Stargordt/06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „{{DISPLAYTITLE:{{SUBPAGENAME}}}} {{#subpages:{{BASEPAGENAME}}|pathstyle=subpagename}} <div class="content"> {| | Die Grafen von Borcke gehörten zu den alten Adelsgeschlechtern Pommerns. Über einen längeren Zeitraum vermutetet man die Anfänge der Familie im frühen Mittelalter, bis man 1745 eine Urkunde von 1186/87 fand, in der „Pribislaus, filius Borkonis“ (Pribislaus, der Sohn des Borko) aufgeführt wird.<ref>Vgl. Borcke, S. II. </ref>wikidata:…“) |
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Die Grafen von Borcke gehörten zu den alten Adelsgeschlechtern Pommerns. Über einen längeren Zeitraum vermutetet man die Anfänge der Familie im frühen Mittelalter, bis man 1745 eine Urkunde von 1186/87 fand, in der „Pribislaus, filius Borkonis“ (Pribislaus, der Sohn des Borko) aufgeführt wird.<ref>Vgl. Borcke, S. II. | Die Grafen von Borcke gehörten zu den alten Adelsgeschlechtern Pommerns. Über einen längeren Zeitraum vermutetet man die Anfänge der Familie im frühen Mittelalter, bis man 1745 eine Urkunde von 1186/87 fand, in der „Pribislaus, filius Borkonis“ (Pribislaus, der Sohn des Borko) aufgeführt wird.<ref>Vgl. Borcke, S. II. | ||
</ref>[[wikidata:Q12786211|Borko]] gilt seither als Ahnherr der Familie. Wahrscheinlich sind er und seine Söhne wendischer<ref>Westslavischer. | </ref> [[wikidata:Q12786211|Borko]] gilt seither als Ahnherr der Familie. Wahrscheinlich sind er und seine Söhne wendischer<ref>Westslavischer. | ||
</ref>Herkunft, die bereits damals im Dienst der pommerschen Herzöge standen. Eine fortlaufende Stammreihung der Familie beginnt erst 1251 mit Borko II., der als Zeuge in einer Urkunde [[wikidata:Q319705|Herzog Wartislaws III.]] genannt wird. Sein drittgeborener Sohn Nikolaus<ref>Wird 1283 zum ersten Mal erwähnt. | </ref> Herkunft, die bereits damals im Dienst der pommerschen Herzöge standen. Eine fortlaufende Stammreihung der Familie beginnt erst 1251 mit Borko II., der als Zeuge in einer Urkunde [[wikidata:Q319705|Herzog Wartislaws III.]] genannt wird. Sein drittgeborener Sohn Nikolaus<ref>Wird 1283 zum ersten Mal erwähnt. | ||
</ref>benutzt als erster den Namen seines Vaters als Familiennamen indem er sich 1297 als „N, Borko“ bezeichnet. | </ref> benutzt als erster den Namen seines Vaters als Familiennamen indem er sich 1297 als „N, Borko“ bezeichnet. | ||
Borko II. bekleidet zu dieser Zeit das Amt eines Burggrafs von [[wikidata:Q110011|Kolberg]] (Kolobrzeg), er nimmt seit 1251 an größeren Staatshandlungen teil. Erst nachdem 1255 Kolberg das Lübecker Stadtrecht verliehen wird und sein Amt als Kastellan überflüssig wird, gibt er sein Burgrafenamt auf. Borko II. und seine Söhne wanderten gen Süden, in den bisher noch wenig erschlossenen Teil Pommerns, der von den brandenburgischen Markgrafen zu erobert versucht wurden. Um sich dagegen zu wehren, versuchten die pommerschen Herzöge ihr Land durch Siedlung und Burgenbau zu verteidigen. Borko wurde für diese Maßnahme mit reichem Landbesitz und grundherrlichen Regeln ausgestattet und baute so für sich und seine Söhne Die [https://wiki.genealogy.net/Labes Burgen Labes]<ref>Ab 1271 nennt sich Borko „Herr zu Labes“. | Borko II. bekleidet zu dieser Zeit das Amt eines Burggrafs von [[wikidata:Q110011|Kolberg]] (Kolobrzeg), er nimmt seit 1251 an größeren Staatshandlungen