Prebberede/02. Forschungsstand: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 13. Februar 2025, 14:30 Uhr

Das eventuell bis mindestens in die 1930er Jahre, vielleicht bis 1945 im Herrenhaus Prebberede (Abb. 1-3) aufbewahrte Gutsarchiv der gräflichen Familie von Bassewitz ging womöglich Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 vollständig verloren. Der entsprechende Aktenschrank war 1931 zum Kauf angeboten worden.[1] Adolf Graf von Bassewitz beschreibt noch in seinem 1906 erschienenen Artikel „Das Schloss zu Prebberede. Ein Landhaus aus alter Zeit“[2] den bedeutenden Umfang im Haus aufbewahrter Manuskripte, Akten und Bücher: „Das alte Familienarchiv sowie eine sehr stattliche Bibliothek weisen interessante Stücke auf, von denen eine Sammlung von über 400 Briefen Friedrichs des Großen [Friedrich II., ab 1772 König von Preußen] an [Michael Gabriel] Fredersdorf [1708-1758][3], sowie ein Brief Voltaires, in welchem er seinen Kammerherrnschlüssel und Orden dem grossen König wieder zurückschickt, in erster Reihe stehen.“[4] Im Prebbereder Archiv befanden sich 1906 ebenfalls Briefe vom Bauherrn des barocken Herrenhauses Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783).[5] Nach Aussagen des heutigen Besitzers von Prebberede sind weder ein Familienarchiv noch Reste einer Bibliothek und auch keine historischen Gutsrechnungsbücher oder Rechnungssammlungen erhalten.[6]

Noch 1937 konnte der Diplom-Ingenieur (vermutlich der Architektur) Edgar Jacobs (Abb. 23) während der Recherche für seine an der Technischen Hochschule Berlin verteidigte Dissertation „Mecklenburgische Herrenhöfe“[7] die Baupläne Prebberedes einsehen. Darüber hinausgehende Quellen sind aber bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden. So schreibt er: „Die alten Baupläne für Prebberede sind noch vorhanden, der Name des Baumeisters – vielleicht Sidor – ist nicht recht zu entziffern. Baurechnungen und Korrespondenz aus der Bauzeit (1774) fehlen.“[8]

Im Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) ist die Akte der „Direktorialvermessungs- und Bonitierungskommission“[9] aufbewahrt. Das älteste darin enthaltene Schriftstück ist auf das Jahr 1762 datiert. Zusätzlich sind zwei Karten[10] der Direktorialvermessung (beide 1763, Abb. 24-25) überkommen. Diese unterscheiden sich vorrangig in der zeichnerischen Ausschmückung des Plankopfes. Im Landeshauptarchiv befinden sich außerdem zwei Fotografien des Ateliers A. Mencke & Co., Hamburg, aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Abb. 26-27).[11] Sie zeigen Außenaufnahmen des barocken Herrenhauses. Zusätzlich weiterführende Quellen zu Prebberede im Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS), im Landeskirchlichen Archiv Schwerin (LKAS), im Stadtarchiv Rostock, im Stadtarchiv Schwerin, im Stadtarchiv Stralsund und im Stadtarchiv Wismar sind in einem ausführlichen Artikel unter dem Schlagwort „Bassewitz“ bei wikipedia aufgeführt.[12]

Unter dem Stichwort „Prebberede bei Laage“ lassen sich im Foto-Eschenburg-Archiv an der Universität Rostock[13] 34 Verzeichnungseinheiten bzw. historische Quellen finden. Dabei handelt es sich u.a. um 1939 aufgenommene Fotos des „Schlosses“ bzw. Herrenhauses Prebberede (Innen-und Außenraumaufnahmen), der gartenseitig gelegenen Allee, des Gutshofes, der Wirtschaftsbauten, der Siedlungshäuser des Ortes, einer barocken weiblichen Parkskulptur, eines monumentalen Grabkreuzes und des Sarkophags für Adolf Graf von Bassewitz.

Im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte-Bildarchiv Foto Marburg[14] befinden sich fünf Ansichten des barocken Herrenhauses[15] (Hoffassade, Gartenfassade und Seitenansicht nach Westen) aus Zeiten des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), drei Ansichten der im Jahr 1862 erbauten Grabkapelle[16] der Familie von Bassewitz im Park des Gutes sowie drei Außenansichten und vier Innenansichten der Kirche von Belitz (Mecklenburg, Deutschland)[17]. Auf deren Kirchhof existiert eine der Begräbnisstätten der Familie von Bassewitz.

Die heutige Besitzerfamilie Prebberedes hält wenige historische Fotos, Luftbildaufnahmen aus den 1990er Jahren und einzelne Zeitungsartikel in ihrer Hand und vermutet, dass die Geschichte Prebberedes, vielleicht auch seine Baugeschichte,[18] mit der Biografie Henning Friedrichs Graf von Bassewitz (1680-1749) verbunden sein könnte. Dieser besaß und pflegte eine enge Verbindung zum Hof des russischen Zaren Peter I. (1672-1725, Regierungszeit: 1682-1725) in Sankt Petersburg.[19] Um dem weiter nachzuspüren, sollte eine Quellenforschung in Archiven Schleswig-Holsteins angestrebt werden.[20]

Der 1906 in der Zeitschrift „Das deutsche Landhaus“ (Abb. 28) erschienene Artikel „Das Schloss zu Prebberede. Ein Landhaus aus alter Zeit“ von Adolf Graf von Bassewitz[21] enthält die einzige historische Beschreibung von Herrenhaus, Gutsanlage, Grabkapelle und Garten bzw. Park, die heute existiert. Er stellt damit eine historische Quelle von hoher Bedeutung für die Baugeschichte Prebberedes dar. Auf Seite 328 dieser Publikation wird ein vermuteter Entwurf für einen Neubau des Herrenhauses und eine Neugestaltung des Gartens (beide barock, Abb. 29) abgebildet.[22]

Ein 1971 von Ulrich Schoknecht[23] erschienener Artikel beschreibt jenseits der Baugeschichte einen bedeutenden jungbronzezeitlicher Hortfund von Prebberede und gibt ihn in Zeichnungen wieder.

