Stargordt/06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Grafen von Borcke gehörten zu den alten Adelsgeschlechtern Pommerns. Über einen längeren Zeitraum vermutetet man die Anfänge der Familie im frühen Mittelalter, bis man 1745 eine Urkunde von 1186/87 fand, in der „Pribislaus, filius Borkonis“ (Pribislaus, der Sohn des Borko) aufgeführt wird.<ref>Vgl. Borcke, S. II.
Der künftige Bauherr des neuen Herrenhauses in Stargordt, [https://www.wikidata.org/wiki/Q372632 Adrian Bernhard von Borcke] (1668–1741) (Abb. 19), wurde am 21. Juli 1668 in [https://www.wikidata.org/wiki/Q79410490 Döberitz] bei Regenwalde geboren. Sein Vater, [https://www.wikidata.org/wiki/Q94817647 Andreas von Borcke], kurfürstlich brandenburgischer Kornett, starb früh, 1675 mit nur 30 Jahren, als Adrian gerade einmal sieben Jahre alt war. Seine Mutter war [https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+schwerin&oc=0&p=benigna Benigna Maria von Wedel] (†1690) aus dem Hause Schwerin.<ref>Zum Lebenslauf von Borckes vgl. auch https://de.wikipedia.org/wiki/Adrian_Bernhard_von_Borcke (18.02.2025).</ref>
</ref>[[wikidata:Q12786211|Borko]] gilt seither als Ahnherr der Familie. Wahrscheinlich sind er und seine Söhne wendischer<ref>Westslavischer.
</ref>Herkunft, die bereits damals im Dienst der pommerschen Herzöge standen. Eine fortlaufende Stammreihung der Familie beginnt erst 1251 mit Borko II., der als Zeuge in einer Urkunde [[wikidata:Q319705|Herzog Wartislaws III.]] genannt wird. Sein drittgeborener Sohn Nikolaus<ref>Wird 1283 zum ersten Mal erwähnt.
</ref>benutzt als erster den Namen seines Vaters als Familiennamen indem er sich 1297 als „N, Borko“ bezeichnet.


Borko II. bekleidet zu dieser Zeit das Amt eines Burggrafs von [[wikidata:Q110011|Kolberg]] (Kolobrzeg), er nimmt seit 1251 an größeren Staatshandlungen teil. Erst nachdem 1255 Kolberg das Lübecker Stadtrecht verliehen wird und sein Amt als Kastellan überflüssig wird, gibt er sein Burgrafenamt auf. Borko II. und seine Söhne wanderten gen Süden, in den bisher noch wenig erschlossenen Teil Pommerns, der von den brandenburgischen Markgrafen zu erobert versucht wurden. Um sich dagegen zu wehren, versuchten die pommerschen Herzöge ihr Land durch Siedlung und Burgenbau zu verteidigen. Borko wurde für diese Maßnahme mit reichem Landbesitz und grundherrlichen Regeln ausgestattet und baute so für sich und seine Söhne Die [https://wiki.genealogy.net/Labes Burgen Labes]<ref>Ab 1271 nennt sich Borko „Herr zu Labes“.
Über die Kindheit Adrian Bernhards ist wenig bekannt, jedoch weiß man, dass er von 1683 bis 1686 das Gymnasium in [https://www.wikidata.org/wiki/Q848999 Neustettin] besuchte.<ref>Vgl. Bülow, S. 156.</ref> Daraufhin studierte er für zwei Jahre an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt bevor er, zusammen mit seinem Freund [https://www.wikidata.org/wiki/Q77424 Jakob Heinrich von Flemming] (1667–1728)<ref>Ab 1700 Graf von Flemming, war einer der bedeutendsten Minister Augusts des Starken und sein Armeechef. Er prägte für fast zwanzig Jahre die sächsisch-polnische Politik.</ref> an die Universität Leipzig wechselte. Zu dieser Zeit unternahm er eine zweijährige Kavaliersreise durch Italien und Frankreich, die sein künstlerisches Empfinden beeinflusst haben wird. Erst 1690, als seine Mutter starb, kehrte Adrian nach Hause zurück.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref>
</ref>, [[wikidata:Q2357555|Stramehl (Wulvesberg)]] sowie [https://wiki.genealogy.net/Kreis_Regenwalde Regenwalde] und siedelten dort Bauern an. Bald schon entwickelten sich die die Burgen umgebenden Dörfer zu regen Marktorten, die Stadtrechte erhielten.<ref>Familienverband von Borcke e.V.
</ref> Nachfolgende Generationen haben den Grundbesitz über dieses Gebiet hinaus stark erweitert.