teil. Erst nachdem 1255 Kolberg das Lübecker Stadtrecht verliehen wird und sein Amt als Kastellan überflüssig wird, gibt er sein Burgrafenamt auf. Borko II. und seine Söhne wanderten gen Süden, in den bisher noch wenig erschlossenen Teil Pommerns, der von den brandenburgischen Markgrafen zu erobert versucht wurden. Um sich dagegen zu wehren, versuchten die pommerschen Herzöge ihr Land durch Siedlung und Burgenbau zu verteidigen. Borko wurde für diese Maßnahme mit reichem Landbesitz und grundherrlichen Regeln ausgestattet und baute so für sich und seine Söhne Die [https://wiki.genealogy.net/Labes Burgen Labes]<ref>Ab 1271 nennt sich Borko „Herr zu Labes“. | ||
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1637 starb das pommersche Fürstenhaus aus<ref>Bogislaw XIV. starb kinderlos. | 1637 starb das pommersche Fürstenhaus aus<ref>Bogislaw XIV. starb kinderlos. | ||
</ref>. Im [[wikidata:Q150995|Westfälischen Frieden 1648]] sicherte sich Schweden, das bereits seit 1630 Pommern besetzt hielt, den Besitz „Schwedisch-Pommerns“ mit der Hauptstadt [[wikidata:Q393|Stettin]]. Die brandenburgischen Kurfürsten mussten sich mit Hinterpommern<ref>Ab 1701 „Preußisch-Pommern“. | </ref>. Im [[wikidata:Q150995|Westfälischen Frieden 1648]] sicherte sich Schweden, das bereits seit 1630 Pommern besetzt hielt, den Besitz „Schwedisch-Pommerns“ mit der Hauptstadt [[wikidata:Q393|Stettin]]. Die brandenburgischen Kurfürsten mussten sich mit Hinterpommern<ref>Ab 1701 „Preußisch-Pommern“. | ||
</ref>zufriedengeben. Die Borcke stellten sich schon bald unter den neuen Landesherren für die Armee und die Veraltung zur Verfügung und rückten so in leitende Stellungen. Einer von ihnen war Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke<ref>1688-1741. | </ref> zufriedengeben. Die Borcke stellten sich schon bald unter den neuen Landesherren für die Armee und die Veraltung zur Verfügung und rückten so in leitende Stellungen. Einer von ihnen war Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke<ref>1688-1741. | ||
</ref>, der von 1717 bis 1720 eines der prächtigsten Barockschlösser Hinterpommerns, Schloss Stargordt, erbauen ließ. | </ref>, der von 1717 bis 1720 eines der prächtigsten Barockschlösser Hinterpommerns, Schloss Stargordt, erbauen ließ. | ||
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Adrian Bernhard von Borcke (Abb. 5) wurde am 21. Juli 1668 in [[wikidata:Q79410490|Döberitz]] bei Regenwalde geboren. Sein Vater, [[wikidata:Q94817647|Andreas von Borcke]], kurfürstlich brandenburgischer Kornett, starb früh, 1675 mit nur 30 Jahren, als Adrian gerade einmal 7 Jahre alt war. Seine Mutter war [https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+schwerin&oc=0&p=benigna Benigna Maria von Wedel]>ref>Gest. 1690. | Adrian Bernhard von Borcke (Abb. 5) wurde am 21. Juli 1668 in [[wikidata:Q79410490|Döberitz]] bei Regenwalde geboren. Sein Vater, [[wikidata:Q94817647|Andreas von Borcke]], kurfürstlich brandenburgischer Kornett, starb früh, 1675 mit nur 30 Jahren, als Adrian gerade einmal 7 Jahre alt war. Seine Mutter war [https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+schwerin&oc=0&p=benigna Benigna Maria von Wedel]>ref>Gest. 1690. | ||
