Prebberede/04. Überblick zur Anlage: Unterschied zwischen den Versionen

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|Die Möglichkeit, von Hamburg nach Plüschow ‚aufs Land‘ und in die ‚Sommerfrische‘ zu gehen, reizte den Hamburger Handelsherrn und Bankier Philipp Heinrich (II.) von Stenglin<span style="color:#000000;"><ref name="ftn1"><span style="color:#000000;">Philipp Heinrich (II.) von Stenglin</span>, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Philipp+Heinrich+%28II%29+Stenglin+&title=Special:MediaSearch&go=Go&type=image, (15.11.2023). Die Familie Stenglin ist ein ursprünglich aus Süddeutschland stammendes Patriziergeschlecht. Im 16. Jahrhundert in den Reichsadel erhoben, kommt sie nach Norddeutschland und wird von hier aus zu einem mecklenburgischen und dänischen Adelsgeschlecht. Siehe: Liste deutscher Adelsgeschlechter/S, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Adelsgeschlechter/S, (17.10.2023).</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>(1718-1793)<span style="color:#000000;">. Im weiteren Umkreis seiner Heimatstadt ließ er für seine Familie und sich Herrenhaus (Abb.: 1)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">und Gutsanlage Plüschow – nach wirtschaftlich rationalen Gesichtspunkten entworfen – neu bauen. Er kaufte dafür 1761 eine Herrschaft, die über Jahrhunderte im Besitz der mecklenburgischen Familie von Bülow war. Jedoch wandte er sich vom historischen Standort einer älteren Gutsanlage und einer noch älteren Burg ab, um auf einer Landzunge das neue Herrenhaus baulich mit Blick über einen See auszurichten. Dass diese unmittelbare Nähe zum Wasser auch landschaftlich reizvoll ist, war gerade im ausgehenden 18. Jahrhundert kein Geheimnis. Englische Gartenneuschöpfungen waren bekannt. Die landschaftliche Lage Plüschows am Mühlensee verweist zudem auf die geografisch-typologische Verwandtschaft Mecklenburgs mit Holstein</span><span style="color:#00b050;"> </span><span style="color:#000000;">(Abb.: 2). </span>
|<span style="color:#000000;">Laut Direktorialvermessungskarte 1763</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn402"><span style="color:#000000;">„Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: 24-25) </span><span style="color:#000000;">war das Gut Prebberede als Doppelhof organisiert. Die meisten Gebäude, die diesen umschlossen, sind erneut im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn403"><span style="color:#000000;">„Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764), Bassewitz 1906, S. 328.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: 29) dargestellt. Mit Wahrscheinlichkeit wurde in eine bestehende Gutsanlage</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn404">Adolf Graf von <span style="color:#000000;">Bassewitz spricht 1906 von einem „Situationsplan“, S. 325.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> ab um 1770 ein neues </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">es Herrenhaus hineingebaut. Ein aufwendiger Gartenentwurf, ebenfalls von 1764, baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens (Direktorialvermessungskarte 1763) auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes.</span>Das barocke Herrenhaus Prebberede der Familie von Bassewitz liegt am südlichen Ende des Haupthofes der <span style="color:#000000;">axial ausgerichteten Gutsanlage</span>. <span style="color:#000000;">(Abb.: 8) </span>Zwei mächtige, mit Stroh gedeckte, aus Fachwerk und [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_8c34bd82 Backstein] errichtete Scheunen bzw. eventuell Ställe flankieren das Hauptgebäude. Eine der Scheunen trug noch 1938 das Baudatum 1732 und gehörte somit einer frühen Bauphase des Gutshofes Prebberede an.<ref name="ftn405"><span style="color:#000000;">Vgl.: </span><span style="color:#000000;">Panorama Gutshof Prebberede, Karl Eschenburg vermutlich 1920er Jahre, in privatem Besitz; Gräbke, Hans Arnold: „Studienfahrten des Vereins für Rostocker Altertümer, 24. September 1938, Herbstfahrt: Drei Kulturstätten des mecklenburgischen Barock und Rokoko, die Schlösser Diekhof, Zapkendorf und Prebberede“, Druck: Rostock, Carl Hinstorffs Hofbuchdruckerei, in: Universitätsbibliothek Rostock, Mk – 12075 (20), mit freundlichem Hinweis durch Alexander Schacht, v.s. Prebberede, s.p. Ein Vergleich des Fotos von 1938 mit den abgerissenen Scheunen von Prebberede mit z.B. der bestehenden Gutsanlage von Rixdorf in Schleswig-Holstein sollte angestrebt werden. Hier zeigen sich Ähnlichkeiten.</span></ref> Sie blieb erhalten, als das barocke Herrenhaus um 1770 errichtet wurde. Der weite, offene Hof wurde im 18. Jahrhundert nach Norden von zwei quer zu diesem und parallel zum Herrenhaus stehenden (vermutlich Marstall-) Gebäuden abgeschlossen.<ref name="ftn406">Vgl.: „<span style="color:#000000;">Der Plan von Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“, in: Bassewitz 1906, 328.</span></ref> Inschriften geben die <span style="color:#000000;">Jahresangaben zu Errichtung bzw. Umbau dieser Gebäude wieder: rechts vom Herrenhaus: 1768/1902, links vom Herrenhaus: 17[6]5/1900).</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn407">Vgl.: <span style="color:#000000;">Gespräch mit Alexander Schacht am 29.05.2024.</span><span style="color:#000000;"> Eine Änderung der Dachform vom Mansarddach zum Sattelflachdach erfolgte bei der Renovierung um 1900. </span><span style="color:#000000;">Ein Gespräch mit dem heutigen Besitzer des Anwesens Prebberede im Juni 2024 erbrachte folgende Überlegung: </span>Die (Mar-)Ställe könnten von Beginn an als Pferdeställe gebaut worden sein und vielleicht der Unterbringung von Zuchtstuten gedient haben. Dies wäre mehr als 20 Jahre vor dem Bau des Zuchtgestüts (Friedrich-Wilhelm-Gestüt) und des Landgestüts (Lindau) – heute Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse – durch den sächsischen Bauinspektor Ephraim Wolfgang Glasewald 1788-1791 von hoher Bedeutung. Vgl.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburgisches_Haupt-_und_Landgestüt_Neustadt/Dosse https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburgisches_Haupt-_und_Landgestüt_Neustadt/Dosse#Geschichte], (28.06.2024).</ref></span><span style="color:#000000;"> </span>


