraum. An Nord- und Südwand lagen die Türen der Enfilade. Zwei gleichgroße Türen verminderten die Längsstreckung der Westwand und verschlossen mit ihren Doppelflügeln nur einen Wandschrank und toten Raum. Zwei Gemälde von Jacob Philipp Hackert (1737–1807), die italienische Landschaften zeigten, hingen in diesem Raum. An welcher Wand des Raumes ist jedoch unklar. [13] Die Titel der Gemälde waren „Die großen Cascatelle in Tivoli“ und „Eine italienische Landschaft bei Tivoli“. Sie befinden sich heute im Emkendorfer Zimmer auf Schloss Ahrensburg. Nur dieses Zimmer behielt den barocken Stil von 1730 bei. Die Gobelins mit Galanterieszenen aus der Zeit um 1740 stammten aus der Wiener Hofburg (Abbildungen 60, 61). Die französischen Möbel wurden in Boullemarketerie gefertigt und stammen ebenfalls aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Der Ton für die Kacheln des Fayenceofens (Abbildung 62) wurde aus einer Mergelgrube [14] in Emkendorf entnommen.[15] Er steht an der Südwand des Raumes. Die arabesken Malereien der Überglasur wurden hingegen nachträglich ab 1786 von Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) aufgemalt. Die vier Supraporten über den Türen zeigen den Zyklus der vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Alle sechs Bilder, die ursprünglich hingen, verband das Element Wasser.[16]

Gartensaal[17]

Der sich anschließende „Gartensaal“ (Abbildung 63) mit den drei großen Glasflügeltüren zum Park bildete den Hauptraum des Erdgeschosses. Er wurde ebenfalls im Zuge der Umformung ab 1786 neu umgestaltet und war der einzige Raum mit wirklicher architektonischer Gliederung. Sehr flache Pilaster tragen ein reich bemaltes Gebälk. Vom Eingangsportal durch die Diele gelangte man geradeaus über den Gartensaal direkt durch die großen Glasflügeltüren in den Park auf der Rückseite des Hauses. Nach der klassizistischen Überformung kamen Kopien von Gemälden verschiedener italienischer Meister hinzu. Alle wurden wandfest angebracht. Die Türen, der Fußboden und der Ofen stammten aus der Erbauerzeit ab 1730. Auch hier wurden die Kacheln des Ofens aus einer Mergelgrube in der Nähe Emkendorfs hergestellt. Die Wandgliederung war zurückhaltend und wurde Ende des 18. Jahrhunderts mit pompejanischem Dekor von Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) bemalt.[18] Zwei große Landschaftsbilder von Simon Denis (1755–1813) – links die Wasserfälle von Tivoli und rechts eine Stadt am Albaner See (Abbildung 64) – sowie eine Kopie der Aldobrandinischen Hochzeit[19], werden durch Julia und Fritz Reventlow von ihrer Italienreise mitgebracht. Vier Supraporten en grisaille zeigen antike Szenen.

Speisezimmer[20]

Das auf der linken Seite angrenzende kleine Speisezimmer (Abbildung 65) diente als täglicher Speiseraum. Säulen trennten den Anrichtebereich. Ebenfalls befand sich dort für die Bediensteten direkt an der Treppe ein Aufzug aus der Küche im Keller, der ab 1786 im Zuge der Umgestaltung eingebaut wurde. Eine Kopie von Angelika Kaufmanns (1741–1807) Darstellung von Friederike Juliane Gräfin von Reventlow (1762–1816) (Abbildung 66) hängt in diesem Zimmer. Eine weitere Kopie befindet sich im Schloss Ahrensburg. Das Original des Gemäldes befindet sich in der Klassizismus-Abteilung des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseeums Schloß Gottorf in Schleswig.[21]

Treppenhaus[22]

In die oberen Geschosse gelangte man auf der rechten Seite des Hauses über ein nach rechts gewundenes Treppenhaus (Abbildung 67) mit Holzgeländer in die oberen Etagen. Es wurde von Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) beim Umbau des Hauses mit Grotesken-Masken (Abbildung 68) bemalt. Jedes der 450 Gesichter wurde erhielt eine individuelle Gesichtsmimik. Das Geländer wurde in abgestuften Grautönen gestaltet. Schwere dunkle Eichenholzstufen führten den Besucher in das nächste Geschoss zu den Gesellschaftsräumen.

Das Obergeschoss diente der Repräsentation. Hier wurden Feste gefeiert, Gäste empfangen, Theater gespielt sowie Bücher gelesen und gespeist.