1637 starb das pommersche Fürstenhaus aus<ref>Bogislaw XIV. starb kinderlos.
Zu diesem Zeitpunkt wird er sich endgültig auch für die militärische Laufbahn entschieden haben, denn bereits 1689 war er in die brandenburg-preußische Armee eingetreten und durchlebte in verschiedenen Stellungen und Dienstgraden<ref>Bis hin zum Generalsrang.</ref> die Kämpfe des [https://www.wikidata.org/wiki/Q152218 Pfälzer Krieges] (1688–1697), des [https://www.wikidata.org/wiki/Q150701 Spanischen Erbfolgekrieges] (1701–1714) gegen Frankreich sowie des [https://www.wikidata.org/wiki/Q166001 Großen Nordischen Krieges] (1700–1721) gegen Schweden.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref> Im September 1699<ref>Im gleichen Jahr heiratete Adrian Bernhard von Borcke Antoinette Hedwig Freiin Hallard, genannt Elliot, die ihm mehrere Güter zubrachte und somit den Landbesitz vergrößerte.</ref> erhielt er das Kommando über die preußische Garde und wohnte 1701 der Krönung [https://www.wikidata.org/wiki/Q151826 König Friedrichs I.]<ref>Aus dem Haus der Hohenzollern, war ab 1688 Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, ab 1701 König in Preußen.</ref> (1657–1713) als König in Preußen in Königsberg bei.<ref> Mit Friedrich Wilhelm I. war Graf von Borcke bereits seit dessen Kronprinzenzeit befreundet und hatte das Kommandant Regiment Kronprinz seit 1704 inne.</ref>
</ref>. Im [[wikidata:Q150995|Westfälischen Frieden 1648]] sicherte sich Schweden, das bereits seit 1630 Pommern besetzt hielt, den Besitz „Schwedisch-Pommerns“ mit der Hauptstadt [[wikidata:Q393|Stettin]]. Die brandenburgischen Kurfürsten mussten sich mit Hinterpommern<ref>Ab 1701 „Preußisch-Pommern“.
</ref>zufriedengeben. Die Borcke stellten sich schon bald unter den neuen Landesherren für die Armee und die Veraltung zur Verfügung und rückten so in leitende Stellungen. Einer von ihnen war Generalfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke<ref>1688-1741.
</ref>, der von 1717 bis 1720 eines der prächtigsten Barockschlösser Hinterpommerns, Schloss Stargordt, erbauen ließ.


