12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 01. Einführung
- 02. Forschungsstand
- 03. Geschichte der Anlage vor dem 18. Jahrhundert
- 04. Überblick zur Gesamtanlage
- 05. Wirtschaftlicher Kontext
- 06. Besitzverhältnisse im 18. Jahrhundert
- 07. Herrenhaus: Baugeschichte und Architektur
- 08. Innenräume im 18. Jahrhundert
- 09. Garten und Park
- 10. Wirtschaftsgebäude
- 11. Kirche und Dorfstrukturen
- 12. Geschichte der Anlage nach dem 18. Jahrhundert
- 13. Geophysikalische Prospektion und digitale Dokumentation
- 14. Quellen- und Literaturverzeichnis
Der letzte Besitzer des Schlosses Stargordt und seiner Güter, Henning von Borcke, lebte mit seiner Frau Hanneliese bis 1945 auf dem Besitz. Dieser erinnert sich noch an die Zeiten seiner Großeltern, die auf Stargordt mehr residierten als wohnten. Er erwähnt die livrierte Dienerschaft, den Stall mit seinen Reit- und Fahrpferden, den Vollblütern in den Paddocks seitlich des Parks, der Meute englischer Jagdhunde für die herbstlichen Reitjagden. Sonntäglich anziehen mussten sich der kleine Henning und seine Geschwister, wenn es nach Stargordt ging, für sie an den „Hof“.[1] Als studierter Land- und Forstwirt wurde er neben seiner Tätigkeit auf Stargordt auch immer wieder zur Beratung von nachbarlichen Gütern hinzugezogen. In den 40er Jahren trat er dem Kreis der Regimegegner bei und verdankte es einem Zufall, dass er in den Tagen des Juli 1944 einer Verhaftung entging.[2] Laut Hubertus Neuschäffer befand sich unmittelbar vor Kriegsende im Schloss ein militärischer Stab, der sich auch noch dort befand, als die Russen anrückten. Die Familie rettete sich in einem Jagdwagen und zog mit einem Treck nach Westen.[3] Das Schloss wurde direkt beim Anrücken der Roten Armee in Brand gesteckt und der Seitenflügel aus dem 19. Jahrhundert gesprengt. Die Ruine (Abb. 50 – 55) ist heute gesichert, nachdem sie für einige Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben war. Erhalten geblieben sind Mauern der Frontfassade sowie Reste der Umfassungsmauern und der Innenwände. Hier und dort findet man Fliesen der Böden. Die östlichen Quergebäude sind bis heute erhalten und werden privat bewohnt. Der Park ist wie bereits erwähnt völlig verwildert, von seiner ehemaligen Gestalt fast nichts mehr zu erkennen. Die Schlossruine gehört heute der Gemeinde Resko (ehemals Regenwalde) und steht unter Aufsicht des Denkmalschutzamtes der Wojewodhschaft Westpommern. Im Jahr 1988 gab es seitens polnischer Kunsthistoriker und Architekten eine Untersuchung über den baulichen Zustand der Ruine.[4] Angeblich erwog das Landwirtschaftliche Kombinat Starogard 1980 einen Wiederaufbau des Hauptgebäudes, doch dafür konnte ich keine Quellen finden. Zudem zerschlugen sich diese Pläne spätestens seit der Wende 1989. In den 90er Jahren wurde der Wappenstein im Giebel der Hoffassade herausgenommen, restauriert und neu befestigt. Auf der Ostseite des Schlosses befindet sich bis heute der auf breit- und langgestreckter Fläche gelegene Gutshof, der von der Straße durch eine Mauer mit drei Zufahrten abgetrennt ist. Diese Gebäude sind in mehr oder weniger schlechten unrestaurierten Zustand und wurden bis vor kurzem von polnischen Firmen genutzt, die mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen handelt. Eine Besonderheit stellt hier eine der in Polen seltenen Rundscheunen dar. Ursprünglich gab es jenseits der Straße eine Spiritusbrennerei, in der einst die auf den riesigen Ackerflächen von Stargordt in großem Umfang angebauten Kartoffeln verarbeitet wurden.[5] |