2024 legt Andreas Parlow sein ausführliches Werk „Einige Nachrichten über die wendische und gräfliche Familie von Bassewitz und ihrer Güter“[24] vor, in dem er Prebberede neben 46 weiteren Gütern in Bassewitzschen Besitz beschreibt. Dabei arbeitet er historisch, weniger bau- oder architekturhistorisch, und wertet umfassend das zur Verfügung stehende schriftliche Quellenmaterial u.a. im Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) aus. Eine umfassende monografische Betrachtung Prebberedes steht bis heute aus.

Abb. 1 Herrenhaus Prebberede 1, Foto: Ulrike Gawlik 2022.
Abb. 2 Herrenhaus Prebberede 2, Foto: Ulrike Gawlik 2022.
  1. Parlow 2024, S. 365.
  2. Bassewitz 1906, S. 318-329.
  3. Veröffentlicht: Richter, Johannes (herausgegeben und erschlossen): Die Briefe Friedrichs des Grossen an seinen vormaligen Kammerdiener Fredersdorf. Mit zwei farbigen Abbildungen und fünf Brief-Faksimiles, Berlin Grunewald: Verlagsanstalt Hermann Klemm A.G. [Laut Deutscher Nationalbibliothek ist dieses Buch 1926 erschienen.]
  4. Bassewitz 1906, S. 323.
  5. Vgl.: Bassewitz 1906, S. 325.
  6. Vgl.: mündl. Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Mai 2022. Eine genauere Auskunft darüber könnten vielleicht heutige Familienmitglieder der Familie von Bassewitz geben, die nach Kanada migriert sind. Teile des Archivs könnte die Familie mitgenommen haben.
  7. Sternberg in Mecklenburg: Albert Rohloff.
  8. Vgl.: Jacobs 1937, S. 45.
  9. LHAS: 2.22-5 Direktorialvermessungs- und Bonitierungskommission Sign. 177.
  10. LHAS: 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung; 12.12-1_Prebberede Nr.Ib_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.
  11. LHAS 13.3-1 Mencke&Co._Prebberede Nr. 798; LHAS 13.3-1 Mencke&Co._Prebberede Nr. 799.
  12. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bassewitz (10.06.2024).
  13. Prebberede bei Laage, https://www.uniarchiv-rostock.findbuch.net/php/main.php?ar_id=3739#30382e30332e35 (09.01.2024).
  14. Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte-Bildarchiv Foto Marburg, https://www.uni-marburg.de/de/fotomarburg (08.01.2024).
  15. Herrenhaus Prebberede, Gartenfassade, https://www.bildindex.de/document/obj20390093?medium=fmb19303_30 Herrenhaus Prebberede, Gartenfassade, https://www.bildindex.de/document/obj20390093?medium=fmb19303_32 Herrenhaus Prebberede, Gartenfassade, Mittelrisalit, https://www.bildindex.de/document/obj20390093?medium=fmb19303_33 Herrenhaus Prebberede, Ansicht von Südwesten, https://www.bildindex.de/document/obj20390093?medium=fmb19361_35 Herrenhaus Prebberede, Hoffassade, https://www.bildindex.de/document/obj20390093?medium=fmb19361_37
  16. Grabkapelle, von Südwesten, https://www.bildindex.de/document/obj20390094?medium=fmb19303_36 Grabkapelle, Chor, https://www.bildindex.de/document/obj20390094?medium=fmb19303_39 Grabkapelle, von Nordwesten, https://www.bildindex.de/document/obj20390094?medium=fmb19361_39
  17. Dorfkirche Belitz, Chor, https://www.bildindex.de/document/obj20390091?medium=fmb19301_09 Dorfkirche Belitz, Innenraum nach Osten, https://www.bildindex.de/document/obj20390091?medium=fmb19301_13 Dorfkirche Belitz, Innenraum, Chor, https://www.bildindex.de/document/obj20390091?medium=fmb19301_17 Dorfkirche Belitz, Innenraum, Empore, Orgelprospekt, https://www.bildindex.de/document/obj20390091?medium=fmb19302_20 Dorfkirche Belitz, Innenraum, Epitaph, https://www.bildindex.de/document/obj20390092?medium=fmb19302_22 Dorfkirche Belitz, Eingang, https://www.bildindex.de/document/obj20390091?medium=fmb19361_29 Dorfkirche Belitz, von Nordwesten, Kirchhof, https://www.bildindex.de/document/obj20390091?medium=fmb19361_31
  18. Eine entsprechende Vermutung äußerte der heutige Besitzer des Anwesens Prebberede in einem Gespräch im Mai 2022.
  19. Neuschäffer 1999, Kapitel „Die russische Zeit (1719-1727)“, S. 109-141.
  20. Vgl.: mündliche Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Mai 2022.
  21. S. 318-329.
  22. Der Plan von Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“, in: Bassewitz 1906, S. 328.
  23. Schoknecht, Ulrich: „Ein jungbronzezeitlicher Hortfund von Prebberede, Kreis Teterow, mit einem Anhang über die Horte von Wendorf, Kreis Waren.“ in: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg, Jb. 1970, Schwerin 1971, S. 225-239.
  24. MFP-Verlag-Tellow.