====Adrian Bernhard Graf von Borcke====
Gleichfalls bewährte sich Adrian von Borcke auf dem Gebiet der Diplomatie und der Verwaltung. Als [https://www.wikidata.org/wiki/Q105013 Friedrich Wilhelm I.] (1688–1740) 1713 den Thron bestieg, begab sich Borcke zur Huldigung des Monarchen nach Wusterhausen und erhielt das Infanterie-Regiment Nr. 22. sowie den späteren Posten des Gouverneurs von Stettin.<ref>Vgl. Bülow, S. 156–157.</ref> Das war nicht verwunderlich, denn seit den Nordischen Kriegen hatte sich Borcke an der Erneuerung und dem Ausbau der Stadt sehr verdient gemacht. Hierfür erhielt er vom König den Schwarzen Adlerorden.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref> Für einige Zeit wurden sogar Stralsund und Rügen unter Borckes Führung den Schweden entrissen. Zur Belohnung wurde Borcke, mittlerweile Generalleutnant, für zwei Jahre als preußischer Gesandter nach Wien entsandt.<ref>1719 war Borcke mit einer hochbrisanten Mission betraut worden. Ein politischer Abenteurer, „Klement“ alias Freiherr von Rosenau, hatte sich als Beauftragter des Prinzen Eugen von Savoyen (1663–1736) ausgegeben und in Berlin angebliche Geheimpläne des Wiener und Dresdner Hofes enthüllt, die auf einen Überfall Preußens, die Gefangennahme des Königs und Aufteilung der Monarchie hinausliefen. Borcke sollte als im Auftrag des Königs in geheimer Mission die Sache am Wiener Hof untersuchen.</ref>


Adrian Bernhard von Borcke (Abb. 5) wurde am 21. Juli 1668 in [[wikidata:Q79410490|Döberitz]] bei Regenwalde geboren. Sein Vater, [[wikidata:Q94817647|Andreas von Borcke]], kurfürstlich brandenburgischer Kornett, starb früh, 1675 mit nur 30 Jahren, als Adrian gerade einmal 7 Jahre alt war. Seine Mutter war [https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+schwerin&oc=0&p=benigna Benigna Maria von Wedel]>ref>Gest. 1690.
In den Jahren von 1717 bis 1721 entstand der Neubau des Herrenhauses in Stagordt (Abb. 4).<ref>Vgl. Borcke 2013, S. IV. Bethe 1938, S. 137 gibt als Bauzeit 1717–1721 an.</ref> Ab 1722 reformierte Borcke das Beamtentum in Pommern, richtete dort Stadtkämmereien ein und erhielt für diese gewissenhafte Tätigkeit die Berufung als Geheimer Staatsrat nach Berlin.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref>
</ref> aus dem Hause Schwerin. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, jedoch weiß man, dass er von 1683 bis 1686 das Gymnasium in [[wikidata:Q848999|Neustettin]] besuchte.<ref>Vgl. Bülow, S. 156.
</ref>Daraufhin studierte er für zwei Jahre an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt bevor er, zusammen mit seinem Freund [[wikidata:Q77424|Jakob Heinrich von Flemming]]<ref>1667-1728, ab 1700 Graf von Flemming, war einer der bedeutendsten Minister Augusts des Starken und sein Armeechef. Er prägte für fast zwanzig Jahre die sächsisch-polnische Politik.
</ref>, an die Universität Leipzig wechselte. Zu dieser Zeit unternahm er eine zweijährige Kavaliersreise durch Italien und Frankreich, die sein künstlerisches Empfinden beeinflusst haben wird. Erst 1690, als seine Mutter starb, kehrte Adrian nach Hause zurück. Zu diesem Zeitpunkt wird er sich endgültig auch für die militärische Laufbahn entschieden haben, denn bereits 1689 war er in die brandenburg-preußische Armee eingetreten und durchlebte in verschiedenen Stellungen und Dienstgraden<ref>Bis hin zum Generalsrang.
</ref>die Kämpfe des [[wikidata:Q152218|Pfälzer Krieges (1688-1697]]), [[wikidata:Q150701|des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714)]] gegen Frankreich sowie des [[wikidata:Q166001|Nordischen Krieges (1700-1721)]] gegen Schweden.


