03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Die Grafen von Borcke gehörten zu den alten Adelsgeschlechtern Pommerns (Abb. 9).[1] Über einen längeren Zeitraum vermutetet man die Anfänge der Familie im frühen Mittelalter, bis man 1745 eine Urkunde von 1186/1187 fand, in der „Pribislaus, filius Borkonis“ (Pribislaus, der Sohn des Borko) aufgeführt wird.[2] Borko gilt seither als Ahnherr der Familie. Wahrscheinlich sind er und seine Söhne wendischer Herkunft,[3] die bereits damals im Dienst der pommerschen Herzöge standen. Eine fortlaufende Stammreihung der Familie (Abb. 10) beginnt erst 1251 mit Borko II., der als Zeuge in einer Urkunde Herzog Wartislaws III. genannt wird. Sein drittgeborener Sohn Nikolaus[4] benutzt als erster den Namen seines Vaters als Familiennamen indem er sich 1297 als „N. Borko“ bezeichnete.[5] Borko II. bekleidet zu dieser Zeit das Amt eines Burggrafs von Kolberg (heute Kolobrzeg), er nimmt seit 1251 an größeren Staatshandlungen teil. Erst nachdem 1255 Kolberg das Stadtrecht verliehen wird und sein Amt als Kastellan überflüssig wird, gibt er sein Burgrafenamt auf.[6] Borko II. und seine Söhne wanderten gen Süden, in den bisher noch wenig erschlossenen Teil Pommerns, den die brandenburgischen Markgrafen unter ihre Herrschaft bringen wollten. Um sich dagegen zu wehren, versuchten die pommerschen Herzöge ihr Land durch Siedlung und Burgenbau zu verteidigen. Borko wurde für diese Maßnahme mit reichem Landbesitz und grundherrlichen Regeln ausgestattet und baute so für sich und seine Söhne die Burgen Labes,[7] Stramehl (Wulvesberg) sowie Regenwalde und siedelten dort Bauern an.[8] Bald schon entwickelten sich die die Burgen umgebenden Dörfer zu regen Marktorten, die in der Folge Stadtrechte erhielten.[9] Spätere Generationen haben den Grundbesitz über das Gebiet hinaus stark erweitert.[10] 1637 starb das pommersche Fürstenhaus aus.[11] Im Westfälischen Frieden 1648 sicherte sich Schweden, das Pommern bereits seit 1630 besetzt hielt, den Besitz „Schwedisch-Pommerns“ mit der Hauptstadt Stettin. Die brandenburgischen Kurfürsten mussten sich mit Hinterpommern[12] zufriedengeben (Abb. 3). Die Von Borcke stellten sich schon bald unter den neuen Landesherren für die Armee und die Verwaltung zur Verfügung und rückten so in leitende Stellungen auf.[13] Einer von ihnen war Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke (1668–1741) (Abb. 19) (vgl. 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert), der von 1717 bis 1720 eines der prächtigsten Barockgebäude Hinterpommerns in Stargordt erbauen ließ (vgl. 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur).
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