Plüschow hat im 18. Jahrhundert mit Philipp Heinrich (II.) von Stenglin einen bürgerlichen, später geadelten Besitzer, der es sich leisten kann und will, einem Adligen gleich Besitz und Versorgungsproduktion auf dem Land aufzubauen und diese als Erboption (Fideikommiss) zu sichern. Der Lebens- und Wohnstandard seines bürgerlich-hanseatischen Umfeldes in Hamburg muss von Stenglin vertraut sein. Möglicherweise wählt er aus diesem Kreis einen Architekten für Plüschow. Durch historische Quellen kann jedoch nicht mehr nachgewiesen werden. Hamburg, aber auch das nahe Lübeck bildeten innerhalb eines weiten landschaftlichen Kreises urbane Schwerpunkte, die ausstrahlten.<span style="color:#000000;"><ref name="ftn219"><span style="color:#000000;">Vgl.: Fischer 1993, S. 46.</span></ref></span>
Ein im September 2023 durch den Bauforscher und Archäologen Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck erstelltes dendrochronologisches Gutachten ergab, dass das <span style="color:#000000;">Holz (Kiefer) des Kernbaus des Herrenhauses (Abb.: 32) </span>Prebberede im Winter 1768/1769 geschlagen wurde. <ref name="ftn408">Vgl.: Im September 2023 durch Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin) erstelltes dendrochronologisches Gutachten.</ref> Das wohl ab um 1770 erbaute <span style="color:#000000;">Herrenhaus</span> <span style="color:#000000;">(Abb.: 1-3, 33-36)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span>ist ein zweigeschossiges, elfachsiges, im Erdgeschoss massiv errichtetes, im Obergeschoss außen gemauertes, innen aus Fachwerk konstruiertes barockes Gebäude. Es zeigt einen Putzsockel, eine Putz[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300002737 pilaster]gliederung in Wandfeldern von je zwei Achsen und ein hohes [https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300002155 Mansarddach] (Biber) mit steiler unterer Neigung und Stand[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300002232 gaube]n. Ein Geschoss[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300001788 gesims] hinterläuft die Pilaster. Die Mitte der vorderen (ehemals hofseitigen) und rückseitigen (Garten-) Fassaden sind durch identische dreiachsige, mit Dreiecks[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300417357 giebel]n bekrönte Mittel[https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_e3dd49ef risalit]e betont. Mittig liegen die Portale mit Freitreppen. Im (ehemals hofseitigen) Fassadengiebel wird da<span style="color:#000000;">s Allianzwappen (Abb.: 37) Bassewitz/Lützow</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn409"><span style="color:#000000;">Carl Friedrich</span><span style="color:#000000;">''' '''</span><span style="color:#000000;">Graf von Bassewitz (1720-1783) heiratete Maria Elisabeth von Lützow (1722-1794).</span></ref></span> präsentiert. Die <span style="color:#000000;">Pilasterkapitelle</span> <span style="color:#000000;">(Abb.: 38) </span>zeigen Köpfe und Kriegsembleme. Die Fenster sitzen in Sandsteinfassungen mit geradem Sturz und Schlussstein<span style="color:#000000;">.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn410">Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023.</ref></span><span style="color:#000000;"> Die in Prebberede während der 1990er Jahre beschäftigten Restauratoren äußerten die Vermutung, dass das Herrenhaus in der Bauzeit und bis in die frühen Jahre des 19. Jahrhunderts backsteinsichtig gewesen sein könnte (und danach für eine gewisse Zeit verputzt).</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn411">Mündliche Aussage <span style="color:#000000;">des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede</span>, Juni 2024.</ref></span><span style="color:#000000;"> Damit wird es auch auf dieser Ebene vergleichbarer mit den Herrenhäusern </span><span style="color:#0070c0;">Plüschow (</span><span style="color:#0070c0;">Link extern zu:</span><span style="color:#0070c0;"> Plüschow Abschnitt 7 Architektur)</span> <span style="color:#000000;">(Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, historisch Mecklenburg-Schwerin)</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="color:#000000;">und </span><span style="color:#0070c0;">Pronstorf (</span><span style="color:#0070c0;">Link extern zu:</span><span style="color:#0070c0;"> Pronstorf Abschnitt 7 Architektur)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">(Deutschland, Schleswig-Holstein, historisch Herzogtum Holstein).</span>
====Geografische Lage, Eckdaten historischer Hintergrund====
Das heutige „[https://www.plueschow.de/ Künstlerhaus Schloss Plüschow]<span style="color:#000000;"></span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn220"><span style="color:#000000;">Kontakt: </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Förderkreis Schloss Plüschow e.V.</span><span style="color:#000000;">, </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Plüschow, Am Schlosspark 8, 23936 Upahl,</span><span style="color:#000000;"> </span><span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">Tel. 03841-6174-0, Fax 03841-617417</span><span style="color:#000000;">, </span>[mailto:mail@plueschow.de mail@plueschow.de]<span style="background-color:#ffffff;color:#000000;">. Mein ganz herzlicher persönlicher Dank gilt Miro Zahra und Udo Rathke.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> liegt in der Ortschaft Plüschow, einem Teil der Gemeinde Upahl. Upahl befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt Grevesmühlen im Landkreis </span><span style="color:#000000;">Nordwestmecklenburg des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Auch die Hansestädte Wismar und Lübeck sind über kurze Wege zu erreichen. Die Ostseeküste Nordwestmecklenburgs liegt teilweise an der Lübecker Bucht, teilweise an der Wismarbucht und damit an der südwestlichsten Ausdehnung der Ostsee.</span>


Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist Plüschow Teil des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, wobei die Hansestadt Wismar ab 1648 schwedisch wird. Hamburg und Lübeck sind freie Reichsstädte. Das im Westfälischen Frieden gebildete Fürstentum Ratzeburg tritt zum Herrschaftsbereich der Herzöge zu Mecklenburg hinzu. Die Zugehörigkeit Plüschows zum Herzogtum (ab 1701) bzw. Großherzogtum (ab 1815) Mecklenburg-Schwerin besteht bis zum Ende der Monarchie im Deutschen Kaiserreich 1918 (Ende des Ersten Weltkrieges).
<span style="color:#000000;">Ein eventuell um 1764 gestalteter Barockgarten könnte sowohl nach Süden als auch nach Osten exponiert gelegen haben.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn412"><span style="color:#000000;">Vgl.: Krauß/Fischer, 2002, Bd. 2, S. 139.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> Der 1906 durch Adolf Graf von Bassewitz </span>{{anchor|Hlk170305007}} <span style="color:#000000;">veröffentlichte „(…) Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (Abb.: 29)</span><span style="color:#000000;">, datiert auf jenes Jahr 1764, gibt jedoch mit </span><span style="color:#000000;">höherer Wahrscheinlichkeit einen Entwurfsplan wieder.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn413"><span style="color:#000000;">Bassewitz 1906, S. 325.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>
====Heutige Flächennutzung des historischen Gutsareals====
 