</ref> aus dem Hause Schwerin. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, jedoch weiß man, dass er von 1683 bis 1686 das Gymnasium in [[wikidata:Q848999|Neustettin]] besuchte.<ref>Vgl. Bülow, S. 156. | </ref> aus dem Hause Schwerin. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, jedoch weiß man, dass er von 1683 bis 1686 das Gymnasium in [[wikidata:Q848999|Neustettin]] besuchte.<ref>Vgl. Bülow, S. 156. | ||
</ref>Daraufhin studierte er für zwei Jahre an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt bevor er, zusammen mit seinem Freund [[wikidata:Q77424|Jakob Heinrich von Flemming]]<ref>1667-1728, ab 1700 Graf von Flemming, war einer der bedeutendsten Minister Augusts des Starken und sein Armeechef. Er prägte für fast zwanzig Jahre die sächsisch-polnische Politik. | </ref> Daraufhin studierte er für zwei Jahre an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt bevor er, zusammen mit seinem Freund [[wikidata:Q77424|Jakob Heinrich von Flemming]]<ref>1667-1728, ab 1700 Graf von Flemming, war einer der bedeutendsten Minister Augusts des Starken und sein Armeechef. Er prägte für fast zwanzig Jahre die sächsisch-polnische Politik. | ||
</ref>, an die Universität Leipzig wechselte. Zu dieser Zeit unternahm er eine zweijährige Kavaliersreise durch Italien und Frankreich, die sein künstlerisches Empfinden beeinflusst haben wird. Erst 1690, als seine Mutter starb, kehrte Adrian nach Hause zurück. Zu diesem Zeitpunkt wird er sich endgültig auch für die militärische Laufbahn entschieden haben, denn bereits 1689 war er in die brandenburg-preußische Armee eingetreten und durchlebte in verschiedenen Stellungen und Dienstgraden<ref>Bis hin zum Generalsrang. | </ref>, an die Universität Leipzig wechselte. Zu dieser Zeit unternahm er eine zweijährige Kavaliersreise durch Italien und Frankreich, die sein künstlerisches Empfinden beeinflusst haben wird. Erst 1690, als seine Mutter starb, kehrte Adrian nach Hause zurück. Zu diesem Zeitpunkt wird er sich endgültig auch für die militärische Laufbahn entschieden haben, denn bereits 1689 war er in die brandenburg-preußische Armee eingetreten und durchlebte in verschiedenen Stellungen und Dienstgraden<ref>Bis hin zum Generalsrang. | ||
</ref>die Kämpfe des [[wikidata:Q152218|Pfälzer Krieges (1688-1697]]), [[wikidata:Q150701|des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714)]] gegen Frankreich sowie des [[wikidata:Q166001|Nordischen Krieges (1700-1721)]] gegen Schweden. | </ref> die Kämpfe des [[wikidata:Q152218|Pfälzer Krieges (1688-1697]]), [[wikidata:Q150701|des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714)]] gegen Frankreich sowie des [[wikidata:Q166001|Nordischen Krieges (1700-1721)]] gegen Schweden. | ||
Im September 1699<ref>Im gleichen Jahr heiratete Adrian Bernhard von Borcke Antoinette Hedwig Freiin Hallard, genannt Elliot, die ihm mehrere Güter zubrachte und somit den Landbesitz vergrößerte. | Im September 1699<ref>Im gleichen Jahr heiratete Adrian Bernhard von Borcke Antoinette Hedwig Freiin Hallard, genannt Elliot, die ihm mehrere Güter zubrachte und somit den Landbesitz vergrößerte. | ||
</ref> erhielt er das Kommando über die preußische Garde und wohnte der Krönung des [[wikidata:Q151826|König Friedrich I]].<ref>1657-1713, aus dem Haus der Hohenzollern, war ab 1688 Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, ab 1701 König in Preußen. | </ref> erhielt er das Kommando über die preußische Garde und wohnte der Krönung des [[wikidata:Q151826|König Friedrich I]].<ref>1657-1713, aus dem Haus der Hohenzollern, war ab 1688 Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, ab 1701 König in Preußen. | ||