Im September 1699<ref>Im gleichen Jahr heiratete Adrian Bernhard von Borcke Antoinette Hedwig Freiin Hallard, genannt Elliot, die ihm mehrere Güter zubrachte und somit den Landbesitz vergrößerte.
Nun in unmittelbarer Nähe des Königs und seiner Familie, wurde Borcke nicht nur zu geheimen Staatsgeschäften sondern auch zu persönlichen Angelegenheiten herangezogen. Im Jahre 1728 ersetzte er Minister [https://www.wikidata.org/wiki/Q215265 Heinrich Rüdiger von Ilgen] (1654–1728), und wurde zum Staats- und Kabinettsminister mit der Zuständigkeit für die Auswärtigen Angelegenheiten. Auch als Feldherr schätzte Friedrich Wilhelm I. Adrian von Borcke, ernannte ihn 1732 zum General und schließlich 1738 zum Generalfeldmarschall. 1739 erlitt Borcke einen Schlaganfall,<ref>Vgl. Pauli 1761, S. 29.</ref> erholte sich aber soweit wieder dass er schon bald wieder die Staatsgeschäfte aufnehmen konnte.
</ref> erhielt er das Kommando über die preußische Garde und wohnte der Krönung des [[wikidata:Q151826|König Friedrich I]].<ref>1657-1713, aus dem Haus der Hohenzollern, war ab 1688 Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, ab 1701 König in Preußen.
 
</ref>in Königsberg bei.<ref>Mit Friedrich Wilhelm I. war Graf Borcke bereits seit dessen Kronprinzenzeit befreundet und hatte das Kommandant Regiment Kronprinz seit 1704 inne.
Im Mai 1740 starb König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn [https://www.wikidata.org/wiki/Q33550 Friedrich II.] (1712–1786), später bekannt als Friedrich der Große, folgte ihm auf den Thron. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Königs war die Erhebung Adrian Bernhard von Borcke in den Grafenstand. Die Gesundheit Borckes war aber unwiederbringlich geschädigt und so starb er am 25. Mai 1741.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref>
</ref> Gleichfalls bewährte sich Adrian von Borcke auf dem Gebiet der Diplomatie und der Verwaltung. Als [[wikidata:Q105013|Friedrich Wilhelm I]].<ref>1688-1740, König in Preußen seit 1713.
 