Das Projekt „Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow“ wird durch die Gründung des Trägers „Förderkreis Schloss Plüschow e.V.“ 1990 initiiert.<span style="color:#000000;"><ref name="ftn221">Siehe: Plüschow, https://www.plueschow.de/<span style="color:#0000ff;">,</span><span style="color:#0000ff;"> </span><span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">(21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Zum ehemaligen Herrenhaus zählen nur wenige Flurstücke. Die Grundstücksfläche des historischen Gutes ist 2023 in 19 Flurstücke unterteilt. Das Künstlerhaus definiert sich als Institution für moderne Künstlerförderung und will mit dieser Nutzung das Herrenhaus als Baudenkmal erhalten. Es gibt keine zugeordneten landwirtschaftlichen Nutzflächen.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn222"><span style="color:#000000;">Vgl.: Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Grevesmühlen, Datum: 21.10.2021, Name: AG88, Maßstab: 1:25.000, Blatt-Nr.: 1/1.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>
<span style="color:#000000;">Die möglicherweise während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Teilen erneuerte Gutsanlage Prebberede ist mit der nach </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barocken]<span style="color:#000000;"> siedlungsplanerischen und wirtschaftlichen Überlegungen als Einheit geplanten Gutsanlage in </span><span style="color:#0070c0;">Plüschow (Verlinkung extern zu: Plüschow Abschnitt 10 Gutsanlage)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">(Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, historisch Mecklenburg-Schwerin)</span><span style="color:#000000;"> vergleichbar.</span><span style="color:#0070c0;"> </span><span style="color:#0d0d0d;">Beide Gutsanlagen sind als rechteckiger großer Hof mit angrenzenden Wirtschaftsbauten und dem repräsentativen Herrenhaus an einer der Stirnseiten ausgeführt (Abb.: 8, 39).</span><span style="color:#0070c0;"> </span>
====Heutige Umgebung====
 