</ref>in Königsberg bei.<ref>Mit Friedrich Wilhelm I. war Graf Borcke bereits seit dessen Kronprinzenzeit befreundet und hatte das Kommandant Regiment Kronprinz seit 1704 inne. | </ref> in Königsberg bei.<ref>Mit Friedrich Wilhelm I. war Graf Borcke bereits seit dessen Kronprinzenzeit befreundet und hatte das Kommandant Regiment Kronprinz seit 1704 inne. | ||
</ref> Gleichfalls bewährte sich Adrian von Borcke auf dem Gebiet der Diplomatie und der Verwaltung. Als [[wikidata:Q105013|Friedrich Wilhelm I]].<ref>1688-1740, König in Preußen seit 1713. | </ref> Gleichfalls bewährte sich Adrian von Borcke auf dem Gebiet der Diplomatie und der Verwaltung. Als [[wikidata:Q105013|Friedrich Wilhelm I]].<ref>1688-1740, König in Preußen seit 1713. | ||
</ref>1713 den Thron bestieg, begab sich Borcke zur Huldigung des Monarchen nach Wusterhausen und erhielt das Regiment Nr. 22. sowie den späteren Posten des Gouverneurs von Stettin.<ref>Vgl. Bülow, S. 156-157. | </ref> 1713 den Thron bestieg, begab sich Borcke zur Huldigung des Monarchen nach Wusterhausen und erhielt das Regiment Nr. 22. sowie den späteren Posten des Gouverneurs von Stettin.<ref>Vgl. Bülow, S. 156-157. | ||
</ref>Das war nicht verwunderlich, denn seit den Nordischen Kriegen hatte sich Borcke an der Erneuerung und dem Ausbau der Stadt sehr verdient gemacht. Hierfür erhielt er vom König den Schwarzen Adlerorden. Für einige Zeit wurden sogar Stralsund und Rügen unter Borckes Führung den Schweden entrissen. Als Belohnung wurde Borcke, mittlerweile Generalleutnant, für zwei Jahre als preußischer Gesandter nach Wien entsandt. <ref>1719 war Borcke mit einer hochbrisanten Mission betraut worden. Ein politischer Abenteurer, „Klement“ alias Freiherr von Rosenau, hatte sich als Beauftragter des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) ausgegeben und in Berlin angebliche Geheimpläne des Wiener und Dresdner Hofes enthüllt, die auf einen Überfall Preußens, die Gefangennahme des Königs und Aufteilung der Monarchie hinausliefen. Borcke sollte als im Auftrag des Königs in geheimer Mission die Sache am Wiener Hof untersuchen. | </ref> Das war nicht verwunderlich, denn seit den Nordischen Kriegen hatte sich Borcke an der Erneuerung und dem Ausbau der Stadt sehr verdient gemacht. Hierfür erhielt er vom König den Schwarzen Adlerorden. Für einige Zeit wurden sogar Stralsund und Rügen unter Borckes Führung den Schweden entrissen. Als Belohnung wurde Borcke, mittlerweile Generalleutnant, für zwei Jahre als preußischer Gesandter nach Wien entsandt. <ref>1719 war Borcke mit einer hochbrisanten Mission betraut worden. Ein politischer Abenteurer, „Klement“ alias Freiherr von Rosenau, hatte sich als Beauftragter des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) ausgegeben und in Berlin angebliche Geheimpläne des Wiener und Dresdner Hofes enthüllt, die auf einen Überfall Preußens, die Gefangennahme des Königs und Aufteilung der Monarchie hinausliefen. Borcke sollte als im Auftrag des Königs in geheimer Mission die Sache am Wiener Hof untersuchen. | ||