Christians- Zimmer[23]

Das große Speisezimmer, auch Christianzimmer genannt (Abbildung 69), zur Hofseite gelegen, zeigt sich heute noch im unrestaurierten Zustand. Die Vertäfelung wurde 1797 von Carl Gottlob Horn (1734–1807) geschaffen. Dieses etruskische Speisezimmer, Christianzimmer, wurde bei festlichen Angelegenheiten benutzt. Auch hier trennten Säulen den Anrichtebereich, wie beim kleinen Speisezimmer. Der ab 1786 eingebaute Speisenaufzug aus der Küche im Keller befand sich im Treppenhaus der Bediensteten. Das Christian-Zimmer wurde nach König Christian VII. von Dänemark und Norwegen benannt, der im 18. Jahrhundert das Schloss besuchen wollte, aber wohl nie kam. Dieser Raum befindet sich links neben dem Festsaal. Der pompejanische Dekor wurde ebenfalls von Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) bemalt: Vier Musen (Thalia, Euterpe, Erato und Polyhymnia) werden als pompejanische Schwebefiguren in den Panneaus (Wandfeldern) dargestellt (Abbildungen 70, 71, 72, 73) und die Supraporten zeigen Szenen von Herkules und Theseus.[24] Themen dieses Raumes sind neben dem Dionysosmythos die lyrische Poesie und die darstellenden Künste..[25] Der Saal ist in unrestauriertem Zustand belassen. [26]

Großer Festsaal[27]

Der Hauptraum des gesamten Hauses ist der „Große Festsaal“ (Abbildung 74). Der Festsaal, der den Mittelpunkt des Hauses bildete, wurde 1806 neu eingeweiht. Davor bestand er als barocker Saal. Er besaß eine Rokoko-Stuckgliederung an den Wänden. Zwei von der Wand hervortretende Kaminvorlagen betonten die Mitte der beiden Längswände des Raumes.Auch hier malte wieder bei der klassizistischen Überformung. Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) den reichen pompejanischen Dekor an Decken und Wänden (Abbildung 75, 76). Zwei Meter über der klassizistischen Decke des Saales befand sich die ursprüngliche barocke Stuckdecke (siehe Barocke Stuckdecke).[28] Das Dekorationssystem mit einbezogenen Kopien der klassischen italienischen Schule spiegelte die Emkendorfer Geisteswelt am Ende des 18. Jahrhunderts wider. Die Gemälde zeigten neben zeitgenössischen Werken auch Kopien nach Guido Reni (Abbildung 77), Raffael, Giulio Romano und Meistern der Borgheser Schule und wurden wandfest einbezogen. Diese Kopien wurden, während der Reisen von Juliane Gräfin von Reventlow (1763–1816), geb. Schimmelmann, und ihrem Mann Friedrich Graf Reventlow (1754–1828) in Italien in Auftrag gegeben und anschließend nach Emkendorf geliefert.

Die zum Park gerichtete Enfilade (Zimmerflucht) im Nordteil wurde 1806 vollendet.

Etruskisches Zimmer [29](Abbildung 78)

Neben dem Festsaal liegt das in rostbraun gehaltene „Etruskische Zimmer“ mit Motiven aus der griechischen Vasenmalerei in der Streifengliederung der Wandbespannung. Ein Terrakottaofen steht vor einer gemalten Nische und einer Kassettendecke mit pompejanischen Schwebefiguren. Zudem folgen kleine klassizistische Salons, darunter das von Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) ausgestaltete Vorhangzimmer mit auf Leinwandbespannung gemalter Wandgliederung im pompejanischen Stil.

Alte Bibliothek [30]

Die „Alte Bibliothek“ (Abbildung 79) befand sich bis 1910 vor dem großen Festsaal. Hier wurden im Zuge der Umformung Dekormalereien gemalt. Sechs doppelläufige Türen und raumbauende Elemente schließen die Durchgänge, zwei in die Wand integrierte Bücherschränke, einer davon mit Rankendekor bemalt. Die Malerei von Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840) ist en grisaille und altrosa gehalten. Die Bibliothek wurde jedoch aufgrund der vielen Buchexemplare ins Erdgeschoss auf die rechte Seite in das alte Kabinett der Gräfin verlegt. Dort befinden sich unter anderem Bücher aus der Bauzeit des Hauses aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zum größten Teil wurde die Bibliothek von Julia von Reventlow angelegt, in deren Freundeskreis sich viele Philosophen, Dichter, Wissenschaftler und französische Emigranten befanden.

