01. Einführung
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Anlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park im 18. Jahrhundert
- 10. Wirtschaftsanlagen
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Quellen- und Literaturverzeichnis
Die Möglichkeit, von Hamburg nach Plüschow ‚aufs Land‘ und in die ‚Sommerfrische‘ zu gehen, reizte den Hamburger Handelsherrn und Bankier Philipp Heinrich (II.) von Stenglin[1] (1718-1793). Im weiteren Umkreis seiner Heimatstadt ließ er für seine Familie und sich Herrenhaus (Abb. 1) und Gutsanlage Plüschow – nach wirtschaftlich rationalen Gesichtspunkten entworfen – neu bauen. Er kaufte dafür 1761 eine Herrschaft, die über Jahrhunderte im Besitz der mecklenburgischen Familie von Bülow war. Jedoch wandte er sich vom historischen Standort einer älteren Gutsanlage und einer noch älteren Burg ab, um auf einer Landzunge das neue Herrenhaus baulich mit Blick über einen See auszurichten. Dass diese unmittelbare Nähe zum Wasser auch landschaftlich reizvoll ist, war gerade im ausgehenden 18. Jahrhundert kein Geheimnis. Englische Gartenneuschöpfungen waren bekannt. Die landschaftliche Lage Plüschows am Mühlensee verweist zudem auf die geografisch-typologische Verwandtschaft Mecklenburgs mit Holstein (Abb. 2). Plüschow hat im 18. Jahrhundert mit Philipp Heinrich (II.) von Stenglin einen bürgerlichen, später geadelten Besitzer, der es sich leisten kann und will, einem Adligen gleich Besitz und Versorgungsproduktion auf dem Land aufzubauen und diese als Erboption (Fideikommiss) zu sichern. Der Lebens- und Wohnstandard seines bürgerlich-hanseatischen Umfeldes in Hamburg muss von Stenglin vertraut sein. Möglicherweise wählt er aus diesem Kreis einen Architekten für Plüschow. Durch historische Quellen kann jedoch nicht mehr nachgewiesen werden. Hamburg, aber auch das nahe Lübeck bildeten innerhalb eines weiten landschaftlichen Kreises urbane Schwerpunkte, die ausstrahlten.[2] Geografische Lage, Eckdaten historischer HintergrundDas heutige „Künstlerhaus Schloss Plüschow“[3] liegt in der Ortschaft Plüschow, einem Teil der Gemeinde Upahl. Upahl befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt Grevesmühlen im Landkreis Nordwestmecklenburg des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Auch die Hansestädte Wismar und Lübeck sind über kurze Wege zu erreichen. Die Ostseeküste Nordwestmecklenburgs liegt teilweise an der Lübecker Bucht, teilweise an der Wismarbucht und damit an der südwestlichsten Ausdehnung der Ostsee. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist Plüschow Teil des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, wobei die Hansestadt Wismar ab 1648 schwedisch wird. Hamburg und Lübeck sind freie Reichsstädte. Das im Westfälischen Frieden gebildete Fürstentum Ratzeburg tritt zum Herrschaftsbereich der Herzöge zu Mecklenburg hinzu. Die Zugehörigkeit Plüschows zum Herzogtum (ab 1701) bzw. Großherzogtum (ab 1815) Mecklenburg-Schwerin besteht bis zum Ende der Monarchie im Deutschen Kaiserreich 1918 (Ende des Ersten Weltkrieges). Heutige Flächennutzung des historischen GutsarealsDas Projekt „Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow“ wird durch die Gründung des Trägers „Förderkreis Schloss Plüschow e.V.“ 1990 initiiert.[4] Zum ehemaligen Herrenhaus zählen nur wenige Flurstücke. Die Grundstücksfläche des historischen Gutes ist 2023 in 19 Flurstücke unterteilt. Das Künstlerhaus definiert sich als Institution für moderne Künstlerförderung und will mit dieser Nutzung das Herrenhaus als Baudenkmal erhalten. Es gibt keine zugeordneten landwirtschaftlichen Nutzflächen.[5] Heutige UmgebungKünstlerhaus und Ortschaft Plüschow liegen als eine wenige Häuser umfassende Siedlung an einem im 19. Jahrhundert meliorierten See (Abb. 3-5). Die Siedlung grenzt an ein waldreiches Endmoränengebiet. Über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Lübeck-Bad Kleinen und eine nahe gelegene Zufahrt auf die Bundesautobahn A 20 ist sie überregional vernetzt. Das im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler gegründete Dorf Friedrichshagen liegt südlich von Plüschow, nur wenige Kilometer entfernt, jenseits der Bundeautobahn A 20. Im Dorf befinden sich die mittelalterliche, einschiffige backsteingotische Kirche (Abb. 6-7) und der barocke ehemalige Pfarrhof (Abb. 8-10) mit Pfarrhaus und Stall. An der Orgelempore der Kirche hängen die Wappentafeln des Joachim Otto von Bülow und der Familie von Stenglin, beide Besitzerfamilien Plüschows. Friedrichshagen ist ein wenige Höfe umfassendes Dorf, in dem auffallend viele Hallenhäuser aus Fachwerk, mit Backstein ausgefacht, erhalten sind. Neben diesen Hallenhäusern besteht ein Bauernhof, der (ebenso wie Kirche und Pfarrhof) unter Denkmalschutz steht.[6] Die Region Nordwestmecklenburgs und ihre Bauernhäuser finden bei Karl Baumgarten und Angelika Heim in „Landschaft und Bauernhaus in Mecklenburg“ 1991 textliche Erwähnung und fotografische Wiedergabe.[7] |
- ↑ Philipp Heinrich (II.) von Stenglin, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Philipp+Heinrich+%28II%29+Stenglin+&title=Special:MediaSearch&go=Go&type=image (15.11.2023). Die Familie Stenglin ist ein ursprünglich aus Süddeutschland stammendes Patriziergeschlecht. Im 16. Jahrhundert in den Reichsadel erhoben, kommt sie nach Norddeutschland und wird von hier aus zu einem mecklenburgischen und dänischen Adelsgeschlecht. Siehe: Liste deutscher Adelsgeschlechter/S, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Adelsgeschlechter/S (17.10.2023).
- ↑ Vgl.: Fischer 1993, S. 46.
- ↑ Kontakt: Förderkreis Schloss Plüschow e.V., Plüschow, Am Schlosspark 8, 23936 Upahl, Tel. 03841-6174-0, Fax 03841-617417, mail@plueschow.de. Mein ganz herzlicher persönlicher Dank gilt Miro Zahra und Udo Rathke.
- ↑ Siehe: Plüschow, https://www.plueschow.de/ (21.11.2023).
- ↑ Vgl.: Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Grevesmühlen, Datum: 21.10.2021, Name: AG88, Maßstab: 1:25.000, Blatt-Nr.: 1/1.
- ↑ Vgl.: Liste der Baudenkmale in Upahl, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl#Friedrichshagen (21.11.2023).
- ↑ Vgl.: Baumgarten/Heim 1991, S. 24-29, Fotos: z.B. S. 84.