</ref>Ab 1722 reformierte Borcke das Beamtentum in Pommern, richtete dort Stadtkämmereien ein und erhielt für diese gewissenhafte Tätigkeit die Berufung als Geheimer Staatsrat nach Berlin. Nun in unmittelbarer Nähe des Königs und seiner Familie, wurde Borcke nicht nur zu geheimen Staatsgeschäften sondern auch zu persönlichen Angelegenheiten herangezogen. Im Jahre 1728 ersetzte er Minister [[wikidata:Q215265|Heinrich Rüdiger von Ilgen]],<ref>1654-1728. | </ref> Ab 1722 reformierte Borcke das Beamtentum in Pommern, richtete dort Stadtkämmereien ein und erhielt für diese gewissenhafte Tätigkeit die Berufung als Geheimer Staatsrat nach Berlin. Nun in unmittelbarer Nähe des Königs und seiner Familie, wurde Borcke nicht nur zu geheimen Staatsgeschäften sondern auch zu persönlichen Angelegenheiten herangezogen. Im Jahre 1728 ersetzte er Minister [[wikidata:Q215265|Heinrich Rüdiger von Ilgen]],<ref>1654-1728. | ||
</ref>und wurde zum Staats- und Kabinettsminister mit der Zuständigkeit für die Auswärtigen Angelegenheiten. Auch als Feldherr schätzte Friedrich Wilhelm I. Adrian von Borcke, ernannte ihn 1732 zum General und schließlich 1738 zum Generalfeldmarschall. 1739 erlitt Borcke einen Schlaganfall<ref>Vgl. Pauli, S. 29. | </ref> und wurde zum Staats- und Kabinettsminister mit der Zuständigkeit für die Auswärtigen Angelegenheiten. Auch als Feldherr schätzte Friedrich Wilhelm I. Adrian von Borcke, ernannte ihn 1732 zum General und schließlich 1738 zum Generalfeldmarschall. 1739 erlitt Borcke einen Schlaganfall<ref>Vgl. Pauli, S. 29. | ||
</ref>, erholte sich aber soweit wieder dass er schon bald wieder Staatsgeschäfte aufnehmen konnte. | </ref>, erholte sich aber soweit wieder dass er schon bald wieder Staatsgeschäfte aufnehmen konnte. | ||
Im Mai 1740 starb König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn [[wikidata:Q33550|Friedrich II]].<ref>1712-1786. | Im Mai 1740 starb König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn [[wikidata:Q33550|Friedrich II]].<ref>1712-1786. | ||
</ref>, später bekannt als Friedrich der Große, folgte ihm auf den Thron. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Königs war die Erhebung Adrian Bernhard von Borcke in den Grafenstand. Die Gesundheit Borckes war aber unwiederbringlich geschädigt und so starb er am 25. Mai 1741. | </ref>, später bekannt als Friedrich der Große, folgte ihm auf den Thron. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Königs war die Erhebung Adrian Bernhard von Borcke in den Grafenstand. Die Gesundheit Borckes war aber unwiederbringlich geschädigt und so starb er am 25. Mai 1741. | ||
|[[Datei:Abb_4_HeinrichAdrian_LAGw_Rep_55_Kasten_32_Nr_055 - Kopie (2).jpg|mini|Abb. 5: Borcke]] | |||
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Version vom 23. Oktober 2024, 11:16 Uhr
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Die Grafen von Borcke gehörten zu den alten Adelsgeschlechtern Pommerns. Über einen längeren Zeitraum vermutetet man die Anfänge der Familie im frühen Mittelalter, bis man 1745 eine Urkunde von 1186/87 fand, in der „Pribislaus, filius Borkonis“ (Pribislaus, der Sohn des Borko) aufgeführt wird.