Künstlerhaus und Ortschaft Plüschow liegen als eine wenige Häuser umfassende Siedlung an einem im 19. Jahrhundert meliorierten See (Abb: 3-5). Die Siedlung grenzt an ein waldreiches Endmoränengebiet. Über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Lübeck-Bad Kleinen und eine nahe gelegene Zufahrt auf die Bundesautobahn A 20 ist sie überregional vernetzt. Das im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler gegründete Dorf Friedrichshagen liegt südlich von Plüschow, nur wenige Kilometer entfernt, jenseits der Bundeautobahn A 20. Im Dorf befinden sich die mittelalterliche, einschiffige [https://hist-arch-vocab.org/bvha/index-de.html#c_8c34bd82 backstein]<span style="color:#000000;">gotische Kirche (Abb.: 6-7)</span><span style="color:#a6a6a6;"> </span><span style="color:#000000;">und der </span>[https://www.getty.edu/vow/AATFullDisplay?find=&logic=AND&note=&subjectid=300021147 barock]<span style="color:#000000;">e ehemalige Pfarrhof (Abb.: 8-10) mit Pfarrhaus und Stall. An der Orgelempore der Kirche hängen die Wappentafeln des Joachim Otto von Bülow und der Familie von Stenglin, beide Besitzerfamilien Plüschows. Friedrichshagen ist ein wenige Höfe umfassendes Dorf, in dem auffallend viele Hallenhäuser aus Fachwerk, mit Backstein ausgefacht, erhalten sind (Abb.: 11-13). Neben diesen Hallenhäusern besteht ein Bauernhof, der (ebenso wie Kirche und Pfarrhof) unter Denkmalschutz steht.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn223">Vgl.: Liste der Baudenkmale in Upahl, [https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Upahl#Friedrichshagen]<span style="color:#0000ff;">,</span><span style="color:#0000ff;"> </span><span style="color:#0000ff;"><span style="color:#000000;">(21.11.2023).</span></span></ref></span><span style="color:#000000;"> Die Region Nordwestmecklenburgs und ihre Bauernhäuser finden bei Karl Baumgarten und Angelika Heim in „Landschaft und Bauernhaus in Mecklenburg“ 1991 textliche Erwähnung und fotografische Wiedergabe.</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn224"><span style="color:#000000;">Vgl.: Baumgarten/Heim 1991, S. 24-29, Fotos: z.B. S. 84.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> </span>
<span style="color:#000000;">Eine Gutshoferweiterung Prebberedes nach Norden, ausgeführt vermutlich erst im 19. Jahrhundert, erfolgte im Hinblick auf einen Schwerpunkt in der Pferdezucht. </span><span style="color:#000000;">Die „</span><span style="color:#000000;">Historisch-Topografische Karte der Preußischen Landesaufnahme, M 1:25.000, Messtischblatt 2040 Laage, Reichsamt für Landesaufnahme, 1884, einzelne Nachträge 1932“</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn414">{{anchor|Hlk170474561 Kopie 1}} <span style="color:#000000;">Online einsehbar i</span><span style="color:#000000;">n: </span>https://www.geoportal-mv.de/portal/Geodatenviewer/GAIA-MVlight<span style="color:#000000;">, v.s.: Prebberede, (14.06.2024).</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: 40),</span> <span style="color:#000000;">zeigt neben den heute noch erhaltenen zwei (Mar-) Stall-Gebäuden vier weitere Gebäude sowie eine Reithalle. Im Anschluss an den barocken Gutshof bildeten die Ställe, die zusätzlichen Gebäude sowie die Reithalle einen eigenen Gebäudekomplex und einen zweiten Hofbereich. Auf einer Achse lag nun der Eingang der Reithalle der Front des Herrenhauses gegenüber (Abb.: 9).</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn415"><span style="color:#000000;">Foto: „Der Gutshof von Prebberede“, in: Bassewitz 1906, S. 325.</span></ref></span><span style="color:#00b050;"> </span>
 
<span style="color:#000000;">Durch die von </span><span style="color:#000000;">''geosphere austria''</span><span style="color:#000000;"> im Bereich des Gestütsplatzes (Nutzung als solcher mindestens während des 19. Jahrhundert) 2023 vorgenommene </span><span style="color:#000000;">Bodenradarmessung</span><span style="color:#000000;"><ref name="ftn416"><span style="color:#000000;">Prebberede_rad_interpretation.jpg, </span><span style="color:#000000;">''geosphere austria''</span><span style="color:#000000;"> 2024.</span></ref></span><span style="color:#000000;"> (Abb.: 30) kann ein nördlich des linken historischen Marstallgebäudes liegendes Mauerfragment nachgewiesen werden. Es verläuft rechtwinklig und weist auf eine ehemalige Gebäudekante hin. </span>
 
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Version vom 16. Dezember 2024, 14:32 Uhr

Laut Direktorialvermessungskarte 1763[1] (Abb.: 24-25) war das Gut Prebberede als Doppelhof organisiert. Die meisten Gebäude, die diesen umschlossen, sind erneut im „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764)[2] (Abb.: 29) dargestellt. Mit Wahrscheinlichkeit wurde in eine bestehende Gutsanlage[3] ab um 1770 ein neues barockes Herrenhaus hineingebaut. Ein aufwendiger Gartenentwurf, ebenfalls von 1764, baut auf der bestehenden Struktur eines regelmäßig in Kompartimente aufgeteilten Gartens (Direktorialvermessungskarte 1763) auf. Das elf Gebäude umfassende Dorf bzw. die Gutsarbeitersiedlung liegt entlang einer Straße östlich des Gutes.Das barocke Herrenhaus Prebberede der Familie von Bassewitz liegt am südlichen Ende des Haupthofes der axial ausgerichteten Gutsanlage. (Abb.: 8) Zwei mächtige, mit Stroh gedeckte, aus Fachwerk und Backstein errichtete Scheunen bzw. eventuell Ställe flankieren das Hauptgebäude. Eine der Scheunen trug noch 1938 das Baudatum 1732 und gehörte somit einer frühen Bauphase des Gutshofes Prebberede an.[4] Sie blieb erhalten, als das barocke Herrenhaus um 1770 errichtet wurde. Der weite, offene Hof wurde im 18. Jahrhundert nach Norden von zwei quer zu diesem und parallel zum Herrenhaus stehenden (vermutlich Marstall-) Gebäuden abgeschlossen.[5] Inschriften geben die Jahresangaben zu Errichtung bzw. Umbau dieser Gebäude wieder: rechts vom Herrenhaus: 1768/1902, links vom Herrenhaus: 17[6]5/1900).[6]