Blauer Salon/Theater[31]

Der „Blaue Salon“ (Abbildung 80) besaß eine Decke mit einfachen Stuckgesimsen und Profilen. Sie wurde 1800 nur einmal leichtgetönt gestrichen.[32] Die Ausmalung ab 1786 gestaltete auch hier wieder Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840). Die Wandflächen wurden nach 1795 auf Leinwand sattblau gestrichen und leicht gefirnisst. Ob es davor eine blaue Wandbespannung gab, ist nicht bewiesen. Die vor 1747/48 im Salon vorhandene Dienertür (an der Festsaalwand) wurde 1748 zugemauert und durch die Bühnenöffnung in der Mitte der Wand ersetzt. An der Westwand, seiner Breitwand, hat er heute eine kleine Nische – überwiegend aus Sperrholz. Der alte Rahmen markierte einst die Bühnenöffnung. Der kleine Raum hinter der Öffnung diente als Bühnenraum / Spielfläche, für den 2,65 m (Bühnenbreite) zu 1,86 m Fläche plus 1,50 m zur Verfügung standen (Abbildung 81). Ein Auftreten wurde durch die Flügeltüren des großen Saals und die Tapetentür des Südzimmers ermöglicht.[33] (Abbildung 82) Die Theaterkulissen befinden sich heute in der Landesbibliothek Schleswig-Holstein. Es sind 20 Blendrahmen mit Leinwand bespannt (Abbildungen 83, 84). Diese lassen sich zu sieben Bühnenbildern zusammenstellen. Eine Kulissenbahn hatte die Maße 3,75 m zu 1,00 m. Die unteren, nicht bemalten Enden der Bahnen konnten in ein Podium mit Schlitzen gesteckt werden. Weitere Gegenstände, wie Vorhänge und weitere Ausstattungen des Theaters, wurden nicht gefunden.[34] Dieser Festraum wurde zusätzlich als Mehrzweckraum genutzt. Im Jahr 1748 besuchte König Friedrich V. von Dänemark (1723–1766), Konferenzrat Jean-Henri Desmecières auf Emkendorf. Dem König zu Ehren fand eine Theatervorstellung im Blauen Salon statt. Eine Schauspieltruppe der Comédie Française[35] führte das Lustspiel „Tartuffe“ von Molière (getauft 1622–1673) auf.