[1] Borko gilt seither als Ahnherr der Familie. Wahrscheinlich sind er und seine Söhne wendischer[2] Herkunft, die bereits damals im Dienst der pommerschen Herzöge standen. Eine fortlaufende Stammreihung der Familie beginnt erst 1251 mit Borko II., der als Zeuge in einer Urkunde Herzog Wartislaws III. genannt wird. Sein drittgeborener Sohn Nikolaus[3] benutzt als erster den Namen seines Vaters als Familiennamen indem er sich 1297 als „N, Borko“ bezeichnet. Borko II. bekleidet zu dieser Zeit das Amt eines Burggrafs von Kolberg (Kolobrzeg), er nimmt seit 1251 an größeren Staatshandlungen teil. Erst nachdem 1255 Kolberg das Lübecker Stadtrecht verliehen wird und sein Amt als Kastellan überflüssig wird, gibt er sein Burgrafenamt auf. Borko II. und seine Söhne wanderten gen Süden, in den bisher noch wenig erschlossenen Teil Pommerns, der von den brandenburgischen Markgrafen zu erobert versucht wurden. Um sich dagegen zu wehren, versuchten die pommerschen Herzöge ihr Land durch Siedlung und Burgenbau zu verteidigen. Borko wurde für diese Maßnahme mit reichem Landbesitz und grundherrlichen Regeln ausgestattet und baute so für sich und seine Söhne Die Burgen Labes[4], Stramehl (Wulvesberg) sowie Regenwalde und siedelten dort Bauern an. Bald schon entwickelten sich die die Burgen umgebenden Dörfer zu regen Marktorten, die Stadtrechte erhielten.[5] Nachfolgende Generationen haben den Grundbesitz über dieses Gebiet hinaus stark erweitert. 1637 starb das pommersche Fürstenhaus aus[6]. Im Westfälischen Frieden 1648 sicherte sich Schweden, das bereits seit 1630 Pommern besetzt hielt, den Besitz „Schwedisch-Pommerns“ mit der Hauptstadt Stettin. Die brandenburgischen Kurfürsten mussten sich mit Hinterpommern[7] zufriedengeben. Die Borcke stellten sich schon bald unter den neuen Landesherren für die Armee und die Veraltung zur Verfügung und rückten so in leitende Stellungen. Einer von ihnen war Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke[8], der von 1717 bis 1720 eines der prächtigsten Barockschlösser Hinterpommerns, Schloss Stargordt, erbauen ließ. Adrian Bernhard Graf von BorckeAdrian Bernhard von Borcke (Abb. 5) wurde am 21. Juli 1668 in Döberitz bei Regenwalde geboren. Sein Vater, Andreas von Borcke, kurfürstlich brandenburgischer Kornett, starb früh, 1675 mit nur 30 Jahren, als Adrian gerade einmal 7 Jahre alt war. Seine Mutter war Benigna Maria von Wedel>ref>Gest. 1690. </ref> aus dem Hause Schwerin. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, jedoch weiß man, dass er von 1683 bis 1686 das Gymnasium in Neustettin besuchte.[9] Daraufhin studierte er für zwei Jahre an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt bevor er, zusammen mit seinem Freund Jakob Heinrich von Flemming[10], an die Universität Leipzig wechselte. Zu dieser Zeit unternahm er eine zweijährige Kavaliersreise durch Italien und Frankreich, die sein künstlerisches Empfinden beeinflusst haben wird. Erst 1690, als seine Mutter starb, kehrte Adrian nach Hause zurück. Zu diesem Zeitpunkt wird er sich endgültig auch für die militärische Laufbahn entschieden haben, denn bereits 1689 war er in die brandenburg-preußische Armee eingetreten und durchlebte in verschiedenen Stellungen und Dienstgraden[11] die Kämpfe des Pfälzer Krieges (1688-1697), des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) gegen Frankreich sowie des Nordischen Krieges (1700-1721) gegen Schweden. Im September 1699[12] erhielt er das Kommando über die preußische Garde und wohnte der Krönung des König Friedrich I.[13] in Königsberg bei.[14] Gleichfalls bewährte sich Adrian von Borcke auf dem Gebiet der Diplomatie und der Verwaltung. Als Friedrich Wilhelm I.