</ref>1713 den Thron bestieg, begab sich Borcke zur Huldigung des Monarchen nach Wusterhausen und erhielt das Regiment Nr. 22. sowie den späteren Posten des Gouverneurs von Stettin.<ref>Vgl. Bülow, S. 156-157.
Stargordt ging an seinen Sohn Sohn, [[wikidata:Q1596513|Heinrich Adrian von Borcke]] (1715–1788) (Abb. 20) über, der das Herrenhaus um zwei Seitenflügel in Fachwerkbauweise erweiterte.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. V.</ref> In den Fußstapfen seines Vaters machte er zunächst im preußischen Militär und am Hof Karriere, bevor er wegen einer unbedachten Äußerung in der Tafelrunde 1764 von König Friedrich II. auf seine Güter nach Stargordt verbannt wurde.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref> Dort widmete sich Graf von Borcke der Förderung der Landwirtschaft (vgl. [https://wb.manorhouses.tibwiki.io/wiki/Stargordt/10._Wirtschaftsgebäude 10. Wirschaftsgebäude]) und legte den großen Garten und Park an (vgl. [https://wb.manorhouses.tibwiki.io/wiki/Stargordt/09._Garten_und_Park 09. Garten und Park]). Heinrich Adrian von Borcke starb 1788 auf Stargordt. Sein Sohn Friedrich Heinrich Christian (1744–1790) überlebte ihn nur um zwei Jahre und hinterließ lediglich eine Tochter, weshalb das ‚Ältere Haus Stargordt‘ im Mannesstamm erlosch.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. VII.</ref> Das Anwesen verblieb jedoch bis 1945 im Besitz der Familie von Borcke.<ref>Vgl. Borcke 2013, S. III.</ref>
</ref>Das war nicht verwunderlich, denn seit den Nordischen Kriegen hatte sich Borcke an der Erneuerung und dem Ausbau der Stadt sehr verdient gemacht. Hierfür erhielt er vom König den Schwarzen Adlerorden. Für einige Zeit wurden sogar Stralsund und Rügen unter Borckes Führung den Schweden entrissen. Als Belohnung wurde Borcke, mittlerweile Generalleutnant, für zwei Jahre als preußischer Gesandter nach Wien entsandt. <ref>1719 war Borcke mit einer hochbrisanten Mission betraut worden. Ein politischer Abenteurer, „Klement“ alias Freiherr von Rosenau, hatte sich als Beauftragter des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) ausgegeben und in Berlin angebliche Geheimpläne des Wiener und Dresdner Hofes enthüllt, die auf einen Überfall Preußens, die Gefangennahme des Königs und Aufteilung der Monarchie hinausliefen. Borcke sollte als im Auftrag des Königs in geheimer Mission die Sache am Wiener Hof untersuchen.
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</ref>Ab 1722 reformierte Borcke das Beamtentum in Pommern, richtete dort Stadtkämmereien ein und erhielt für diese gewissenhafte Tätigkeit die Berufung als Geheimer Staatsrat nach Berlin. Nun in unmittelbarer Nähe des Königs und seiner Familie, wurde Borcke nicht nur zu geheimen Staatsgeschäften sondern auch zu persönlichen Angelegenheiten herangezogen. Im Jahre 1728 ersetzte er Minister [[wikidata:Q215265|Heinrich Rüdiger von Ilgen]],<ref>1654-1728.
|[[Datei:Abb. 19 unbekannter Künstler, Portrait Graf Adrian Bernhard von Borcke.webp|mini|Abb. 19 unbekannter Künstler, Portrait Graf Adrian Bernhard von Borcke]][[Datei:Abb. 4 Alexander Duncker, Stargordt, Herrenhaus, Ansicht Hofseite, 1861.webp|mini|Abb. 4 Alexander Duncker, Stargordt, Herrenhaus, Ansicht Hofseite, 1861]][[Datei:Abb. 20 unbekannter Künstler, Portrait Graf Heinrich Adrian von Borcke.webp|mini|Abb. 20 unbekannter Künstler, Portrait Graf Heinrich Adrian von Borcke]][[Datei:Abb. 8 Stargordt, Lageplan "Grundriss des Hochgrätlichen v. Borcke Rittersitzes zu Stargordt", um 1770.webp|mini|Abb. 8 Stargordt, Lageplan "Grundriss des Hochgrätlichen v. Borcke Rittersitzes zu Stargordt", um 1770]]
</ref>und wurde zum Staats- und Kabinettsminister mit der Zuständigkeit für die Auswärtigen Angelegenheiten. Auch als Feldherr schätzte Friedrich Wilhelm I. Adrian von Borcke, ernannte ihn 1732 zum General und schließlich 1738 zum Generalfeldmarschall. 1739 erlitt Borcke einen Schlaganfall<ref>Vgl. Pauli, S. 29.
</ref>, erholte sich aber soweit wieder dass er schon bald wieder Staatsgeschäfte aufnehmen konnte.


Im Mai 1740 starb König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn [[wikidata:Q33550|Friedrich II]].<ref>1712-1786.
</ref>, später bekannt als Friedrich der Große, folgte ihm auf den Thron. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Königs war die Erhebung Adrian Bernhard von Borcke in den Grafenstand. Die Gesundheit Borckes war aber unwiederbringlich geschädigt und so starb er am 25. Mai 1741.
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Aktuelle Version vom 4. März 2025, 11:37 Uhr

Der künftige Bauherr des neuen Herrenhauses in Stargordt, Adrian Bernhard von Borcke (1668–1741) (Abb. 19), wurde am 21. Juli 1668 in Döberitz bei Regenwalde geboren. Sein Vater, Andreas von Borcke, kurfürstlich brandenburgischer Kornett, starb früh, 1675 mit nur 30 Jahren, als Adrian gerade einmal sieben Jahre alt war. Seine Mutter war Benigna Maria von Wedel (†1690) aus dem Hause Schwerin.[1]