Abb. 50: Gut Emkendorf  - Enfilade Seitenräume Eingangsbereich Erdgeschoss. Foto: Dr. Ulrike Gawlik, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik
Abb. 51: Gut Emkendorf  - Enfilade Seitenräume Erste Etage.  Foto: Dr. Ulrike Gawlik, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik
Abb. 52: Gut Emkendorf  - Entree Erdgeschoss  Richtung Gartensaal Erdgeschoss.  Foto: Dr. Ulrike Gawlik, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik
Abb. 53: Gut Emkendorf  - Entree Erdgeschoss  Richtung Haustür.   Foto: Dr. Ulrike Gawlik, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Dr. Ulrike Gawlik
Abb. 54: Gut Emkendorf  - Grafenräume  Erdgeschoss Seitenräume.    Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 55: Gut Emkendorf  - Grafenräume  Erdgeschoss.   Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 56: Gut Emkendorf  - Grafenräume  Erdgeschoss.    Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 57: Gut Emkendorf  - Neue Bibliothek Erdgeschoss.   Umbau: 1910/1911, Foto: Gutsverwaltung Emkendorf, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO
Abb. 58: Gut Emkendorf – Roter Salon Erdgeschoss.   Datierung: 1730, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 59: Gut Emkendorf  - Roter Salon Seidendamastbespannung.   Datierung: 1730, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 60: Gut Emkendorf  - Roter Salon Gobelin Wiener Hofburg  Ausschnitt.    Datierung: 1740, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 61: Gut Emkendorf  - Roter Salon mit Gobelins der Wiener Hofburg.   Datierung: 1740, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 62: Gut Emkendorf  - Roter Salon Fayenceofen.   Datierung: Ende des 17. Jahrunderts, Malerei: um 1786, Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 63: Gut Emkendorf  - Gartensaal Erdgeschoss  Mitte.   Erbaut: 1730, Umgestaltung: ab 1786, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 64: Gut Emkendorf  – Gartensaal Gemälde Die Wasserfälle von Tivoli und Stadt in italienischer Landschaft.   Datierung: unbekannt, Künstler: Simon Denis (1755-1813), Foto: Gutsverwaltung Emkendorf, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO
Abb. 65: Gut Emkendorf - kleines Speisezimmer Erdgeschoss.   Datierung: 1730, Umgestaltung: ab 1786, Foto: Gutsverwaltung Emkendorf, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO
Abb. 66: Gut Emkendorf kleines Speisezimmer – Gemäldekopie. Datierung: 1784, Künstlerin: Angelica Kauffmann, Foto: C. Dannenberg, Bildrechte: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf
Abb. 67: Gut Emkendorf -Treppenhaus.   Datierung: 1730, Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 68: Treppenhaus -Groteskenbemalung.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 69: Gut Emkendorf Christianzimmer Erste Etage.   Erbaut: 1730, Umgestaltung: ab 1786, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 70: Gut Emkendorf Christianzimmer –  Wandbemalung Thalia.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 71: Gut Emkendorf Christianzimmer –  Wandbemalung Euterpe.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 72: Gut Emkendorf Christianzimmer –  Wandbemalung Erato.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 73: Gut Emkendorf Christianzimmer – Wandbemalung Polyhymnia.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 74: Gut Emkendorf Großer Festsaal Erste Etage Mitte.   Datierung: 1730, Umbau :ab 1780, Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 75: Gut Emkendorf Großer Festsaal – Deckenrosette.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 76: Gut Emkendorf Großer Festsaal – Wandmalerei.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 77: Gut Emkendorf Großer Festsaal – Gemäldekopie Heilige Michael besiegt den Satan.   Künstler: Guido Reni (1575-1642), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 78: Gut Emkendorf Etruskisches Zimmer Zimmerdecke Erste Etage.   Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 79: Gut Emkendorf Alte Bibliothek Erste Etage.   Datierung: 1730, Bemalung: ab 1786, Maler: Maler: Giuseppe Anselmo Luigi Pellicia (1775 bis nach 1840), Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 80: Gut Emkendorf Blauer Salon- Theaterraum Erste Etage.   Datierung: 1730, Umbau: 1748, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 81: Gut Emkendorf Blauer Salon- Bühne.   Datierung: 1730, Umbau: 1748, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 82: Gut Emkendorf Blauer Salon- Bühnenraum.   Datierung: 1730, Umbau: 1748, Foto: Julia Jauch, Bildrechte: Gutsverwaltung Emkendorf, HHZO, Julia Jauch
Abb. 83: Gut Emkendorf Blauer Salon- Theaterkulissen.   Datierung: 18. Jahrhundert, Bildrechte: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek - Landesgeschichtliche Sammlung
Abb. 84: Gut Emkendorf Blauer Salon- Theaterfigur Cupido.   Datierung: 18. Jahrhundert, Bildrechte: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek - Landesgeschichtliche Sammlung  
  1. Die Räume der Bewohner wurden in Klammern eingefügt.
  2. Vgl. Rumohr, 1986, S.125.
  3. Was eine Zitzentapete genau ist, konnte nicht ermittelt werden.
  4. Vgl. Rumohr, 1986, S.126.
  5. Vgl. Archiv Emkendorf S.7-8.
  6. Vgl. Noodt, 1829.
  7. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 65-72.
  8. Der Unterbau des Amor befindet sich auf dem Zwischenboden über dem Festsaal.
  9. Vgl.Archiv Emkendorf, 1995, S.4.
  10. Vgl. Puls, 1977, S.21-22.
  11. Archiv Emkendorf (Hrsg.).: Gut Emkendorf, Kiel, 1995, S. 11.
  12. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 72-73.
  13. Vgl. Mißfeldt,1956, S. 73.
  14. Eine Mergelgrube ist eine künstlich erstellte Vertiefung, die dazu diente, Mergel abzubauen. https://de.wikipedia.org/wiki/Mergelgrube (27.10.2023)
  15. Aus einer Zusammenfassung im Archiv Emkendorf, der letzten Gräfin Ella von Lüttwitz Heinrich.
  16. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 73.
  17. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 73.
  18. Vgl. Lohmeier/ Müller, 1984. S. 46-68.
  19. Vgl. Archiv Emkendorf, 1995, S. 11.
  20. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 74.
  21. Das Original des im Emkendorfer Schloss ausgestellten, 1783/84 in Rom entstandenen Auftragswerks von Angelika Kaufmann (1741-1807), befindet sich heute, zusammen mit Mobiliar der Ausstattung des Herrenhauses Emkendorf aus dem Besitz von Friedrich und Julia Reventlow, in der Klassizismus-Abteilung des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseeums Schloß Gottorf in Schleswig (s.a. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf / hrsg. von Herwig Guratzsch, Prestel-Museumsführer, 2001 - ISBN 3-7913-2555-8)
  22. Vgl. Mißfeldt, 1955, S. 125.
  23. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 84.
  24. Vgl. Lafrenz, 2023, S. 176.
  25. Vgl. Mißfeldt, 1955,S. 86.
  26. Vgl. Mißfeldt, 1955,S. 86.
  27. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 76-79.
  28. Vgl. Mißfeldt, 1955, S. 119-120.
  29. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 80.
  30. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 84.
  31. Vgl. Mißfeldt, 1956, S. 86.
  32. Vgl. Saeftel, 1978, S. 28.
  33. Vgl. Mißfeldt/ Frenzel, 1952, S. 17.
  34. Vgl. Mißfeldt, 1955, S. 119-120.
  35. Die Comédie Française: Eines von sechs Theatern in Frankreich, die den Status eines Nationaltheaters (Théâtre national) innehaben.