[15] 1713 den Thron bestieg, begab sich Borcke zur Huldigung des Monarchen nach Wusterhausen und erhielt das Regiment Nr. 22. sowie den späteren Posten des Gouverneurs von Stettin.[16] Das war nicht verwunderlich, denn seit den Nordischen Kriegen hatte sich Borcke an der Erneuerung und dem Ausbau der Stadt sehr verdient gemacht. Hierfür erhielt er vom König den Schwarzen Adlerorden. Für einige Zeit wurden sogar Stralsund und Rügen unter Borckes Führung den Schweden entrissen. Als Belohnung wurde Borcke, mittlerweile Generalleutnant, für zwei Jahre als preußischer Gesandter nach Wien entsandt. [17] Ab 1722 reformierte Borcke das Beamtentum in Pommern, richtete dort Stadtkämmereien ein und erhielt für diese gewissenhafte Tätigkeit die Berufung als Geheimer Staatsrat nach Berlin. Nun in unmittelbarer Nähe des Königs und seiner Familie, wurde Borcke nicht nur zu geheimen Staatsgeschäften sondern auch zu persönlichen Angelegenheiten herangezogen. Im Jahre 1728 ersetzte er Minister Heinrich Rüdiger von Ilgen,[18] und wurde zum Staats- und Kabinettsminister mit der Zuständigkeit für die Auswärtigen Angelegenheiten. Auch als Feldherr schätzte Friedrich Wilhelm I. Adrian von Borcke, ernannte ihn 1732 zum General und schließlich 1738 zum Generalfeldmarschall. 1739 erlitt Borcke einen Schlaganfall[19], erholte sich aber soweit wieder dass er schon bald wieder Staatsgeschäfte aufnehmen konnte. Im Mai 1740 starb König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich II.[20], später bekannt als Friedrich der Große, folgte ihm auf den Thron. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Königs war die Erhebung Adrian Bernhard von Borcke in den Grafenstand. Die Gesundheit Borckes war aber unwiederbringlich geschädigt und so starb er am 25. Mai 1741. |
- ↑ Vgl. Borcke, S. II.
- ↑ Westslavischer.
- ↑ Wird 1283 zum ersten Mal erwähnt.
- ↑ Ab 1271 nennt sich Borko „Herr zu Labes“.
- ↑ Familienverband von Borcke e.V.
- ↑ Bogislaw XIV. starb kinderlos.
- ↑ Ab 1701 „Preußisch-Pommern“.
- ↑ 1688-1741.
- ↑ Vgl. Bülow, S. 156.
- ↑ 1667-1728, ab 1700 Graf von Flemming, war einer der bedeutendsten Minister Augusts des Starken und sein Armeechef. Er prägte für fast zwanzig Jahre die sächsisch-polnische Politik.
- ↑ Bis hin zum Generalsrang.
- ↑ Im gleichen Jahr heiratete Adrian Bernhard von Borcke Antoinette Hedwig Freiin Hallard, genannt Elliot, die ihm mehrere Güter zubrachte und somit den Landbesitz vergrößerte.
- ↑ 1657-1713, aus dem Haus der Hohenzollern, war ab 1688 Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, ab 1701 König in Preußen.
- ↑ Mit Friedrich Wilhelm I. war Graf Borcke bereits seit dessen Kronprinzenzeit befreundet und hatte das Kommandant Regiment Kronprinz seit 1704 inne.
- ↑ 1688-1740, König in Preußen seit 1713.
- ↑ Vgl. Bülow, S. 156-157.
- ↑ 1719 war Borcke mit einer hochbrisanten Mission betraut worden. Ein politischer Abenteurer, „Klement“ alias Freiherr von Rosenau, hatte sich als Beauftragter des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) ausgegeben und in Berlin angebliche Geheimpläne des Wiener und Dresdner Hofes enthüllt, die auf einen Überfall Preußens, die Gefangennahme des Königs und Aufteilung der Monarchie hinausliefen. Borcke sollte als im Auftrag des Königs in geheimer Mission die Sache am Wiener Hof untersuchen.
- ↑ 1654-1728.
- ↑ Vgl. Pauli, S. 29.
- ↑ 1712-1786.