Über die Kindheit Adrian Bernhards ist wenig bekannt, jedoch weiß man, dass er von 1683 bis 1686 das Gymnasium in Neustettin besuchte.[2] Daraufhin studierte er für zwei Jahre an der Brandenburgischen Universität in Frankfurt bevor er, zusammen mit seinem Freund Jakob Heinrich von Flemming (1667–1728)[3] an die Universität Leipzig wechselte. Zu dieser Zeit unternahm er eine zweijährige Kavaliersreise durch Italien und Frankreich, die sein künstlerisches Empfinden beeinflusst haben wird. Erst 1690, als seine Mutter starb, kehrte Adrian nach Hause zurück.[4]

Zu diesem Zeitpunkt wird er sich endgültig auch für die militärische Laufbahn entschieden haben, denn bereits 1689 war er in die brandenburg-preußische Armee eingetreten und durchlebte in verschiedenen Stellungen und Dienstgraden[5] die Kämpfe des Pfälzer Krieges (1688–1697), des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) gegen Frankreich sowie des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) gegen Schweden.[6] Im September 1699[7] erhielt er das Kommando über die preußische Garde und wohnte 1701 der Krönung König Friedrichs I.[8] (1657–1713) als König in Preußen in Königsberg bei.[9]

Gleichfalls bewährte sich Adrian von Borcke auf dem Gebiet der Diplomatie und der Verwaltung. Als Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) 1713 den Thron bestieg, begab sich Borcke zur Huldigung des Monarchen nach Wusterhausen und erhielt das Infanterie-Regiment Nr. 22. sowie den späteren Posten des Gouverneurs von Stettin.[10] Das war nicht verwunderlich, denn seit den Nordischen Kriegen hatte sich Borcke an der Erneuerung und dem Ausbau der Stadt sehr verdient gemacht. Hierfür erhielt er vom König den Schwarzen Adlerorden.[11] Für einige Zeit wurden sogar Stralsund und Rügen unter Borckes Führung den Schweden entrissen. Zur Belohnung wurde Borcke, mittlerweile Generalleutnant, für zwei Jahre als preußischer Gesandter nach Wien entsandt.[12]

In den Jahren von 1717 bis 1721 entstand der Neubau des Herrenhauses in Stagordt (Abb. 4).[13] Ab 1722 reformierte Borcke das Beamtentum in Pommern, richtete dort Stadtkämmereien ein und erhielt für diese gewissenhafte Tätigkeit die Berufung als Geheimer Staatsrat nach Berlin.[14]

Nun in unmittelbarer Nähe des Königs und seiner Familie, wurde Borcke nicht nur zu geheimen Staatsgeschäften sondern auch zu persönlichen Angelegenheiten herangezogen. Im Jahre 1728 ersetzte er Minister Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654–1728), und wurde zum Staats- und Kabinettsminister mit der Zuständigkeit für die Auswärtigen Angelegenheiten. Auch als Feldherr schätzte Friedrich Wilhelm I. Adrian von Borcke, ernannte ihn 1732 zum General und schließlich 1738 zum Generalfeldmarschall. 1739 erlitt Borcke einen Schlaganfall,[15] erholte sich aber soweit wieder dass er schon bald wieder die Staatsgeschäfte aufnehmen konnte.