Ein im September 2023 durch den Bauforscher und Archäologen Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck erstelltes dendrochronologisches Gutachten ergab, dass das Holz (Kiefer) des Kernbaus des Herrenhauses (Abb.: 32) Prebberede im Winter 1768/1769 geschlagen wurde. [7] Das wohl ab um 1770 erbaute Herrenhaus (Abb.: 1-3, 33-36) ist ein zweigeschossiges, elfachsiges, im Erdgeschoss massiv errichtetes, im Obergeschoss außen gemauertes, innen aus Fachwerk konstruiertes barockes Gebäude. Es zeigt einen Putzsockel, eine Putzpilastergliederung in Wandfeldern von je zwei Achsen und ein hohes Mansarddach (Biber) mit steiler unterer Neigung und Standgauben. Ein Geschossgesims hinterläuft die Pilaster. Die Mitte der vorderen (ehemals hofseitigen) und rückseitigen (Garten-) Fassaden sind durch identische dreiachsige, mit Dreiecksgiebeln bekrönte Mittelrisalite betont. Mittig liegen die Portale mit Freitreppen. Im (ehemals hofseitigen) Fassadengiebel wird das Allianzwappen (Abb.: 37) Bassewitz/Lützow[8] präsentiert. Die Pilasterkapitelle (Abb.: 38) zeigen Köpfe und Kriegsembleme. Die Fenster sitzen in Sandsteinfassungen mit geradem Sturz und Schlussstein.[9] Die in Prebberede während der 1990er Jahre beschäftigten Restauratoren äußerten die Vermutung, dass das Herrenhaus in der Bauzeit und bis in die frühen Jahre des 19. Jahrhunderts backsteinsichtig gewesen sein könnte (und danach für eine gewisse Zeit verputzt).[10] Damit wird es auch auf dieser Ebene vergleichbarer mit den Herrenhäusern Plüschow (Link extern zu: Plüschow Abschnitt 7 Architektur) (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, historisch Mecklenburg-Schwerin) und Pronstorf (Link extern zu: Pronstorf Abschnitt 7 Architektur) (Deutschland, Schleswig-Holstein, historisch Herzogtum Holstein).

Ein eventuell um 1764 gestalteter Barockgarten könnte sowohl nach Süden als auch nach Osten exponiert gelegen haben.[11] Der 1906 durch Adolf Graf von Bassewitz Vorlage:Anchor veröffentlichte „(…) Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (Abb.: 29), datiert auf jenes Jahr 1764, gibt jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Entwurfsplan wieder.[12]

Die möglicherweise während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Teilen erneuerte Gutsanlage Prebberede ist mit der nach barocken siedlungsplanerischen und wirtschaftlichen Überlegungen als Einheit geplanten Gutsanlage in Plüschow (Verlinkung extern zu: Plüschow Abschnitt 10 Gutsanlage) (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, historisch Mecklenburg-Schwerin) vergleichbar. Beide Gutsanlagen sind als rechteckiger großer Hof mit angrenzenden Wirtschaftsbauten und dem repräsentativen Herrenhaus an einer der Stirnseiten ausgeführt (Abb.: 8, 39).

Eine Gutshoferweiterung Prebberedes nach Norden, ausgeführt vermutlich erst im 19. Jahrhundert, erfolgte im Hinblick auf einen Schwerpunkt in der Pferdezucht. Die „Historisch-Topografische Karte der Preußischen Landesaufnahme, M 1:25.000, Messtischblatt 2040 Laage, Reichsamt für Landesaufnahme, 1884, einzelne Nachträge 1932“[13] (Abb.: 40), zeigt neben den heute noch erhaltenen zwei (Mar-) Stall-Gebäuden vier weitere Gebäude sowie eine Reithalle. Im Anschluss an den barocken Gutshof bildeten die Ställe, die zusätzlichen Gebäude sowie die Reithalle einen eigenen Gebäudekomplex und einen zweiten Hofbereich. Auf einer Achse lag nun der Eingang der Reithalle der Front des Herrenhauses gegenüber (Abb.: 9).[14]

Durch die von geosphere austria im Bereich des Gestütsplatzes (Nutzung als solcher mindestens während des 19. Jahrhundert) 2023 vorgenommene Bodenradarmessung[15] (Abb.: 30) kann ein nördlich des linken historischen Marstallgebäudes liegendes Mauerfragment nachgewiesen werden. Es verläuft rechtwinklig und weist auf eine ehemalige Gebäudekante hin.

  1. „Plan des Adelichen Gutes Prebrede. Auf Verordnung Gemeinschaftl. Directorial Commission 1763, Copürt von A. Fischer, vermessen von Marot“, LHAS SN 12.12-1_Prebberede Nr.Ia_Kreis Güstrow_Direktorialvermessung.
  2. „Plan vom Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“ (1764), Bassewitz 1906, S. 328.
  3. Adolf Graf von Bassewitz spricht 1906 von einem „Situationsplan“, S. 325.
  4. Vgl.: Panorama Gutshof Prebberede, Karl Eschenburg vermutlich 1920er Jahre, in privatem Besitz; Gräbke, Hans Arnold: „Studienfahrten des Vereins für Rostocker Altertümer, 24. September 1938, Herbstfahrt: Drei Kulturstätten des mecklenburgischen Barock und Rokoko, die Schlösser Diekhof, Zapkendorf und Prebberede“, Druck: Rostock, Carl Hinstorffs Hofbuchdruckerei, in: Universitätsbibliothek Rostock, Mk – 12075 (20), mit freundlichem Hinweis durch Alexander Schacht, v.s. Prebberede, s.p. Ein Vergleich des Fotos von 1938 mit den abgerissenen Scheunen von Prebberede mit z.B. der bestehenden Gutsanlage von Rixdorf in Schleswig-Holstein sollte angestrebt werden. Hier zeigen sich Ähnlichkeiten.
  5. Vgl.: „Der Plan von Schlossgarten und -Hof zu Prebberede“, in: Bassewitz 1906, 328.
  6. Vgl.: Gespräch mit Alexander Schacht am 29.05.2024. Eine Änderung der Dachform vom Mansarddach zum Sattelflachdach erfolgte bei der Renovierung um 1900. Ein Gespräch mit dem heutigen Besitzer des Anwesens Prebberede im Juni 2024 erbrachte folgende Überlegung: Die (Mar-)Ställe könnten von Beginn an als Pferdeställe gebaut worden sein und vielleicht der Unterbringung von Zuchtstuten gedient haben. Dies wäre mehr als 20 Jahre vor dem Bau des Zuchtgestüts (Friedrich-Wilhelm-Gestüt) und des Landgestüts (Lindau) – heute Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse – durch den sächsischen Bauinspektor Ephraim Wolfgang Glasewald 1788-1791 von hoher Bedeutung. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburgisches_Haupt-_und_Landgestüt_Neustadt/Dosse#Geschichte, (28.06.2024).
  7. Vgl.: Im September 2023 durch Dr. Steffen-Tilo Schöfbeck (Bauforschung-Archäologie-Dendrochronologie Schwerin) erstelltes dendrochronologisches Gutachten.
  8. Carl Friedrich Graf von Bassewitz (1720-1783) heiratete Maria Elisabeth von Lützow (1722-1794).
  9. Vgl.: Denkmalbeschreibung Prebberede, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Landesdenkmalpflege, Dr. Ewa de Veer, 24.03.2023.
  10. Mündliche Aussage des heutigen Besitzers des Anwesens Prebberede, Juni 2024.
  11. Vgl.: Krauß/Fischer, 2002, Bd. 2, S. 139.
  12. Bassewitz 1906, S. 325.
  13. Vorlage:Anchor Online einsehbar in: https://www.geoportal-mv.de/portal/Geodatenviewer/GAIA-MVlight, v.s.: Prebberede, (14.06.2024).
  14. Foto: „Der Gutshof von Prebberede“, in: Bassewitz 1906, S. 325.
  15. Prebberede_rad_interpretation.jpg, geosphere austria 2024.