Im Mai 1740 starb König Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn Friedrich II. (1712–1786), später bekannt als Friedrich der Große, folgte ihm auf den Thron. Eine der ersten Amtshandlungen des jungen Königs war die Erhebung Adrian Bernhard von Borcke in den Grafenstand. Die Gesundheit Borckes war aber unwiederbringlich geschädigt und so starb er am 25. Mai 1741.[16]

Stargordt ging an seinen Sohn Sohn, Heinrich Adrian von Borcke (1715–1788) (Abb. 20) über, der das Herrenhaus um zwei Seitenflügel in Fachwerkbauweise erweiterte.[17] In den Fußstapfen seines Vaters machte er zunächst im preußischen Militär und am Hof Karriere, bevor er wegen einer unbedachten Äußerung in der Tafelrunde 1764 von König Friedrich II. auf seine Güter nach Stargordt verbannt wurde.[18] Dort widmete sich Graf von Borcke der Förderung der Landwirtschaft (vgl. 10. Wirschaftsgebäude) und legte den großen Garten und Park an (vgl. 09. Garten und Park). Heinrich Adrian von Borcke starb 1788 auf Stargordt. Sein Sohn Friedrich Heinrich Christian (1744–1790) überlebte ihn nur um zwei Jahre und hinterließ lediglich eine Tochter, weshalb das ‚Ältere Haus Stargordt‘ im Mannesstamm erlosch.[19] Das Anwesen verblieb jedoch bis 1945 im Besitz der Familie von Borcke.[20]

  1. Zum Lebenslauf von Borckes vgl. auch https://de.wikipedia.org/wiki/Adrian_Bernhard_von_Borcke (18.02.2025).
  2. Vgl. Bülow, S. 156.
  3. Ab 1700 Graf von Flemming, war einer der bedeutendsten Minister Augusts des Starken und sein Armeechef. Er prägte für fast zwanzig Jahre die sächsisch-polnische Politik.
  4. Vgl. Borcke 2013, S. III.
  5. Bis hin zum Generalsrang.
  6. Vgl. Borcke 2013, S. III.
  7. Im gleichen Jahr heiratete Adrian Bernhard von Borcke Antoinette Hedwig Freiin Hallard, genannt Elliot, die ihm mehrere Güter zubrachte und somit den Landbesitz vergrößerte.
  8. Aus dem Haus der Hohenzollern, war ab 1688 Friedrich III, Kurfürst von Brandenburg, ab 1701 König in Preußen.
  9. Mit Friedrich Wilhelm I. war Graf von Borcke bereits seit dessen Kronprinzenzeit befreundet und hatte das Kommandant Regiment Kronprinz seit 1704 inne.
  10. Vgl. Bülow, S. 156–157.
  11. Vgl. Borcke 2013, S. III.
  12. 1719 war Borcke mit einer hochbrisanten Mission betraut worden. Ein politischer Abenteurer, „Klement“ alias Freiherr von Rosenau, hatte sich als Beauftragter des Prinzen Eugen von Savoyen (1663–1736) ausgegeben und in Berlin angebliche Geheimpläne des Wiener und Dresdner Hofes enthüllt, die auf einen Überfall Preußens, die Gefangennahme des Königs und Aufteilung der Monarchie hinausliefen. Borcke sollte als im Auftrag des Königs in geheimer Mission die Sache am Wiener Hof untersuchen.
  13. Vgl. Borcke 2013, S. IV. Bethe 1938, S. 137 gibt als Bauzeit 1717–1721 an.
  14. Vgl. Borcke 2013, S. III.
  15. Vgl. Pauli 1761, S. 29.
  16. Vgl. Borcke 2013, S. III.
  17. Vgl. Borcke 2013, S. V.
  18. Vgl. Borcke 2013, S. III.
  19. Vgl. Borcke 2013, S. VII.
  20. Vgl. Borcke 2013, S. III.
Abb. 19 unbekannter Künstler, Portrait Graf Adrian Bernhard von Borcke
Abb. 4 Alexander Duncker, Stargordt, Herrenhaus, Ansicht Hofseite, 1861
Abb. 20 unbekannter Künstler, Portrait Graf Heinrich Adrian von Borcke
Abb. 8 Stargordt, Lageplan "Grundriss des Hochgrätlichen v. Borcke Rittersitzes zu Stargordt", um 1770